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Armageddon

Auch die Hoffnung stirbt irgendwann ... [Trailer online]
von

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Albtraumwelt

„Sakura“, murmelte Kakashi gedämpft.

„Er ist weg“, flüsterte sie apathisch. Vielleicht hätte sie weinen sollen, aber Tränen kamen keine. Die Hitze hatte ihre Augen ausgetrocknet, so fühlte sie sich jedenfalls.

„Sakura, wir sollten uns beeilen.“

„Womit?“ Sie sah ihn fragend an. Der Himmel hatte einen seltsamen Grünstich; die Minuten in vollkommenem Rot verwirrten nun ihre Sinne. Hatte Kakashi etwa vor, Sasuke hinterherzueilen?

Ein gutturaler, wütender Schrei hallte durch die Gassen der zerstörten Stadt. Sakura glaubte, Kureijis Stimme zu hören. Eine Kunoichi, die bei den Jägern war, landete auf der Spitze eines Felsens in der Nähe, von wo aus sie zu ihnen herabsah. Ihre Augen weiteten sich, als sie die Leichen inmitten des Blutmeeres sah. „Was hast du getan?“, keuchte sie und starrte Sakura hasserfüllt an. Sie zog zittrig ihr Schwert. Ihr Gesicht war eine rote Grimasse, die Haare verklebt von dem Chakraregen und die graue Kleidung dunkel und schwer und nass. Ihre Augen funkelten vor Wahnsinn, dem bodenloser Schrecken zugrunde lag.

„Nein!“ Sakura sprang auf. „Das war ich nicht!“ Ihre eigene Stimme klang kaum weniger hysterisch. Plötzlich erkannte sie, was Kakashi gemeint hatte. Der Regen hatte nicht nur das Chakra zurückgebracht. Er hatte die Ninjas wieder auf eine Stufe gestellt, und sie, Sakura, die gedroht hatte, Chaos in Neuanfang zu säen, vor den Leichen von Sasukes Bewachern, drückte ihr ein glühendes Brandzeichen auf die Stirn. Sie war gefährlich.

Die Kunoichi stieß einen langgezogenen, fast heulenden Schrei aus und stürzte sich auf sie.

„Bleib zurück.“ Kakashi streckte den Arm aus, wie einen Schranken, und formte schließlich Siegel. Gleißende Blitze zuckten aus seiner Handfläche.

„Misch dich nicht ein!“, kreischte die Kunoichi und versuchte, neben ihm vorbei nach Sakura zu stechen. Ein fataler Fehler. Kakashis Raikiri schlug eine tiefe Wunde in ihre Seite und ließ sie unter kaum noch menschlichen Schmerzenslauten zusammenbrechen. Er hatte sie nicht getötet, aber sie war kampfunfähig.

Kakashi packte Sakuras Handgelenk. „Du musst fliehen. Ich weiß, dass Hotaru dich hasst, und in diesem Chaos findet er sicher einen Weg, dich zu töten.“

Sakura schüttelte stumm den Kopf. Wo sollte sie denn hin? „Nicht ohne dich“, flüsterte sie. „Lass wenigstens du mich nicht allein. Ich habe alle anderen verloren.“

„Ich komme nach“, sagte er, aber es klang zu schnell dahingesagt. Kureijis Schreie wurden lauter, er dirigierte andere in ihre Richtung. „Ich halte sie auf. Lauf! Du kannst es jetzt schaffen.“

„Wieso?“, schrie Sakura aufgelöst. „Wieso kannst du nicht mit mir kommen? Was schuldest du diesen Leuten?“

„Ich habe mich für euch verbürgt“, sagte er und lächelte, selbst in dieser Situation lächelte er. „Ich werde für alles gerade stehen, was sie glauben, euch anhängen zu müssen. Ich weiß, wie Hotaru tickt. Keine Sorge, ich kann ihn sicher überzeugen, euch zu vergeben. Wenn ich mit dir fliehe, wird er uns jagen, da bin ich mir sicher. Er ist verbohrt genug, seine Stadt rächen zu wollen.“

Sakura sah sich um und erkannte, was er meinte. Neuanfang gab es kaum noch. Aus den Türritzen der Häuser quoll rotes Regenwasser, viele Dächer waren fortgerissen worden, einige Bauten komplett eingestürzt. Auch das provisorische Gefängnis war darunter; der gefangene Ninja war entweder begraben worden oder geflohen.

Dennoch schüttelte sie den Kopf, deutete auf die gefällte Kunoichi, die sich stöhnend krümmte. „Du hast sie verletzt.“

„Sie war wahnsinnig“, sagte er. „Sakura, vertrau mir. Hotaru braucht mich, wenn er diese Stadt je wiederaufbauen will. Er wird mir nichts tun, und ich werde es zu meinen Bedingungen machen, dass er euch in Ruhe lässt.“ Euch. Er half zu ihr und Sasuke, um ihretwillen. Sakura schluckte hart. Vertrau mir. Er war der einzige, dem sie vertrauen konnte. „Wenn sie dir etwas antun wollen“, brachte sie mit zittriger Stimme hervor, „dann warte die Bestrafung nicht ab. Töte sie alle und komm nach.“ Sie war erstaunt, wie leicht ihr diese Worte fielen.

Er gab keine direkte Antwort. „Wir werden uns wiedersehen, das verspreche ich“, sagte er und schloss sie ein letztes Mal in die Arme, ihren ausgehungerten, blutrot verschmierten Körper, fuhr mit den Fingern durch ihr verfilztes Haar, presste sein Gesicht in die Strähnen. „Bald.“

Kureiji tauchte hinter den Ruinen der Häuser auf und ihm folgte ein wütender Mob aus roten Gestalten mit erhobenen Waffen.

„Jetzt, Sakura“, sagte Kakashi drängend, als sie keine Anstalten machte, sich von ihm zu lösen. Sakuras Blick flackerte in die Richtung der Ninjas, dann, ehe sie wusste, was sie tat, ergriff sie Kakashis Gesicht, zog seinen Kopf herab und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. Dann lief sie, hielt seine Hand, seine Finger noch so lange fest, wie es ging. Mit einem kraftvollen Sprung setzte sie über die Stacheldrahtmauer der Stadt hinweg, ließ Geschrei und Wut und Blut und den Neuanfang hinter sich. Mit Hoffnung und Reichtum und Sasuke an ihrer Seite hatte sie die Stadt erreicht. Zerschlagen, besitzlos und allein verließ sie sie wieder.

Es war es nicht wert gewesen.
 

Auch das endlose Grasmeer hatte der rote Regen niedergedrückt und blutige Bäche durchzogen das Feld der platten Halme. Sakura rannte ohne innezuhalten darüber, zog sich Kakashis Hemd im Laufen an. Ihre nackten Füße glitten mehrmals auf dem glitschigen Boden aus, doch selbst ihre Stürze verwandelte sie in Schwung, rollte sich ab und sprang wieder auf. Das Grasfeld endete so viel schneller, als sie es in Erinnerung hatte. Im Wald kam sie noch rascher voran, sie sprang von Ast zu Ast, fühlte immer noch die unbeschreibliche Energie ihres voll aufgefüllten Chakras in sich. Jeder Sprung prellte hart durch ihre Fersen. Schließlich musste sie landen und ihre Füße behandeln; sie hatte Blasen bekommen, die teilweise aufgeplatzt waren, und die rissige Rinde der Bäume hatte ihre Haut aufgerissen. Das Chakra, das sie für die Heilung verbrauchte, war schnell wieder regeneriert, als sie durch eine kniehohe Regenpfütze watete; selbst in diesem Wald war nicht weniger Regen gefallen als auf freiem Feld, er war durch die Blätter genauso gesickert wie durch ihren Regenschirm und noch weigerte sich der Boden, das rote Wasser aufzunehmen.

Innerhalb weniger Minuten legte sie die Strecke zurück, für die sie und Sasuke Stunden gebraucht hatte. Sie war nicht so töricht anzunehmen, dass sie ihn einholen konnte.

Aber immerhin wusste sie mit vollkommener Sicherheit, wohin er unterwegs war.

Diesmal nicht, dachte sie, während sie von Baum zu Baum sprang und rote Blätter an ihr vorbeirauschten wie Wind. Er hatte sie schon einmal für seine Rache zurückgelassen. Offenbar wollte er es nicht lernen. Offenbar wollte er nicht einmal für Liebe davon ablassen.

Diesmal würde sie nicht denselben Fehler machen wie damals. Nie wieder.
 

Schreiend brach der Mann zusammen und krümmte sich. Schwarze Flammen wuselten über ihn wie Heuschrecken über ein sattes Feld. Die anderen Ninjas sahen ihn mit unbehaglichen Blicken an, beobachteten, wie sich seine Haut und seine Haare stinkend von seinem Körper lösten und er irgendwann zu schreien aufhörte. Erst, als nur noch pechschwarze Asche von ihm übrig war, streckte sich Kaze und ließ seine Schultergelenke knacken. „Ich hab euch gewarnt. Noch jemand, der unbedingt da rein will?“ Er deutete lässig auf den Zugang zum Haupttunnel, in dem die Sekte die Chakrakristalle abgebaut hatte. Der Tunnel war vollständig mit schwarzen, zuckenden Flammen gefüllt, der bloße, nackte Stein brannte und ließ sich nicht mehr löschen.

„Halt die Klappe“, murrte ein Ninja aus Sunagakure, der erst kürzlich zu den Minen gestoßen war. „Sag uns, wie wir da reinkommen.“

„Gar nicht“, meinte Kaze leichthin. Er saß auf dem Geländer, wo früher ein Wachposten gewesen war, und kaute an einem verrunzelten Apfel herum. Mit vollem Mund sagte er: „Es sei denn, ihr wollt den ganzen verdammten Berg sprengen. Dann wünsche ich euch viel Spaß. Aber vergesst nicht, dass ihr damit vielleicht auch die Chakravorräte vernichtet. Ich schlage vor, ihr tut, was Itachi verlangt, das ist einmalig und einfacher.“

„Und was will dein Itachi?“, knurrte der Ninja verächtlich.

„Einen letzten Gefallen, bevor ich die Minen wieder öffne und euch eure Entlohnung gebe“, sagte Itachi von seinem Platz auf dem Felsvorsprung über dem Eingang aus. Die Köpfe der Versammelten ruckten zu ihm hoch. Er musterte sie. Es waren weniger, als er erwartet hatte. Als in der Nacht plötzlich der rote Regen niedergegangen war, hatte es ein heilloses Durcheinander gegeben, aber bald hatten die Ninjas erkannt, dass ihr Chakra zurückgekehrt war. Einige von ihnen hatten sich im Morgengrauen zusammengerottet, um die Minen zu stürmen und Itachi somit zu entmachten. Doch Itachi hatte das vorhergesehen und entsprechende Gegenmaßnahmen getroffen.

Ein Tunnel aus Feuer seines Amaterasus blockierte den Weg zu den kostbaren Kristallen und den gelagerten Fässern mit der bereits gelösten Flüssigkeit, die immer noch einen gewaltigen Schatz für jeden Ninja bedeuteten. Und nur die Mangekyou Sharingan vermochten die Flammen wieder zu ersticken.

„In der alten Welt hat es versteckte Ninjadörfer gegeben, deren Bewohner gemeinsam für ihr Wohl gekämpft haben“, sagte Itachi bedeutungsschwer. „Das wiederholt sich nun. Ihr seid hierher gekommen und eine neue Gemeinschaft geworden.“

„Gemeinschaft? Pah!“, schnaubte der Sandninja abfällig.

Itachi ließ sich nicht beirren. „Im Norden gibt es ebenfalls eine Gemeinschaft. Ihre Ninjas haben etliche unserer Kristalle gestohlen. Es ist gut möglich, dass sie uns irgendwann gefährlich werden können.“

„Also sollen wir sie für dich erledigen?“, fragte Kaze, der Itachis Plan nur zur Hälfte gekannt hatte.

„Das liegt in eurem Ermessen. Ich will, dass ihr drei Dinge für mich tut. Was ihr darüberhinaus mit der Gemeinschaft anstellt, interessiert mich nicht.“

Der Sandninja verschränkte die Arme, sie alle lauschten aufmerksam.

„Ihr werdet euch zu der Stadt dort im Norden begeben. Wenn ihr auf dem Weg dorthin einem Ninja begegnet, der auf den Namen Uchiha Sasuke hört, soll ihn jemand zu mir geleiten. Sagt ihm, sein Bruder erwartet ihn, dann wird er vermutlich mitkommen. Die anderen setzen ihren Weg zu der Stadt fort und bringen die Chakrakristalle, die sie dort bunkern, zurück. Passt auf, die Ninjas werden sich zu wehren wissen.“

„Nichts leichter als das.“ Der Sandninja klopfte sich gegen die Brust.

„Und der dritte Gefallen?“, fragte Kaze und grinste, als ahnte er schon, worum es gehen würde.

„In der Stadt oder auf dem Weg dorthin werdet ihr vielleicht auf eine junge Frau treffen. Sie bringt ihr ebenfalls zu mir, aber ihr darf nichts geschehen. Bringt sie in der Nähe unter, bis ich mit meinem Bruder fertig bin. Sie sollen einander, wenn möglich, nicht begegnen.“

„Ich wusste es“, grinste Kaze.

Itachi zog etwas aus dem Ärmel seines Mantels und ließ es zu Kaze flattern. Er hatte es in den Trümmern von Konoha gefunden, als er das Mädchen dorthin gebracht hatte. „Das ist sie?“, fragte Kaze, als er sich das Bild ansah. „Bisschen jung für dich, meinst du nicht?“

„Das Bild ist über drei Jahre alt“, sagte Itachi.

Kaze studierte die anderen Gesichter auf dem schmutzigen, verblichenen Papier. Der Rahmen war verschwunden und ein Rand war ausgefranst. „Und der auf der linken Seite? Ist das dein Bruder?“ Er wartete die Antwort gar nicht ab. „Was sollen wir tun, wenn wir auf die anderen treffen?“

„Der blonde Junge wird nicht mehr am Leben sein. Wenn ihr dem weißhaarigen Mann begegnet, passt auf, dass ihr diese Begegnung überlebt.“
 

„Was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringen?“, brummte Hotaru. Er sah zerschlagen aus, hatte offensichtlich versucht, sich die roten Spuren vom Gesicht zu waschen, doch es gab kein Wasser in der Nähe, das nicht ebenfalls gefärbt war.

Kakashi stand in den Resten des Versammlungshauses – was schlicht bedeutete, dass er mit gefesselten Händen inmitten scharfkantiger Trümmer stand. Die vernichtenden Hitzestacheln vor dem Blutregen hatten es erwischt. Die anderen Gremiummitglieder standen um ihn herum, ebenfalls in den Trümmern, Hotaru ein wenig erhöht. Einige der Mitglieder fehlten, ein älterer Mann schien an der Grenze zur Bewusstlosigkeit zu stehen und brabbelte zusammenhangloses Zeug vor sich hin. Selbst Kureiji schien noch geschockt, seine Kiefermuskeln traten hervor, er hatte die Zähne zusammengebissen, seit sie Kakashi hierher gebracht hatten.

„Was wirft man mir denn vor?“, fragte Kakashi ruhig.

Hotarus Miene verfinsterte sich. „Dein Verhalten hat Neuanfang geschadet“, konstatierte er. „Du hast dich für diese beiden … Gören verbürgt.“

„Weder Sakura noch Sasuke waren für den roten Regen verantwortlich“, erinnerte ihn Kakashi. „Und es war auch nicht Sakura, die seine Wachen getötet hat, das ist doch wohl jedem hier klar. Sasuke hat sich aus eigener Kraft befreit, aber das war zu erwarten gewesen. Wir waren alle nicht auf den Chakraregen vorbereitet. Weder du noch ich.“

„Rede nicht so affektiert daher!“, donnerte Hotaru überreizt. „Du hast selbst eine der unseren verletzt!“

Kakashi nickte. „Die Wunde ist nicht lebensbedrohlich. Die Kunoichi war verrückt. Auch das solltet ihr bereits gesehen haben. Alles, was ich tun konnte, war, sie ruhig zu stellen. Sie wäre womöglich zu einer neuen Gefahr für Neuanfang geworden, wenn sie blindlings gewütet hätte.“

„Erzähl mir hier keine Geschichten!“ Hotaru schlug kraftvoll auf das Wandstück neben ihm, das unter seiner wiederhergestellten Kraft zersprang. „Du wolltest nur diesem Mädchen die Flucht ermöglichen, damit sie ihrem Liebsten nachrennen kann!“

Kakashi blinzelte. Er hoffte inständig, dass Sakura das nicht tat. „Es gibt in Neuanfang kein Gesetz, weder geschrieben noch ungeschrieben, dass man die Stadt nicht verlassen darf. Im Gegenteil – wenn ich mich richtig erinnere, haben wir diejenigen, die wir nicht brauchen können, immer verstoßen.“

„Zum Donnerwetter!“, brüllte ihm Hotaru entgegen und Speicheltröpfen wurden vom Wind fortgetragen. „Du musst auch auf alles eine Antwort haben! Wie lange willst du dich noch herausreden?“

„Hotaru“, sagte Kakashi ruhig. „Ich habe dich als einen Mann kennen gelernt, der imstande ist, die Situation, in der er sich befindet, kühl zu analyiseren und passende Maßnahmen zu ergreifen. Habe ich mich so in dir getäuscht?“

Die Augen des Gremiumoberhaupts funkelten ihm zornig entgegen. „Pass auf, was du sagst. Dein Leben liegt in unserer Hand.“

„Mein Leben ist nie in einer anderen Hand als meiner eigenen gelegen“, entgegnete Kakashi. „Abgesehen davon solltest du wissen, dass du mich brauchst.“

Hotaru lachte schallend, doch es klang nicht echt.

Er spielte sich selbst etwas vor, erkannte Kakashi. Er fuhr fort: „Wenn wir dem gefangenen Ninja Glauben schenken, hat sich im Süden eine Armee versammelt. Selbst wenn es keine Armee ist, sondern nur eine größere Truppe Ninjas – ihr Chakra ist genau wie unseres wiederhergestellt, und selbst wenn es das nicht wäre, haben sie die Kristalle, um es zu erhöhen.“ Der Gefangene war geflohen. Die Staubsäulen hatten das Dach seines Gefängnisses zerstört und der Blutregen hatte ein Übriges getan, eine Leiche hatte man aber nicht gefunden. Vielleicht begegnete er ja Sasuke auf dem Weg nach Süden. Kakashi war sich nicht sicher, ob er das begrüßen würde.

Endlich schien Hotaru ihm zuzuhören, denn er schwieg nachdenklich. „Und warum sollten sie uns angreifen?“

„Sie haben allen Grund. Wir haben ihre Kundschafter überfallen und die Chakrakristalle geraubt, ihre Leute getötet und gefangen genommen. Warum sollten sie jetzt, wo sie nicht mehr fürchten müssen, ihre Kräfte zu verschwenden, zögern, sich zu rächen und sich ihr Eigentum zurückzuholen? Abgesehen davon gibt es in Neuanfang einiges zu holen.“

Hotaru ging auf seiner kleinen Plattform, die die eingebrochene Wand gebildet hatte, auf und ab. Kakashi wusste, dass das Gremium am Ende seiner Pläne war. Solange alles relativ rund gelaufen war, hatten sich die Leute in ihre Rollen als Anführer eingelebt – doch mit der neuen Situation waren sie nun überfordert. Plötzlich war diese Welt keine untergegangene mehr – aber was sie stattdessen war, eine wiederauferstandene oder nur eine auf neuerliche Art verwüstete, musste sich erst zeigen.

„Ich werde noch darüber reflektieren“, sagte Hotaru. „Und damit meine ich, was mit dir geschehen soll. Ich verlasse mich nicht auf den Humbug, den ein Gefangener erzählt. Es gibt keine Ninjaarmee. Es gibt nur diese schwächlichen Nicht-Ninjas, die den Namen irgendeines verrückten Dämons rufen, wenn man sie aufschneidet.“

„In dieser Zeit jemanden zu unterschätzen kann tödlich sein“, murmelte Kakashi.

„Und drohen lasse ich mir von dir auch nicht!“, bellte Hotaru. „Bringt ihn weg, und seht verdammt nochmal zu, dass er nicht entkommen kann!“

Als Kueriji ihn mit einem unsicheren Grinsen abführte, dachte Kakashi, dass die Hoffnung von Anfang an in den Händen des falschen Mannes geruht hatte. Hotaru war durch den Niedergang der Welt zu einem Anführer aufgestiegen. Nun, durch die Wiedergeburt derselben, war er wieder das, was er früher gewesen war, was immer das sein mochte. Seine Macht löste sich auf wie Rauch im Wind, und in dem fruchtlosen Versuch, den Rauch mit den Händen festzuhalten, brachte er womöglich sogar die Glut zum Erlöschen.
 

Eichis Atem ging schnell und pfeifend. Seine Sprünge führten ihn durch einen blutigen Dschungel. Rotes Chakrawasser tropfte von Bäumen, Ästen und Blättern, und zwar ständig und überall, regnete auf ihn herab, während er von Ast zu Ast hüpfte. So hatte er sich einen Regenwald vorgestellt, einen Regenwald des Grauens.

Sein Verfolger holte rasch auf. Immer wieder flackerte Eichis Blick nach hinten, erwartete, die Person, deren Chakra er spürte, in Fleisch und Blut zu sehen, doch noch war nur ein Schatten weit hinter dem Vorhang aus blutigen Tropfen zu sehen.

Ein einziger Moment der Unachtsamkeit wurde ihm zum Verhängnis. Eichis Fuß glitt an der glitschigen, roten Rinde eines Astes ab und mit einem erschrockenen Aufschrei trudelte er in die Tiefe, wo er es wenigstens schaffte, unbeschadet mit den Füßen auf dem schlammigen Boden zu landen, wo die Erde unter ihm aufspritzte, als er bis zu den Knöcheln darin einsank.

Mehr brauchte sein Verfolger nicht. Ein blauer Blitz kündigte ihn an. Eichi sprang mit einem Salto davon, als er dort einschlug, wo er gestanden war, und den Schlamm unter Strom setzte. Als das blaue Knistern verschwunden war und Eichi wieder landete, schoss der Schatten zwischen den Bäumen hervor und landete auf einem Ast, keine zwei Meter über dem Waldboden. Sein Gesicht war eine rote Maske, sein Oberkörper entblößt und die Haut zerfetzt und rissig.

Eichi schluckte. Er hatte natürlich gewusst, wer ihn verfolgte. „Was willst du von mir?“, rief er mit zitternder Stimme, als er in Sasukes kalte Augen sah. Einen Kampf mit ihm konnte er nicht gewinnen, das wusste er. Auch wenn sein Chakra wieder aufgefüllt war, er beherrschte nur wenige Techniken, die sich für einen Kampf eigneten. „Ich hab keinen Streit mit dir! Ich sollte nur … Dein Bruder!“, fiel ihm ein. „Ich kennen deinen Bruder! Ich kann dich zu ihm bringen! Es geht ihm gut, also keine Sorge!“

„Das hoffe ich“, sagte Sasuke, aber er klang nicht erleichtert, sondern grimmig. Er hob sein Schwert – nein, nicht sein Schwert, erkannte Eichi, bei ihrer letzten Bewegung hatte er ein anderes gehabt.

„Warte! Ich hab kein Problem mit dir, ehrlich!“, schrie Eichi verzweifelt, als Sasuke sich vom Ast abstieß und auf ihn zusauste. Schnell formte er Fingerzeichen. „Douton! Dojou no Shuriken!“ Zwei Wurfsterne aus rot getränkter Erde brodelten aus dem Schlamm unter ihm hervor und schossen Sasuke entgegen, zermalmten ihn zu weißen Schlangen. Schon wieder ein Doppelgänger!

Eichi fuhr herum, sah den Ninja von der anderen Seite angreifen und rollte sich ab. Schlamm griff mit kalten Fingern über seinen Nacken und Rücken, während er wieder auf die Beine kam. Die Klinge von Sasukes Schwert surrte haarscharf über seinen Kopf hinweg. Eichi stieß einen Wutschrei aus, schlug seinen Schwertarm zur Seite und seine andere Faust knallte mit einer Wucht gegen Sasukes Brustkorb, die ihn von sich und gegen einen nahen Baumstamm schleuderte. Eichi wiederholte sein Jutsu; der Schlamm zu seinen Füßen hatte sein Chakra sofort wieder regeneriert. Diesmal formte er einen einzigen, riesigen Wurfstern aus Erde, gepresst und hart wie Stein, und noch ehe Sasuke von dem Baum abrutschen konnte, wurde er von dem Shuriken durchbohrt.

Diesmal war es kein Doppelgänger. Der Stern steckte quer in Sasukes Brust, nagelte ihn an den Baum und ließ sein Blut zu Boden laufen. Eichi ließ einen zweiten Shuriken folgen, der sauber seinen Kopf abtrennte, und atmete auf. Immer noch hatte er das Gefühl, zu wenig Luft zu bekommen. Aber er hatte es geschafft. Er hatte tatsächlich Sasuke Uchiha besiegt. Er hatte …

Ein scharfer Schmerz bohrte sich von hinten durch seinen Brustkorb und wurde zu einer blutigen Klinge, die zwischen seinen Rippen hervorstach. Diesmal blieb ihm die Luft entgültig weg. Eichi würgte, als Blut seinen Hals hochsprudelte. Aber er hatte doch …

Sein Blick, der immer mehr verklärte, wanderte einmal mehr zu dem Baum. Kein Sasuke, der dort festgesetzt war. Zwei Erdshuriken, die bereits zu bröckeln begannen, steckten einsam in der Rinde. Genjutsu …, ging es ihm noch durch den Kopf, ehe die Welt in Schwarz getaucht wurde.
 

Sasuke musste nicht lange warten. Kurz nachdem dieser Grasninja sein Leben ausgehaucht hatte, hatte er sie gehört. Also blieb er, wo er war.

Nacheinander tauchten sie aus dem Dickicht auf. Ninja um Ninja verschiedenster Herkunft landete im Schlamm oder auf den Ästen, als sie ihn bemerkten. Das war also die Armee, die der arme Tropf zu Sasukes Füßen erwähnt hatte. Er musste sich eingestehen, dass er beeindruckt war. Armee war zwar immer noch zu viel gesagt, aber es hatten wohl doch weit mehr Ninjas die Katastrophe überlebt, als er gedacht hatte. Da keiner von ihnen offenkundig Sharingan besaß, musste es sich um wahre Glückspilze handeln.

„Du da!“, rief ihm einer der Shinobi an der Spitze zu, der das Symbol des Reichs des Windes auf dem Stirnband trug und darunter ein Kopftuch, wie es für die Bewohner von Sunagakure üblich war. „Bist du …“

Er wurde von einem jungen Ninja unterbrochen, der neben ihm gelandet war. „Eichi!“, schrie er. Sasuke erkannte ihn, er war auch einer der Grasninjas, gegen die er mit den Jägern in den Ruinen gekämpft hatte. Seinen Namen hatte er sich nicht gemerkt.

Der Ninja starrte den Toten an, dann Sasukes Schwert, von dem noch Blut tropfte, dann ihn. Sein Unterkiefer zuckte. „Du Mistkerl! Du hattest keinen Grund, ihn umzubringen! Du verdammtes Schwein!“ Er zog einen gebogenen Kunai und ließ Windchakra darin auflodern, doch als er von dem Ast springen wollte, streckte der Wüstenninja den Arm aus und hielt ihn zurück.

„Ruhig, Kleiner. Wir haben strikte Anweisungen. Wenn du ihn umbringst, wird Itachi nicht erfreut sein.“

Sasukes Augenbraue zuckte. Also steckte tatsächlich sein Bruder hinter diesem Ninjaaufgebot … das war ebenso überraschend wie ungemütlich.

„Itachi kann mich mal!“, brauste der junge Grasninja erbost auf. „Er hat meinen Teamkameraden auf dem Gewissen, meinen Freund, verdammt nochmal! Itachi hat uns zugesichert, dass ihm nichts passiert!“ Wieder wollte er in blinder Wut vorstürzen, doch diesmal packte ihn je ein Ninja unter den Achseln.

„Ruhig Blut, Kaze, das bringt nichts“, sagte einer von ihnen beschwörend.

„Lasst mich los! Ich bring diesen Kerl um, ich tu’s!“, krächzte der Grasninja mit sich überschlagender Stimme.

Der Sandninja achtete gar nicht mehr auf ihn. „Du bist nicht zufällig Uchiha Sasuke oder, der Bruder von Uchiha Itachi?“ Es war eine rein formale Frage, natürlich wussten die Ninjas, wer er war.

„Und wenn?“

„Dann hast du genauso großes Glück wie wir. Wir sollen dich zu deinem Bruder eskortieren.“

Sasukes Miene verfinsterte sich. „Ich habe keine Lust, mich eskortieren zu lassen. Falls Itachi sich noch in dieser Kristallmine versteckt, kenne ich den Weg.“ Das hier waren die nördlichen Ausläufer des Gebirges, das er vor Tagen mit Sakura durchquert hatte.

„Hör mal“, sagte der Sandninja überheblich. „Ich kann dich auch nicht leiden, aber das sind unsere Anweisungen. Entweder du lässt es zu, dass dich vier von uns begleiten, oder du kämpfst gegen alle von uns und suchst deinen verdammten Bruder als blutiges Wrack. Kämpfen wollen wir eigentlich nicht gegen dich.“

Sasuke überlegte. Er konnte niemanden brauchen, der sich in seinen Kampf mit Itachi einmischte, aber noch weniger wollte er es sich leisten, verletzt zu werden. Die blutigen Striemen, die Kureijis Peitsche auf seiner Haut hinterlassen hatten, brannten immer noch und würden es auch noch lange tun. „Drei. Dann bin ich einverstanden.“

„Auch gut.“ Der Sandninja deutete auf drei der anderen Shinobi, die von dieser Aufgabe wenig begeistert schienen.

„Ich gehe auch mit ihm“, entschied Kaze kalt.

„Nein, du nicht. Du würdest ihn bei der nächsten Gelegenheit anfallen.“

„Allerdings“, knurrte Kaze offen. „Was anderes hat er nicht verdient!“

„Wenn du nicht bald aufhörst zu jammern, stopfe ich dir dein Maul, auch wenn du Itachis Schoßhündchen bist“, zischte der Sandninja.

Kaze starrte ihn hasserfüllt an. „Ich bin nicht sein Schoßhündchen“, grollte er und klang fast unmenschlich. „Und ich werde sicher nicht mehr seine Drecksarbeit erledigen!“ Seine Hände schnellten zur Seite, schlugen den einen Ninja weg, der ihn festhielt, dann wirbelte er herum und trat dem zweiten die Beine fort. Während der Shinobi mit einem überraschten Aufschrei vom Ast fiel, sprang Kaze durch die zupackenden Hände des Sandninjas hindurch, landete auf dessen Schulter und stieß sich ab. Raschelnd verschwand er irgendwo im Unterholz. Die Ninjas sahen ihm nach.

„Naja“, meinte der Sandninja. „Lassen wir ihn. Wir haben noch eine Aufgabe im Norden, also weiter.“ Während sich der Trupp wieder in Bewegung setzte, sagte er noch zu Sasuke: „Pass einfach auf deinen Rücken auf.“

Als die Ninjas weitergezogen waren, bis auf die drei, die Sasuke begleiten sollten, sagte er: „Wir nehmen den Weg durch die Berge.“

Sie sahen ihn überrascht an. „Nein“, erwiderte einer von ihnen, „das ist ein Umweg. Auf der Straße sind wir viel schneller.“

„Wir nehmen die Berge“, sagte Sasuke und betonte jede Silbe. Sein unnachgiebiger Blick bohrte sich in die Augen des Mannes. Er würde den Teufel tun und einem Weg folgen, den er nicht kannte. Der Pfad durch die Berge mochte länger dauern, aber wie die Dinge standen, würde Itachi wohl warten. Sasuke war so kurz vor seinem Ziel, dass er keinen Fehler mehr machen würde.
 

Die Welt war ein Albtraum.

Immer noch war alles Rot in Rot. Die Straßen und Wege waren wie mit Blut überschwemmt, und hätte Sakura nicht gewusst, dass es gar nicht mehr genug Menschen dafür gab, hätte sie wohl wirklich geglaubt, dass hier ein Massenschlachten stattgefunden hätte. Dabei war das rote Chakrawasser doch eigentlich ein Zeichen der Erlösung …

Die wunderlichen Dinge, die es seit dem Chakrasturm gab, hatten sich mit den wunderlichen Dingen, die der Blutregen erschaffen hatte, gekreuzt und neue, wunderliche Dinge geschaffen. Sie sah einen Baum, dessen Astspitzen in hellroten Flammen standen, die ruhig und sanft waren wie Kerzenflammen, überquerte einen Bach, unter dessen blutroter Oberfläche sich etwas Grünes wand, zerfloss und wieder eins wurde, wie ein seltsamer, schillernder Fischschwarm. Sakura erlebte diese Dinge wie in einem Rausch, während sie durch einen tropfenden, totenstillen Wald rannte, ihre Füße bis zu den Knien rot gefärbt, und immer noch von Kraft durchflossen. Die Welt war ein Albtraum, und wie ein Traum kam es ihr vor.

Sie war ein wenig vom Weg abgekommen, das merkte sie. Alles sah komplett anders aus; sie wusste die ungefähre Richtung, glaubte nicht, dass sie sich verirren würde, aber dennoch endete sie auf einem Waldpfad, der ihr gänzlich unbekannt war.

Sie fand ein kleines Gehöft auf einer Waldlichtung; auf dem breiten Innenhof hatte jemand ein Lager aufgeschlagen, da war eine Feuerstelle, Unrat und Kisten und Fässer, ein eingestürztes Zelt aus Fellen und … und ein großer Käfig auf Rädern, dessen hölzerne Gitterstäbe mit Bastschnüren zusammengebunden waren.

Vorsichtig schlich sie näher. Dieser kleine Zwischenstopp würde ihr vielleicht etwas zu essen bescheren; auch wenn ihr Körper nur so von Chakra durchflutet wurde, hatte ihr Magen zu knurren begonnen. Und außerdem brauchte sie endlich wieder etwas Vernünftiges zum Anziehen. Ihre Zehen waren vom Laufen im aufgeweichten Boden kalt und gefühllos geworden.

In dem Lager lebte auf den ersten Blick niemand mehr. Verstreut im Hof lagen die Leichen von einem halben Dutzend Männern, die augenscheinlich in einem Kampf gestorben waren. Sie trugen noch regen- und blutdurchtränkte Kleidung, aber Sakura widerstrebte es, diese selbst anzuziehen. Ein einsames Stück Pökelfleisch lag geschwärzt in der Asche der Feuerstelle. Sakura wollte sich eben danach bücken, als sie die Gestalten im Käfig bemerkte. Da waren Menschen drin?

Ein leises Stöhnen dran an ihr Ohr, und zwei dürre Arme griffen zwischen den Gitterstäben nach ihr, als sie nähertrat. „Hilfe …“, seufzte die Gestalt schwach. Es war ein Mann, über und über mit Schmutz bedeckt, in den der Chakraregeln ein grausiges Mosaik gezeichnet hatte. Er war kein Ninja, andernfalls hätte er sich befreien können, und er trug nur zerfetzte Hosen. Seine Fingernägel waren allesamt eingerissen und er war so dürr, dass die Rippen scharf hervorstachen. Seine Wangen waren eingefallen und die Augen blutunterlaufen. „Bitte …“, stöhnte er kaum hörbar. „Lass mich raus …“

Sakura überlegte nicht lange. Sie riss die Kette, die die winzige Tür im Käfig verschloss, einfach herunter und half dem Mann herauszuklettern. „Danke …“, murmelte er. „Danke, danke …“ Sie musste ihn stützen, weil seine Knie nachzugeben drohten.

„Was ist hier passiert?“, fragte sie. „Wer sind all die Leute?“

Die Augen des Mannes wirkten verklärt und abwesend und sein Mund bewegte sich kaum, als er antwortete: „Sklavenhändler … nach dem Sturm sind sie durch das Land gezogen und haben Überlebende zusammengesucht. Sie haben gute Geschäfte gemacht … aber sie haben uns nichts zu essen gegeben …“

Sakura konnte nicht verstehen, wozu man in dieser kaputten Welt Sklaven brauchte. Dann fiel ihr wieder die Sache mit Itachi ein und eine Gänsehaut lief ihr über den Rücken. Sie bemerkte noch eine zusammengesunkene Gestalt im hinteren Teil des Käfigs; weil er mit einer Lederplane abgedeckt war, hatte sie sie in den Schatten bislang nicht gesehen.

„Als dieser rote Regen begann, sind die Kerle wahnsinnig geworden“, erzählte der Mann apathisch weiter. „Sie haben begonnen sich am ganzen Körper zu kratzen, und dann haben sie sich gegenseitig umgebracht. Der letzte hat sich einen Kunai in die Kehle gestochen, als er gemerkt hat, was er getan hat.“

Sakura hörte nur mit halbem Ohr zu. Sie hatte die Gestalt am Arm berührt, doch sie regte sich nicht. Mit einem Ruck riss sie die Plane vom Käfig, um sie genauer ansehen zu können.

Sie kannte das Mädchen. Sie hatte es vor langer, langer Zeit, wie es ihr schien, schon einmal gesehen, in den Ruinen Konohas. Das war das Mädchen, das die Jashinisten verschleppt hatten, um es zu opfern. Es sah schrecklich aus, noch magerer, noch schwächer als damals … als Sakura es an der Schulter rüttelte, sackte ihr Kopf zur Seite, die Augen blieben geschlossen.

Ein Gedanke keimte in Sakura auf. Das Mädchen war Jashin entkommen? Unmöglich … Und Itachi würde doch nicht … nein, das bedeutete, er musste sie gehen haben lassen. Ein bitterer Knoten bildete sich in Sakuras Hals. Er hatte das Mädchen freigelassen.

Genutzt hatte es ihm nichts. Sie berührte es am Hals, versuchte einen Puls festzustellen, doch das Mädchen war tot. Verhungert, so wie es aussah. Sakura zog traurig die Hand zurück.

In dem Moment traf sie ein harter Schlag in den Nacken und ließ sie mit der Stirn gegen den hölzernen Boden des Käfigs knallen. Ächzend drückte sie sich davon fort, rollte sich stöhnend auf den Rücken, während ein pochender Schmerz durch ihren Schädel zuckte. Mit verschwommener Sicht erkannte sie den Mann, der kaum mehr als ein Gerippe war. In der Hand hielt er einen gewöhnlichen Hammer, seine Lippen waren zu einem weinerlichen Grinsen verzerrt und Speichel lief ihm aus dem Mundwinkel. „Tut mir leid“, nuschelte er so undeutlich, dass sie ihn kaum verstand. Seine Nasenflügel bebten und seine Augen waren weit aufgerissen, das Weiße darin war gelb geworden. „Ich kann … hier niemandem mehr trauen … auch dir nicht …“ Er holte mit dem Hammer aus, wankte aber unter dessen Gewicht, schwach, wie er war. „Nur ich allein … ich allein kann dafür sorgen, dass ich sicher bin … ich muss allein sein …“

Sakura hob abwehrend die Hand, während ihr Kopf immer noch dröhnte. Der Hieb war nicht besonders kräftig gewesen, aber der Hammer allein war schon schwer. Sie versuchte aufzustehen, aber das Schwindelgefühl zwang sie sofort wieder in den Schlamm. Schwarze Flecken tanzen am Rand ihres Blickfelds. Der Mann tat einen unbeholfenen Schritt vorwärts und schlug abermals zu. Sie rollte sich zur Seite und der Hammer grub sich in die weiche Erde; der Kerl fiel ihm praktisch hinterher. Mühsam rappelte er sich auf, zog seine Waffe aus dem Dreck …

Sakuras nackte Füße trafen ihn an der Gurgel. Er stieß einen einen würgenden Laut aus, als er drei Meter weit fortgeschleudert wurde und gegen die Hausmauer des Hofes krachte. Der Hammer landete platschend im Matsch, und der Mann rührte sich nicht mehr.

Sakuras Gedanken wurden träge. In ihrem Kopf surrte immer noch ein Bienenschwarm, und der Lärm schwoll immer weiter an, bis er ihr Bewusstsein auslöschte und ihren Versuch, sich aufzurichten, abermals im Schlamm enden ließ.


Nachwort zu diesem Kapitel:
... und während wir langsam auf das Ende zustreben, hab ich mir ewig Zeit gelassen mit diesem Kapitel. Tut mir leid, es war mal wieder echt stressig bei mir. Mein Router hat anscheinend die Gewitter der letzten Tage nicht so toll überstanden - glücklicherweise funktioniert er wieder, sonst hätte es unter Umständen noch länger gedauert, das Kapitel hochzuladen.
Naja, wie auch immer, ich hoffe, es gefällt euch :)
Ach ja, die erwähnte Straße nach Norden ist tatsächlich ein viel schnellerer Weg, darum sind die Ninjas schon so bald auf Sasuke gestoßen. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (14)
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Von: abgemeldet
2013-05-14T21:20:49+00:00 14.05.2013 23:20
Hi.
Hab deine FF heute entdeckt und ich liebe sie!
In den letzten 16 Kapiteln sind mir diese Gedanken durch den Kopf geschossen:
Nein, nicht Naruto!! - Das du dich getraut hast ihn sterben zu lassen, für mich ist es immer eine Qual wenn ihm irgendwas passiert in meinen FFs.
OMG, diese Idiotischen Jashin Anhänger. - Ehrlich gesagt, fand ich das teilweise echt krass was die gemacht haben, aber dann musste ich mich über Itachi totlachen weil der das ernsthaft mitspielt. Aber ich glaube, ich hätte auch alles für Chakra getan.
SASUKE! - Welche Stelle das war, kann man sich ja denken. Als er Sakura mitgenommen hat. Erst hatte ich gedacht, dass die Leichen auf Kakashis Konto gehen, aber dass es Sasuke war, find ich noch besser.
Sag es ihm, sag es ihm, sag es ihm!!! - dieser Gedanke ging seit dem sie das erste mal diese Albträume hatte. Und sie wurden lauter als das an der heißen Quelle in der Nähe von Konoha passierte. Oder in der Bibliothek. Ach ja:
Nein, nicht Konoha - ist auch grausam sich aus zu denken, dass Konoha weg ist. Schrecklich.
JAAA!! - die Stelle mit dem Genjutsu *.*
Kakashi, halt die Klappe!!! - muss ich erwähnen wann das kam? Ich bin fast wahnsinnig geworden. Das er ihr solche Flausen in den Kopf gesetzt hatte.
Ach komm, dass ist jetzt nicht ihr ernst. Sie darf doch jetzt nicht auch noch schwanger sein von diesem...Itachi...
CHAKRA!!! - ich glaube, das war die Stelle in der ganzen FF die mich am meisten gefreut hat. Sie haben ihr Chakra wieder.
Naja...und zwischendurch kamen dann noch Sachen wie Naruto :'( und so. Ich kann echt nicht fassen dass er tot ist. Das geht immer noch nicht in meinen Kopf.
Aber es ist deine FF und so ist es eben, bin trotzdem traurig :(
Also, im Großen ung Ganzen kannst du dir ja denken, dass mir deine FF echt sehr gut gefällt. Ich hoffe du schreibst bald weiter und freue mich schon auf das nächte Kapitel.
lg
Von:  L-San
2013-05-11T17:44:53+00:00 11.05.2013 19:44
Yo. ;D

Ugh, jetzt bin ich gespannt, was passieren wird. ;D
Es ist sehr spannend und aufregend.
Was mir aufgefallen ist im letzten Kapitel.
Ich fand die KakaSaku-Sache etwas abstrus.
Hm, das Liebesgeständnis hätte nicht sein müssen.
Na ja, aber zum Glück sind wir da alle verschieden!
Wie immer ein gutes Kapitel.
;D

L-San
Von:  halo277
2013-05-10T19:05:13+00:00 10.05.2013 21:05
ich freu mich auf das nächste kapitel
warte schon ungedulig ;)

lg
Antwort von:  UrrSharrador
10.05.2013 23:22
Danke für dein Kommi ;) Ich beeil mich, damit es diesmal wieder schneller geht^^
Von:  bombenmeister
2013-05-10T13:49:00+00:00 10.05.2013 15:49
wow, echt hartes und gutes Kapitel. Bin auf das Nächste gespannt. Schade, dass es bald zu ende ist.
Von:  KatzeDerAkas
2013-05-07T14:19:54+00:00 07.05.2013 16:19
Super Kappi
hoffe du schreibst schnell weiter
glg KatzeDerAkas

Von:  Ushia-sama2011
2013-05-07T06:01:07+00:00 07.05.2013 08:01
hammer kapitel
Von:  MiezMiez
2013-05-06T21:50:08+00:00 06.05.2013 23:50
Ein super Kapitel. Bin sehr gespannt wie es weiter geht. Was Itachi wohl von Sakura will?! Ohohoooho...
lG MiezMiez
Von:  fahnm
2013-05-06T21:21:28+00:00 06.05.2013 23:21
Hammer Kapi^^
Mach weiter so^^
Von:  Nebetha
2013-05-06T19:43:53+00:00 06.05.2013 21:43
Also jetzt wird es wirklich spannend! Sehr gut ;) Vor allem die Sache mit der Seuche, bin mal gespannt wer als nächster verrückt wird. Nur verstehe ich nicht warum der Chakraregen überhaupt eingesetzt hat, hab ich die Szene verpasst oder weiß man den Grund generell noch nicht? IMah wie ich die Warterei immer hasse :) Dieses Mal hast du ne ganze Woche mehr gebraucht gg. Sorry, sollte ein Kompliment, weil ich immer so sehnsüchtig auf deine Geschichte warte :)Wenn ich nur daran denke, dass die Story bald zu Ende ist, echt schade. Aber naja, da bin ich mal gespannt, wie der Höhepunkt der Geschichte sein wird und wer am Ende mit Sakura vereint sein würde. Ich würde Itachi bevorzugen:) Aber naja so wichtig ist das auch nicht. Und hey, ich hoffe inständig, dass sich Sakura am Kampf mit Sasuke und Itachi beteiligen wird, nur zuschauen wär blöd, wobei ich glaube, dass du das vorhast gg.
Super tolles Kapitel :) Möchtest du nach der Story eigentlich eine andere Geschichte beginnen?
Lg Nebetha
Von:  solty004
2013-05-06T07:49:27+00:00 06.05.2013 09:49

Hey,
dieses Kapitel War super Spanend, bis zu Schluss. Das gemeine von dir war das du es wieder ein mall es enden lässt wen es am spannendsten ist! Ich konnte dieses Kapitel kaum erwarten für mein Kopf Kino!

Freu mich schon auf das nächste Kapitel für mein Kopf Kino.

LG Solty






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