Zum Inhalt der Seite

Entscheidung

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Temptations

Sie erreichte gerade den Fuß der Treppe als die ersten vermummten Männer sich ihren Weg ins Innere des Hauses bahnten. Ihr Anblick ließ sie für ein paar Sekunden fassungslos inne halten. Was waren das denn für Gestalten? Sie hatte mit Anderson und ein paar von Maxwells Bodyguards gerechnet, aber das hier? Was hatte diese Verkleidung zu bedeuten?

Doch zu weiteren Überlegungen kam sie nicht mehr, denn sie entdeckte endlich Walter, der sich mit ein paar der Herren bereits ein Gefecht lieferte.
 

Die gute Seele des Hauses versuchte verbissen die Eindringlinge davon abzuhalten die Treppe zu stürmen. Seine totbringenden Drahtschlingen hatten auch schon einige Feinde ins Jenseits befördert, doch auch Walter hatte erkannt, dass er es nicht mit gewöhnlichen Menschen zu tun hatte. Wenn er es nicht fertig brachte ihnen die Köpfe von Schultern zu trenn, standen diese Vermummten einfach wieder auf. Egal ob ihnen eine Hand oder ein ganzer Arm fehlte. Somit war ihm schnell klar geworden, dass er irgendwann den kürzeren ziehen würde. Mit schweißnasser Stirn versuchte er dennoch tapfer seine Aufgabe zu erfüllen. Integra flog mehr, als dass sie die Stufen hinunter lief und mit einem letzten Satz hatte sie ihn erreicht.

Bei ihrer Landung schaffte sie es, zwei der Angreifer mit den Absätzen ihrer Stiefel zu erwischen. Wäre sie immer noch ein Mensch gewesen, hätte die Wucht mit der sie die Köpfe traf, vielleicht dazu ausgereicht, die Männer zum taumeln zu bringen. Vielleicht hätte sie sie damit auch zu Fall gebracht, doch jetzt, da sie kein Mensch mehr war, hatte ihr Tritt die Ausmaße einer einschlagenden Kanonenkugel.

Sie konnte die Knochen der Schädel unter der Sohle splittern hören. Mit einem gurgelnden Geräusch brachen die Getroffenen in sich zusammen.

Walter starrte seine Herrin nur für den Bruchteil einer Sekunde mit offenem Mund an, dann fand er in seine alte Haltung zurück. „Sehr beeindruckend Lady Integra, wenn mir diese Bemerkung gestattet ist.“ Trotz der ernsthaften Lage in der sie sich befanden, konnte sich Integra ein Grinsen nicht verkneifen. „Danke, aber wie sie sehen: Ich übe noch.“ Walter nickte matt und keuchte. „Ich habe keine Ahnung wie sie es machen, aber diese Männer hier verfügen alle über extreme Widerstandskräfte.“ Er zögerte, doch dann flüsterte er „Genauso wie Pater Anderson.“ Ihre Unterhaltung wurde durch einen weiteren Angriff unterbrochen. Anscheinend hatten sich Maxwells Freunde von der Überraschung ihres unerwarteten Auftauchens erholt. Integra wurde auch schnell klar, dass ihre übernatürlichen Fähigkeiten hier allein nicht reichen würden. „Wir müssen von hier verschwinden! Sofort!“

Doch so einfach war das nicht. Sie waren regelrecht umzingelt und der einzige freie Weg führte wieder die Treppe hinauf. Sie bedeutete ihrem Diener, was sie vor hatte, doch bevor sie es wagen konnten ihren Feinden den Rücken zu zukehren, erfüllte ein ohrenbetäubendes, schrilles Schreien die Luft. Integra verzog schmerzhaft das Gesicht. „Lady Integra was ist? Sind sie verletzt?“ erkundigte sich Walter alarmiert, der selbst aus einem Schnitt über der Augenbraue blutete. „Nein, aber hören sie das denn nicht?“ Er lauschte, doch an seinem verständnislosen Gesichtsausdruck konnte sie ablesen, dass er nicht wusste was sie meinte, aber bevor sie es ihm erklären konnte, zersplitterten auch noch die letzten heilen Glasscheiben und mit den Scherben ergoss sich ein Schwarm aus hunderten von kleinen, flügelschlagenden Wesen in die Eingangshalle. Mit weit aufgerissenen Mäulern fielen sie über die Vermummten her, die verzweifelt versuchten sich zu wehren.

„Alucard!“ stieß Integra erleichtert hervor, dann packte sie den immer noch schwer atmenden Walter am Arm. „Das wurde aber auch langsam mal Zeit.“ Jetzt endlich traute sie sich mit ihrem Diener im Schlepptau die Stufen zu erklimmen. Oben angekommen warf sie einen Blick nach unten. Anscheinend wusste Alucard bereits das diese Gegner anderes anzugehen waren, denn er verzichtete darauf seine Waffen zum Einsatz zu bringen, sondern zog es vor jedem so schnell wie möglich in kleine Stücke zu zerlegen.
 

Noch einmal gab sie Walter einen sanften Stoß. „Schnell Walter versuchen sie aufs Dach zu kommen! Wenn wir Glück haben ist der Hubschrauber noch ganz. Na los machen sie schon!“ Fuhr sie ihn ungehalten an, als er zögerte. „Aber Lady Hellsing. Ich werde sie doch in so einer Situation nicht alleine lassen. Ich muss doch..“ „Gar nichts müssen sie!“ unterbrach sie ihn. Ein paar Männer hatten trotz Alucards Angriff angefangen sie nach oben zu verfolgen und Walters geschwächter Zustand würde keine weitere Konfrontation mehr zulassen. Sie tat etwas, was sie in all der Zeit, die sie ihn nun schon kannte, noch kein einziges mal getan hatte. Ihre Hände fassten nach seinen Schultern und zwangen ihn so, sie anzusehen. „Walter ich weiß, dass hier ist grad nicht der richtige Moment um Sentimental zu werden, aber dennoch haben sie seit ich denken kann nichts anderes getan als mein Leben und dieses Anwesen zu beschützen und jetzt ist es an der Zeit, dass ich mich revanchiere. Sehen sie zu das sie auf das Dach kommen!“ Seine todernste Miene verzog sich nach einigen endlos wirkenden Sekunden zu einem gequälten Lächeln. „Ist das ein Befehl?“ Ihr Grinsen war ebenfalls schief. „Ja und darüber hinaus, will ich das sie, wenn sie in der Luft sind alles weitere vorbereiten, was wir vor kurzem besprochen haben.“ Ergänzte sie geheimnisvoll. Damit nickte er ergeben und verwand humpeln im Korridor.
 

Integra sah ihm nach bis er in der Dunkelheit verschwunden war, dann wandte sie sich wieder dem Geschehen in ihrem Atrium zu, dass sich mittlerweile in ein Schlachthaus verwandelt hatte.

Von den Wänden lief das Blut in bizarren Mustern herunter und jetzt wo sie sich darauf konzentrierte drang auch der Geruch wie eine dichte Dampfwolke zu ihr hinauf.

Doch anders als bei Maxwell hielt sie dieses mal nicht den Atem an. Dieses mal war sie bereit sich dem Blutrausch hin zu geben. Dieses mal wollte sie ihn spüren. Ihn sogar genießen, wenn er ihr die Kraft dazu geben würde, ihre Feinde zu vernichten.

Sie wollte von der Macht kosten die es ihrem Diener ermöglichte Menschen und Monster zu zerreißen. Wollte endlich spüren, wozu sie jetzt Fähig war. Ihre Nasenflügel bebten, als sie spürte wie der Duft sie reichte und ihre Sinne zum explodieren brachte.
 

Alucard, dessen Geist durch hunderte von Augen umherschaute, erkannte rasch die beiden fliehenden Gestalten auf der Treppe. Er ahnte wohin die Flucht gehen sollte und war um so erstaunter, als er Integra weiterhin am Fuße der Treppe verharren sah. Mit wachsender Unruhe registrierte er die beiden Imperatoren, die sie fast schon erreicht hatten. Ein Teil seiner Fledermäuse drehten bereits eine Schleife, um sich von hinten auf die beiden Angreifer zu stürzten, doch die Herrin des Hauses Hellsings kam ihm zu vor.

Ihr schmaler Körper kauerte sich plötzlich zusammen, um keine Sekunde später wie ein geschmeidiges Raubtier auf die beiden überrumpelten Männer herzufallen.

Überrascht und gleichzeitig von dem Anblick der sich ihm bot vollkommen fasziniert, beobachte der ehemalige König von Siebenbürgen, wie seine einst so zerbrechliche Herrin mit fletschenden Zähnen Hälse durchbiss, während ihre zu Klauen gekrümmten Hände dabei Brustkörbe und Bäuche aufschlitzen.

Das wilde Kreischen der geflügelten Tiere steigerte sich zu einem irren Lachen, in dem die Schmerzensschreie der Sterbend untergingen.
 

Obwohl noch einige Korridore und Treppen vor ihm Lagen musste Walter ein Paarmal inne halten um Luft zu schnappen. Seine Rippen pochten schmerzhaft bei jedem Atemzug und er verfluchte zum hundertsten mal die Tatsache, dass er einfach für solche Kämpfe zu alt war. Verärgert über sich selbst wischte er sich das Blut von der Schläfe. Es war wirklich an der Zeit, das anderen zu überlassen. Er wollte sich gerade wieder humpelnd in Bewegung setzten, als sich ihm plötzlich eine Gestalt in den Weg stellte. „Nicht so schnell mein Bester, nicht so schnell.“
 

Alucard materialisierte sich vor Integra als die sich gerade eines Gegners entledigt hatte. „Wie fühlt es sich an endlich seiner Leidenschaft für den Kampf nach gehen zu können?“ Fragte er neckend. Integra die ihn keuchend aus dunkelrot schimmernden Pupillen dabei zu sah wie er sich vor ihr auf die Knie fallen ließ konnte ihm nicht antworten In ihrem Kopf wirbelten so viele Gedanken, Eindrücke und Gefühle auf einmal durcheinander, dass sie sich nicht im Stande dazu sah. Es war ein unbeschreiblicher Rausch aus Gier, Lust und Ekstase der sie erfasst hatte. Doch es brauchte keine Worte der Erklärung. Er wusste genau was sie fühlte und genoss den Anblick, auf den er so lange hatte warten müssen. Seit der Nacht ihrer ersten Begegnung, seit der erste Tropfen ihres Blutes seine Zunge berührt hatte, hatte er gespürt dass seine lange Reise ein anders Ziel bereit halten würde.
 

„Wir sind menschenfressende Ungeheuer.“ Flüsterte sie leise, doch es klang nicht abstoßend und verächtlich wie sonst wenn sie diese Worte gewählt hatte um ihre Feinde zu beschreiben. Ihre Feinde bestehend aus Ghoulen und Vampiren. Vor den sie Furcht zeigen sollte und Abscheu. Beides hatte ihr Vater versucht in sie einzuimpfen und doch war es das nie gewesen, was sie bei seinem Anblick, seiner Anwesenheit empfunden hatte. Wie sehr hatte sie sich für diesen Makel vor sich selbst geschämt. Sich für ihr Versagen gehasst, aber sie hatte es einfach nicht ändern können. Hatte versucht ihre Rolle so gut es ging zu spielen. Ihn nicht wissen zu lassen, was wirklich in ihr vorging. Langsam streckte sie die Arme nach ihm aus. Fasste in die zerzausten pechschwarzen Haare, bis sie sein Gesicht in den Händen hielt. Mit einem Ausdruck vollkommender Zufriedenheit ruhte er zwischen ihren Fingern. „Ungeheuer sind wir nur in den Augen der anderen“ konnte sie ihn in ihrem Kopf hören. „und der Mensch braucht Ungeheuer vor denen er sich fürchten kann.“ Sie lächelte, dann beugte sie sich nach vorn und während sich ihre Lippen berührten begannen ihre Körper in einander zu fließen. Und aus ihnen erwuchs eine riesige doppelköpfige Schlange , die sich mit weit aufgerissenen Maul auf die letzten verbliebenen Kämpfer der Templer stürzte.
 

Walters Augen weiteten sich vor Schreck als er Enrico Maxwell vor sich erkannte, der Integra Waffe auf ihn gerichtet hatte. Es war selbst im Halbdunkeln des Flur zu erkenne, dass das Oberhaupt von Iscariot aussah wie ein Albino Kaninchen. Trotzdem zielte der Bischof aus halbzugeschwollenden Augenlidern, aus denen unaufhörlich Tränen flossen sehr genau auf seinen Oberkörper auf Grund dessen Walter es nicht wagte sich zu bewegen. „Darf man Fragen was eure Exzellenz beabsichtigen?“ „Sie werden mich jetzt hier raus schaffen und zwar auf dem kürzesten Wege verstanden.“ Heulte dieser zurück. Mit seiner freien Hand fuchtelte der halbblinde Bischof ärgerlich in Richtung Dach. „Da oben steht ein flugbereiter Hubschrauber und mit dem werden sie mich hier raus fliegen! Na los ein bisschen Bewegung wenn ich bitten darf!“

Der Diener des Hauses blieb trotz der drohenden Pistole wo er war „Und wenn ich mich weigere ihrem Wunsch nach zu kommen?“ Für ein paar Sekunden entglitten Maxwell die geschwollenen Gesichtszüge. „Wie bitte?“ Walter wiederholte seinen Satz noch einmal. „Dann erschieße ich sie auf der Stelle, sie altersschwaches Fossil !“ knurrte Enrico und lud durch, doch bevor er seine Drohung war machen konnte, traf ihn eine Glasvase mit voller Wucht am Kopf. Ohne auch nur noch einen Laut von sich zu geben, knallte der Getroffene auf den Teppich.
 

Walter, der die Vase nicht hatte kommen sehen zwinkerte irritiert über den plötzlichen Szenenwechsel und entspannte sich erst bei dem vertrauten Anblick von Seras Strubbel Mähne die wie aus den Nichts neben ihm auftauchte. „Alles klar Walter? Hey sie sind ja verletzt.“ „Nicht der Rede wert Fräulein Viktoria“ winkte er ihre Bemühungen ab, sich die Wunde an der Schläfe näher anzusehen. „Das einzige was bei mir wirklich gelitten hat, ist mein Stolz und der wird sich wohl an gewisse Tatsachen in Zukunft gewöhnen müssen. Apropo Zukunft. Ich wäre ihnen sehr verbunden, wenn sie mir helfen würden Lady Integra Wunsch zu erfüllen möglichst rasch von hier mit dem Hubschrauber zu verschwinden.“ Die kleine Vampirin nickte grinsend. „Kein Problem, aber Meister Alucard und Lady Integra sollten ebenfalls so schnell wie möglich von hier abhauen, denn Pater Anderson und sein Gefolge sind jede Minute hier und wenn der irre Priester erst mal seine ollen Bannblätter rausgeholt und aktiviert hat, sind wir hier drin gefangen wie in einer Mausefalle.“
 

Alucard hatte Seras Gedanken bereits vernommen und beschlossen, sich wenigstens gebührend von seinem Lieblingsgegner zu verabschieden.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2013-09-06T19:49:56+00:00 06.09.2013 21:49
Oh. Das ist ein cooles Kapitel, sehr gut geschrieben. Konnte mir alles auch gut vorstellen. Ich finde es super, dass es weiter geht.
Aber Maxwell sieht da echt aus wie ein Albinokaninchen
LG
Antwort von:  Daedun
09.09.2013 14:19
Danke schön, hau schon wieder fleissig in die Tasten ; ) dickes Bussi
Von:  Schicksal007
2013-09-05T15:28:49+00:00 05.09.2013 17:28
Toll geschrieben^^ Freu mich schon auf das nächste Kapi, das hoffentlich bald mal kommt. Armes Albino-Kaninchen, was hat es nur getan um mit Maxwell in einem Satz erwähnt zu werden(Albinoschnecke passt besser)
Antwort von:  Daedun
09.09.2013 14:20
Danke schön :)))))))) Es freu mich sehr wenn es euch gefällt was meinem Gehirn entspringt; )


Zurück