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Nebulous Island

von

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The Coast.

Der Sonnenstand veränderte sich. Marco vermochte die Sonne hinter dem dichten Blätterdach in dieselbe Richtung wandern zu sehen, in die auch sie unterwegs waren. Der Tag neigte sich langsam dem Ende entgegen und sie irrten noch immer auf Nebulous Island herum. Doch eine weitere Nacht wollte er hier ganz sicher nicht verbringen, auch wenn sie die Bewohner durchaus auch ein zweites Mal in die Flucht schlagen könnten, wenn sie es hinaufprovozieren sollten. Das war nicht das Problem, sondern viel eher, dass schon knappe dreißig Leute aus ihrer Mannschaft hier auf dieser Insel festsaßen. Marco wollte die Zahl so niedrig wie möglich halten – nur für den Fall der Fälle, verstand sich.

„Was machst du für ein langes Gesicht, Marco?“, fragte Thatch, sobald er Marco eingeholt hatte und ihn von der Seite studierte.

Dieser hob kaum merklich eine Augenbraue, würdigte ihn jedoch keines Blickes. „Was ist mit meinem Gesicht? Es sieht aus wie immer.“

Abermals vermochte er Thatchs Augen auf seiner Haut zu spüren. „Nein...“, sagte dieser langsam und machte aus der eine Silbe drei. „Immer wenn du angespannt bist, presst du die Lippen aufeinander. Genauso wie jetzt auch.“

Marco warf ihm einen Seitenblick zu, bevor er den Mund öffnete, schloss ihn aber, noch ehe ein Wort seine Kehle verlassen hatte. Was sollte er dazu sagen? Seit wann war Thatch so aufmerksam? Seit wann kannte er ihn so gut?

Doch dieser grinste ihn ungehalten an, während sein braunes Haar zerzaust war und seine weißen Klamotten einige Flecken aufwiesen.

Letztendlich beließ es Marco bei einem Kopfschütteln und richtete den Blick wieder auf die Vivre Card, die sie auch weiterhin quer durch den dichten Wald führte. Allerdings hatte Marco ganz genau auf ihre Umgebung geachtet und zum ersten Mal schienen sie nicht im Kreis zu laufen, sondern stetig geradeaus. Selbst das Dickicht schien ihnen den Weg freizugeben, keine Wurzel stellte ihnen den Fuß und keine Zweige zerrten an ihren Kleidern. Es war dasselbe Gefühl, das Marco gestern bereits gehabt hatte, nachdem sie ihre Suche nach dem Ufer aufgegeben hatten und zum Tal zurückgekehrt waren. Vielleicht waren sie tatsächlich auf dem richtigen Weg. Womöglich war es aber auch  nur Wunschdenken.

Ein Blick zurück bestätigte ihm jedenfalls, dass seine Nakama noch immer hinter ihm gingen. Ace war im Gespräch mit Izou am Ende der langen Schlange vertieft, die sich im Laufe der Zeit gebildet hatte.

Im Nachhinein war es schwer zu sagen, wie lange sie der angegebenen Richtung der Vivre Card folgten. Marco wusste nicht, was er sich davon versprochen hatte, aber irgendwann begann sich der Wald vor ihnen abermals zu lichten.

Diesmal war es das gleißende Licht eines Sonnenuntergangs, das sie erwartete, als sie aus dem Wald heraustraten. Der Himmel stand in Flammen, während ihre angebundenen Boote auf vereinzelten Wellen schaukelten und kontinuierlich gegen die Küste stießen. Doch es war die Moby Dick, die Marcos Aufmerksamkeit hatte. Sie zog sämtliche Blicke der Whitebeard-Piraten auf sich, als sie sich am Ufer sammelten. Auf offenem Meer lag sie vor Anker und ihre riesige Galionsfigur in der Form eines Blauwalkopfes strahlte ihnen entgegen, als wollte sie ihre Nakama begrüßen.

Thatch stieß einen Freudenschrei aus, während Ace sich zwischen den Männern nach vorne schob und zwischen Marco und Thatch drängte, um ebenfalls die Moby Dick ins Auge fassen zu können. Er grinste und auch Marco konnte die Abspannung mit einem Mal von sich abfallen spüren.

„Von wegen die Insel hält einen gefangen...“, entrann es Thatch, als er einen Arm um Ace’ Schultern legte. „Wahrscheinlich hat sie gemerkt, dass wir nicht so verrückt wie ihre Bewohner sind und uns deswegen gehen lassen.“

Darauf konnte Marco nicht anders, als die Augen zu verdrehen. „Euch ist aber schon klar, dass das mit der Insel, die eine Teufelsfrucht gegessen hat, nur eine Legende war, oder?“ Doch der Ausdruck auf Thatchs sowie Ace’ Gesicht sagte Marco, dass die beiden tatsächlich daran geglaubt hatten. Wahrscheinlich hätte er wissen sollen, dass wenn jemand dazu fähig war, daran zu glauben, es diese beiden Trottel sein würden. „Eine Insel hat wohl kaum den nötigen Fingernagel, um eine Vivre Card anfertigen zu lassen“, fügte er als Erklärung hinzu und bahnte sich den Weg zu den Booten herunter. Dabei glitten seine Augen noch einmal über ihre Umgebung – und obwohl er Goliath nirgends entdecken konnte, so war er sich dennoch sicher, dass er ganz in der Nähe war. Das sagte ihm zumindest die Vivre Card.

„Er meint Goliath...“, vernahm Marco Thatchs Stimme im Hintergrund. „Oder die Insel ist Goliath. Das würde erklären, wieso er so schnell verschwinden kann. Die Teufelsfrucht hat die Insel zum Menschen gemacht!“

Ace lachte auf. „Du meinst, Goliath ist die Insel und er hat von der Teufelsfrucht gegessen. Dann kann er sich in Erde oder so verwandeln und kümmert sich um die Pflanzen.“

„Nein, er ist die Verkörperung der Insel gewesen, Ace!“

„Das ist doch—“

„Wir lassen euch hier, wenn ihr euch lieber gegenseitig an die Kehle gehen wollt“, warf Marco unbeeindruckt ein, als er die Leinen eines Bootes löste und zu seinen Kameraden herüberschaute.

Diese hatten beide den Kragen des jeweilig anderen gepackt, doch ließen bei Marcos Drohung abrupt voneinander ab und warfen sich lediglich finstere Blicke zu, die in fünf Minuten wahrscheinlich längst wieder vergessen sein würden.

„Kommt schon. Wenn wir uns beeilen, dann kriegen wir vielleicht noch etwas vom Abendessen ab“, setzte Marco nach und vertrieb somit auch die letzte schlechte Laune der beiden. Die Liebe ging eben durch den Magen – und auch Marco könnte etwas Ordentliches zu essen vertragen, was ihn nicht an das servierte Schneckenfleisch auf Nebulous Insel erinnerte.

Er warf nur einen letzten Blick auf den Weg zur Moby Dick zurück zu der Insel. Aus der Ferne sah sie genauso aus wie jede andere auch, obwohl am Horizont bereits die ersten Nebelschwaden lauerten, die sie für die nächsten fünfundzwanzig Jahre zu verschlucken drohte. Wahrscheinlich wäre man nur mit Hilfe von Goliaths Vivre Card in der Lage, sie wiederzufinden.

Bei diesem Gedanken angelte sie Marco aus der Hosentasche heraus und besah sie sich, bevor er sie in der aufziehenden Brise fliegen ließ. Goliath hatte sie zum Ufer geführt, doch die Frage nach dem Warum blieb unbeantwortet. War es Dankbarkeit gewesen, weil sie ihn aus dem Gefängnis befreit hatten? Oder hatte er das selbst tun können, wenn er denn gewollt hätte? Hatte er vielleicht sogar Gol D. Roger damals zur Flucht verholfen?

Allerdings hatte Marco schon einige rätselhafte Dinge in seinem Leben erlebt und war sich darüber im Klaren, dass man nicht immer Antworten auf seine Fragen bekam. Vielleicht machte aber auch genau das den Reiz des Lebens aus. Die Ungewissheit, die Freiheit der Interpretation.

Das kleine Papier war derweil nicht unweit von ihm im Wasser gelandet und trieb nun in die Richtung von Nebulous Island zurück.

 

 

 

 

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Anmerkung: Alle OCs innerhalb dieser Geschichte sind nach Schiffen benannt worden.

 

Santa - La Santa María  (La Santa María de la Inmaculada Concepción), Christopher Columbus’ Flaggschiff

 

Downes Buc  - USS Downes, Schiff der amerikanischen Marine im zweiten Weltkrieg, benannt nach Kommodore John Downes | Bucentaure, Schiff der französischen Marine in der Schlacht von Trafalgar

 

Bürgermeister Tirpitz – Tirpitz, deutsches Kriegsschiff im zweiten Weltkrieg, nach Großadmiral Alfred von Tirpitz benannt

 

Trinidad – Trinidad, Flaggschiff von Ferdinand Magellan, einem portugiesischen Entdecker im sechzehnten Jahrhundert

 

Anne - Queen Anne’s Revenge, Blackbeards Schiff, ihr früherer Name lautete Concort

 

Goliath - HMS Goliath, Schiff der britischen Royal Navy, ist nach dem biblischen Riesen Goliath benannt worden

 

Carpathia - Carpathia; amerikanisches Marineschiff, hat 705 Überlebende der Titanic gerettet



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Hisoka_Hebi
2021-08-18T09:10:03+00:00 18.08.2021 11:10
Die ganze Geschichte und die Idee mit der Insel haben mir gefallen. Besonders das Marco Mal ins schwitzen kam, dass sie ohne Hilfe gar nicht mehr runter gekommen wären.
Von:  Peacer
2013-02-24T17:09:24+00:00 24.02.2013 18:09
Ich liebe das Ende. <3
Ich finde es toll, dass Thatch Marco so gut kennt und selbst seinen neutralen Gesichtsaudruck interpretieren kann.^^
Und ich mag deine Beschreibung, als sie endlich wieder am Strand sind. "Himmel stand in Flammen" finde ich sehr hübsch, und dass die Moby Dick sie begrüßt ist sehr schön geschrieben. :D
Ich finde es auch toll gelöst, wie Ace und Thatch sich über Goliath streiten und was genau er ist, ohne dass wir es wirklich erfahren. So ein "offenes" Ende finde ich toll, da kann man sich dann selbst aussuchen, woran man glaubt. :D
Und dass Marco dann auch noch meint, dass das den Reiz ausmacht. <3
Die Story ist einfach toll, von vorne bis hinten. Eine schönere Wichtelgeschichte hätte ich mir gar nicht wünschen können. Viele, vielen Dank. *verbeug*

LG,
Peacer

Von:  Guardian
2013-02-11T22:44:53+00:00 11.02.2013 23:44
ich bin positiv überrascht <3
ich finde diese geschichte echt super, interessant und voralllem spannend :D
da wird man richtig süchtig nach mehr über dieses chaotische truppe *lach*
ja was verkörpert goliath wohl wirklich?
das ende ist echt der hammer ;D


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