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Abenteuer auf den Pharos Inseln

von

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Kapitel I

„Wollt ihr mich verarschen?!“ Nami starrte den Beamten vor sich entrüstet an, der nervös seine Mütze zurechtrückte und zaghaft nickte.

„Tut mir leid, aber die Anlegegebühren sind so fest gelegt und nicht verhandelbar.“

Nami schnaubte und Lysop legte ihr vorsichtshalber eine Hand auf die Schulter, um die Navigatorin im Notfall davon abhalten zu können, sich auf den wehrlosen Beamten zu stürzen. Immerhin machte dieser nur seinen Job.

Nami aber hatte kein Erbarmen mit dem armen Mann. „30.000 Berry pro Tag ist doch Wucherei. Ich weigere mich, das zu bezahlen.“ Entschieden verschränkte sie die Arme vor der Brust.

Der Beamte schluckte schwer und knetete seine Hände. „D-dann muss ich Sie bitten, sich einen anderen Anlegeplatz zu suchen.“

Mit gefährlich blitzenden Augen lehnte sich Nami nach vorne und der Beamte trat hastig einen Schritt zurück. „Ich verlange mit Ihrem Vorgesetzten zu sprechen. Ich bin mir sicher, wir werden uns einigen können.“

Daraufhin erbleichte der Mann schlagartig. „D-das ist wirklich k-keine gute Idee“, versuchte er die geizige Navigatorin von ihrem Vorhaben abzubringen, aber diese hatte nicht vor, sich ihren Entschluss ausreden zu lassen. Immerhin ging es hier um ihr Geld.

„Ich bestehe darauf“, meinte sie entschieden, aber Lysop neben ihr schüttelte den Kopf.

„Wir sollten uns keine unnötigen Probleme suchen“, meinte er ängstlich, während er sich in Gedanken schon ausmalte, wie sie von einer Horde wutentbrannter Menschen mit Mistgabeln vertrieben wurden. Darauf konnte er liebend gerne verzichten, vielen Dank.

Er wandte sich an den Beamten, der ihn hoffnungsvoll ansah, hatte er in dem Schützen doch einen vermeintlichen Verbündeten gefunden. „Wie lange braucht der Log-Port denn, um sich auf die nächste Insel einzustellen?“ Wenn sie nicht lange hier bleiben würden, konnte er Nami vielleicht davon überzeugen, in der Zeit keinen Streit mit den Einwohnern anzufangen. Hoffte er.

Die nächsten Worte des Beamten bereiteten seiner Hoffnung allerdings ein jähes Ende. „Ich fürchte, dieser braucht hier ein Jahr.“

Lysop sah ihn mit weit aufgerissen Augen an. „Ein Jahr?“, krächzte er ungläubig und Sanji, der geduldig hinter ihnen gewartet hatte, während sie über den Preis verhandelten, runzelte die Stirn.

„Wir können kein Jahr hier warten“, meinte der Koch und schnipste den Stummel seiner alten Zigarette ins Meer, ehe er sich eine Neue anfing.

Nami nickte entschieden. „Vor allem können wir kein Jahr lang die überteuerten Gebühren bezahlen.“

Es war Robin, die schließlich das Schweigen brach und sich an den Beamten wandte, der nervös ihre Reaktion abgewartet hatte. „Gibt es keine Eternal-Ports?“

Der Mann zögerte sichtlich mit seiner Antwort, und Nami rollte die Augen. „Wir werden auf keinen Fall ein Jahr hier bleiben und die Gebühren zahlen, ob Sie uns nun antworten oder nicht.“

Der Beamte schüttelte den Kopf. „Das ist es nicht. Es gibt schon Eternal-Ports, allerdings werden die nur auf Thanatos, der Hauptinsel dieser Inselgruppe, verkauft.“

Nami hob eine Augenbraue. Das kam ihr ziemlich suspekt vor. „Wieso das?“

„Weil sie dort hergestellt werden“, erklärte der Mann hastig und blickte sich nervös um, ehe er ein Stück näher an Nami herantrat, in seinem Vorhaben dann allerdings innehielt, als sich Sanji drohend hinter dieser aufbaute.

Er schluckte. „Hören Sie, vielleicht wäre es besser, wenn Sie einfach das Jahr in Ruhe abwarten würden, ja?“, erklärte er flüsternd, als ob er ihnen ein Geheimnis anvertrauen wollte.

Nami aber winkte ab. „So teuer kann ein Eternal -Port gar nicht sein, als dass es sich lohnen würde, hier ein Jahr zu vergammeln und die Gebühren zu zahlen.“

Plötzlich sah sie der Beamte ernst an. „Wenn Sie sich da mal nicht irren.“ Er ließ den Blick über ihre Gruppe wandern, sah die Entschlossenheit in ihren Augen und seufzte. „Ich habe Sie gewarnt.“ Damit drehte er sich um und ging, eine verdutzte Bande Piraten zurücklassend.

Nami erholte sich als erstes von ihrer Überraschung. „Nun, dann sollten wir so schnell wie möglich aufbrechen, ehe sie uns doch noch zahlen lassen.“

Sie sah sich kurz um, stellte fest, dass es viel zu ruhig war und runzelte die Stirn. „Wo ist Ruffy?“
 

Der Kapitän der Strohhüte lief gut gelaunt durch die Straßen der kleinen Hafenstadt, auf der Suche nach einem Stand oder Restaurant, das Fleisch verkaufte. Es musste irgendwo in der Nähe sein, das verriet ihm seine Nase und auf die war immer Verlass.

Neugierig sah er sich in der Stadt um, die so viel ruhiger war als alle anderen, die er bisher besucht hatte. Nach dem chaotischen Alltag auf der Sunny fiel der Unterschied umso mehr auf, und Ruffy runzelte nachdenklich die Stirn, während er die stillen Bewohner beobachtete, die mit dem Blick stur gegen den Boden gerichtet durch die Straßen schlurften.

Dann erhellte sich sein Gesicht schlagartig, als ihm der Grund dafür einfiel. Sie hatten sicher schon lange kein Fleisch mehr gehabt und waren deshalb so betrübt. Er nickte überzeugt. Das musste es sein, immerhin kannte er sich damit hervorragend aus.

Er blieb stehen und kratzte sich verwirrt am Kopf. Wenn hier nur Menschen umherliefen, die lange kein Fleisch mehr gegessen hatten, musste dieses irgendwo anders verkauft werden.

Stolz auf seine logische Schlussfolgerung drehte sich der Gummimensch auf seiner eigenen Achse um und marschierte kurz entschlossen in die nächstbeste Gasse hinein – wo er prompt mit einem kleinen Mädchen zusammenstieß.

Mit einem erschrockenen Schrei fiel dieses nach hinten, aber Ruffy reagierte schnell und packte sie mit einem gedehnten Arm, um so im letzten Augenblick ihren Zusammenstoß mit dem Boden zu verhindern.

„Puuh, das war knapp“, meinte er erleichtert, während er das Mädchen wieder auf die Beine zog. Dieses sah ihn mit großen, haselnussbraunen Augen an und Ruffy ging vor ihr in die Hocke, um auf Augenhöhe zu sein. „Alles in Ordnung?“

Sie nickte und rieb sich ein paar Tränen aus den Augen, woraufhin der Kapitän der Strohhüte den Kopf schieflegte. „Huh?“

Schüchtern sah das Mädchen ihn kurz an, ehe sie wieder den Kopf senkte und auf ihrer Unterlippe knabberte.

Ruffys Gesicht erhellte sich und er schlug sich mit der Faust in die Hand. „Aha, du hast Hunger, stimmt’s?“ Warum sonst sollte man schließlich versuchen, seine eigene Lippe aufzuessen?

Aber sie schüttelte den Kopf, so dass ihre langen, braunen Zöpfe nur so umherflogen, und erklärte leise. „Ich habe meine Eltern verloren.“

„Oh.“ Ruffy zuckte mit den Schultern und streckte dem erstaunten Mädchen eine Hand hin. „Dann müssen wir sie suchen!“

Das Mädchen aber sah unsicher von seiner Hand zu ihm und wieder zurück. „Mami hat gesagt, dass ich nicht mit Fremden mitgehen soll.“

Daraufhin grinste der Gummimensch lediglich. „Ich bin Ruffy und werde Piratenkönig. Und wer bist du?“

Das Mädchen sah ihn groß an, ehe sie mit einem kleinen Lächeln antwortete. „Lizzy.“

Ruffy nickte und hielt erneut seine Hand hin. „Jetzt kennst du mich. Gehen wir deine Eltern suchen!“

Lizzy legte kurz den Kopf schief, ehe sie lächelte und Ruffys Hand nahm, der sie daraufhin lachend in die nächste Straße zog und sich umsah. „Und, siehst du sie irgendwo?“

Sie schüttelte den Kopf, während sie sich mit konzentriert gerunzelter Stirn umsah. „Ich bin zu klein“, beschwerte sie sich schließlich seufzend und Ruffy blickte auf sie hinab.

„Haha, stimmt!“, stellte er fest und ging weiter, aber Lizzy war stehen geblieben und strahlte ihn verschmitzt an. Er blinzelte und legte den Kopf schief.

„Von deinen Schultern aus würde ich sicher mehr sehen“, meinte sie unschuldig und Ruffy grinste. Das leuchtete ihm ein. Immerhin hatte er von Shanks und später Ace und Sabos Schultern auch immer mehr gesehen.

Also hob er sie schwungvoll hoch und als Lizzy vergnügt lachte, stimmte er mit ein. Die miesepetrigen Blicke, welche die Bewohner um sie herum ihnen zuwarfen, bemerkte er dabei gar nicht.

„So viel Spaß hatte ich schon lange nicht mehr“, freute sich Lizzy, während sie durch die Straßen der Stadt schlenderten, auf der Suche nach ihren Eltern und in Ruffys Fall, auch noch Fleisch. Die Suche nach dem einen behinderte schließlich nicht die Suche nach dem anderen.

Er legte den Kopf schief. „Die Stadt ist wirklich langweilig“, meinte er und bohrte in der Nase. Noch immer hatte er kein Fleisch gefunden, ein eindeutig schlechtes Zeichen.

„Das ist die Schuld der bösen Männer“, erklärte Lizzy ernst, und Ruffy legte fragend den Kopf schief, woraufhin sie beinahe von seinen Schultern gerutscht wäre. Kichernd richtete sie sich wieder auf.

„Böse Männer?“, hakte er neugierig nach. Vielleicht waren die Inseln doch interessanter, als er bisher angenommen hatte. Ein Abenteuer konnte sogar den Mangel an Fleisch wieder wettmachen.

Lizzy nickte gegen seinen Kopf. „Papi sagt, sie sind schuld, dass ich die Babypuppe nicht haben kann, die ich mir wünsche.“

Klauten die etwa den Kindern das Spielzeug? Das war aber alles andere als nett. Nachdenklich popelte er in der Nase, als Lizzy ihm plötzlich aufgeregt auf den Hut klopfte.

„Mami!“

Im nächsten Augenblick kam eine besorgte Frau auf ihn zugehastet und pflügte ihm seinen kleinen Passagier von den Schultern, der ihr mit einem Freudenschrei die Arme um den Hals schlang.

Dann wandte sie sich mit einem freundlichen Lächeln an den Piraten, der sich inzwischen neugierig umsah und sich fragte, wo genau der Hafen mit der Sunny lag.

„Vielen Dank, dass Sie meine Lizzy gefunden haben.“

Ruffy grinste. „Kein Problem.“

Dann legte er den Kopf schief, als er seinen Namen hörte und drehte sich einmal um die eigene Achse, bis er die Quelle für den Ruf fand: Brook und Nami, die ihm fröhlich zuwinkten.

„Da bist du ja“, meinte Nami, als sie ihn erreichten. „Wir müssen weiterfahren, besser früher als später, wenn wir die Anlegegebühren nicht bezahlen wollen.“

„Aber wir sind doch gerade erst hier angekommen“, nörgelte der Kapitän der Strohhutbande und dachte wehmütig daran, dass er nach wie vor nicht das lokale Fleisch getestet hatte.

„Der Log-Port braucht hier solange, dass uns beim Warten noch alle Haare ausfallen würden- und das ist das einzige, was ich noch habe, yohoho!“

Nami nickte. „Und anscheinend gibt es nur auf der Hauptinsel Eternal-Ports.“

„Ihr wollt nach Thanatos?“

Die Strohhüte drehten sich zu der erbleichten Mutter um, die Lizzy schützend fester an sich gezogen hatte.

„Es scheint die einzige Möglichkeit zu sein, von hier weg zu kommen“, erklärte Nami stirnrunzelnd. Die Reaktion der Einwohnerin gefiel ihr kein bisschen, genauso wenig wie die allgemeine Betrübtheit der Bevölkerung dieser Insel. Irgendetwas stank hier gewaltig gegen den Himmel.

Die Frau schüttelte den Kopf, ehe sie sich verstohlen umsah und näher an sie herantrat. „Ich warne Euch, dort werdet Ihr nur den Tod finden.“

Brook erschauderte. „Da bekomme ich glatte eine Gänsehaut- und das obwohl ich gar keine Haut habe, yohoho! Skull Jo-“

Nami rippte ihn und wandte sich mit einem mulmigen Gefühl an die Frau. „Was ist auf der Insel?“

Sie zögerte zu antworten, während sie sich nervös umsah, aber ihre Tochter hatte weniger Hemmungen. „Die bösen Männer!“

„Psst!“ Die Mutter sah sich nun gehetzt um, ehe sie sich an Ruffy wandte. „Geht nicht dahin, wenn Euch euer Leben lieb ist“, warnte sie ein letztes Mal, ehe sie davon hastete.

Nami sah ihr nachdenklich und mit einem sehr unguten Gefühl nach. Vielleicht sollten sie doch ihre Warnung beherzigen.

„Das hört sich nach einem Abenteuer an! Los geht’s!“

Die Navigatorin seufzte. Sie hätte wissen müssen, dass solche Warnungen bei Ruffy das genaue Gegenteil erreichen würden.
 

„Auf zur Hauptinsel“, befahl Ruffy grinsend ein paar Minuten später von seinem Platz auf der Galionsfigur aus. Augenblicke später verließ die Sunny auch schon den Hafen, auf dem Weg in ein neues Abenteuer.

Der Beamte saß in seiner Hütte und sah ihnen traurig nach, ehe er seufzend nach einem Den Den Mushi griff. „Eine Piratenbande ist unterwegs“, erklärte er kurz angebunden und die Schnecke grinste finster, als sie seinen Gesprächspartner imitierte.

„Wir werden sie gebührend empfangen“, kicherte dieser und trieb dem Mann einen Schauer über den Rücken. Er war froh, als er endlich auflegte.
 

Mit auf der Reling abgestützten Armen blickte Nami nachdenklich der Hauptinsel entgegen, die sie gerade ansteuerten. Nachdem sie Ruffy eingesammelt hatten, waren sie sofort wieder aufgebrochen. Wenn es nur auf Thanatos Eternal-Ports gab, dann machte es wenig Sinn, länger als nötig auf der ersten Insel zu verweilen. Und so kamen sie auch um die Gebühren herum, die Nami nach wie vor nicht bezahlen wollte.

Trotzdem hatte sie ein ungutes Gefühl bei der Sache. Der Beamte hatte sich eindeutig komisch aufgeführt, selbst wenn man seine Ängstlichkeit damit erklärte, dass er es mit einer Piratenbande zu tun gehabt hatte, genau wie die restlichen Einwohner. Die Warnung hingegen hatte weniger ängstlich als traurig geklungen, als ob er sie schon aufgegeben hatte, und dass die Frau sie ebenfalls gewarnt hatte, bestätigte nur Namis Verdacht, dass hier irgendetwas ganz gewaltig gegen den Himmel stank.

Die Navigatorin der Strohhüte war sich nicht sicher, ob sie den Grund dafür herausfinden wollte.
 

„Vielleicht wäre es eine gute Idee, hier anzulegen?“, schlug Nami vor, als sie die unbewohnte Seite der Insel erreichten, die von langen Stränden geziert und von einem Dschungel begrenzt wurde. Sie wollte nicht mehr Aufmerksamkeit erregen als nötig, vor allem nicht nach dem, was sie gehört hatten. Am liebsten wäre es ihr, wenn sie gänzlich unbemerkt die Insel betreten könnten, sich einen Eternal-Port schnappen und dann so schnell wie möglich wieder abfahren würden.

Ruffy nickte begeistert. „Segel lichten! Zorro, der Anker!“

Brook und Sanji zogen die Segel ein, während der Schwertkämpfer sich brummend von seinem Schlafplatz aufrappelte und den schweren Anker schwungvoll über Bord warf, ehe er sich zu Franky, Nami und Lysop aufs Frontdeck gesellte.

„Sieht nicht sehr gefährlich aus“, meinte er mit einem Stirnrunzeln, als er die friedlichen, weißen Strände vor sich musterte.

„Aber wir wissen nicht, was alles in dem Dschungel lauern könnte“, bemerkte Lysop ängstlich.

Inzwischen hatte sich die ganze Bande auf dem Deck versammelt und Chopper machte große Augen. „Glaubst du, dort gibt es Raubtiere?“, fragte er zaghaft und hielt sich vorsichtshalber schon an Zorros Hosenbein fest.

Lysop nickte mit Überzeugung. „Riesengroße! Aber keine Angst, ich, Kapitän Lysop, habe schon hunderte erlegt, und das mit nur einer Hand!“

Das kleine Rentier sah ihn bewundernd an. „Wieso mit nur einer Hand?“

„Weil ich in der anderen ein Baby hielt, das ich für eine verzweifelte Frau retten sollte“, erklärte Lysop stolz und blühte förmlich unter den bewundernden Blicken des Schiffarztes auf.

Nami seufzte und wandte sich an ihren Steuermann. „Franky, die Mini Merry!“

Dieser nickte. „Aye! Soldier Dock System, Stufe 2!“ Damit drückte er einen Knopf am Steuer und ihr kleines Beiboot verließ das größere Schiff und stand zur Abfahrt bereit.

Voller Enthusiasmus schwang sich Ruffy sofort hinein und drehte sich dann grinsend zu seiner Bande um. „Auf zur Insel!“

Brummend sprang Zorro hinter seinem Kapitän ins Boot, dicht gefolgt von Robin, die sich und Chopper mithilfe ihrer zusätzlichen Hände hinabließ. Nachdem auch noch Franky Platz genommen hatte, fuhren sie los, während der Rest der Bande auf der Sunny wartete.

„Mir macht meine Ich-kann-nicht-auf-unbekannte-Inseln-gehen-Krankheit wieder zu schaffen“, erklärte Lysop mit einem unruhigen Blick zu dem Dschungel, welcher Nami auch nicht ganz geheuer war. Dort konnte schließlich alles Mögliche lauern.

Kurz darauf kam Franky mit der Mini Merry zurück, nachdem er seine ersten Passagiere sicher am Strand abgeliefert hatte. Sanji half Nami galant in das Beiboot zu klettern, ehe er selbst darin Platz nahm, während Lysop widerwillig über die Reling schaute und sich eine Reihe neuer Entschuldigungen einfallen ließ, um auf der Sunny bleiben zu können. Schließlich gab Brook dem Schützen wortwörtlich einen Schubs, welcher ihn kopfüber hineinbeförderte.

„Wenn wir uns ein bisschen quetschen, passt du sicher auch noch rein, Brook“, meinte Nami an das Skelett gewandt und Sanji bekam heftiges Nasenbluten bei dem Gedanken, dass sich die hübsche Navigatorin an ihn pressen würde.

Die Antwort des Musikers ließ seinen Tagtraum aber wie eine Seifenblase zerplatzen.

„Danke, Nami-san, aber ich kann einfach rüber laufen, yohohoho!“ Damit schwang sich das Skelett über die Reling und rannte blitzschnell und fröhlich lachend ihnen voran zum Strand, wo Ruffy schon mit Chopper im Sand herumtollte, während Robin seelenruhig in ihrem Buch las und Zorro ein Nickerchen hielt.

Sanji machte es sich sogleich zur Aufgabe, den Schwertkämpfer wach zu kicken, während Nami versuchte, ihren Kapitän davon zu überzeugen, den Bau seiner Sandburg erst nach der Erkundung der Insel fortzusetzen. Kein leichtes Unterfangen, aber irgendwann waren die Strohhüte dann auch zum Aufbruch bereit und versammelten sich hinter Nami, die eine Karte studierte, welche sie klugerweise auf der ersten Insel erworben hatte.

„Der kürzeste Weg zur Hauptstadt führt quer durch den Dschungel“, erklärte sie nun und Lysop, Chopper und Brook erschauderten bei dem Gedanken an die ganzen Gefahren, die darin auf sie lauern könnten.

„Habe ich schon erwähnt, dass ich eine furchtbare Allergie gegen Dschungel habe?“

Nami rollte die Augen, aber bevor sie den Angsthasen ihrer Gruppe erklären konnte, dass sie so schnell wie möglich wieder von der Insel verschwinden wollte und die Reise durch den Dschungel dabei ein akzeptables Übel war, kam Ruffy ihr zuvor.

„Los geht’s!“, rief er begeistert und setzte seine Worte prompt in die Tat um, indem er ihnen voran Richtung Dschungel marschierte.

Kopfschüttelnd setzte Nami zusammen mit dem Rest der Crew zur Verfolgung an, ließ sich aber sogleich neben Robin fallen und nickte wortlos zu ihrem orientierungslosen Schwertkämpfer.

Die Archäologin nickte verstehend. „Ich werde ihn im Auge behalten.“

Nami seufzte erleichtert. „Ich hoffe, zwei Paar Augen reichen, um ihn nicht zu verlieren.“

Robin lächelte. „Dazu bedarf es weit mehr.“

Die Navigatorin rollte die Augen. „Das beruhigt mich enorm, Robin, vielen Dank.“ Sie seufzte. „Auch wenn du wahrscheinlich Recht damit hast, befürchte ich.“

Daraufhin kicherte die Schwarzhaarige und Nami wollte soeben hinüber zu Lysop gehen und ihn ebenfalls um seinen Beistand bei ihrem Projekt Zorro-nicht-verlieren zu bitten, als plötzlich komische Musik aus dem Dschungel ertönte.

Sie blieben stehen und Ruffy legte verwirrt den Kopf schief. „Was ist das?“

„Vielleicht liegt ein Dorf in der Nähe?“, schlug Chopper vor, aber Nami schüttelte den Kopf.

„Auf der Karte ist keins verzeichnet.“

Indes wurde die Musik immer lauter und Nami ertappte Brook dabei, wie er im Takt der rhythmischen Klänge mit dem Kopf nickte.

„Das ist Discomusik“, erklärte der Musiker, und als ob seine Worte dies ausgelöst hätten, erschien aus dem Nichts eine riesige Discokugel über ihren Köpfen und drehte sich langsam, während sie buntes Licht auf die Strohhüte unter sich warf. Einen Augenblick später wurden sie auch von unten beleuchtet, als sich die Piraten unverhofft auf einem Tanzboden wiederfanden und langsam dem Zwang der Musik nachgaben und sich im Rhythmus zu bewegen begannen.

„Was zum Teufel ist hier los?“, fragte Nami, die genau wie der Rest der Bande jede Kontrolle über ihren Körper verloren hatte und nun auf die Musik tanzte, ob sie wollte oder nicht. Sie fragte sich, ob sie jetzt schon in eine Falle getappt waren.

Daraufhin stieg plötzlich Rauch vom Boden auf und während die Musik lauter wurde, bis man schließlich den Text hören konnte, trat aus dem Schatten des Waldes eine Gestalt.

Listen to the ground:

There is movement all around.

There is something goin‘ down

And I can feel it.

On the waves of the air,

There is dancin‘ out there.

If it's somethin we can share,

We can steal it.

Dann verzog sich endlich der Rauch und ein ausgelassen tanzender Mann kam zum Vorschein, der fast alles toppte, was Nami bisher an komischen Gestalten getroffen hatte, Brook ausgeschlossen. Wobei er zumindest eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Skelett hatte, trug auch dieser einen vollen, schwarzen Afro, allerdings mit Koteletten. Ein sorgfältig zurecht gestutzter Schnurrbart vervollständigte die skurrile Haarpracht, auch wenn es damit leider noch längst nicht getan war. Auf der Nase trug er nämlich eine goldene Sternenbrille, die zu den zahlreichen Goldketten passte, die um seinen Hals hingen, und von denen eine einen glitzernden Discokugelanhänger trug.

Am schlimmsten fand Nami allerdings noch beinahe die Kleidung des hochgewachsenen Mannes, denn dieser trug ein glitzerndes, weißes Seidenhemd mit spitzem, weiten Kragen, das beinahe bis zum Bauchnabel offen war und somit einen erschreckenden Anblick auf seine behaarte Brust freigab. Die weite, weiße Hose konnten ebenso wenig das Outfit retten wie die silbernen Rollerblades, auf denen er langsam näher glitt.

„Sooo cool“, rief daraufhin ihr leicht zu beeindruckender Kapitän, der genau wie der Rest seiner Crew gezwungen war, zu der Discomusik zu tanzen, den dies aber wenig zu stören schien. Momentan war er voll und ganz von den Rollerblades und dem glitzerndem Kostüm seines Gegenübers eingenommen.

Nami hätte ihn am liebsten mit einem Klaps gegen den Hinterkopf zur Besinnung gebracht, aber da sie sich nicht bewegen – oder viel mehr, da sie sich nur tanzend bewegen konnte, musste sie es bei einem Seufzen belassen, ehe sie sich an ihren Gegner wandte, so gut sie es gerade eben konnte.

„Was willst du?“, fragte sie diesen, ehe sie sich schwungvoll und ungewollt um die eigene Achse drehte. Als sie wieder in ihre anfängliche Position kam, stand der Glitzermann genau vor ihr, und hätte sie Kontrolle über ihren Körper gehabt, wäre sie erschrocken einen Schritt zurückgetreten.

Dieser grinste und sah sie über seine Sternenbrille hinweg an. „Dass ihr tanzt“, rief er fröhlich, und wie um seine Worte zu unterstreichen, wechselte das Lied und nun war „You should be dancing, yeah!“ zu hören.

Daraufhin stellte er sich zwischen Robin und Nami, packte jede bei der Hand und ließ sie ein paar Pirouetten vollführen, bis sie nicht mehr wussten, wo ihnen der Kopf stand.

Das gefiel Sanji ganz und gar nicht. „Lass Nami-chan und Robin-swan in Ruhe!“, rief dieser empört und machte einen Schritt auf den Discotypen zu, trat dann aber im Rhythmus des Liedes wieder einen Schritt zurück und vollführte eine elegante Umdrehung, die Franky zum Lachen brachte.

„Ich wusste gar nicht, dass du so gut tanzen kannst!“, meinte der Cyborg, dem es sichtlich Spaß machte, den Roboter zu tanzen, ganz im Gegensatz zu Zorro, dessen Miene immer grimmiger wurde, während er unbeholfen die ihm aufgezwungenen Bewegungen ausführte.

Brook hingegen schien das Tanzen eher weniger auszumachen, womöglich da ihm die Musik gefiel, während Chopper anfangs etwas skeptisch war und nun voller Elan umhersprang.

Lysop war die Sache anscheinend genauso wenig geheuer wie Nami, wenn sie dessen ängstliches Herumzappeln richtig deutete. Er versuchte das allerdings mit seiner Angeberei zu überspielen, die ihm wie üblich nur Chopper abzukaufen schien. „Der große Kapitän Lysop hat schon so manches Tanzturnier für sich entschieden!“

Indes fuhr der Mann mit dem Afro – nicht zu verwechseln mit ihrem Afro-Skelett- um die Gruppe herum und feuerte sie an, während er gewagte Sprünge und Drehungen auf seinen Rollerblades vollführte und Hüfte und Arme im Takt bewegte.

Schließlich verbeugte er sich allerdings schwungvoll- wobei er ihnen einen für Namis Geschmack allzu tiefen Einblick in sein offenes Hemd verschaffte- und während die Musik zu einer eher traurigen Ballade wechselte, winkte er ihnen zum Abschied zu.

„Es war mir ein Vergnügen, liebe Mittänzer, aber leider wird es jetzt Zeit, euch zu verlassen. Ich weiß, ihr werdet mich vermissen“, damit zwinkerte er Robin und Nami über seine Brille hinweg zu, woraufhin beide mit den Augen rollten, „aber man soll ja bekanntlich aufhören, wenn es am Schönsten ist.“

Damit lief er, sehr zum Schreck der Strohhüte, zur Mini Merry und nahm darin Platz.

„Hey, bleib gefälligst hier“, rief Franky, der augenblicklich jeden Spaß am Tanzen verloren hatte, sobald der Discomann Anstalten machte, sich an seinem Traumschiff zu vergreifen.

„Das ist unsere Mini Merry“, warf Ruffy, nun auch wütend, ein und strengte sich an, aus dem Tanzen auszubrechen, leider erfolglos.

„Tut mir leid, aber ich muss hier weg“, entschuldigte sich der Dieb, startete das Beiboot und fuhr los.

Verbissen kämpften die Strohhüte gegen das Tanzen an, und langsam, je mehr sich der Discotyp von ihnen entfernte, gelang es ihnen, sich wieder selbstständig zu bewegen. Ruffy war der erste, der wieder komplette Kontrolle über seinen Körper erlangte, aber da war das Boot schon außer Reichweite.

Nicht, dass das den Kapitän der Strohhüte groß störte. Prompt streckte er seine Arme aus- nur um im nächsten Augenblick von Zorro aufgehalten zu werden, der ebenfalls die Kontrolle zurückerlangt hatte.

„Nicht. Wenn du im Wasser landest, sind wir zu weit weg, um dich wieder herauszufischen.“

Ruffy blies die Backen auf, aber selbst ihm leuchtete das ein. „Wir müssen ihn trotzdem aufhalten!“

„Überlass das mir, Kapitän, yohoho!“ Auch Brook war mittlerweile aus dem Tanzen ausgebrochen und streckte seine Beine durch – als ob er Muskeln hätte, die er dehnen müsste. „Ich hole ihn zurück!“

Und damit lief er los, über das Wasser, so wie er es auch schon auf dem Hinweg getan hatte – nur um im nächsten Augenblick von einem riesigen Schatten aus der Bahn geworfen zu werden und kreischend unterzugehen.

Zorro fluchte lauthals, ehe er ins Wasser lief, um das ertrinkende Skelett zu retten, während der Rest der Strohhüte staunend beobachtete, wie der Schatten weiterflog, die Mini Merry erreichte und auf dessen Schornstein landete.

Nun erkannte Nami, dass es sich dabei um eine riesengroße, schwarz-weiße Fledermaus handelte, die ihre langen Schwingen ausgebreitet ließ, um das Gleichgewicht auf dem wackligen Boot zu halten. Ihr Dieb war zur Salzsäule erstarrt und blickte hoch zu der furchteinflößenden Gestalt, wie Nami mit Genugtuung feststellte.

„Niemand verlässt diese Insel“, grollte die Fledermaus laut genug, dass es auch die Strohhüte vom Strand aus hören konnten, und bevor Nami noch die Erkenntnis verarbeiten konnte, dass es sich bei dem riesigen Tier dann wohl um einen Zoan-Nutzer handeln musste, krallte dieses sich ihren Bootdieb und flog ihn zurück zum Strand, wo er ihn achtlos in den Sand fallen ließ. Er kreiste noch einmal drohend über ihre Köpfe, als ob er sich merken wollte, wie viele Besucher auf seiner Insel gelandet waren, ehe er zu Namis Erstaunen einfach Richtung Inneres der Insel davonflog.

Andererseits waren sie nun hier gestrandet, dachte Nami mürrisch, als sie auf die in der Mitte der Bucht driftende Mini Merry schaute. Und auch, wenn sie Möglichkeiten hatten, diese zu erreichen, sei es durch Schwimmen oder einem erneuten Versuch von Brook, über das Meer hinüber zu laufen, so war sie sich doch ziemlich sicher, dass die Fledermaus sie im Auge behalten würde, auch wenn sie im Augenblick nicht zu sehen war. Und dass das Verbot, die Insel zu verlassen, nicht nur für ihren Dieb gegolten hatte.

Apropos Dieb…

Mit in die Hüfte gestemmten Händen gesellte sich Nami zu ihren Kameraden, die den Discoheini bereits umzingelt hatten und nun mit Stirnrunzeln auf den Gesichtern und ineinander verschränkten Armen böse auf diesen hinabsahen- sogar Chopper hatte seine Menschform angenommen, um grimmiger schauen zu können.

Zorro zog gerade Brook aus dem Meer, dann trat er ebenfalls zu ihnen, eine Hand auf seinen Schwertern. Auch Lysops Hand lag auf seinem Kabuto und Sanji hatte längst sein Gewicht verlagert, um blitzschnell sein Bein heben und zutreten zu können.

Keine Chance zur Flucht.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Lied: Night fever – Bee Gees Komplett anzeigen

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