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07 bittersweet paradise


 

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07 bittersweet paradise

 

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Mit einem schmerzerfüllten Stöhnen drehte Naruto sich etwas mehr auf den Bauch und vergrub dabei seinen pochenden Kopf tiefer in das warme, weiche Kissen unter ihm. Ein Kissen, dessen Geruch ihm genauso unvertraut war, wie die Matratze, in die sein Körper sich schwer geschmiegt hatte.

 

Naruto hatte keine Ahnung, wo genau er war und noch weniger wusste er, wie er dort hingekommen war. Vage erinnerte er sich an einen durchaus angenehmen Abend mit seinen Freunden. Einen Abend, an dem man jede Frage nach dem Warum vermieden hatte und damit ihm eine Gelegenheit geboten hatte, einfach das Zusammensein zu genießen. Und genossen hatte er scheinbar, zumindest wenn es um die Menge an Alkohol ging, die er scheinbar zu sich genommen hatte.

 

Sein Mund und vor allem seine Zunge, fühlten sich an, als wenn er diese einem Hamster zur Verfügung gestellt hätte und dieser nun zufrieden zusammengerollt in seiner neuen Höhle hauste. Glücklicher Bastard, immerhin hatte er vermutlich nicht solche wahnsinnigen Kopfschmerzen, einen ekelhaften Geschmack mit Pelzbelag und wusste nebenher noch ganz genau wo er war. Naruto wusste es nicht. Was er aber mit jeder Sekunde deutlicher wahrnahm war, dass er das Bett wirklich nicht kannte. Es war keinesfalls das, das er bei Sasuke benutzt hatte. Ebenfalls konnte es nicht jenes sein, das er in Irland besaß und ganz besonders war es nicht das Bett, das bei Kakashi im Haus stand und das er wieder für sich beansprucht hatte.

 

Das alles könnte halb so schlimm sein, wenn einige Dinge, die er nach und nach realisierte, nicht wären. Zum einem fühlte er sich seltsam frei von Kleidung. Lediglich sein rechter Fuß war etwas wärmer wie der linke und als Naruto den linken Fuß leicht nach oben schob, bekam er die Gewissheit, dass er nichts weiter als eine Socke trug. Seine restliche Kleidung hatte sich vollkommen verflüchtigt.

 

Das für sich mochte noch akzeptabel sein, weniger akzeptabel war, dass der Blondschopf mit jeder verstreichenden Sekunde sich bewusster darüber wurde, dass etwas warmes sich von hinten an ihn schmiegte. Etwas, das eindeutig atmete. Er fühlte das leichte Kitzeln in seinem Nacken. Er schwor sich in der Sekunde, dass er nie wieder so viel trinken würde.

 

Vorsichtig, um die schlafende Person nicht zu wecken, aber vor allem, um den rasenden Schmerz in seinem Kopf nicht schlimmer zu machen, drehte er sich. Erst dann blinzelte er leicht, versuchte zu erkennen, was oder eher wer genau da neben ihm lag. Seine letzte Erinnerung war daran, dass er mit seinen Freunden gefeiert hatte und Naruto konnte sich nicht vorstellen, mit wem er nackt das Bett teilen könnte oder gar wollte. Schließlich war er nicht mehr so naiv zu glauben, dass es keinen wichtigen Grund gab, sich ganz auszuziehen, wo er es durchaus bevorzugte, wenigstens seine Shorts anzubehalten. Zumindest in diesem Augenblick hatte er keine Erklärung, die harmlos war und den zwingend gewollten Grund lieferte.

 

Was er sah, schockierte ihn aber mehr, als alles was er sich hätte vorstellen können. Ein leichter Schleier aus rosafarbenem Haar floss über das Kissen, weiche, vertraute Gesichtszüge blinzelten ihm entgegen. Mit einem weiteren Stöhnen krümmte Naruto sich zusammen. Es konnte, es durfte nicht sein, dass er und Sakura… alleine bei dem Gedanken drehte Naruto sich der Magen um. Nicht, dass er Sakura so abstoßend finden würde. Ganz und gar nicht. Sie war aber seine beste Freundin und Naruto fühlte sexuell gesehen absolut nichts für sie. Der Gedanke, dass er mit ihr geschlafen haben könnte, war entsprechend unangenehm.

 

Das leise Stöhnen, das von seiner Freundin ausging, lenkte seine Aufmerksamkeit aber sofort wieder auf die junge Frau, nur um im nächsten Moment ausgelacht zu werden. „Gott, Naruto! Du siehst aus wie ein Geist!“, prustete die junge Frau, schob die Decke etwas von sich und streckte sich genüsslich. Seidiger, leicht durchsichtiger Stoff begrüßte Naruto, Stoff, unter dem sich eindeutig ein BH abzeichnete. Was Anlass zur Hoffnung gab, dass auch unten rum alles anständig verhüllt war, auch wenn es bei ihm selbst ganz anders aussah.

 

Als Sakura sich gestreckt hatte, richtete sie sich in eine sitzende Position auf und schob ihre wirren Haare aus dem Gesicht, um nach einem Haargummi zu greifen, welches neben ihr auf dem Nachtschrank lag um die Mähne zu bändigen. Munter blickte sie ihn dann an. „Ehrlich Naruto! Du warst so unglaublich voll letzte Nacht und hast darauf bestanden, dich auszuziehen um schlafen zu gehen.“ Sie deutete auf die Decke. „Aber es ging schon mit der zweiten Decke. Noch einmal wirst du dich aber nicht so benehmen, sonst schmeiße ich dich hochkant hier raus!“, erklärte sie und schob die Decke ganz weg, um aufzustehen und eine Art Bademantel zu nehmen, welcher wie ihr Nachtgewand nicht wirklich viel verdeckte. Verstehe einer die Frauen! Wenn ihre Kleidung so einen Durchblick zuließ, war es doch eher nutzlos, sich darin zu kleiden.

 

Sakuras Worte jedoch lenkten seine Aufmerksamkeit schnell auf die Decke zurück und er erkannte erst jetzt, dass sie sich keine Decke geteilt hatten. Erleichtert ließ er sich wieder in die weichen Laken sinken, nur um kurz darauf von schwerem Stoff abgeschossen zu werden. Verwirrt schob er ihn von sich, um Sakura erneut anzublicken. „Beziehe mein Bett neu, dann vergebe ich dir dein Verhalten von letzter Nacht. Ich mache dir einen starken Kaffee und wecke die anderen!“ Mit diesen Worten wendete sie sich ab und ließ Naruto in dem Zimmer alleine zurück.

 

Erschöpft schloss Naruto die Augen ein weiteres Mal. Er hatte wirklich keine Ahnung, wann er beschlossen hatte, sein Leben noch furchtbarer zu machen, als es eh bereits war. Der Vorsatz, nie wieder etwas zu trinken, war da vermutlich das Beste, was er tun konnte, um solche Schreckmomente nicht wiederholt zu sehen. Auf Dauer würde er sonst an einem Herzinfarkt sterben, dessen war er sich absolut sicher.

 

Aus dem Flur konnte er bereits Geräusche hören und so entschloss er sich, trotz seiner starken Kopfschmerzen, sich aus dem Bett zu quälen. Seine Klamotten fand er zum Glück recht schnell, sie lagen in einem wirren Bündel in der freien Zimmerecke und Naruto musste sich wieder setzen, als er sie aufgehoben hatte, um langsam und vor allem möglichst konzentriert raus zu finden welches Kleidungsstück wie gehörte und wie er es anbekam, ohne sich zu viel zu bewegen. Als er diese Aufgabe geschafft hatte – wobei er die zweite Socke und sein Shirt nicht finden konnte, entschloss er sich, das Bett erst nach einem starken Kaffee neu zu beziehen.

 
 

 

***

 

 

Die Socke fand er im Flur, er sammelte sie auf, während er dem lockenden Geruch von frischem Kaffee folgte. Mit der Erkenntnis, dass er es besser sein gelassen hätte, als er das Wohnzimmer betrat und alle Freunde ihm entgegenschauten. Den Rest gab ihm dann eine leicht errötete Hinata, die sich aufrichtete und ihm wortlos sein Oberteil reichte. Naruto musste nicht wirklich nachfragen, wo er auf die Idee gekommen war, nackt schlafen zu müssen und damit auch nicht, wo er begonnen hatte, diese hirnrissige Idee in die Tat umzusetzen.

 

„Ok… scheinbar hab ich hier im Vollsuff angefangen, mich auszuziehen!“, murmelte er eher zu sich selbst, nur damit Sakura grinsend neben ihm trat und ihm in einem Mix aus Schadenfreunde und Sympathie leicht über die Wange zu streicheln. „Naruto, Schatz, du hast nicht nur begonnen!“, teilte sie ihm mit und schubste ihn dann zu den anderen. Das war ja herrlich. Im Vollsuff hatte er sich scheinbar zum Affen gemacht und eine Show hingelegt. „Nie wieder Alkohol!“, verkündete er, nur um seine Freunde in schallendes Lachen verfallen zu lassen, was Narutos Kopf nicht wirklich mit Freude aufnahm.

 

„Sakura, Aspirin?“, fragte er dann leidvoll und ließ sich an dem niedrigen Tisch nieder. Nie war ihm der Weg aus dem Stand so weit vorgekommen, aber er schaffte es ohne Zwischenfall. Die Frau musterte ihn nachdenklich. „Hast du mein Bett bezogen?“, fragte sie scharf nach. Naruto gab einen Ton von sich, der einem Wimmern verdammt nahe kam. „Ich mache es, sobald ich diese Kopfschmerzen etwas unter Kontrolle bekommen hab!“, versprach er dann zuversichtlich. Einen Moment zögerte sie noch, doch dann verschwand sie, um ihm die gewünschte Tablette zu bringen.

 

Naruto war unendlich dankbar, als die Wirkung langsam begann einzusetzen.

 

Gemeinsam mit seinen Freunden frühstückte Naruto anschließend und die zuerst etwas seltsame Stimmung lockerte sich schnell auf. Die Anderen machten es ihm auch ziemlich leicht, sein Fehlverhalten vom Abend zuvor irgendwo zu verdrängen, damit diese peinliche Situation nicht länger Beachtung schenken zu müssen.

 

Erst Inos Frage lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf den Abend zuvor. „Was hast du eigentlich für eine Nachricht bekommen, dass du dich so abgeschossen hast?“, fragte sie neugierig nach. Naruto runzelte leicht die Stirn. Von einer Nachricht wusste er nichts. Um dem Geheimnis auf den Grund zu gehen, kramte er das Gerät aus seiner hinteren Hosentasche und rief seinen Nachrichtenverlauf auf. Und wirklich, da war eine Nachricht, die er recht spät am gestrigen Abend erhalten hatte. Von Sasuke!

 

Neugierig öffnete er sie und runzelte ein weiteres Mal die Stirn. Sasuke hatte ihm in einem neutralen Ton eine gute Heimreise gewünscht. Im ersten Moment war daran nichts auszusetzen, aber Naruto kannte sich selbst. Mit einem mulmigen Gefühl schloss er die Nachricht und wechselte in den Ordner der gesendeten Nachrichten. Er wurde furchtbar bleich.

 

Beweg deinen heißen Arsch her, Teme!

 

Zum wiederholten Male schwor er sich, nie wieder so viel zu trinken. „Ähm… Sasuke hat mir eine gute Heimreise gewünscht!“, antwortete er Ino nach einem Moment und steckte das Handy wieder weg. Sasuke hatte nicht geantwortet, wenn er Glück hatte, war die Nachricht gar nicht erst zugestellt worden. Zu hoffen war es, er wusste nicht wirklich, wie er diese Wortwahl erklären sollte. Er log nicht gerne und Sasuke direkt ins Gesicht zu lügen war etwas, was er nie wirklich gut gekonnt hatte. Er war sich nicht einmal sicher, ob er seine Worte mit seinem nicht gerade nüchternen Zustand erklären konnte.

 

Da sein Appetit ihm nun endgültig vergangen war, schob er den Teller von sich und hing seinen Gedanken nach. Seine Freunde schienen den Umschwung seiner Laune zum Glück nicht zu bemerken, sie quatschten wild durcheinander, lachten und hatten einfach Spaß zusammen. Naruto wünschte sich wirklich, dass er daran teilhaben könnte, vor allem weil bald sein Flug gehen würde. Als er einen Blick auf die Uhr warf, erstarrte er nur ein weiteres Mal. „Fuck, mein Flug!“, schrie er regelrecht und sprang auf, um eilig zurück ins Schlafzimmer zu kommen. Der Weg zum Flughafen war die Hölle, die Stunde die ihm noch blieb war bereits ziemlich eng bemessen, vor allem weil er noch alle Formalitäten erledigen musste. Und Kakashi hatte er auch noch nicht verabschiedet.

 

Sakura, die ihm gefolgt war, hielt ihn schließlich davon ab, wie versprochen das Bett neu zu beziehen „Komm, wir fahren dich!“, schlug sie ihm vor und zog ihn hinter sich her zurück in den Flur. Mit Wir hatte sie scheinbar alle Freunde gemeint. Die Anderen waren bereits dabei, sich wieder anständig anzuziehen, die Schuhe anzuziehen und nach ihren Sachen zu kramen, die sie brauchen würden. Narutos Plan war es nicht wirklich gewesen, eine riesige Abschiedszene am Flughafen zu erleben. Auf der anderen Seite musste er aber eingestehen, dass es ein wirklich angenehmes Gefühl war, dass seine Freunde nach wie vor zu ihm standen und ihn verabschieden wollten.

 

„Ich muss Kakashi noch erreichen!“, fiel ihm dabei siedendheiß an. Ehe er allerdings sein Handy erneut herauskramen konnte, kam Sakura ihm zuvor. „Ich mach das schon!“, erklärte sie und schubste Naruto zu seinen Schuhen. Etwas verwirrt stellte er fest, dass die junge Frau scheinbar Kakashis Nummer gespeichert hatte. Was irgendwie wieder bei ihm wach rief, welches komische Gefühl er gehabt hatte, als Sakura bei ihnen gewesen war. Zeit dieses zu ergründen blieb ihm allerdings nicht.

 

Während Sakura dem Mann Bescheid gab, dass sie ihn zum Flughafen bringen würden, zog Naruto sich endlich seine Schuhe an. „Kakashi bringt deine Tasche mit!“, informierte Sakura ihn anschließend, griff nach ihren Schlüsseln und öffnete dann die Tür. Es sah wohl etwas seltsam aus, wie die große Gruppe gemeinsam das Haus verließ und sich dann auf die verschiedenen Wagen verteilte, die vor diesem standen. Belustigend war dabei wohl, dass die Männer sich fahren ließen. Vermutlich lag das eindeutig an dem Restalkohol, der noch immer in ihrem System war. Naruto selbst ließ sich in Sakuras Wagen auf dem Beifahrersitz nieder.

 

Während sie langsam durch den recht dichten Verkehr rollten, musterte der blonde Autor seine beste Freundin. „Sag mal, ist da was zwischen euch?“, fragte er dann nach und als die Frau ihm einen kurzen, verwirrten Blick schenkte, erklärte er sich und damit auch, wie er auf diese Frage gekommen war. „Naja, ihr wirkt vertraut und du hast seine Nummer!“ Sakura schnaubte leise. „Kakashi? Wir telefonieren ab und zu auch. Du bist schließlich mein Freund und Kakashi so etwas wie ein Vaterersatz von dir. An wen sollte ich mich sonst wenden, wenn ich wissen will, ob du noch lebst oder wir dein Begräbnis organisieren müssen?!“, erwiderte sie trocken und schüttelte missbilligend den Kopf.

 

Die Erklärung war logisch. Ziemlich gut sogar und Naruto glaubte Sakura auch aufs Wort. Dennoch blieb da ein nagendes Gefühl in ihm. „Ich bin auch nicht die Einzige. Ino und Kiba telefonieren hin und wieder auch mit ihm. Also schau nicht so. Wenn du endlich selbst dafür sorgen würdest, dass wir hier und da ein Lebenszeichen von dir bekommen, müssten wir nicht die einzige Familie von dir mit Fragen bestürmen, um unsere Sorgen irgendwie beruhigt zu bekommen!“, tadelte Sakura ihn weiter und hieb mit ihrer Faust kurz auf Narutos Bein.

 

Der Blondschopf verzog das Gesicht und rieb sich die lädierte Stelle. Vermutlich würde er dort einen blauen Fleck bekommen. Als er allerdings in Sakuras verbissenes Gesicht sehen konnte, schämte er sich wirklich. Er wollte nicht, dass seine Freunde sich wegen ihm Gedanken machten. Das hatte er nie gewollt, aber damals hatte er sich absolut keinen Kopf darüber gemacht, wie seine Freunde wohl mit seinem plötzlichen Verschwinden umgehen würden.

 

Ein leises Seufzen erfüllte den Wagen. „Ich werde es ändern, versprochen!“, gab er nach.

 

Was machte es schon, wenn er sich hier und da bei seinen Freunden meldete? Vermutlich tat ihm dieses sogar ganz gut. Die vergangenen Tage und vor allem die letzte Nacht hatten ihm gezeigt, dass er diese Bande wirklich vermisste. Eine Freundschaft wie ihre war rar und er musste endlich aufhören sie mit Füßen zu treten. „Das hoffe ich für dich, sonst finde und verhaue ich dich!“, kam die Antwort von Sakura, begleitet mit einem leisen Schniefen, welches sie scheinbar nicht hatte unterdrücken können.

 

Sakura war wirklich eine starke Frau, aber Naruto wusste auch um ihre sensible Seite, die Tatsache, dass sie nahe am Wasser gebaut war, wenn sie etwas wirklich bewegte, egal ob im positiven oder negativen Sinne. Sofort streckte er die Hand aus und fuhr durch die seidigen Strähnen, um sich dann zu ihr rüber zu beugen und ihr einen entschuldigenden Kuss auf die Schläfe zu geben. Er nahm sich fest vor, den Kontakt wieder regelmäßiger stattfinden zu lassen.

 
 

 

***

 

 

Die restliche Fahrt verlief dann ohne Zwischenfälle. Naruto erzählte Sakura in der Zeit ein wenig von seiner neuen Heimat und freute sich irgendwie darüber, dass sie den Wunsch verspürte ihn dort wirklich einmal besuchen zu dürfen. Er konnte sich das auch gut vorstellen, sie eine Weile bei sich zu haben, ihr die schönsten Ecken in der Umgebung zu zeigen, mit ihr in den Pub zu gehen und einfach Zeit miteinander zu verbringen. Irland war eben ein ganz anderes Kaliber als Japan und er glaubte durchaus, dass Sakura sich dort für eine Weile ziemlich wohl fühlen konnte. Vielleicht sogar so sehr, dass sie ihren Liebeskummer vergaß.

 

Ein Teil von ihm fragte sich noch immer, wer der Mann war, der es Sakura angetan hatte. Wirklich nachbohren wollte er allerdings nicht. Er wusste, wie unangenehm das sein konnte und mit deiner Schnapsidee, dass es vielleicht Kakashi war, hatte er sich ja auch ziemlich verrannt. Die beiden hatten kaum eine gemeinsame Vergangenheit, wenn man einmal davon absah, dass sie in ihrer Jugend oft zusammen gewesen waren und Kakashi da ebenfalls oft irgendwie in der Nähe gewesen war. Dass die beiden zumindest telefonisch Kontakt hatten, mochte ungewöhnlich befremdlich sein, in gewisser Art war es aber wohl auch vollkommen nachzuvollziehen.

 

Sonst fiel ihm aber niemand ein. In ihrem Freundeskreis waren alle irgendwie in Beziehungen und Naruto bezweifelte auch, dass Sakura auf Dauer jemanden anhimmeln würde, der in festen Händen war. Auch wenn man leider keinen Einfluss auf seine Gefühle hatte.

 

Obwohl, eine Person gab es da durchaus noch, die frei war, sicher aber ebenso unerreichbar, wie Sasuke es damals gewesen war. Wenn er sich recht erinnerte, hatte Sakura früher auch erwähnt, dass die Uchiha Brüder beide ziemlich heiß waren. Da die Frau in der Firma der beiden Brüder arbeitete, war das durchaus eine Option. Sich in den eigenen Boss zu verlieben ging eben in den meisten Fällen nicht gut aus. Dabei fiel ihm ein, dass er noch eine Bitte hatte, die er lieber stellen wollte, bevor zu viele Ohren es mitbekommen konnten.

 

„Uhm… Sakura?“, machte er also auf sich aufmerksam und schluckte schwer. Zu sagen, was er zu sagen hatte war eindeutig nicht leicht. „Ähm… könntest du mir den gefallen tun und Sasuke erzählen, wie unmöglich ich mich gestern Nacht im Vollsuff benommen hab?“, trug er schließlich seine Bitte vor und linste nervös aus dem Seitenfenster. „Hmm, warum?“, fragte sie nach, ohne den Blick von der Straße zu nehmen. „Ich hab da gestern wohl etwas geschrieben, was unangenehm werden könnte. Vielleicht hilft es, es als Blödsinn bei ihm abzutun!“, erklärte er sich anschließend. Seine Hand fuhr nervös durch seine blonden Strähnen, als er aus den Augenwinkeln sah, wie die junge Frau ihm einen kurzen, neugierigen Blick zuwarf.

 

„So? Was hast du ihm geschrieben?“, fragte sie auch gleich weiter. Naruto lachte nervös auf, dann holte er tief Luft und schloss die Augen. Nicht zu sehen wie sie reagierte war vermutlich besser. „Hab ihm gesagt, er soll seinen heißen Arsch zu mir bewegen!“, gab er schließlich zu, nur um mit Sakuras amüsiertem Lachen belohnt zu werden. „Oh, Naruto! Du bist so ein Chaot. Du schaffst es echt ihm den ultimativen Hinweis zu geben was los ist, nur um ihn selbst zu widerlegen!“ Die Frau amüsierte sich eindeutig köstlich. „Oh ich wünschte, ich hätte sein Gesicht sehen können, als er die Nachricht erhalten hat!“

 

Naruto teilte diesen Wunsch ganz und gar nicht. Vermutlich war Sasuke ausgetickt, soweit der Uchiha dazu in der Lage war. Also wohl eher ein runzeln der Stirn und eines seiner Laute, die kein Mensch wirklich verstehen konnte, wo der Bastard aber davon ausging, jeder sprach seine ganz eigene Sprache. Eine warme Hand auf seinem Bein veranlasste ihn dazu, die Augen wieder zu öffnen und zu seiner Freundin zu schauen. „Gut, ich versuche es. Erwarte aber nicht zu viel, okay?“ Mehr konnte er nicht verlangen. Deutlich erleichtert ließ er sich weiter in den Sitz gleiten und nickte dankbar.

 
 

 

***

 

 

Es war wohl ein etwas gewöhnungsbedürftiges Bild, die kleine Gruppe am Flughafen zu beobachten. Während Naruto verdammt genau wohin er musste, hielten seine Freunde es wohl für eine besonders gute Idee, ihm permanent zu widersprechen und ihn dann in andere Richtungen zu ziehen, nur damit Naruto sie letzten Endes genau dorthin führte, wo er von Anfang an hatte hingehen wollen. Und wenn ihr sinnloses Rumgerenne nicht Aufmerksamkeit erregt hatte, dann eindeutig ihre Lautstärke, oder Kakashis theatralisches Seufzen und den deutlich vernehmbaren Worten, dass sie den Kindergarten besser nie verlassen hätten. Worauf vor allem Kiba laut protestierend eingestiegen war.

 

Entsprechend froh war er also, als er endlich sein Ticket in der Hand hielt und alles was nun blieb war, sich zu verabschieden.

 

Kiba klopfte ihm so heftig auf die Schulter, dass Naruto das Gefühl hatte, in die Knie gehen zu müssen. Die Stelle, die der Mann getroffen hatte, pochte furchtbar. Shikamaru bevorzugte es, ihm den Rücken zu zudrehen und lediglich eine Hand zum Abschied zu heben. Ino umarmte ihn kurz, Hinata hatte arge Probleme die Tränen zurück zu halten, Kakashi wuschelte ihm durch die blonde Mähne, ignorierend, dass er kein kleiner Junge mehr war und Sakura erdrückte ihn fast mit einer Umarmung und gemurmelten, liebevollen Worten, sich nie wieder so zu verstecken.

 

Als er dann endlich den gang entlang lief, der ihn zu seinem Flugzeug bringen würde, blieb er noch einmal stehen. Ihm war schmerzlich bewusst, was er da zurück ließ. Er liebte sie wirklich, alle, wie sie da standen und ihm nachsahen, in ihren Gesichtern die Emotionen deutlich widerspiegelten, die sie gerade durchlebten. Naruto erging es nicht anders. Mit einem eher aufgesetzten grinsen hob er ein letztes Mal die Hand, ehe er hinter der Biegung verschwand und kurz darauf zu seinem Sitz begleitet wurde. In dem Augenblick, wo das Polster sich ihm anpasste, fühlte er sich, als wenn er zum zweiten Mal einfach alles zurück ließ. Ein Teil von ihm wollte zurück, aber das Wissen, dass es dafür keine Chance gab, fesselte ihn an seinem Sitz, bis er der vertraute Druck des Starts endlich abebbte und er in seinem Sitz regelrecht zusammensackte.

 
 

 

***

 

 

Wieder zurück in Irland zu sein, war trotz des Abschiedsschmerzes, den er am Flughafen durchlebt hatte, als wenn er nachhause zurückkehrte. Schon als er am Flughafen von Board ging, fiel eine riesige Last von ihm ab. Das hier war seine Heimat und das Gefühl zurück zu kehren, war überwältigend. Entsprechend gut gelaunt stieg er schließlich in seinen Wagen und fuhr durch vertraute Straßen und letzten Endes den Pattweg, der zu seinem Haus führte. Dieses Mal sogar, ohne dass ihm jemand entgegen kam.

 

Kaum bei seinem Haus angekommen, ließ er alles im Wagen zurück und betrat kurz darauf sein vertrautes Heim. Es fühlte sich an, als wenn er Jahre nicht mehr dort gewesen war, auch wenn es natürlich nicht einmal entfernt so lange gedauert hatte. Zu seiner Überraschung, fand er auf dem Küchentisch einen zettel und nachdem er diesen überflogen hatte, auch den dort drauf angekündigten Auflauf, den man ihm in den Kühlschrank gelegt hatte. Ja, hier war er wirklich zuhause!

 

Zufrieden feuerte er den Ofen an und stellte die Form anschließend hinein, ehe er noch einmal nach draußen ging und seine Tasche reinholte. Achtlos ließ er sie neben der Tür fallen und nahm nur den Laptop mit, um diesen sofort nach oben zu bringen, wobei er auf seinem Weg die Fenster aufriss, um die vertraute, leicht salzige und unglaublich frische Luft hinein zu lassen. In seinem Arbeitszimmer angekommen, legte er den Laptop auf den Schreibtisch und schaute aus dem nun offenen Fenster.

 

So weit das Auge reichte, konnte er grüne Hügel sehen. Kein Haus störte diesen Anblick und dort wo der Horizont mit der Erde zu verschmelzen schien, wusste er, lag das Meer. Das Meer, das ihm gerade diese frische Luft sendete, welche er fast schon begierig in seine Lungen aufnahm. Einen Augenblick genoss er den Anblick, ehe er sich abwendete und wieder nach unten ging.

 

Da sein Auflauf eine Weile brauchen würde, legte er ein wenig Holz nach, bevor er sich an den zerkratzten Tisch setzte und sein Handy zückte. Er hatte eine Entscheidung getroffen, eine die er nicht vergessen und auf jeden Fall in die Tat umsetzen wollte. Wie er sich in den letzten Jahren seinen Freunden gegenüber verhalten hatte, war wirklich nicht nett gewesen. Generell konnte er sich wohl durchaus glücklich schätzen, dass diese auch nach all der Zeit noch an ihm fest hielten, anstatt ihm den Rücken zu kehren und ihn nicht weiter zu beachten. Naruto fühlte sich trotz seiner Gründe durchaus schuldig deswegen.

 

Und aus genau diesem Grund machte er sich daran, jedem seiner Freunde eine kurze Nachricht zu schicken, ein Text, der ihnen sagte, dass er gut angekommen war. Einer Idee folgend, ging er sogar noch einmal nach oben, um mit dem Handy ein Bild der Landschaft aufzunehmen, die er von dem Fenster in seinem Arbeitszimmer aus sehen konnte, um dieses gleich hinterher zu senden.

 

Zufrieden verschwand er dann wieder in die Küche, um sich um sein Essen zu kümmern, welches dann nach einer Weile auch fertig war. Es schmeckte köstlich, ganz so wie er es gewohnt war, jedoch spürte er auch ziemlich schnell, dass seine Reise zurück in seine eigene Vergangenheit, irgendetwas in ihm verändert hatte.

 
 

 

***

 

 

Die Anzeichen kamen schleppend, doch ignorieren konnte Naruto keines davon.

 

Das erste was ihm auffiel, war der Mangel an Geräuschen. Es war nun nicht so, dass er in Japan mitten in der Großstadt gelebt hatte, doch im Vergleich zu dem Haus in Irland, waren dennoch ständig Autos zu hören gewesen. Hier allerdings gab es nichts dergleichen. Er hörte den Wind, wie er durch das Gras strich, die Blätter an den Bäumen zum Rascheln brachte, aber sonst hörte er nichts.

 

Es war nun nicht so, dass es ihn störte. Er liebte Irland, daran hatte sich nichts geändert. Aber nach der ganzen Zeit in Japan kam er auch nicht darum herum festzustellen, wie verdammt ruhig es hier war. Als er damals hergekommen war, war es ihm nicht anders ergangen. Die Stille hatte ihn am Anfang regelrecht in den Wahnsinn getrieben, ehe sie ihm die Ruhe gegeben hatte, die es ihm heute meistens ermöglichte, sich auch für Stunden auf sein Buch zu konzentrieren. Es gab eben keine Ablenkungen, kaum Medien die nebenher präsent waren, keine Autos zu hupten, Hunde die bellten, Menschen die Lachend und Schwatzend die Straßen entlang schlenderten. Naruto wusste, dass er sich vermutlich erneut daran gewöhnen musste, aber er hoffte klar, dass er dieses Mal nicht so furchtbar lange brauchen würde.

 

Er schloss die Augen und atmete langsam durch, konzentrierte sich ganz auf die Geräusche, die er sonst noch wahrnehmen konnte. Das leise Rauschen des Meeres drang zu ihm durch, aus der Ferne, doch es verblasste schnell neben dem leisen Zirpen der Grillen. Vertraut, so unglaublich vertraut und diese Vertrautheit ließ ihn langsam wieder entspannen. Er war nicht in eine neue Welt eingetaucht, sondern kehrte nur zu einer zurück, die er zeitweise verlassen hatte.

 

Das leise Piepsen seines Handys holte ihn wieder zurück.

 

Die Nachricht von Sakura überflog er nur, wobei ein trauriges Lächeln seine Mundwinkel umspielte. Das war es, was sich am Meisten verändert hatte. Der letzte Abend, die durchzechte Nacht hatte irgendwie einen Teil von ihm abgespalten und in Japan zurückgelassen.

 

Während des Fluges und die Fahrt zurück hatte er sich noch etwas vor machen können, dass alles in bester Ordnung war. Aber jetzt, ganz alleine, war ihm bewusst, dass er seine Freunde furchtbar vermisste. Einen Moment lang zweifele er an sich selbst, er fragte sich, was ihn damals dazu bewegt hatte, sich eine so einsame Gegend auszusuchen. Und auch wenn die Antwort ihm im Grunde klar war, verstand er sie nicht. Er war nie der Typ Mensch gewesen, der die Einsamkeit genoss. Eher das Gegenteil war der Fall. Er war jemand, der es liebte im Mittelpunkt zu stehen, der immer viele um sich herum angesammelt hatte.

 

Im Nachhinein konnte er nicht einmal verstehen, wie er all die Jahre das hier ausgehalten hatte. Ja, er liebte Irland. Natürlich liebe er die Ruhe, die eher raue Gegend, all die Plätze die seine Fantasie anregten. Aber er konnte nun auch nicht mehr leugnen, dass er all jene vermisste, die er nun ein zweites Mal hinter sich zurück gelassen hatte.

 

Da war keine Hinata mehr, die in ihrer sanften Art oft Ruhe in die Gruppe gebracht hatte, die immer vernünftig Problemen gegenübergetreten war. Kein Kiba, der alle in Aufregung versetzte und nur laut war. Keine Ino, mit der er unglaublich Quatsch machen konnte. Kein Shikamaru, dessen Ruhe aus dem Gleichgewicht bringen zu können, stets eine Herausforderung gewesen war.

 

Keine Sakura, der er wirklich sehr vertraute. So sehr, dass er mittlerweile nicht mehr nachvollziehen konnte, warum er so lange geschwiegen hatte. Bei ihr hatte er nie fürchten müssen, dass sie sich verplapperte, oder das wie ein Tratschweib sein Geheimnis den anderen auf die Nase band.

 

Und das Schlimmste, da war kein Sasuke mehr. Kein sexy Bastard, der seine Fantasien in Richtungen beflügelte, die er seit Jahren versuchte zu unterbinden. Kein Teme, der ihn mit seiner kühlen Art um den Verstand brachte und dieses nicht zwingend im negativen Kontext. Kein junger Mann, den Naruto wirklich vom Herzen liebte.

 

Mit einem Schlag wurde ihm bewusst, wie verdammt einsam er in den letzten Jahren gewesen war und welche Gefühle er in all der Zeit vehement unterdrückt hatte, bis sie ihm wie ein ferner Traum vorgekommen waren. Aber jetzt war ihm bewusster denn je, wie sehr er sich etwas vorgemacht hatte. So sehr er Irland liebte, ohne seine Familie, seine Freunde und ohne Sasuke war Irland nur halb so viel wert.

 

Niedergeschlagen ließ er alles stehen und liegen und verschwand trotz der noch recht frühen Stunde ins Bett. Er hatte nicht einmal mehr Lust, ein wenig weiter zu schreiben.

 
 

 

***

 

 

Die nächsten Tage vergingen irgendwie nur sehr schleichend und Naruto wusste mehr denn je nichts mit sich und seiner Zeit anzufassen. Das änderte sich nicht einmal, als endlich nach gut einer Woche eine Nachricht von Sasuke kam, die ihm deutlich machte, dass Sakura Wort gehalten hatte. Was er allerdings mit den neckenden Worten anfangen sollte, wusste er auch nicht so Recht. Ganz anders bei dem Rat, in Zukunft den Alkohol weg zu lassen. Darauf war er schließlich schon von alleine gekommen.

 

Eine Änderung bahnte sich allerdings an, als eines Nachmittags seine Nachbarin erneut vorbei schaute, in ihrem Korb ein herrlich duftendes Brot, welches offensichtlich noch nicht all zu lang aus dem Ofen war. „Du verwöhnst mich viel zu sehr!“, schmeichelte Naruto ihr, nahm den Leib Brot aber nur zu gerne an. Es gab nichts besseres, als wenn es frisch gemacht war. Außerdem hatte er nicht wirklich Lust, später noch in den Ort zu fahren, um sich neu einzudecken. Da kam es ihm wirklich gelegen.

 

„Ach Junge, du kannst ein Wenig Speck auf den Rippen durchaus gebrauchen!“, bekam er gleich die sehr vertraute Antwort. Er kannte das schon. Wenn es nach ihr ginge, würde sie ihn vermutlich mästen. Aber auch das gehörte irgendwie zu Irland dazu. Man genoss das Leben und dazu gehörten eben auch die Mahlzeiten. Naruto lachte leise auf. „Ich fürchte, dazu habe ich zu viel Energie!“ Eine Tatsache. Trotz der Art, mit der er seine Brötchen verdiente, stand er oft nicht still. Er musste sich einfach bewegen, was er meistens damit auslebte, irgendwelche Ruinen zu erkunden.

 

„Zu viel Energie? Du solltest bei den Millers vorbeischauen. Deren Hündin hat Nachwuchs erhalten, die haben auch Pfeffer im Hintern!“ Die Hündin kannte Naruto. Ein ziemlich riesiges Ungetüm, mit drahtigem, grauem Fell. Ein Hund, den man gerade in den ländlicheren Gegenden von Irland sehr häufig antraf. Als er das erste Mal über einen gestolpert war, war er respektvoll ein ganzes Stück zurückgewichen. Heute wusste er, dass diese Irischen Riesen sanft wie Lämmer waren. Sie bewachten oft die Höfe in der Nachbarschaft.

 

„Ein Hund? Ich weiß nicht!“, gab er ehrlich zu und verzog leicht leidend das Gesicht. „Das ist doch verdammt viel Verantwortung und wenn ich wieder für Tage unterwegs bin, ist keiner da, um nach ihm zu schauen. Oder was, wenn mich die Muse küsst? Dann kommt das arme Tier gar nicht erst raus und pinkelt mir die ganze Bude voll!“, verteidigte er sich schwach.

 

Ein Schnauben war sein Lohn dafür. „Junge, den Hund nimmst du mit, der weiß schon was er machen kann, wenn du in den Ruinen rumkletterst. Und was das Pinkeln angeht, lass eben die Tür auf. Das sind keine Stadthunde, die mit Leine brav am Gehsteig entlanglaufen müssen. Die sind intelligent und wissen, wozu die Wiese hinterm Haus gut ist!“

 

Naruto konnte sich das Lachen kaum verkneifen. „Ich überleg es mir!“, versprach er, auch wenn seine Entscheidung bereits gefallen war. „Nein, tust du nicht!“, konterte die Frau, ehe sie Hand zum Gruß hob und ihn alleine zurück ließ. Mit einem leichten Kopfschütteln setzte Naruto sich Kaffe auf und schnitt sich eine dicke Scheibe des frischen Brotes ab, um anschließend damit nach oben in sein Arbeitszimmer zu gehen. Normalerweise tat er so etwas ja nicht, aber heute hatte er wirklich Lust zu schreiben, etwas, was er seit Tagen nicht getan hatte.

 
 

 

* *** *

 

 

Eine kleine Gruppe Kuriere und Offiziere stand um den schmalen Tisch herum und beugten sich dabei so dicht über die darauf ausgebreitete Karte, dass man meinen konnte, sie wollten diese vor den Blicken der Anwesenden verbergen. Dabei herrschte ein derartiges Stimmengewirr, dass einem richtig schwindelig werden konnte. Da diskutierte man, beratschlagte, betrachtete, mutmaßte, nur um dann doch noch einmal zu fordern, dass die Beobachtungen ein weiteres Mal geschildert wurden. Namaki kannte dieses bereits schon und wenn er ehrlich war, hing ihm dieses so langsam zum Halse raus. Und er war eindeutig nicht alleine mit diesem Empfinden, es war mehr als einmal vorgekommen, dass Saiha einen mehr als rüden Kommentar abgegeben hatte.

 

Heute war er allerdings alleine da und noch immer hatte man keine wirklich gute Möglichkeit gefunden, wie man mit ihrer Entdeckung umgehen sollte. Es hatte ja durchaus einen Versuch gegeben, diesem Camp nahe zu kommen, der allerdings komplett gescheitert war. Um nicht noch mehr Aufsehen zu erregen, hatte man sich zurückgezogen. Das war immerhin besser, als dass diese Menschen ihre Sachen packten und irgendwo tief in den Wäldern verschwanden, wo man sie vermutlich nie wieder finden würde.

 

„Also, ich wäre ja dafür“, machte schließlich einer der höheren Offiziere auf sich aufmerksam, „dass die beiden ein weiteres Mal hinfliegen und versuchen einen genauen Lagerplan zu erstellen!“ Der Vorschlaf stieß auf allerlei Protestgeschrei, auch nichts wirklich neues an dieser Situation. „Selbstmord!“ Das war nur eine der der Reaktionen. Da gab es eine ganze Reihe von Ausdrücken, die ihre Lage da versuchte zu beschreiben. „Nein, ich meine es ernst! Die beiden sind nicht bemerkt worden, warum sollte es dieses Mal anders sein?“ Der Protest schwoll nur weiter an.

 

„Wenn ich ebenfalls etwas dazu sagen dürfte?“, machte Namaki schließlich auf sich aufmerksam, mehr als erpicht, diesem Geräuschpegel irgendwie entgehen zu können. Als alle ihn entgeistert entgegenstarrten, räusperte er sich leicht. „Wir sind uns einig, zurück zu wollen. Daran sollte es nicht liegen. Außerdem, wir kennen das Gebiet recht gut, schließlich mussten wir schnell agieren und eine möglichst sichere Bleibe für die Nacht finden. Wenn es nach uns ginge, würden wir lieber heute Nacht noch los fliegen, als im Morgengrauen!“

 

Eine weitere Welle der Entrüstung brach über ihn herein und mit einem gequälten Laut verhinderte er nur noch mit Mühe, sich die Hände auf die Ohren zu pressen, um das Pochen in seinem Schädel nicht noch mehr anschwellen zu lassen. „Gehen Sie zurück in Ihre Baracke, wir werden sie dann kontaktieren!“, sagte einer der Offiziere schließlich zu ihm und Namaki nahm diese Erlaubnis zu verschwinden nur zu gerne an. Fast schon fluchtartig verließ er den mittlerweile recht stickigen Raum und trat kurz darauf endlich in die Kühle Nacht hinaus.

 
 

 

***

 

 

Als Namaki kurz darauf die Unterkunft betrat, fiel eine riesige Last von ihm und noch besser wurde es, als eine dampfende, köstlich duftende Tasse sich ihm unter seine Nase schob. „Sag mir, dass ich nicht rüber muss und das hier gehört alleine dir!“ Namaki lachte leise. „Nein, beide befreit!“, erklärte er gelöst und nahm das duftende Getränk an sich, um damit weiter in die Unterkunft zu gehen. Saiha atmete erleichtert auf. Ihre Nerven hatten weitaus blanker gelegen, als seine eigenen und das sollte vermutlich einem zu denken geben.

 

„Ich hab die beiden versorgt, sie sind ziemlich nervös, weil sie schon einige Tage nicht raus durften“, erklärte die junge Frau ihm und ließ sich an dem Tisch nieder, wo eine weitere Tasse wartete. Namaki nippte an seiner Tasse und brummte leise. „Hab den Vorschlag gemacht, uns besser noch heute Nacht los zu schicken. Wenn sie nicht wollen, sollten wir die beiden morgen raus lassen. Die können nicht ewig am Boden sein!“

 

Im Grunde war es ein Unding. Drachen waren keine Geschöpfe, die ausschließlich am Boden zu halten waren. Sie mussten sich bewegen, mussten in die Lüfte, jagen und die Welt sehen. In den letzten Tagen allerdings hatten die beiden ihren Unterstand nicht verlassen dürfen und Futter war ihnen gebracht worden. Namaki war sich sicher, dass Saiha versuchte sie gut zu versorgen, aber die beste Versorgung brachte eben nichts, wenn man die beiden Drachen hier am Boden festhielt. Er selbst war ja in den Meetings gefangen, was allerdings auch kaum Belang hatte, denn ändern konnte er an der Anordnung eben auch nichts. „ich sehe nachher noch Mal nach den Beiden. Jetzt will ich nur ein wenig Ruhe haben, ehe der nächste mich voll nörgelt!“ Nicht, dass er es nicht verstehen konnte, aber ertragen konnte er eben auch nicht alles.

 

Schweigend lehnten die Beiden sich zurück und genossen es einfach, einen Moment absolute Ruhe zu haben. Namaki musste zugeben, dass die letzten Tage recht angenehm verlaufen waren, wenn man von den Treffen einmal absah. Aber dadurch, dass sie stillschweigen zu der Übereinkunft gekommen waren, dass er den Offizieren antwortete und sie sich stattdessen um ihre Drachen kümmerte, war eindeutig eine entspannte Haltung zwischen ihnen entstanden. Diese Geste, dass sie ihn mit etwas warmes empfing war nicht zum ersten Mal geschehen.

 

Wenn er zurückdachte, so war ihm auch bewusst, dass am Anfang ihrer Zusammenarbeit, sie ihm die Tasse wohl eher um die Ohren gehauen hatte. Am Abend zuvor hatte sie ihn aber nicht nur begrüßt, sondern auch mit einem gedeckten Tisch erwartet. Anfangs war er durchaus etwas misstrauisch gewesen, was sich letzten Endes aber als unnötig herausgestellt hatte. Es hatte eher so ausgesehen, als wenn es ihre Art war, sich bei ihm zu bedanken und Namaki tat ihr den gefallen wirklich gerne. Schließlich hatte er eindeutig etwas davon.

 

Ein Nachteil war nur, dass er mehr und mehr für diese Frau fiel. Und das war eindeutig nichts gutes. Auch wenn sie jetzt recht gut klar kamen, so wusste er verdammt genau, dass sie ihm wohl den Kopf abreißen würde, wenn sie ihn je dabei erwischte, wie seine Augen über ihren wahnsinnig anziehenden Körper glitten. Dass sie sich entsprechend luftig kleidete, machte es auch nicht wirklich einfacher. Ändern konnte er es aber nicht.

 

Schließlich stellte er seine Tasche auf den Tisch. „Danke dir! Ich gehe mal nach den beiden schauen!“, verabschiedete er sich, ehe er zur Tür ging um in seine Schuhe zu schlüpfen. „Warte, ich komme mit dir mit!“, wurde er jedoch aufgehalten. Damit hatte er eindeutig nicht gerechnet, aber wenn er ehrlich war, freute er sich durchaus darauf, mit ihr zusammen einen kleinen abendlichen Spaziergang einzulegen. „Gerne!“, antwortete er deswegen, schlüpfte in die Schuhe und öffnete dann die Tür, um in die Nacht hinauszutreten und dort kurz zu arten, ehe sie spielend leicht in einen angenehmen Rhythmus fielen und nebeneinander den Weg zu den Unterständen ansteuerten.

 
 

 

* *** *

 

 

Zufrieden mit dem was er geschrieben hatte, speicherte Naruto sein Dokument ab und klappte den Laptop zu. Seine Geschichte entwickelte sich prächtig, auch wenn er bereits jetzt viele Passagen farbig markiert hatte, an die er sich noch einmal setzten musste, um sie besser auszuformulieren. Er freute sich aber klar, dass seine beiden Protagonisten endlich voran kamen und das bedeutete einfach, dass die Liebesgeschichte bald beginnen konnte. Allerdings kam bei ihm da die Frage auf, wie er das am Besten angehen sollte.

 

Ideen hatte er natürlich einige. Zum einem war da natürlich der Zufall. Sie stolpert, er fängt sie auf, ein tiefes in die Augen blicken und tada, der Kuss war geboren. Zu Klischeehaft in seinen Augen und seine Beiden waren eindeutig nicht in diesem Universum dafür zu haben, sich einem solchem Klischee hinzugeben. Damit konnte Naruto einfach nicht leben.

 

Im Augenblick schwankte er da eindeutig zwischen zwei Varianten. Die eine war ein Streit – nicht sehr originell, aber es würde durchaus zu den beiden passen. Aufgeheizte Emotionen, ein sich anschreien, eine wirklich gute Ausgangssituation. Dabei stellte sich ihm aber ein Problem in den Weg, in einer solchen Situation müsste es Saiha sein, die den Kuss einläutete, der ihre Beziehung zueinander verändern sollte. Und irgendwie… Saiha war nicht so ein Mensch. Wenn es klappen sollte, musste sie mit Argumenten überzeugt werden und diese durften gewiss nicht verbaler Natur sein.

 

Damit blieb eigentlich nur eine Szene, die er bereits in einem kleinen Umriss geschrieben hatte. Die Szene, die er auf jeden Fall einbauen wollte, wo beide Menschen die Drachen beim Sex erwischten. Es ging dabei nicht einmal vordergründig um den Sex, sondern viel mehr um das was die Menschen darin erkannten, die unfaire Situation der Drachen und deren scheinbarer Wunsch nach gemeinsamen Nachkommen. Dadurch, dass sie mit ihren Drachen verbunden waren – auf emotionaler Ebene verstand sich – warf diese Szene auch einen Konflikt auf die beiden Reiter, die ideale Situation, um Namaki agieren zu lassen. Eine aufgewühlte aber nicht abweisende Saiha war dann das Resultat, was Namaki gewiss nicht unbeachtet lassen konnte.

 

Mit einem leichten Kopfschütteln schob er die aufkommenden Gedanken von sich und ging nach unten, um einen kleinen Spaziergang machen zu können. Es war gegen seine Art, solche Dinge vorauszuplanen. Im Grunde schrieb er einfach darauf los und ließ seine Protagonisten das Zepter übernehmen, auch wenn er sie zu Eckpunkten dirigierte, die er durchaus zuvor festlegte. Zu viele Gedanken verdarben immerhin oft den Brei. Es gab Autoren, die mussten ihre Bücher von A bis Z durchplanen und die schrieben bereits einen halben Roman, ehe sie auch nur ein Wort von dem eigentlichen Buch geschrieben hatten. Dann gab es jene, die einfach schrieben und sich gar keine Gedanken machten und eben Autoren wie ihn, der wichtige Dinge bestimmte, den Rest aber auf sie zukommen ließ. Vor- und Nachteile hatten alle Formen.

 

Die Strategen hatten klar den Vorteil, dass Plotlöcher nicht wirklich vorkamen. Durch die Planung fielen Schwächen auf, Ungereimtheiten und Irrsinniges. Allerdings konnte eine zu enge Planung auch den Nachteil haben, dass man Schwierigkeiten bekam, wenn die Figuren die Handlung übernahmen und man bei der Vorlage nicht bleiben konnte. Diese Autoren waren es vermutlich auch, die am häufigsten Schreibblockaden hatten. Sie saßen dann einfach da, wussten nicht wie sie an den Punkt kommen sollten wo sie hin wollten und brachten es nicht fertig den Kopf abzustellen und einfach zu schreiben.

 

Die, die absolut nicht planten, waren eher innovativ, abwechslungsreich und erfrischend. Leider fielen ihnen Fehler im Plot, Ungereimtheiten in den Figuren und ähnliches absolut nicht auf. Sie konnten oft schreiben wie Weltmeister, aber dafür las sich das was sie schrieben oft nicht besonders gut, vor allem wenn der Leser eher analysierender Natur war und selbst die kleinsten Kleinigkeiten im Kopf behielt, die an anderer Stelle dann widerlegt wurden. So etwas war vermutlich ziemlich frustrierend.

 

Autoren wie ihn hatten es vermutlich am Leichtesten. Fehler passierten nur in einem geringen Maße und dadurch, dass sie keinen festen Plotfaden hatten, der unbedingt eingehalten werden musste, konnten ihre Geschichten sich mit jedem Wort entwickeln und entfalten. Naruto jedenfalls konnte sich nicht vorstellen, je anders zu arbeiten. Aber er wusste eben auch, dass alle Autoren anders waren. Jeder arbeitete eben so, wie er es am Besten konnte. Und Naruto war eindeutig zufrieden mit seiner Art.

 

Entspannt verließ er das Haus.

 
 

 

***

 

 

Was Naruto an Irland so liebte, war eindeutig die raue Natur, der Mangel an aufdringlichen Menschen – von seiner wirklich lieben Nachbarin einmal abgesehen – und die Tatsache, dass er im Grunde laufen konnte wohin er wollte, etwas zu sehen bekam er immer.

 

Ohne wirklich auf den Weg zu achten, umrundete er sein Haus und verschwand in den Feldern die dahinter lagen, lief immer weiter, bis er an den Torffeldern entlang spazieren konnte. Ein weiterer Vorteil, den er hier für sich entdeckt hatte. Er liebte den Geruch vom frischen Torf, er liebte den Geruch, der sich in seinem Haus entfachte, wenn er die Kamine mit Torf befeuerte. Das hatte etwas, vor allem in der Weihnachtszeit, wenn eh das ganze Haus in den verschiedensten Gerüchen duftete, nach Zimt, Orangen, den Keksen seiner Nachbarin und eben dem ureignen Geruch, den Torf abgab, wenn man diesen verbrannte.

 

Da es mittlerweile recht spät geworden war, sah man nun allerdings niemanden mehr auf den Feldern Torf stechen. Was Naruto durchaus bedauerte, denn mittlerweile kannte er die Arbeiter ebenfalls, es waren die nächsten Nachbarn, auch wenn man, um sie besuchen zu können, lieber den Wagen nehmen sollte. Hier und da kam Naruto doch gerne auf einen Plausch vorbei, um den Kopf freizubekommen.

 

Wenn er so darüber nachdachte, war er hier gar nicht so alleine. Natürlich fehlten ihm die Freunde, aber seit er sich vorgenommen hatte, diese nicht mehr so sehr aus seinem Leben auszuschließen, hatte er eindeutig sich daran gehalten. Mit Kiba hatte er kurz telefoniert und auch Sakura hatte ihn angerufen, um ihn an sein Versprechen zu erinnern, sie ihn besuchen zu lassen.

 

Anfangs war der Gedanke durchaus unangenehm gewesen, jemanden hierher in seine Festung zu lassen. Aber mittlerweile war es nicht mehr so schlimm. Ein Teil von ihm freute sich sogar darauf, sein Versprechen wahr zu machen, sein Besuch in der Heimat hatte ihn und Sakura einander deutlich näher gebracht, auch wenn es nicht so nahe hätte sein müssen, wie am letzten Morgen. Aber diese Erfahrung hatte er schon weitestgehend verdrängt.

 

Hinata schrieb ihm hin und wieder eine Nachricht und Ino machte er zwischendurch eine Freude, indem er ihr Bilder schickte. Das erste was er direkt nach seiner Ankunft seinen Freunden geschickt hatte, hatte bei der blonden jungen Frau eindeutig Lust auf mehr gemacht und da Naruto genau wusste, dass Pflanzen aller Art ihre Leidenschaft waren, versuchte er so viele Aufnahmen wie nur möglich für sie zu bekommen. Und diese Bilder machte er meistens dann, wenn er unterwegs war.

 

Wo er aber nicht von seinen Prinzipien abweichen würde, war eindeutig, wie nahe er Sasuke an sich heran ließ. Nachdem dieser scheinbar wirklich ihm abgenommen hatte, dass er im Vollsuff diese Nachricht geschickt hatte, war es etwas besser zwischen ihnen geworden. Eigentlich sollte er darüber froh sein, allerdings regte es ihn auch auf, dass kein Wort über den Streit verloren wurde. Und wenn er nach den Kindern fragte – was er einmal wirklich getan hatte, bekam er gar keine Antwort mehr. Diese beiden vermisste er aber wirklich und er hoffte, dass es den Zwillingen gut ging und dass Sasuke sich trotz seiner bescheuerten Art seine Worte zu Herzen genommen hatte und etwas änderte.

 

Naruto bog auf den schmalen Feldweg ab, der ihn zu einen der Farmen bringen würde, die er kannte. Nur unbewusst nahm er wahr, dass es die Farm der Millers war, über die er noch vor nicht all zu langer Zeit mit seiner Nachbarin geredet hatte.

 

Niemand kam ihm entgegen, vermutlich waren die meisten Familien um diese Zeit bereits in den Häusern, zusammen mit den Liebsten, um ein deftiges Abendessen zu genießen. Mit frischem Brot, Schinken und was sonst noch das Herz begehrte.

 

Das könnte er auch haben, wenn er seine Freunde einfach zu sich einlud. Sie könnten abends zusammen essen, sich unterhalten und einfach Spaß haben. Utopisch war an dem Gedanken wohl nur, dass es eher schwer werden würde, gleichzeitig Urlaub zu bekommen. Außer bei ihm, er war schließlich sein eigener Herr und konnte Freizeit haben, wann immer er wollte. Ein Vorteil, den Naruto oft für sich selbst nutzte. Da sprach ja auch absolut nichts gegen, wenn man sein eigener Herr war und manchmal musste man einfach raus aus der Arbeit, wenn sie einem über den Kopf wuchs. Wie andere das machten, die in festen Anstellungen waren, konnte er sich deswegen nur bedingt vorstellen.

 

Das Gebell von vielen Hunden war es dann, was ihn ein weiteres Mal aus den Gedanken riss. Warum genau er hergekommen war, wusste er nicht wirklich. Er war in seiner Meinung fest, dass er keinen Hund brachte und wollte. Allerdings hatten seine Füße ihn – trotz der Gegenwehr seines Kopfes – hergebracht. Und so konnte er es auch nicht lassen, einen Blick in den Innenhof zu werfen, wo ein Knäuel aus vielleicht sieben jungen Hunden wild übereinander herpurzelten, tollpatschig einige Schritte rannten, sich gegenseitig an den Ohren und Ruten zog und mitten drinnen lag die Hündin mit einer Engelsgeduld.

 

Ohne das Naruto es wollte, wurde sein Herz eindeutig weicher.

 

Normalerweise hätte er nun den Anblick ein klein wenig genossen, ehe er auf den Absatz kehrt gemacht hätte, um zurück an den Laptop zu kommen. Nur irgendwie verpasste er dieses Mal eindeutig den Moment, was ihm bewusst wurde, als der alte Miller aus dem Haus getreten kam und sich zu ihm gesellte, um ihn in ein Gespräch zu verwickeln.

 

Naruto mochte den Mann, nur seine drei Söhne waren nicht so sehr sein Fall. Vermutlich lag es daran, dass man sie als noch schlimmer einstufen konnte, als er es selbst damals gewesen war. Und das sollte eindeutig etwas bedeuten!

 

Dass er aber auf verlorenem Posten stand und die Schlacht die er nicht einmal beginnen sehen hatte, bereits verloren hatte, wusste er schon, als Miller ihn weiter auf den Hof lockte und er kurz darauf in diesem wirbelnden Knäuel aus Welpen hockte, die gar nicht mehr so klein waren, wie er gedacht hatte. In diesem Moment fühlte er sich eindeutig schwach, wo ihm bewusst wurde, dass er nicht ohne einen dieser Hunde zurückgehen würde.

 

***

Es war bereits spät in der Nacht, als Naruto in sein Arbeitszimmer ging und sich an den Schreibtisch zurück setzte, sein Blick fiel dabei für einen Augenblick auf den Korb, der auf dem Boden stand, und in dem gerade zwei junge Welpen friedlich schlummerten.

 

Naruto war eindeutig machtlos gewesen gegen diese übermenschliche Macht. Ehe er sich versehen hatte, hatte Miller all seine Bedenken ausgewischt, ihm zwei seiner Welpen vermittelt und ihn mit den beiden sogar noch in den ort gebracht, damit er die nötigsten Dinge besorgen konnte. Und der restliche Abend war nicht unbedingt ruhiger gewesen, weswegen Naruto durchaus froh war, dass die beiden Racker endlich schliefen.

 

Sakura hatte nicht wirklich begeistert geklungen, nachdem sie die Rasse nachgeschlagen hatte, ganz im Gegenteil zu Kiba, der ihn fast eine Stunde mit hunderten Tricks und Tipps zugetextet hatte. Shikamaru hatte wie immer gar nicht reagiert, Hinata war besorgt gewesen und Ino hatte mehr oder weniger verbal mit den Schultern gezuckt. Naruto musste aber durchaus zugeben, dass die beiden Rüden – Rasengan und Chidori – sich verdammt schnell in sein Herz eingeschlichen hatten. Rasengan war ein cremefarbener Hund und Chidori war in dem typischen Grau, in dem man die meisten Irischen Wolfshunde sah. Er hoffte nur, dass sie sich lernten zusammenzuraufen, denn hergeben würde er die beiden nicht mehr. Sie erinnerten ihn irgendwie an sich und Sasuke, distanziert, aber dennoch sich nahe und ständig ärgerte Rasengan Chidori, der wenig begeistert darüber zu sein schien. Ein Gedanke, der Naruto eindeutig amüsierte, als er den Laptop wieder aufklappte, um endlich weiter schreiben zu können.

 
 

 

* *** *

 
 

 

 

 

[RIGHT] [/RIGHT]

[LEFT]Was sie erwartete, als sie bei den Unterständen ankamen, war nichts, womit Namaki nicht gerechnet hatte. Tilarodon war alles andere als zufrieden, ungehalten schlug er mit seinem langen Schwanz aus und seine Flügel flatterten verärgert, so weit es eben auf dem beengten Raum möglich war. Namaki tat das unglaublich leid und wenn er könnte, würde er die beiden sofort hinaus lassen, damit sie endlich zu etwas Bewegung kamen, den die beiden sehr dringend brauchten.[/LEFT]

 

[RIGHT] [/RIGHT]

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[RIGHT] [/RIGHT]

[LEFT]Mit einer riesigen Portion Geduld versuchte er dann auch, die beiden ein wenig zu besänftigen, aber das brachte mittlerweile scheinbar nichts mehr. Tilarodon war nicht wirklich zu erreichen und die Drachendame ignorierte ihn eh vollkommen. Namaki war da in einem echten Konflikt.[/LEFT]

 

[RIGHT] [/RIGHT]

[LEFT] [/LEFT]

 

[RIGHT] [/RIGHT]

[LEFT]Einerseits wollte er natürlich, dass es seinem Partner an nichts mangelte. Der Drache musste raus, musste fliegen, jagen und sich frei bewegen, um die Energie der letzten Tage abzubauen. So wie dieser gerade aber drauf war, konnte er nicht einmal wirklich darauf vertrauen, dass der Drache sich nicht aus dem Staub machte und nicht zurück kam. Das schlimmste jedoch war vermutlich, dass er einen ziemlichen Ärger bekommen würde, wenn er gegen der Befehle der Offiziere die Drachen raus ließ.[/LEFT]

 

[RIGHT] [/RIGHT]

[LEFT] [/LEFT]

 

[RIGHT] [/RIGHT]

[LEFT]Letzten Endes war es aber wohl doch nur zweitrangig, denn wenn die beiden weiter so tobten, würden sie den Unterstand innerhalb kürzester Zeit in Schutt und Asche zerlegt haben. Deswegen wunderte es ihn auch nicht, als ihm bewusst wurde, dass er bereits das Gatter entriegelt hatte, welches die beiden Tiere drinnen hielt und noch weniger wunderte es ihn, dass er es letzten Endes öffnete.[/LEFT]

 

[RIGHT] [/RIGHT]

[LEFT] [/LEFT]

 

[RIGHT] [/RIGHT]

[LEFT]„Nicht so lange, bitte!“, war letzten Endes alles, was er zu den beiden sagte, während er zurück trat, um den Drachen Platz zu geben, den Pferch zu verlassen. Was aber sehr wohl überraschend kam, war vermutlich, dass Tilarodon als erstes den beengten Raum verließ, entsprechend den Erwartungen allerdings nicht sofort versuchte sich in die Lüfte zu heben, sondern lediglich seine langen Flügel von sich abspreizte, um die Muskulatur zu lockern, die in den letzten Tagen vermutlich sich ziemlich angespannt hatte. Namaki war wirklich dankbar dafür![/LEFT]

 

 

Währen die beiden Drachen sich gemächlich über die Wiese bewegten und ihre steifen Glieder lockerten, blieb Namaki schweigend neben Saiha stehen und schaute den beiden zu. Hier konnte wohl niemand etwas gegen haben.

 

„Was glaubst du, wann sie uns erneut losschicken?“, fragte sie schließlich leise nach. Namaki zog leicht die Schultern nach oben, warf ihr einen kurzen Blick zu, bevor sein Blick nach oben in den dunklen Himmel wanderte. Es war eine wirklich angenehme Nacht, klar und mit einem fast vollen Mond, der hoch am Himmel stand. „Ich hoffe bald!“, gab er ehrlich zu.

 

Ihm ging es weniger darum diese Bande zu beschatten, als endlich wieder in die Lüfte kommen zu können. Nicht nur um dieser ewigen Diskussion zu entgehen, sondern auch, weil er weniger der Typ war, der einfach nur still herum saß und geduldig wartete. Saiha brummte leise an seiner Seite.

 

Die beiden blieben noch lange dort stehen und warteten, bis ihre Drachen sich genug bewegt hatten, ehe sie die beiden wieder einsperrten und anschließend zurück in ihre Unterkunft gingen.

 
 

 

* *** *

 

 

Zufrieden speicherte Naruto das Dokument ab, bevor er sich daran machte, eine der Passagen zu überarbeiten, die er schon vor Tagen markiert hatte und die ihm einfach nicht gefiel. Er war so unglaublich vertieft in seine Arbeit, dass er nicht wirklich merkte, wie die Stunden vergingen. Erst als etwas feuchtes seinen Ellenbogen berührte, zuckte er aus seiner Arbeit hoch und schaute irritiert zur Seite. Chidori war aufgewacht und suchte nun scheinbar nach Gesellschaft, etwas, woran Naruto sich wohl erst noch gewöhnen musste. Dass es allerdings weniger Gesellschaft war, die der Rüde suchte, bemerkte er in dem Moment, wo der junge Hund leise begann zu winseln und schnüffelnd im Raum seine Kreise zog. Eilig richtete er sich auf, um die beiden Hunde – Rasengan war sofort wach, als er die Tür öffnete, nach unten zu tragen. Was durchaus ein Kraftakt war. Wenn die beiden größer wurden, würde er sie ganz sicher nicht mehr die Treppe runter tragen.

 

Kaum hatte er die Tür geöffnet, preschten die beiden auch schon an ihm vorbei und suchten sich einen geeigneten Platz um die Blase zu erleichtern. Lange dauerte dieses allerdings nicht und ehe er sich versah, tollten die beiden durch das hohe Gras.

 

Naruto glitt ein leichtes Lächeln über das Gesicht. Er musste zugeben, dass das ein toller Anblick war und er würde ihn eindeutig genießen, solange die beiden noch jung und verspielt waren. Irgendwie war es einfach eine entspannte Atmosphäre und auch wenn er ganz gewiss nicht geplant hatte, sich irgendwelche Tiere ins Haus zu holen, musste er doch gestehen, dass er wohl die richtige Entscheidung getroffen hatte. Platz genug hatte er ja wirklich.

 

Nach einer Weile lockte er die Hunde wieder ins Innere, was nicht wirklich schwer war, wenn man mit einer Tüte Futter knisterte. Noch waren sie eben nicht an ihn gewöhnt, die Leine würden sie hier in Irland aber wohl nur am Anfang kennen lernen. Anders als in der Stadt war es eben nicht notwendig, seine Hunde an der Leine zu führen.

 

Während die beiden Welpen sich über ihr Frühstück her machten, holte Naruto sich ein Blatt und machte sich eine kleine Liste fertig, mit Dingen, die er dann später am Nachmittag kaufen musste. Sein Kühlschrank war wirklich bedenklich leer und mehr als das Brot, einen alten Kanten Käse und diverse Getränke hatte er wirklich nicht mehr im Haus.

 

Kaum fertig, ließ er die Liste auf dem Küchentisch liegen, gähnte herzhaft und steuerte dann die Treppe an. „Macht keinen Unsinn hier unten!“, ermahnte er die Welpen noch, auch wenn er durchaus wusste, dass diese Worte eher sinnlos waren. Es waren Hunde, keine erwachsenen Menschen, mit denen man vernünftig reden konnte. Ein Versuch war es aber wohl dennoch wert.

 

Oben angekommen zog er sich dann aus und kuschelte sich in seine Decke, bereit ein paar Stunden Schlaf zu holen, auch wenn er wohl einige Male raus musste, um seine neuen Mitbewohner vor die Tür zu setzen.

 

Den begehrten Schlaf bekam er so schnell allerdings nicht. Es begann damit, dass er ein leises Bellen hörte. Naruto runzelte die Stirn, schob die Decke weiter über seinen Kopf und entspannte sich erneut. Leise, kratzende Geräusche folgten, die keinen Platz für Vorstellungen ließen, woher das wohl kam. Die beiden Welpen arbeiteten sich ganz offensichtlich die Treppe nach oben. Die Bestätigung bekam er dann, als er das Gewicht fühlte, das nach einer Weile auf ihm lastete.

 

Genervt schob er die Decke wieder tiefer und wurde sofort von Rasengan durch das Gesicht geleckt. Kein wirklich angenehmes Gefühl, weswegen er den Hund von sich schob. Chidori hingegen, saß am Bettende und blickte fast schon grummelig zu ihnen rüber. „Runter! Alle beide!“, verlangte er streng und schob beide Hunde auf den Boden zurück. Dass sie ihn allerdings nicht sehr ernst nahmen, bekam er sofort beigebracht, denn es dauerte keine zehn Sekunden, da turnte Rasengan schon wieder auf ihm herum.

 

Deutlich genervt stand Naruto auf und verfrachtete die beiden Hunde vor seine Schlafzimmertür, ehe er diese Schloss und müde zurück in sein Bett tapste. An Schlaf war dennoch nicht zu denken. Er hörte überdeutlich das Kratzen an der Tür und auch das leise Winseln, womit diese beiden Satansbraten offensichtlich sein Herz erweichen wollten. Warum hatte er sich noch gleich überreden lassen? Ganz nachvollziehen konnte er das gerade nicht mehr.

 

Um überhaupt noch Schlaf zu bekommen, stand er ein weiteres Mal auf, öffnete die Tür und holte das Körbchen aus dem Arbeitszimmer, um es in sein Schlafzimmer zu bringen. Dann verfrachtete er die beiden Welpen auf ihren Schlafplatz und setzte zu einem neuen Versuch an, endlich selbst Schlaf zu bekommen.

 

Dieses Mal döste er auch langsam ein, zumindest bis er erneut spürte, dass einer der beiden sich in sein Bett gewagt hatte. Naruto war so genervt davon, dass er am liebsten Schreien würde. Mit einem Blick stellte er fest, dass es dieses Mal Chidori war, der ihm so nahe gekommen war. Rasengan hingegen hatte es sich am Bettende gemütlich gemacht.

 

Erschöpft ergab Naruto sich, auch wenn ihm klar war, dass er damit vermutlich einen ziemlich großen Fehler machte. Inkonsequenz war etwas, was man einem jungen Hund wohl eher nicht wieder austreiben konnte. Ihm war aber genauso bewusst, dass wenn er heute noch schlafen wollte, dass er diesen Kampf nicht ewig austragen durfte. Und jetzt, wo die beiden noch keine halben Ponys waren, störten sie ihn in seinem riesigen Bett auch nicht wirklich.

 

Irgendwie… hatte das sogar etwas angenehmes für sich. Während Rasengan am Fußende eine tolle, weiche und vor allem warme Quelle für seine Füße bot, schmiegte sich Chidori an seinen Rücken und wärmte ihn ebenso. Naruto konnte die gleichmäßigen Atemzüge der beiden Hunde deutlich spüren und sie machten auch ihn wieder schläfrig.

 

Was machte es schon, wenn sein Bett von Hunden belagert wurde? Es war ja nicht so, dass er sein Bett sonst mit irgendwem teilte und für diesen ersten Tag konnte er sicher verschmerzen, dass er sich nicht durchsetzen konnte. Sobald er erwachte, würde er einfach wieder konsequent sein und die beiden würden schon lernen, dass sie nicht wirklich etwas in seinem Bett zu suchen hatten.

 

Naruto war sich dessen vollkommen sicher!



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Scorbion1984
2016-01-05T08:52:39+00:00 05.01.2016 09:52
Immer wieder schau ich hier rein ,schade leider hast Du bis jetzt nicht weiter geschrieben ! Na wir haben jetzt ein Neues Jahr ,vielleicht findest Du Inspirationen und schreibst doch weiter!!!!
Von:  zwillinglebt
2015-11-01T09:09:52+00:00 01.11.2015 10:09
Ich mag die Geschichte, hab sie mir gerade erstmal durchgelesen. Ich sage auch lass dich nicht stressen. Wer eine Geschichte liebt, der wartet auch darauf. Und solche Kommentare, das dir deine Fans egal sind, ist einfach nur schwachsinn, eine gute Geschichte braucht Zeit um sich zu entwickeln und schließlich hast du auch noch ein Privat und Berufsleben. Viel Erfolg ich freue mich auf das nächste Kapitel. LG zwillinglebt
Von:  Onlyknow3
2015-10-03T03:11:35+00:00 03.10.2015 05:11
Ich finde deine Idee süß, das du Naruto zwei Hundewelpen unter jubelst nach dem er sich doch so gewehrt hat.
Aber das mit der Konsequenz nehme ich Naruto nicht ab, der hat schon jetzt verloren durch sein gutes Herz bringt er den beiden wohl alles bei nur nicht das sie sein Bett nicht belagern dürfen. Auch finde ich es mehr als klasse das er und Sakura immer noch so dicke Freunde sind, und was wenn er der Grund für Sakuras Liebeskummer ist, aber in solchen Dingen ist Naruto ja Blind er sieht nur seinen Sasuke der ihn aber nicht an sich heran lässt. Mach dir nicht zu viel Stress das macht Krank. Mach weiter, aber gib auf dich acht, freue mich auf das nächste Kapitel, und wünsche dir ein ruhiges Wochenende.

LG
Onlyknow3
Von:  naruhinaxXx
2015-10-01T15:19:49+00:00 01.10.2015 17:19
Wieder tolles kapi

Hätte ja nicht gedacht, das naruto sich gleich zwei Hunde holt


Von:  Scorbion1984
2015-10-01T09:41:11+00:00 01.10.2015 11:41
Tolles Kapitel ,bin mal gespannt ob sich Sasuke dazu durchdringt offener zu werden ! Veileicht schaffen die Zwei es ja doch noch und in wen ist denn nun Sakura verliebt ?


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