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Sorry, gay, I'm not perfect...

oder Wie Mann Sasuke Uchiha für sich gewinnt
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich tatsächlich vergessen hatte, das Kapitel rechtzeitig zu posten... *sich auf Naruto-Art verlegen am Hinterkopf kratz*
Ich hoffe, ihr nehmt's mir nicht allzu übel.

So, dann treiben wir die Story doch mal ein bisschen voran... Komplett anzeigen

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Regeneration

3. Regeneration

„Hey, Naruto, ist noch was von dem Kartoffelsalat da?“

„Klar, bedient eu-. Ich mein, klar, ich hol ihn.“

 

Beschwingt stand Naruto auf, brachte die riesige Schüssel Kartoffelsalat rüber zum Tisch und sogleich ließen sich auch noch andere Nachschlag geben, nicht nur Kiba, der ursprünglich gefragt hatte.

 

Anfangs war er ja unsicher gewesen, ob er nicht zu viel Essen gemacht hatte, weil er es nicht gewohnt war, für so viele zu kochen, aber anscheinend schmeckte es seinen Freunden, denn sie alle griffen beherzt zu und selbst die Mädchen schienen heute mal ihre Diäten ausgesetzt zu haben.

 

„Hmm… Der ischt escht lecker!“, schmatzte der Hundejunge, als Naruto sich wieder zu ihnen an den Tisch setzte und er musste grinsen.

„Man spricht nicht mit vollem Mund, Kiba!“, wies er den anderen zurecht und nun grinsten alle.

 

Noch vor zwei Woche war es der Blonde selbst gewesen, der geschmatzt und mit vollem Mund geredet hatte, dessen Wohnung ein einziges Chaos war, wenn man ihn besuchte, und der ganz sicher noch nicht den Tisch gedeckt hatte (mal ganz absehen davon, dass er früher nie für andere gekocht hatte, geschweige denn für sich selbst) – und jetzt?

 

Die Wohnung war so aufgeräumt und sauber wie wohl nie zuvor, das selbstgekochte Essen wurde von ihm persönlich am gedeckten Tisch mit ausreichenden Sitzmöglichkeiten serviert und Naruto erwies sich erstmals als charmanter Gastgeber mit allem Drum und Dran: vom an der Tür Empfangen, über Smalltalk bis zum Sicherstellen, dass es seinen Gästen an nichts fehlte, statt sich zuerst um seine eigenen Bedürfnisse zu kümmern.

 

Sogar der Blumenstrauß, den die vier Mädchen gemeinsam im Geschäft von Inos Eltern zusammengestellt hatten, endete in der Gesellschaft eines zweiten Straußes, den Naruto selbst gekauft hatte, um die Atmosphäre angenehmer zu gestalten.

 

Es war nicht perfekt, natürlich nicht. Die Tischdecke hatte ein paar Flecken, der Salat war vielleicht etwas zu überwürzt und das Fleisch vielleicht immer noch etwas zu trocken, aber man merkte, dass der Gastgeber sein Bestes gegeben hatte, und gerade die beiden anderen Jungs, die noch nie in ihrem Leben auch nur in der Küche geholfen hatten, waren von den Ergebnissen des Kochkurses beeindruckt, während die Mädchen aus eigener Erfahrung ein selbstgekochtes Essen zu schätzen wussten.

 

Ja, Naruto hatte sich wirklich gemausert und sie alle merkten es.

Und er selbst schien wiederum ihre positive Reaktion darauf zu genießen, denn er strahlte wie ein Honigkuchenpferdchen und war so fröhlich wie schon seit langem nicht mehr.

 

„Du siehst heute wirklich gut aus“, sagte Hinata leise und alle schwiegen, schon allein, weil man still sein musste, um sie zu verstehen, so leise wie sie immer sprach.

Das war sie schon gewöhnt.

 

Dass sie aber auch von allen angestarrt wurde und das in einer Mischung aus Gesichtsausdrücken von „Die Arme, sie ist wohl immer noch nicht über ihn weg…“ (Ino) über „Gut so, sag einfach ehrlich, was du denkst!“ (Tenten) zu „Na da geht aber jemand ran…“ (Kiba) war ihr – gelinde gesagt – unangenehm.

 

„Wir sind doch hier, um ihm Tipps zu geben, nicht? Also fange ich eben damit an, dass er sich heute mal wirklich stilvoll gekleidet hat, ganz abgesehen davon, dass er gut aussieht, weil er glücklich ist.“

 

Sie hielt den Kopf gesenkt, sprach aber selbstsicher und in normaler Lautstärke, immerhin war Naruto nicht der Einzige, der hart an sich arbeitete!

Und wie könnte sie es ihm nicht nachmachen, wo er doch schon seit Ewigkeiten ihr Vorbild war, ganz unabhängig davon, dass sie ihm hatte gefallen wollen, weil sie ihn liebte?

 

Diese Erinnerung gab ihr auch den Mut, ihre nächsten Gedanken ebenfalls auszusprechen:

„Wo wir schon dabei sind, ehrlich zu sein - …. Es nervt, dass für euch alles, was ich über oder zu Naruto sage, automatisch mit meinen Gefühlen für ihn zu tun hat. Ihr wisst, dass ich spätestens seit seinem Outing daran arbeite, ihn zu vergessen, und da helfen eure Anspielungen überhaupt nicht. … Ich denke, Naruto sieht das genauso.“

 

Sie wagte es, einen schnellen Seitenblick auf den Blonden zu werfen, der sie nachdenklich beobachtete, und ihr nun ein freundliches Lächeln schenkte.

 

„Hinata hat Recht“, stimmte er ihr zu. „Es nervt wirklich. Wenn ich mit euch zusammen bin, will ich einfach Spaß haben und ausnahmsweise mal nicht so viel nachdenken – obwohl ich das ja der öffentlichen Meinung nach sowieso zu selten tue…“, warf er mit gerunzelter Stirn ein und alle lachten während er sich verlegen grinsend am Hinterkopf kratzte.

 

„Na wie auch immer. Auf alle Fälle will ich nicht an Sasuke denken, wenn ich mit euch zusammen bin. Und heute haben wir uns ja auch für was ganz anderes getroffen, wie Hinata schon angesprochen hat, nicht?“

 

„Das stimmt. Aber… Wolltest du die Tipps nicht gerade, um… na ja, um ihm zu imponieren?“

Sakura lächelte ihn entschuldigend an.

Es tat ihr leid, das Gespräch schon wieder auf den Uchiha zu bringen, aber wenigstens diese Frage sollten sie wohl noch klären, bevor sie das Thema abhakten.

 

Naruto schüttelte den Kopf.

„Nein. In erster Linie will ich sie für mich selber. Ich merk ja jetzt schon, wie viel besser die Stimmung ist, wenn ich ein paar mehr Manieren zeige. Und zweitens…“

Er grinste spitzbübisch.

„Ich hab das Dorf gerettet und Sasuke zurückgeholt. Jetzt hab ich mir mal ‘ne Auszeit verdient, um auch ein bisschen Spaß zu haben, denk ich.“

 

Spätestens, als er eindeutig mit den Augenbrauen wackelte, wusste jeder, welche Art von Spaß er meinte.

 

Für einen Moment sahen ihn alle sprachlos an und bis auf Kiba erröteten alle in verschiedenen Farbabstufungen.

Es war ungewöhnlich, dass einer von ihnen auch nur Anspielungen auf das Thema Sex machte.

Es passte einfach nicht in ihren Lebensstil.

Nicht so, wie für „normale“ Jugendliche.

 

Sie waren Ninja, Krieger. Sie kämpften für die Sicherheit ihres Dorfes und für ihren eigenen Ruf und wenn sie sich eines Tages ausreichend bewiesen haben würden und es an der Zeit wäre, würden sie sich einen geeigneten Partner suchen, um ihrerseits die Flamme Konohas an die nächste Generation weiterzugeben, so einfach war das.

 

Dass man sich auch als Ninja einfach mit Gleichaltrigen treffen sollte, um Spaß mit- und aneinander zu haben, war ein ganz neuer Gedanke – aber eigentlich gar kein schlechter…

 

Dank ihrer ausgebildeten Sinne bemerkten alle sieben sowohl Inos kokettes Lächeln in Shikamarus Richtung und wie der seltsamerweise verlegen, aber lächelnd den Blick abwandte als auch wie Kiba alle vier Mädels ganz offen abcheckte.

 

„Vergiss es ganz schnell wieder“, motzte ihn die Blonde sofort an und widmete ihre Aufmerksamkeit wieder gänzlich ihrem ehemaligen Teamkameraden.

 

Hinata hätte sogar schwören können, dass Shikamarus rechter Arm gezuckt hatte, als wolle er ihn Kiba in die Seite stoßen, bevor er sich wieder unter Kontrolle hatte…

 

Naruto grinste einfach nur noch von einem Ohr zum anderen.

Seine Ideen schienen in letzter Zeit nicht nur ihm selbst zu helfen und Vergnügen zu bereiten…

Und was wäre schöner, als zum Dank für die Tipps seine Freunden gleichzeitig auch noch (miteinander) zu verkuppeln?

 

Nachdem sie einige Minuten lang mit Sakura um Kibas Aufmerksamkeit gebuhlt hatte, war es Tenten, die den Blick abwandte, sich räusperte und zuerst wieder das Wort ergriff.

 

„Um zum Thema zurückzukommen… Hinata hat Recht, Naruto, du siehst heute wirklich gut aus. So ‘ne Kleidung trägst du sonst nicht…?“

 

„Uhm… nein, die hatte ich mal auf die Schnelle gekauft, als ich glaubte, ein Date mit Sasuke zu haben…“

Er tauschte ein amüsiertes Grinsen mit Hinata, bevor er mit den Schultern zuckte.

„Es ist Wochenende und ich dachte, es würde zur Stimmung passen, das anzuziehen.“

 

„Das tut es. Du solltest mehr dieser Art haben, Naruto. Und sie nicht nur am Wochenende tragen.“

Ino nickte Sakuras Worte bestätigend ab.

 

„Bei Aufträgen und Kämpfen geht die Kleidung zwar schnell kaputt, aber was soll’s? Besser als die ganze Zeit schlampig rumzulaufen und man hat ja doch nicht den Nerv oder die Zeit, sich vor und nach den Aufträgen gleich wieder ordentliche Sachen anzuziehen. Ich kaufe zum Beispiel neue Kleidung oftmals gleich mehrmals, dann stört es nicht, wenn eine Ausführung in den Müll kommt. Man muss eben nur darauf achten, nicht beide Exemplare hintereinander zu tragen, sonst denken die anderen, du würdest das Gleiche mehrere Tage lang tragen…“

 

Naruto sah sie mit großen Augen an.

 

„So viele Gedanken machst du dir allein um deine Kleidung? Was ist denn schlimm daran, das Gleiche mehrere Tage lang zu tragen…?“

 

Die vier Mädchen kommunizierten anscheinend nur mimisch miteinander, denn nachdem sie einige sehr seltsame Blicke und Gesichtsausdrücke ausgetauscht hatten (Also manchmal waren Frauen echt ein Buch mit mindesten sieben Siegeln…), machten sie sich daran, Naruto gemeinschaftlich in das Geheimnis guten Aussehens und Auftretens einzuweisen.

 

In stummer Absprache mit seinem Kameraden begab sich Kiba auf die Suche nach dem versprochenen Schokoladenpudding.

Das schien ein langer Nachmittag zu werden, an dem sie nicht viel mehr machen konnten, als zuzuhören und mitzulernen.

 
 

~~~
 

 

Es war seltsam, wie schnell Sasuke sich inzwischen an Gesellschaft gewöhnen konnte.

 

Damals hatte es ihn jahrelang geschmerzt, allein zu sein, und da er sich nicht besser zu helfen wusste, hatte er eben gelernt, damit umzugehen und es war Normalität für ihn geworden.

 

Die Akademie war das Äußerste an Kontakt mit anderen Menschen gewesen, das er zugelassen hatte, und selbst da hatte er eigentlich nichts mit seinen Klassenkameraden                             zu tun gehabt, weil er ihnen schnell klargemacht hatte, dass er in Ruhe gelassen werden wollte.

Die Mädels hatten zwar schon damals genervt, aber wenigstens hatten sie ihn nur aus der Ferne angehimmelt.

 

Der Einzige, der es nicht lassen konnte und immer wieder auf Konfrontationskurs ging, war Naruto.

Er lächelte bei der Erinnerung.

 

Naruto war echt eine Nervensäge gewesen.

Quatsch – das war er immer noch!

 

Aber im Gegensatz zu damals in der Akademie und zu den Anfangszeiten von Team 7 fand er seine Gesellschaft nicht mehr lästig. Er vermisste sie.

 

Er hatte sich so schnell daran gewöhnt, Naruto fast täglich zu sehen…

Jeden Mittwoch und am Wochenende für den Kochkurs, wenn sie sich beim jeweils anderen für einen längeren Auftrag ab- bzw. wieder zurückmeldeten, meistens morgens bei Tsunade, manchmal sogar beim Einkaufen, da Naruto ja jetzt auch auf gesunde Ernährung achtete…

 

Er vermisste ihn.

Früher war die Einsamkeit seine Welt gewesen und es hatte ihn nicht gestört, allein zu sein, aber einmal daran gewöhnt, jemanden zum Reden und Lachen zu haben, einfach jemanden, der da war…

 

Außer Naruto hatte er niemanden sonst.

Er wusste, dass es seine eigene Schuld war.

Er hatte auch andere Freunde, die genauso darum gekämpft hatten, dass er zurückkehren würde, und die sich genauso dafür eingesetzt hatten, dass er bleiben durfte, aber…

 

Jaja, dieses kleine Wörtchen „aber“…

Er war eben nicht der Typ, der sich einfach zum Quatschen und Spaß haben mit Freunden traf.

Wenn er ganz ehrlich zu sich selbst war, wusste er, dass er es schlicht verlernt hatte.

Mit Naruto war das leicht, der war eine Quasselstrippe, der sich selbst und ihn gleich mit unterhalten konnte, Naruto wusste, wie er tickte, aber die anderen…

 

Nun, es war ja nicht so schlimm, als dass er etwas daran ändern müsste.

Ganz im Gegenteil: In hoffentlich nicht allzu ferner Zukunft würde Naruto glücklich in festen Händen sein und sogar noch weniger Zeit für ihn haben.

Und er wäre wieder ganz allein.

 

Also konnte er sich auch schon mal wieder dran gewöhnen.

 

Irgendwo ganz tief in seinem Innern war Sasuke klar, dass das überhaupt nichts mit „Wenn man erwachsen wird, gehen Freunde nun mal verschiedene Wege“ zu tun hatte.

Es war kein Schritt Richtung erwachsen werden, sondern ein Schritt zurück zu seinem alten Ich, aber er konnte sich nicht dazu bringen, etwas Schlechtes daran zu finden.

 

Noch nicht.

 
 

~~~
 

 

Als die Mädchen der Meinung waren, Naruto – fürs Erste – genug Input gegeben zu haben und die Köpfe der Jungs vor lauter Informationen, die ja so wichtig waren, schon rauchten,  war es früher Abend und dank Narutos Freude am Teilen wurde entschieden, ihre knurrenden Bäuche mit den Resten des Mittagessens zu füllen.

 

„Pfff… Ich hab das Gefühl, ich platz gleich…“

Kiba hielt sich die Körpermitte und die anderen lachten.

 

„Aber das war es wert. Das Essen ist dir wirklich gelungen, Naruto. Auch wenn das heißt, dass ich in den nächsten Tagen meine Diät noch strikter einhalten muss, als sonst…“

 

Wie erwartet nickten Tenten und Sakura automatisch zu Inos Worten, doch unerwartet war, dass Shikamaru leise widersprach: „Das hast du doch gar nicht nötig…“ und ihr einen Blick schenkte, der eindeutig unter die Haut ging.

 

Obwohl, nach all den offenen Worten und dem schönen Nachmittag war es wohl normal, dass sich selbst der sonst so ernste Stratege etwas gelöster gab.

Die blonde Kunoichi schien sich jedenfalls über das Kompliment zu freuen.

 

„Schön, dass es euch geschmeckt hat“, grinste Naruto in die Runde. „Für all die Hilfe war das wohl das Mindeste, was ich tun konnte“ und das schien das inoffizielle  Signal zum Aufbruch zu sein, denn alle erhoben sich, versuchten wenigstens, noch beim Aufräumen zu helfen, wovon der Blonde sie jedoch schnell abhielt, und zogen sich die Schuhe an.

 

Im Flur verabschiedeten sie sich mit erneutem Lob von ihrem Gastgeber und wollten gehen, doch die drei jungen Männer hatten nicht umsonst den ganzen Nachmittag über dem Insiderwissen der Mädchen gelauscht.

 

„Ihr seid zwar Kunoichi, aber vor allem seid ihr Mädchen. Wie könnten wir euch da so spät abends allein nach Hause gehen lassen?“

Kiba zwinkerte Tenten und Sakura zu und hielt ihnen die Arme zum Einhaken hin, während Shikamaru zögerlich und stillschweigend Inos Hand nahm.

 

Was er dachte, war ausnahmsweise nicht für die Ohren seiner Freunde bestimmt.

 

Hinata und Naruto sahen zu, wie sich die Mädchen kichernd die Treppe hinuntergeleiten ließen, dann grinsten sie sich an.

 

„Na, das lief doch besser als gedacht, nicht?“

 

Auch der Blonde zögerte, hielt ihr aber schließlich doch die Hand hin, die sie mit einem warmen Lächeln ergriff.

 

„Es ist okay.“

 

Sie machten sich ebenfalls langsam auf den Weg, wenn auch mit anderen Hintergedanken als ihre Freunde.

 

„Uhm… Du musst nicht antworten, wenn es für dich unangenehm ist, aber… wie hast du das geschafft…? Also das mit dem Entlieben, mein ich…“

 

Vor dem Nachmittag hätte Naruto ihr Schweigen wahrscheinlich als Abweisung aufgefasst, aber nun verstand er, dass sie nach Worten suchte.

 

„Es gibt mehrere Wege. Den des Hasses hast du ja selbst schon ausprobiert“, erinnerte sie ihn an seine Racheaktion, nachdem er kapiert hatte, dass Sasuke ihn nur aufs Übelste ausgenutzt hatte, um die nervigen Fangirls loszuwerden, und er nickte.

 

„Nicht der schönste Weg.“

 

„Nein, nicht wirklich. Und besonders nicht, wenn man Freunde bleiben will.“

 

Bevor die Schwarzhaarige weitersprechen könnte, verfestigte sich der Griff um ihre Hand und Naruto versuchte, seine Gefühle für sie in seinen Worten und seiner Stimme wiederspiegeln zu können, selbst wenn sie nicht ausreichend gewesen waren.

 

„Ich bin froh, dass wir immer noch Freunde sind, Hinata. Dass du immer noch meine Freundin sein willst.“

 

„Du hast mir nie wehgetan oder mit mir gespielt, so wie Sasuke mit dir. Und ehrlich gesagt wüsste ich nicht, wie ich dich nicht mehr lieben sollte, wenigstens als Freund. Es gibt nicht viel, für das man dich hassen könnte, Naruto“, sagte sie schlicht, dann fügte sie kopfschüttelnd hinzu: „Außer für deine Selbstlosigkeit und diesen dämlichen Drang, dich beweisen zu müssen, vielleicht. Es ist nicht schön, sich immer Sorgen darum, machen zu müssen, ob du lebend zurückkommst.“

 

„Das ist kein Drang, ‚mich beweisen zu müssen‘, sondern der Wunsch, meine Freunde und mein Dorf zu schützen! Das ist es doch, was einen Hokage ausmacht, nicht?“, protestierte er, hatte aber den Anstand, rot zu werden.

 

Sie kicherte.

„Ich bin mir sicher, dass du irgendwann Hokage wirst, Naruto.“

 

Der Blonde war zwar ein wenig irritiert von der Widersprüchlichkeit zwischen ihren Worten und ihrem Tonfall, aber das war wohl wieder mal so ‘n Mädchending. Wenn Hinata das sagte, meinte sie es auch so.

 

„Also, wenn man den Weg des Hasses mal ausschließt, ist es in erster Linie wichtig, sich die Zeit zu nehmen, darüber nachzudenken, warum es nicht gekl-“

 

„Durch Nachdenken hab ich mich doch erst in die ganze Scheiße reingeritten“, unterbrach er sie grummelnd, hatte aber nicht den Nerv, sich zu erklären, sondern gab ihr ein Zeichen, weiterzureden.

 

„Darüber nachzudenken, warum es nicht geklappt hat. Man soll sich die Zeit dafür nehmen, aber es dann auch wieder gut sein lassen. Es bringt nichts, den ganzen Tag lang nichts anderes tun, stattdessen sollte man Spaß haben und sich ablenken. Eigentlich wird auch Sport empfohlen, aber das ist für uns als Ninja wohl irrelevant.“

 

Sie lächelte. Wenigstens ein Vorteil, den sie gegenüber den „normalen“ Jugendlichen hatten, wenn es um Liebeskummer ging.

 

„Am besten soll es sein, darüber zu reden, aber ich denke, nachdenken ist auch okay. Ich bin damals nicht drum rum gekommen, mit ein paar Freundinnen drüber zu reden und eine hat mir eine Gruppe unglücklich Verliebter empfohlen, die sich jede Woche trifft, um zu reden, Pläne zu machen und Fortschritte zu besprechen und so. Sie unternehmen wohl auch viel zusammen, um wieder Spaß am Leben zu haben.“

 

‚Wieder Spaß am Leben zu haben‘?

Klang zwar ein bisschen sehr dramatisch für seine Ohren, aber ansonsten hörte es sich eigentlich ganz gut an. Neue Freundschaften zu schließen, war nie verkehrt, nicht? Und wer weiß, vielleicht gab es da ja einen netten Typen oder ein nettes Mädchen…

 

„Weißt du noch, wann und wo sie sich treffen?“, hakte er neugierig nach.

 

Inzwischen waren sie am Hyuuga-Anwesen angekommen, aber ließ ihre Hand noch nicht los.

Irgendwie war das ein schönes Gefühl und er würde jede Art von körperlicher Nähe so lange wie möglich genießen.

 

„Jaa, aber… Das ist keine Ninja-Gruppe und… ich weiß nicht, ob es da auch… Jungs wie dich gibt….“

 

Fragend legte er den Kopf schief, bevor er verstand, was sie andeuten wollte.

Er winkte lässig ab.

 

„Als ich meinte, dass eure Tipps mir schon helfen werden, weil sich Jungs und Mädels wohl nicht so groß unterscheiden können, meinte ich auch, dass es mir eigentlich egal ist.“

 

Er machte eine gleichgültige Geste.

 

„Ich hab mich in Sasuke verliebt, weil er er ist, nicht, weil er ein Typ ist und ich denke, dass ich mich auch in Frauen verlieben könn…te.“

 

Nun ließ er ihre Hand doch los und machte einen Schritt zurück.

 

„Tut mir leid.“

 

Diesmal konnte sie sich nicht überwinden, ihn beruhigend anzulächeln.

Sie hatte nicht damit gelogen, dass es inzwischen okay für sie war und dass sie ihn nicht hassen wollte, aber dieser Weg war so viel schwerer…

 

„Warte kurz, ich schreib dir eben die Daten auf, ja?“

 

Sie schlüpfte durch das Eingangstor, das einen Spalt offen stand, und ließ einen betrübten Naruto zurück, der sich mit gesenktem Kopf an eine der Außenmauern lehnte.

 

Sie hatte zwar gesagt, dass er sie nie verletzt hätte, aber das stimmte nicht.

Jedes Mal, wenn er mal wieder nicht auf seine Worte oder Taten achtete, verletzte er sie…

Jedes verdammte Mal…

Er musste gefälligst auch an dieser Art von sich arbeiten…!

 

Kurz darauf kam sie mit einem Zettel in der Hand zurück, den sie ihm lächelnd hinhielt.

 

Die Unterbrechung hatte geholfen, sich wieder in den Griff zu bekommen.

 

„Hier, darauf steht alles, an was ich mich erinnere, ich hoffe, das stimmt noch alles so. Wenn nicht, sag Bescheid, dann frag ich meine Freundin noch mal.“

 

Auch der Uzumaki lächelte.

Sie sah zwar, dass er sie lieber mit hängendem Kopf um Verzeihung gebeten hätte, aber er hatte sich anscheinend entschieden, das Thema nicht noch mal anzusprechen.

War auch besser so, für sie beide.

 

„Danke, Hinata. Nicht nur dafür. Auch für die Tipps und dafür dass du mich vor den anderen verteidigt hast und immer für mich da bist, obwohl ich ja-. Danke, dass du meine Freundin bist. Die beste. Auch wenn es nicht genug war: Ich hab dich trotzdem lieb.“

 

In seinem Übereifer zog er sie in eine warme Umarmung und küsste sie spontan auf die Wange.

 

Dann zuckte er wie vom Blitz getroffen zurück und verzog das Gesicht.

 

„Das hätte ich nicht tun sollen…“

 

„Ich hab dich auch lieb, Naruto. Gute Nacht.“

 

Er verabschiedete sich mit einem Nicken und machte sich auf den Heimweg.

 

Da lag noch eine ganze Menge Arbeit vor ihm!

 

Hinata atmete tief ein und stieß die Luft dann langsam wieder aus.

 

Es würde wohl noch eine Weile dauern, bis sie wieder einfach nur einen Freund in Naruto sehen könnte, aber es würde sich lohnen, also machte sie weiter.

 

Sie wandte sich um, um endlich ins Haus zu gehen und erschrak furchtbar, als sie merkte, dass sie vom Tor aus beobachtet wurde.

 

„Bruder Neji…“

 

Er machte ihr den Weg frei, sodass sie an ihm vorbei auf das Hyuuga-Grundstück treten konnte, doch als sie auf seiner Höhe war, trat er ganz plötzlich wieder vor, sodass sie erschrocken zurückzuckte.

 

„Bruder?“, fragte sie nervös, als er sie schon, wie Naruto kurz zuvor, in die Arme nahm und sie auf die gleiche Stelle wie sein Kamerad küsste.

 

Doch anders als der Blonde löste er die Umarmung danach noch nicht, sondern zog das Mädchen noch enger an sich.

 

„Wann wirst du endlich aufhören, mich so zu nennen?“

 
 

~~~
 

 

Sasuke hielt kurz inne, um einen letztes Mal im Kopf durchzugehen, ob er auch alles eingepackt hatte, dann zog er die Tür hinter sich ins Schloss und machte sich auf den Weg zum Dorfausgang.

 

Ein kleines Dorf an der Grenze zu Suna brauchte wohl den Schutz einiger Ninja, um eine Bande lästiger Banditen loszuwerden.

Er verzog missmutig das Gesicht.

 

So schön es auch war, wieder Zuhause zu sein, wieder hier sein zu dürfen – Tsunades Angewohnheit, ihm keine allzu wichtigen Aufträge anzuvertrauen, nervte, zumal er immerhin schon fast ein Jahr wieder hier war…

 

Unwillig grummelte er vor sich hin.

 

Man konnte gegen Orochimaru sagen, was er wollte, wenigstens hatte er ihm zu neuer Stärke verholfen, statt ihn zurückzuhalten…

 

Sasuke-kun!!!“

 

Innerlich stöhnte er genervt auf.

Nicht das noch…

 

„Solltet ihr nicht längst Zuhause sein?“, fragte er kühl und musterte die beiden Mädchen, die sich ihrerseits nicht an ihm sattsehen konnten.

 

„Seitdem du zurück bist, habe ich keine Angst mehr, nachts rauszugehen, Sasuke-kun. Du bist doch so stark und-“

 

Die Braunhaarige hielt ihrer schmachtenden Freundin schnell den Mund zu.

 

„Wir sind gerade auf dem Heimweg vom Theater, aber wir beeilen uns. Hast du wieder einen längeren Auftrag vor dir?“, fragte sie neugierig mit Blick auf seinen Rucksack.

 

Er hielt seine Antwort kurz und hoffte, dass sie ihn dann endlich in Ruhe lassen würden.

„Ja. Deswegen muss ich jetzt auch weiter.“

 

Warum noch mal hatte er sich überhaupt mit ihnen unterhalten?

 

„Natürlich. Wir wollten dich nicht aufhalten.“

„Viel Glück, Sasuke-kun!“

 

‚Glück‘…

Er schnaubte verächtlich und ging.

 

Er verstand bis heute nicht, warum Naruto immer darauf bestand, dass er die Menschen besser behandeln sollte.

 

Reichte es nicht, dass er tagtäglich für eben diese Menschen und ihre Heimat kämpfte?

Warum musste er da auch noch nett zu ihnen sein?

 

Die Individuen interessierten ihn nicht, er wollte sich nicht mit ihnen unterhalten und er wollte auch ihren Dank und ihre Glückwünsche nicht, er wollte einfach nur in Ruhe gelassen werden.

 

Das hatte er seinem besten Freund damals auch gesagt und der Blonde hatte kein überzeugendes Gegenargument finden können, nachdem Sasuke ihm an den Kopf geknallt hatte, dass sein Bruder das Dorf und seine Einwohner geliebt hatte, so sehr geliebt hatte, dass er für ihre Sicherheit seine eigene Familie ausgelöscht hatte – und er war trotzdem nicht nett zu ihnen gewesen.

 

Er wusste nicht, ob es an dieser Offenbarung gelegen hatte oder daran, dass er danach weinend zusammengebrochen war, aber Naruto hatte ihn einfach nur gehalten, erzählen lassen, was er wollte, aber keine Fragen gestellt und das Thema danach nie mehr erwähnt.

 

Itachi…

 

Er hatte schon lange nicht mehr an ihn gedacht…

Und er wollte es auch nicht, nicht jetzt.

 

Spätestens wenn er ernsthaft zur Familienplanung übergehen würde, bliebe ihm wohl keine andere Wahl, als sich mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen, aber das war nichts für „mal eben zwischendurch“.

 

Außerdem hatte ihm sein Zusammenbruch damals ein wenig zu denken gegeben, wie schlimm es wohl werden würde, wirklich alles wieder aufzurollen.

Er hätte es niemals zugegeben, aber hatte Angst davor, was das an seinen Gefühlen für seinen Clan und insbesondere für seinen einst so verhassten Bruder ändern würde – und er hatte Angst, dabei allein zu sein.

 

Er schauderte allein bei dem Gedanken daran und Gefühle konnte er ja wohl gar nicht bei der Arbeit gebrauchen, also wechselte er schnell wieder das Thema.

 

Na wenigstens hat die Aktion damals insoweit was gebracht, dass die Mädels mich weitgehend in Ruhe lassen.

Sie stalken mich nicht mehr und halten sich einigermaßen gegenseitig in Schach, wie man ja gerade gesehen hat.

Und mit Sakura und Ino kann ich sogar wieder ganz normal befreundet sein…

 

Er schnaubte zu seiner eigenen Wortwahl, überging es aber ansonsten beflissen.

Er wollte jetzt auch nicht über „Freunde“ nachdenken, noch darüber, was in seinem Leben „normal“ war.

Er wollte überhaupt nicht darüber nachdenken.

 

Es würde ihm sowieso nichts bringen, außer seine früheren Überlegungen ins Schwanken zu bringen, so wie damals…

 

Naruto!, schrie er sich selbst gedanklich an. Denk an Naruto. Was sind seine Stärken, seine guten Seiten? Und wie kann ich irgendjemanden möglichst schnell so von ihm überzeugen, dass er sich in ihn verliebt? …

 

Wieder einmal bewies sich, wie stark die gedankliche Anziehungskraft wirken konnte, denn in dem Moment sah er Naruto schnellen Schrittes die nächste Querstraße entlangeilen.

 

Sein Name lag ihm schon auf den Lippen, doch dann presste er sie fest zusammen.

 

Er hatte selbst gesagt, dass ihnen etwas Abstand wohl ganz gut tun würde.

Er sollte sich darüber freuen, dass er Naruto die ganze Woche kaum zu Gesicht bekommen hatte; hieß das doch wahrscheinlich, dass er genug anderes zu tun hatte, um sich abzulenken.

 

Er sollte sich für ihn freuen, aber er konnte es nicht.

Er war lange genug einsam gewesen, um zu lernen, seine eigenen Bedürfnisse an die erste Stelle zu setzen und jetzt gerade wollte er einfach nur seinen besten Freund wiederhaben!

 

Und wenn sie nur kurz über seinen neuen Auftrag reden und Naruto ihm eine gute Reise wünschen würde…

 

Dennoch sagte er nichts, sondern beobachtete stillschweigend, wie der Blonde aus seinem Gesichtsfeld verschwand.

Er sah aufgewühlt aus…

Was wohl passiert war?

Hätte er ihn aufgehalten, wäre er womöglich gar nicht dazu gekommen, von seinem Auftrag zu erzählen, da Naruto ihm erst mal unbedingt hätte erzählen müssen, was soeben vorgefallen war…

 

Er lächelte sanft.

Ja, Naruto verstand es fabelhaft, ihn von seinen eigenen, schwarzen Gedanken abzuhalten.

In den letzten Monaten war er kaum noch dazu gekommen, wieder in diese düstere Stimmung zu verfallen und jetzt schaffte er es schon nach einer Woche ohne ihn kaum mehr aus eigener Kraft heraus…

 

Er war so verdammt schwach geworden…

 

Was würde er tun, sobald Naruto ihn gänzlich verlassen würde…?

 

An der Querstraße angekommen, blickte er automatisch nach rechts, um vielleicht noch den Grund für Narutos Gemütszustand zu erfahren und sah tatsächlich etwas, das auch ihn selbst aufwühlte:

 

Im Eingangstor zum Hyuuga-Anwesen hielt Neji seine Cousine fest im Arm und sie küssten sich.

 

Entschlossen wandte er den Blick ab und beschleunigte seine Schritte.

 

Höchste Zeit, hier raus zu kommen, dieses gefühlsduselige Dorf war ihm mehr als zuwider.

 
 

~~~
 

 

Naruto war ziemlich zufrieden mit seinem Leben, so, wie es momentan war: größtenteils ruhig.

 

Es drohte kein Ninjaweltkrieg mehr, es gab keine Organisation mehr, die ihn wegen des Kyuubi jagte, er hatte seinen besten Freund zurück…

Natürlich gab es da noch einige Probleme, die sie klären mussten, aber er zweifelte nicht daran, dass in nicht allzu ferner Zeit alles wieder wie früher sein würde – nein, besser!

 

Nein, er zweifelte nicht, immerhin war es nur seine eigene Schuld, dass sie nicht normal miteinander umgehen konnten.

 

Es hatte schon vieles in seinem Leben gegeben, woran er die Schuld trug und er hatte alles gemeistert, indem er hart an sich arbeitete, also sollte er das auch hinbekommen.

 

Er war zu kindisch gewesen, um die Leute davon überzeugen zu können, stark genug zu sein, das Kyuubi zu bändigen, er war zu schwach gewesen, Sasuke davon abzuhalten, zu Orochimaru zu gehen…

 

Und das waren alles große Probleme gewesen, die über Leben und Tod entscheiden konnten.

 

Seine Gefühle für den Uchiha in den Griff zu bekommen sollte nun wirklich nicht der Hit sein, wenn man bedachte, was er schon alles geschafft hatte.

 

Ja, Naruto wusste, wie er sich selbst motivieren konnte, und wie er es schaffte, die Gesamtsituation immer in so gutem Licht darzustellen, dass er nicht die Hoffnung verlor.

Vielleicht war auch manchmal ein bisschen zu optimistisch, aber auch nur vielleicht… und kann man überhaupt zu optimistisch sein?

 

Auf alle Fälle nicht, wenn man Naruto Uzumaki heißt.

 

Heute hatte er sich endlich spontan entschlossen, zu diesem Club „Unglücklich Verliebter“ zu gehen. Eigentlich hatte er sich nicht wirklich aufraffen können, weil er lieber selbst damit klarkommen wollte, als mit Fremden über seinen Kummer zu sprechen, aber heute war Mittwoch…

 

Kochtag… und Sasuke war nicht im Dorf, ganz abgesehen davon, dass sie sich auch dann nicht gesehen hätten…

 

Naruto wusste ja, dass der Abstand wichtig war… aber er vermisste ihn.

Er vermisste seinen besten Freund und er vermisste es, dessen oftmals dunkelschwarze Stimmung mit seinem Geplapper über seinen Alltag, seine Gedanken und Träume aufhellen zu können.

 

Aber gut, wenn er sich nur die nächsten Wochen ordentlich anstrengte, würden sie bald einfach wieder Freunde sein können… Durchhalten, Naruto!

 

Also hatte er einen Kichererbsen-Eintopf gekocht – Mittwoch war eben Kochtag und es wär sicher nett, ein selbstgekochtes Abendessen zu dem Treffen beizusteuern… – und machte sich vorfreudig auf den Weg…

 

… der letztendlich länger war als geplant, weil er sich im Viertel der Nicht-Ninja nicht auskannte, aber gut: zwölf Minuten nach Acht stand er dann wohl endlich vor dem richtigen Haus, atmete noch einmal tief durch und klingelte.

 

Schon hörte er, wie jemand anscheinend zur Tür rannte und dabei wohl die Kontrolle verlor, da es erst laut polterte und die Tür dann mit einem  unterdrückten Fluch aufgerissen wurde.

 

Sekundenlag wurde er mit offenem Mund und großen Augen angestarrt, was ihm genug Zeit gab, den anderen Jungen seinerseits zu mustern:

Schwarze Haare, nachlässig zu einem Zopf gefasst, dunkelbraune, warme Augen, und ein Körper, der ungewohnt normal war, nicht so durchtrainiert, wie er es von all seinen Kameraden gewohnt war… aber nicht auf eine schlechte Art.

 

Dann hatte sich sein Gegenüber wieder gefasst, zeigte beinahe anklagend mit dem Finger auf ihn und platzte heraus: „Du bist Naruto!“

 

Besagter hätte sich gerne wie üblich verlegen am Hinterkopf gekratzt, wurde aber durch den schweren Topf in seinen Händen daran gehindert, sodass er nur perplex blinzeln konnte.

„Jaaa… und?“

 

Der fremde Junge schien nur auf diese Frage gewartet zu haben, denn schon plapperte er los wie ein Wasserfall: „Du bist sooo cool! Alle haben dich gehasst und du hast trotzdem nicht aufgegeben und du hast das Dorf vor diesem Pain gerettet und nicht zugelassen, dass das Kyuubi Konoha zerstört und du hast deinen besten Freund gerettet und die Hokage überzeugt, dass er zurückkehren darf und du bist so ein cooler, starker Ninja und ich wäre sooo gern auch einer, aber ich darf nicht und jetzt bin ich wohl zu alt, um es noch zu lernen und- “, er schnappte gierig nach Luft, verlor dadurch den Faden und ließ endlich die Hand sinken.

„Was machst du eigentlich hier?“

 

Der Blonde musste sich erst mal von einer Mischung aus Erstaunen und Bewunderung erholen – War er etwa auch so, wenn die anderen mal wieder die Augen darüber rollten, dass er sich zu sehr in etwas hineinsteigere? … Also er fand diese Art irgendwie… cool… - dann grinste er seinen ersten eigenen Fan fröhlich an.

 

„Hier finden doch die Treffen des Clubs der Unglücklich Verliebten statt, oder?“

 

Ein eifriges Nicken war die Antwort.

„Japp. Ich hab den Club gegründet, weil meine Schwester und einige meiner Freunde unglücklich verliebt waren und ich ihnen helfen wollte. Meine Schwester fand die Idee doof, aber ich glaub, inzwischen gefallen ihr die Treffen.“

Er runzelte leicht die Stirn, bevor sich ein Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete.

 

Naruto beobachtete fasziniert die lebhafte Mimik des Jungen, ohne sich darüber bewusst zu sein, dass er selbst genauso leicht zu lesen war und hätte darüber fast vergessen, nebenbei auch noch zuzuhören .

 

„Sie ist nicht einfach zu handhaben, aber ich liebe sie trotzdem. Man muss eben erst mal hinter ihre Maske sehen können. Übrigens muss jedes Mädchen, das dich nicht will, unheimlich doof sein, und ist es gar nicht wert, dass du sie magst“, stellte er schließlich in einem Mischmasch aus Überzeugungskraft, Ärger und Schmollen fest und löschte damit Narutos letzte Zweifel aus, ob es richtig gewesen war, herzukommen.

 

Er hatte einen Fan, der noch dazu sehr unterhaltsam und auch noch supersüß war – genau das Gegenteil von Sasuke und trotzdem oder vielleicht gerade deswegen womöglich seine Rettung…

 

„KATSUYA! Bist du da draußen festgewachsen, oder was?!“

 

Beide Jungen schraken zusammen, als eine aufgebrachte Frauenstimme durch das halbe Haus brüllte.

 

„Meine Schwester…“, nuschelte der Schwarzhaarige mit einem verlegenen Lächeln und machte endlich Platz, um sein Idol einzulassen.

Dann führte er ihn einen langen Flur entlang in ein großes gemütliches Wohnzimmer, in dem es sich ein Dutzend Jugendlicher und junger Erwachsener in verschiedensten Sitzgelegenheiten gemütlich gemacht hatte und den Neuankömmling nun neugierig beäugte.

 

„Hi, ich bin Naruto“, stellte er sich mit seinem strahlendsten Lächeln vor und konnte nicht die Hand zum Gruß heben, weil ihm immer noch dieser dämliche Topf im Weg war.

 

Zwischen den Erwiderungen der Begrüßung war deutlich ein genervtes Aufstöhnen zu hören.

Nein… Bitte nicht….!“

 

„Deine Schwester?“

 

Katsuya nickte glucksend und deutet auf einen freien Sessel.

 

„Setz dich.“

 

Er wollte ihm den Topf abnehmen, unterschätze aber ganz eindeutig dessen Gewicht – Naruto hatte ihn ja auch die ganze Zeit in den Händen gehalten, als wöge er nichts! – und der Blonde stützte ihn blitzschnell von unten, bevor sein wertvoller Inhalt sich auf den Teppich ergießen konnte.

 

„Was ist denn da drin, Naruto?“, fragte ein Mädchen freundlich, als Katsuya keine Anstalten machte, es den anderen zu sagen oder selbst zu fragen.

Er war viel zu sehr damit beschäftigt, seinen Lieblingsninja für dessen schnelle Reflexe zu bewundern.

 

„Kichererbsen-Eintopf. Ich hab mich in meinen besten Freund verliebt, aber er sich nicht in mich und dann hat er angeboten, mir Kochen beizubringen und wir haben jeden Mittwoch und am Wochenende zusammen gekocht, aber jetzt können wir das nicht mehr, weil ich Abstand brauche, um mich zu entlieben, aber ich bin schon so dran gewöhnt, dass ich heute auch kochen wollte und ich dachte, es wäre nett, ein selbstgekochtes Abendessen mitzubringen.“

 

 

Unwohl verlagerte er das Gewicht von einem Fuß auf den andren und sah zu Boden, als die Gruppe einvernehmlich schwieg.

 

Hatte er irgendwas Falsches gesagt?

 

Doch als er ein unterdrücktes Kichern vernahm, hob er den Blick, um zu sehen, wie alle Katsuyas Schwester anstarrten, die einen Gesichtsausdruck eindeutigen Missfallens trug.

 

„Nicht noch so ‘ne Quasselstrippe“, grummelte sie schließlich und das Eis war gebrochen.

 

Während die Jugendlichen lachten und sich köstlich über den ersten Eindruck des Neuankömmlings amüsierten, bot Katsuya ihm erneut den Sessel an und wollte selber in die Küche gehen, um die Suppe aufzuwärmen, doch Naruto nahm ihm nur grinsend den Topf wieder ab und machte ihm ein Zeichen mit dem Kopf, voranzugehen.

 

Der Schwarzhaarige verzog zwar das Gesicht bei dieser Bevormundung, grinste aber ebenfalls dabei und zeigte ihm den Weg.

 

Nette Truppe, dachte Naruto, als er ihm folgte. Und netter Hintern.

 
 

~~~
 

 
 

Sasuke war fast zwei Wochen in diesem dämlichen Kaff an der Grenze zu Suna gewesen – von wegen „eine Bande von Banditen ausschalten“ – das hatte er erledigt, sobald er angekommen war und dazu hätte er auch nicht die Unterstützung der zwei Suna-Ninja gebraucht… aber dann fing es an: Das Dorf brauchte Hilfe beim Wiederaufbau und auf ihren Feldern, sie wollten die Grundlagen der Selbstverteidigung lernen, da gab es noch ein Nachbardorf, das ebenfalls angegriffen worden war…

 

Er war ein Ninja und dazu einer der Besten, verdammt noch mal!

 

Seit wann bestanden die Aufträge für Jo-nin aus so etwas?!

Aber ihm war schon klar, warum er solange von Konoha ferngehalten worden war: Sakura, als Narutos Freundin, hatte sicherlich ein schlechtes Wort für ihn bei der Hokage eingelegt und da Tsunade ihm ja sowieso nichts Wichtiges anvertrauen wollte…

 

Wer war eigentlich auf die bescheuerte Idee gekommen, einer Frau die Führung über das Dorf zu überlassen?

 

Den ganzen Heimweg über verfluchte er die Hokage im Stillen und Sakura gleich mit und eigentlich alle dämlichen Frauen, die er kannte, und da er keine kannte, die nicht dämlich war…

 

Selbst Hinata war doch irgendwo auch nur ‘ne doofe Frau.

Statt Naruto beizustehen, mischte sie sich ein, wo sie sich hätte raushalten sollen, war ihm selbst keine Unterstützung, wenn er Naruto helfen wollte, sich zu entlieben und verstörte den Blonden, indem sie mit Neji rumknutschte…. Er war ihr Cousin, verdammt noch mal! Und er hatte damals ernsthaft versucht, sie zu töten!

 

Das war ja fast so, als würde er selbst Itachi sein Blutbad verzeihen, mal ganz von dem Rumknutschen abgesehen…

Es war einfach falsch!

Und krank.

Ganz im Ernst, sie alle wussten doch, welche Folgen es nach sich gezogen hatte, früher immer Cousins miteinander zu verheiraten, um die Blutlinie rein zu halten!

Selbst wenn daraus manchmal Genies entstanden, waren die meisten Nachkommen einfach… geschädigt und nicht überlebensfähig, nicht in dieser Welt!

 

 

Es interessierte ihn nicht, was der Hyuuga-Clan trieb.

Und er wusste, dass Hinata und Neji sich nicht auf Wunsch ihrer Familie trafen.

Wahrscheinlich mochten sie sich.

Vielleicht liebte Neji sie sogar.

 

Allein bei dem Gedanken wurde ihm schlecht.

Er war fast ein wenig überrascht, wie gut er seinen Körper trainiert hatte, um sich vor diesem Fluch zu schützen.

 

Liebe

 

Er verstand sie nicht und wollte es auch nicht.

Er wollte nicht über sie nachdenken und er brauchte sie nicht in seinem Leben.

Liebe war das Einzige, was ihn wirklich verletzen könnte, das Einzige, was so verdammt wehtat.

Und das immer.

 

Warum sollte sich irgendjemand dieses Gefühl wünschen?

 

Er wusste, dass er irrational war, natürlich wusste er es.

Itachis Blutbad, die nervigen Fangirls, die finsteren Jahre bei Orochimaru, seine Rache, Narutos Gefühle für ihn, der Verlust von… von allem, was ihm jemals wichtig gewesen war, das alles vermischte sich zu einem einzigen Chaos in seinem Kopf…

 

Er hatte bei diesem sinnlosen „Auftrag“ einfach zu viel Zeit zum Nachdenken gehabt. Viel zu viel…

Normalerweise hatte er kaum Gelegenheit dazu: bei Aufträgen galt seine ganze Aufmerksamkeit der Sicherheit aller Verbündeten, beim Training war er darauf konzentriert, seinen Kampfstil zu perfektionieren und der Rest des Tages bestand aus Planungen – er ließ sich gar nicht in Versuchung kommen, großartig nachzudenken.

 

Doch die letzten zwölf Tage…

 

Er hatte viel zu viel Zeit gehabt und das einzige, was ihn davon abgehalten hatte, verrückt zu werden, war Naruto.

 

Immer nur Naruto…

 

Es war falsch, natürlich war es das. Falsch und krank. Er sollte nicht so viel an Naruto denken und er sollte nicht alles von ihm abhängig machen. Egal, ob der Blonde überhaupt da war oder nicht, der Gedanke an ihn beruhigte ihn, heiterte ihn auf, gab ihm die Kraft, weiterzumachen, wenn er am Ende war...

 

Er wusste, dass es ihn letztendlich zerstören würde. Bis jetzt war Naruto seine Rettung, aber es würde nicht mehr lange dauern, bis er einsehen musste, dass er ihn genauso verloren hatte wie jeden anderen und dann? - Hatte er überhaupt keinen Halt mehr und würde tiefer fallen als je zuvor...

 

Es war ein seltsam vertrautes Gefühl, wieder vor diesem Abgrund zu stehen, die bittersüße Versuchung stetig vor Augen, nur ein Schritt ins Nichts und alles wäre vorbei.

Er könnte diesen ewigen Kampf ruhen lassen, müsste kein Uchiha mehr sein, könnte sich dem wartenden Wahn hingeben, müsste nicht mehr Sasuke Uchiha sein…

 

Aber es wäre schwach, einfach aufzugeben und er war nicht schwach.

Zumindest wollte er es nicht sein.

Doch das Schlimmste war, dass ihm selbst sein Stolz inzwischen fast egal war.

Aber Naruto…

 

Naruto würde nicht zulassen, dass er sich so gehen ließ, würde nicht zulassen, dass er sich einfach so aufgab…!

 

Naruto…

Er hatte ihn nicht wie üblich am Dorfeingang empfangen…

Würde es ihn überhaupt kümmern?

 

Er hatte ihn so oft verletzt, unbeabsichtigt und in vollem Bewusstsein, hatte sein Vertrauen enttäuscht, ihn zigmal von sich gestoßen…

Naruto war treuer als jeder andere, aber selbst seine Geduld musste irgendwie ihr Ende haben und immerhin hatte er ihn bei ihrem letzten Treffen quasi dazu gezwungen, ihn aufzugeben…

Und er wusste selbst nur allzu gut, dass Hass die beste Medizin gegen Liebe war…

 

Würde es ihn kümmern?

 
 

~~~
 

 

Als Naruto Sasukes düsteren Gesichtsausdruck sah, verlor er den Mut. Seit zwei Stunden wartete er schon vor dem Uchiha-Anwesen auf seine Wiederkehr, mit dem Plan, es ganz zufällig aussehen zu lassen, aber jetzt…

 

Er hatte einfach seinen besten Freund vermisst und sich darauf gefreut, ihn nach fast drei Wochen endlich wiederzusehen, aber bei der finsteren Miene sollte er seine egoistischen Wünsche wohl lieber zurückstecken.

 

Der Schwarzhaarige sah nicht aus, als wäre er in der Laune, eine Extraportion glücklich-übereifrigen Naruto-Optimismus zu ertragen.

 

„Naruto!“

 

Doch er war zu langsam.

Dem Nächsten, der ihm riet, vor dem Handeln nachzudenken, würde er mal ordentlich seine Meinung geigen, echt jetzt!

 

„Sasuke! Du bist zurück!“

 

Er versuchte, seine Begeisterung zu verbergen, konnte aber nicht anders, als sein Gegenüber wie üblich glücklich anzustrahlen.

Doch allzu falsch konnte das nicht sein, denn er bekam als Antwort ein seltenes Lächeln geschenkt, auch wenn es nicht die schwarzen Augen erreichte.

 

Sasuke konnte nicht anders als zu lächeln. Er konnte einfach nicht anders.

Naruto war da, er hatte ihn nicht vergessen…!

 

„Hey, wie geht’s?“

 

Er war erleichtert zu sehen, dass der Blonde ihn wie immer strahlend angrinste.

 

„Super! Die Leute im Club sind total nett und cool, es macht richtig viel Spaß mit ihnen, obwohl sie keine Ninja sind, und besonders Katsuya ist-“

Kopfschüttelnd unterbrach er sich selbst.

„Egal. Wie lief dein Auftrag?“

 

Der Uchiha verzog das Gesicht,

„Frag nicht. Das waren zwei sinnlose Wochen. Was machst du hier überhaupt?“

 

Naruto sah sich um, als hätte er vorher gar nicht gemerkt, dass sie sich in unmittelbarer Nähe des Uchiha-Anwesens befanden.

 

„Ähm… Ich hab eingekauft und bin grad auf dem Heimweg…“

 

Sasuke runzelte leicht die Stirn, denn er sah nicht den Grund, warum der andere bei dieser Erklärung rot wurde.

 

Zur Verdeutlichung hob der Blonde seine Einkaufstüte.

„Hast du nicht Lust, mit zu mir zu kommen? Ich würd mich freuen und du hast doch sicher Hunger…?“

 

Wie auf Kommando knurrte Sasukes Magen.

 

Naruto gluckste verhalten, aber bei Sasukes Gesichtsausdruck konnte er sich nicht beherrschen und lachte lauthals los.

Natürlich wurde ein Uchiha nicht rot, aber diese Miene allein war schon Gold wert.

 

„Ich deute das mal als ‚Ja‘?“, fragte er kichernd.

Der Schwarzhaarige blitzte ihn nur warnend an, grummelte „Mein Auftrag war in einem Dorf, das von Banditen überfallen wurde. Da gab’s nicht so viel Essen“ und deutete dem Blonden mit einer Kopfbewegung, ihm zu folgen.

 

„Wenn wir schon vor meinem Grundstück stehen, können wir auch hier kochen“, fügte er erklärend hinzu und ließ Naruto durch das Eingangstor treten, bevor er selbst hindurchtrat und es hinter sich wieder schloss.

 

Natürlich hatte es genug Essen für die Retter gegeben, aber er hatte einfach keinen Hunger gehabt. Aber egal, er hatte nicht vor, Naruto auf die Nase zu binden, wie schlecht es ihm momentan ging…

 
 

~~~
 

 

„Also? Was gibt’s Neues? Von welchem Club hast du geredet und wer ist Katsuya?“, hakte er nach, sobald sie in der Küche standen und die Aufgaben aufgeteilt waren.

 

Die Kartoffeln schälend fing der Blonde munter an, drauf los zu plappern:

 

„Katsuya ist der Gründer des Clubs der Unglücklich Verliebten. Ich war vor zwei Wochen zum ersten Mal da und eigentlich ist bloß jeden Mittwoch Clubtreffen, aber sie treffen sich auch oft an anderen Tagen, um was zusammen zu unternehmen: Wir waren in ‘nem Theater und im Stadtpark, in der Disko und ich hab ihm die Ninja-Akademie gezeigt und er wollte beim Training zusehen… Auf alle Fälle hatten wir super viel Spaß!

 

Jaaa, normalerweise hab ich ja nicht so viel Zeit, mich zu verabreden und die Woche war auch total anstrengend, aber das war’s wert. Katsuya ist ‘n total toller Typ, du warst ja nicht da und die anderen sind alle mit sich selbst beschäftigt…

 

Da trifft man sich, um mir zu helfen und schon finden sich zwei Pärchen… Unfair ist das, echt jetzt!

 

Aber die Leute vom Club sind alle total nett, sogar Katsuyas Schwester. Die ist zwar ein bisschen so wie du, immer gleich genervt und angeblich total uninteressiert, aber eigentlich hat sie auch Spaß an den Treffen. Man muss eben hinter ihre Maske gucken können und darin hab ich ja durch dich Erfahrung…“

 

Sasuke musste nur immer mal wieder kleine Schubser in eine neue Richtung geben – wie er denn auf den Club gekommen sei, wer eigentlich die zwei neuen Pärchen waren, … – und Naruto übernahm den gesamten Smalltalk während des Kochens.

 

Noch vor drei Wochen hätte er sich über die Neuigkeiten mehr als gefreut, sowohl für Naruto, als auch für sich selbst, hieß das doch, dass der Jüngere neue Freunde gefunden hatte, mit denen er voraussichtlich viel Zeit verbringen würde, unter denen er vielleicht seine nächste – hoffentlich erwiderte – Liebe fand und dass er ihn dafür in Ruhe lassen und seine Gefühle für ihn aufgeben würde… jetzt machte es ihn nur noch traurig.

 

Er verstand sich selbst nicht mehr.

 

Naruto hatte doch schon immer eine besondere Rolle in seinem Leben gespielt, wie kam es dann, dass sich gerade jetzt seine Sicht auf ihn so änderte, dass er ihn jetzt brauchte, jetzt, wo Naruto dabei war, ihn allein zu lassen?

 

Es machte keinen verdammten Sinn!

 

Und es tat weh. Verdammt weh.

 

Aber mit Schmerz kannte er sich aus und lieber würde er ihn ertragen, als auch nur ein Sterbenswörtchen zu seinem besten Freund zu sagen.

Und überhaupt, was sollte er ihm denn bitteschön sagen?

 

“Ich hab dich vermisst“?

“Lass mich nicht allein“?

“Ich brauche dich“?!

 

Ganz sicher nicht. Das vermittelte wohl eine ganz falsche Botschaft und immerhin hatte er sich selbst geschworen, Naruto keine falschen Hoffnungen mehr zu machen.

 

Nein, ganz bestimmt würde er ihn nie wieder verletzten, dafür war ihm diese Freundschaft zu wichtig und sie hing ja jetzt schon am seidenen Faden…

 

Und jetzt kam da auch noch dieser dämliche Katsuya in Narutos Leben…

So wie er von ihm geschwärmt hatte, würde es ihn nicht wundern, wenn aus den beiden noch etwas werden würde.

Naruto und ein anderer Kerl! Und der war nicht mal ein Ninja, konnte ihn nicht beschützen…

Und er hatte ihm nicht mal helfen können…

Wofür hatte er sich eigentlich so viele Gedanken darüber gemacht, Naruto gut zu verkaufen?

Der kriegte das ja anscheinend ganz gut selbst hin.

 

Nein, Naruto brauchte ihn nicht…

Und anscheinend hatte er sich mit dem Entlieben für den Weg entschieden, ihn zu ersetzen. Durch einen Nicht-Ninja!

Man glaubt’s ja wohl kaum!

 

Aber er würde ja schon noch sehen, wie schnell es langweilig werden würde mit so ‘nem verdammt optimistischen Jasager, der ihn anhimmelte, statt ihm auch mal Paroli zu bieten…

 

Hatte er denn gar nichts von ihm gelernt?

Wirklich, da hatte er selbst sein erstes Fan“girl“ und schon fiel er drauf rein…

 

„Sasuke! Hörst du mir überhaupt zu?!“

 

Angesprochener schüttelte kurz den Kopf, um seine pessimistischen Gedanken zu vertreiben, dann fokussierte er seinen Blick auf Naruto, der ihn in einer Mischung aus Aufgebrachtheit und Sorge fragend ansah.

 

Womöglich war das das letzte Mal, dass Naruto ihn so ansah, bevor er ihn endgültig vergessen würde…

 

„Sasuke?“

 

Seufzend schloss der für einen Moment die Augen.

 

„Entschuldige. Der Auftrag war durch seine Nervigkeit schon wieder anstrengend und ich bin ziemlich müde. Lass uns ein anderes Mal weiterreden, ja?“

 

Der Blonde öffnete den Mund, zögerte und beließ es schließlich bei einem „Okay.“

 

Schweigend räumten sie den Tisch ab, doch als Naruto mit dem Abwasch beginnen wollte, hielt der Schwarzhaarige ihn davon ab und drückte ihm stattdessen eine Tüte mit dem restlichen Essen in die Hand.

 

„Lass mich doch helfen, umso schneller kannst du schlafen gehen! Und das Essen kannst du ruhig behalten, ich koch mir eben morgen was Neues…“, protestierte er, aber Sasuke schob ihn wortlos Richtung Ausgangstür und zog sie schließlich hinter ihnen beiden zu.

 

Fragend hob Naruto die Augenbrauen.

 

Sasuke sagte nur erklärend: „Komm, ich bring dich nach Hause“ und lief los.

 

Die Stirn runzelnd holte der Blonde zu ihm auf.

 

„Du verhältst dich echt seltsam heute… Ist irgendwas passiert?“

 

Der Uchiha schüttelte den Kopf.

„Alles in Ordnung.“

 

Naruto hörte das unausgesprochene "Ich will nicht mit dir darüber reden" und es traf ihn. Natürlich traf es ihn.

 

Sie waren beste Freunde, sie sollten über alles reden können. Es hatte Zeiten gegeben, in denen sie über alles hatten reden können. Aber anscheinend hatte er es sich damit verscherzt.

 

Dabei ging es hier nicht mal um ihn, es ging um Sasuke!

 

Der Gedanke, ihn zu verlieren, tat zwar verdammt weh, aber wenigstens hatte er noch andere Freunde, die ihm Halt gaben, mit denen er reden konnte, die ihn aufmunterten... Sasuke hatte nur ihn...

 

„Naruto.“

 

Der Blonde sah auf und bemerkte verwundert, dass der Schwarzhaarige einige Schritte hinter ihm stehen geblieben war und ihn nun mit einem unergründlichen Blick ansah.

 

„Gute Nacht“, sagte er und wandte sich ab.

 

Der Uzumaki sprach einfach das Erste aus, was ihm in den Sinn kam, um ihn aufzuhalten. Das war doch nicht Sasukes Art! Was war los mit ihm?

 

„Wolltest du mich nicht nach Hause bringen?!“, rief er dem anderen hinterher.

 

Vielleicht war das nicht das Eloquenteste gewesen, was er hätte sagen können, aber immerhin erfüllte es seinen Zweck: Der Uchiha drehte sich mit seinem typisch genervten Sasuke-Blick zu ihm um und meinte spöttisch: „Den Rest wirst du ja wohl allein schaffen?“

Dabei nickte er in Richtung von Narutos Wohnung, die hinter der nächsten Ecke lag.

 

Sasuke war ziemlich überrascht, dass der Kleinere gar nicht wie üblich auf seine Provokation ansprang, sondern ihn irgendwie... erleichtert angrinste, zu ihm rüber kam und ihn ganz offensichtlich umarmen wollte.

 

Abwehrend hob er die Arme und trat ein paar Schritte zurück.

 

„Nein, danke. Das letzte Mal, als du mich umarmt hast, endete das in einem Streit darüber, dass ich angeblich einem Date mit dir zugestimmt hätte!“

 

„Maaan, musst du mich daran erinnern?“

 

Einerseits kicherte Naruto, andererseits kratzte er sich verlegen am Hinterkopf, dann wurde er nur allzu schnell wieder ernst.

 

„Diesmal sollte es einfach nur heißen - ... Vergiss nicht, dass ich dein bester Freund bin. Egal, was falsch gelaufen ist. Ja?“

 

Er lächelte den Schwarzhaarigen warm an. Er konnte nicht anders. Aber er wusste ja, dass Sasuke das bestimmt wieder falsch deuten würde und er wollte ihm nicht noch mehr Gründe geben, sich zurückziehen.

 

Also wünschte er ihm nur noch eine gute Nacht und verschwand.

 
 

~~~
 

 

Vergiss nicht, dass ich dein bester Freund bin.

 

Sasuke blinzelte und merkte verwundert, dass er immer noch da stand, wo Naruto ihn allein gela-, nein, wo Naruto sich von ihm verabschiedet hatte und machte sich Kopf schüttelnd auf den Heimweg.

 

Er würde es nicht vergessen. Wie könnte er?

 

Aber vielleicht waren die Worte gar nicht wirklich an ihn gerichtet gewesen, vielleicht hatte Naruto sich nur selbst daran erinnern müssen…

 

In der Dunkelheit durch die vertrauten Straßen seines Heimatdorfes zu laufen, weckte schmerzvolle Erinnerungen in ihm, gute wie schlechte, aber alle schmerzvoll.

Er hatte so viele falsche Entscheidungen getroffen, war so viele falsche Wege gegangen und jetzt war er wieder hier und alles sollte gut sein oder zumindest besser, aber das war es nicht.

 

Er wusste nicht einmal, was es war, dass ihn so traurig stimmte, aber es war da.

 

Und es vermischte sich mit der Trauer um seinen geliebten Nii-chan, den er mit dem verhassten Itachi zusammen hatte töten müssen.

 

Jede traurige Erinnerung schien weitere zu wecken, die ihn stetig verfolgten, seine Träume vergifteten und eine Hitze in ihm entfachten, die ihn zu verbrennen drohte.

 

Eigentlich war es lächerlich.

Er war ein Uchiha, Feuer war sein Element.

 

Aber Itachi hatte alle Uchihas getötet und ihre ruhelosen Seelen dürsteten immer noch nach Rache; er spürte sie immer noch auf dem Uchiha-Anwesen.

 

Itachi hatte alle getötet – außer ihn und er hatte immer noch – oder schon wieder? – positive Gefühle für seinen Bruder, die mit all den Morden hätten sterben sollen, aber jetzt, wo er Itachis wahre Geschichte kannte…

 

Wahrscheinlich hatte er es verdient, von Schuldgefühlen zerfressen zu werden und von innen heraus zu verbrennen.

 

Sasuke lief durch die dunklen Straßen und ließ seine Gedanken wandern.

 

Als er an Ichirakus vorbei kam, blitzte Narutos Gesicht vor seinem inneren Auge auf und die alten Erinnerungen strömten auf ihn ein.

Er ließ es zu.

Er hatte nicht mehr die Kraft, seine Gedanken so zu kontrollieren, wenn er allein war, wie er es mit seinen Gefühlen in der Öffentlichkeit tat.

 

Verdammt, Sasuke, du bist echt schwach geworden…

 

Und wer weiß, vielleicht würde es ihm ja irgendwelche neuen Erkenntnisse bringen, die er bis jetzt übersehen hatte?

 

- Tat es tatsächlich. Obwohl es weniger eine neue Erkenntnis war als eine Bestätigung seiner Vermutungen: Naruto hatte jahrelang nur ein Ziel gehabt, nicht? Seinen besten Freund zurückzuholen.

Dafür hatte er gekämpft, Befehle missachtet und sein eigenes Leben außer Acht gelassen.

 

Aber nun war es geschafft, er hatte Sasuke wieder bei sich, sie waren immer noch oder wieder einmal beste Freunde und Naruto konnte endlich sein Leben leben.

Er hatte es mit Sasuke leben wollen, aber der hatte ihn abgewiesen.

 

Du hast ihn abgewiesen, dachte er und wusste, dass er dabei irgendetwas fühlen sollte, aber das Feuer in seinem Innern vernichtete jede Emotion.

Du hast ihn abgewiesen und jetzt lebt er sein eigenes Leben. Sei froh, dass er wenigstens noch dein bester Freund ist.

… Der aus Kindertagen. Was bedeutet schon eine Freundschaft aus Kindertagen?

Sasuke lief durch die dunklen Straßen seines Heimatdorfes nach Hause und dachte sich, wie passend es doch sei, dass es gerade jetzt anfing zu regnen.

 

In seiner Pein aus Gedanken und Erinnerungen gefangen, merkte er nicht, dass der Asphalt trocken blieb und die Regentropfen salzig schmeckten.

 
 

~~~
 

 

Narutos Gefühle fuhren mal wieder Karussell, aber diesmal war es ein gutes Chaos. Größtenteils.

 

Er war aufgeregt und vorfreudig und nervös und ein wenig verwundert, aber auch geschmeichelt und er war ein bisschen besorgt.

Aber die Sorge hatte in der Reihe eigentlich nichts zu suchen, weil sie Sasuke galt und die restlichen Gefühle, nun, die galten jemand anderem.

 

Sasuke benahm sich komisch, seit er wieder hier war, aber ganz offensichtlich wollte er nicht darüber reden, sonst hätte er ja wohl hoffentlich das Angebot dazu angenommen.

 

Heute Morgen hatte er wieder ganz unerwartet vor seiner Tür gestanden, wie beim letzten Mal mit allen Zutaten für ein leckeres Frühstück und einem Blumenstrauß dabei, aber er hatte schon gefrühstückt gehabt, weil er heute früher fertig sein wollte mit seinem Auftrag, immerhin war er abends verabredet.

 

Das hatte er dem Uchiha gesagt (also nur, dass er schon gefrühstückt hatte), sich für die Blumen bedankt, sie in eine Vase gestellt und ihm noch zugerufen, dass er ruhig hier frühstücken könnte, bevor er im Bad verschwand, um sich fertig zu machen.

 

Als er wieder herauskam, sah Sasuke fast ein wenig hilflos vom Kühlschrank auf.

 

„Du hast dich verändert“, sagte er und meinte damit, dass alles, was er mitgebracht hatte, schon im Kühlschrank stand, in den seine Sachen deswegen nicht mehr reinpassten.

Anders als beim ersten Mal.

 

Naruto zuckte mit den Schultern – „Darin bist du nicht ganz unbeteiligt, oder?“ – und wühlte in seinem Schrank auf der Suche nach einem T-Shirt.

Er spürte Sasukes Blick auf sich ruhen und drehte sich mit fragendem Blick um, während er sich das rote T-Shirt über den Kopf zog.

 

Sasukes Blick folgte dem Stoff, als er erst Hals, dann Brust und Bauch bedeckte, dann nickte er in Richtung seines Kalenders.

 

„Das wird wohl was Ernstes mit dem?“

 

Naruto rollte die Augen zu dem Fakt, dass Sasuke sich beharrlich weigerte, Katsuya beim Namen zu nennen. Aber ok, es war wohl echt seltsam, wenn der beste Freund plötzlich schwul war. Die anderen Männer nicht beim Namen zu nennen war nicht das Schlimmste, was Sasuke tun konnte, um sein Missfallen auszudrücken.

 

„Weiß ich noch nicht. Wahrscheinlich. Das ist unser erstes offizielles Date heute.“

 

Der Schwarzhaarige nickte nur und ging zur Tür.,

„Kommst du mit zur Hokage?“

 

„Nein, ich hab meinen Auftrag schon. Aber du kannst wirklich noch hier frühstücken, bevor du zu ihr gehst. Zieh dann einfach die Tür- … hinter dir zu.“

 

Mit gerunzelter Stirn hatte Naruto seinem besten Freund nachgesehen, der genau das getan hatte, allerdings ohne zu frühstücken und ohne ein Abschiedswort.

 

Und dann, als er am späten Nachmittag seinen Bericht bei Tsunade ablieferte, sagte sie ihm auf seine Nachfrage hin, dass Sasuke sich am Morgen krank gemeldet habe.

 

Kein Wunder also, dass er besorgt um ihn war.

Aber dafür war jetzt keine Zeit.

 

Er war schon auf dem Weg zu seinem Date und er hatte nicht vor, es gerade mit Gedanken an Sasuke zu versauen.

 

Also: aufgeregt, vorfreudig, nervös und ein wenig verwundert, aber auch geschmeichelt!

 
 

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„Naruto! Hier drüben!“

Katsuya winkte ihm mit einem strahlenden Lächeln, das er freudig erwiderte.

 

„Hey, wie war dein Tag?“

„Die Schule war langweilig. Echt, ich find das total blöd, dass ihr Ninja fertig seid, wenn ihr die Abschlussprüfung besteht und wir müssen jahrelang die Schulbank drücken, egal, wie weit wir sind… Ich wette, ich würde die blöden Examen jetzt schon bestehen!“

 

Lachend setzte sich Naruto und fand ein paar bemitleidenswerte Worte.

 

Gut, dass Katsuya auf so ‘ne einfache Frage immer noch so viel antworten konnte, da kam er nicht in die Verlegenheit, ihn angemessen begrüßen zu müssen.

Denn was wäre denn angemessen?

Eine Umarmung, wie bei den Clubtreffen?

Könnte hier, im „Akegata“, das im Ninja-Viertel lag, schon Aufsehen erregen.

Und an mehr wollte er gar nicht denken. Nicht nur wegen der Leute.

 

Wo heute schon ihr erstes offizielles Date stattfand, sollte er sich wohl langsam mal an den Gedanken gewöhnen, Katsuya in nächster Zeit zu küssen, aber er hatte oft den Kopf mit so viel anderem voll…

Und irgendwie machte es Spaß, sich auf etwas zu freuen, das er wie etwas Verbotenes behandelte.

 

„Und deiner?“

„Eigentlich ganz gut. Sasuke war heute Morgen bei mir und hat sich schon wieder total komisch benommen, ich weiß echt nicht, was mit dem los ist…“

 

Er lachte bei Katsuyas gequältem Lächeln.

 

„Sorry. Ich weiß, keine Sasuke-Gespräche.“

 

Der Schwarzhaarige legte seine Hand auf Narutos.

 

„Nicht bei ‘nem Date, ok?“

 

Mit einem sanften Lächeln drehte Naruto seine Hand um und strich mit dem Daumen über Katsuyas Handrücken.

 

„Ok. … Also, gibt’s schon Pläne fürs Wochenende?“

„Wir wollten doch zum Lichterfest, hast du das etwa vergessen?“

„Das ist schon dieses Wochenende?“

 

Naruto kratzte sich mit seinem verlegenen Lächeln am Hinterkopf und Katsuya schmolz geradezu dahin.

Und dieser süße, absolut anbetungswürdige Typ interessierte sich wirklich für ihn!

Manchmal konnte er es selbst noch nicht glauben.

Besonders wenn seine Schwester ihn mal wieder freundlicherweise darauf hinwies, dass Naruto wohl immer noch Gefühle für diesen Sasuke hatte, so oft, wie er von ihm sprach…

 

Aber heute ging es mal nur um sie beide.

 

„Ja, wirklich. Heute ist schon der neunte Juni. Wie die Zeit verfliegt…“

… wenn wir zusammen sind.

 

Er hoffte, dass Naruto das Satzende auch hörte, wenn er es nicht aussprach, aber ein Blick in das Gesicht des Blonden verriet ihm, dass der mit den Gedanken schon wieder ganz wo anders war.

 

„Der neunte Juni…“, murmelte er zu sich selbst, mit einem Gesichtsausdruck, den Katsuya nicht deuten konnte, dann stand er abrupt auf.

 

„Ich muss gehen.“

„Was?! Naruto-!“

 

Der Uzumaki hatte sich schon abgewandt und einige Schritte Richtung Tür gemacht, doch jetzt drehte er sich noch mal entschuldigend um.

 

„Tut mir wirklich leid, Katsuya. Wir holen das nach, ja?“

 

Und mit diesen Worten verschwand er schneller aus dem Café, als ein Mensch können sollte.

 

Seufzend sah der Schwarzhaarige ihm nach.

Na super, wirklich ein tolles erstes Date.

Und irgendwie konnte er den Gedanken nicht vermeiden, dass es bestimmt irgendwas mir Sasuke zu tun hatte. Es war immer alles seine Schuld!

 

Aber schlimmer war der Gedanke, dass seine Schwester vielleicht doch Recht hatte…

 
 

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Naruto fand ihm schließlich am See der Uchihas, mit baumelnden Beinen auf dem Steg sitzend und auf die ruhige Wasseroberfläche starrend.

 

„Solltest du nicht bei deinem Date sein?“

 

Sasuke hatte ihn natürlich bemerkt.

Nicht umsonst war er Ninja.

Einer der Besten.

An Katsuya konnte er sich so schön heranschleichen und ihn fast zu Tode erschrecken, aber-.

 

Hier geht es um Sasuke.

 

„Oma Tsunade meinte, du hast dich krank gemeldet. Ich wollte schauen, ob alles ok ist.“

„Alles ok.“

 

Naruto hatte solange dafür gekämpft, dass die Leere aus Sasukes Stimme verschwand, die Leere eines Lebens, dessen Sinn er nicht mehr kannte, aber jetzt war sie zurück und er fragte sich, warum er das nicht schon früher gemerkt hatte.

 

Langsam ging er zu ihm und setzte sich neben ihn.

 

Sasuke zeigte keine Regung, starrte nur weiterhin auf den See.

Naruto wusste, dass er es sagen musste, egal, wie weh es tat.

 

„Heute wäre sein Geburtstag…“

 

„… Er hat gesagt, dass er mich immer lieben wird. Als würde das alles erklären. Als könnte er mich weiterlieben. Er ist tot. Ich hab ihn umgebracht.“

 

„Er wollte, dass es so endet, Sasuke. Er wollte, dass du es tust.“

 

Sasuke sah ihn kurz von der Seite an und der Schmerz in seinem Blick nahm Naruto beinahe den Atem.

 

„Was ist das für eine Liebe? Mein halbes Leben lang habe ich ihn für die falschen Dinge gehasst und wollte mich rächen und als ich es endlich geschafft hab, sagt er mir so was?“

 

Er war aufgesprungen und stand nun mit hängenden Schultern auf dem Steg, hilflos in seiner Wut.

 

„Es war seine Art zu lieben. Er musste diesen Weg gehen, um Konoha zu schützen, aber er hat dich geliebt, Sasuke. Du warst ihm wichtiger als das Dorf.“

 

Sasuke sah mit einem Blick an, der geradezu um Bestätigung flehte.

„Hat er das?“, fragte er leise, mit zitternder Stimme, die Hände zu Fäusten geballt.

 

Langsam stand Naruto auf und zog den Schwarzhaarigen in eine feste Umarmung, die er diesmal nicht abwehrte.

 

„Natürlich hat er das. … Und du darfst ihn auch lieben. Die Leute hassen ihn, weil sie nicht verstehen, aber du kennst seine Geschichte und du darfst ihn lieben. Hass ihn nicht mehr für den Weg, den er gewählt hat.“

 

Naruto erinnerte sich an das letzte Mal, als Sasuke so in seinen Armen geweint hatte, aber dieses Mal waren es gute Tränen. Heilende Tränen, die hoffentlich endlich zulassen würden, dass er einfach lebte.

 
 

+          +          +          +          +          +          +
 

 

Irgendwann hatte er sich vorsichtig aus der Umarmung gelöst, Narutos Hand genommen und ihn schweigend ins Haus geführt.

 

Jetzt saß der Blonde abwartend auf Sasukes Bett und wusste nicht so recht, was er machen sollte.

 

Sasuke war einfach wortlos im Bad verschwunden, aber er hatte ihn immerhin in seinem Zimmer zurückgelassen, also hieß das wohl nicht, dass er gehen sollte, oder?

 

Die Tür öffnete sich mit einem leisen Knarren.

 

Sasuke sah schon besser aus, nicht mehr so verzweifelt, eher erschöpft und Naruto konnte nicht anders als seinen Blick auf den muskulösen Oberkörper des Schwarzhaarigen zu senken.

Er hatte abgenommen…

 

Kein Wunder, so wie er die letzte Woche drauf gewesen war, wahrscheinlich hatte er kaum etwas gegessen.

 

„Bad ist frei.“

 

Naruto zögerte, aber wenn Sasuke ihn nicht rausschmiss hieß das wohl, das er wirklich bleiben sollte, also ging er auch ins Bad und machte sich bettfertig.

 

Zehn Minuten später stand er nur in Boxer wieder im Schlafzimmer und legte seinen zusammengefalteten Sachen ordentlich auf einen Stuhl, nur um Zeit zu schinden.

 

„Willst du da Wurzeln schlagen?“

 

Er war erleichtert, dass der spöttische Unterton in Sasuke Stimme zurückgekehrt war.

Und auch das spöttische Lächeln, dachte er, als er sich zu ihm umdrehte.

 

Er verzog misstrauisch das Gesicht, als Sasuke einladend die Decke hob.

 

Sasuke rollte mit den Augen.

„Was hast du denn bitte davor zu befürchten, mit mir in einem Bett zu schlafen? Du bist doch der Schwule von uns beiden.“

 

In einer fast schmollenden Geste verschränkte Naruto die Arme vor der Brust.

 

„Das letzte Mal, als ich mit dir in einem Bett geschlafen hab, endete das in einer Alibi-Beziehung zwischen uns und einem riesigen Streit!“

 

Mit einem weiteren Augenrollen ließ Sasuke sich in Bett zurückfallen und legte sich einen Arm über die Augen.

 

Naruto blieb weiterhin stehen. Es war ja nicht so, als gäbe es nicht noch mehr Betten im Haus. Schon die Couch im Wohnzimmer würde ihm reichen.

 

Aber Sasuke könnte langsam mal was sagen, es wurde nämlich kühl hier, nur in Unterhose.

 

Doch er sagte nichts.

 

„Bist du etwa eingeschlafen?“, fragte Naruto in die Dunkelheit.

 

Sasuke gluckste leise.

 

„Diesmal sollte es nur heißen… Ich will nicht allein sein.“

 

„Blöd, dass du nur mich als Gesellschaft hast, nicht?“ grinste Naruto, als er endlich zu ihm ins Bett krabbelte und seine Füße in voller Absicht an Sasukes wärmte, der versuchte ihm auszuweichen, aber dafür war das Bett zu klein – und eigentlich auch die Decke, die sie hin und her zerrten, um beide ausreichend bedeckt zu sein.

 

Schließlich lagen sie dicht nebeneinander in dem schmalen Bett, die Decke einigermaßen gerecht über sie ausgebreitet.

 

„Das war doch nicht alles, oder? Du warst schon komisch drauf, seit du zurück bist“, wagte Naruto schließlich zu fragen. Besser alles auf einmal rauslasen, als regelmäßig so den Abend zu verbringen.

 

Er spürte mehr, dass Sasuke sich auf die Bettkante setzte, als er es in der Finsternis sehen konnte.

 

„Sasuke?“

 

„… … Ich schaff das nicht allein, Naruto… Ich schaff es nicht…! Ich… brauche dich…“

 

Langsam setzte Naruto sich auf.

„Ich bin hier. Ich lass dich nicht allein.“

 

Sasuke schnaubte verächtlich.

„Jetzt noch. Aber es fängt doch schon an: Wir sehen uns kaum noch und jetzt triffst du auch noch diesen Typen. In ein paar Wochen bin ich nur noch eine Erinnerung aus Kindheitstagen. Denkst du, ich merk das nicht?!“

 

Naruto war für einige Momente lang sprachlos.

Das war es, was Sasuke quälte? Der Gedanke, ihn zu verlieren?!

Er  überlegte, was er ihm sagen sollte, um ihn davon zu überzeugen, dass er ihn nicht verlieren würde, dann erinnerte er sich, dass er ja nicht mehr vorher nachdenken wollte und redete einfach drauf los:

 

„Ich kann nachempfinden, was Itachi für dich gefühlt haben muss. Es war bestimmt ein bisschen anders, weil du sein kleiner Bruder warst und wir zwei sind gleich alt, aber ich werde dich auch immer lieben, Sasuke. Hoffentlich nicht weiter auf diese romantische Art, aber lieber wäre ich mein Leben lang unerwidert in dich verliebt als dich zu hassen und kein Teil deines Lebens mehr zu sein. Ich brauche dich auch, Sasuke, und ich werde dich nicht allein lassen, selbst wenn ich irgendwann einen Partner hab.“

 

Der Uchiha sagte nichts und rührte sich nicht und Naruto ließ ihm seine Zeit.

 

Irgendwann legte er sich endlich wieder hin und zog auch den Blonden runter in eine liegende Position, um seinerseits seine kalten Füße an Narutos zu wärmen.

 

„Was ist das nun mit dir und dem Typen?“, fragte er halb neugierig, halb angeekelt.

 

Naruto lachte und piekte ihn in die Seite.

„Er heißt Katsuya! Und ich weiß es immer noch nicht. Ich hab ihn ja vorhin einfach sitzen lassen, als ich gemerkt hab, welcher Tag ist….“

 

„Idiot.“

 

„Wär’s dir lieber gewesen, ich wär nicht gekommen?!“

 

„…“

 

„Echt, ihr zwei müsst euch endlich mal kennenlernen. Das geht nicht, dass ihr beide eifersüchtig aufeinander seid, obwohl ihr gar keinen Grund dafür habt.“

 

Naruto hörte nur ein Gegrummel von der anderen Bettseite, das sicher irgendwas von wegen „Ich bin nicht eifersüchtig!“ heißen sollte, dann war Stille und er schloss die Augen, um endlich zu schlafen.

 

Es war doch ein langer Tag gewesen.

 

Schon halb im Land der Träume und mit Gliedmaßen so schwer wie Stein merkte er, wie Sasuke sich zaghaft an ihn kuschelte.

 

„Danke, Naruto.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das war die Halbzeit, drei Kapitel kommen noch.
Als kleine Wiedergutmachung rechne ich die tollen Kommentare fürs letzte Kapitel diesmal mit an, das heißt, wir lesen uns spätestens am neunten Juni wieder - und diesmal wirklich!
...
*g* Na, sagt euch das Datum noch was?

Liebe Grüße,
Rose^-^ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von:  Suki96
2013-06-12T20:31:49+00:00 12.06.2013 22:31
ich liebe deine geschichte ich krig einfach nicht genug dafon.
Von:  Nerii
2013-06-11T16:13:16+00:00 11.06.2013 18:13
Klasse Kapitel und ich weiß nicht, wie sehr ich diese Story liebe. xD
Ich bin schon brennend daran interessiert, zu erfahren, wie das mit den beiden nun weitergeht.
Ob nun beziehungstechnisch oder nur freundschaftlich ist erstmal zweitens.
Die Beiden brauchen einander nunmal. ^^
Grüße
Von:  Schrabbel
2013-06-10T15:40:26+00:00 10.06.2013 17:40
Super Kapi :)))
Habe gerade erst die Zeit gefunden es zu lesen ^^

und wie ich bereits beim letzten Kapitel geschrieben habe, hat Sasuke ja endlich gemerkt, das er nicht ohne Naruto kann... Gottseidank :)

Aber ich bin mal gespannt was aus dieser Dreiecksbeziehung "Sasuke-Naruto-Katsuya" wird...

GLG; Schrabbel
Antwort von:  RosePerSomnium
10.06.2013 18:37
Freut mich, dass es du jetzt doch die Zeit dafür gefunden uns es dir auch gefallen hat. :-)

Wer kann schon ohne Naruto (oder irgendeinen anderen nervigen Optimisten in seinem Leben, der einen vehement daran hindert, sich selbst aufzugeben)? *g*

Also ich kann dir schon mal verraten, dass Naruto noch ziemlichen Trubel mit den beiden haben wird... :-D

Ganz liebe Grüße zurück,
Rose^-^
Von:  Ryu_no_Sekai
2013-05-31T16:58:44+00:00 31.05.2013 18:58
Itachis Geburtstag :) T.T
gefällt mir übrigens sehr gut, wie du Sasukes Zwispalt bezüglich seinen Bruders darstellst.
und auch die veränderung in seiner Beziehung zu Naruto. - er tut mir so leid!
(also er ist ja irgendwie selbst schuld - aber trotzdem!)
und ja, ich teile seine meinung bezüglich des contra-gebens Katsuyas an Naruto - auf dauer ist das anhimmeln sicher langweilig.
gut das es da ja schon nen großen brennpunkt gibt: narutos gefühle für sasuke. xD
katsuya lässt sich sicher nicht gerne versetzen :/

bin schon ziemlich gespannt wie es weiter geht,
und wie sich die narutos jungs vertragen - oder auch nicht xD
LG Ryu ^^


Antwort von:  RosePerSomnium
10.06.2013 03:38
100 Punkte für eine richtige Antwort - und, hast du heute auch an ihn gedacht? :-)

Freut mich, dass es dir gefallen hat.
Oh, nein, Katsuya lässt sich nicht gerne versetzen und Sasuke wird ihm ein immer größerer Dorn im Auge... Naruto wird noch ganz schön zu tun haben mit den beiden. *g*

Liebe Grüße,
Rose^-^
Antwort von:  Ryu_no_Sekai
10.06.2013 11:02
Natürlich :D

juhu :D Eifersüchteleien xD
Von:  Nanami_91
2013-05-31T13:01:28+00:00 31.05.2013 15:01
uuuuui schön^^
Antwort von:  RosePerSomnium
10.06.2013 03:36
Freut mich, dass es dir gefallen hat. :-)

Liebe Grüße,
Rose^-^
Von:  AyshaMaySezaki
2013-05-31T10:27:56+00:00 31.05.2013 12:27
also der Anfang mit narutos neuen manieren, war echt fast schon schokierend. klar jeder wird reifer, aber so fast schon normal kennt man ihn einfach nicht ^^ aber ich finde es auch gut, dass es den anschein hat das naruto langsam über das ganze hinweg kommt.
und dann wie die jungs die mädchen noch geleiten ist echt niedlich ^^ und das naruto und hinata sich weiter so gut verstehen finde ich wirklich super.
aber ehrlich gesagt: warum nennt hinata neji bruder? o.o .... o.O .... OoO Neji und Hinata? boar... das war gerade ein klitzekleiner schock... aber gut... ich stimme sasuke zu: raus aus diesem komischen dorf ^^
aber mal ehrlich: ich würde es zu peinlich finden in so eine gruppe zu gehen und da so offen zu sein. nein, ich bin wohl eher so der typ sasuke: eher abschotten und verdrängen ^^ aber trotzdem ist das kapitel echt gut gelungen. hätte noch so verdammt viel kommentieren können, aber dann würde das kommi nie enden ^^
mach weiter so. freu mich schon auf das nächste kapitel.
lg
tsukiko-chan

PS: eine sache noch: sasuke verfällt irgendwie immer mehr in sein altes denk schema und ich glaub nicht wirklich das naruto das gefallen würde, wenn er das wüsste. aber interessant ist es trotzdem was für seltsame dinge der uchiha denkt. mal an seinen bruder, dann an naruto und an die mädchen ^^

Antwort von:  RosePerSomnium
10.06.2013 03:35
Damals in der zweiten Prüfung des Chun-nin-Examens hat Hinata Neji "Bruder" genannt und ich hab sie das einfach beibehalten lassen. :-)
Hm... war es ein "guter" oder "schlechter" Schock? Eigentlich war dieses Pairing nicht geplant, aber Neji hat mir ganz frech dazwischengefunkt und inzwischen gefällt's mir so. x3

>>ich würde es zu peinlich finden in so eine gruppe zu gehen und da so offen zu sein<<
Ganz deine Meinung. *lach* Aber da Naruto ja bekanntlich kein Schamgefühl hat, geht das für ihn vollkommen in Ordnung. *g*

Jaja, Sasuke und sein Gedankenchaos - ein Glück, das es in "Naruto" keinen Gedankenleser in dem Sinne gibt - und unser Glück, das wir ab und zu in seinen Kopf schauen dürfen. Macht ihn doch um einiges sympathischer und menschlicher, denkst du nicht? ;-)

Freut mich, dass es dir wieder gefallen hat. :-)

Liebe Grüße,
Rose^-^
Antwort von:  AyshaMaySezaki
10.06.2013 09:37
der schock war eher positiv, denn ich wollte dieses pairing ehrlich gesagt schon mal in einer story als nebenpaar sehen ^^ entweder gibt es das nämlich als hauptpairing und wird überdramatisirt oder es wird nur angeschnitte und man sieht nie etwas (wie zb den kuss)
Von:  Onlyknow3
2013-05-31T08:19:39+00:00 31.05.2013 10:19
Was für ein schönes Kapitel,schön weil sich Naruto langsam von seinen Gefühlen für Sasuke löst,schön weil Naruto zu lässt das es noch andere gibt die ihn wollen,schön weil es Sasuke geschafft hat Naruto zu sagen das er ihn braucht das er es allein nicht schaffen wird.Auch wenn das der Grund ist das Naruto sein Date mit Katsuya hat sausen lassen.Anscheinend werden sich bei Sasuke doch langsam Gefühle entwickeln für Naruto und ich hoffe er merkt es bevor der süße Blonde für ihn unerreichbar ist.Mach weiter so,freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Antwort von:  RosePerSomnium
10.06.2013 03:29
Freut mich, dass es dir gefallen hat. :-)

Na mal schauen, ob Sasuke es endlich mal schnallt, vielleicht, wenn ich ihn ein bisschen schüttel... oder auch ein bisschen mehr... *g*

Liebe Grüße,
Rose^-^


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