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Mamá

von

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Wahrheiten

Gilbert schlief bis in den nächsten Nachmittag hinein. Er hatte die ganze Nacht noch still vor sich hin geweint. Das Haus würde nun leer sein.

Zwar hatte Francis versprochen, bei ihm zu bleiben, bis er auf eigenen Beinen stehen konnte… Aber es würde halt einfach nicht das Gleiche sein.

Als er nicht mehr im Bett liegen konnte, stand er auf. Noch im Pyjama und Gilbird auf den Kopf ging er die Treppe nach unten und in die Küche. Dort saß der Franzose und las Zeitung.

„Hallo…“, murmelte Gilbert und blieb etwas unentschlossen im Türrahmen stehen.

Der Jugendfreund Antonios hob den Kopf und lächelte den Jungen freundlich an.

„Hallo Gilbert. Na komm, setzt dich her. Willst du etwas essen?“

Langsam kam der Albino zum Tisch und setzte sich.

„Ja… aber nicht so viel…“, murmelte er. „Und.. Francis? Kann ich… was Süßes haben?“

Er bekam ein nettes Lächeln geschenkt.

„Natürlich doch. Aber nicht vor lauter Trauer zu viel Schokolade essen, ja?“

Es dauerte eine ganze Weile, aber bald roch es im Haus nach Pfannkuchen. Sie waren viel dünner, als Gilbert sie von Antonio kannte und viel süßer gefüllt. Francis hatte ihm einen mit Schokolade, Sahne und Erdbeeren gemacht. Und er nannte ihn Crêpe.

Leise aß Gil den dann und sogar noch einen. Aber mehr brachte er dann nicht runter. Schweigend saß er vor seinem Teller. Bis er sich irgendwann mal räusperte, aufstand und sich ein Glas mit Wasser füllte.

„Sag mal, Francis… Kannst du mir erzählen, was da eigentlich passiert ist? Weshalb Antonio… sterben musste?“ Gegen Ende wurde er immer leiser. Dann drehte er sich wieder zu ihm und sah ihn flehend an. „Ich möchte das wissen, bitte!“

Überraschte, blaue Augen sahen ihn an. Dann deutete Francis auf Gilberts Stuhl und er setzte sich wieder.

„Ja, ich kann dir das nur so erzählen, wie dein Vater mir das berichtet hatte…“, fing er an.

„Mir egal! Sag es mir einfach! Bitte.“, unterbrach ihn der Albino. Der Franzose seufzte und holte dann tief Luft.

„Es ist schon etwas her… Da tauchte dein Vater mitten in der Nacht und ohne Ankündigung bei mir auf.“

Kurz verzog Gilbert das Gesicht. Das klang, als wollte Francis ihm ein Märchen erzählen.

„Er sah total fertig aus. Als ich ihn herein ließ, sah er sich total gehetzt um und drückte eine etwas größere Handtasche an sich. Erst etwas später habe ich aus ihm heraus bekommen, dass er anscheinend von der italienischen Mafia verfolgt wurde. Er erzählte mir, dass er bei einem Urlaub in Italien einen Jungen in seinem Alter kennen gelernt hatte – er war damals 17, musst du wissen – und sie sich eigentlich recht gut verstanden hatten. Wie du dir sicher denken kannst, hatte Antonio Lovino kennen gelernt.

Nach einiger Zeit schlug Lovino vor, sie könnten ja mal etwas Spannendes unternehmen. Und in seiner Jugend war dein Vater für jeden Scheiß zu haben. Also sagte er zu. Was er nicht wusste;

Lovino hatte einen Überfall auf eine... Bank? - ach herrje, ich weiß es nicht mehr genau – geplant.“

„Und Antonio hat da wirklich mitgemacht?!“, fragte Gilbert leise. Das konnte er sich nicht so wirklich vorstellen. Er nippte an seinem Wasser und sah Francis abwartend an.

„Ja, hat er. Aber es war abgemacht, dass das Geld, welches sie dabei erbeuten, an einen Verein mit wohltätigen Zwecken zu spenden, anonym natürlich. Sie hatten es auch geschafft, allerdings kam Antonio sehr schnell dahinter, dass ihr ‚Überfall‘ nur deshalb so leicht war, weil die Bank Lovinos Opa gehört hatte. Also dem damaligen Chef der Mafia. Und nur wenige Stunden nach ihrem Raubzug rannte Lovino zu seinem Großvater, berichtete, dass er den Täter, der seine Bank ausgeraubt hatte, gesehen hatte und ihn nun eigenhändig zur Strecke bringen wollte. Er ließ deinem Vater dann die Wahl:

Entweder, er bringt ihn sofort um oder er gibt dem Italiener einfach das Geld zurück und lässt sich nie wieder in Italien blicken.“

Der Franzose schwieg kurz, stand dann auf und machte sich einen Kaffee.

„Antonio schaffte es, Lovino zu überrumpeln, weil der nicht damit gerechnet hatte, dass er abhauen würde. Aber um das Geld zu spenden, dafür war keine Zeit mehr, also verschwand er damit aus Italien, direkt zu mir nach Frankreich. Er bat mich um Hilfe, weil er für ungewiss lange Zeit untertauchen musste.“ Er seufzte. „Ich habe da so Kontakt zu Leuten, die genau so was organisieren konnten. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis der ganze Kram an einem Postfach für mich ankam. Geburtsurkunde, Ausweis, einfach alles, was man braucht. In der Zeit habe ich deinem Vater auch gezeigt, wie man sich wie eine Frau herrichtet. War ganz lustig.“

Kurz schmunzelte Francis bei der Erinnerung und auch Gilbert musste lächeln.

„Mein Vater war eine hübsche Frau.“, murmelte der Albino und setzte Gilbird vor sich auf den Tisch, um ihn streicheln zu können.

„Es hat lange gedauert.“, meinte der Franzose. „Ich wurde ja auch von der Mafia gefilzt und oh Wunder, sie haben ihn und sonst auch keinen Anhaltspunkt auf seinen Aufenthaltsort gefunden. Danach habe ich ihn fast eineinhalb Jahre nicht gesehen.“

Sein Kaffee war fertig und während er sich den eingoss, beherrschte Schweigen die Küche. Nur das Zwitschern des kleinen Vogels unterbrach diese ab und zu.

„Er hat mir einen Brief geschickt. Er schrieb, dass es ihm gut ginge und er sich in seiner neuen Rolle eingelebt hätte. Und er berichtete, dass er jemanden kennen gelernt hatte, jemand ganz Süßes. Dem Brief lag ein Bild von dir bei.“

Gilbert sah auf.

„Von MIR?“

„Ja. Er berichtete, dass er in den letzten Tagen öfter mal in einem Kinderheim war und mit dem Gedanken spielte, ein Kind zu adoptieren, weil man als Frau ja nun mal Kinder bekommt. Wie sagte er immer so schön? Das wirkt natürlicher. Ich habe mit einem Baby oder einem Kleinkind gerechnet, aber nicht mit einem 14-jährigen Jungen. Und trotz aller Mahnungen, dass es heftig nach hinten losgehen kann, hat er dich mitgenommen.“

Francis schaute Gilbert an. Und musste über die großen, roten Augen lächeln.

„Er hat dich wirklich gerne gehabt, unser Antonio.“ Der Franzose setzte sich wieder. Dem Albino stiegen Tränen in die Augen. Sein Vater hatte ihn wirklich geliebt!

„Du wirst dich nicht erinnern können, aber ich habe euch mal besucht. Da hast du allerdings schon geschlafen. Ich war geschockt, wie abgemagert dein Vater war. Nur noch Haut und Knochen. Aber eine richtige Dame und eine liebende Mutter, die sich um ihren Sohn kümmerte.“

Gil wischte sich mit dem Ärmel seines Pyjamas über die Augen, als es klingelte.

„Ich… ich mach schon. Sind sicher Matthias und die anderen!“, meinte er und stand auf.

Vor der Tür blieb er stehen. Wer versicherte ihm, dass Lovino nicht wieder gekommen wäre, um ihm diese saftige Prügel heimzuzahlen?

Vorsichtshalber sah er durch den Spion und fast blieb ihm das Herz stehen.

Vor der Tür stand ein braunhaariger Mann, mit Sonnenbrille und Hut, der verdächtig nach einem Mafioso aussah.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  AomineDaiki
2013-07-08T04:32:42+00:00 08.07.2013 06:32
Spanneeeeend ö__ö Und Francis ist ein guter Vater x//D


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