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Pokémon Hatching

Rins Egglocke-Challenge
von

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Verzögerung - Ryouga

„Bist du soweit, Rin?“, fragte Vanni, die gemeinsam mit Professor Lind auf einer Bank an der Grenze zu Route 39 Platz genommen hatte

Bereits vor einer Stunde hatte Rin Chikos Pokéball zerbrochen und ihn ein wenig im hohen Gras laufen lassen, damit sich wieder ein wenig von dem Enzym aufbauen würde, von dem Vanni vorhin gesprochen hatte. Chiko hatte seinen Spaß – er schien nicht zu verstehen, was ihm bevorstand.

Schweren Herzens winkte Rin das kleine Pokémon zu sich, hob ihn an und hielt ihn gegen das Pokémon-Ei.

„Bitte... vergib mir, Chiko!“

In dem Moment, in dem Chiko das Ei berührte, begann seine Schale zu knacken. Risse bildeten sich, bis mit einem trockenen Splittern schließlich die Schale auseinanderbrach.

Dichtes, hellbraunes Fell lag darunter, dass sich gleich bewegte und versuchte, sich umzusehen. In dem Fell zeichnete sich eine kurze, rüsselartige Nase ab und zwei kleine Augen, wie schwarze Perlen, blinzelten müde.

„Quiee~“

„Willkommen auf der Welt, Kleines! Du scheinst mir ein Quiekel zu sein, hm?“, sprach Professor Lind und lächelte das frisch geschlüpfte Pokémon an.

„Quiekel.... zu sein?“, schien das Pokémon zu fragen, gleichzeitig war ihm aber offensichtlich der Sinn seiner Worte nicht bewusst.

„Sprich du mal mit ihm, Rin, los!“, forderte Professor Lind die gebannt auf das Quiekel blickende Rin an, „Du wirst schließlich seine Trainerin sein!“

„Und gib ihm einen Namen!“, fügte Vanni hinzu, „Es ist ein Junge!“

Vorsichtig setzte Rin Chiko auf den Boden und nahm das kleine Eis-Pokémon in ihre Arme. Es war ganz warm und weich.

„Hallo... Kleines. Ich bin deine Trainerin, Rin.“

„Rinrin?“, fragte das Quiekel.

„Wie süß!“, entfuhr es Rin. „Mal sehen... wie gefällt dir der Name... Ryouga?“

In einem Comic, den Rin früher oft gelesen hatte, gab es ein kleines Schweinchen, das so hieß.

„Ryouga?“ Das Quiekel jauchzte zufrieden. „Ryouga, Ryouga!“

„Wie schön!“, dachte Rin, aber während sie mit Ryouga kuschelte, fiel ihr sofort Chiko wieder ein.

„Chiko? Was ist mit-“ Als sie sich umsah konnte sie das kleine Pflanzen-Pokémon nicht ausfindig machen. Erst bei näherem Hinsehen stellte sie fest, dass Chiko direkt an der Grenze zum hohen Gras stand. Er hatte gewusst, was die Geburt des Baby-Pokémons für ihn bedeuten würde.

Und er hatte es akzeptiert.

„Endiviee!“, schrie Chiko zum Abschied mit einem Lächeln, dann stürmte er ins Gras und war verschwunden.

„Wow... Chiko...“, flüsterte Rin leise, während sie in die Richtung blickte in die ihr ehemaliger Partner verschwunden war.

Es war nicht sie, die Chiko verlassen hat, Chiko hatte sieverlassen, um ihr eine Entscheidung abnehmen wollte... bedeutete das nun, dass er sie gemocht hatte, oder eben nicht?

„Umso besser!“, freute sich Vanni, „Eine Sorge weniger! Jetzt kannst du dich voll und ganz um Ryouga und seine künftigen Geschwister kümmern!

„Wann war Vanni so schrecklich unsensibel geworden?“, fragte sich Rin, während sie überlegte, ob sie Chiko wohl jemals wiedersehen würde...

Allerdings...

Chiko hatte es ihr leicht machen wollen, indem er sie verließ. Er wollte wohl auch nicht, dass sie um ihn trauerte. Er war so ein kluges Pokémon... und bestimmt wäre er nicht eifersüchtig gewesen.

Und nur wegen Vanni war er jetzt fort.

„Entschuldigt mich“, murmelte Rin Vanni und dem Professor zu, dann stürmte sie, immer noch Ryouga im Arm haltend zurück nach Neuborkia, in ihr Haus, auf ihr Zimmer und warf sich dort aufs Bett.

Sofort begann sie ungehemmt zu weinen, dicke Tränen kullerten über ihre Wangen und benetzten Ryougas Fell. Der zuckte ein wenig, da er die Berührung des Elements nicht gewohnt war.

„Chiko... Chiko...“, brach Rin immer wieder zwischen heftigen Schluchzen hervor, „Mein Chiko, er ist... weg.... einfach weg! Wegen Vanni.... ist er weg! Ich werde ihn... nie wieder... Chikooo!“

Irgendwann blendete Rin die Zeit einfach aus. Es war unmöglich, nachher zu sagen, ob sie dort zwei Stunden gelegen hatte, oder doch nur zwanzig Minuten.

Allerdings war die Zeit, die sie mit Ryouga allein im Zimmer war, wie lange es auch gedauert haben mag, nun vorbei.

„Rin?“, konnte sie eine zögerliche Stimme hören, die gerade die Treppe zu ihrem Zimmer hinaufgestiegen war. Zu ihrer großen Erleichterung handelte es sich bei dem der Stimme zugehörigen Menschen weder um Vanni, noch um den Professor.

„Klarin?“

Rin setzte sich auf, wischte sich hastig ein paar Tränen aus dem Gesicht – was gewiss nutzlos war, sie würde trotzdem fürchterlich aussehen – und versuchte, sich zu einem Lächeln zu zwingen.

„Oh, Klarin, ich hab dich gar nicht das Haus betreten hören.“

„Die Tür stand offen, so wie eigentlich immer. Äh, tut dir was weh? Du guckst so gequält.“

Rin konnte sich nicht zu einer Antwort durchringen, sie wusste, dass bereits nach wenigen Worten schon wieder alle deprimierenden Gefühle hervorbrechen würden.

Aber zum Glück kannte Klarin seine Freundin mittlerweile so gut, dass er wusste, was ihre Sprachlosigkeit für einen Grund hatte. Entweder das, oder die Spuren in ihre Gesicht zeigten es deutlich genug.

„Du weißt schon, Rin... es ist okay, traurig zu sein, das ist völlig normal. Du musst das nicht verstecken, erst recht nicht vor jemandem wie mir, ja?“

„Ja... Chiko...er ist weg... hab ihn... freigelassen“

Gekonnt ignorierte Klarin die langen Pausen, die Rin brauchte, um deutlich sprechen zu können.

„Ruhig, ganz ruhig, Rincchi. Wieso hast du ihn freigelassen?“ Erst jetzt schien der Junge das Quiekel auf Rins Schoß zu bemerken. Er ging auf das Bett zu und setzte sich langsam neben Rin.

„Vanni... du weißt schon, meine Cousine, hat mich gebeten, für sie ein Projekt zu erledigen. Im Grunde geht es darum, ein paar zufällige Pokémon aufzuziehen.“

„Klingt doch interessant.“

Einen Moment lang schwieg Rin, weil sich das für sie anhörte, als wolle Klarin Salz in ihre Wunde streuen, aber das würde er nie tun. Er wollte ihr gerade helfen und hatte es wirklich nicht verdient, dafür auch noch ihre Wutanfälle abzubekommen.

„Das Problem ist, dass ich mich dafür von Chiko trennen muss. 'Er gefährdet das Projekt', meinte Vanni.“

„Und das hast du wirklich getan, ich meine, nur weil deine Cousine dich darum gebeten hat?“

„Ich wollte mich nicht von Chiko trennen, ja?“, schimpfte Rin traurig, „ Er ist auf einmal einfach... weggelaufen! So als wollte er mich verlassen!“

Vorsichtig nahm Klarin die Hand von Rin.

„Rincchi... du weißt selbst, dass das nicht stimmt oder?“

Stumm lehnte sich Rin an ihren Freund an und verbarg ihr Gesicht, indem sie es an seine Jacke drückte.

„Chiko fehlt dir, oder?“

Rin nickte kaum merklich und Klarin konnte spüren, wie etwas Feuchtes an seiner Jacke herunterrann.

„Du willst ihn wirklich zurück haben, nicht wahr?“

Wieder nickte das Mädchen, diesmal aber ein wenig fester.

„Na dann“, Klarin grinste, „Dann ist es beschlossene Sache! Pack' deine Sachen zusammen, schnapp' dir dein Quiekel und morgen ziehen wir los und versuchen, Chiko zurück zu holen!“

„Ist... das dein Ernst?“ Rin richtete sich wieder auf und blickte Klarin direkt in die Augen. „Du begleitest mich?“

„Natürlich! Ich glaube, dass sich Chiko auch nicht von dir trennen wollte, er hat es nur getan, weil er es eben nicht gewollt hat, verstehst du? Ich glaube daran, dass wir ihn finden können!“

„Wir können! Finden Chiko, quiie!“, quiekte nun auch Ryouga glücklich.

„Klarin...“

„Ja?“

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren fiel ihm Rin in die Arme.

„Morgen...“, sagte Klarin ruhig, „Morgen können wir losgehen. Und vergiss nicht: Du übernimmst das Projekt nicht für deine Cousine, sondern für den Professor und auch für dich. Und das höchste Ziel ist es, Chiko wieder zu finden, dafür müssen wir aber auch deine Pokémon trainieren, um weiter reisen zu können.“

„Und so schlagen wir alle Fliegen mit eine Flagge, nicht wahr?“

„Das heißt Klappe, Rincchi.“

„Wunderbar!“, rief Rin aus, der auf einen Schlag ihre Lebensgeister zurückgekommen zu sein schienen. „Ich weiß schon, warum nur du mein allerbester Freund bist, Klarin!“

Zufrieden kuschelte sich Rin an Ryouga, dabei immer noch an Klarin angelehnt. Dieser Junge schaffte es auch immer und immer wieder, dass die Welt wieder ein Stückchen besser aussah.



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