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Azurtropfen

Oneshot-Sammlung
von

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Verschwörungstheorien

Rin war misstrauisch. Ai verhielt sich seit anderthalb Wochen ausgesprochen merkwürdig und geheimniskrämerisch. Er verließ häufiger ihr gemeinsames Zimmer, als er das für gewöhnlich tat, er schrieb auch eindeutig seltener in sein komisches Tagebuch. Rin konnte es selbstredend völlig egal sein, was Nitori so außerhalb des Schwimmens trieb, solange er sich bemühte, seinen Schreibtisch so ordentlich wie möglich zu halten und morgens nicht viermal nach dem Klingeln seines Weckers geweckt werden musste, damit er endlich aufstand.
 

Rin hatte Nitori einmal gefragt, wo er sich denn herumtrieb, wenn er das Zimmer so häufig verließ, aber Nitori war nur knallrot angelaufen und hatte etwas von »wichtigen Erledigungen« genuschelt, bevor er Hals über Kopf geflohen war. Vielleicht hatte Ai eine Freundin und er traute sich nicht, Rin davon zu erzählen. Konnte ja sein, dass der Kleine versteckten Charme und Talente hatte, von denen Rin nichts wusste. Es ging ihn nichts an, mit wem Ai sich heimlich traf. Auch wenn Rin befand, dass er ihm ruhig hätte sagen können, wenn er eine Freundin hätte.
 

Eines Mittwochnachmittags nach dem Schwimmtraining war Ai eifrig damit beschäftigt, seine Schultasche für den nächsten Tag zu packen und als er damit fertig war, warf er einen nervösen Blick auf Rin, der auf seinem Bett lag, um dort in einem seiner Sportmagazine zu lesen.

»Senpai, ich bin dann mal weg«, erklärte Ai und Rin beobachtete ihn dabei, wie er rote Ohren bekam und unruhig mit den Füßen auf dem Boden herum scharrte. Rin fragte sich, wieso zum Teufel Ai ihm nicht einfach von seiner neuen Liebschaft erzählte. Tatsächlich fühlte er sich etwas beleidigt, wenn er länger darüber nachdachte. Immerhin waren sie Teamkollegen und teilten sich ein Zimmer.
 

»Wohin geht’s denn?«, fragte Rin und versuchte dabei so lässig wie möglich zu klingen. Ai wurde augenblicklich noch röter im Gesicht und Rin hob die Augenbrauen. Wenn Nitori jetzt nicht damit heraus rückte, dann musste Rin vielleicht einfach selbst herausfinden, wo genau sein Zimmergenosse sich herumtrieb, wenn er so geheimniskrämerisch tat.
 

»Äh… ich muss nur…«
 

»Dinge besorgen?«
 

»G…genau! Bis später, Matsuoka-senpai!«
 

Und mit diesen hastig gemurmelten Worten war Ai zur Tür gehastet und dahinter verschwunden. Rin sah noch, wie die Tür zuging, da war er schon auf den Beinen und stapfte los, um dieser Geheimniskrämerei endlich ein Ende zu bereiten. Er drückte die Klinke hinunter und vergaß für einen Moment, dass draußen Winter war und er lediglich Socken trug. Doch wie es sich herausstellte, musste er Ai gar nicht durch das ganze Wohnheim und hinaus auf die Straße folgen, um herauszufinden, mit wem er sich traf.
 

Rin spähte durch den geöffneten Türspalt und sah gerade noch, wie Ais Haarschopf hinter Mikoshiba-buchous Tür verschwand. Rin starrte quer über den Flur hinüber zu der Stelle, an der er Ai gerade noch gesichtet hatte. Was zur Hölle sollte das? Wieso traf Nitori sich heimlich mit Mikoshiba-buchou? Was genau taten die beiden da allein im Zimmer des Captains? Rin stellte fest, dass sein Herz ziemlich heftig gegen seinen Brustkorb schlug. Vermutlich, weil er so empört war. Ai hätte ihm jawohl sagen können, wenn er sich von Mikoshiba Nachhilfe in Mathe geben ließ! Aber tat er das?
 

Rins Gehirn spuckte mehrere nicht jugendfreie Bilder aus, was eindeutig nicht hilfreich war und auch garantiert keinesfalls der Realität entsprach. Rin schloss die Tür wieder und stand einige Augenblicke wie der letzte Vollidiot mitten im Zimmer, ehe er sich entschloss, dass ihn all das wirklich nichts anging und Ai turteln konnte, mit wem er wollte.
 

Andererseits war Mikoshiba ihr Trainer und ein älterer Schüler und er sollte seine Position nicht ausnutzen, um den naiven und unwissenden Ai für… für Dinge auszunutzen! Rin ging insgesamt dreimal im Zimmer auf und ab, blieb vor der Tür stehen, schüttelte über sich selbst den Kopf und ging zurück zum Bett, um sich dort wieder seinem Sportmagazin zu widmen. Aber es half alles nichts. Nach vier Minuten hatte er einen hochroten Kopf, weil er sich alle möglichen und unmöglichen Dinge vorgestellt hatte, die Mikoshiba-buchou und Nitori im Zimmer schräg gegenüber wohl trieben und schließlich riss er doch die Tür auf und stapfte hinüber zum Zimmer seines Captains.
 

Wie konnte Mikoshiba-buchou das nur tun? Ai war unschuldig und treudoof und er wusste vermutlich gar nicht, in was er sich hinein geritten hatte! Rin klopfte energisch gegen die Tür und legte sich im Kopf all die Dinge zurecht, die er sagen würde. Doch als Mikoshiba die Tür öffnete und nur in einer Trainingshose vor ihm stand und verwirrt dreinblickte, entgleisten Rin lediglich die Gesichtszüge und er sah all seine schlimmsten Vermutungen bestätigt.
 

»Ah, Rin. Was gibt’s?«, fragte Mikoshiba mit einem schiefen Grinsen. Rin hätte gern einen Blick an seinem Captain vorbei ins Zimmer zu werfen, aber Mikoshiba war ziemlich groß und breit und Rin fragte sich, wie er nicht hatte wissen können, dass Ai auf diese Dinge abfuhr. Für einen Kerl sah Mikoshiba vermutlich nicht allzu schlecht aus, zugegeben. Aber wieso würde Nitori ihm all das verschweigen?
 

»Was machst du grad?«, fragte Rin und verschränkte die Arme vor der Brust. Er war empört. Was genau sollte an Mikoshiba-buchou besser aussehen, als an ihm? Rin hatte immer den Eindruck gehabt, dass Ai ihn am liebsten mochte aus ihrem Schwimmteam. Und jetzt das!
 

»Ach, ein paar Liegestützen und so. Ich muss ein bisschen überschüssige Energie abbauen«, erklärte Mikoshiba grinsend und Rin war über seine Unverfrorenheit fast ein bisschen überrascht. Er verengte die Augen zu Schlitzen.
 

»Wolltest du nicht immer mit meiner Schwester ausgehen?«, fragte er scharf. Mikoshiba blinzelte und hob seine Brauen.
 

»Wie kommst du denn jetzt darauf?«
 

»Weil du jetzt offensichtlich von anderen Ufern fischst!«
 

»Was? Ich hab keine Ahnung, wovon du redest. Hast du getrunken? Ich hoffe, dir ist klar, dass ich das als Captain nicht verantworten ka–«
 

Rin hatte die Schnauze voll. Er schob Mikoshiba beiseite und machte sich aufs Schlimmste gefasst. Ai saß auf Mikoshibas Schreibtischstuhl und starrte ihn aus großen, blauen Augen an. Rin starrte zurück. Ai war vollständig bekleidet und hielt Strickzeug in den Händen. Ein langer, dunkelblauer und sehr wollig-weicher Schal lag in seinem Schoß.
 

»Senpai! Was machst du denn hier?«
 

Ai war sehr bemüht den Schal hinter seinem Rücken verschwinden zu lassen.
 

»Nach dir sehen!«, entgegnete Rin aufgebracht. Nitori sah sehr kläglich aus und ließ den Kopf hängen.
 

»Aber senpai, jetzt hast du dein Geburtstagsgeschenk schon gesehen«, meinte er niedergeschlagen und Rins Augen flackerten zu dem unfertigen Schal hin, der nun hinter Ai vom Stuhl hinunter und auf den Boden hing. Geburtstagsgeschenk. Oh, Mist.
 

»Ich dachte… du hättest eine Freundin, von der du mir nicht erzählt hast«, sagte Rin matt, während sich Mikoshiba sich an ihm vorbei schob und ihm einen halb missbilligenden und halb amüsierten Blick zuwarf.

»Dachtest du wirklich, dass ich mit Nitori hier drin Bettgymnastik veranstalte?«, wollte er wissen und Rin spürte, wie seine Wangen aufflammten.
 

»Vergiss es. Sorry für die Störung«, murmelte er und drehte sich um.
 

»Senpai!«
 

»Hm?«
 

»Darf ich dir den Schal übermorgen trotzdem schenken?«
 

»Was für ‘ne blöde Frage!«, raunzte er über seine Schulter und verließ dann eilig das Zimmer. Er atmete tief durch und schluckte, bevor er sich auf den Weg zurück in sein eigenes Zimmer machte. Aus unerfindlichen Gründen fühlte er sich leicht wie eine Feder, als er die Tür hinter sich schloss und daran dachte, dass Ai für ihn ein Geschenk selbst machte. Er würde sich übermorgen anständig dafür bedanken und Nitori zu einem Milchshake einladen und Mikoshiba-buchou eventuell doch noch gestatten, Kou um ein Date zu bitten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Yamis-Lady
2014-04-29T20:23:23+00:00 29.04.2014 22:23
ahaha, riiin >XDDD
*patta*
jaja, böse eifersucht >XDD wie heißt es so schön: eifersucht ist eine leidenschaft, die mit eifer sucht was leiden schafft XDDD
*lach*

ich bin zwar befürworterin für rin x haru, aaaber irgendwie sind rin udn nitori ja auch ganz süß >///< der kleine hat schon was für sich ^~^
hihi ♥

wieder ein superschöner OS =)
Von:  Schwarzfeder
2014-03-27T12:34:41+00:00 27.03.2014 13:34
Omg xD
Es ist so ungemein Flauschig und fluffig und niedlich und ich frei mir ein Loch in den Bauch *___*
Irgendwie lässt mich das Gefühl nicht los, dass dein Stil diesmal ein bisschen anders ist als bei den anderen Geschichten aber ich mag es unglaublich gerne und ich liebe diese subtile Darstellung von Rins Eifersucht (die ich ganz frech einfach mal da rein lese xD) Es ist ein wirklich herrlicher OS/prompt und ich bedanken mich sehr für diesen schmankerl *___* und wenn nicht gleich meine Pause zu Ende wäre wurde ich wohl sogar noch mehr ausführen was mir alles gefallen hat, aber so verbleibe ich jetzt einfach mal mit einem Fließtextkommentar und einem Daumen hoch :)
Lg
Schwarzfeder
Von:  herzausglas
2014-03-27T11:05:34+00:00 27.03.2014 12:05
Oh, wie süß!
Ich shippe die beiden aus unerfindlichen Gründen so gar nicht und trotzdem fand ich es schön zu lesen. Und Mikoshiba war so witzig :D
Bin schon sehr gespannt auf den nächsten Prompt! <3


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