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Azurtropfen

Oneshot-Sammlung
von

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Nervositäten

Rei wollte nicht nervös sein. Er hatte versucht sich zu beruhigen und das seit etwa drei Tagen, aber das Gefühl schien zu tief zu sitzen. Vielleicht hatte es sich eingebrannt und würde nicht mehr weggehen. Rei seufzte und schob seine Brille nach oben. Er hatte sich wirklich für seine Freunde und Rin gefreut. Darüber, dass sie endlich wieder zueinander gefunden hatten und dass Rin endlich seine merkwürdigen Komplexe überwunden zu haben schien. Er war eindeutig wieder besser gelaunt als vorher und blickte nicht dauernd so grimmig drein.
 

Das Problem daran war, dass Rin ein sehr viel besserer Schwimmer war als Rei. Und was, wenn Rin nun beschloss, doch noch die Schule zu wechseln und sich ihrem Club anzuschließen? Dann würde er Rei sicherlich ersetzen. Was natürlich das Beste für das Team war, wenn sie weiterhin Wettbewerbe gewinnen wollten. Aber Rei wollte nicht ersetzt werden, er wollte weiter mit den anderen Dreien schwimmen.
 

Er fühlte sich sehr heuchlerisch. Erst hatte er alles unternommen, um die Vier wieder zueinander zu führen und jetzt kaute er nervös an seinem Daumennagel und wanderte in seinem Zimmer auf und ab, weil er den Gedanken nicht loswurde, dass er austauschbar war. Rei fühlte sich lächerlich. Er warf einen Blick aus dem Fenster und seufzte. Vielleicht würde ein wenig Bewegung ihn aufheitern und beruhigen und das nervöse Herzklopfen durch ein angestrengtes ersetzen.
 

Sich selbst innerlich tadelnd zog er sich um, als auf dem Bett sein Handy vibrierte.
 

»Rei-chan! Wo treibst du dich rum? Wir haben dich seit Tagen nicht gesehen!«
 

Rei seufzte und starrte die SMS an. Nagisa würde ihn auslachen, wenn er wüsste, wie Rei sich anstellte. Nagisa, der sich so unglaublich über ihren Sieg gefreut hatte, der Rin mehrmals umarmt hatte, der auf ein Foto bestanden hatte… Rei seufzte.
 

»Ich gehe joggen. Hatte viel zu tun in den letzten Tagen.«
 

Er schickte die SMS ab, warf das Handy aufs Bett und verließ das Haus, um sich die Nervosität von der Seele zu rennen. Nach einer Stunde war er unheimlich erschöpft und stellte fest, dass er vorm Gebäude seiner Schule gelandet war. Sein Herz hämmerte immer noch, aber jetzt lag es an der vielen Bewegung, was Rei ein wenig beruhigte. Allerdings konnte er kaum den ganzen Tag durch die Gegend rennen, um sich einzureden, dass er diese elende Nervosität nicht mehr spürte.
 

Frustriert suchte er seinen Weg zum Pool, zog seine Turnschuhe aus und hängte seine nackten Füße in das kühle Wasser. Wenn er auch so gut schwimmen könnte wie Rin, dann würde er sich nicht so miserabel fühlen. Rin hatte gesagt, sein Schwimmstil wäre eine Beleidigung für seine Augen. Rei bestand für gewöhnlich darauf, bei allem so schön wie möglich auszusehen, aber beim Schwimmen schien es ihm einfach nicht zu gelingen. Es war beeindruckend genug, dass er noch nicht den Drang verspürt hatte, alles hinzuschmeißen. Wenn er bei etwas nicht gut aussah, was für einen Sinn hatte es dann noch, dass er es weiterhin versuchte? Er dachte daran, was sein alter Hochsprung-Trainer zu ihm gesagt hatte. Dass Rei es nicht weit bringen würde, wenn er immer nur auf perfekte Technik bedacht war. Aber das war nun einmal seine Art. Das war es, was ihn ausmachte.
 

Rei würde gern in den Pool steigen, aber im Gegensatz zu Haruka hatte er nicht immer eine Badehose unter seiner Kleidung und vermutlich würde er kläglich ertrinken, wenn er es ohne Aufsicht versuchte. Wie erbärmlich.

»Hey, Rei-chan!«
 

Rei blinzelte und schaute auf. Nagisa ließ sich neben ihn auf den Beckenrand sinken und steckte seine ebenfalls nackten Füße ins Wasser. Er sah bestens gelaunt aus und Rei war sich übermäßig bewusst, dass er schwitzte und sein weißes Shirt an seinem Oberkörper klebte und er alles in allem ganz bestimmt nicht sehr schön aussah.
 

»Woher wusstest du, dass ich hier sitze?«, fragte Rei verwirrt. Mittlerweile hatte sich das hektische Herzklopfen, das ihm das Joggen beschert hatte, gelegt und die beklemmende Nervosität war zurück, gepaart mit der üblichen Aufregung, die er verspürte, wenn er mit Nagisa allein war. Sein Leben hatte sich offiziell in einen Witz verwandelt. Einen chaotischen Witz. Rei konnte Chaos nicht ausstehen.

»War nur so ’ne Vermutung«, sagte Nagisa leichthin, als wäre es völlig natürlich jemanden, den man nicht allzu lange kannte, überall ausfindig machen zu können. Rei seufzte und wünschte sich dumpf, Nagisa genauso gut zu kennen, wie Rin. Es war ein Teufelskreis.
 

»Rei-chan, du siehst sehr unglücklich aus«, informierte Nagisa ihn und rutschte ein Stück näher. Rei klammerte sich am Beckenrand fest und versuchte, keinen nervösen Schock zu erleiden, weil Nagisa ihm plötzlich so nahe war.

»Es ist nichts«, sagte er und er hörte selber, wie niedergeschlagen seine Stimme klang. Nagisa beobachtete ihn von der Seite und Rei spürte, wie ihm noch heißer wurde, als ihm vom Laufen ohnehin schon war.
 

»Ist es wegen Rin-chan?«, wollte Nagisa wissen. Rei schluckte und wollte den Kopf schütteln, aber stattdessen ließ er ihn nur hängen und seufzte schwer. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Nagisa scheinbar verstehend nickte.

»Du musst dir keine Sorgen machen, Rei-chan. Wir Vier bleiben ein Team«, erklärte Nagisa. Rei spürte zu seinem grenzenlosen Entsetzen, dass seine Augenwinkel brannten und er nahm seine Brille ab, wobei er vorgab, sie zu putzen. Heftig blinzelnd wischte er mit seinem Tshirt-Saum auf seinen Brillengläsern herum.
 

»Als würde ich dich wieder hergeben«, meinte Nagisa neben ihm und Rei ließ beinahe seine Brille in den Pool fallen. Sein Magen machte einen Salto.

»Es hat ewig gedauert, dich zu überzeugen, endlich beizutreten! Ohne dich hätten wir den Club gar nicht gründen können, weißt du?«

Rei wusste nicht, was er sagen sollte. Seine Gedanken fühlten sich an wie ein riesiger Strudel, der ihn mitzureißen drohte. Er konnte kaum verarbeiten, dass Nagisa so nah bei ihm saß, geschweige denn die Dinge, die er ihm gerade gesagt hatte. Rei spürte, wie das tonnenschwere Gewicht, das er in den letzten Tagen mit sich herumgetragen hatte, etwas leichter wurde. Die Nervosität war immer noch da, aber wer wusste schon, ob das mittlerweile nicht an Nagisas Nähe lag. Rei räusperte sich, setzte seine Brille zurück auf die Nase und wagte es, den Kopf zu drehen, um Nagisa anzuschauen.
 

»Ah, ich hab noch was für dich!«, sagte Nagisa begeistert und fing an, in seiner Hosentasche herumzuwühlen. Rei musterte ihn. Nagisas Gesicht leuchtete immer so vor lauter Begeisterung und Enthusiasmus, vielleicht war es das, was Rei an ihm am schönsten fand. Sich verlegen räuspernd schob er seine Brille nach oben und wandte den Blick ab, damit er sich nicht noch vollkommen blamierte. Im nächsten Moment wurde etwas Kleines in sein Sichtfeld geschoben und er musste den Kopf ein wenig nach hinten lehnen, um es klar zu erkennen. Es war der ziemlich hässliche Pinguin, den Haruka und Nagisa als Maskottchen für den Iwatobi-Schwimmclub entworfen hatten. Er sah genauso scheußlich aus, wie beim ersten Mal, als Rei ihn gesehen hatte, aber er streckte die Hand danach aus und kramte seinen Schlüssel hervor, um ihn daran zu befestigen.
 

»Da du jetzt in deinem ersten Turnier mit uns geschwommen bist und alles. Ich dachte, Iwatobi-chan würde sich gut bei dir machen«, sagte er strahlend und Rei wollte Nagisa wirklich sehr dringend küssen. Er hatte sich noch nie so sehr über so etwas Hässliches gefreut.

»Danke«, brachte er etwas heiser hervor und Nagisa kicherte leise, eher er sich hastig vorbeugte und seine Lippen kurz auf Reis Mund drückte.
 

Rei saß da wie gelähmt und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Sein Herz hatte wieder begonnen zu hämmern.

»Gern geschehen, Rei-chan. Wollen wir ein Eis essen gehen?«
 

»Ich sehe schrecklich aus«, krächzte Rei und deutete an sich herunter. Nagisa winkte ab.
 

»Du siehst wunderschön aus, wie immer, Rei-chan. Red keinen Unsinn.«
 

Rei rappelte sich mit Müh und Not auf und folgte Nagisa barfuß. Er war immer noch schrecklich nervös, aber diesmal war es eindeutig ein viel besserer Grund als vorher.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Yamis-Lady
2014-04-29T20:31:58+00:00 29.04.2014 22:31
hach, wieder zucker pur *__________*
ich liebe die beiden einfach sooo sehr ♥
und nagisa ist einfach so knuffig und rei erinnert mich oft an mich slebst x'DDD *lach*
(außer, dass ich nicht wirklich gut in mathe war und auch nicht sonderlich gern schwimme x'DD)

wird es denn noch weitere OS geben? *///*
ich würde gerne noch mehr von dir lesen =)
Von:  SaRiku
2014-04-13T12:54:42+00:00 13.04.2014 14:54
>////////< <
Uuuh!! Es ist schon wieder ein so perfekter OneShot!! *___* Oh Mann, du hast es einfach so perfekt drauf, überzeugend aus Reis Perspektive zu schreiben! <3 Du kannst dich so gut in ihn hineinversetzen! Kyaaah <3
Un dich finde es sehr passend, wie du beschrieben hast, dass er zwar froh ist, Rin zu seinen alten Freunden zurück geholt zu haben, aber dass ihm im Nachhinein Zweifel zu schaffen machen! Das ist richtig gut! >x<
Schade nur, dass nach dem Kuss zwischen ihm und Nagisa nur noch einige wenige Sätze kamen. Hätte mir einen kleinen Abschnitt mehr gewünscht... obwohl es so halt auch total schön war... hm... x///x
Wie auch immer, ich kann mich nicht entscheiden. Der Oneshot war jedenfalls zuckersüß und ich bin froh, ihn gelesen zu haben, hihi *hibbel* <3
Von: abgemeldet
2014-04-03T15:44:46+00:00 03.04.2014 17:44
Es ist so adorable ;_____; <3
Ich persönlich würde Rin ja nie Rei vorziehen, aber ich verstehe, woher seine Unsicherheit kommt. Aber ich glaube, irgendwo weiß er auch, dass die anderen das nie machen wurden. Denn sie sind ein Team :) (ich freue mich schon so auf die neue Staffel *__* Solange die Charaktere sich nicht plötzlich grundlos von Grund auf ändern, werde ich sie sicher mögen)

Manchmal frage ich mich echt, was in Nagisas Kopf vorgeht XD Irgendwie glaube ich, er hat auch noch andere Seiten, die er nicht so zeigt. Aber wer weiß; ich hoffe jedenfalls, dass wir mehr über alle Charaktere in der neuen Staffel lernen. Vor allem über Nagisa; irgendwie wissen wir über ihn am wenigsten.

Es war so süß *___* (mir kommt vor, das sage ich ziemlich oft?? Aber es ist wahr XD) Ich hab's so lieb. Danke <3
Antwort von:  Ur
03.04.2014 20:27
Ich würde Rin Rei auch nie vorziehen, aber ich an seiner Stelle wäre auch unsicher. Hach. Ich hab ihn so lieb >< Man möchte ihn umarmen und mit Plüschtieren überhäufen. Schön, dass es dir gefallen hat, danke fürs Kommentieren <3
Von:  herzausglas
2014-04-03T14:49:38+00:00 03.04.2014 16:49
Ahhh, die beiden sind so niedlich *____*
Ich hab Rei und Nagisa beide sehr, sehr lieb und Worte können gar nicht ausdrücken wie schön du sie schreibst.
An Reis Stelle hätte ich sicher genau dieselben Bedenken und Angst, dass austauschbar zu sein. Dabei ist er das überhaupt nicht!! Und es ist so toll, dass Nagisa Rei durchschaut und ihm den Pinguin schenkt. Überhaupt: Nagisa + Pinguine = L I E B E


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