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Auf den zweiten Blick

von

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Bennis Plan

Kaum hatte es nach der letzten Unterrichtsstunde geklingelt, wurde Luca auch schon von Nicholas aus dem Zimmer gezogen. Im Augenwinkel sah er, wie René und Rebecka ihre Sachen einpackten und ihnen dann schnell folgten.

Nicholas zog ihn auf den Schülerparkplatz, wo sie vor einem Luca sehr bekannten roten Passat stehen blieben.

„Wo bleibt ihr denn so lange?“, rief Benni durch das geöffnete Fenster auf der Fahrerseite. Julian war nicht dabei. Benni sprang aus seinem Auto und öffnete ihnen die Türen. „Los, rein mit euch.“

„Dir auch einen guten Tag“, brummte Nicholas. Er schien die fehlende Begrüßung allerdings nicht weiter übel zu nehmen, denn er stieg ohne weitere Worte ins Auto.

Luca, der noch etwas verwirrt neben dem Auto stand, wurde von Benni auf die Rückbank geschoben. „Hinsetzen. Anschnallen.“

Der Blondhaarige tat, was von ihm verlangt wurde. Noch immer wusste er nicht, was hier los war. Es kam ihm fast so vor, als wüssten alle außer ihm, was hier gespielt wurde.

Benni stieg wieder ins Auto. Im Augenwinkel sah Luca, wie Nicholas auf seinem Handy herum tippte, wahrscheinlich sendete er eine SMS. Dann fuhr Benni los.

Wohin er fuhr, konnte Luca nicht sagen. So gut kannte er sich in diesem Teil der Stadt nicht aus. Allerdings fiel ihm auf, dass Benni recht langsam fuhr. Letztes Mal war er deutlich über die zugelassenen 50 km/h gefahren, jetzt hielt er sich brav an die Vorschriften. Täuschte er sich oder versuchte Benni, etwas Zeit zu gewinnen?

Luca scheute durch die getönten Fensterscheiben hinaus. Waren sie an diesem Haus nicht vorhin schon vorbeigefahren? Er wollte gerade Nicholas fragen, als Benni abbog und in die Einfahrt eines MC Donalds hineinfuhr. „Ich habe glatt vergessen, dass du heut Geburtstag hast“, entschuldigte er sich, klang dabei allerdings wenig glaubhaft, „Als Entschädigung gebe ich dir ein Eis aus. Welche Soße möchtest du? Karamell? Schoko? Oder gar keine?“

„Karamell“, antwortete Luca. Was war hier los? In seiner Verwunderung vergaß er sogar, dass er hier noch nie ein Eis gegessen hatte und deswegen nicht wusste, wie es schmeckte. Aber Karamell hatte sich eigentlich gut angehört.

Anstatt in den Drive in zu fahren, parkte Benni das Auto auf dem fast leeren Parkplatz in der hintersten Ecke und spazierte gemütlich zum Fastfood-Restaurant.

Der Blondhaarige wurde von Minute zu Minute verwirrter. Inzwischen war er sich sicher, dass hier etwas vor sich ging, konnte aber nicht begreifen, was. Sein Blick wanderte zu Nicholas, doch sein schwarzhaariger Klassenkamerad schüttelte nur den Kopf. von ihm würde er also keine Antwort bekommen.

Zwölf Minuten später, Luca hatte auf die Uhr in seinem Handy geschaut, kam Benni dann mit drei Eis beladen zurück. „Ihr glaubt nicht, was da drinnen los ist!“, stöhnte er und ließ sich erschöpft auf den Fahrersitz fallen.

Luca schaute auf den Parkplatz, außer Bennis Auto standen nur zwei weitere hier. So viele Menschen konnten also nicht da drinnen sein, außer sie waren alle gelaufen. Aber das bezweifelte er irgendwie.

Benni reichte ihm und Nicholas ihre Eisbecher und begann, seinen zu löffeln. Der jetzt Siebzehnjährige tat es ihm gleich. Ihm war mittlerweile klar, dass Benni versuchte, Zeit zu gewinnen. Anders ließ sich sein Verhalten nicht erklären. Nur war Luca noch unklar, warum. Aber er wollte Benni seine Freude nicht nehmen, weswegen er mitspielte und sein Eis extra langsam löffelte. Außerdem wollte er es genießen, denn es schmeckte wirklich lecker. Nicholas war bereits fertig und er hatte noch nicht einmal die Hälfte gegessen.

Als er dann als letzter aufgegessen hatte, verkündete Benni laut, noch einmal die Toilette aufzusuchen und verschwand wieder in das Fastfood-Restaurant, wohl, um noch mehr Zeit zu gewinnen.

Luca beachtete seine Ausrede nicht weiter, stattdessen wandte er sich an Nicholas und grinste ihn verschmitzt an. „Was meinst du, wie lang die Schlage diesmal ist?“ Als Nicholas nichts erwiderte, fuhr er fort: „Bei der Masse an Autos hier muss ja eine Unmenge an Leuten da drin sein. Mich wundert es etwas, dass die Schlange noch nicht bis vor die Tür reicht.“

Nicholas seufzte. „Du hast es durchschaut, richtig.“

Der Blondhaarige lächelte und nickte. „Es ist ziemlich offensichtlich.“

Wie erwartet, dauerte es, bis Benni wiederkam. Luca wunderte es ein kleinwenig, dass er nicht noch eine zweite Runde Eisbecher holte, sondern vom Parkplatz fuhr. Allerdings stellte er dann nach zweihundert Metern fest, dass er sich einen Platten gefahren hatte und musste das Rad wechseln. Allerdings schien er trotzdem beste Laune zu haben.

Luca spielte weiterhin mit, tat als ob er die Sache mit dem Reifen glaubte, denn er konnte beim besten Willen keinen Platten erkennen und ließ sich von Benni erzählen, wann er von wem das Auto gekauft und wie lange er daran herumgebastelt hatte. Dabei sah der Passat eigentlich ganz normal aus, bis auf die getönten Rückscheiben und dem Radio, denn das war mit Sicherheit auch neu.

Als Benni den Reifen dann mit Nicholas‘ Unterstützung endlich gewechselt hatte, fuhren sie weiter, bis Benni vor dem Haus von Samuel, Nicholas‘ älterem Bruder, parkte. „So, da wären wir“, verkündete er breit grinsend. Dann sprang er aus dem Wagen und hielt Luca die Tür auf.

Luca ließ sich von den beiden ins Haus den Flur entlang bis in Keller führen, auch wenn er nicht wusste, was sie da sollten. Im Flur und auf der Treppe war es dunkel. Nicholas öffnete die Tür. Auch im Keller brannte kein Licht. Er zog Luca hinter sich her und als auch Benni im Raum war, schloss er die Tür wieder.

„Überraschung“, wurde laut gerufen und als im nächsten Augenblick das Licht angemacht wurde, erblickte Luca einen bunt geschmückten Raum. An der Decke hingen Luftballons und Girlanden. Auf dem Tisch in der Mitte des Raumes stand eine große, bunte Torte mit siebzehn Kerzen und der Aufschrift ‚Happy Birthday‘, daneben ein Stapel bunte Pappteller und Gläser. An der Wand stapelten sich Kästen mit Getränken, davon nicht alle alkoholfrei.

Rebecka, René, die Zwillinge und Julian standen mit Partyhüten und fröhlich lachend im Zimmer. Jetzt setzten auch Benni und Nicholas einen Hut auf, wobei man Nicholas ansah, dass er das nicht ganz freiwillig tat.

Luca stand unterdessen völlig regungslos im Raum, so sehr war er überwältigt. „Ist das für mich?“, fragte er leise.

„Natürlich“, lachte René, „Für wen denn sonst?“

„Danke“, flüsterte das Geburtstagskind leise schluchzend. Tränen der Freude liefen ihn über das Gesicht.

„Das ist noch nicht alles“, verkündete Rebecka, „Wir haben auch noch ein kleines Geschenk für dich. Aber vorher wird gegessen.“ Sie deutete auf die Torte.

„Hier.“ Nicholas reichte ihm ein Taschentuch, was Luca dankbar annahm.

Die Gruppe nahm am Tisch Platz und Rebecka lud jedem etwas von dem wirklich köstlich aussehenden Gebäck auf den Teller. Dazu gab es wahlweise Kaffee oder Kakao, wobei Luca Kakao wählte.

Wie lange war es her, seit er das letzte Mal ein Stück Torte gegessen hatte. Hatte er überhaupt schon einmal eines gehabt? Luca konnte sich nicht erinnern. Umso mehr genoss er das Stück auf seinem Teller. Es würde dauern, bis er sein nächstes Stück essen konnte.

„Du scheinst Süßes ja richtig zu lieben“, stellte Nicholas, der zu seiner rechten saß, fest.

Luca nickte nur. Besser seine Freunde hielten ihn für ein Süßmaul, als dass sie erfuhren, wie es wirklich in seinem Leben zuging.

Rebecka lud einigen noch ein zweites Stück auf, Luca war allerdings schon satt. Erst das Eis und das Stück Torte war auch nicht gerade klein gewesen. So viel aß er normalerweise nicht. Aber er war glücklich. Seine Freunde hatten sich wirklich Mühe gegeben. Jetzt wusste er auch, warum Benni dieses Theater gespielt hatte. Sie hatten wohl noch etwas anrichten müssen.

„Die Torte hat übrigens Sheila gebacken“, erklärte Rebecka, die ebenfalls bereits aufgegessen hatte, „Sie hat sich einen ziemlichen Narren an dir gefressen.“

Der Blondhaarige errötete, als er daran dachte, unter welchen Umständen er Samuel und Sheila kennengelernt hatte. Es kam ihm fast vor, als sei eine Ewigkeit vergangen, seitdem Nicholas ihn in den Duschen der Turnhalle nackt und gefesselt vorgefunden hatte. Wie viel die beiden wohl wussten? Hoffentlich hatte Nicholas ihnen nicht zu viel erzählt.

Während Rebecka und René den Tisch abräumten, reichte Nicholas ihm eine kleine Schachtel. Sie war in hellblaues Papier gewickelt und eine weiße Schleife war darumgebunden. Derjenige, der sie verpackt hatte, musste sich wirklich Mühe gegeben haben. Beinahe tat es Luca schon leid, dass er sie jetzt öffnen musste.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  chrono87
2014-02-20T16:25:46+00:00 20.02.2014 17:25
Ein wirklich tolles, gefühlvolles Kapitel. Ich finde es echt gut, dass seine Freunde sich so für ihn einsetzen und extra eine Geburtstagsfeier für ihn schmeißen. Kein Wunder, dass er weinen musste. Ich bin echt gespannt, was er geschenkt bekommt. Einen Moment lang habe ich fast gedacht, dass Lucas Vater, also der leibliche, auftauchen wird. Aber dann würde Nicholas warscheinlich Ärger mit Luca bekommen.
Antwort von:  Seira-sempai
20.02.2014 20:54
Bis Lucas Vater vorkommt, dauert es noch etwas. Und er taucht auch nicht überraschend auf. Naja, ein kleinwenig wohl schon.
Die Idee mit dem Geschenk ist von mayu-saya (Infinite Hanuta auf FF.de). Ich war für eine Kette mit Anhänger. Sie hat den Vorschlag mit dem Armband gemacht, weil sie meinte, eine Kette sei zu persönlich.
Von:  tenshi_90
2014-02-20T15:50:09+00:00 20.02.2014 16:50
das ist ja eine total süße Überraschung für Luca :)
Antwort von:  Seira-sempai
20.02.2014 16:57
Die anderen haben sich auch ganz große Mühe gegeben


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