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Auf den zweiten Blick

von

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Bestätigungen und Widersprüche *

Nachdem der Arzt wieder gegangen war, setzte Nicholas sich auf die Bettkante. Mit der weißen Decke, die Luca bis zum Kinn reichte, sah er beinahe aus wie ein Engel. Zumindest sie in Filmen und Bildern dargestellt wurden. Wie sie wirklich aussahen, wusste er nicht.

An einen Tropf gehängt, wie es Luca war, waren sie aber wahrscheinlich nicht.

Er strich Luca eine Strähne des blonden, gelockten Haares von der Stirn und stutzte. Als er das letzte Mal durch das Haar gefahren war, waren sie weicher gewesen. Jetzt fühlten sie sich irgendwie seltsam an. Oder täuschte er sich da?

Außerdem machte ihm Lucas Gewicht sorgen. Wie hatte der Blondhaarige es geschafft, in so kurzer Zeit so abzumagern. Seinen Eltern hätte doch etwas auffallen müssen. Aber vielleicht hatte er es auch gut verborgen. Nicholas war ja auch nicht sofort aufgefallen, was mit Luca nicht stimmte. Die Klamotten hatten den Gewichtsverlust gut versteckt.

Doch wie kam es dazu. Dass Luca eine Diät gemacht hatte, konnte er fast ausschließen. Doch die Alternativen waren noch schlimmer, denn wenn Luca nicht freiwillig abgenommen hatte, musste ihm das Essen entzogen worden sein. Aber wer machte so etwas? Welches Monster ließ ein Kind hungern?

Hatte er vorhin doch falsch gelegen? War es doch dieser Jochen, der Luca misshandelte. Jemand anderes als die Eltern konnte ihm das Essen nicht entziehen. Aber warum waren dann die blauen Flecke zurückgegangen?

Irgendetwas übersah er, das wusste Nicholas. Und solange er sich nicht absolut sicher war, konnte er Luca nicht darauf ansprechen. Vielleicht sollte er ihn mal besuchen, dann könnte er sich ein besseres Bild davon machen, am besten wohl unangekündigt.

Doch wenn Jochen wirklich derjenige war, der Luca verprügelte, dann wäre ein unangekündigter Besuch so ziemlich das dümmste, was er tun konnte. Am Ende musste Luca noch darunter leiden.

Da Nicholas nichts Besseres zu tun hatte, ließ er seinen Blick schweifen. Er sah aus dem Fenster, dann wieder zu Luca. Lange tat sich nichts. Erst Stunden später begannen die Augenlider des Blondhaarigen zu zucken.

Ein paar Mal blinzelte der Blondhaarige, ehe er seine blauen Augen öffnete und sich verwirrt in dem sterilen Zimmer umsah.

„Du bist im Krankenhaus“, erklärte Nicholas leise.

Erst jetzt schien Luca ihn zu bemerken, denn er fixierte ihn plötzlich mit seinen Augen? „Was ist passiert?“, fragte er leise.

„Du bist heute Morgen in der Schule zusammengebrochen. Der Direktor hat den Notarzt gerufen. Sie haben dich anschließend im Krankenwagen hier her gefahren“, antwortete der Schwarzhaarige.

„Wie spät ist es?“, wollte Luca als nächstes wissen.

Nicholas warf einen schnellen Blick auf seine Armbanduhr, ehe er antwortete: „Kurz nach Zwei.“

Lucas Blick fiel auf den Tropf. Nicholas konnte richtig sehen, wie seine Augen dem Schlauch folgten und schließlich an seinem Handgelenk ankamen.

„Wann hast du das letzte Mal gegessen?“, begann jetzt Nicholas seine Fragen zu stellen. Besonders Hoffnung, eine Antwort zu bekommen, hatte er nicht. Und er sollte sich nicht täuschen.

Luca schüttelte schwach den Kopf und wandte den Blick ab.

Nicholas seufzte. „Ich will dir doch nur helfen. Aber das kann ich nicht, wenn du mir nicht sagst, was los ist. Und rede dich nicht heraus, ich weiß, dass es dir nicht gut geht.“

Auch hiermit hatte er keinen Erfolg. Luca blockte ab: „Ich will nicht darüber reden.“

Dann eben so: „Warum stößt du mich weg? Ich dachte, du willst mein Freund sein. Du verhältst dich nicht wie ein Freund. Freunde vertrauen sich. Du vertraust mir nicht.“

Erschrocken blickte ihn Luca an. „Natürlich vertraue ich dir“, widersprach er. Seine Stimme bebte und in seinen Augen sammelten sich Tränen. „Ich vertraue dir mehr, als ich jemals einem anderen vertraut habe. Aber ich kann es dir nicht sagen, ich will dich da nicht mit hineinziehen!“

Jetzt tat es Nicholas fast schon wieder leid, was er gesagt hatte. Er zögerte einen Augenblick, dann legte er Luca die Hand auf die Schulter. „Hey, nicht weinen“, flüsterte er.

Äußerlich gab er sich ruhig, doch innerlich war er verzweifelt. Luca vertraute ihm nicht, zumindest nicht genug. Das hatte er eben selbst verraten. Doch was konnte er tun, um das Vertrauen zu stärken? Wie konnte er Luca zeigen, dass er für ihn da war?

„Was machst du eigentlich schon hier?“, wechselte der Blondhaarige das Thema.

Nicholas ließ es zu. Heute würde er eh keine Antworten bekommen. „Ich hab mich nach der zweiten Stunde wegen Kopfschmerzen nach Hause schicken lassen. Sheila hat mich hergefahren.“

„Du hast geschwänzt“, brummte Luca. Dann zog er einen Schmollmund.

Der Schwarzhaarige lächelte. Wenn sein Klassenkamerad ihn so ansah, sah er richtig süß aus.

Luca versuchte, sich aufzusetzen. Da Nicholas keinen Grund sah warum er das nicht tun sollte, half er ihm dabei. Er platzierte sogar das Kissen hinter Lucas Rücken, damit der Blondhaarige bequem sitzen konnte.

„Umarmst du mich?“, fragte Luca plötzlich.

Zuerst glaubte Nicholas, sich verhört zu haben. Doch die Augen seines Klassenkameraden, die ihn beinahe schon flehend anblickten, deuteten darauf hin, dass er es nicht hatte. Innerlich seufzte er. Wenn Luca ihn so ansah, konnte er ihm nichts abschlagen. Also setzte der Schwarzhaarige sich zu ihm und zog ihn in seine Arme. Er spürte, wie Luca sich an ihn kuschelte.

Daran könnte er sich gewöhnen. Normalerweise war er genervt, wenn andere Menschen seine Nähe suchten. Er empfand sie als aufdringlich. Doch aus irgendeinem Grund war das bei Luca anders. Er freute sich fast schon, wenn Luca seine Nähe suchte. Abwesend fuhr er mit der Hand über Lucas Rücken und schwieg.

So fand sie auch die Krankenschwester vor, als sie später das Zimmer betrat. Zuerst schien sie überrascht, doch dann grinste sie nur wissend.

Nicholas konnte sich denken, was sie jetzt von ihnen zu wissen glaubte. Trotzdem machte er sich nicht die Mühe, sie über ihren Fehler zu informieren. Wahrscheinlich hätte sie ihm nicht einmal geglaubt. Außerdem störte es ihn nicht, als Lucas Freund gesehen zu werden.

Spätestens bei diesem Gedanken hätten sämtliche Warnsignale losgehen müssen. Doch sie taten es nicht und Nicholas nahm es ihnen auch nicht übel.

„Einen Augenblick, ich hole den Arzt“, meinte die Krankenschwester und verließ das Zimmer wieder.

Nicholas nutzte die Zeit, um sich von Luca zu lösen und sich auf den Stuhl neben dem Bett zu setzen.

Es dauerte nicht lange, da kam die Krankenschwester zurück, in der Begleitung des Arztes, mit dem der Schwarzhaarige sich vorhin schon kurz unterhalten hatte.

„Oh, du bist aufgewacht“, meinte er erfreut. Nicholas vermutete aber, dass das gespielt war. Die Schwester hatte ihn sicher bereits informiert. „Wie geht es dir?“

„Ganz gut“, antwortete Luca.

Nicholas seufzte. „Die Wahrheit bitte.“

Der Arzt lachte leise, während Luca rot anlief und Nicholas beleidigt anschaute. Doch er antwortete: „Ich habe noch Kopfschmerzen und fühle mich ziemlich schwach, aber sonst geht es wieder. Und ich habe Hunger.“

„Das klingt doch schon mal gut.“ Das Lachen des Arztes wurde lauter. „Die Cafeteria hat noch geöffnet. Vielleicht ist dein Freund so nett und holt dir etwas leicht Verdauliches? Ich habe gehört heute gibt es eine leckere Hühnerkraftbrühe.“

Nicholas verstand den indirekten Rauswurf. Der Arzt wollte sich wohl allein mit Luca unterhalten. Da er nicht weiter stören wollte und sein Magen such langsam nach Nahrung verlangte, verließ er das Zimmer und lief den Gang zurück. Er hatte seit heute früh nichts mehr gegessen, da er vor lauter Sorge um Luca keinen Bissen heruntergebracht hatte. Dort musste er erst mal kurz auf die Schilder sehen, dann setzte er den Weg fort.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  mayu-saya
2014-02-27T19:07:01+00:00 27.02.2014 20:07
Nikki hat echt n halben Tag darauf gewartet dass Luca aufwacht? Der sollte besser aufpassen nich dass er noch nett wird=D
Ansonsten tolles kapi, wie immer;)
Antwort von:  Seira-sempai
27.02.2014 21:08
Tja, Luca ruft nur die bestenEigenschaften aus Nicholas hervor. Abe rkeine Angst, noch ist er nicht 'nett' geworden.
Von:  chrono87
2014-02-26T17:54:22+00:00 26.02.2014 18:54
Ein tolles Kapitel. Ich finde es gibt viele Einblicke in Nicholas Gefühlswelt. Ihm scheint klar zu sein, dass es mehr als Freundschaft ist, fast schon Liebe, immerhin stört es ihn nicht, wenn die Schwester sie für ein Paar hält. Und ihm ist auch bewusst, dass Luca ihm nicht richtig vertraut. Ich bin gespannt, ob er das Vertrauen gewinnen kann. Nun versucht es der Arzt. Sollte ich ihm Glück wünschen? Ich denke nich, dass er viel Erfolg haben wird. Luca wird auch ihm nichts von seinen Höllenqualen erzählen.
Antwort von:  Seira-sempai
26.02.2014 23:00
Bis Nicholas seine Gefühle bemerkt und richtig gedeutet hat, vergeht noch ein Weilchen.
Was lässt dich denken, dass Luca mit dem Arzt spricht, wenn er es selbst Nicholas nicht sagt? Ich hate das für eher unwahrscheinlich.
Von:  tenshi_90
2014-02-26T15:46:28+00:00 26.02.2014 16:46
Ich hoffe Luca muss bald nicht mehr so leiden und dass er sich Nicholas endlich anvertraut... Aber wenigstens is Nicholas für ihn da
Antwort von:  Seira-sempai
26.02.2014 23:05
Es dauert noch etwas, aber Luca wird schon bald den Entschluss fassen, sich nicholas anzuvertrauen.
Von:  _Chii
2014-02-26T11:00:02+00:00 26.02.2014 12:00
Da ist aber wer im schreibwahn! Gefällt mir :D kann ruhig noch länger so schnell weiter gehen...
luca tut mir ja so leid und auf der einen seite wünsche ich mir, dass die sache endlich aufgedeckt wird aber andererseits hab ich dann angst, dass die fanfic bald zuende ist. *seufz* das wäre viel zu schade, wobei ich auch hoffe, dass die sache mit lucas echtem vater und die zwischen nicholas und ihm noch ordentlich stoff zum schreiben bieten!
Freue mich schon auf das nächste kapitel,
Lg chi
Antwort von:  Seira-sempai
26.02.2014 23:04
Hey,
freut mich, dass dir meine Fanfic gefällt.
Ich lade jeden Tag ein Kapi hoch. Nur leider bekommt das Mexx mit dem Freischalten nicht auf die Reihe. Es dauert teilweise 3 Tage, bis es endlich freigeschaltet ist. Ich kann also nicht beeinflussen, wass das nächste Kapi kommt.
Es dauert nicht mehr lange, dann wird alles aufgedeckt, aber damit ist die Fanfic noch lange nicht zu Ende. Wie du meinem Weblog entnehmen kannst, ist die geschätzte Länge über 100 Kapitel. Du hast mich also noch eine Weile am Hals.
Seira


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