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Auf den zweiten Blick

von

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Unerwarteter Besuch *

Nicholas fuhr Luca durch die blonden Locken, während es das Gesicht seines Freundes betrachtete. Obwohl es vielleicht falsch war, Lucas Haare als lockig zu bezeichnen, denn sie waren nur ein bisschen gewellt. Vorhin hatte er noch einmal seine Temperatur gemessen. Die Tablette hatte angeschlagen. Das Fieber war etwas zurückgegangen.

Jetzt galt es, sich um die Sache zu kümmern, wegen der Thomas angerufen hatte, also angelte er sich sein Handy und wählte die Nummer von Lucas Vater. Zum Glück hatte er eine Flat, sonst wäre sein Guthaben in den letzten Tagen deutlich geschrumpft. Er wollte gerade auf den grünen Hörer drücken, als es an seiner Tür klopfte.

Sie wurde vorsichtig geöffnet und Sheila lugte ins Zimmer. „Lucas Vater ist unten. Er möchte euch sprechen.“

„Ich bin gleich unten“, antwortete Nicholas uns stieg aus dem Bett. Dan Handy legte er auf den Nachttisch. Schon im Flur hörte er die Stimmen Peters und seines Vaters. Er folgte ihnen ins Wohnzimmer, wo er sich den beiden Männern gegenüber auf die Couch fallen ließ.

„Hallo Nicholas“, grüßten sie Vater ihn einstimmig.

„Luca geht es den Umständen entsprechend“, sagte der Schwarzhaarige, „Er hat sich eine ordentliche Erkältung eingefangen und wird wohl die nächsten Tage im Bett liegen, aber es scheint nichts Ernstes zu sein. Er ist oben.“

Sein Vater hob fragend die Brauen. „In deinem Bett?“

„Wo denn sonst?“, entgegnete Nicholas, „Du weißt, dass wir hier kein Gästezimmer oder so haben. Außerdem ist das Bett groß genug und es ist ja auch nicht so, als hätten wir nicht schon zusammen geschlafen.“

Karl Brauen wanderten noch ein Stück weiter nach oben, woraufhin der Schwarzhaarige genervt seufzte. „Zusammen! Nicht miteinander!“ Allerdings musste über die Andeutungen seines Vaters schmunzeln.

„Kann ich Luca sprechen?“, drängte Peter jetzt. Er schien es eilig zu haben.

„Er schläft“, sagte Nicholas in einem Ton, der klar vermittelte, dass das sein letztes Wort war, „Außerdem glaube ich nicht, dass er schon dazu bereit ist. Deine Reaktion hat ihn ziemlich mitgenommen.“

Karl warf seinem Sohn einen fragenden Blick zu, wohl auf eine Erklärung wartend, die ihm sein Sohn auch lieferte, zumindest den groben Überblick, da er mehr selbst noch nicht wusste. „Peter hat ein Problem mit der Sexualität seines Sohnes. Ich hab Luca gestern Abend halb erfroren vor der Tür gefunden.“

Daraufhin warf Karl seinem Kollegen einen vielsagenden Blick zu. Vielleicht konnten die zwei miteinander reden. Aber vorher gab es noch etwas zu besprechen: „Thomas hat eben angerufen“, fuhr Nicholas, an Peter gewandt, fort, „Was hast du dir dabei gedacht? Du kannst doch nicht einfach so bestimmen, dass er sich jetzt mit dieser Sara treffen soll! Hast du auch nur eine Sekunde daran gedacht, wie es Luca bei der ganzen Sache geht? Du kannst ihm nicht vorschreiben, in wen er sich zu verlieben hat!“

Karls Augen wurden größer, aber er schwieg, ließ seinen Sohn die Sache regeln, zumindest vorerst.

„Aber“, widersprach ihm Peter, doch Nicholas ließ ihn nicht zu Ende sprechen.

„Ich sage es nur noch dieses eine Mal, also hör mir gut zu: Entweder du akzeptierst Luca wie er ist, oder du wirst ihn nie wieder zu Gesicht bekommen. Du magst zwar sein Erzeuger sein, aber noch hast du nicht das Sorgerecht und ohne seine Zustimmung wirst du es auch nie bekommen!“

„Die Leute werden reden“, warf Peter ein.

„Dann lass sie reden“, schimpfte Nicholas, „Das werden sie so oder so! Mach nicht den Fehler, Luca vor die Wahl zu stellen. In nicht einmal einem Jahr ist er Achtzehn! Wenn du ihm nicht endlich zeigst, dass er dir wichtig ist, wichtiger als irgendwelche dummen, homophoben Nachbarn oder Kollegen, wirst du ihn danach nie wieder sehen!“

Karl nickte. „Ich muss meinem Sohn zustimmen, auch wenn er es vielleicht nicht auf die richtige Art ausgedrückt hat. Wenn du so weitermachst, wird Luca nicht bei dir bleiben wollen. Ich spreche aus Erfahrung, wenn ich sage, dass es ein Schock ist, zu erfahren, dass der Sohn schwul ist. Aber es ist nicht der Untergang der Welt.“ Er deutete auf Nicholas.

Kurz war Peter still, es schien, als hätten sie ihn endlich wachgerüttelt, dann fragte er: „Wie kannst du das so locker sehen?“

Karl lachte. „Ich habe vielleicht nicht so extrem reagiert, wie du, aber auch für mich war es ein Schock.“

„Nachdem du endlich verstanden hattest, dass ich es ernst meine und keine Scherze mache“, warf Nicholas ein.

Die Männer lachten.

„Aber ihr wohnt doch getrennt“, meinte Peter.

„Das hat einen anderen Grund“, erklärte Karl, „Nicholas hat es nach dem Tod seiner Mutter nicht mehr zu Hause ausgehalten. Dazu kam, dass Samuel ausgelernt hatte und ausgezogen ist. Er wäre also allein im Haus gewesen, weil ich sehr oft arbeitsbedingt unterwegs bin. Also haben wir uns darauf geeinigt, dass er mit zu seinem Bruder zieht und ich Samuel Unterhalt zahle.“

Der Siebzehnjährige stimmte zu. „Wir sind nicht zerstritten oder so. Eigentlich verstehen wir uns sogar sehr gut.“

Dem schien Peter nichts mehr beizusteuern zu haben. „Ich habe mich nur gewundert“, murmelte er.

„Wie willst du mit Luca weiter verfahren?“, fragte Nicholas ihn.

Der Mann hob die Schultern. „Wenn ich ehrlich bin, habe ich keine Ahnung, wie ich jetzt mit ihm umgehen soll.“

„Stört es dich so sehr?“, erklang Lucas leise Stimme hinter Nicholas. Der Schwarzhaarige drehte sich um. Sein Freund stand in der geöffneten Tür und hatte ihnen wohl schon eine Weile zugehört. In den zu großen Sachen und sich die Augen reibend kann er langsam auf sie zu. So sah er richtig süß aus, fand Nicholas. Luca setzte sich neben Nicholas auf die Couch, woraufhin dieser ihn sofort in eine Decke wickelte. Luca kuschelte sich an ihn und schloss die Augen, allerdings verriet seine Körperhaltung, dass er dem Gespräch weiter folgte.

Karl beobachtete das mit skeptischem Blick. „Du lässt ihn ziemlich nah an dich heran.“

„Hat sich so ergeben“, meinte Nicholas ausweichend. Dann wandte er sich an seinen Freund. „Was machst du eigentlich hier unten? Solltest du nicht schlafen?“

Der blonde bettete seinen ‚Kopf in Nicholas‘ Schoß und vergrub das Gesicht im Pullover des Schwarzhaarigen. „Du warst weg“, nuschelte er, „Wollte nicht allein sein.“

Nicholas lächelte leicht und furch ihm durch sein blondes Haar. Das war inzwischen zur Gewohnheit für ihn geworden und er nahm nicht einmal mehr war, wenn er es tat. Nur am verdutzten Blick der beiden Männer sah er, dass es eben nicht normal war.

„Willst du mir immer noch verkaufen, dass da nichts zwischen euch läuft?“, fragte sein Vater, „Du bist schon mit einigen Personen zusammen gewesen. aber keinen hast du so nah an dich heran gelassen, wie Luca. Du hast es gehasst, wenn sie dir zu nahe gekommen sind!“

Peter sah zwischen dem Anwalt und Nicholas hin und her. Kurz schien er zu überlegen, dann verstand er, worauf Karl hinauswollte. Ungläubig starrte er den Schwarzhaarigen an. „Du und Luca?“

Der Blonde versteifte sich in seinem Schoß. Seine Arme schlangen sich um Nicholas‘ Oberkörper und hielten sich fast schon krampfhaft an ihm fest.

Der Schwarzhaarige nickte. „Ja, wir sind zusammen.“

Peter seufzte und vergrub sein Gesicht in den Händen. „Warum ausgerechnet du? Warum müsst ihr es mir so schwer machen?“, fragte er. Seine Stimme klang verzweifelt, aber auch resigniert. „Von jedem anderen hätte ich Luca mit den richtigen Mitteln trenne können, aber von dir… Du bist der einzige, den er wirklich an sich heran lässt. Wenn ich dich ihm wegnehme, das würde er nicht überstehen. Er würde daran zerbrechen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  chrono87
2014-04-20T07:24:22+00:00 20.04.2014 09:24
Ich weiß nicht was ich von Peters letzter Aussage halten soll. Es hört sich fast so an, als denkt er, dass er mit Geld alles erreichen kann. So eine Einstellung ist nicht gerade förderlich. Allgemein hat Peter so viel gesagt, dass Luca daran hindern könnte zurück zu Peter zu gehen.
Der Rest des Kapitels war super. Ich frag mich zwar wieso Peter mit Karl gekommen ist, aber es scheint wichtig gewesen zu sein, denn beide Männer haben ja doch einiges gemeinsam und wenn Peter auf jemanden hört, dann vielleicht auf Karl.
Antwort von:  Seira-sempai
23.04.2014 23:24
Es könnte ihn daran hindern, muss es aber nicht. Was, wenn Peter sich Sorgen macht, dass der große, unbekannte, böse Freund Luca etwas tut? Die hat er bei Nicholas dann nicht mehr, wodurch es ihm leichter fällt, alles zu akzeptieren.
Es kann genauso gut sein, dass Karl und Peter sich zufällig getroffen haben. Das geht aus dem Kapitel nicht weiter hervor, weil es unwichtig ist.
Von:  tenshi_90
2014-04-19T20:23:53+00:00 19.04.2014 22:23
Endlich scheint Peter es begriffen zu haben.. Wie gut dass es jetzt endlich raus ist das sie ein paar sind.. Jetzt müssen sie sich nur noch richtig aussprechen
Antwort von:  Seira-sempai
23.04.2014 23:23
Ja, müssen sie. Und es wird auch nicht mehr lange dauern...
Von:  wasser1991
2014-04-19T17:08:01+00:00 19.04.2014 19:08
Ohh ja das worde er!!!
Antwort von:  Seira-sempai
23.04.2014 12:32
???


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