Zum Inhalt der Seite

Fragmente der Finsternis

Dragon Age / Mass Effect
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Solona

Die Nacht zerbrach in tausend kleine Stücke, verwandelte sich in ein Mosaik aus dunklen Schatten und leuchtendem Giftgrün, in einen Strudel aus entstellten Fratzen und dem Grollen schwarzer Schwingen. Unter ihren Füßen bebte die Erde und etwas wollte sie in die Tiefe reißen, zurück zu dem Ort, an dem das Verderben noch immer lauerte und ihren Namen rief. Das Blut pulsierte in ihren Adern, die Magie brannte unter ihrer Haut und drohte ihren Geist zu verschlingen – dann war der Spuk vorbei und das Zittern ihrer Fingerspitzen verlor sich in den endlos weiten Hallen des Schlosses, verstummte am schweren Stein seiner Mauern. An Schlaf war nicht mehr zu denken, doch der kühle Wind, der sich durch die verschlossenen Fensterläden stahl, schien ihr angenehm einladend. Einladender als das Bett, in dem Alistair vielleicht nicht auf sie warten würde.

Teagans Blicke waren ihr nicht entgangen, sein stilles Urteil und das schlechte Gewissen, das ihn gleichzeitig plagte – sie konnte es deutlich in seinen Augen sehen und verstand seine Situation, sein Pflichtbewusstsein und den damit verbundenen Gedanken, das Wohl Fereldens über das einzelner Menschen zu stellen. Aedan war da anders; seine blauen Augen strahlten ihr ehrlich und offen entgegen. Er lächelte tapfer durch die Narben des Krieges hindurch und war ein ebenso deplatziertes Relikt schwärzerer Tage wie sie selbst.

„Ich frage mich, was Lady Amell so spät noch durch die dunklen Gänge dieses Schlosses treibt… Vermisst Euch der König nicht?“ Zevrans Stimme war nicht mehr als ein Flüstern und jede Bewegung ein lautloser Schatten. Solona spürte sein Lächeln in ihrem Rücken, die Wärme, die von seiner Nähe ausging und nahm auch den feinen Geruch von Leder wahr, der ihn immer zu umgeben schien. „Ich sehe Euch oft allein in letzter Zeit.“

Sie drehte sich um und sein Lächeln war verschwunden, wich dem besorgten Blick eines Freundes, der die Wahrheit längst kennt.

„Es ist die Nacht, und es sind die Bücher. Nichts weiter“, Nur eine Stimme, die mich ruft, Bilder, die mir den Schlaf rauben und das Herz, das bricht.

„Und Ihr zieht die kalten Mauern der Wärme eines Bettes vor?“

Das Lachen kam ihr leicht über die Lippen. Es war angenehm mit Zevran zu sprechen, ohne die tadelnden Augen misstrauischer Adeliger auf sich zu wissen.

„Was ist mit Euch? Störe ich vielleicht ein mitternächtliches Treffen?“

„Nein, heute Nacht treibt mich ein anderes Verlangen hierher. Es ist die Sehnsucht nach den Schatten, die mich hierher zieht. Ich gehöre nicht hierher, genauso wenig wie Ihr.“ Seine Stimme war ganz ruhig, doch die letzten Worte wie kleine Nadeln in ihrem Ohr.

„Ich weiß“, hauchte sie noch, bevor sie selbst die Antwort wahrhaben wollte und dann, als diese Tür sich endlich geöffnet hatte, gab es kein Zurück mehr, „Zevran, es ist nicht vorbei. Das, was wir getötet haben – es war nicht genug.“

Sie sprach nicht von den Stimmen, die nach ihr riefen. Sie erzählte nur von den Träumen, von den Dingen, die jeder Graue Wächter mit einer starken Verbindung zur anderen Seite verstehen würde. Zevran fragte nicht einmal, warum sie die Einzige war, die all das auch jetzt noch sah und glaubte trotzdem jedes Wort.

„Man spricht von Unruhen in Amaranthine. Vigils Wacht fordert einen neuen Kommandanten. Ich bin nicht sicher, ob das etwas mit der Verderbnis zu tun hat, aber es klang danach, als würde man Euch dorthin schicken.“

„Woher-?“

„Die Schatten“, unterbrach er die Frage, noch bevor sie sie ausgesprochen hatte, „Man kann alles hören, wenn man nur auf das Echo wartet.“

„Ich sollte gehen“, da war ein stummer Schmerz hinter ihren Augen, ein flaues Gefühl in ihrem Magen und etwas raubte ihr den Atem, „Zu Alistair und nach Amaranthine.“

Die Entscheidung zu gehen, war nicht neu. Es gab nur keinen Grund, der gut genug gewesen wäre, Alistair zu verlassen, denn Liebe war etwas Seltsames, – das hatte sie bereits gelernt – das versuchte gegen alle Hindernisse zu bestehen.

Zevran nickte, sie drehte sich um und ließ ihn im Dunkel zurück.

 
 


 

 

Das zugige Schloss schickte Wellen kalten Windes, um ihren Schritt zu beschleunigen, als wollte es sie drängen, damit ihr keine Zeit blieb, ihre Entscheidung zu überdenken. Der Weg war viel zu kurz. Sie lief fast wie in Trance, näherte sich einem Abgrund, aus dem es kein Entrinnen gab, wenn man erst einmal gefallen war.

 
 


 

 

Solona fand Alistair im Bett liegend, er öffnete die Augen nicht bevor er ihr Gewicht neben sich auf dem Bett spürte. Das Knarren der Tür hatte ihn noch nie geweckt.

Ihr rotbraunes Haar umrahmte ihrer beider Gesichter, als sie sich zu ihm hinabbeugte. Seine Lippen waren warm und schmeckten nach süßem Wein. Er blickte müde zu ihr herauf und sie bemerkte eine reuevolle Trauer in seinen Augen, die ihr verriet, dass Zevrans Schatten richtig gelegen hatte. „Es ist in Ordnung, ich muss nach Amaranthine. Kommandant der Grauen Wächter, ein Titel, den man sogar einer Magierin zugesteht“, das Lächeln kam ihr nicht leicht über die Lippen und er war im nächsten Moment vollkommen wach.

„Du hast davon gehört?“

Seine Finger strichen ihr Haar zurück, kamen auf ihrem Rücken zur Ruhe und hielten sie fest. Solona nickte: „Es wird anders sein, ohne dich.“
 

 
 


 



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  KokoroSwansong
2014-03-27T14:47:00+00:00 27.03.2014 15:47
Absolute Klasse! Solona ist mein absoluter Liebling. Aber persönlich sehe ich sie lieber an Zevrans Seite ;)
Von:  Vidora
2014-02-05T10:16:43+00:00 05.02.2014 11:16
*sich bedeutungsvoll räusper*

"Geil."

*wegduck*

XD Entschuldige, ich konnte es mir nicht verkneifen. ^^

Das Kapitel aus Solonas Sicht ist ein super Einstieg zu der FF. Dein Schreibstil ist ja immer schon toll, aber irgendwie wirkt er in Verbindung mit dem Flair von Dragon Age noch viel gediegener <3 Allein der erste Absatz vermittelt so viel DA-Mystik und Atmosphäre, dass es gar nicht mehr braucht, um den Leser direkt in Solonas Körper fahren zu lassen.
Ich liebe es, wie du die Freundschaft zwischen dem Warden und Zev mit so wenigen Zeilen so gut charakterisierst. Vor allem liebe ich das hier Sie drehte sich um und sein Lächeln war verschwunden, wich dem besorgten Blick eines Freundes, der die Wahrheit längst kennt. So schön T.T
Auch die Situation, in der sie sich mit Alistair befindet, ist einfühlsam und so nachvollziehbar und völlig ohne abgetretenes Geschwafel beschrieben ... eben richtige Kunst!
Von:  Newt
2014-02-04T11:43:47+00:00 04.02.2014 12:43
Die Königin der Auftakte schlägt mal wieder zu. :) Wenn ich nur ungefähr 50% von der Eleganz hätte, mit der du mit Worten umgehen kannst, dann wäre ich ein sehr glücklicher Mensch, wirklich.

Die Vertrautheit der beiden Weggefährten hast du wundervoll dargestellt, ebenso wie Lady Amells innere Zerrissenheit. Alle haben sie nach dem ersten Krieg Rollen angenommen, in die sie nicht so recht hineinpassen wollen, und Pflichten, die ganz klein erscheinen angesichts dessen, was draußen noch immer lauert.


Zurück