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Fragmente der Finsternis

Dragon Age / Mass Effect
von

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Aedan

Der Marschbefehl kam plötzlich, aber nicht unerwartet. Gestern Abend hatte die Nachricht über den Angriff auf Vigils Wacht den Hof erreicht und Alistair zögerte nicht, den Ablauf der anstehenden Reise durch das Bannorn sofort zu ändern. Amaranthine stand nun als erstes Ziel auf dem Plan, denn es hieß zwar, dass Amell sicher angekommen sei, aber Aedan konnte verstehen, dass Alistair sie sehen musste. Wer weiß, wann sich erneut eine Gelegenheit bieten würde.

 
 


 

 
 

Ferelden galt als das Land, in dem es immer regnete. Aedan war vollkommen durchnässt, als sie schließlich vor den Toren der Festung standen. Der König hatte trotz des anhaltenden Regens darauf bestanden, die Reise fortzusetzen. Jede unnötige Rast schien unerträglich für ihn zu sein. Aedan beschwerte sich nicht, er stand seinem Freund zur Seite, marschierte tapfer weiter und gab sich alle Mühe, die Moral oben zu halten. Es war immerhin nicht so, als hätte er nicht schon Schlimmeres durchgestanden. Dieser Marsch war ein Spaziergang im Vergleich zu dem, was er in den letzten zwei Jahren erlebt hatte. Nachdem Loghain ihre Truppe verraten und zum Sterben zurückgelassen hatte… Nicht jetzt, nicht daran denken. Lass nicht zu, dass die Erinnerungen dich einholen. Doch sie waren längst da, die Bilder von schwarzem Blut, die Schreie verlorener Seelen und das grauenvolle Gelächter entstellter Kreaturen. Es war Rylocks Stimme, die ihn zurück in die Realität holte. Dieser weibliche Templer, der sich selbst viel zu ernst nahm. Ein Problem, das in Aedans Augen so gut wie alle Templer hatten.

„Vorsicht, Eure Majestät, dieser Mann ist ein gefährlicher Krimineller. Ein Abtrünniger des Zirkels der Magie, wir waren dabei in zurückzuholen, als meine Kameraden… Er ist ein Mörder!“ Rylock wollte auf Anders zugehen, doch der Kommandant der Grauen Wächter hob die Hand, stellte sich vor ihn: „Er gehört zu den Wächtern. Euer Recht ist nicht mehr von Bedeutung, Ser Templer.“

Solona Amell war längst in ihre Rolle als Anführer hinein gewachsen und ließ keine Diskussion zu. Sie blickte hilfesuchend zum König und fand dort nichts als die Bestätigung, dass Anders, so hieß der Magier, nicht mehr ihrer Aufsicht unterstand. Rylock verließ die Festung noch im selben Moment und streifte Aedans Schulter bei ihrer übereilten, von Zorn getriebenen Flucht.

 
 


 

 

Seine braunen Locken klebten ihm in der Stirn und Regentropfen rannen über sein Gesicht, glitten am polierten Stahl seiner Rüstung herab. Er spürte wie seine schweren Schuhe stückchenweise tiefer im aufgeweichten Boden versanken und sehnte sich nach einem warmen Feuer und trockener Kleidung. Ein heißes Bad wäre schön, die süße Umarmung eines… Er blickte sich um und suchte nach Jemandem.

 
 


 

 

Seine Hoffnung zu bleiben wurde enttäuscht, denn es schien, als würden die Unruhen im Bannorn keinen weiteren Aufschub gewähren. Solona erblickte ihn, lächelte und wandte sich dann ab. Aedan konnte sehen, wie sie sich gemeinsam mit Alistair ein Stück weit von der Gruppe entfernte. Er selbst lehnte unauffällig an dem schweren Tor und beobachtete das Treiben auf der Festung. Die Bewohner waren noch immer mit dem Wiederaufbau beschäftigt, trotz des Regens fleißig und ließen sich von der Anwesenheit des Königs und seiner Garde nicht stören. Der Zwerg und der Magier – Anders, erinnerte Aedan – standen etwas abseits und beobachteten den Kommandanten unverhohlen. Zevran stand ihm gegenüber, die Arme vor der Brust verschränkt. Er erinnerte sich gut an den Elf und dessen Loyalität gegenüber Solona; an die Treue, die ihn immer noch hier in Ferelden hielt und die mehr für ihn zu zählen schien, als das eigene Leben. Mehr als alles andere

Zevran fing seinen Blick auf, bevor Aedan sich abwenden konnte. Er lächelte kurz dieses laszive kleine Lächeln, das Aedan so oft an ihm gesehen hatte. Jedes Mal, wenn der Elf mit einer hübschen Magd oder mit einem dieser adeligen Schönlinge sprach. Es war wie eine Maske, die über fehlendes tiefergehendes Interesse hinwegtäuschen wollte und Aedan hatte nicht erwartet, jemals selbst Ziel dieser Spielerei zu werden.

 
 


 

 

Es überraschte ihn zu hören, dass sie doch die Nacht über hier lagern würden. Der Dauerregen hatte sich in einen Sturm verwandelt, aber Aedan war fast dankbar dafür, als er den klirrend kalten Stahl ablegte und sich aus der nassen Unterkleidung schälte. Es waren nicht seine eigenen Sachen, die er danach überstreifte, aber sie waren trocken. Sein Bett stand in einem der Schlafsäle, den normalerweise Wächter bewohnten, wenn die Festung voll besetzt wäre. Die gesamte Garde des Königs hatte in diesem einen Raum Platz. Aedan war nie klarer gewesen, was Loghains Verrat den Wächtern angetan hatte.

 
 


 

 

Das Abendessen wurde in der großen Halle eingenommen. Es war nichts Besonderes, nur Suppe, Brot und Käse; der Wein schmeckte zu süß, aber das Feuer brannte heiß im Kamin und die düstere Betrübnis der letzten Tage war ausgelassener, angenehmer Stimmung gewichen. Er mochte den Zwerg, Oghren, der so betrunken war, dass er Geschichten zum Besten gab, die für die Ohren der Damen am Tisch nicht bestimmt sein sollten. Es störte niemanden. Der König saß direkt neben dem Kommandanten am Kopfende des Tisches und Aedan wusste, dass er ihr näher war, als es die Schicklichkeit gebot. Die Unbeschwertheit seiner Gesten, die Leichtigkeit, mit der er Solonas Haar an diesem Abend berührte und sich offenbar nicht darum scherte, wer ihnen zusah… Aedan beneidete die beiden um diese Liebe, die unter den denkbar schlimmsten Umständen gewachsen war.

Er nahm einen Schluck von seinem Wein, und verlor sich selbst in Anekdoten und den Augen eines bestimmten Elfen. Sie erinnerten sich an den Tag, an dem sie sich kennengelernt hatten. Verborgen in den Verliesen von Denerim warteten die letzten Soldaten, die das Massaker von Ostagar überlebten, auf Folter und Tod. Aedan dachte nicht gern daran, was ihm dort alles zugestoßen war, aber der Tag der Flucht, das war ein Teil seiner Vergangenheit, den er niemals vergessen würde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Vidora
2014-02-26T13:58:12+00:00 26.02.2014 14:58
Es fällt mir auch gerade schwer, den kleinen Zevran-Flirt auszublenden, da Newt das ja schon aufgegriffen hat XD Aber es ist, wie sie sagt. <3 Es ist das Bling-Bling in dem ganzen Regen und Matsch.

Du bringst die Stimmung toll rüber. Das ekelhafte Wetter, Aedans Erinnerungen und Gedanken, das Gefühl von Krieg.
Ach ja: Das hier "Doch sie waren längst da, die Bilder von schwarzem Blut, die Schreie verlorener Seelen und das grauenvolle Gelächter entstellter Kreaturen." beschwört echt gruselige Bilder in meinem Kopf XD
Von:  Newt
2014-02-06T15:14:08+00:00 06.02.2014 16:14
Nachdem ich Vidoras Kommentar zum letzten Kapitel gelesen habe, bin ich dafür, dass es Tradition wird, jeden folgenden Kommentar mit einem bedeutungsträchtigen "Geil." einzuleiten. |D Ich meine, was kann man sich für eine tiefgründige und ernsthafte Geschichte mehr wünschen? Tss.

Aedan, ach Aedan. Ich spiele ja gerade auch einen Aedan und habe daher viele Gefühle für ihn, vorallem für die Beiläufigkeit, mit der sein Blick immer wieder von Zevran angezogen wird. Und anscheinend auch umgekehrt. Ohgott, das ist jetzt komplett oberflächlich, wenn ich in meinem Kommentar nur darauf eingehe, oder? Aber was soll ich machen, ich finde die kleinen Lichtblicke im Chaos schön. ;)


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