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Seiltänzertraum

Die Suche nach unerhörter Zeit
von

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Frühlingshass

Frühling
 

»Das größte Hindernis für ein Leben ist die schwere Atmung und ein kaltes Herz aus Eis. Mein Leben ohne Luft und ein Herz ohne Gefühl prägen mein Tun in jeglicher weise und fesseln mich am Boden der Tatsachen.«

 

 

März
Ich will nur zu Dir. Hatte ich in den letzten Wochen etwas anderes gedacht? Es war seltsam im Nebel umherzuwandern und darüber spekulieren zu wollen, was für das eigene Herz wohl am besten wäre. Jeder Gedanke logischer Existenz redete in mir ein, blickte mir trotzig entgegen und debattierte ungehalten, wägte Lösungen, um mein Herz zu bereichern, schwelgte in täglicher Gefahr vor missmutigen Gefühlen irrationaler Ängsten und Träumen. Der Winter war noch anwesend, versteckt in den Schatten, präsent in jedem noch so kleines Winkel des düsteren Waldes. Wo genau war ich nun wirklich?

Deine Liebe machte mich groß. Ich wäre am liebsten nur in deine Nähe geblieben und mein Herz hing an einem Heißluftballon, wild, über den Wolken fliegend. Alles war schwerelos und für mich gab es da noch Wunder. Dein Lieben machte meine Leben neu, keine Stunde und auch keine Sekunde, war unmöglich. Unaufmerksam wo ich hinlief, bemerkte ich nur noch, wie ich zu Boden fiel und mir meine Knie aufschürfte. Oberflächlich sammelte sich ein kleiner Fleck von Blut zusammen und bedeckten meinen Knöchel. Seufzend bemerkte ich zudem, das meine Kleidung nicht mehr die sauberste war. Ich sollte also bald einen Weg in Richtung eines Sees des Baches einschlagen, sofern ich einen finden würde.
 

Meine Füße trugen mich über den matschigen Boden, inmitten eines Kieferwaldes, umringt von unzähligen Zapfen und der nächtlichen Dämmerung der Abendsonne. Dieser Wald schien endlos weit, unerreichbar und verwirrend. Wie lange war ich nun unterwegs? Hoch oben in der tiefe des geheimnisvollen Waldes, tief vergraben, lag mein Herz erschlagen durch meine Verletzbarkeit verlorener Impulse einer Liebe, machtbesessene Sehnsucht und einem verstörten Gewissen. Der helle Klang eines Vogels nahm meine Aufmerksamkeit. Ich kannte solche Art von Vögel nicht, konnte mir aber seine Schönheit genaustens einprägen. Er war schwarz, grau meliert und hatte ausgeprägte Flügel und einen langen Schnabel. Seine hellen Augen,- und ein heller Fleck am Bauch, zeigte ein weiteres Schönheitsmakel. »Wer bist du nur?«, doch die Antwort war dieselbe: Eine unheimliche Stille und der Ruf der Tiere. Die letzten Sonnenstrahlen verfingen sich am Horizont und langsam erblasste alles in der Dunkelheit. Noch bevor mir Gefahr drohen sollte, schlug ich mein Nachtlager auf, präzise und unnachgiebig.

 

 

 

 

April
Der Frühling war nun vollends da und jubilierte alles im hellen Glanz. Nach endlos langen Wochen fand ich meinen Weg in einen anderen Wald, lebhafter und farbenfroher denn je. War es wirklich ein anderer Wald? Nun, nachdem ich langsam zur Ruhe kam und meine Sinne besänftigt wurden, durch meine abenteuerliche und unspektakuläre Reise, fand ich den Mut etwas zu öffnen, wozu ich vor einigen Wochen nie in der Lage gewesen wäre. Ich saß soeben an einer Lichtung, hell erstrahlend durch die Sonnenstrahlen und die Vielfalt an Floralien, umfassend angereichert durch einen kleinen Bach, welcher glitzernde Partikel an die Sonne weiterleitete. So schien es mir zumindest. Nachdem ich ordnungsgemäß meinen Vorrat gefüllt hatte mit Wasser aus dem Bach mit Beeren und Früchten aus dem Wald, die ich finden konnte, musste ich nur noch meine Kleidung mit Wasser und Seife säubern, damit ich nicht den abstrakten Geruch der Verwesung bei mir trug. Zuvor aber, bevor mich mein Mut verlassen könnte, öffnete ich einen kleinen Brief. Er wirkte unscheinbar, klein-gefaltet und verfärbt durch die Witterung der letzten Monate. Die geschriebenen Zeilen verunreinigten mein Herz und wandelten meine Gefühle in einen Tornado der schlimmsten Art.
 

Kannst du mir je meine Schwärmerei und die Liebe, die ich für diesen Mann empfunden habe, verzeihen? Es tut mir wirklich sehr leid, liebste Sarah. Es tut mir so leid. Ich wollte nie, das du mit mir in solche Gefahr kommen würdest. Ich verstehe selbst nicht, wieso das alles so geschah. Ich schreibe Dir diesen Brief jener Minute, wo du neben mir liegst und hoffentlich von einer schöneren Welt träumst. Wir sind beste Freundinnen seit so langer Zeit und ich schätze deinen Mut, mir helfen zu wollen, deine Intelligenz und das wichtigste: Deine Treue.
 

Hätte ich mich nur nie mit diesem Mann eingelassen, mich verliebt, wären wir jetzt nicht auf der Flucht vor Ihnen. So hart es auch klingen mag, aber ich werde den morgigen Tag vermutlich nicht überleben und werde Dir die Möglichkeit geben, ein normales Leben zu führen. Ich opfere mich gerne für Dich, schließlich bist du so etwas wie meine Schwester. Wie viel Schmerz sollen wir den sonst noch ertragen? Sie werden Dich nicht mehr verletzen können, dafür werde ich Sorgen. Ihre Rache wird mein sein. Ich wünsche mir, das du zu deinem Schwarm gehen wirst, und versuchst glücklich zu sein und wehe zu rennst fort. Bitte, versprich es mir. Viel Glück.
 

Wie kann ich nur so weiterleben?

 

 

 

 

Mai
Meine beste Freundin war Tod. Diese Erkenntnis sickerte in mir hinein und nahm mir die Luft zum Atmen, widerwillig und nicht zum letzten Mal. Das war noch immer der Grund, warum ich durch den Wald lief und auf der Flucht war. Sie starb völlig Sinnlos, erstochen durch mehreren Stichen im Bauch. Blut. Es war ein rötlicher Schimmer mit verflossenem Lebenselixier, der sich später am Boden wiederfand und jenen Ort für mich prägte. Es war eine grausame Tat, jene, die man nicht Rechtfertigen könnte. Selbstjustiz war nie eine Lösung gewesen, doch ihr Mörder hatte Einfluss und das genügte in dieser Zeit schon. Der verdammte Krieg, fluchte ich leise und endete abrupt meinen Gedankengang.
 

Ich hatte natürlich nicht auf sie gehört und war ihr gefolgt, mit dem Plan, sie weiterhin zu schützen, doch als ich dann bei ihr ankam, war es leider schon geschehen. Mir schien dass alles wie ein endlos langer Albtraum, erschreckend und perfide. Sie starb, weil ihre Liebe misshandelt wurde und er, der Kriegsführer, es verlangte und Frauen missbrauchte. Ich sollte die nächste sein und keiner konnte mir Helfen. Wieso wünschte ich mich immer wieder zu meiner Liebe des Lebens, Damon McCullough, nur dann, um festzustellen, dass er die rechte Hand des Teufels war. Er war mein bester Freund seit Kindertagen, mein Damon. Erzählte er mir nicht, er sei ein Soldat in geheimer Mission und würde uns in Sicherheit wiegen? Bräuchte meine Hilfe, damit ich meine beste Freundin dazu bringen würde, sich mit ihrer Liebe zu treffen, damit er die Chance nutzen konnte, ihn zu fassen?! Ich bin Schuld an ihrem tot! Mein blindes Vertrauen kostete ein Leben, ein kostbares hinzu.
 

Kein Regen dieser Welt konnte diesen Kummer wegspülen, es bereinigen und auf Neustart erschüttern. Feine Regentropfen durchdrangen den Wald, kühlten die obere Schicht der Pflanzen und ergoss sich großzügig über ihnen.

 

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2014-04-26T20:13:37+00:00 26.04.2014 22:13
Leider viel zu kurz oder liegt es daran, das der Februar auch so kurz ist bei uns??? :O)

Das ist wieder sehr toll. allein den Wald kann ich mir sehr schön vorstellen. Das die Freundin tot ist, war eine plötzliche Wende, mit der ich nicht gerechnet hatte. Bin gespnnt, wie es weiter gehen wird.. ich les weiter... moment *knuddel*


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