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Zwischen Tag und Nacht

von

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Besuch

“Die Niederkunft muss vor dem Tempel stattfinden, so war es schon immer, darüber brauchen wir hier doch nicht diskutieren!”
 

“Aber unsere Königin ist anders, neu. Sie ist die erste Regentin, die die lichte Welt betreten hat. Das schreit nach Veränderung!”
 

“Das ist lächerlich, dass wir darüber überhaupt reden. Es kommt einfach nicht in Frage. Wenn wir all unsere Traditionen in den Wind schießen könnten wir doch auch einfach auf den Händen laufen, hm?”
 

“Aber das ist unbequem.”
 

Midna seufzte. Der hohe Rat diskutierte schon seit über einer Stunde über Dinge, die sie selbst entweder für unwichtig empfand, oder aber ihre Meinung dazu nicht von Belang war. Eigentlich könnte sie bei den Ratsversammlungen genau so gut in ihrem Gemach bleiben, es würde kaum etwas an den Ergebnissen des hohen Rates ändern.
 

Sie gähnte, winkte einen Bediensteten zu sich.

“Wasser.”, sagte sie gedämpft. Der Bedienstete nickte.
 

“Müsst ihr das hier tun? Es sind keine Untertanen da, wisst Ihr, kein Grund für diese Farce.”, schimpfte sie sofort einer aus dem Rat.
 

Ein anderer widersprach. “Das ist doch, was sie ausmacht, dass sie es hier tut macht sie authentisch! Außerdem haben wir andere Themen-”
 

“Nein, nein, genau das hier ist eben das Thema! Veränderungen, nicht war? Und ein durstiger Regent, das ist eine schlechte Veränderung.”
 

“Das stimmt nicht, noch hat sich niemand beschwert.”
 

“Aber die Leute reden schon.”
 

“Natürlich reden sie! Aber ist das gleich schlecht?”
 

Midna beobachtete stumm den Schlagabtausch und trank ihren Becher in einem Zug leer. Das Kind in ihr regte sich deutlich, stieß zu, schien unglücklich. Es tat weh, brannte wieder etwas stärker als sonst. Sie streichelte beruhigend ihren Bauch. Er fühlte sich heute wieder seltsam fest unter ihren Fingern an.
 

“Ich finde einfach nur wir sollten nichts überstürzen.”
 

“Dafür ist es zu spät! Daran hätte man denken sollen bevor man der Königin all diese aberwitzigen Eigenarten erlaubt hat!”
 

Midna rührte sich. “Darf ich auch etwas dazu sagen?”
 

Der hohe Rat schien sie nicht einmal zu bemerken. Nichts neues, dachte Midna. Eigentlich war dieses parieren nicht ihre Art, aber sie hatte feststellen müssen dass das Regieren an sich - all die Entscheidungen, die Planungen, die Pflichten - weniger ihr Fall waren. Sie mied es, so gut es ging.

Sie war indes keine schlechte Herrscherin; Sie war verantwortungsbewusst, stark. Nur eben der diplomatische Teil war ihr zuwider. Und die Schmerzen, die sie in letzter Zeit fast durchgehend hatte, erschwerten ihr auch noch den täglichen Kampf im hohen Rat. Sie hatte weder die Kraft noch die Lust sich mit diesem Haufen auseinanderzusetzen.
 

Das geht so nicht mehr, Midna, sagte sie zu sich selbst und war noch im gleichen Augenblick über diesen Gedanken ganz überrascht.
 

“Ich bin nicht glücklich über das, was ich jetzt sage - und ich meine es auch nicht böse - aber wäre Zanto nicht der Macht dieses Dämons verfallen hätten wir hier immer noch die gute, alte Monarchie wie wir sie kennen.”
 

Midna schlug derart Kräftig auf den Tisch dass dieser unter ihren Händen erzitterte. Ihre Augen leuchteten gefährlich auf.
 

“Das reicht.”, sagte sie ausgesprochen ruhig, aber mit einer ihr ungewohnten Art von Dominanz. Einer passiven Dominanz. Wie das Meer. Unbeugsam, ewig, tief.
 

Jeder einzelne des hohen Rates sah sie mit entsetztem Blick an.
 

“Ich bin eure Königin. Zollt mir mehr Respekt. Mich mit diesem bösartigen, egozentrischen Mann zu vergleichen, eigentlich sollte ich euch schon allein dafür für drei Tage in Zellen sperren lassen. Zanto war schwach, er war schlecht, er war egoistisch. Schiebt die Schuld nicht auf den Dämon.

Und was ist das für eine Monarchie, von der ihr sprecht? Ihr sitzt hier wie die Könige, ignoriert meine Worte, tut das was ihr für richtig haltet. Ihr fragt nicht nach meinem Zuspruch. Das ist keine Monarchie, das ist allenfalls eine Parlamentarische Monarchie, wenn nicht eine reine Räterrepublik. Wenn ihr schon so dreist zu eurer Königin sprecht, dann lügt ihr nicht auch noch ins Gesicht.”
 

Midna hatte in einem sehr ruhigen Tonfall gesprochen, doch ihre Worte trafen wie die sonst aus blinder Wut herausgespukte Beleidigungen. Der gesamte Rat war sprachlos.
 

“Ferner möchte ich verkünden dass über meine Niederkunft erst dann wieder gesprochen wird, wenn ich, die alleinige Herrscherin des Schattenreiches, dies erlaube. Ich werde eine Entscheidung treffen, und wenn ich euren Rat brauche, dann werde ich euch einberufen. Solltet ihr dies anzweifeln, so zeigt ihr mangelndes Vertrauen in eure eigene Königin, und dies werde ich in Zukunft nicht dulden. Ich werde das tun, was für mein Volk am Besten ist, und jeder, der das in Frage stellt, ist ein Abtrünniger und wird als solcher behandelt werden. Die Sitzung ist hiermit beendet.”, sagte Midna, und schritt von dannen.
 

Sie schritt eilig durch die Tür des großen Saales, den Flur entlang in ihre Gemächer. Schloss die Türe. Erst dann brach sie in überraschtes Gelächter aus. Und hielt sich den Kopf.

Konnte das wirklich sein? Hatte sie gerade den absolut sturen, unnachgiebigen hohen Rat die Stirn geboten? Die Worte waren wie von allein gekommen, sie war sich ihrer Sache so sicher gewesen, hatte ihren Standpunkt so unumstößlich klar gemacht.
 

Ja, hast du, dachte sie.
 

Und da begriff sie.
 

“Zelda!”, rief Midna laut aus, schockiert.
 

Ja, ich bin hier. Ich musste mich einmischen, ich konnte mir das nicht mehr länger ansehen. Verzeih mir.
 

Midna lachte nochmal, in Freude, Überraschung, aber auch Verwirrung.
 

“Wie lange bist du schon hier? Wie hast du es hier her geschafft?”, fragte sie.
 

Seit einer Weile. Und ich dachte mir, wenn eine Verbindung zwischen uns herrscht, dann kann sie sicher auch von beiden Seiten betreten werden. Außerdem hatte ich heute Nacht nicht… ehm, die Gelegenheit mit dir, ehm. Richtig zu sprechen.
 

Ein weiteres Lachen kroch aus Midnas Mund, diesmal in der Manier eines pubertierenden jungen Mannes der das Konzept von Sex und die Bezeichnung von Geschlechtsteilen aus irgendwelchen Gründen äußerst amüsant fand.
 

Zelda ignorierte es gekonnt.
 

Wir müssen reden. Wie lange hast du schon diese Schmerzen?
 

Midna setzte sich auf ihr Bett, griff mit einer Hand zwischen ihre Beine.

“Ich will jetzt nicht reden, ich will deine Anwesenheit genießen.”
 

Ihre Hand bewegte sich zurück, legte sich auf ihre eigene Wange, streichelte zärtlich. Eindeutig Zeldas Tun.
 

Lenk nicht ab, Midna, dachte sie. Ich will endlich wissen, was hier passiert. Du scheinst an den Schmerz gewohnt zu sein. Deshalb hast du ihn wohl schon länger.
 

Die Königin seufzte und ergab sich.
 

“In letzter Zeit immer verstärkter. Aber das ist normal, denke ich. Läuft so unsere Vereinigung für dich ab? Ich nutze sie, um dir sexuell nah zu sein, du nutzt sie um mich auszufragen?”
 

Das ist meine Art, dir nah zu sein, Midna.
 

Midna legte sich zurück auf’s Bett, schloss die Augen.

“Na schön”, sagte sie resigniert, während sie mit einer Hand zärtlich über ihren Bauch streichelte. Da sie sie den Drang nach dieser Berührung kaum verspürte schlussfolgerte sie dass es Zeldas Gebaren war. Sie stellte fest, dass sie diesen Gedanken sehr genoss.
 

Warum behandelt der Rat dich so?
 

“Ich bin in meiner Probezeit.”, sagte Midna.
 

Seit drei Jahren?, dachte sie empört.
 

“Es kann noch viel länger dauern. Wir leben im Vergleich zu euch recht lange, und in den Augen des Rates bin ich noch ein Kleinkind.”
 

Wie alt bist du denn?, dachte Zelda in ihr.
 

“Wir zählen kein Alter. Aber ich schätze, in Menschenjahren wären es weniger als 20.”
 

“Was?!”, entfuhr es Midnas Mund laut, welcher danach gleich lachte. Eine aussenstehende Person hätte Midna als verrückt erklärt.
 

“So schockiert, Prinzessin? Zerstört es deine hübsche, kleine Ordnung, dass so ein großer Altersunterschied zwischen uns herrscht? Fühlst du dich etwa alt? Hehe.”
 

Du bist so jung! Ich hatte Schattenwesen generell so viel älter eingeschätzt. Ich dachte … ich vermutete, dass du mehrere hundert Jahre alt sein könntest...
 

Die Königin des Schattenreiches prustete lautstark los.
 

Sie spürte Zeldas Scham in sich.
 

So jung, und schon Regentin einer ganzen Welt. Und schwanger mit einer neuen Art des Lebens. Dann warst du ja fast noch ein Kind, als wir uns kennen gelernt haben. Ich … ja, das überrascht mich sehr.
 

“Ach Prinzessin. Du weißt so wenig über mich. Wir sind niemals richtige Kinder. Außerdem ist das hier auch nicht meine erste Schwangerschaft.”
 

“Was?!”, entfuhr es abermals Zelda aus Midnas Mund.
 

Midna spürte einen Lachanfall brodeln, unterdrückte ihn aber, als sie tiefe Verletzung spürte.
 

“Sei nicht traurig”, sagte sie stattdessen.
 

Ich dachte, du wärst meine Q’chit. Aber ich weiß gar nichts von dir.
 

Midna setzte sich auf, etwas schwerfällig unter der Last ihres großen Bauches, aber nicht plump.
 

“Man kann Q’chit sein ohne überhaupt den Namen des Gegenstückes zu kennen. Aber ich verstehe deine Verletzung. Ich war wohl … etwas zu verschlossen, wie mir dein Schock zeigt. Ich wollte mich dir nicht offenbaren, weil ich mir zu anfangs sicher war, dass du nicht dasselbe für mich empfinden würdest, wie ich für dich. Und danach habe ich es einfach nicht mehr als wichtig empfunden.”
 

Es ist aber wichtig, dachte Zelda unversöhnlich.
 

“Ich verstehe, Prinzessin. Und deshalb werde ich dir mein Reich zeigen und dir ein wenig darüber erzählen.”



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  KiraNear
2017-06-09T17:04:00+00:00 09.06.2017 19:04
Ui, das wäre eigentlich schon sehr interessant XD


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