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Zwischen Tag und Nacht

von

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Intermezzo

Das Feuer flammte herzhaft auf und knisterte hungrig als Link Scheite nachlegte und sich die Hände daran wärmte. Leise schlug der Wind plätschernde Wellen gegen die Ufer des Hylia Sees. Midna saß auf dem tragenden Mast des provisorischen Zeltes, dass er sich als Nachtlager errichtet hatte, und beobachtete ihn.
 

Da er ihr abgewandt stand konnte er es nicht wirklich sehen, aber er wusste es dennoch.
 

“Ihr Menschen und euer Bedürfnis nach Wärme”, hörte er sie schließlich sagen. Es klang nicht so abfällig wie man hätte meinen können.
 

Er setze sich so, dass er den kleinen Schattengnom, der offensichtlich ein Gespräch beginnen wollte, anblicken konnte.
 

“Immer warm bleiben. Sonst werdet ihr krank oder sterbt sogar. Das ist so ulkig.”, fuhr sie fort.
 

Link zuckte mit den Schultern und legte sich hin, ließ sich die Seite von den Flammen des Lagerfeuers Wärmen. Wenn man lange genug schweigend ihre abwertenden Kommentare ertrug erzählte sie manchmal Interessantes von sich und ihrer Welt. Ihm war zum Beispiel natürlich bereits aufgefallen, dass sie sehr kalt war, aber dass sie komplett ohne Wärme auskam, das war ihm neu. Und er fand es interessant. Sie war so anders als alles, was er bisher gesehen hatte. Sie war klein und zerbrechlich und wüst und laut und frech. Vor noch wenigen Monaten hätte er sie außerdem als egoistisch betitelt, aber mittlerweile war er sich sicher, dass sie mehr Verantwortung für andere fühlte als sie bereit war preiszugeben. Nachdem Prinzessin Zelda - die Götter mögen ihr gnädig sein - ihr Leben für sie geopfert hatte, war sie um einiges ruhiger geworden. Vermutlich hatte sie begonnen über die “lichte Welt”, wie sie Hyrule nannte, nachzudenken. Vielleicht auch ihre eigenen Ansichten zu hinterfragen? Vermutlich. Er war sich nicht sicher.
 

Plötzlich stand sie neben ihm.
 

“Werd ja nicht wieder krank. Das war das gruseligste, was ich je gesehen habe. Ich will das nie wieder sehen, hörst du? Wie du deine Innereien über deinen Mund entleert hast, bah. Ich will gar nicht dran denken! Warum verwandelst du dich nicht einfach in einen Wolf? Der Pelz würde dich doch warm halten, oder?”
 

Er schwieg.

Ja, das würde er. Aber er hatte Angst. Er hatte Angst sich zu tief in dem Tier zu verlieren. Immer, wenn er zu lange in Wolfsgestalt lebte, fiel ihm danach das Denken schwer, und die animalischen Instinkte brauchten immer länger um zu weichen, manchmal sogar Stunden.
 

Er hatte Angst irgendwann mal mehr Wolf als Mensch sein zu wollen.
 

Midna sah ihn an, wartete. Als er nicht antwortete verdrehte sie die Augen.
 

“Dann halt nicht.”
 

Sie drehte ihm den Rücken zu, setzte sich vor ihn und lehnte sich an seinen Bauch, starte in die Flammen, die ihre ohnehin schon feurigen Augen noch mehr Leben einhauchten.

Link ertappte sich dabei wie er dachte, dass sie außerordentlich … ja, es traf zu: schön war. Ihre gesamte kleine Gestalt, ihre Schwarz-blaue Haut, ihr stechend orangenes Haar; sogar der antike, gebrochene Helm stand ihr gut. Sie war nicht üblich hübsch wie die Frauen, die er kannte, aber perfekt in ihrer eigenen Art und Weise. Zu anfangs hatte er nicht so gedacht. Da war sie ihm einfach nur fremd gewesen. Wie ein vergiftetes kleines Kind. Aber wenn er sie jetzt beobachtete hatte sie nicht mehr das geringste eines Kindes an sich. Sie war zwar frech und giftig, aber irgendwie auch … hm, erwachsen war vielleicht nicht das richtige Wort. Vielleicht eher alt? Ja, sie hatte etwas sehr, sehr altes an sich, hinter all den jungen Gebärden. Und das alles zusammen machte sie so schön.
 

Plötzlich spürte er, wie ihre winzige, kühle Hand sich auf die seine legte, etwas zurückhaltend über seine Finger steichelte.
 

Er nahm ihre Hand in die seine.
 

“Link”, begann sie leise und wandte den Kopf noch etwas mehr ab, so dass er gar nichts mehr von ihrem Gesicht sehen konnte, “Ich möchte mich entschuldigen, dass ich dich zu anfangs so benutzt habe. Nein, warte - sprich nicht. Ich weiß, dass du mir verzeihst. Du hast so ein verdammt gutes Herz das einem schlecht werden könnte und aus irgendeinem Grund bedeute ich dir etwas. Aber es ist mir wichtig, dass du mich hörst. Dass du hörst, dass ich mich wirklich entschuldige.”
 

Er nickte und verstand. Sie drehte sich ihm zu und sah ihn an. Der Ausdruck in ihren Augen war überraschend liebevoll.
 

“Ich weiß nicht, was uns morgen erwartet. Vielleicht werde ich Zanto mit mir zusammen wieder in der Schattenwelt einsperren, oder es passiert schlimmeres, dass wir uns nie wieder sehen. Deswegen.. deswegen möchte ich dir etwas sagen. Ich möchte dir sagen, dass wenn ich… wenn ich jetzt meine wahre Gestalt hätte, ich mich auf menschliche Art mit dir vereinen wollen würde. Um dir zu zeigen, was ich fühle. Denn ich … ich bin nicht gut in Worten. Aber meine verfluchte Gestalt lässt das nicht zu. Deswegen … deswegen sage ich es dir. Damit, ehm … damit du bescheid weißt. Du weißt schon.”
 

Sie wich seinem Blick aus.
 

Ihre Worte wärmten mehr als das Feuer es jemals könnte.

Er wusste nicht, wie ihre wahre Gestalt aussah, aber es war ihm auch völlig egal. Für ihn hatte schon immer das Hier und Jetzt gezählt.
 

Er zog ihren kleinen Körper enger zu sich und umarmte sie.
 

Zuerst war sie überrascht, dann schließlich erwiderte sie die Umarmung, schlang ihre kleinen Arme um seinen Hals.
 

Er war doch schon längst mit ihr vereint.



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