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Zwischen Tag und Nacht

von

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Einspruch

“Gut, wenn es keine weiteren Einsprüche mehr gibt möchte ich gerne zum nächsten Thema kommen.”, verkündete Prinzessin Zelda laut. Der kleine Ratsraum begann zu rascheln, als alle Anwesenden ihre Pergamente ordneten um mehr Platz für Notizen zu machen.
 

Es waren diesmal alle Magistrate gekommen, wie Zelda feststellen konnte. Normalerweise gab es immer einige, die nicht die Zeit (oder wohl vielmehr Lust) fanden, sich monatlich mit den Problemen Hyrules auseinander zu setzen. Sie kümmerten sich um ihre eigenen Stämme und Dörfer, und wenn nichts an der Tagesordnung sie direkt betraf waren sie selten motiviert, die Versammlungen mit ihrer Präsenz zu beglücken.
 

Aber diesmal ging es um ein Thema, zu dem jeder etwas zu sagen hatte. Und das war auch gut so, denn schließlich ging es ja um Vereinigung des Landes. Warum also nicht mit den Obersten Hyrules beginnen?
 

Zelda räusperte sich kurz.
 

“Punkt 8, der wichtigste und letzte für heute: Der Bau des Schattenportals.”
 

Sofort brach lauter Tumult am Tisch aus. Es war fast ohrenbetäubend laut. Jeder Einzelne schien sich lautstark dazu zu äußern, wollte seinen Nachbarn übertönen.
 

Sie hätte damit rechnen müssen.
 

“Ruhe!”, rief sie laut, entgegen ihrer sonst üblichen, ruhigen Art. Sie musste sich aber dennoch einige male wiederholen bis ihrem Befehl auch vollends folge geleistet wurde.
 

Als die Magistratgemeinde endlich still war nahm sie einen tiefen Atemzug.
 

“Gut. Wie ich sehe gibt es hier viel Redebedarf. Und ich werde mir alle eure Einwände und Bedenken anhören, ihr habt jedes Recht darauf eure Stimme hierbei Gehör zu verschaffen. Ich würde zuerst meinen persönlichen Berater das Wort übergeben, da er schon mit einigen von euch gesprochen hat und die Problematik gut zusammenfassen kann. Dinkel?”
 

Der Berater links von ihr, ein kleiner, ledriger, alter Mann mit einer Nase die mindestens genau so spitz war wie seine Ohren, erhob sich, strich seine Dokumente glatt und begann zu sprechen.
 

“Ehm, ja, also, eure Majestät. Das hier, ehm, ist… eine delikate Angelegenheit. Ehm, die Mitglieder des Rates sind, ehem, um es kurz zu fassen, nicht wirklich sicher, ob es eine gute Idee ist, ein gottgeschaffenes Gefängnis zu öffnen.”
 

Zustimmendes Murmeln.
 

“Ich versichere euch, dass es nicht den Zorn der Göttinnen auf uns ziehen wird. Ich, als irdischer Herold Nayrus, gebe euch mein Wort, und die Königin der Schattenwelt auch.”, beteurte Zelda im ruhigen Tonfall. Sie war nervös, aber sie durfte es die anderen nicht spüren lassen.
 

“Das, ehm, ist noch eine andere Sache, über die wir sprechen wollten, ehm.”, haspelte Dinkel und Zelda bemerkte, wie er nervös in der Runde nach zustimmenden Blicken suchte, die er auch bekam, “euer Wort. Wir, eh, wir sind uns nicht mehr so sicher, wie … nun, ehm. Verzeiht mir, aber, wir sind uns nicht mehr sicher ob euer Wort auch … eh, verlässlich ist.”
 

Zelda musste sich verhört haben. “Wie meinen?”, fragte sie nach.
 

Die Mienen der Magistrate verdunkelten sich.
 

Dinkel fuhr fort.

“Nun… ehm. Verzeiht mir, eure Majestät, aber ihr seid… nun, also, über die letzten Monate hinweg schien eure, ehm, hm, Disziplin etwas zu leiden. Ihr kamt zu spät zu Versammlungen, lachtet oftmals unangebracht laut bei offiziellen Veranstaltungen, seid fast permanent übermüdet, benehmt euch generell… nun, ehm. Unangemessen. Auch eure Kleidung ist oft, nun, ehm. Sagen wir… sagen wir, die Männerwelt spricht überdurchschnittlich viel von euch.”
 

Zelda schluckte. Sie musste dem Einhalt gebieten, bevor der Rat noch mehr an ihr zweifelte.
 

“Bitte… verzeiht mir. Ihr habt vollkommen recht. Ich möchte mich offizell bei euch und Schloss Hyrule hierfür entschuldigen. Ich gestehe, dass ich mich etwas… verändert habe, aber mein Blick ist immer noch klar, und meine höchste Priorität ist die Zukunft und Sicherheit Hyrules. Und ich garantiere euch, dass die Königin der Schattenwelt ihr Bestes geben wird. Schließlich wollte sie ihr Leben opfern um Hyrule zu retten.”
 

Sie bemerkte, wie einige Magistrate besorgte Blicke austauschten, bevor Dinkel wieder zu reden begann. Ein ungutes Gefühl machte sich in ihr breit.
 

“Ja, nun, ehm. Bezüglich des Schattenwesens. Also, das ist … Prinzessin, wir, ehm, wir sind euch treu ergeben und ihr wisst, welchen Respekt wir für euch empfinden, aber … nun, niemand hat diese Königin Midna je gesehen außer euch und dem Auserwählten.”
 

Sie konnte ihren Ohren nicht trauen. “Wie bitte?”, fuhr sie aus, “Wollt ihr mir unterstellen, ich hätte sie nur erfunden?”
 

Dinkel zuckte nervös zusammen.

“Nein, nein, nein! Also, ehm, das ist es nicht, was wir sagen wollen. Es ist nur eben ein Fakt, dass all ihre angeblichen Heldentaten von niemanden nachvollzogen werden konnten, dass wir das nicht überprüfen konnten. Die Leute haben nur den Auserwählten gesehen, nie das Schattenwesen, von dem ihr immer sprecht. Seht, es könnte auch ein Fiebertraum -”
 

“Nein.”, rief Zelda laut und bestimmend aus, “Es war kein Fiebertraum.”
 

“Nun, nun gut, ehm, dann kein Fiebertraum. Aber vielleicht wart ihr durch eure monatelange Gefangenschafft einfach so in Not, dass euch selbst ein Schattenwesen wie ein Held vorkam?”
 

Zelda stand auf. Der Stuhl knarzte laut auf dem Steinboden. Jeder war still. In Zelda brodelte ein aufkommender Sturm. Ihre zu Fäusten geballten Hände zitterten vor Wut. Als sie wieder zu sprechen begann war ihre Stimme gefährlicher als die frisch gewetzte Klinge eines Schwertes.
 

“Mein Geist war nicht getrübt. Midna war des Auserwählten Partnerin, sie stand ihm zur Seite, hat ihn zu mir gebracht, war sein Lehrer und hat mich höchstpersönlich von Ganondorfs Marionettenfäden geschnitten. Sie wurde auf ihrer Reise verflucht, geschlagen, vergiftet, ausgesetzt, verraten, missbraucht und beraubt. Sie hat in vielen Monaten immer wieder ihr Leben auf’s Spiel gesetzt und nie etwas dafür verlangt, nicht einmal unseren Dank. Und zum Schluss, als der Großmeister des Bösen, der Dämon der ganz Hyrule unterjochen wollte, den Auserwählten und mich zerstören wollte, beschützte sie uns, wohlwissend, dass sie dabei ihr Leben lassen würde.

Die Lichtgeister höchstpersönlich haben sie zurück gebracht, wenn das kein Zeichen der göttlichen Anerkennung ist, dann gibt es keine Göttlichkeit mehr auf dieser Welt.

Wenn ihr mir nicht glaubt, dann fragt den Auserwählten. Oder die Weisen in der Gerudowüste, falls ihr eine derartige Reise wagen wollt und ihr es wert seid, dass sie sich euch zeigen. Sogar die haben sich vor ihr verneigt.
 

Ich verstehe, dass ihr an mir zweifelt, bei meinem Verhalten. Aber ich werde mir nicht noch einmal anhören dass ihr an den Heldentaten Midnas zweifelt, habt ihr das verstanden? Wir, die guten Bewohner Hyrules, die sanften, gutmütigen Rassen der Lichtwelt, werden nicht deratig gegen jede Logik und Beweise auf die Opfer einer großherzigen Heldin spucken, nur, weil sie aus der Schattenwelt stammt. Sie hat alles geopfert, um Hyrule zu retten, und damit bewiesen, dass die ehemaligen Gefangenen der Schattenwelt gewachsen und nun unsere Verbündeten sind. Das Schattenwesen Zanto ist nicht, ich betone: nicht der Masßstab für Schattenwesen. Verdrobene Seelen wie ihn gibt es in jedem Volk, und ich möchte euch daran erinnern, dass er sogar seine eigenen Leute versklavt hat.

Nur, falls hier irgendjemand es vorgezogen hat ihn als Repräsentant für alle Schattenwesen zu nehmen.
 

Ich beende hiermit vorgezogen die Versammlung ohne Recht auf Einspruch. Ich erwarte von euch, dass ihr darüber schlaft und euch klar macht, zu was für Wesen ihr mit dieser Anschuldigung geworden seid und was für Wesen ihr zukünftig sein wollt. Morgen treffen wir uns wieder hier, um die selbe Zeit. Jeder von euch. Meine Diener werden euch anspruchsvolle Gemächer herrichten und all eure Wünsche erfüllen.
 

Und noch eine Sache. Die gefährlichsten Worte in jeder Sprache, jedem Stamm und jeder Familie sind: “So war es schon immer”. Denkt darüber nach. Gute Nacht.”
 

Und ohne den Magistraten weitere Worte oder auch nur einen Blick zu schenken machte Zelda kehrt und verließ schnellen Schrittes den Ratsraum, der totenstill hinter ihr zurückblieb.
 

Große Zweifel bissen ihr ins Gewissen. Noch nie war sie derartig öffentlich aus der Haut gefahren. Ihr ganzer Körper zitterte.
 

Die Nacht schlief sie sehr schlecht.



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