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It Happened Late One Evening

Monster Tamer Tsuna - frei interpretiert
von

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VI

Was auch immer Hibari sich unter einem Spürhund vorgestellt haben mochte, Hayato war schlussendlich nicht mehr als ein weiterer Mann in Hibaris seltsamer Truppe aus ehemaligen Mittelschul-Disziplinarkomitee-Mitgliedern. Einer von vielen, die sie durch Namimori streiften, nachts, wenn die Straßen leer waren und geisterhafte Laute die Haare zu berge stehen ließen. Nachts, wenn man einige Orte nicht betreten konnte, ohne Masken zu tragen, die das eigene Gesicht vor dem kalten Blick der Geister zu verbergen. Nachts, wenn die erste Regel, um zu überleben war – dreh dich nicht um.
 

Die erste Nacht war ruhig. Sie streiften durch endlose Reihen lebloser Lagerreihen, in denen Gerüchten und Beobachtungen zufolge einige verdächtige Dämonen untergekommen sein sollten – sie fanden nichts außer getrockneten Blutlachen. Hayato hätte schwören können, dass die Temperatur in einer der Hallen jäh um mehrere Grad gesunken war, doch er gab sich alle Mühe, nicht darüber nachzudenken. Sich nicht umzudrehen, als sein Nacken nervös prickelte. Hinter der Maske sah zum Glück niemand seine Panik. Kein Mensch. Kein Vampir.

Und vor allem kein Geist.
 

Die nächsten Nächte verliefen nicht unähnlich, doch einige weit weniger ereignislos. Sie streiften weiter durch Namimori, besuchten einen kleinen Schrein, an dem ihnen eine Handvoll kleiner Erdelementare und Waldgeister das Leben schwer machte, fanden eine unter Daemon Spade stehende Truppe Zombies in einem heruntergekommenen, baufälligen Gebäude am Rande zum Industriegebiet, die geifernd und gröhlend nach ihrem Fleisch lechzten. Der Geruch der brennenden Untoten trieb Hayato sein Abendessen wieder hoch und Tränen in die Augen. Es war abstoßend. Abstoßend wie die Dämonen, die sich an den Eingeweiden einiger Streuner labten, als sie sie fanden, oder die hässlichen, deformierten Gliedmaße eines drei Meter hohen Golems, dessen einziger Antrieb der Drang nach zerquetschen und zermatschen zu sein schien.
 

Hayato verbrachte die meiste Zeit mit Kusakabe und einigen anderen Kerlen, die für ihn alle gleich aussahen und von denen er sich nicht die Mühe machte, ihre Namen zu behalten. Hibari führte ein anderes Trüppchen an, und zeitig mit dem Sonnenaufgang kehrten sie in die Schule zurück. Hibari schien nie zu schlafen. Hayato fragte nicht nach, warum, es kümmerte ihn nicht. Ein unwichtiges Detail, dessen Klärung einfach keine Wichtigkeit hatte.

Dass der typische Trott von Tag totschlagen und nachts von Kusakabe eingesammelt werden sich tatsächlich unterbrach, kam so unerwartet für Hayato, dass er einige Sekunden brauchte um zu verarbeiten, was Hibari damit meinte, als er im Türrahmen lehnend kommentierte „Wir müssen los“. In seinem linken Mundwinkel klebte Blut, zu wenig, um von einer Verletzung zu stammen. Es sah eher aus wie die verschmierten Überreste eines Mittagessens. Hayato schauderte bei dem Gedanken.
 

Er hatte Hibari genauso wenig jemals essen sehen, wenn er es recht bedachte. Er hatte keinen von ihnen essen sehen.
 

Mit Kusakabe war es angenehmer gewesen. Hibari schien davon auszugehen, dass Hayato ganz genau wusste, was zu tun war, und jeder falsche Schritt wurde mit einem abfälligen Blick bedacht. Kusakabe hatte ihm erklärt, was er wissen musste. Hibari ignorierte ihn. Kusakabe kämpfte für das Team. Hibari für sich selbst. Jeder musste sehen, wo er blieb. Es waren vertraute Anwandlungen, letztlich, doch in der fremden Umgebung, in den fremden Umständen, ertappte Hayato sich selbst viel zu oft dabei, wie er Hibari verfluchte und zum Teufel wünschte, jedes Mal wieder, dass dieser Bastard ihn aus lauter zwischenmenschlichem Desinteresse beinahe in den Tod stolpern ließ.

Zwei Tage in seiner Gesellschaft, und Hayato hätte ihm am Liebsten eigenhändig die Kehle rausgerissen.

Am dritten Tag war er so geladen, dass er schon beim ersten Blick seine Wut an einem unschuldigen(?) Zombie ausließ, den sie eigentlich nur befragen wollten. Unter einem gezielten Schlag mit einem alten Metallrohr zerplatzte der Schädel des Monstrums wie eine überreife Tomate, nur dass die seltsamen Flüssigkeiten und Fleischteilchen, die umherspritzten, übelriechend und ungesund gräulich-grün waren.
 

„Was soll das, Werwolf?“, fuhr Hibari sofort auf, und ehe Hayato sich versah, hatte er den Kerl geradezu an seiner Kehle hängen. Er fauchte, knurrte, packte wütend nach Hibaris Handgelenk. Seine Finger gruben sich tief in Hibaris Haut. Er roch leicht metallisch, seltsam kühl, ein Geruch nach altem Blut und Frosttemperaturen. Es war ein Geruch, der ihm den Magen umdrehte – wie konnte es sein, dass er ihn bisher nicht bemerkt hatte?

„Lass mich los, Blutsauger“, erwiderte er, gar nicht erst versuchend, die brodelnde Wut in seinem Inneren zu unterdrücken. Er hatte genug von Hibari und seinen Attitüden!

„Es ist nicht, als ob dieses hirntote Vieh uns noch irgendetwas hätte erzählen können! Ich kann drauf verzichten, mich minutenlang von so einem dreckigen Zombie ansabbern zu lassen für nichts, das hatten wir schon oft genug!“

Einen Augenblick erwiderte Hibari seinen Blick gnadenlos, dann wandte er sich so abrupt ab, dass Hayato den Griff um das schmale Handgelenk verlor.

„Reiß dich zusammen.“

Und dann war er weg. Lief in dieser unmenschlichen Geschwindigkeit, die er an sich hatte, weiter, und nach und nach folgte eine finstere Gestalt nach der anderen. Disziplinarkomitee-Klone, die bisher nur schweigend dabei gestanden hatten. Im letzten Licht des dunkler werdenden Abends hoben sie sich grotesk gegen den noch kräftig blauen Himmel ab.

Bald würde es stockduster sein. Hayato knurrte leise, unruhig, als er sich in Bewegung setzte, um zu folgen. Seine Haut juckte nahezu überall, seine Kopfhaut kribbelte, und sein Herzschlag fühlte sich ungewöhnlich schwer und kräftig an.

Es kostete Hayato unerwartet viel Mühe, zum Rest der Gruppe aufzuschließen, und er keuchte atemlos, als er sich die letzten Sprossen zu dem niedrigen Flachdach hochzog, auf dem Hibari und Anhang sich verteilt hatten, als würden sie auf etwas warten. Hayato hatte keine Ahnung, worauf genau, doch es war ihm egal. Noch mehr Vampire, Zombies, Geister… er hatte schon gesehen, was diese Welt zu bieten hatte. Was Daemons Illusionen zu bieten hatten. Beinahe wäre Hayato ja beeindruckt.
 

Hibari warf ihm einen Blick zu, der Hayato nur wieder verärgert aufknurren ließ, dann raffte er sich schwankend auf die Beine hoch. Schwindel erfasste ihn, sein Kopf schmerzte, und es schien sich alles zu drehen um ihn. Er schloss die Augen, presste eine Hand auf den Mund. Hibaris kalter Blutgestank wehte bis zu ihm hinüber. Seine Haut juckte und spannte, ihm war plötzlich unglaublich heiß.

Irgendwo in der Ferne ertönte ein gequältes Jaulen, nicht ganz menschlich, nicht ganz tierisch. Hayato riss keuchend die Augen auf. Hibaris Blick lag immer noch auf ihm. Die Disziplinarkomitee-Klone hatten die Blicke zum Himmel gewandt. Hektisch riss er den Kopf hinauf, Hibaris Blick entfliehend, einem Impuls folgend – er wusste selbst nicht, wieso.
 

Über ihm strahlte der Vollmond hinter den letzten Schlieren einer vorbeiziehenden Wolke klar und hell herab.



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