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It Happened Late One Evening

Monster Tamer Tsuna - frei interpretiert
von

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XI

Der Tag war schon halb vorbei, als Hayato sich mit schmerzenden Gliedern die Treppen hinauf in den Konferenzraum schleppte, den Juudaime und Hibari als Besprechungszentrum ausgewählt hatten bei ihrem Einzug. Hibari würde, wie immer, vermutlich längst dort sein mit seiner übermenschlichen Vampirgeschwindigkeit. Juudaime begegnete ihm mit einem besorgten Blick, als er eintrat, den Hayato nur abwinkte. Er fühlte sich wie von einem Bulldozer überfahren, und das weniger wegen Hibari, als wegen der Verwandlung in der Vornacht. Er hatte nur in der Schule gewütet, hatte die halbe Einrichtung im Keller ruiniert, aber die massive Tür hatte seinen Angriffen standgehalten. Niemandem war etwas passiert. Wirklich erinnern konnte er sich auch nicht. Mehr, als ein schaler Beigeschmack, bruchstückhafte Eindrücke und schmerzende Muskeln waren ihm nicht geblieben von der Nacht, und Hayato war froh darum – es gab Dinge, an die wollte er sich gar nicht erinnern. Trotzdem war er aggressiv und reizbar gewesen. Die Prügelei mit Hibari hatte Wunder gewirkt.

Ächzend ließ er sich auf einem Stuhl nieder, lehnte sich zurück. Er war nicht einmal wirklich erschöpft. Die Verwandlung schien einiges an Energiereserven zurückgelassen zu haben. Nicht erschöpft, nur zerschlagen.

„Bianchi-San war vorhin hier. Die Späher im Süden haben berichtet, dass seltsame Gestalten in die Stadt gekommen sind. Sie haben nach uns gefragt. Wir sollten aufpassen, wenn wir rausgehen.“

Es war eine Warnung, die ungefähr alle zwei Wochen einmal kam. Hayato nickte sie ab, ohne ihr viel Aufmerksamkeit zu schenken; bisher hatte noch niemand sie angegriffen oder sie aufgesucht, egal, wie oft angeblich irgendetwas Zwielichtiges nach ihnen gefragt hatte. Vermutlich nur ein Versuch, sie in Panik zu versetzen, damit sie ihre Jagdtrips aufgaben.

Die restliche Besprechung war das übliche organisatorische Hin und Her. Einige Außenposten wollten ersetzt werden, diverse Zombies hatten mal wieder eine ihrer dummen Phasen und wurden damit aus dem aktiven Dienst gezogen, und Haru musste zur Beschaffung irgendwelcher Zutaten für ihre Hexentränke eine Weile weg. Hayato hörte zu, Hayato notierte sich, was er an Informationen brauchen würde, und den Rest ließ er an sich vorbeiplätschern.
 

„Ach ja. Gokudera-Kun.“

Hayato merkte auf, sah Juudaime fragend an. Der lächelte, und es sah tatsächlich aus, als ob zur Abwechslung eine wirklich positive Nachricht auf sie zukäme.

„Shouichi-Kun sagt, er ist fertig. Du kannst deinen Kommunikator jederzeit bei ihm abholen.“

Er war fertig! Hayato war sofort wieder hellwach und aufmerksam.

„Wo ist er?“ – „Eh? Er ist unten in den Physiksälen, wie immer.“

Sofort war Hayato auf den Beinen, wirbelte herum – und entdeckte im Türrahmen eine fremd-vertraute, grinsende Gestalt.

„Wollt ihr mir nicht gleich eine Wegbeschreibung geben~?“, singsangte Byakuran, löste die lässig verschränkten Arme, „Oder muss ich euch erst nett darum bitten?“

Es gab kein Anzeichen dafür, wann und wo er hereingekommen war. Sie hatten ihn einfach übersehen. Ignoriert? Wie aus dem Nichts erschienen Gestalten neben ihm. Hayato erkannte Genkishi, obwohl er in dem grässlichen Graugrün der Zombies wie ein anderer Mensch aussah. Illusionen. Verdammt! Selbst Hayato hatte vergessen, dass bei allem, was real war in dieser irren Welt, es genauso Illusionen geben musste.

„Oya~ Das Spiel kann ich auch spielen.“

Zum ersten Mal war Hayato froh, ihn zu sehen, als Mukuro sich aus einem Aktenschrank zu schälen schien und elegant, Dreizack in der Hand, auf Byakuran zuschritt.
 

Das folgende Chaos verstreute sie über die ganze Schule. Hayato verlor Juudaime als erstes aus den Augen, dann Mukuro, und zuletzt schließlich Hibari, als der Kerl hasserfüllt fauchend dem Genkishi-Zombie hinterherstürmte – immer noch der gleiche alte Hass auf Illusionisten – und Hayato selbst abgelenkt von irgendeinem Kerl in Millefiore-Uniform in einen anderen Gang ausweichen musste. Er war kein Mensch, so viel hatte Hayato bereits herausgefunden, doch was er sonst war, entzog sich seinem Verständnis. Ein Hexer vielleicht, ein Dämon, es könnte alles sein.

Im Zweifelsfall musste er es eben herausfinden.
 

Die erste Bombe, die er warf, enthielt kleine Silberpartikel. Sie halfen gegen viele Dämonen, die immun gegen gewöhnliche Waffen und Verletzungen waren. Sein Gegenüber fauchte hasserfüllt. Als der Rauch sich legte, entdeckte Hayato, dass der Körper seines Gegenüber mit kleinen dunklen Wunden gesprenkelt war, überall dort, wo das Silber durch die Wucht der Explosion in seine Haut eingedrungen war. Er grinste triumphierend. Das machte einiges einfacher.

Doch einfacher hieß nicht, dass es einfach war, und es dauerte viel länger, als Hayato wahrhaben wollte, bis das Monstrum vor ihm zu Boden ging. Unter dem Explosionshagel war die menschliche Fassade mehr und mehr abgebröckelt, und was nun im Staub lag, war ein groteskes Monstrum mit dunkler, ledriger Haut und schwarzem, dickflüssigem Blut, das nur noch im entferntesten an einen Menschen erinnerte, den man durch einen Zerrspiegel betrachtete. Zu lange Gliedmaßen, die viel zu schmal waren, ein zu kleiner Kopf auf zu breiten Schultern, und nur noch grobe Fetzen von Kleidung hingen an dem lädierten Körper. Angewidert stieg Hayato mit großen Schritten über die Blutlache und den leblosen Körper hinweg. Sein Bombenbestand hatte sich drastisch dezimiert, doch um nun ins Lager zurückzukehren und neue zu holen, fehlte es an Zeit. Er musste Juudaime finden.

Zügigen Schrittes lief er durch die gespenstisch leeren Hallen des Schulgebäudes. Von den Wänden hallten Kampfgeräusche, so verzerrt vom Widerhall, dass er nicht einmal bestimmen konnte, wo sie herkamen. Auf dem Boden und an den Wänden waren in unregelmäßigen Abständen verdächtig nach Blut aussehende Flecken, und an einer Kreuzung fand Hayato ein beflecktes Metallrohr neben dem zermatschten Kopf eines grünlichen Zombies. Die glitschige, gallertartige Masse aus Zombieinnereien- und Flüssigkeiten hatte fast das gesamte Rohr versaut. Fluchend riss Hayato seine Jacke herunter, wickelte sie einseitig um die Schlagwaffe, während er sie aufhob. Wenn da noch mehr von der Sorte waren, würde er sie gut brauchen können.
 

Er konnte sie wirklich gebrauchen.

Er erkannte nicht, was genau vor sich ging, doch in einem der nächsten Gänge fand er den Ursprung von einem Teil des widerhallenden Kampflärmes: Genkishi, den hässlichen, fauligen Rücken ihm zugewandt, prügelte sich mit jemandem, den Hayato gerade im Eifer des Gefechts nicht erkannte. In der Hoffnung, nicht bemerkt zu werden, drückte er sich eng in einen Türrahmen, hielt die Luft an. Er brauchte nur einen Moment, in dem Genkishi unaufmerksam genug war…

Er kam, als der Gegner des Kerls zu Boden ging. Genkishi, sicher zu triumphieren, riss einen Arm mit spitzen Fingernägeln hoch, um seinem Gegner den Gnadenstoß zu verpassen, ein manisches Lachen in der fauligen Kehle. Im Schutze des Lärms schlich Hayato so schnell er konnte sein Versteck verließ und auf Genkishi zuhielt. Ein Schlag gegen den seinen Schädel ließ ihn zerplatzen wie eine wackelpuddinggefüllte Wasserbombe, deren stinkender Inhalt überall hin zerstob. Hayato würgte, schluckte hektisch sein Mittagessen wieder hinunter.

Widerlich.

Zittrig atmete er durch, als er seinen Würgereiz wieder unter Kontrolle hatte, wischte sich mit einem sauberen Stück Jacke die klebrige Pampe aus dem Gesicht und sah dann hinunter. Hibari lag zu seinen Füßen, bleich und blutig, sein Blick war geradezu außer sich vor Zorn. Als hätte Hayato ihm eine rechtmäßige Beute weggenommen.

Hayato schnaubte, streckte ihm eine schmutzige Hand hin.

„Jetzt sind wir quitt, huh? Einmal hab ich dich fast totgeprügelt, einmal gerettet.“

Hibaris Blick wurde, wenn möglich, noch wütender, doch er nahm die ausgestreckte Hand an, und plötzlich grinste er.
 

„Irgendwann beiß ich dich tot.“



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