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How the mighty fall

Naruto x Sasuke
von

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Have faith in me


 

I'm so tired, yet keep on swimming

You will not let go of me, you're drowning

Now you're quietly pulling me under

Oh so quietly pulling me under...

(Sonata Arctica - For the sake of revenge)


 

Der Nationalfeiertag steht an. Aufregung überall, die traditionellen Gewänder liegen bereit und die Stände der einheimischen Handwerker und jene, die regionalen Köstlichkeiten anbieten, sind bereits aufgebaut. Die Stimmung ist ausgelassen, wenn auch wohl die meisten zu verdrängen scheinen, dass man heute, am zehnten Oktober, den Tag des Umsturzes zelebriert. Fünf Jahre sind seitdem vergangen.

Zum ersten Mal sind auch Schausteller zu Gast im Dorf und ich beobachte in der Ferne einen Mann, der mit seinem Sohn auf den Schultern durch die geschmückte Hauptstraße geht und dabei breit lächelt. Was er sagt, verstehe ich nicht. Die Entfernung ist zu groß.

Bestimmt sitzt seine Frau daheim und wartet auf seine Ankunft. Die perfekte Familie.
 

In der Vergangenheit habe ich mich mehr als einmal danach gesehnt. Ich habe mir ausgemalt, wie es wäre, vom Training heimzukommen zu Mutter und Vater, die bereits mit dem Abendessen am Tisch sitzen und mich rügen, weil ich ein wenig die Zeit vergessen habe. Freundlich aber bestimmt. Mein Bruder kommt hinzu und verspricht mir, morgen mit mir zu üben.

Eine meiner Tanten tritt an den Zaun und ruft uns zu, dass sie Gebäck aufgehoben hat, extra für uns. Ich lache. Ich bin glücklich.
 

Ein lächerlicher Tagtraum. Zunächst war ich der Überzeugung gewesen, dass auch ich irgendwann so eine Familie haben würde. Vielleicht ein oder zwei Kinder.

Nicht, dass es mir an Angeboten mangelte. Jeden Monat standen irgendwelche mehr oder minder bedeutsamen Leute auf meiner Türschwelle und erzählten mir von ihren wunderschönen Töchtern, denen es eine unvorstellbar große Ehre wäre, sich mit dem amtierenden Hokage, dem letzten, lebenden Nachkommen der Uchiha, einlassen zu dürfen. Ich wies sie ab.

Nicht nur, dass ich die Ansicht vertrat, dass privates Glück nicht mit der Aufgabe vereinzubaren war, die ich mir aufgebürdet hatte - ich hatte auch schon vor Jahren beschlossen, dass ich der letzte sein würde. Die Uchiha und ihre blutige Geschichte würden mit mir eines Tages untergehen. Wenn die Zeit gekommen ist.
 

Außerdem fiel es mir schwer, mich von den Gedanken zu lösen, die mich seit jenem Tag vor fünf Jahren belasteten. Zumindest ertappte ich mich ab und zu dabei, wie ich mich zurückerinnerte. An Naruto. An uns.
 


 

***

Die Vergangenheit auszulöschen, um eine Zukunft zu erringen. Die Vergangenheit zu bewahren, um eine Zukunft zu erringen.
 

Wir waren absolute Gegenteile, in allem, das uns geprägt und beeinflusst hatte - und als wir uns letztendlich unweigerlich im Tal des Endes gegenüberstanden, wurde ich mir beinahe der Tragik dieser Entwicklung bewusst. Ich weiß nicht, ob ich so etwas wie Wehmut verspürte, als ich Naruto gegenüberstand, dem einzigen, der sich noch zwischen mir und meinem eigentlichen Ziel befand. Die letzte Hürde. Ich hatte ihn lange gemieden, all die Jahre gewartet, um jetzt genauso unvorbereitet wie zuvor hier auf diesen einen, allerletzten Kampf zuzugehen.
 

Sicherlich hatten wir dazugelernt. Unsere Fähigkeiten überstiegen längst die kühnsten Träume unserer Kindheit und wir hatten alles verloren, alles gewonnen. Bis hin zu der Entscheidung, wie nur wir beide fällen konnten.

"Ich werde das nicht zulassen", rief mir Naruto zu, "ich kann das nicht zulassen."

Diese Worte richtete er nicht wirklich an mich, sondern vielmehr an sich selbst, um sich zu versichern, dass er im Recht war.

"Ich werde dich töten, Naruto", erwiderte ich mit fester Stimme. Es war notwendig. Bei unserer letzten Begegnung an diesem Ort hatte ich darauf verzichtet. Um nicht das zu tun, was Itachi mir geraten hatte. Natürlich kompletter Unsinn. Ich hatte Naruto nicht töten können, ich hatte es nicht gewollt. Gerade deshalb war nun der Zeitpunkt gekommen, an dem ich es tun musste. Um der Zukunft gewachsen zu sein. Um die letzte Schwäche zu beseitigen, die mir geblieben war.
 

Doch es kam anders.
 

***

"Hokage-sama?", fragt die Stimme vorsichtig nach und ich richte meinen Blick verwirrt auf den jungen Mann, den ich als einen meiner Berater identifizieren konnte nach einigen Sekunden intensiven Starrens. Hatte ich geschlafen? Wo war ich mit meinen Gedanken gewesen?

Ein undefinierbares Geräusch verlässt meine Lippen, um zu signalisieren, dass ich zuhöre. Er redet weiter. Irgendetwas über landwirtschaftliche Erträge und den Export jener Güter in benachbarte Länder, die nur noch auf dem Papier existieren. Eigentlich gehören sie zu einem Reich, aber ich war geistesgegenwärtig genug, zumindest formale Grenzen zu bewahren. Schließlich bot es den einen oder anderen Vorteil hinsichtlich der Verwaltung.

Ich höre nicht zu, es interessiert mich kaum.

"...werdet Ihr an den Festlichkeiten teilnehmen?", erkundigt sich der junge Mann, dessen Namen ich nicht kenne, am Ende und ich nicke langsam. Er scheint zufrieden und verabschiedet sich höflich, bevor er mich zurücklässt. Nicht, dass er sich ernsthaft dafür interessierte. Nicht, dass ich mich für das Fest interessierte.

Narutos Geburtstag. Welch Ironie.
 

"Sasuke!", ruft jemand laut und gnadenlos. Ein weibliche Stimme. Viel zu bekannt. Die Tür wird aufgestoßen und trifft geräuschvoll auf die massive Wand. Eine Frau in meinem Alter steht im Türrahmen, die Lippen zu einem schmalen Spalt verzogen, voller Wut.

Ich blicke auf, mustere sie ausdruckslos ohne die Miene zu verziehen. Scheinbar erwartet sie keine Reaktion von mir.

"Irgendjemand hat schon wieder das Grab verwüstet - wie jedes verdammte Jahr. Doch dieses Jahr wirst du es gefälligst wieder herrichten - ich werde hier nicht weggehen, bis das veranlasst wurde, verflucht noch mal!", fährt sie mit drohendem Unterton in der Stimme fort und schlägt mit flacher Hand auf den Schreibtisch.

"Sakura", erwidere ich nach kurzer Pause, "ich habe keine Zeit, mich damit auseinanderzusetzen. Und verlasse mein Büro."

Auf höfliche Floskeln verzichte ich. Sakura hat vor Jahren aufgehört, mit mir in alter, vertrauter Manier zu sprechen und ich bin im Grunde auch froh darüber, dass sie nach all der Zeit verstanden hat, dass ihre Hoffnungen keine Grundlage haben. Anstatt sich deshalb zu grämen, sind ihre romantischen und vielleicht auch freundschaftlichen Gefühle in Wut und Hass umgeschlagen. Frei von Furcht. Den Respekt zolle ich ihr.

"Das werde ich nicht tun. Naruto und die Erinnerung sollten so behandelt werden, wie er es verdient hat  - er war ein Held!"

Ich verzichte darauf, ihr zu antworten. Ich habe sie all die Jahre nicht davon abgehalten, vor Narutos leerem Grab zu stehen - und auch heut ist mir nicht danach. Wobei ich zugegebenermaßen auch das Grab meiner Eltern seit Jahren nicht besucht habe - oder Itachis Grab, das ich in einem Anflug symbolischer Sentimentalität errichten ließ. Als Mahnmal für mich. Für dieses Dorf.

Narutos Grab wiederum geht auf die Bemühungen anderer zurück - und ich habe es mir bis zum heutigen Tage nicht angesehen. Ich verband nichts mit diesem Ort.
 

Sakura zetert ungerührt weiter, bis ich ihr einen scharfen Blick zuwerfe. Sie zuckt zusammen, als hätte ich sie geschlagen, tritt zwei Schritte zurück und verstummt. Meine Augen ängstigen sie, trotz allen Mutes. Unweigerlich muss ich lächeln, ein höhnisches Lächeln.

"Ich werde zwei Leute mitnehmen", bringt sie noch hervor, deutlich leiser inzwischen, und verlässt den Raum ohne meine Antwort abzuwarten. Ich lasse sie gewähren. Heute.
 

***

Schwer atmend standen ich und Naruto uns gegenüber. Der nächste Angriff würde der letzte sein und jeder von uns versuchte, die verbliebenen Kraftreserven zu mobilisieren, um den finalen, den entscheidenen Schlag zu landen. Alles oder nichts. Er oder ich. Unweigerlich musste ich grinsen und er erwiderte es. Wir wussten es. Ich oder er.
 

***

Musik in der Ferne, eine weibliche Stimme, die singt. Ich verstehe keine Worte, doch es klingt wie ein trauriges Lied. Traurig und hoffnungslos.
 

Es dämmert schon und die meisten haben das Gebäude bereits verlassen, als ich mich von meinem Platz erhebe und selbst auf die Straße hinaustrete. Bald werden sie von den Laternen erleuchtet sein, noch füllt sie allein der Sonnenuntergang mit orangerotem Licht.
 

"Ich liebe dich", sagt plötzlich eine männliche Stimme neben mir. Ich zucke erschrocken zusammen und wende mich um.

"Ich dich auch", erwidert die Frau im grünen Yukata und fällt ihrem dunkelhaarigen Liebhaber um den Hals.

Ich komme zur Ruhe. Für einen Moment.
 

Mein Anwesen begrüßt mich mit undurchdringlicher Stille und leeren, langen Gängen. Wie jeden Tag. Es sieht kaum anders aus als zu meiner Kindheit und ich habe davon abgesehen, allzu viel zu verändern. Wozu auch?

Im Schlafzimmer suche ich einen Yukata heraus, den ich seit Jahren nicht mehr getragen habe und ziehe ihn über. Dunkelblau und schlicht. Unauffällig. Zuletzt verknote ich den Obi und nehme eine der bemalten Holzmasken von der Wand, um in der Menge nicht erkannt zu werden. Ein paar Stunden für mich. Nur ein paar.
 

***

Das Blut verschleierte mir die Sicht. Die Welt drehte sich und der laute Atem klang inen Ohren. War ich das? Ich versuchte mich zu erheben, zwecklos, ich hatte keine Kraft mehr. Hatte ich verloren?

Narutos Gesicht erschien in meinem Blickfeld, es war verschwommen, doch ich wusste, dass er es sich um ihn handelte. Es konnte nicht anders sein.

"Naruto", sagte ich mit schwerer Stimme ohne bestimmte Absicht.  Ich konnte keine klaren Gedanken mehr fassen. Der Schmerz. Die bleierne Müdigkeit. Ich wollte schlafen, endlich schlafen.

"Sasuke", antwortete er und ich musste unweigerlich lächeln. Eine ehrliche Geste ohne Hintergedanke.

"Ich bin müde", flüsterte ich zusammenhanglos, zu schwach, um lauter zu sprechen. Klare Gedanken. Ich fand sie nicht mehr. Warum?

"Ich weiß", erwiderte er lächelnd und ich spürte, wie seine Hände meine Wangen berührten. So warm. So müde.

"Es ist vorbei", fügte er hinzu und es fiel mir schwer, ihn anzusehen. Meine Augenlider waren so schwer. Zu schwer. Ich wollte irgendetwas sagen, irgendetwas, das mir spontan auf der Zunge lag, doch bevor ich es in Worte fassen konnte, war es mir wieder entglitten.

"Beantworte mir nur eine Frage, Sasuke", flüsterte er hörbar nahe meines linken Ohres, "sage mir nur Eines-"

Seine Lippen bewegten sich, doch ich hörte nichts mehr. Nichts. Gar nichts.
 

***

Die Stimmung ist ausgelassen. Allem zum Trotz. Kinder stehen an einem Stand und versuchen Goldfische zu fangen, während nebenan eine ältere Frau mit freundlichem Gesicht Takoyaki verspeist. Mein Volk. Doch ich fühle nichts.

Die Musik, die fröhlichen Mienen, die Gerüche und das Licht der Laternen - ich verspüre nur Gleichgültigkeit in meinem Inneren. All das ist kein Teil von mir, es gehört zu mir und ich gehöre nicht dazu.

Keine neue Erkenntnis und ich bedauere es auch nicht. Schließlich ist es meine eigene Entscheidung.
 

Ich sehe zu, wie ein maskierter Shinobi einem vielleicht sechsjährigen Kind einen rosafarbenen Luftballon überreicht.

"Danke", ruft es und läuft davon. Er sieht auf zu mir, unsere Blicke treffen sich. Kurz. Kurzerhand richtet er sich auf und tritt an mich heran. Ich kenne ihn nicht.
 

***

Als ich erwachte, war ich allein. Es konnten nur Minuten vergangen sein, seitdem ich das Bewusstsein verloren hatte, doch sie kamen mir wie Stunden vor.

Umständlich bewegte ich meinen kraftlosen Körper dazu, sich zur Seite zu rollen, damit ich mich aufrichten konnte. Ich hatte einen unangenehmen, metallischen Geschmack im Mund und spuckte auf den Boden, um ihn loszuwerden. Blut, das sich seinen Weg über den nackten Stein bahnt.

Erstaunlich ruhig blickte ich mich um. Ich war allein. Meine Hände berührten etwas, Metall traf auf Stein. Ein Stirnband. Beinahe unversehrt. Narutos.
 

***

Wir stehen uns gegenüber und ich wende den Blick ab, gehe an ihm vorbei ohne zu zögern. Er murmelt etwas, ich verstehe nur einen Teil.

"Möchtest du mir nicht zum Geburtstag gratulieren?"


Nachwort zu diesem Kapitel:
Es ist schwer, sich an den Rahmen einer Geschichte zu halten und früher oder später werden mir wohl Fehler unterlaufen (falls sich jetzt jemand fragt, wie die Mugen Tsukiyomi aufgelöst wurde... das wird noch irgendwann aufgeklärt oO), auch, wenn ich mich sehr darum bemühe, halbwegs authentisch zu schreiben. Auch Nachvollziehbarkeit ist mir wichtig - und Sasuke macht es da einem wirklich nicht leicht. Ich denke immer noch drüber nach, wenn ich ehrlich bin. Zudem ich diverse, kontroverse (englische) Debatten darüber gelesen habe, ob Sasukes Revolutionsidee in irgendeiner Form berechtigt oder sinnvoll ist XD Die meisten lehnen sie ab. Ich persönlich denke, dass keiner von beiden wirklich im Recht ist. Aber mal schauen, was die Zukunft dieses Textes so mit sich bringt... und wenn irgendwann einer sich sagt "ich verstehe den Gedanken dahinter" habe ich zumindest in der Fiktion der Fiktion mein Ziel erreicht. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Casshern
2014-10-06T22:37:19+00:00 07.10.2014 00:37
Wow gut geschrieben muss ich sagen ich war anfangs verwirrt wegen der erinnerungen aber dann hab ichs kapiert ich hoffe du schreibst schnell weiter bin schon gespannt auf das nächste Kapitel

Lg da lass Casshern


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