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Die Welt im Wandel

Oneshot-Sammlung zu "Vergeltung"
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
So, da mich die nette abgemeldet zu dieser Challenge herausgefordert hat, wollte ich jetzt gewiss nicht den Schwanz einziehen ;p
Es war zwar nicht ganz leicht, da die Geschichte gut dreitausend Jahre vor unserer Zeit spielt und darum verständlicherweise noch niemand etwas von der Ice Bucket Challenge gehört hat, aber ich habe versucht, es irgendwie hinzubiegen. Zumindest kriegt Neyo einen Eimer Wasser über den Kopf und das ist ja die Hauptsache :D

Details zu dem Ganzen könnt ihr übrigens in der Charakterbeschreibung nachlesen. Komplett anzeigen

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Dieb

Rashitar, Frankreich (829 v. Chr.):

 

 

 

Neyo war Zeit seines Lebens ein Dieb gewesen.

Schon als kleiner Junge hatte er sich alles zusammenstehlen müssen, um irgendwie zu überleben. Nahrung, Kleidung und hier und da Kostbarkeiten, die sich zufällig in seiner Reichweite befunden hatten. Nichts war vor ihm sicher gewesen.

In seinen Anfängen hatte er sich noch recht bescheiden gegeben. Ein paar Kleinigkeiten vom Markt, einige abgetragene Kleidungsstücke von irgendwelchen Wäscheleinen. Dinge, welche sowieso kaum jemand vermissen würde, für ihn jedoch essentiell gewesen waren.

Erst mit den Jahren war er dreist und wagemutig geworden und hatte sich auch an Objekte gewagt, die durchaus einen gewissen Wert besaßen. Exotische Früchte, feinste Textilien, Schmuck. Irgendwann hatte er sich selbst immer wieder aufs Neue herausgefordert und hatte jedes Mal etwas besser und etwas unverschämter sein wollen.

Und es hatte funktioniert.

Bis zu jenem Tag, als man ihn geschnappt und nur die Gnade eines wohlhabenden Magiers ihn vor einem schrecklichen Schicksal bewahrt hatte.
 

Inzwischen war für Neyo Diebstahl nicht mehr nötig. Er besaß mehr Kleidung als jemals zuvor in seinem Leben, konnte so viel essen, bis ihm der Magen platzte, und vermochte sich auch sonst an allerlei Dingen zu erfreuen. Bücher, Musikinstrumente, Werkzeuge. Es stand ihm alles zur freien Verfügung.

Und eigentlich hätte sich Neyo glücklich schätzen müssen. Doch der Dieb in seinem Inneren rebellierte ununterbrochen.

Es war einfach nicht möglich, ihn völlig auszutreiben.

Zunächst wollte Neyo es ignorieren, doch immer wieder kribbelte es unter seinen Fingernägeln. Seine Gefühle widerstrebten ihm zwar selbst ungemein, besonders da er die Männer und Frauen in Jylieres Haushalt durchaus als Freunde betrachtete, aber er konnte einfach nichts dagegen tun.

Da er sein Augenmerk jedoch sicherlich nicht auf etwas richten wollte, was einen sentimentalen Wert für irgendjemanden besaß, konzentrierte er sich vordergründig auf seinen liebsten Platz in der gesamten Villa: die Küche.
 

Es war leichtsinnig genug, um eine Herausforderung darzustellen, da der Koch Gyr ein zwei Meter Berg war und bei seinen Lebensmitteln keinerlei Spaß verstand, aber auch harmlos genug, dass er niemandes Gefühle damit verletzen würde.

Und so fing es mit zunächst mit unbedeutenden Kleinigkeiten an. Ein Stück Brot, ein Apfel, ein seltener Käse. Nicht mal Gyr bemerkte, dass einige Lebensmitteln abhanden gingen, auch wenn es sich tatsächlich um Nahrungsmittel handelte, die vordergründig für Jyliere und seinen gehobenen Besuch bestimmt waren und nicht etwa für die Dienerschaft.

Erst als Neyo mit der Zeit immer dreister wurde und sich auch an Eiern und Fleisch vergriff, sah man deutlich, wie Gyr sich wiederholt fragte, ob er unter Umständen zu viel trank oder ob er seine Bestände vielleicht falsch gezählt hatte. Neyo saß währenddessen grinsend in einer Ecke und erfreute sich an der Verwirrung des Kochs.

Niemand ahnte etwas.

Bis auf einen zumindest.
 

Es war an einem kalten Abend, als Neyo ein Stück extrem leckeres Süßbrot hatte mitgehen lassen und es sich auf der Terrasse gemütlich machte, um es genüsslich zu verspeisen. Es war zwar kalt, fast schon eisig, doch er hatte sich noch nie daran gestört. Er hatte fünfzehn Jahre bei jedem Wetter im Freien geschlafen, da vermochte ihm kaum etwas anzuhaben.

Im ersten Moment bemerkte er gar nicht, wie sich eine Person von der Seite näherte, doch einen Augenblick später wurde ihm das Brot, das er gerade hatte zum Mund führen wollen, aus der Hand gerissen und seine Welt bestand von einem Moment zum anderen plötzlich nur noch aus Eis.

Zuerst begriff er gar nicht, was geschah, und er brauchte eine gefühlte Ewigkeit, bis er realisierte, dass man ihn einen Eimer mit dem kältesten Wasser aus dem Diesseits über den Kopf gegossen hatte. Sofort zogen sich seine Muskeln zusammen und sein Körper gefror regelrecht. Nichts konnte er mehr bewegen und alles wurde derart taub, dass er nicht einmal Schmerz zu spüren in der Lage war.
 

Was ...?“, presste er schließlich hervor, während er sich bemühte, sich irgendwie durchs Gesicht zu wischen, um das Wasser daran zu hindern, in seine Augen zu fließen.

Im nächsten Moment trat Calvio in sein Blickfeld, in seiner Hand das süße Brot. „Du kleiner Dieb!“, zischte er. „Wenn du es noch einmal wagen solltest, dich an meinen Sachen zu vergreifen, werfe ich dich schnurstracks ins Meer! Das bisschen Wasser hier war nur eine kleine Kostprobe.“

Neyo schnaubte. Er hatte nicht einmal gewusst, dass sich Calvio das Brot extra zur Seite gelegt hatte. „Oh bitte, du reagierst über ...“, erwiderte er, mit klappernden Zähnen. „Du willst mich ertränken wegen ... wegen ein bisschen Brot ...?“

„Ich habe Männer schon für weitaus weniger ertränkt“, entgegnete Calvio und seine Stimme klang derart ernst, dass man einen Moment tatsächlich hätte glauben können, er sprach die Wahrheit. „Also lass es gut sein, verstanden? Ich mag dich, aber solltest du noch einmal irgendetwas zu nahe kommen, das mir gehört, wird niemand je in der Lage sein, deine Leiche zu finden!“
 

Neyo sagte daraufhin nichts, sondern beobachtete nur, wie Calvio auf dem Absatz kehrtmachte und wieder in warmen Inneren verschwand.

Eine Weile saß er noch im Schneidersitz auf der Terrasse, von oben bis unten durchnässt, und dermaßen steifgefroren, dass er sich unweigerlich fragte, ob er sich jemals wieder richtig bewegen würde können.

Schließlich jedoch breitete sich ein Lächeln auf seinen Lippen aus.

Alles, was er gebraucht hatte, war eine Herausforderung gewesen. Gyr direkt unter seiner Nase Lebensmittel zu klauen, war zwar amüsant, aber letzten Endes wenig befriedigend gewesen. Calvio hingegen würde sich als eine weitaus größere Hürde herausstellen.

Vielleicht würde es Neyo wirklich eines Tages umbringen, aber es war ihm gleich.

Es war immer noch um Welten besser als dieses lästige Jucken unter seinen Fingernägeln.

Und es machte sehr viel mehr Spaß.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe, es wusste einigermaßen zu gefallen ^^
Wie gesagt, mit der Ice Bucket Challenge steht es jetzt in dem Sinne nicht wirklich direkt im Zusammenhang, aber das war in dem Setting auch was schwieriger.

Ich nominiere hingegen niemanden, da im Grunde mehr oder weniger alle, die ich kenne, schon einmal da durch mussten und ich sie sicherlich nicht nochmal „belästigen“ will xDD Aber falls jemand Lust verspürt, kann er gerne dem Beispiel folgen oder auch einfach nur was spenden!

Meine Spende geht übrigens nicht an den ALS, sondern an unseren hiesigen Behindertensportverein.
Ich denke einfach, die ALS hat in den letzten Monaten echt eine Menge Geld bekommen (was natürliche eine super Sache ist), während es so viele andere tolle Organisationen gibt, die große finanzielle Sorgen haben und jede Spende gut gebrauchen können. Von daher geht mein Geld jetzt im Moment lieber an so eine Stelle ...

Ok, und nochmal vielen Dank hierfür, abgemeldet ;p
Sowas kommt bei mir unter Zeitdruck und dem allgemeinen Mangel an Kreativität heraus xDD Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2015-02-14T20:05:45+00:00 14.02.2015 21:05
Oh, ich bin ein Luder das ich hier noch nichts da gelassen habe, obwohl die Challenge ja von mir kam...
Schande über mein Haupt. >o<
Ich geh mich gleich schämen. Ich will ja dann noch das Bro-Kapitel kommentieren. Solange musst du noch warten, ehe du mich an den Pranger stellen kannst. ;)

Also ich bin begeistert, denn ich war mir durchaus im Klaren darüber, dass es verdammt schwer sein wird, sowas in dieser Zeit einzubauen, aber das hast du verdammt gut gelöst.
Dass die Erkrankung an sich keine Benennung erhält, ist nachvollziehbar. Gab es damals einfach nicht - das Wissen darüber. Von daher habe ich nichts zu beanstanden, sondern freu mich einfach darüber, wieder einmal von Neyo gelesen zu haben. <3
Und Calvio natürlich - mein Bester! XD
Antwort von:  Nochnoi
15.02.2015 23:26
Schande über dich, Schande über deine Kuh ...!!

Ach Quatsch, jeder soll in seinem Tempo lesen und kommentieren, wie er das gerne möchte und Zeit dafür findet ;)
Ich bin auf jeden Fall froh, dass meine kleine, spontan zusammengebastelte Geschichte deinen Ansprüchen genügt! War wie gesagt nicht ganz so simpel (ich konnte sie ja jetzt wirklich nicht von ALS reden lassen), aber hey, was wäre das Leben, wenn's einfach wäre, nicht wahr? xD
Von:  SamAzo
2014-10-16T23:40:56+00:00 17.10.2014 01:40
Ja, ja, ja...
So schnell kann man eine kalte Dusche bekommen.
Wenn man sich halt mit dem Falschen anlegt, ne?
(Hatte ich mal erwähnt, das mich ein Arbeitskollege wegen einem Apfel, den ich ihm [aus Spaß!] weggenommen hatte, mit dem Kopf gegen einen Schraubstock gehauen hat... da wäre nen Eimer kaltes Wasser sicher angenehmer gewesen.)

Und ich sehe Neyo vor mir, ganz in Barney Stinson manier; "Herausforderung angenommen!"
xD

Ah und auch schön zu wissen, das Calvio von Wasser dann zu Feuer übergegangen ist. Hat er schon die Hälfte der Elemente durch. Demnächst beschwört er einen Tornado und lässt den über London ziehen, während er sich als Erdbändiger versucht...


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