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Reise nach Elayaden

Lehrjahre sind keine Herrenjahre
von

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Eine Führung und eine Herausforderung

Obwohl sie die Unterredung ohne größere Schwierigkeiten überstanden hatten, ging es dem Paar jedoch nicht besser. Man glaubte ihnen zwar, dass sie ihr Gedächtnis, aufgrund eines mächtigen Zaubers, verloren hatten, aber nun galt es die anderen beiden darüber in Kenntnis zu setzen, ohne dass ihr neuer Aufpasser misstrauisch wurde.

Was gar nicht so einfach werden dürfte, da er ihre Köpfe, nach wie vor, in seinen Armbeugen gefangen hielt und diese hin und wieder etwas enger zog. Ihn schien es köstlich zu amüsieren, wie die anderen beiden versuchten, aus dieser peinlichen und misslichen Lage zu gelangen.

Und selbst wenn sie es schafften Mia und Grahl auf den neusten Stand der Dinge zu bringen, hatten sie eine Menge zu verdauen. Sie waren also Helden und allen Anschein nach verfügten sie über enorme Fähigkeiten.

Mit einem leichten Schaudern dachte Smith an jenen Abend zurück, an dem Mia ihn mit Kristallspitzen beschossen hatte. Er war sich bewusst, dass sie dies nicht mit Absicht getan hatte, aber dennoch war er erstaunt gewesen, wozu sie im Stande war. Unweigerlich fragte er sich, welche Kräfte in ihm schlummern mochten und wie er sie entfesseln konnte.
 

Ein überraschter Schmerzensschrei holte den Goldäugigen aus seinen Überlegungen zurück.

Anscheinend war es Kyth gelungen, sie zu befreien, denn Lelou sprang mit verzogenem Gesicht auf einem Bein herum, während er das andere mit beiden Händen rieb.

„Du hättest uns einfach loslassen sollen“, erklärte Kyth kühl, verschränkte die Arme vor der Brust und wandte sein Gesicht unbekümmert vom Leibwächter des Prinzen ab.

Smith musste sich ein Lachen verkneifen, als er die beiden Streithähne so beobachtete.

„Das ist noch lange kein Grund, mir auf den Fuß zu treten“, beschwerte sich der Hüne, wobei er wie ein weinerliches Kind wirkte.

Und das soll allen Ernstes ein Anführer sein, dachte Kyth seufzend, wandte sich jedoch schnell Smith zu und erklärte flüsternd: „Das ist deine Chance. Lauf zum Behandlungszimmer und kläre die anderen beiden auf. Ich werde etwas Zeit schinden.“

Der junge Mann mit dem weizenfarbenem Haar nickte verstehend und eilte den Korridor entlang, den sie gekommen waren.

Hinter sich konnte er nur hören, wie die anderen beiden sich einen verbalen Schlagabtausch boten.
 

Glücklicherweise war sein Bestimmungsort nicht mehr fern und so hatte er die Strecke in kurzer Zeit zurückgelegt. Besorgt fragte er sich zwar, ob es eine gute Idee war, die beiden alleine zu lassen, aber er hatte keine andere Wahl. Schon während der Besprechung war ihm aufgefallen, dass Lelou einen Narren an ihm gefressen hatte, was Kyth so gar nicht passte.

Ich hoffe er macht uns keinen Ärger, grübelte Smith, der genau wusste, wozu ein eifersüchtiger Kyth im Stande war. Bitte nicht, schoss es ihm peinlich berührt durch den Kopf.
 

Als er den Behandlungsraum erreicht hatte, trat er schnell ein. Ihm war bewusst, dass nur wenig Zeit blieb, denn egal wie sehr sich sein Partner auch anstrengen würde, er konnte den erfahrenen Leibwächter nicht ewig in Schach halten.

Ohne Notiz von den ärztlichen Helferinnen oder dem Arzt zu nehmen, stürmte er geradewegs hinter die Wolldecke, hinter der Mia und Grahl sich befanden.
 

„Ah ihr seid schon zurück? Wie ist es gelaufen?“, fragte der Rothaarige mit gedämpfter Stimme. Grahl war wieder vollkommen auf der Höhe und lag gemütlich in seinem Bett. Es freute Smith sehr, dass es ihm wieder gut ging. Er hätte sich niemals verziehen, wäre sein Bruder zu weiterem Schaden gekommen.

„Seid still und hört mir zu. Es bleibt nicht viel Zeit. Wir sind anscheinend keine Gefangen mehr. Wir konnten sie überzeugen, dass wir durch einen mächtigen Zauber unsere Erinnerungen verloren haben und deshalb nicht wissen woher wir kommen, noch warum wir hier gelandet sind. Wir dürfen uns frei im Herrenhaus bewegen, so lange beratschlagt wird, was sie mit uns machen werden. Wir müssen uns also noch ein wenig gedulden, aber ich denke, dass wir bald von hier verschwinden können. Ach und da wäre noch etwas~“
 

Jäh wurde Smiths Ausführung unterbrochen, als die Tür abermals aufdonnerte und wenige Sekunden darauf ein Hüne die Trenndecke zurückwarf und den Goldäugigen wieder in den Schwitzkasten nahm.

„Goldi ich muss doch sehr bitten. Du kannst nicht einfach ohne uns davonlaufen. Ihr dürft euch zwar frei bewegen, aber dennoch sollt ihr unter meiner Beobachtung bleiben“, brummte Lelou vorwurfsvoll und strubbelte Smith wild durchs Haar.

„Lass ihn sofort los!“, bellte Kyth, der sich den Kopf reibend, auf den Leibwächter stürzte.

Verdutzt beobachteten Mia und Grahl die Drei und sahen sich letztlich schulterzuckend an.
 

Das Getöse wurde erst unterbrochen, als der Arzt herbeieilte und die Streitenden wütend anfuhr: „Dies ist ein Behandlungszimmer für Verletzte und Kranke. Sie brauchen dringend Ruhe und wenn Sie nicht sofort mit Ihren Kindereien aufhören, werde ich Sie alle höchstpersönlich ruhigstellen!“

Um seiner Drohung Ausdruck zu verleihen zog er eine Spritze mit einem Beruhigungsmittel auf und richtete es auf die Angesprochenen.

Augenblicklich kehrte Frieden ein. Die Kämpfenden gingen auseinander und verbeugten sich entschuldigend. Auch auf Grahl wirkte die Spritze, denn er war leichenblass geworden und konnte den Blick nicht von ihr lassen, was Mia dazu veranlasste, gellend aufzulachen.

Mit Zorn gerötetem Kopf brüllte der Arzt: „Raus hier! Allesamt! Ein wenig frische Luft wird Ihnen nicht schaden!“
 

Eilig wie der Blitz machten sich die Fünf auf, das Herrenhaus zu erkunden.

„Nun was haltet ihr davon, wenn ich euch ein wenig herumführe. Das Anwesen ist riesig und wenn man sich nicht auskennt, verläuft man sich schnell“, schlug Lelou vor.

Der Rest der Truppe nickte zustimmend.

„In Ordnung, dann wäre das geklärt. Ach ja, ich bin übrigens Lelou, der Anführer der Leibwächter des Prinzen. Es freut mich euch kennenzulernen.“

„Ich bin Grahl und das ist Mia. Freut uns auch“, stellte der Rothaarige sich und seine Schwester vor, die sich verlegen an seiner Hose festklammerte.

Mit einem charmanten Lächeln nickte der Hüne der Weißhaarigen zu, die daraufhin ihr Gesicht peinlich berührt in die Seite ihres Bruders drückte.

„Da wir uns jetzt alle bekannt gemacht haben, können wir ja losziehen“, lachte der Hüne und schritt voran.
 

„Geht es dir gut?“, wollte Smith besorgt von seinem Geliebten wissen, der sich nach wie vor den Kopf rieb und ihren Führer keine Sekunde aus den Augen ließ.

„Ja. Es geht schon. Ich wollte ihm nur verdeutlichen, dass er sich von dir fernhalten soll. Leider hat er mich in einem unerwarteten Moment am Kopf erwischt und ist dann davongezogen. Seltsam, dass er dich ermahnt, nicht allein herumzulaufen, mich aber zurücklässt, nur damit er dich abfangen kann. Ich sag dir, ich kann ich nicht ausstehen.“

Wenig überrascht konnte Smith einen verlegenen Seufzer nicht unterdrücken. Es war schon immer so gewesen, dass der sonst so coole Kyth vor Eifersucht schäumte, wenn sein Partner schöne Augen gemacht bekam. Natürlich war der Violettäugige überhaupt nicht dazu im Stande Eifersucht zu empfinden, wenn es nach ihm ging, nein, hier ging es dann plötzlich immer nur ums Prinzip.

Wie peinlich, schmunzelte Smith in sich hinein und klammerte sich an den Arm des anderen, um ihm zu beweisen, dass keinerlei Grund zur Besorgnis bestand.
 

Lelou hatte sie nun durch etliche Gänge geschleift und ihnen Studierzimmer, Gartenanlagen, die Küche, die Ställe, eine kleine Kapelle und vieles mehr gezeigt und sie mit kleinen Anekdoten unterhalten. Doch mit jeder Geschichte zauberten neue Orts-, Personen-, oder andere Namen Fragezeichen auf die Gesichter seiner Begleiter, weshalb Smith schließlich eine Frage auf der Zunge brannte, die er sogleich stellte:

„Lelou, habt ihr hier vielleicht auch eine Bücherei?“

Zufrieden nickte der Leibwächter und erklärte sofort: „Die größte in ganz Xändyr.“

„Würde es dir etwas ausmachen, mich dorthin zu bringen?“

Wieder erntete der Goldäugige ein Nicken mit einem neckischen Zwinkern.

Ohne weitere Umschweife oder auf den wütenden Blick Kyths zu achten, führte er die Truppe zum gewünschten Ort.
 

Sie waren unzählige Stufen hinab gestiegen und fanden sich nun vor einer gewaltigen doppelflügligen Tür aus massivem Eichenholz. Sie war dunkel lackiert und in schönen Schriftzeichen stand im Rahmen: 'Quell der Freude und Weisheit. Begehrst du Wissen, so tritt ein'

Behutsam stieß der Führer die Tür auf und forderte seine Begleiter, mit einer einladenden Geste, auf einzutreten.
 

Smith war fasziniert vom Anblick all dieser Bücher. In einem gewaltigen Raum, der wohl den gesamten Keller des Anwesens ausmachte waren viele hundert Regale zu fein säuberlichen Reihen aufgestellt worden. In diesen befanden sich wiederum scheinbar unendlich viele Bücher, die das Wissen, die Geschichte, Legenden, Märchen und vieles mehr dieser Welt in sich bargen. Hier und da konnte er Bibliothekare ausmachen, die die literarischen Schätze sortierten oder studierten. Der Boden des Gemäuers war mit weinrotem Teppich ausgelegt und eine Unzahl an kristallenen Kronleuchtern zauberten einen schimmernden Lichtschein in die Halle. Hier und da waren Tische und Stühle aufgestellt, wo die Bücher in der allgegenwärtigen Ruhe gelesen werden konnten. Der Goldäugige sog den einzigartigen Duft dieser Ansammlung in sich ein und fühlte zum ersten mal, wie wertvoll diese Schriftstücke doch sein konnten. Endlich waren sie in der Lage, etwas über ihre neue Heimat in Erfahrung bringen zu können und dies würde er auch sogleich tun.
 

Im Gegensatz zu ihm, waren die anderen weniger begeistert und konnten auch nichts von dem Zauber oder der Fülle an Informationen erkennen, die ihn in freudige Erwartung stürzte. Eher das Gegenteil war der Fall. Die Drei standen vor der Tür, als würde ein übler Fluch sie daran hindern, auch nur einen Fuß über die Schwelle setzen zu können und auch Lelou zog es wohl schon weiter.

„Müssen wir wirklich hierbleiben?“, fragte Grahl gelangweilt, fast schon entsetzt. „Der Arzt meinte doch, dass ich frische Luft brauche und hier riechts stickig.“

„Das ist doch voll langweilig“, beschwerte sich auch Mia. Zum einen um Smith wieder einmal zu ärgern und zum anderen weil sie mit Büchern noch nie etwas anfangen konnte.

„Versteht ihr denn nicht. Hier können wir vielleicht erfahren, was wir vergessen haben. Vielleicht hilft uns ja eins dieser Bücher, uns wieder zu erinnern“, versuchte der Weizenblonde zu erklären und verbarg keine Sekunde seine schiere Begeisterung.

Natürlich verstanden seine Gefährten, worauf er anspielte, aber es lag ihnen fern, die neue Welt aus Büchern kennenzulernen. Sie wollten sie sehen und erleben, wenn sie sich schon damit abfinden mussten hier zu bleiben.
 

Lelou, der sowohl Smith als auch die anderen verstand, hatte die Lösung für ihr Dilemma und wandte sich Stolz an seinen Liebling: „Du kannst hier bleiben und deinen Wissensdurst stillen, während wir uns weiter umsehen. Natürlich kann ich dich nicht ohne Aufsicht hierlassen, weshalb ich einen meiner Leute nach dir schicken werde. Versprich mir also, dass du dich nicht wieder davon stiehlst, sobald wir weg sind.“

Smith nickte verstehend, wanderte aber sogleich, wie hypnotisiert davon und verschwand in den Reihen der Regale.

Kyth wusste genau, dass keine tausend Pferde seinen Freund nun dazu bewegen konnten, diesen Quell des Wissens zu verlassen. Lächelnd sah er ihm hinterher und war dem Leibwächter zum ersten mal, für diese Idee, dankbar.

Viel zu lange hatte Smith sich mit Vorwürfen und Schuldgefühlen gequält. Vielleicht war jetzt endlich der Moment gekommen, da die schönen Seiten ihrer Reise beginnen würden. Der Schwarzhaarige hoffte es sehr und war trotzdem froh, jetzt nicht hier versauern zu müssen.

Jeder erfreut sich eben anders an den Dingen, grübelte er nur.
 

„Und was machen wir jetzt?“, wollte Mia aufgedreht wissen. Sie war plötzlich wie ausgewechselt. Bis eben war sie stillschweigend und eng an Grahl geschmiegt der Führung gefolgt und nun, da Smith die Truppe verlassen hatte, konnte sie wieder sprechen und tänzelte sogar um ihre Begleiter herum. Es war unübersehbar. Sie hatte mit ihrem älteren Bruder gebrochen, fühlte sie unwohl in seiner Nähe – ertrug sie scheinbar kaum. Sie würde ihm niemals verzeihen, dessen wurde sie Kyth allmählich schmerzlich bewusst und obwohl sein Partner nicht vorhatte, die beiden mit hineinzuziehen, waren sie nun einfach hier. Smith tat Kyth leid. Waren Mia und Grahl ihm doch so wichtig, wie er selbst. Er musste einen Weg finden, dass sie ihrem Bruder wieder verzieh, sich ihm annäherte. Doch wie?

Vielleicht müssen wir ihr ja auch nur etwas Zeit geben., dachte er und wusste bereits, dass diese Wunde auch nicht durch die Zeit geheilt werden konnte. Sie musste Smith von ganz allein verzeihen und niemand würde daran etwas ändern können.
 

„Ihr wolltet an die frische Luft? Da hätte ich eine großartige Idee“, meldete sich Lelou zu Wort, nachdem er einen Boten beauftragt hatte, einen Wachmann für Smith zu organisieren. Dabei grinste Kyth unheilvoll an. In seinen Augen blitzte der Schalk.

Was mochte nun wieder in dem Hünen vorgehen.

„Folgt mir“, forderte er sie winkend auf, woraufhin sie die Bücherei hinter sich ließen und wieder einige der Stufen bewältigten. Mia quasselte jetzt ungehalten mit Grahl und Kyth. Sie mutmaßte was sie alles erleben würden, tat ihre Meinung über das bereits Gesehene kund oder fragte sich wo sie jetzt hingingen, wie der Prinz wohl so war oder ob sie in königlichen Gemächern schlafen durften.
 

Der Leibwächter führte die Truppe durch einen der schönen Gärten. Viele verschiedene Blumen blühten in gepflegten Beeten, die links und rechts der Kopfsteinwege angelegt waren. Ein kristallklarer Teich war ebenfalls, im Zentrum, auszumachen, in dem wunderschöne perlweiße Fische schwammen. Eine Brücke führte über den Teich auf eine kleine Insel, auf der ein gewaltiger Eichenbaum Schatten spendete. Unter diesem Baum hatte man eine Bank aufgestellt. Das Zwitschern der Vögel und das Zirpen und Summen der Insekten war allgegenwärtig und die Sonne tauchte den Ort in ein warmes und angenehmes Licht. Es wirkte fast als tanzten kleine Kristalle auf dem Teich.

Dem Weg weiter folgend verließen sie den Garten und beschritten einem kleinen Trampelpfad, der zwischen dichten Hecken hindurchführte. Es war gerade genug Platz, dass der breitschultrige Lelou die Sträucher nicht berührte. Der enge Pfad, dem sie nun schon einige Minuten gefolgt waren, öffnete sich letztlich vor ihnen und sie betraten einen merkwürdigen Bereich. Er hatte nichts von der Schönheit der Gärten. Im Gegenteil. Er wirkte trostlos und schäbig. Sie befanden sich auf einer kreisrunden, freien, abgetrampelten Fläche. Sie umfasste etwa fünfzig auf fünfzig Meter und wurde von der riesigen Hecke abgeschirmt. Ein kleiner Grünstreifen trennte die Hecke von dem Platz. Dort standen einige Bäume, die traurig die Köpfe hängen zu lassen schienen. An einer der Seiten des Kreises waren einige Baumstämme platziert worden, auf denen man wohl platz nehmen konnte.
 

„Tada!“, gab Lelou vergnügt von sich. „Das ist der Trainingsplatz der Leibwache des Prinzen. Ich dachte mir, vielleicht würde es euch Spaß machen ein wenig eure Fähigkeiten auszutesten.“

Seine drei Begleiter sahen sich verdutzt an. Schließlich wusste keiner von ihnen, wie man die Kraft in ihrem Innern befreien konnte. Nicht einmal Mia, die es bereits geschafft hatte. Damals war es jedoch etwas anderes gewesen. Ihre Emotionen hatten sie übermannt und sie selbst wusste nach wie vor nicht, wie ihr geschehen war. Wenn sie ehrlich war, war sie etwas über sich erschrocken gewesen. Sie war bereit gewesen ihrem Bruder zu verletzen, ihn womöglich zu töten. Ein kalter Schauder lief ihr über den Rücken, als sie sich erinnerte. Kopfschüttelnd versteckte sie sich hinter Grahl und klammerte sich an ihm fest.

„Ich glaub wir passen“, erklärte dieser trocken. „Ich bin grad wieder gesund und Mia hat auch keine Lust.“

„Na fein“, entgegnete der Leibwächter gelassen und schenkte nun seine ganze Aufmerksamkeit Kyth. Wieder hatte er dieses schelmische Funkeln in den Augen und er feixte den anderen an. „Wie sieht es bei dir aus? Hier wäre der ideale Ort, um unsere Differenzen aus der Welt zu schaffen.“

„Differenzen?“, wiederholte der Violettäugige gekonnt gelassen. „Ich wusste gar nicht, dass wir welche haben.“

„Ach wirklich? Nun dann macht es dir also nichts aus, wenn ich Goldi weiter auf den Zahn fühle?“ Herausfordernd starrte der Grauäugige sein Gegenüber an. „Vielleicht kommen er und ich uns ja sogar ein wenig näher. Das würde mir schon gefallen. Ich finde ihn durchaus anziehend und seine Art gefällt mir auch.“

Kyth ballte die Hände zu Fäusten und knirschte mit den Zähnen. Allein der Gedanke, dass dieser arrogante Typ sich an Smith heranmachen könnte, versetzte ihn in Rage. Er wollte ihm jedoch nicht die Genugtuung geben und auf seine Provokationen hereinfallen.

„Ich frage mich wie es wohl ist ihn im Arm zu halten oder zu küssen“, bohrte Lelou unverhohlen weiter, da er spürte, wie sein Kontrahent sich anspannte. „Ich wäre auch ganz gut zu ihm.“
 

Ein Feuer entbrannte in Kyth, dass er nicht mehr zu unterdrücken im Stande war. Sein Herz raste und plötzlich vernahm er ein Rauschen in seinem Inneren, wie ein beständiger Fluss, der von einem Damm zurückgehalten worden war, nun aber den Wall durchbrach.

„Genug!“, brüllte er, richtete eine geballte Faust auf Lelou und öffnete diese. Durch diese Bewegung setze er eine Energie frei, die tief in seinem Inneren geruht hatte. Das Rauschen schwoll an und plötzlich schossen fünf Lichtkugeln aus seiner Hand, die allesamt blitzschnell auf den Leibwächter zu schossen. Dieser machte einen perfekten Rückwärtssalto, ehe die Geschosse im Boden einschlugen.

Staub wirbelte auf und Mia entfuhr ein Kreischen. Grahl starrte gebannt auf den Partner seines Bruders, der mit wütender Miene auf dem Trainingsplatz stand und ihren Aufpasser angriff. Etwas an ihm hatte sich verändert. Erst wusste er nicht genau was, doch dann bemerkte er es.

„Mia, sieh mal. Kyth Augen. Sie sind nicht mehr violett. Sie sind weiß.“

Das Mädchen, dass sich erschrocken an ihn gepresst und ihr Gesicht in seinem Hemd vergraben hatte, blickte zögerlich auf und sah es nun auch.

„Du hast recht. Was hat das zu bedeuten?“, piepste sie kaum hörbar.

„Wenn ich das wüsste.“

Gespannt setzten sich die beiden auf einen der Holzstämme und beobachteten, wie es weitergehen würde.
 

Kaum hatte die Staubwolke sich gelichtet, musste Kyth feststellen, dass keiner seiner Angriffe Lelou getroffen hatte. Er war ganz einfach ausgewichen und kniete dumm grinsend am Boden. Lässig richtete er sich auf, fuhr sich arrogant durchs Haar und brüllte freudig: „Na also. Willst du doch unsere Differenzen aus der Welt schaffen. Wenn es dir gelingt mich zu treffen oder zu Boden zu ringen, verspreche ich dir, die Finger von Goldi zu lassen. Sollte ich dich aber niederstrecken garantiere ich für nichts. Du musst dich nicht zurückhalten. Ich bin gespannt, was du so drauf hast.“

Seine Knöchel knirschend ging Lelou in Angriffsstellung und winkte Kyth zu sich her.

Na warte. Dir werde ich es zeigen, dachte der Geliebte Smiths. Fest entschlossen zu siegen und diesem Kerl eine Lektion zu erteilen.



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