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Gedankenwanderer

OP One-Shot Sammlung
von
Koautor:  Sternenschwester

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich begrüße euch zur ersten Geschichte dieser kleinen Sammlung!

Die Anregung kommt vom Story-Bingo aus dem Feder und Stift Zirkel. Vorgegeben war das Thema „Fehler im System“, woraus ein kleiner Vorgeschmack auf meine nächste FF wurde.

Ich freue mich auf Ideen, Anregungen, Vorschläge, Ideen, Lob und Tadel!
Kommentare wären phänomenalo!

Ganz viel Spaß beim Lesen!
GLG eure KankuroPuppet Komplett anzeigen

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Fehler im System (Law/Killer/Kid)


 

Fehler im System
 

Besorgt blickte Law auf den jungen Mann, der elendig vor ihm auf einem Stuhl hockte und voller Erschöpfung das Gesicht in den Händen vergrub. Vor diesem Tag hatte der Captain der Heart-Piraten den ersten Maat Killer nur zwei- oder dreimal getroffen. Obwohl Law ihn nie gemocht hatte, bewegte selbst ihn dieser Anblick. „Ich versteh es nicht“, gab der Chirurg schließlich zu und wartete, bis Killer seinen Kopf drehte, um ihn fragend anzuschauen. „Egal, an welche Piratenbande ich denke, ich kann mir erklären, weshalb die Person an der Spitze der Captain ist und kein anderer der Crew. Nur bei euch…“, er machte eine Pause um sowohl auf Killer als auch auf den regungslosen Körper auf dem Behandlungstisch neben ihnen zu blicken, „Bei euch verstehe ich nicht, weshalb es Eustass ist und nicht du, der eure Truppe anführt.“
 

Killer blieb zunächst stumm, dann lachte er leise. Offensichtlich war es nicht das erste Mal, dass er dieser Feststellung lauschen durfte. „Du denkst, ich wäre ein besserer Captain als Kid?“, paraphrasierte er die Frage. Law lehnte sich in seinem Stuhl zurück: „Ich denke, einiges ist besser, als ein cholerischer Sturkopf.“ Wieder folgte ein amüsiertes Lachen des Massakersoldaten. Als dieser sich selbst ein paar Haarsträhnen aus der Stirn wischen wollte, war ihm anzusehen, dass er kaum noch Kraft besaß, seinen Arm zu heben. „Warum er?“, hakte Law nach, wollte er in diesem Augenblick doch nichts mehr, als die bereitwillige Aufopferung dieses Mannes an seinen Captain begreifen.
 

Einige Sekunden verstrichen, in denen Killer seinen Blick verloren auf den halbtoten Körper vor sich bettete, über den er nun schon seit Stunden wachte. „Weil er der einzige ist, der diese Welt wirklich verändern kann“, stellte er schließlich fest. Law musste diese Antwort erst einmal sacken lassen, bevor er als Form des Widerspruchs die Stirn in Falten legte. „Wie sollte er das tun?“, wollte der Chirurg wissen und spürte bereits, wie Aufregung und Neugierde von seinem Gemüt besitzergriffen. Jedoch ließ sich Killer Zeit. Immer noch blickte er auf den Körper des jungen Mannes, der nur wenige Zentimeter von ihm entfernt lag und in diesem Moment um sein Leben kämpfte. Kid durfte diesen Kampf nicht verlieren. Und doch: Zum ersten Mal, seit sie sich vor all diesen Jahren begegneten, gab es nichts mehr, das Killer tun konnte, um seinem Schützling zu helfen.
 

„Ich verstehe die Veränderung von der du sprichst und ich verstehe ebenso, weshalb gerade du um sie kämpfst, aber… Warum Eustass?“, wiederholte Law in der Sorge, seine Frage wäre überhört worden. Gespannt verfolgte er daraufhin, wie sich ein siegessicheres Lächeln auf Killers Lippen stahl: „Warum Kid?“, wiederholte er mit verstörend ruhiger Stimme. „Ist das nicht offensichtlich? Kid ist der Fehler, der ihr System auf den Kopf stellen wird.“ Und kaum hatte er dies gesagt, verlor sich sein müder Geist in einer alten Erinnerung…
 

~*~
 

Es tut mir Leid“, flüsterte die unbeständige Stimme des Jugendlichen gegen einen dünnen Schal, mehr Lumpen als Kleidung. Besorgt ließ er seinen Blick über die nähere Umgebung wandern. Es war ein alter Bauernhof. Wenn sie Glück hatten, war er verlassen. Die Dächer der Gebäude waren durchlöchert, Türen und Fenster gewaltsam geöffnet worden, Innenräume geplündert und teilweise verbrannt. Tiere krochen durch das Gras, das sich beständig durch den alten Boden grub, während Spinnen die Decken mit ihren Netzen zu Himmeln aus todesbringenden Wolken machten. Der alte Gutshof lag von Bäumen umringt, in einer Gegend, welche die Menschen schon lange verlassen hatten. Vielleicht waren sie hier allein. Vielleicht hatte aber auch jemand anderes ihre Idee gehabt.
 

Mit einem unguten Gefühl im Magen schob der junge Mann die Überreste einer hölzernen Scheunentür zu, lehnte sich gegen die Wand neben dem Ausgang und schloss für einen Moment erschöpft die Augen. „Es tut mir Leid“, wiederholte er; fortwährend, immer wieder, wie ein kleines Gebet. In der Ferne grollte der Donner, versprach prasselnden Regen, der sich durch die undichte Überdachung ihres Unterschlupfes kämpfen und ihre Kleidung tränken würde. Dabei brannte die Kälte bereits jetzt auf Killers geschundener Haut. Sie sollten ein Feuer machen, so lange sie noch die Zeit dazu hatten…
 

„Wir haben Glück. Das alte Holz und vertrocknetes Gras… Heute Nacht werden wir es warm haben“, sprach er vor sich hin, wenig zuversichtlich und nicht sicher, ob seine Begleitung ihm überhaupt zuhörte. Sie versteckten sich unter einem alten Heuüberstand und kurze Zeit später prasselte ein kleines Lagerfeuer zwischen zwei jungen Körpern. Der ältere der beiden fuhr sich schuldbewusst durch seine dicken, blonden Haare, griff nach seinem Rucksack, nur um ihn mit einem Seufzen wieder loszulassen. „Essen ist heute nicht… Die Falle war leer, die Felder auch… Es tut mir Leid.“ Wieder eine Entschuldigung; eine von tausend.
 

Der kleine Rotschopf neben ihm hatte ihm vertraut, als er sein altes Leben hinter sich gelassen hatte. Vielleicht war er am früheren Ort wirklich nicht glücklich gewesen, vielleicht wusste er aber auch noch nicht, was Glück wirklich war. „Das ist falsch!“, beschwerte sich plötzlich eine dünne Stimme durch die Stille der einbrechenden Nacht. Killer drehte überrascht seinen Kopf und betrachtete das dürre Kind, das konzentriert auf dem kalten Scheunenboden hockte. Frustriert schüttelte es den Gegenstand in seinen Händen.
 

Wieder donnerte es, dieses Mal gefolgt von einem grellen Zucken am dunklen Abendhimmel. Ein halbes Jahr war es nun her, dass sie sich auf ihre Reise begeben hatten. Er, gerademal den Kinderschuhen entwachsen, und dieser kleine Bengel, der keinen Schimmer von der wahren Welt hatte; keine Idee von Elend, Hunger und Not – zumindest hatte Killer dies lange angenommen. Langsam wanderte sein Blick zu seiner Rechten und beobachtete schweigend die klaren, viel zu hellen Augen, die von nahezu weißer Haut umrahmt wurden. Dunkle Ringe zeugten von schlaflosen Nächten, während sich die Wangenknochen bedrohlich deutlich abzeichneten. Das Kind sah kränklich aus – und ihre derzeitige Situation würde es nicht erlauben, dies zu ändern.
 

„Es muss einen Fehler geben“, murmelte der kleine Junge neben Killer in sich hinein, während er unzufrieden seine Arbeit betrachtete, das kleine Gerät drehte und schließlich wieder vorsichtig examinierte. Der Anblick entlockte dem Jugendlichen ein müdes Grinsen, während er sich seine Mütze tiefer ins Gesicht zog und sich seinen Gedanken hingab. Zwar war es gerade einmal ein Jahr her, doch fühlte es sich an wie ein vergangenes Leben, ein Traum, der nichts mehr mit ihrer Realität zu tun hatte – und das Kind hatte sich noch nicht einmal darüber beschwert. Es war wohl diese Standhaftigkeit des sonst so schwächlich dreinblickenden Jungen, die Killer immer wieder davon überzeugte, dass er der Schlüssel zu seinem Traum sein konnte. Ein kleines Kind, das das System der Welt ins Wanken bringen würde.
 

Ein Klicken hallte durch die leere Scheune, als sich eine Schraube unerlaubter Weise aus dem Griff kleiner Finger stahl. Killer schnappte sie und gab sie dem Jungen zurück. „Ich glaub, ich hab das System verstanden, Killer“, erklärte der Kleine und fügte das verlorene Teil an einen neuen Platz. „Sehr gut“, nuschelte der Jugendliche zur Antwort, wenig interessiert an den Machenschaften seines Begleiters. Stattdessen betrachtete er sich noch einmal die feuerroten Haare des Jungen, die sich wie die Flammen des Lagerfeuers emporstreckten. Sie waren der farbliche Gegenpol zur weißen Haut mit den blassen Sommersprossen, die den geradezu knöchernen, kleinen Körper bedeckten. Dünn war das Kind schon immer gewesen – sogar bevor sie zusammen abgehauen waren. Vor zwei Monaten hatte er zudem einen Zahn verloren, der nun eine freche Lücke in sein breites Grinsen zauberte. Grinsen schien die liebste Beschäftigung des Kleinen - egal wie aussichtslos ihre Lage war.
 

„Ich muss das hier nur ändern und dann funktioniert’s. Wart’s nur ab, Killer“, nuschelte der kleine Junge weiter. Er war schon immer darauf bedacht gewesen, seinen jugendlichen Kumpanen zu beeindrucken – und zunehmend war er darin erfolgreich. Um die Identität des Kleinen zu bewahren, hatte Killer ihm damals einen neuen Namen geben müssen, so wie er selbst auch nicht mehr den Namen verwendete, den seine Mutter für ihn ausgesucht hatte. Immer noch trug er ihn im Herzen, doch war diese Welt zu gefährlich geworden, um so viel seines Ichs preiszugeben. Allerdings war er nicht bemerkenswert kreativ und so hatte er sich für das Offensichtliche entschieden. Er schmunzelte: „Du wirst noch so einiges ändern, Kid.“ Noch wusste der kleine Junge es zwar nicht, aber sein Beschützer hatte viel für das außergewöhnliche Kind geplant.
 

Es war an der Zeit, das bestehende System zu verändern. Die Welt brauchte eine Revolution, einen Neuanfang, eine Chance. Killer hatte eben diese Chance vor einem Jahr gesehen und gehandelt. Nun hielt er eine Waffe in den Händen, dessen Wert er erst in einigen Jahren einschätzen können würde – vorausgesetzt das Kind würde so lange überleben. Kid war der Schlüssel, der Fehler in einem System, das es verdient hatte, gestürzt zu werden. Killer war bereit, alles dafür zu geben.
 

Inzwischen hatte sie das Unwetter erreicht. Um die Häuser heulte der Wind, säuselte unheilvolle Melodien und ließ die Bretterwände der alten Scheune bedrohlich knarren. Der Regen kämpfte sich ins Innere ihrer notdürftigen Behausung, tropfte durch das Heu und erreichte schließlich die zitternden Körper am Boden. Schützend legte Killer seine Arme um sich, vergrub seine Nase tiefer im dünnen Schal, den er eng um seinen Hals gebunden hatte. „Gib es doch einfach dran“, meinte er schließlich genervt, als Kids inzwischen blauen Fingerspitzen weiterhin an dem kleinen Gegenstand arbeiteten. Verwundert blickten die erschreckend gelben Pupillen des Jungen auf. „Es wird funktionieren“, erklärte er bestimmt, fokussierte sich abermals auf sein Werk. Killer seufzte und legte weiteres Holz auf das Feuer, das nun gegen die allgegenwärtige Nässe kämpfte.
 

Der Fehler im System. Gedankenverloren starrte der Jugendliche auf sein selbsterwähltes Mündel. Ein Kind des Systems, das unter seiner Führung einen Sturm entfesseln würde, der dieser Welt den Atem rauben konnte. Wie ironisch war es, dass es als Erstes seine eigenen Eltern waren, die das rothaarige Kind einen Fehler nannten. Einen Fehler, den sie nicht verstehen konnten. Doch Killer verstand ihn und er würde dafür sorgen, dass auch Kid selbst verstehen würde, wie wertvoll er war, weshalb er in diese Welt geboren wurde. Er würde aus einem Fehler eine neue Welt kreieren. Ein aufgeregtes Lachen entlockte sich seiner Kehle.
 

„Endlich!“
 

Mit einem selbstherrlichen Zahnlücken-Grinsen, wie es nur Kid vollbringen konnte, stellte der kleine Junge seinen Interessensgegenstand auf den Boden. Sie hatten den Schrotthaufen auf einer Müllhalde nicht weit von dem Bauernhof gefunden und Kid hatte nicht eher Ruhe gegeben, bis er den Abfall hatte aufsammeln und mitnehmen dürfen. „Du musste nur einmal das System verstehen. Danach siehste den Fehler, nutzt ihn und…“, das Kind verstummte, als sich das kleine Gerät am Boden plötzlich bewegte. Kid war so gebannt, dass er gar nicht wahrnahm, wie sein kleiner Körper unter der Kälte wie Espenlaub zitterte. „…und es ist repariert“, vollende Killer den Satz, doch verzog Kid augenblicklich den Mund, um zu demonstrieren, dass er mit diesem Abschluss nicht einverstanden war. „Nein“, begann er und folgte mit zufriedenem Blick den störrischen Bewegungen des kleinen Roboters, den er gerade wieder zusammengesetzt hatte und der sogar Killer ein beeindrucktes Schnauben entlockte. Stolz fuhr sich Kid durch die feuerroten, widerspenstigen Haare. „Nein“, wiederholte er und fügte hinzu: „Es ist besser.“
 


 

~*~
 



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Mei2001
2015-09-23T15:42:12+00:00 23.09.2015 17:42
Wirklich super
Von:  lala1314
2015-08-28T10:58:51+00:00 28.08.2015 12:58
Hey ho.
Eine ganz andere Art von Geschichte denke ich und sie gefällt mir. Es ist schön so eine Variante von kid und killers Vergangenheit zu bekommen. Und wie es wohl weitergehen wird,ob law noch eine bedeutendere Rolle bekommt?
Ich bin gespannt.
LG lala
Antwort von:  KankuroPuppet
03.09.2015 11:55
Hello :)

Es freut mich, dass dir der OS gefällt. Tatsächlich ist es mein erster zur Freundschaft von Killer und Kid... Aber es hat sehr viel Spaß gemacht, ihn zu verfassen. Welche Rolle Law genau einnimmt und warum er die Unterhaltung mit Killer führt... Dazu gibt es dann mehr in der entsprechenden FF, die noch geschrieben wird, oder vielleicht auch als Auszug in einem weiteren OS - du kennst meine KidxLaw Sucht nur zu gut ;)

Ganz lieben Dank für deinen Kommentar!
GLG KankuroPuppet
Antwort von:  lala1314
03.09.2015 12:25
Psst...deine Sicht Teile ich


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