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Unspoken

Manche Erinnerungen bleiben unausgesprochen
von

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Vertrauen Teil 1

Der Pharao stand am Balkon seines Gemaches, als er langsam beobachtete wie Ra seine Flügel entfaltete und die Finsternis der Nacht mit seinen mächtigen Sonnenstrahlen verbannte. Ein sanftes Lächeln lag auf seinen Lippen, als er seinen Kopf nach hinten drehte und die Gestalt beobachtete, welche auf einem kleinen Strohhocker neben seinem Bett saß. Seine Arme waren gekreuzt und sein Kopf rührte seitlich auf einem mit dem Blick zur Seite. Seth schlief seit ungefähr vier Stunden. Solange war Atem auch wach gewesen. Er hatte drauf bestanden, dass sein Leibwächter auch etwas Schlaf bekam und ihm vorgeschlagen gehabt, dass er eine Stunde schlief und Atem über ihn wachte. Aber der junge Pharao konnte nicht anders als ihn weiter schlafen zu lassen. Er wirkte so erschöpft und der Schlaf tat ihm sichtbar gut.

Es klopfte an der Türe und Atem fragte sich, wer dies zur frühen Morgenstunde sein konnte.

Ein kurzes "Herein", genügte und die Person trat hinein. Ein bekanntes Gesicht zeigte sich ihm und der Pharao ging lächelnd auf ihn zu.

"Mahad. Es ist schön dich zu sehen."

Der Besagte wollte sich grade nieder knien, doch sein junger Herrscher gab ihm mit der Hand ein Zeichen, er sollte stehen bleiben.

"Du bist mein Freund Mahad, und noch mehr bist du mein Bruder. Lassen wir die Formalitäten doch wenigstens, wenn wir alleine sind", sprach der Pharao in ruhigem Ton.

"Wie Ihr es wünscht mein Prinz... Ich meine Pharao!", korrigierte sich Mahad schnell. Atem musste leicht schmunzeln.

"Schon ok. Ich sagte dir doch keine Formalitäten, so wie früher."

Der Magier musste selbst etwas lachen, doch es verstummte in neugieriges Schweigen, als er die Gestalt von Seth am Rande des Bettes schlafen sah. Wenn er jetzt an seiner Stelle dort schlief, hätte Seth es sofort als Chance gesehen ihn in seinen Fähigkeiten zu kritisieren. Mahad war jedoch nicht so ein Mensch. Er verspürte keine Eifersucht gegenüber dem Anderen. Der Prinzen und ihn verband etwas, dass lag weit über den Wahrnehmungen des Jenseits und Diesseits. Und das wussten sie beide.

"Ich dachte, ich lasse ihn etwas schlafen. Er wirkte so müde...", erklärte der junge Pharao ihm, als er merkte wohin Mahads Blick ging.

"Niemand sagte, der Leibwächter des Pharaos zu sein, wäre einfach", entgegnete ihm der Magier ohne großartig zu urteilen.

Atem lachte leicht.

"Willst du behaupten ich sei anstrengend?"

"Bei allem Respekt. Ihr seit schon lange nicht mehr der kleine Prinz, der sich mit Mana zusammen Vasen versteckte, nur um dem Unterricht zu entgehen."

Auf den Lippen des Pharaos formte sich ein sanftes Lächeln bei den Erinnerungen an seine Kindheit. Es war zwar nicht immer leicht gewesen der einzige Sohn des Pharaos zu sein, aber er konnte zumindest sagen, dass es ihm gut erging.

"Ich hab es dir wirklich nicht einfach gemacht was?"

Atem nahm eine Hand des Magiers in die Hand und umschloss jene mit seiner anderen.

"Ich danke dir für deine Loyalität und deine Freundschaft."

Ein leises Murmeln war im Hintergrund zu vernehmen. Der schlafende Priester hatte sich von seinem Schlaf erhoben, als ihn das Gespräch zwischen seinem Gebieters und seinem Rivalen weckte.

Abfällig blickte Seth zu Mahad. Der Ekel in seinen Augen steigerte sich, als er sah wie der Pharao, sein Geliebter, die Hand des Anderen fest mit beiden Händen umschlossen hatte. Wie sehr Seth diesen Mann doch verabscheute...

Und noch unangenehmer war es ihm, dass gerade dieser Taugenichts Zeuge davon war, wie er seine Pflicht als hoher Priester vernachlässigt hatte und einfach eingeschlafen war. Weshalb hatte der Pharao ihn nicht aufgeweckt?

Der Kopf seines Herren drehte sich genau dann um, als verspürte er, dass Seth einen Gedanken an ihn gefasst hatte. Seine Lippen formten ein sanftes Lächeln und er ließ die Hand des Magiers los. Seine violetten Seelenspiegel lagen nun nur auf Seth und er musste grinsen.

"Verzeiht, wir wollten Euch nicht wecken", sprach der Pharao und Mahad kämpfte wohl sich doch ein Grinsen zu verkneifen.

Seths Miene verfinsterte sich und er trat neben den Pharao und machte eine kurze Verbeugung. Sein langes Haar fiel ihm etwas ins Gesicht und er merkte, dass er seinen Hut auf dem Bett gelassen hatte. Mahad blickte kurz beide an, bevor er sich wieder zu Wort meldete.

"Nun da Lord Seth uns beigetreten ist, kann ich Euch ja von dem berichten, warum ich eigentlich hier bin."

"Das sieht euch ähnlich Lord Mahad. Wenn Ihr eine wichtige Botschaft habt, solltet Ihr diese vor allen anderen Dingen äußern!"

Seth konnte sich einfach nicht beherrschen. Es brannte ihm förmlich auf den Lippen Mahad irgendwie eine auszuwischen.

"Ich wollte Euch nicht wecken~", schnurrte ihm der Magier förmlich trocken entgegen.

Seth brannten der Zorn in den Augen. Seine Hände hatten sich zu Fäusten geballt und er wollte gerade noch etwas sagen, als der Pharao seinen Arm vor ausstreckte und seine Brust dabei leicht mit den Fingerspitzen berührte.

"Du wolltest etwas sagen Mahad?"

Es war nicht so, als sei es das erste Mal das sein Gebieter diese Geste Tat, um ihn vor einem Konflikt mit Mahad zurückzuhalten, aber seitdem er Atem sein Empfinden offenbart hatte und jener diese akzeptierte, schien sein Körper noch empfindsamer auf seine Berührungen zu reagieren. Seth leckte sich über die Lippen und schluckte seine Gelüste runter. Befände sich Mahad nicht im selben Raum, so hätte er sich wahrscheinlich kaum mehr zurück gehalten.

Noch ein Grund warum er den Magier nicht mochte.

Der in seinen Gedanken genannte, nickte und begann zu sprechen.

"Ich habe erfreuliche Nachrichten. Meine Truppen und ich haben Lord Malak gefunden", Mahad pausierte , "Und den Dieb."

Der Pharao schaute etwas überrascht, während Seth wiederum misstrauisch zu dem Magier blickte.

"Drückt Euch etwas genauer aus Lord Mahad. Habt Ihr den Dieb gefangen genommen?", fragte Seth ausnahmsweise mit ruhigem Ton. Der Pharao schwieg. Seth hatte genau das ausgesprochen, was er sagen wollte.

"Offenbar war er in einen Kampf mit Lord Malak verwickelt gewesen. Er war verletzt und lag in Ketten, als ich ihn mit Lord Malak fand."

Graue und blaue Augen lagen auf der Gestalt des Pharaos und warteten auf eine Reaktion seinerseits.

"Das ist in der Tat erfreulich. Ich werde mich sofort in den Thronsaal begeben. Die anderen Priester und Lord Malak sollen ebenfalls erscheinen. Wir werden dann über sein Schicksal entscheiden", orderte der junge Herrscher an.

"Jawohl mein Prin- Pharao."

Mahad verbeugte sich und schaute etwas entschuldigend zum Pharao für seinen Versprecher, doch Atem lächelte ihm nur zu und klopfte ihm sanft auf die Schulter. Seths Blick verfinsterte sich bei der freundschaftlich gemeinten Geste seines Herrschers.

Als Mahad das Gemach des Pharaos verließ, herrschte für einen Moment Stille. Man hörte nur, wie sich einzelne Schritte eilig von der Tür entfernten.

Als Seth sich sicher war, dass niemand mehr in der Nähe war, schlang er seine Arme um seinen Geliebten und drückte seinen Rücken gegen die Brust. Sein Kinn vergrub sich in den Haaren des Pharaos, während seine Hände sanft über seinen Bauch streichelten. Er roch so gut. Er konnte die Duft nicht ganz zuordnen aber er roch so gut.

"Ich hasse es, wenn Ihr ihn anfasst. Ein Pharao sollte nur seine Huren und Königin so berühren dürfen."

Atem lehnte seinen Kopf nach hinten und blickte zu Seth.

"Dann sollte ich dich doch auch nicht berühren. Du bist weder meine Hure, noch meine Königin."

Seth lockerte leicht seinen Griff und drehte den Kleineren mit dem Gesicht zu sich.

"Glaubt mir mein Pharao. Hätten mich die Götter anders geschaffen, so wäre ich es."

Die Worte des Priesters stahlen ihm für einen Augenblick die Luft und Atem verlor sich ganz und gar in seinen leuchtend blauen Augen.

Einen Herzschlag später hatte er bereits seine Hände auf die Wangen des Größeren gelegt, und stellte sich selbst auf seine Zehenspitzen um seine Lippen mit seinen eigenen zu vereinen. Atem küsste ihn alles andere als sanft. Leidenschaftlich und verlangend. Und erst als Seth sich gewillt sah runter zu beugen, schlang Atem Arme und Beine um sein Leib.

Seth lächelte in den Kuss hinein und fragte sich, ob er sich selbst hatte loben sollen, einen solchen Nerv bei seinem Geliebten getroffen zu haben. Er drückte Atem gegen die nächst gelegene Wand, um sich besseren Halt zu holen. Seine Zunge tippte fast schon befehlend gegen die vollen Lippen des Anderen, dass man sich schon fragte, wer hier Pharao war und wer hier Bediensteter. Der Pharao spaltete seine Lippen mit einem genüsslichen Stöhnen. Ein so lieblicher Klang in den Ohren Seths. Seine Zunge schlang sich um die des anderen und keiner der beiden schien seinem Gegenüber den Sieg zu gewähren. Sein Leib rieb sich taktlos gegen das des Anderen und Seth begann in diesem Moment sein Priestergewand als lästig zu empfinden. Eine Hand schlüpfte langsam unter den weißen Leinenrock des Pharaos und streichelte ihm sanfte nahe seinem Schritt.

Atem ließ dies nicht unbemerkt und löste sich plötzlich von seinen Lippen und drückte Seth leicht von sich.

"Seth wir müssen... In den Thronsaal", keuchte ihm sein Liebster entgegen.

Ein lauter frustrierter Seufzer entkam aus Seths Mund und er ließ den Pharao langsam runter gleiten.

Jetzt hasste er Malak und den Dieb, dafür das sie ihm diesen Moment ruinieren mussten. Er hoffte wenigstens, dass ihm eine harte Strafe gebühren würde.

Atem leckte sich über die Lippen und schaute Seth fast schon entschuldigend an, was den Frust des Priesters nur noch mehr steigerte. So nah und doch so fern, dachte sich Seth nur und wirkte fast schon beleidigt, wie er dort stand mit beiden Armen verschränkt.

"Ich werde mich schnell ankleiden, dann können wir gehen", teilte ihm sein Gebieter mit und verschwand in binnen von Sekunden in Richtung seines Wandschrankes. Das konnte sich Seth nicht ansehen, ansonsten würde er ganz und gar die Kontrolle verlieren. Sein Körper bebte ja jetzt nicht von Atems plötzlichem Angriff.

"Seth. Ich fragte mich, ob du heute Abend viel Arbeit hast", sprach der Pharao aus dem Nichts. Seine Kleidung hatte er gewechselt, nur seinen Schmuck noch nicht angelegt.

"Nicht mehr als sonst auch mein Pharao. Weshalb die Frage?", fragte Seth und drehte dann doch in Richtung seines Gebieters. Anscheinend tat er sich schwer den Schmuck anzulegen. Für gewöhnlich kleideten den Pharao aber auch seine Bediensteten an.

Seth nahm ihm die schwere goldene Tiara ab, und platzierte sie wortlos ins wilde Haare seines Liebsten. Wie wunderschön er doch war. Selbst Horus würde seinem Pharao gegenüber Neid empfinden.

"Ich würde dir gerne etwas zur Hand gehen... ", begann der junge Herrscher weiter zu sprechen , "Heute Abend? Zu zweit ist man doch bekanntlich schneller."

Selbst wenn Seths Hände den sonnengebräunten Teint des Pharaos mit goldenen Schmuck bedeckten, so zogen seine Augen ihn förmlich aus. Oh Atem, wie schlecht er doch im Schauspielen war. So gewöhnlich, so trocken seine Stimme auch gewesen war, als er Seth diese Frage stellte, so sehr hatten seine violetten Augen einen Hauch von Sadismus ihm entgegen geweht. Atem liebte Spiele, dass wusste jeder im Palast und umso mehr liebte er es zu gewinnen. Nur Schade das Seth da nicht anders dachte.

Die langen, dünne Finger des Priesters kitzelten die Seiten des Pharaos, als er ihm den goldenen Gürtel anlegte. Seth zog ihn absichtlich feste und eng zusammen, und entlockte ein kleines "Ah!" aus dem Mund seines liebsten. Auf seinen Lippen wuchs ein boshaftes Grinsen, und er blickte hinab auf den Kleineren.

"Was wenn ich Eure Hilfe ablehne?", erhob nun auch Seth seine Stimme wieder. Wie er dieses Wortgefecht liebte. Es war ein ewiger Machtkampf, aber anders als bei Mahad und ihm, empfand Seth pure Erregung in seinem Körper.

"Das wirst du nicht."

So selbstsicher, so befehlend. Wahrlich Atem stand es Pharao zu sein. Seth beugte sich nach vorne und küsste kurz die freie Stelle an seinem Hals entlang, bevor er ihm den Halsreif anlegte.

"Wir werden sehen , mein Pharao~"

Seth von ihm ab und legte ihm den langen violetten Umhang um die Schultern, bevor er zum Bett des Pharaos ging, um seinen Hut zu holen. Seth ging voraus, dicht gefolgt von seinem König.
 

Im Thronsaal herrschte Geflüster. Erst als der Pharao eintrat, herrschte plötzlich Stille. Wachen, wie auch alle Priester kniete nieder vor ihrem König. Der junge Herrscher nickte kurz und gab zu verstehen, dass sie sich wieder erheben durften. Mahad, wie auch Seth standen je rechts und links vom Pharao. Einer der Schild und der Andere das Schwert.

"Mahad teilte mir mit, Lord Malak sei wieder zurückgekehrt und das nicht mit leeren Händen. Lasst ihn hereintreten!", erhob der Pharao seine Stimme ganz eines Herrschers gerecht.

Wenige Augenblicke marschierte der blonde Grabwächter hinein.

Malak kniete nieder, doch blickten seine Augen auf die Gestalt des kleinen Pharaos.

"Lord Malak. Ich sehe, Ihr seit wohlauf. Ihr hattet uns Sorge bereitet, mit Eurem plötzlichen Verschwinden."

"Verzeiht mir mein Pharao. Doch konnte ich mir die Möglichkeit nicht entgehen lassen, diesen dreckigen Dieb zu fangen. Es war meine Schuld, dass er überhaupt so viel Ärger im Palast verursacht hatte", erklärte der Blonde mit ruhiger Stimme. Oh wie er log. Wie gut er doch log.

"Wir leben in einer Welt mit Gegensätzen Lord Malak. Wo es Gutes gibt, da lauert auch das Böse. Ihr habt Eurer Pflicht gute Folge geleistet. Nun bringet mir den Dieb hinein!", sprach der junge Herrscher mit befehlender Stimme. Auf Seths Lippen brannte ein kleines, verruchtes Lächeln. Man konnte nicht ganz urteilen, ob er sich nun daran erfreute, dass der Dieb nun seine gerechte Strafe bekam, oder ob es an dem Ton lag, mit dem der Pharao sprach. Warum konnte es nicht schon Nacht sein...

"Ich werde euch töten! Einen jeden von euch Huren! Nicht zuletzt auch euren Hurenkönig!", ertönte die kratzige Stimme des Diebes im Hintergrund, als jener eintratt und sich anscheinend verzweifelt versuchte von den Fesseln zu lösen. Malaks Lippen zuckten ein Lächeln. Nicht schlecht gespielt Akefia. "Schweige Dieb und gib dich endlich geschlagen. Du bist nun ein Gefangener!", sprach Lord Shada aus.

"Einen Scheiss werde ich!", fauchte er und erntete dafür noch einen Schlag von der Wache. Dann sprach der Pharao.

"Dieb. Schon seit mehreren Wochen störst du die Ruhe und den Frieden im Palast, nicht letztendlich auch im ganzen Reich. Wie hast du dein Verhalten zu entschuldigen?"

Der Dieb lachte auf. Sein Blick wanderte kurz zu Malak und grinste ganz breit.

"Die Hure. Die Hure ist mein Grund. Ihr habt so viele Huren, da ist es doch kaum eine Sünde, wenn ich eine davon ficke!"

Er machte sich hörbar lächerlich. Nicht nur über Malak, sondern auch über die Worte des Pharaos.

"Du elender Bastard. Wie kannst du es wagen so mit dem Pharao zu sprechen! Mein Gebieter, erlaubt mir über ihn zu urteilen!", erhob Seth wütend seine Stimme. Malak blieb gelassen.

"Er hat ein ziemlich loses Mundwerk. Die Wüste scheint ihm den Verstand weggebrannt zu haben. Der allmächtige Gott der Wüste scheint nicht freundlich mit ihm gewesen zu sein. Nimmt seine Worte nicht ernst mein Pharao", sprach Malak in einem ruhigen Ton.

"Red nur weiter du Palasthure! Ich werde dir schon deinen Mund stopfen!"

"Dieb!", sprach der Pharao erneut,"du befindest dich nicht in der Position jemandem zu drohen. Entweder du erklärst dich oder du kommst unter Arrest!"

"Fickt Euch!", spuckte er dem Pharao entgegen. Der Pharao seufzte und blickte Mahad und Seth kurz ins Gesicht bevor er nickte. Solange Lord Akhenaten nicht anwesend war, konnte man auch nicht das Ritual mit den Milleniumsgegenständen anwenden.

"Führt ihn ab. Sobald Lord Akhenaten zurückgekehrt ist, können wir ein Urteil fällen. Malak ich erwarte möglichst bald einen Bericht. Ihr dürft nun wegtreten."

Die Wachen nickten und führten den Dieb ab.

Malaks Augen folgten dem Dieb schweigend bis zur Türe. Noch bevor das Urteil gesprochen war, würde man den Dieb töten. Lord Ishtar, sein Vater hatte die Aufsicht über die Gefangenen. Für gewöhnlich wurde nicht jeder getötet, der unter Arrest kam. Aber das war kein gewöhnlicher Fall. Plötzlich trat Isis zu ihrem Bruder und lächelte etwas besorgt.

"Malak könntest du gleich in mein Zimmer kommen? Ich muss etwas mit dir bereden. Etwas wichtiges."

Der Blonde schaute etwas misstrauisch. Kein wie geht es dir oder etwas Ähnliches. Er fragte sich, was es war, dass seine Schwester von ihm wollte. Hatte sie etwa etwas durch die Millenniumskette gesehen? Bei dem Gedanken wurde er etwas nervös, aber nickte ihr zu.

"Ich werde kommen, Schwesterherz."

Der Pharao erhob sich und blickte zu seinen beiden Priestern. "Seth, ich würde Euch gerne bitten einen Brief an Lord Akhenaten zu schreiben, dass er doch möglichst sofort zurückkehren solle."

Seth nickte. "Wie Ihr wünscht, mein Pharao."

"Mahad. Du kommst mit mir."
 

Derweil wurde der Dieb langsamen Schrittes in Richtung Kerker geführt. Seine Hände und Füße lagen in den Ketten, die ihm Malak zuvor auf den Weg dorthin angelegt hatte. Sie wollten es ja glaubwürdig gestalten. Der Weißhaarige seufzte etwas erschöpft. Ihm war plötzlich nicht mehr ganz wohl bei der Sache. Was wenn Malak ihn doch nur verarschte und ihm alles, was er ihm über Kul Elna gezeigt hatte, egal war. Er konnte den jungen Mann wirklich nicht einschätzen. Einerseits las er in den purpurnen Augen des Anderen unendlichen Schmerz, andererseits... Was eigentlich? Was befürchtete er? So gesehen, waren dem Dieb die Ziele des Blonden nach wie vor unklar. Er wollte seinen Vater töten und dafür war ihm der ganze Rest egal? Wer weiß, vielleicht suchte er einfach nur einen Sündenbock und Akefia war der Perfekte. Nein, der Gedanke klang irgendwie nicht plausibel. Etwas in ihm wollte, dass er glauben konnte Malak zu vertrauen.

"Na los beweg dich, Dieb!", murrte eine der Wachen und schubste ihn durch das große Tor das zum Kerker führte.

Es roch hier gleich viel anders. Gleich viel unangenehmer. Der Gestank von Urin, Kadaver und Extremitäten lag in der Luft. Es war feucht und stickig im gesamten Gang. Da wurde ihm die trockene Wüstenluft gleich viel angenehmer. Vor ihm tauchte plötzlich ein älterer Mann mit blondem Haar und vollem Bart auf. Das war Malaks Vater. Akefia hatte ihn schon mal kurz gesehen. Nur kurz. Und die meiste Zeit hatte er dabei auf Malak eingeschlagen.

"Du bist also der Dieb", begann Lord Ishtar zu sprechen und betrachtete ihn dabei von Kopf bis Fuß , "Groß bist du und Muskeln hast du auch. Mein Sohn muss dich gut ausgetrickst haben, damit er dich niederlegen konnte."

Der Dieb schwieg und blickte ihn eher gelangweilt an. Er erinnerte sich an Malaks Worte, dass er seinem Vater ähnlich sah. Bis auf Haar und Augenform konnte Akefia aber nicht unbedingt eine Ähnlichkeit feststellen. Malak war so viel schöner, als dieser Mann. Allein seine purpurnen Augen waren eine Quelle von Emotionen, die er nicht immer lesen konnte. Dieser Mann jedoch war versteinert.

"Was war dein wahrer Grund in den Palast einzubrechen, Dieb. Rache allein kann es nicht gewesen sein", frage ihn Lord Ishtar weiter aus.

"Sagte ich doch bereits. Ich wollte diese Hure ficken. Dein Sohn nicht wahr? Ziemlich unartig und zickig der Kleine", sprach der Dieb frech Malaks Vater entgegen. Ein fester Schlag mit der Faust in sein Gesicht folgte und der Dieb fiel zu Boden.

Einst müsste man dem Kerl lassen, er hatte einen härteren Schlag als Malak drauf. Wahrscheinlich verbargen sich hinter dieser Kutte einige Muskeln.

"Schweig! Glaub nicht du wirst hier lange drin überleben. Es gibt viele Dinge von dem der Pharao keine Ahnung hat... Viele schmerzhafte Dinge", sprach der Mann bedrohlich und Akefia wusste das es keine leere Drohung war. Er hatte gesehen, wie der Kerl seinen eigenen Sohn zusammengeschlagen hatte. Was tat er dann wohl mit Leuten, die nicht zu seiner Familie gehörten.

Wehe Malak hatte ihn verarscht!

Lord Ishtar schmiss ihn in die Zelle und schloss die Türe mit einem seltsam geformten Schlüssel den er um den Hals trug ab. Das schien also kein normales Schloss, dass er einfach mal so knacken konnte.
 

Derweil
 

"Schwesterherz, du hast mich zu dir gebeten?", fragte Malak, als er das Zimmer seiner Schwester Isis betrat. Im Gegensatz zu Malak war ihr Zimmer sehr bescheiden eingerichtet. Mehr Schriftrollen und andere Dokumente besetzten die massiven Regale. Viele exotische Pflanzen aus dem Westen schmückten den Balkon.

Isis saß an ihrem Schreibtisch und bat ihren Bruder mit einer freundlichen Geste zu sich. So sehr sich die Priesterin bemühte ein Lächeln auf ihren Lippen zu wahren, so sehr bemerkte Malak ihre Unruhe in ihren Augen. Der Jüngere nahm Platz neben ihr und blickte sie nun mit seinen großen purpurnen Augen an.

"Ich bin froh dich wohl auf zu sehen. Ich sah Blut und Zorn in der Zukunft", begann sie nun zu sprechen.

"Mir geht es gut. Die Wunden verheilen schnell." Der Dieb hatte ihn ja auch nicht ernsthaft verletzt, genau so wenig wie Malak ihn. Doch Isis schien nicht nur wegen seinem Wohlergehen besorgt zu sein.

"Schwesterherz was beschäftigt dich?"

Sie hob ihren Kopf hoch, blickte mit ihren großen blauen zu ihrem Bruder und nahm ihn bei der Hand.

"Malak. Ich sprach mit Vater."

Malak schluckte kurz. Dies konnte nichts Gutes bedeuten. Er Schweig und ließ Isis weiter sprechen.

"In nur wenigen Tagen wirst du 16. Du wirst zum Mann aufsteigen und ich werde meine Pflichten als Schwester ablegen müssen und jene als deine Ehefrau erfüllen."

Bedrückt schaute Isis ihn an und streichelte sanft über seinen Handrücken. Die Blutlinie der Ishtars musste rein gehalten werden. So war es seit seit mehreren hunderten Jahren.

Für Malak war es nichts neues. Vor einem Jahr hatte er sie schon zur Frau nehmen müssen. Doch Traditionsgemäß sollte man erst nach einem Jahr einen Nachkommen zeugen. Ein Jahr sollte reichen, damit ein jahrelanges geschwisterliches Verhältnis verflog.

Das war zumindest die Idee gewesen.

Doch Isis war Isis. Isis war sein Schwester. Er liebte sie so sehr, dass er die jahrelange Folter seines Vaters entgegen nahm.

Und nun sollte er Nachkommen zeugen mit ihr?

"Ich... Ich kann das nicht...Isis."

"Es ist unsere Pflicht mein Bruder. Unser Blutlinie muss-"

"Ich weiß. Rein bleiben."

Malak seufzte und Isis nahm ihren Bruder in den Arm. Vielleicht wäre ihm das ganze leichter gefallen, wären sie wie andere Adelsfamilien aufgewachsen. In ständiger Konkurrenz aber bei Malak war es anders. Er hatte nie eine Mutter gehabt. Sie starb schon bei seiner Geburt und Isis wurde für ihn Mutter und Schwester zu gleich... Und nun auch Gemahlin. Es begann draußen fürchterlich zu donnern. Malak drehte seinen Kopf nach hinten und blickte nach draußen in den endlos weiten dunklen Himmel. Es war so als ob Osiris der Himmelsgott mit ihm weinte. Er drückte Isis von sich und schüttelte den Kopf.

"Sag, kannst du mich jemals als Gemahl sehen?"

Isis senkte ihren Blick. Ihre blauen Augen starrten traurig auf einen Punkt aber nicht in die Augen ihres Bruders.

"Langsam beginne ich mich zu fragen, ob ich dich überhaupt noch als Schwester sehen kann..." Er wusste, dass seine Worte sie trafen, und vielleicht war dies auch seine Absicht. Aber er fühlte sich einfach verraten. Keiner stand mehr auf seiner Seite.

"Sag dies nicht... Malak...", zitterte ihre Stimme und Malak wusste, sie war den Tränen nahe. Sollte sie weinen! Tränen waren nur ein sanfter Trost.

"Ich werde mich etwas schlafen legen", sprach Malak nur trocken. Alle Emotionen des Zornes und des Hasses gegenüber diesem Leben unter seiner kalten Fassade versteckend. Dieses Leben würde unendlich sein, wenn er nicht bald etwas dagegen unternahm.

Der Dieb. Er hatte Malak gedeckt, er hatte ihm geholfen nicht aufzufliegen, obwohl er keinen Grund hatte dies zu tun. Und er hatte sein größtes Geheimnis mit ihm geteilt.

Malak wusste, er ginge ein gefährliches Spiel ein, wenn dem Dieb vertraute. Aber was hatte er noch zu verlieren.

Sein Leben war eine ewige Wanderung durch die Wüste und letzten Endes würde er dort austrocknen.

Dort sterben.



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