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Flamme der Macht

Fantasy, Diplomatie und Intrigen inklusive :)
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich habe geschrieben, geschrieben und geschrieben und irgendwann bemerkt, dass ich vergessen habe, es in Kapitel aufzuteilen - soeben gemacht und dabei plötzlich bemerkt, dass ich schon mitten in Kapitel 9 steckte, obwohl ich mich in 6 wähnte.
Hat etwas Positives, es sind einige im Voraus geschrieben :) Und die kommen auch in nächster Zeit, schließlich muss ja bald endlich mal die Handlung losgehen. So langsam sind die Charaktere eingeführt, oder? Ich beginne hier langsam in die tatsächliche Geschichte einzusteigen, die ja zum Glück nicht über Kleiderschnitte, polierte Schuhe oder Kochrezepte geht (und wo Maya ihre Unschuld vom Lande langsam ablegt). Komplett anzeigen

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Abwege

Melin war streng, aber sie war fair. Sie war übellaunig und ließ das durchgehend an anderen aus, aber wirklich böse wurde sie nur, wenn man etwas falsch machte. Ein Mensch, der sich anstrengte, verdiente ihre Aufmerksamkeit. Das war ein Konzept, mit dem Maya gut leben konnte. Anstrengung machte ihr nichts, wenn sie für ein Thema brannte. Kochen war etwas, was sie mit Liebe tat. Gerade, dass es sehr viel zu erlernen gab, erfüllte sie mit unsäglicher Freude.

Alden war auch nicht zurückhaltend mit Lob. Eher war er so überschwänglich, dass sie hin und wieder errötete. Auch nahm er das mit dem Angestelltenverhältnis wenig genau, er wollte wohl wirklich einfach Zeit mit ihr verbringen. Sie fand sich immer öfter für Hausarbeiten in seiner Wohnung wieder. Er hatte eine recht üppig bestückte Bibliothek, da er nicht nur alle Kursbücher sondern auch Nachschlagewerke und andere grundlegende Schriften besaß.

Ein äußerst spannendes Werk, das sie am Anfang des Kurses erwartet hätte, handelte von der Entstehung der verschiedensten Rassen. In der Schule hatte sie etwas über eine Art magischen Urknall gelernt, bei der sich alle Rassen aus Menschen heraus entwickelt hatten. Das war vermutlich die Version, die die Menschen gern gehabt hätten. Die Wahrheit war, dass es einst Zwerge und eine menschenähnliche Rasse gab, die von den Zwergen ähnlich wie Sklaven gehalten wurde. Bei diesem magischen Urknall, bei dem ein Zwerg namens Udadrax zum ersten Gott der bekannten Welt wurde, kam es zu einer Entartung der Magie. Udadrax konnte die Zwerge vor den Auswirkungen schützen, aber die menschenähnliche Rasse und die Tiere mutierten. Heraus kamen Menschen, Elfen, Halblinge, Schelme, Riesen und mehrere Kreuzrassen der menschenähnlichen Rasse und Tieren. Dass Udadrax Kontrolle über die Magie erlangte und die wilde Magie somit in den magischen Kern zurückzog, löste eine verzerrte Mutationswelle hervor. Statt Weiterentwicklungen auszulösen kam es zur Ausbildung so genannter seelisch verkrüppelter Rassen, Zitat des Autors. Es entstanden Dunkelelfen, Orcs, Goblins, Gnome und Trolle sowie weitere Mensch-Tier-Kombinationen. Erneut wurden nur die Zwerge vor Mutationen geschützt.

Der Autor fuhr fort mit genauen Beschreibungen aller Rassen, was Maya das Gefühl gab, mit dem Lesen eines Buches ihr halbes Studium absolviert zu haben. Sie wagte es sogar, mit dem Buch zu Professor Elhandrio zu gehen und zu fragen, warum es nicht auf der Empfehlungsliste stand. Dieser sah sie nur erstaunt an – so sehr, wie ein über sechshundert Jahre alter Elf eben wirken konnte, was nicht ausdrucksstark war – und fragte, ob sie das Buch nicht bereits in der Schule gelesen hätte.

Sie hatte beschämt den Kopf gesenkt und sich vorgenommen, ab jetzt immer erst Alden zu fragen. Ein Schulbuch ... die Stadt hatte wohl höhere Ansprüche an ihre Schüler. Möglicherweise waren alle Bücher in Aldens Bibliothek Schulbücher und sie war die einzige, die solch grundlegende Dinge nicht wusste. Es gab ihr den Ansporn, absolut jedes Buch bei ihm zu lesen, sodass er ihr nach nur anderthalb Wochen einen Schlüssel zu seiner Wohnung überreichte. Er meinte, so eifrig sei er dann doch nicht, er bräuchte Freizeit.

Die nahm er sich auch recht regelmäßig. Er ging sicher jeden zweiten bis dritten Nachmittag aus und fast jeden Abend. Manchmal zu seiner Familie, manchmal mit Daren, manchmal wusste sie es nicht ganz genau, aber fragte auch nicht.

Insgesamt konnte sie nach einem Monat des Studiums quittieren, dass sie sehr viel Spaß hatte, einen traumhaften Job und sehr nette neue Bekannte – selbst Daren sprach mit ihr, wenn auch immer mit einer gewissen Grundanspannung. So als könne jederzeit jemand aus einem Busch springen und ihn anklagen, eine Affäre mit ihr zu haben. Ein zweiter Haken war wohl ihre Mitbewohnerin – sie löste es damit, so wenig wie möglich im Wohnheim zu sein und ihre Sachen nur oben auf ihr Bett oder in ihrem Spind zu legen. Das gab ihr die Hoffnung, dass sie frei von unerwünschten Flüssigkeiten bleiben würden, mit der ihre Mitbewohnerin höchst regelmäßig in Kontakt kam. Maya schüttelte nur den Kopf. Wenn sie nicht dran dachte, musste sie sich die Realität ihrer Unterkunft nicht vor Augen führen. Es war nur eine Frage der Einstellung.
 

„Morgen.“, grüßte Daren recht informell, als sie sich zu ihm setzte.

„Guten Morgen.“ Sie nickte ihm zu und lehnte sich gegen die Parkbanklehne, um die warmen Sonnenstrahlen auf ihrer Haut zu genießen. Nach drei Tagen Regenwetter war das eine willkommene Abwechslung, auch wenn die Pflanzen sich bestimmt nicht beschwert hatten. Sommer war schon etwas Schönes.

„Wo hast du Alden gelassen?“

„Der redet noch mit Professor Returax. Beim vierten Handelsabkommen der hundertzweiundsechzigsten Dynastie habe ich entschieden, dass mir das zu viel wird.“

„Alden ist seltsam fokussiert.“ Der Ältere schüttelte den Kopf. „Er ist zwar der jüngste Sohn der Medinros, aber trotzdem von der Hauptlinie. Er wird ganz bestimmt einen Posten als Hafenvorsteher oder Buchprüfer der Kontore oder dergleichen erhalten. Das Studium ist mehr so ein Beweis, dass er für ein Thema hart arbeiten kann und genug Intelligenz und Fleiß für solch einen Posten hat. Aber er hängt sich da ja richtig rein.“

„Es schadet sicher nicht, das Studium mit Bestnoten abzuschneiden. Die Kenntnisse werden ihm gerade am Hafen bestimmt nutzen. Er hat dort doch auch viel mit anderen Völkern zu tun, richtig?“

Daren nickte nur langsam, sah sich schließlich vorsichtig um und fragte sie flüsternd: „Sag mal ... was läuft da jetzt zwischen euch?“

„Läuft?“ Sie legte den Kopf schief. „Wir sind Freunde. Nebenher arbeite ich als Haushälterin und Köchin für ihn.“

„Nicht mehr?“ Er hob eine Augenbraue. „Warum geht ihr dann so oft aus?“

„Wir gehen nie aus.“ Ihre Stirn legte sich in Falten. „Mir sagt er zwei- bis dreimal die Woche, er ginge mit dir aus.“ Sie hatte doch noch die Erlaubnis erhalten, Daren zu duzen. Es war ihr Zeichen, dass er sie mochte. Niemand außer Alden duzte Daren.

„Mir sagt er andauernd, ihr hättet etwas geplant.“ Der andere sah sich noch einmal um. „Mir kommt er komisch vor, weißt du? Anders irgendwie. Es sind ganz kleine Dinge, aber ich kenne ihn seit Jahren. Ich will einfach nicht ... ich mache mir Sorgen um ihn. Jetzt, wo er aus dem Haus ist, erwartet jeder von mir, dass ich auf ihn aufpasse. Er darf einfach nicht in Schwierigkeiten kommen. Nicht, dass er sich mit den falschen Leuten trifft und ... ach, ich weiß auch nicht.“

„An was denkst du?“ Diesmal flüsterte sie auch.

„Frauen, Drogen, illegales Glücksspiel, was weiß ich. Die Sachen, in die man sich verheddern kann, wenn keiner ein scharfes Auge auf einen wirft.“

„Das kann ich mir bei Alden nicht vorstellen.“ Nun gut, andererseits kannte sie ihn knapp fünf Wochen, was war ihr Urteil da schon wert? „Und was machen wir jetzt?“

„Ich werde jemanden anheuern, der ihm unauffällig folgt.“ Daren nickte mehr zu sich selbst als zu ihr.

„Ist das nicht etwas ... drastisch?“, fragte sie erschrocken, „Wir könnten ihn auch fragen.“

„Wir können ihn zur Rede stellen, sobald wir wissen, was er da macht. Ich will nicht mit einer Lüge abgespeist werden.“ Seine Züge verhärteten sich. „Sich die Hörner abstoßen ist eine Sache, aber auch dafür gibt es einen vorgesehenen Rahmen. Alden tanzt zu sehr aus der Reihe. So etwas muss frühzeitig eingedämmt werden.“

„Du bist wirklich streng.“ Maya lächelte. Es war herzergreifend, wie sehr Daren sich sorgte. Das war wahre Freundschaft, wenn auch sehr übertrieben kontrollierend.

„Nein.“ Er lehnte sich wieder zurück. „Ich bin die Warnung. Sein Vater ist streng. Vor dessen Zorn will ich ihn bewahren.“

„Würde er ... was kann Alden denn passieren?“, fragte sie besorgt.

„Tja.“ Daren seufzte tief. „Wir Adligen sind eine ganz kleine Gruppe. Jeder weiß über jeden Bescheid, alle kennen sich. Dieser Gruppe zu erzählen, was man falsch gemacht hat, ist schon eine ziemlich harte Strafe. Wenn jeder, mit dem du reden kannst, weiß, was du falsch gemacht hast, das ist ... nicht gerade angenehm.“ Das konnte sie sich vorstellen. Im Dorf kannte auch jeder jeden. Tratsch konnte verheerend sein. „Auch sind unsere Familien gleichzeitig unsere Arbeitgeber. Wenn wir eine gute Arbeit wollen, hängt das am Wohlwollen der Familie. Unsere größte Angst ist natürlich stets, verstoßen zu werden.“ Er betrachtete sie einen Moment schweigend. „Seien wir ehrlich, wir sind ziemlich lebensunfähig. Keiner von uns hat sich jemals selbst um Essen, ein Dach über dem Kopf oder ein Einkommen kümmern müssen. Ich wüsste nicht im Ansatz, was ich machen müsste.“

„Man fragt sich rum.“ Sie legte den Kopf zur Seite. „Ich wusste das auch alles nicht und ich habe trotzdem nun alles, was ich brauche.“

„Ja, aber du kannst zumindest irgendetwas. Du weißt, wie man putzt, kocht und wäscht. Was hätte ich denn bitte anzubieten? Schönschrift? Ich kann Reden verfassen und gut Informationen einholen, aber was genau soll ich damit machen? Leute, die Schreiberlinge einstellen, gehören zur Familie.“

„Du bist ein junger, kräftiger Mann. Du könntest Vorarbeiter oder Handlanger werden und dich von da aus umsehen.“ Sie lächelte ihn an.

Er blinzelte nur einmal, atmete tief durch und fragte flüsternd: „Was ist das?“

„Was? Ein Vorarbeiter? Vorarbeiter sind Menschen, die Materialien für Handwerker vorbereiten. Zum Beispiel holen sie Rohleder von den Schlachtern, bringen es zu den Gerbern und von den Gerbern zu den Schustern. Handlanger tragen einfach nur Materialien von einem zum anderen Platz auf die Anweisung anderer. Wenn man nichts weiß und versteht, ist das ein guter Platz zum Lernen. Und da du bestimmt gut planen kannst, wärst du sicherlich schnell in der Organisation all dieser Transporte. Infrastruktur wäre sicher ein guter Arbeitsbereich für dich.“

„Hm ... stimmt. Das ist nicht so anders als mein geplanter Job. Mein Onkel, das Familienoberhaupt, will, dass ich die Planung der Stadtfeste übernehme. Weinfässer organisieren ist vermutlich nicht so viel anders wie Leder zu besorgen.“

„Du klingst nicht glücklich mit dieser Arbeit.“, wagte sie aus seinem Ton zu deuten.

Daren schnaubte nur und schüttelte den Kopf. Sie blieb still, was ihn nach einem Moment dazu brachte, weiter zu sprechen: „Stadtfeste sind schön und ich mag sie. Aber wir haben so viele Kunsthandwerker, die versorgt werden wollen. Ich könnte auch zu den Zwergen reisen und mit ihnen über Edelsteine verhandeln. Oder Edelmetalle. Meine Cousine zum Beispiel reist mit wechselnden Kunsthandwerkern zu anderen Völkern und organisiert Kunstausstellungen. Ich durfte einmal zu einer Ausstellung in der Hauptstadt der Elfen mitkommen, die haben einmal im Jahr eine Kunstmesse, wo alle Völker Kostbarkeiten zusammen tragen. Kannst du dir vorstellen, wie atemberaubend schön das ist? Überall Schmuck und Gemälde ferner Länder, feingewebte Teppiche und goldbesetztes Geschirr aus Knochenporzellan. Meine Familie verwaltet so viele spannende Arbeiten und ich soll einfach nur ein jährliches Massenbesäufnis veranstalten. Was mache ich denn den Rest des Jahres? Daumen drehen?“

„Deiner Cousine helfen.“ Maya lächelte. Was er erzählte, klang traumhaft schön und sie hoffte, das eines Tages auch sehen zu können. „Oder selbst ein Kunsthandwerk erlernen.“

„Selbst?“ Er starrte sie einen Moment lang an. „Ich habe als Kind mal gezeichnet und Querflöte gespielt, aber ich glaube nicht, dass ich irgendetwas davon wirklich kann.“

„Ich wurde auch nicht mit der Fähigkeit geboren, jedes Gericht dieser Welt zu kochen. Man muss üben, üben und üben. Je mehr man sich anstrengt, desto besser kann man etwas am Ende.“

„Ich wollte schon immer Schnitzen lernen.“ Er betrachtete den Himmel. „Mein Bruder würde mich auslachen, wenn er das wüsste.“

„Jeder Mensch hat Träume und keiner gehört dafür geächtet.“ Sie legte eine Hand auf Darens. „Probier es doch. Du kannst bestimmt problemlos einen Lehrmeister finden, ihr verwaltet all diese Künstler schließlich.“

„Vielleicht.“ Sein Blick fiel auf ihre Hand. „Die Frage ist vielleicht nicht sehr höflich, aber warum bist du so gut erzogen? Dein Verhalten passt mehr zu einer Adligen als einer Bürgerlichen.“

„Meine Großmutter war Erzieherin. Mein Großvater war Gärtner der Aderen, einer Landadelsfamilie. Meine Mutter erzählt nicht viel von ihnen, sie sind irgendwie zerstritten, aber auch meine Mutter empfand eine gute Erziehung für sehr wichtig. So ungewöhnlich ist es aber nicht. Die Mädchen in unserem Dorf sind alle sehr gut erzogen. Vielleicht durch meine Mutter, sie hat in unserem Dorf einen Kindergarten eingerichtet. Alle Dorfbewohner haben an der Einrichtung mitgearbeitet und die Mütter bezahlen sie mit Lebensmitteln. Darum sind wir neben dem Bürgermeister und dem Arzt eine der wohlhabensten Familien des Dorfes. Natürlich nichts im Vergleich zu euch, aber wir haben nie hungern müssen und konnten uns ganz auf die Schule konzentrieren. Ich hatte Sonderunterricht, während andere Kinder auf den Feldern helfen mussten.“

Daren nickte langsam und lächelte schließlich. Ohne eine weitere Nachfrage verfielen sie in ein angenehmes Schweigen und genossen die Sonne für den Rest ihrer Mittagspause.



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