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The Wolves among us

"Die Werwölfe erwachen. Sie wählen ihr heutiges Opfer ... Die Werwölfe schlafen wieder ein." [Video-Opening online]
von

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Zwietracht


 

~ 25 ~

 

„Na ganz toll“, knurrte Kiba. „Neji, du hättest die Klappe halten sollen.“

Neji verzog das Gesicht. Eigentlich hatte er ja die drei nebeneinander Sitzenden, die wegen dem Vampirjäger keine Vampire sein konnten, auf Herz und Nieren und etwaige Wolfshaare prüfen wollen. Nun waren zwei von dreien gestorben. Das hatten die Werwölfe wirklich klug gemacht. „Immerhin kann ich sagen, dass Asuma kein Werwolf ist“, berichtete er zerknirscht.

„Und ich bestätige, dass Neji auch weder Wolf noch Vampir ist“, sagte Shino. Somit war immerhin Asumas und Nejis Unschuld geklärt. Vielleicht war es trotzdem keine gute Idee, wenn die Dorfbewohner tagsüber Pläne schmiedeten und sich absprachen.

„Ich gehe mal davon aus, dass wir gestern das Wolfsjunge gelyncht haben. Sprich, Kimimaro. Diese zwei Opfer kommen den Wölfen zu gelegen, als dass man es anders erklären könnte“, sagte Sasuke. Die anderen stimmten ihm zu. Nach dem Tod des Wolfsjungen gab Sphinx den Werwölfen in der Nacht das Zeichen, dass sie zwei Dorfbewohner töten konnten. Genau das musste passiert sein.

Der Geist hat ein V geschrieben. Sakon wird für heute aus dem Dorf verbannt. Und übrigens sollte ich euch darüber informieren, dass die Unruhestifterin ihre Fähigkeit eingesetzt hat“, sage Sphinx. „Das bedeutet, ihr dürft an diesem Tag zwei Leute hinrichten. Viel Spaß.“

 
 

(4:40 Uhr)

Wir waren die ganze Zeit hier“, sagte Sasuke. „Insgesamt elf Personen. Dagegen waren neun von uns unterwegs, und die haben sich in kleinere Gruppen aufgeteilt. Es wäre für einige von ihnen ein Leichtes gewesen, Kakashi und Toto zu ermorden. Alles, was sie tun müssten, wäre eine falsche Aussage abzuliefern. Wer sagt, dass Asuma, Neji oder Shino tatsächlich unschuldig sind? Sie waren als Erstes bei der Leiche.“

Asuma sah ihn nachdenklich an. „Ich verstehe, dass du uns misstraust, aber du irrst dich. Wir haben die Leichen gleichzeitig entdeckt.“

„Wir können gegenseitig bezeugen, dass wir unschuldig sind“, sagte Shino.

„Aber wenn ihr drei zusammenarbeitet?“, hakte Sasuke nach.

 

„Dann würden unsere ganzen Mutmaßungen auf wackeligen Beinen stehen“, meinte Ino. „Selbst wenn Neji kein Wolf oder Vampir ist, er könnte die Zaubermeisterin oder der Strolch sein und ganz eigene Ziele verfolgen.“

„Eben“, sagte Sasuke. „Im letzten Spiel waren die Aussagen der Seherin auch nicht ganz zuverlässig.“

„Ihr meint also, Asumas Unschuld ist immer noch nicht ganz bewiesen?“, fragte Chouji.

„Ich sage nur, es wäre gut, wenn wir uns sicher sein könnten“, stellte Sasuke fest. „Am besten todsicher.“

„Was sollen wir denn noch machen? Asuma lynchen, damit Sphinx uns sagt, dass er unschuldig war? Das ist doch hirnrissig“, sagte Naruto.

Asuma seufzte. „Ist hier drin Rauchverbot?“, fragte er.

„Eigentlich schon, ja“, bemerkte Sphinx.

„Hm“, brummte er. „Naja, was soll’s. Ich werde Nejis Beispiel folgen und mich outen.“

„Was heißt das?“, fragte Chouji.

„Ich beweise euch, dass ich kein Werwolf bin. Und auch kein Vampir.“

Tayuya lachte trocken auf. „Das wird kaum möglich sein.“

„Doch. Ich bin der Prinz. Ich bitte euch, mich zum Lynchen zu nominieren. Gemäß den Regeln sterbe ich dabei nicht, richtig? Somit ist bewiesen, dass ich unschuldig bin, und wir haben eine Person weniger, die wir lynchen müssen. Wenn wir gleich zwei Leute lynchen, ohne dass die Seherin uns einen konkreten Verdacht liefern kann, spielen wir den Werwölfen nur in die Hände.“

„Da ist etwas dran“, sagte Neji.

„Also schön, dann nominiere ich Asuma!“, sagte Naruto. „Wer geht mit?“

Chouji und Neji hoben schließlich gleichzeitig die Hand. Tayuya eröffnete die Abstimmung, und die meisten der Daumen zeigten auf Tod.

Asuma soll also getötet werden. Was für ein Pech aber auch – es funktioniert nicht. Überraschenderweise ist Asuma der Prinz, wie ich hiermit bestätige.“ Sphinx seufzte. „Ihr versteht es, dem Spiel die Spannung zu rauben.“

 

„Asuma würde nie einen Mord begehen“, sagte Chouji überzeugt. „Er ist Detektiv, schon vergessen? Er klärt Verbrechen auf! Und er hat sich immer gut mit Kakashi verstanden!“

„Außerdem ist er ein gestandener Mann mit einer Traumfrau und einem Traumjob. Ich kann mir keinen Grund einfallen lassen, weswegen er überhaupt ein Verbrechen begehen sollte“, sagte Shikamaru.

„Ich glaube auch nicht, dass er etwas damit zu tun hat. Er ist hergekommen, um uns zu helfen“, sagte Lee mit Inbrunst.

„Und wenn er hergekommen ist, um uns zu töten?“, fragte Temari. „Hypothetisch gesehen wäre das auch möglich.“

„Der Täter hätte eine Waffe gebraucht“, überlegte Sasuke. „Mit Kakashis und Totos Pistolen hätte er somit insgesamt drei.“

„Ihr könnt mich gern durchsuchen“, bot Asuma an.

„Sie würden sie wohl kaum behalten haben“, spottete Sasuke.

„Vielleicht hätte ich mit drei Pistolen im Gepäck auch längst begonnen, euch niederzuschießen“, sagte Asuma und zog kräftig an seiner Zigarette. „Ich kann nur wiederholen, dass wir nichts mit den Morden zu tun haben.“

„Offenbar legen hier einige die Hand für Asuma ins Feuer“, sagte Sasuke. „Ich glaube ihm eigentlich auch. Mit Shino sieht es anders aus.“

 

„Ich schließe mich an“, sagte Gaara.

„Hä? Habt ihr sie noch alle?“, rief Naruto. „Shino ist die Seherin! Er hat uns schon einige gute Tipps gegeben!“

„Eben. Wir waren zu Beginn siebenundzwanzig Spieler. Trotzdem hat er Kidoumaru und Kimimaro erstaunlich schnell als Feinde identifiziert, meinst du nicht?“, fragte Sasuke.

„Das war Zufall“, sagte Shino.

„Wartet mal kurz“, sagte plötzlich Ino. „Was ist mit dem Opfer der Vampire? Müsste nicht jemand gestorben sein, ehe wir für Asuma abgestimmt haben?“

Sphinx grinste nur und schwieg.

„Das Vampiropfer wurde beschützt. Oder es gibt keine Vampire mehr“, sagte Neji. „Letzteres halte ich für unwahrscheinlich.“

„Wen würden die Vampire wohl auswählen? Und wen würden die Schutzcharaktere auswählen? In dieser Nacht eindeutig Neji und Shino“, sagte Ino.

„Also stehen die Chancen fünfzig zu fünfzig, dass Shino angegriffen und beschützt wurde. Geschätzt. Also ist er eine Bedrohung für die Vampire“, erwiderte Neji.

„Worauf warten wir?“, fragte Sasuke ungehalten. „Es gib zwei Nominierungen für ihn. Stimmen wir schon ab.“

 

„Wie kommst du darauf, dass ich der Täter sein könnte?“, fragte Shino.

„Sasori“, sagte Sasuke, „du hast gesagt, erst hättest du einen Fremden den Gang entlang rennen sehen, dann Shino.“

„Ich glaube, dass es ein Fremder war. Ich habe ihn, wie gesagt, nicht genau gesehen“, erklärte Sasori lächelnd.

„In was für einem zeitlichen Abstand war das?“

Der Rotschopf überlegte. „Ich bin nicht sicher. Einige Sekunden? Sie kamen nicht gleich hintereinander.“

„Shino, hast du diesen Angreifer später noch einmal gesehen?“

Shino schüttelte den Kopf. „Das Licht meines Smartphones hat nicht weit genug gereicht. Ich bin nur in die Richtung gerannt, in der ich ihn vermutet habe. In den nächsthöheren Stock bin ich auf gut Glück gelaufen. Dort habe ich dann Asuma und Neji getroffen.“

„Das heißt aber auch, dass du nicht gesehen hast, ob der Angreifer in den vierten Stock gelaufen ist, wo wir dann die Leichen gefunden haben.“

„Worauf willst du hinaus?“

„Ganz einfach. Du hättest im Treppenhaus einfach deiner Wege gehen können. Nehmen wir an, der Angreifer ist nach unten geflohen. Du hättest trotzdem in den vierten Stock gehen können, weil du mit Toto abgemacht hast, dass ihr den Angreifer dort in die Zange nehmt. Noch bevor du auf Asuma gestoßen bist, hast du den Flur durchquert, Kakashi und Toto umgebracht und bist dann zurück ins Treppenhaus, um vor Asuma und Neji den Ahnungslosen zu spielen. Und nun spielst du uns wieder den großen Ermittler vor.“

„Eine mögliche Theorie wäre das allerdings“, räumte Neji ein. „Aber ich will es nicht glauben. Shino war auch nicht so sehr außer Atem, als wäre er zweimal quer durch das Hotel gelaufen. Und hätte noch dazu jemanden ermordet“, fügte er hinzu.

„Hör schon auf, Sasuke“, sage Naruto. „Wir haben doch wohl was Besseres zu tun, als uns gegenseitig zu verdächtigen. Lasst uns lieber überlegen, wie wir hier rauskommen.“

„Nein. Ich habe keine Lust, mit einem Verräter zusammenzuarbeiten“, sagte Sasuke stur.

 

Die Daumen wurden gezählt. Nur einige wenige deuteten auf Tod, die anderen wollten Shino am Leben lassen. „Ich danke euch“, sagte dieser. „Es ist eine dumme Idee, mich lynchen zu wollen, Sasuke. Du machst dich nur selbst damit verdächtig.“

 

„Du übersiehst da was“, mischte sich Shikamaru ein. „Shino hätte eine Pistole gebraucht, um Toto und Kakashi zu ermorden.“

„Die kann er irgendwo im vierten Stock deponiert haben. Oder habt ihr nachgesehen?“, fragte Sasuke.

„Wir könnten in der Tat nachsehen gehen“, meinte Asuma, „aber das halte ich doch für zu gefährlich. Und zu unwahrscheinlich.“

„Shino als Täter? Lächerlich“, meinte Kiba und klopfte seinem Freund auf die Schulter. „Der Kerl ist ein wenig merkwürdig, aber sonst total in Ordnung.“

„Das mit dem merkwürdig habe ich jetzt überhört“, brummte Shino verstimmt.

„Da spricht noch was gegen deine Theorie, Sasuke“, fügte Shikamaru hinzu. „Als wir die Leichen gefunden haben, lagen beide auf dem Bauch. Ich bin kein Experte in solchen Sachen, aber die Schusswunden sahen auch so aus, als hätten sie die Kugeln von hinten erwischt.“

„Und?“

„Das stimmt. Ich weiß, worauf du hinauswillst“, sagte Neji. „Toto war von unten die Treppe heraufgekommen. Wenn er dort auf dem Treppenabsatz Kakashi getroffen hat, hat er ihm wahrscheinlich erzählt, dass er jemanden verfolgt. Da Kakashi von oben kam, wollten sie sich vermutlich beide auf den Weg machen, um den vierten Stock zu erkunden. Dann hätten sie der Treppe den Rücken zugewandt und wären zur Tür gegangen. Shino hat aber die Haupttreppe genommen, denn laut Sasori ist er in diese Richtung gelaufen. Er hätte den vierten Stock durchqueren müssen, um zu ihnen gelangen. Und dann wäre er wohlgemerkt vor ihnen aufgetaucht und hätte sie nicht von hinten angreifen können. Von daher kann er es nicht gewesen sein.“

„Ein fadenscheiniges Argument“, meinte Sasuke.

„Besser als deines“, sagte Tayuya.

„Wo sie recht hat“, grinste Deidara. „Aber sagt mal, denkt ihr dann auch, was ich gerade denke?“

Die anderen sahen ihn fragend an. Bei Shikamaru war der Groschen längst gefallen. „Oh“, meinte er düster.

 

„Aber nicht nur mich, oder? Ihr habt doch nicht vergessen, wer sich sofort meiner – zugegebenermaßen hirnrissigen – Nominierung angeschlossen hat?“ Sasuke verzog den Mund zu einem fiesen Lächeln. „Ich nominiere Gaara.“

„Sag mal, hast du überhaupt einen Plan oder nominierst du einfach drauflos?“, brach es aus Kiba hervor.

„Das war mein Plan. Jemanden zu entlarven, der die Seherin töten will.“

„Nicht übel, hm“, lobte Deidara.

 

„Gaara kann es nicht gewesen sein“, sagte Temari überzeugt. „Er hatte einen Anfall!“

„Vielleicht hat er ihn geschauspielert“, sinnierte Sasori.

„Er hat heute angeblich schon mal einen Anfall gehabt, und das war auch gelogen“, sagte Ino düster.

„Das … das ist doch nicht euer Ernst!“, rief Temari. Schweiß glitzerte auf ihrer Stirn.

„Ich hab dir doch gesagt, deine Brüder haben beide Dreck am Stecken“, meinte Tayuya süffisant.

Gaara schien gar nicht zu bemerken, dass sein Name gefallen war. Er starrte stumm eine Wand der Lounge an, von den anderen abgewandt. Sasuke stand auf und ging zu ihm.

„He, warte! Nichts überstürzen!“, rief Lee ihm hinterher. Auch Asuma sagte warnend seinen Namen, aber Sasuke ließ sich nicht beirren.

Er ging vor Gaara in die Hocke und wartete, bis dieser ihn ansah. „Du warst es“, sagte Sasuke dann. „Stimmt’s? Hör auf zu schauspielern.“ Der Junge starrte ihn mit ausdruckslosen Augen an.

„Es ist tatsächlich möglich“, sagte Shino langsam. „Warum? Weil es eine Tatsache ist, dass wir ihn allein gelassen haben.“

„Und das war unverantwortlich!“, rief Temari.

„Stimmt“, sagte Sasuke kalt. „Weil es jetzt zwei neue Tote gibt. Und nur er kann es gewesen sein.“

 

Shino nominierte Gaara ebenfalls, dann fand die Abstimmung statt.

 

„Es ist eigentlich ganz einfach“, sagte Sasuke. „Gaara hat eine Pistole hier hereingeschmuggelt. Er ist einer der wenigen von uns, die trotz dieser schwülen Hitze eine Jacke anhaben. Als wir alle schön getrennt sind, täuscht er einen Anfall vor, um unsere Gruppen noch weiter auszudünnen. Mit Erfolg. Dann greift ein Unbekannter an. Ein praktischer Zufall – oder vielleicht war das sogar abgemacht. Toto und Shino beschließen, die Verfolgung aufzunehmen, und lassen Gaara allein. Der schleicht Toto hinterher in den vierten Stock, sieht, dass der mittlerweile Kakashi getroffen hat, und erschießt beide hinterrücks. Anschließend nimmt er deren Waffen an sich.“

Sasuke packte den schweigenden Gaara am Kragen, zog ihn hoch und rammte ihm ohne Vorwarnung die Faust in die Magengrube.

„Hör sofort auf!“, rief Temari und stürzte heran.

Sasuke schlug ein zweites Mal zu und stieß Gaara dann gegen die Wand.

Naruto stellte sich zwischen sie. „Aufhören! Bis du verrückt geworden?“

Sasuke rieb sich nachdenklich die Hand. „Ich glaube, ich habe sie gespürt.“

„Was gespürt?“, fragte Naruto verwirrt.

„Eine Waffe. Etwas Hartes unter seiner Jacke.“

Shikamaru schluckte. „Gaara – würde es dir etwas ausmachen, die Jacke auszuziehen?“

Gaara sah kurz zu seiner Schwester und zog dann, offenbar seelenruhig, seinen Reißverschluss auf. Seine Hand glitt unter die Jacke – Sasuke packte blitzschnell zu und bekam sein Handgelenk zu fassen. „Ich wusste es“, knurrte er.

Gaaras Blick veränderte sich nicht einmal, als sie stumm miteinander zu rangeln begannen. „Hey, was …“, begann Naruto, als ein Schuss durch den Raum hallte. So scharf neben Shikamaru, dass er den Luftzug fühlte, sauste etwas vorbei. Er war plötzlich wie erstarrt.

Sasuke riss an der Waffe und bekam sie zu fassen, Gaara stolperte halb. Unter seiner Jacke kam die schwarze Pistole von Kakashi zum Vorschein. Der Schuss, der sich gelöst hatte, hatte zum Glück niemanden verletzt. Aber allein die Tatsache, dass er sich gelöst hatte, bedeutete, dass einer der beiden die Waffe entsichert hatte … um den anderen zu töten …

„Gaara“, hauchte Temari, als ihr Bruder grimmig erneut unter seine Jacke fasste.

„Er hat noch eine!“, rief Kiba.

Der Griff der Pistole traf Gaara mit voller Wucht ins Gesicht und ließ seinen Hinterkopf gegen die Wand knallen. Dann packte Sasuke seine Arme und riss sie herum. „Naruto“, ächzte er. „Nimm sie ihm ab.“

Naruto kam mit hektischen Schritten näher. Seine Finger zitterten. Er machte keine Anstalten, zuzugreifen.

„Mach schon“, presste Sasuke hervor, als sich Gaara nach Kräften wehrte. Naruto fasste in die Jackeninnentasche und förderte eine zweite Waffe hervor. Eindeutig Totos eiserner Colt.

Die Versammelten gaben keinen Mucks von sich. Auch Shikamaru hatte es die Sprache verschlagen. Sasuke riss Gaara herum und stieß ihn erneut gegen die Wand. „Wie kommen die Knarren in deine Taschen, wenn du doch so unschuldig bist?“

Gaara würdigte ihn keiner Antwort. Blut lief ihm aus der Nase und von seinen aufgeplatzten Lippen.

„Ich übernehme, Sasuke“, sagte Asuma und trat auf die beiden zu. Naruto trat sofort einige Schritte zurück, die Pistole so weit vom Körper weg wie möglich.

„Das mach ich schon selbst“, sagte Sasuke und drückte Gaara den Pistolenlauf gegen die Stirn.

„Nein!“, kreischte Temari.

„Sasuke!“, keuchte Chouji erschrocken auf.

„Er wollte uns töten!“, rief Sasuke.

„Das würde er niemals tun! Lass ihn los, Sasuke!“ Auch Narutos Stimme mischte sich unter das Geschrei.

„Sasuke, mach keine Dummheiten“, warnte Asuma. Er kam nicht näher, ganz so als wäre Gaara nun eine Geisel. „Wir stehen alle unter Spannung. Lasst uns die Sache ruhig überdenken. Gaara kann uns vielleicht sogar hier raushelfen.“

Sasuke starrte Gaara hasserfüllt an. Jener starrte ausdruckslos zurück. Shikamaru fragte sich, was plötzlich in Sasuke gefahren war. Dann beugte sich Sasuke vor und flüsterte dem Rotschopf etwas ins Ohr, das wohl niemand außer den beiden hören konnte. Dann trat er einen Schritt zurück, den Arm mit der Pistole immer noch ausgestreckt.

Und drückte ab.

 

In das Echo des Schusses mischten sich Temaris und Narutos Schrei, Hinatas hohes Kreischen und dann ein halbes Dutzend anderer, entsetzter Stimmen.

Aus Gaaras Stirn sprühte plötzlich Blut. Den Mund hab geöffnet, sank er an der Wand zu Boden. Hinter ihm zierte ein breitgespritzter Blutfleck die Holzvertäfelung.

„Hast du sie noch alle?“ Narutos Knöchel trafen Sasukes Wange und warfen ihn regelrecht um.

„Gaara! Gaara!“ Temari war zu ihrem Bruder gestürzt und schüttelte ihn, als würde das irgendwas nützen. „Er hat ihn umgebracht!“, stieß sie mit heulender, misstönender Stimme hervor.

„Scheiße, du bist ja wahnsinnig!“ Kiba hatte die Fäuste geballt. „Mein Gott!“

Asuma rang um Worte. Die Zigarette lag plötzlich zu seinen Füßen.

„Er hatte es verdient!“, schrie Sasuke und rappelte sich auf. „Er war ein Mörder! Er hat uns hier reingelockt!“

„Das ist nicht wahr!“, rief Temari. „Das … kann einfach nicht sein!“

„Es kann nicht anders sein“, entgegnete Sasuke. „Was machen sonst die Pistolen in seiner Jacke?“

„Du kapierst es einfach nicht, oder?“, knurrte Naruto. Auch er hatte die Fäuste geballt. Eine Ader pochte auf seiner Stirn, und er hatte die Zähne zusammengebissen, dass es schmerzte. „Du hast gerade Gaara umgebracht! Du bist keinen Deut besser als irgendeiner von diesen Mördern!“

Sasuke sprang auf die Füße und schnell wie ein Raubtier zuckte seine Hand vor. Getroffen von dem Kinnhaken, taumelte Naruto. „Wach auf, verdammt!“, knurrte Sasuke. „Ich tu hier, was ich muss, damit wir überleben! Er hat uns doch nur noch nicht umgebracht, weil wir zu viele Leute auf einem Haufen waren! Ihm wäre sicher wieder etwas eingefallen, sei es ein Anfall oder sonstwas!“

„Deswegen brauchst du ihn nicht gleich …“ Mit einem wortlosen Wutschrei warf sich Naruto gegen ihn, rammte ihn mit der Schulter und bekam im nächsten Moment den Pistolenknauf gegen die Rippen gedonnert. Dass Hinata zaghaft seinen Namen rief, merkte er nur am Rande.

Seine Faust traf Sasukes Gesicht und er fühlte dessen Zähne schmerzhaft in seiner Haut. „Du dämlicher Idiot!“, nuschelte Sasuke schließlich. „Er gehört zu den Leuten, die Sakura auf dem Gewissen haben! Wolltest du sie nicht rächen? Ist sie dir plötzlich egal? Oder hast du vergessen, dass sie tot ist?“

Sakuras Namen durchfuhr Naruto wie ein Stromschlag. Mit einem Mal fühlte er sich so kraftlos, dass Sasukes nächster Stoß ihn von den Füßen riss.

„Es ist doch gar nicht gesagt, dass Gaara was damit zu tun hatte!“, rief Kiba. Er schien sich als Nächstes auf Sasuke stürzen zu wollen.

Der zog die Nase hoch und wischte sich mit dem Ärmel das Blut aus dem Gesicht. „Nein? Macht dieses Hotel vielleicht nur jeden x-beliebigen Menschen zum Spontanmörder?“

„Bei dir scheint es ja zu funktionieren!“, knurrte Naruto und sprang fuchsteufelswild wieder auf die Beine. Sakura war nicht da, um sie aufzuhalten. Sie hätte es vielleicht gekonnt.

„Schluss jetzt!“ Ino trennte die beiden mit schriller Stimme, als sie für ihre Freundin in die Bresche sprang. „Ihr beruhigt euch jetzt! Alle beide! Und du hältst auch den Mund!“, fuhr sie Kiba an, der eben wieder etwas sagen wollte.

Sasuke schnaubte und drehte sich weg.

„Ich habe sie nicht vergessen“, sagte Naruto. Etwas in seiner Stimme schien ihm die Aufmerksamkeit aller zu verleihen, selbst Sasuke blickte ihn wieder an. Naruto sah das alles durch einen Tränenschleier. In seinem Hals war plötzlich etwas Bitteres. Die Wut war ihm lieber gewesen. „Ich hab keinen von ihnen vergessen. Sakura. Und Tenten, und Kankurou. Und jetzt Kakashi. Sie sind einfach gestorben, umgebracht worden, und ich weiß nicht einmal, wieso. Und jetzt bringst du auch noch Gaara um, obwohl ihr beide meine Freunde seid.“ Er musste schlucken. Sein Atem war zittrig, schniefend. Ihn schwindelte. „Das ist einfach zu viel. Ich verstehe das nicht!“

Sasuke sah ihn mit Augen wie schwarzer Onyx an, ebenso dunkel und ebenso hart. „Du hast recht“, murmelte er schließlich. „Du verstehst es nicht.“ Damit ging er von der Leiche fort und setzte sich in den Sessel, der am weitesten von ihnen entfernt stand, wo er brütend über die Pistole strich.

Naruto sank in sich zusammen. Hinata war an seiner Seite und hielt ihn im Arm, aber es fühlte sich an, als könnte ihn niemand aus dem Loch holen, in das er gefallen war.

 

„Verdammt, ich verstehe Naruto gut“, brachte Shikamaru leise hervor, als Ino zu ihm, Chouji und Asuma zurückkam. „Meine Augen brennen … Und ich habe auch keinen Plan, was hier eigentlich passiert …“

Asuma legte ihm die Hand auf die Schulter. „Es tut mir leid“, sagte er kopfschüttelnd. „Eigentlich sollte ich als der Erwachsene die Kontrolle behalten. Und trotzdem konnte ich nichts tun.“

„Das ist es ja gerade“, meinte Chouji mutlos. „Wir können einfach nichts tun. Seit wir hergekommen sind, können wir nichts tun. Und unsere Freunde sterben … oder hören auf, unsere Freunde zu sein.“

Das stimmte nicht ganz. Sie konnten etwas tun. Zumindest redete Shikamaru sich das ein. Langsam ging er auf Temari zu, blieb aber hinter ihr stehen und rang nach Worten. Er wollte sie trösten, aber ihm fiel einfach nicht ein, wie.

„Seltsam, nicht?“, fragte Temari leise, ohne dass er sich bemerkbar machen musste. Sie sah niemanden an, nicht einmal Gaara, sondern blickte auf die finstere Decke des Raumes. Shikamaru meinte, ein bitteres Lächeln auf ihren Zügen zu sehen. „Heute Morgen bin ich aufgewacht und war ein wenig verkatert. Ich hab mir gedacht, dass wir es wohl ein wenig übertrieben haben. Aber es war ja immerhin der Auftritt meines Bruders, und wir haben uns seit langem mal wieder alle gemeinsam amüsiert. Und jetzt … Jetzt waren plötzlich meine beiden Brüder Mörder? Und sie sind tot? Verdammt, verarsch mich nicht!“ Sie schlug gegen die Wand.

Shikamaru wandte den Blick ab. „Wenn ich … irgendwas tun kann … sag’s mir bitte.“

„Du kannst was tun“, murmelte sie. „Tu was für deine Freunde. Schlagt irgendwie die Zeit tot, oder schlagt euch gegenseitig tot. Ich bin fertig mit euch.“ Als sie sich herumdrehte, war ihr Blick so leer wie ein Stundenglas, in dem der Sand durchgelaufen war. „Ich gehe“, legte sie fest.

„Was soll das heißen, du gehst?“, fragte Kiba mit großen Augen. Shikamaru erwiderte nur ihren Blick. Das war er ihr schuldig.

„Ich verschwinde. Ich sitze hier nicht rum mit dem Psychopathen, der meinen Bruder auf dem Gewissen hat!“ Sie deutete voller Hass auf Sasuke, den das wiederum gar nicht zu berühren schien. „Ich gebe euch nur den Rat, ihm die Knarre wegzunehmen. Er ist genauso schlimm wie dieser Toto! Falls ihr mich sucht …“ Sie sah Shikamaru kurz an, führte den Satz dann aber nicht zu Ende.

„Ich gehe mit dir“, sagte Naruto plötzlich. Sie wandte sich überrascht um. In seinem Blick lag nach wie vor Bitterkeit. „Ich … halte es hier einfach nicht mehr aus. Vielleicht sehe ich nie wieder einen meiner Freunde sterben, wenn ich einfach nur die Augen zukneife.“ Hinata packte seinen Arm und machte damit klar, was sie tun würde.

„Das ist äußerst unklug“, sagte Asuma. „Wir sollten um jeden Preis zusammenbleiben, egal, was passiert.“

Temari bedachte ihn mit einem abfälligen Blick. „Ist schon gut. Bemühen Sie sich nicht.“ Sie ging an ihm vorbei und fügte dann noch hinzu: „Sie sind ein lausiger Detektiv.“

„Ich hoffe, du bist glücklich“, sagte Naruto noch zu Sasuke. „Ich verstehe jetzt nämlich gut, wie du dich fühlst. Du hast einen Bruder verloren, und ich gute Freunde. Einer davon war ein sehr guter Freund.“ Shikamaru wusste nicht, ob er nun Gaara meinte oder Sasuke selbst. Letzterer reagierte immer noch nicht.

„Ich komme auch mit“, sagte plötzlich Neji. Shikamaru wusste nicht, ob er sich freuen sollte, dass sich so viele der neuen Fraktion anschlossen. Immerhin hatte Naruto noch Totos Pistole. „Ich will … nicht mehr nur herumsitzen. Ich möchte wissen, warum … unsere Freunde sterben mussten“, fügte Neji hinzu. Es klang, als hätte er etwas anderes sagen wollen. Tentens Namen vielleicht? Oder er wollte einfach nur Hinata begleiten.

„Tu, was du willst“, meinte Temari achselzuckend. Sie waren schon halb bei der Tür draußen. „Und ihr anderen wagt bloß nicht, uns zu folgen oder uns zu suchen“, zischte sie jenen zu, die in der Lounge verblieben.

Als sie gingen, hatte das Zufallen der Tür etwas Endgültiges an sich. Plötzlich war es abartig ruhig in der Lounge, und Shikamaru hatte das ungute Gefühl, dass er sie zum letzten Mal gesehen hatte.

Er half Ino und Kiba, einen der Vorhänge abzureißen und Gaaras Leichnam damit zuzudecken. Das war das Mindeste, was sie für ihn tun konnten. Ihn von der Stelle bewegen wollte niemand. Dann sank Shikamaru wieder in einen Couchsessel und hing seinen Gedanken nach.

 

„Gaara war ein Werwolf. Und schon sind wir bei der nächsten Nacht. Ihr schlaft alle ein …“

 
 

- Der Hintere Bezirk, vierte Nacht -

 
 

(5:15 Uhr)

Irgendwie verschlug es sie bis in den fünften Stock, ohne dass sie angegriffen wurden. Dabei war Temari, anders als die anderen, nicht gerade darauf bedacht, leise zu sein – fast war es, als suchte sie sogar die Konfrontation mit dem Unbekannten, den Shino verfolgt hatte. Nichts geschah. Das Hotel lag vor ihnen in der Düsternis wie verlassen. Ein riesiges, totes Tier, durch dessen Eingeweide sie spazierten.

Im fünften Obergeschoss hielten sie schließlich wahllos vor einem der Hotelzimmer in der Nähe der Personaltreppe an. Die Türen glichen sich wie ein Ei dem anderen, nur die messingfarbenen Schilder verkündeten verschiedene Nummern. „Hier ist es so gut wie überall sonst“, meinte Temari. Sie drückte eine der Klinken hinunter. Naruto, Hinata und Neji traten hinter ihr ein. Automatisch tastete Naruto nach dem Lichtschalter, aber selbstverständlich waren die Lampen tot. Mit seinem Smartphone, dessen Akku gefährlich zur Neige ging, beleuchtete er den Kartensteckplatz neben der Tür. Statt Zimmerschlüsseln hätte es in diesem Hotel Magnetkarten geben sollen, zumindest in den Gästezimmern, aber die Türen waren dennoch alle unverschlossen. Naruto vermutete, dass man auch mit jeder anderen Karte den Strom hätte einschalten können, wenn das Hotel nicht von der Stromversorgung getrennt worden wäre. Erneut fiel ihm auf, wie sehr die ewige Finsternis und das bleiche Display-Licht an seinen Nerven rüttelten. Neben dem Türrahmen entdeckte er dann eine altmodisch wirkende Sicherheitskette, die nicht wirklich zu den modernen Kartenlesegeräten passte, aber sicher ungleich wirksamer war.

„Gut“, seufzte Temari, die das Zimmer einmal rasch ausgeleuchtet hatte. „Betten mit Matratzen. Viel bequemer, als ständig in der Lounge herumzuhängen.“

Naruto musste ihr zustimmen. Das große Doppelbett, das den gefühlt größten Teil des Zimmers einnahm, war nicht bezogen, aber die Matratzen darauf waren neu und luden zum Hinlegen ein. Er drückte probeweise dagegen. Sie waren verführerisch weich.

Temari inspizierte einstweilen die dritte Tür, die es neben der Eingangstür und der Badezimmertür noch gab. Sie entpuppte sich als Verbindungstür ins Nebenzimmer. Naruto war schon in Hotels untergekommen, die je zwei Zimmer miteinander verbunden hatten. Die Verbindung hier bestand aus zwei Türen, die unmittelbar aufeinander folgten; eine gehörte zu diesem Zimmer und die zweite zu dem benachbarten. Dazwischen war kaum genug Platz, dass eine Person dort stehen konnte. Die Tür ihres Zimmers besaß ein Drehschloss aus Metall, wie es sie auch in manchen Toiletten gab. Die andere Tür war abgeschlossen, aber sicher genauso aufgebaut.

„Okay“, meinte Temari und klang unendlich müde. „Danke, dass ihr mitgekommen seid. Ich weiß das zu schätzen. Ich wäre jetzt trotzdem lieber allein. Ich muss über einiges nachdenken, wenn ihr versteht.“

Naruto wollte das eigentlich nicht zulassen, aber er brachte keine Widerworte heraus. Neji nickte schließlich. „Wir verstehen das.“

„Gut. Ich nehme das angrenzende Zimmer. Falls irgendetwas passiert, können wir die Verbindungstüren nehmen.“ Temari deutete auf die Sicherheitskette bei der Eingangstür. „Legt die am besten vor. Auch wenn wir keine Schlüssel oder Schlüsselkarten oder was auch immer haben, niemand kriegt die Tür mehr als einen Spalt auf, wenn die Ketten davor sind. Ich mach es drüben genauso.“

„Pass aber auf. Es kann immer noch sein, dass jemand durch den Spalt schießt“, warnte sie Neji. Naruto hatte ihm seine Waffe gegeben. Er hatte das Magazin überprüft; es war nur noch eine von sieben Kugeln darin. Aber nachdem er aus nächster Nähe erlebt hatte, was die Dinger anrichteten – Grauenhaftes, das schrecklicher war als in jedem Film –, hatte er sie keine Minute länger tragen wollen. Und er vertraute Neji.

„Gib uns ein Zeichen, wenn du drüben bist“, bat Naruto.

„Mach ich.“

„Und durchsuch das Bad und die Schränke. Und schau unter dem Bett nach. Man kann nie vorsichtig genug sein“, mahnte Neji. Temari hob nur die Hand zum Zeichen, dass sie verstanden hatte. Dann trat sie in den Gang zurück und ging nach rechts. Neji schloss die Tür hinter ihr und legte die Sicherheitskette vor, prüfte dann, ob sie bei einem heftigen Ruck tatsächlich hielt, und nickte schließlich zufrieden.

Naruto kam es wie eine Ewigkeit vor, bis sie ein Klicken von den Verbindungstüren hörten und die gegenüberliegende Tür aufging. Temari nickte ihnen stumm zu, die anderen drei nickten zurück. „Wenn du etwas brauchst … lass es uns wissen“, sagte Hinata leise.

Temari nickte. „Danke, Hinata. Also, wir sehen uns. Schlaft am besten ein wenig.“

„Gute Nacht“, murmelte Naruto noch, weil ihm sonst nichts einfiel. Dann schlossen sie beide Türen, und zweimal klickte es, als jeder von ihnen sie von innen absperrte.

Sie durchsuchten, wie angekündigt, sämtliche Schränke, Schubladen und das Badezimmer, nicht nur auf der Suche nach einem Attentäter, sondern auch nach etwas Essbarem. Selbst in der Minibar war nichts. Der Durst meldete sich wieder mit voller Härte. Naruto hätte es noch gestern nicht für möglich gehalten, dass er mal Wasser aus dem Spülkasten einer Toilette schöpfen würde, aber nun tat er genau das schon zum zweiten Male. Das Wasser war zwar sauber, aber furchtbar abgestanden. Dennoch floss es wie kostbarer Wein seine ausgedörrte Kehle hinunter.

Nachdem sie alle ihren Durst einigermaßen gestillt hatten, ließ sich Naruto auf das Doppelbett fallen und legte sich seufzend hin. Seine Augenlider waren wie mit Blei gefüllt. Ein wenig Mondlicht sickerte beim Fenster herein, als er sein Smartphone abschaltete und Neji es ihm, nachdem er erneut und genauso vergeblich wie bisher versucht hatte, einen Anruf durchzubringen, gleichtat. Nach einer Weile konnte er immerhin die Schemen der anderen erkennen.

Neji setzte sich in den stoffbespannten Couchsessel, der ebenfalls zum Mobiliar gehörte. Hinata kroch schließlich zu Naruto und schmiegte sich an ihn. Er legte den Arm um sie und zog sie noch enger zu sich, atmete den Duft ihres langen Haares ein. „Tut mir leid“, flüsterte sie. „Wegen … allem.“

„Mir auch“, flüsterte Naruto zurück. Sie wussten alle nicht, was sie sagen sollten. Neji schwieg. Naruto wünschte sich nur, dass diese albtraumhafte Nacht enden würde. Und doch war da die Gewissheit, dass trotzdem nichts mehr so sein würde wie zuvor. Ihr Leben war zu Ende gewesen, noch ehe sie dieses Geisterhotel betreten hatten.

 
 

(5:45 Uhr)

Deidara und Sasori fingen irgendwann damit an, dass sie Essen suchen gehen wollten. Sich hier zu verbarrikadieren brächte gar nichts, und die anderen vier wären viel eher in der Lage, den Störsender oder einen Weg aus dem Hotel zu finden. Immer hartnäckiger wurden sie. Sasori wäre es leid, nur abzuwarten, und Deidara besaß den Nerv, offen zu sagen, dass er sich langweilte.

„Wir warten bis Sonnenaufgang“, legte Asuma fest. „Wenn man wieder die Hand vor Augen sehen kann, ist es weniger gefährlich. Bis dahin halten wir noch ohne Probleme durch. Hunger ist nicht unser ärgster Feind, vergesst das nicht.“

Nach den jüngsten Ereignissen wollte niemand mehr unbewaffnet sein. Sie hatten einen Couchsessel zerlegt und die metallenen Beine der Barhocker herausgedreht. So hatten sie sich mit Holzknüppeln und Eisenstangen bewehrt. Dennoch war ein Angriff aus den Schatten eine nicht zu verachtende Bedrohung.

„Es ist noch nicht mal sechs Uhr“, stöhnte Deidara. „Bis die Sonne aufgeht, dauert es um diese Jahreszeit noch ewig, hm.“

„Versucht ein wenig zu schlafen. Es reicht, wenn einer von uns die Tür im Auge behält“, schlug Shikamaru vor.

„Du meinst, solange nicht ein Mörder unter uns ist, hm. Ich für meinen Teil werde keine Sekunde die Augen schließen.“

Asuma und Shikamaru hatten lange mit Sasuke gesprochen. Sie hatten den Grund für seine Raserei vorhin herausfinden wollen, aber sie konnten nur mutmaßen, dass er wie alle anderen äußerst angespannt und müde war. Und er wirkte nicht ganz gesund: Wiederholt hörte man ihn husten und sah ihn sich Schweiß von der Stirn wischen. Seine Augen waren bei näherer Betrachtung glasig, und in dem Halbdunkel war kaum zu sagen, wie lange schon.

Sasuke war außerdem noch nie zimperlich gewesen. Mit großer Mühe und um den Frieden innerhalb der Lounge willen, hatten sie ihn dazu überreden können, die Waffe Asuma zu geben. Keiner der Anwesenden schien Sasuke noch in irgendeiner Form zu vertrauen.

Noch eine viertel Stunde verging, ehe Sasori schließlich aufstand. „Ich vertrete mir nur ein wenig die Beine“, behauptete er, ging aber auf die Loungetür zu.

„Bleib hier“, warnte Asuma. „Wir können für nichts garantieren, was jenseits der Tür passiert.“

„Schon in Ordnung, ich bleibe ja hier.“ Sasori blieb vor der Tür stehen und versuchte offenbar, durch das Milchglas zu erspähen, was draußen vor sich ging. Selbstverständlich gelang es ihm nicht. Die Geste wirkte eher trotzig. Er zuckte mit den Schultern und wollte wieder zu seinem Platz zurückgehen, als er plötzlich innehielt und sich bückte. „Interessant. Das war vorhin aber noch nicht hier.“

„Was denn?“ Shikamaru reckte den Hals, um zu sehen, was der junge Mann vom Boden aufhob. Etwas an seinem Tonfall gefiel ihm nicht.

„Das da. Lag halb unter dem Türspalt hindurchgeschoben.“ Sasori wedelte mit einem zusammengefalteten Blatt Papier. Sofort kamen alle näher. Selbst Tayuya und Jiroubou ließen ihren schlafenden Eidgenossen allein, zum ersten Mal, seit sie ihm die Beruhigungsmittel verabreicht hatten, und versuchten neugierig zu erkennen, was auf dem Zettel stand.

Asuma nahm den Zettel an sich, entfaltete ihn und studierte ihn schweigend. „Verdammt“, stieß er plötzlich aus.

„Was steht da? Lass uns nicht so lange warten“, sagte Sasori ungehalten, aber Asuma ließ nur das Papierstück zu Boden segeln, zückte die Pistole und riss die Tür auf.

„Ihr bleibt hier. Keiner verlässt die Lounge.“ Damit lief er in die Dunkelheit davon.

Lee war es, der sich den Zettel als Erstes schnappte. Seine Augen wurden groß, als er laut vorlas. „Jashin hat immer noch Hunger. Zum Glück verlassen bereitwillige Schafe stets den sicheren Stall. Es wird ihm eine Freude sein, das Blut eines weiteren Opfers zu ernten.“

Verdammt! Shikamaru riss ihm das Papier aus der Hand und las die Nachricht selbst noch einmal durch. Seine Gedanken rasten. Der Feind hatte bemerkt, dass sie sich getrennt hatten. Und er kündigte eine weitere Schandtat an … Shikamaru sah unbehaglich auf die Flügeltür, die noch leicht auf und zu wippte.

Asuma fühlte sich verantwortlich, weil er Temari und die anderen hatte gehen lassen. Aber wie wollte er sie hier in diesem riesigen Hotel finden?

Wie auch immer, Asuma hatte die Waffe. Er hatte ihnen eingeschärft, in der Lounge zu bleiben, und genau das würden sie tun. Resolut wollte Shikamaru den Brief zusammenfalten und zu seinem Sessel zurückkehren, als er bemerkte, dass sie den Brief nicht ganz entfaltet hatten. An der Rückseite war das Papier noch einmal zusammengeklappt, und als er die beiden Enden verdutzt auseinanderzog, fiel sein Blick auf die winzigen Buchstaben auf der Rückseite. Es war noch einmal dieselbe Handschrift, und es schien sich um eine Ergänzung zu handeln – und aufgrund der Art, wie Shikamaru darauf gestoßen war, hatte er das Gefühl, Jashin hätte irgendwie tatsächlich gerade eben einen Gedanken gehabt, den er ihnen mitteilen wollte.

Und dieses Opfer soll ein bärtiger Mann sein, der eben frevelhaft versucht, eine Waffe auf Jashins Anhänger zu richten.

Shikamaru überlief es eiskalt.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Und, wer ist dahintergekommen? ;) Das nächste Minirätsel befindet sich eben im Aufbau! Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Cosmoschoco1209
2019-04-06T08:48:40+00:00 06.04.2019 10:48
Okay Gaara war es, aber warum fragen sie sich nicht, wer der zweite dann im Bunde ist... Ganz alleine hätte er es doch nicht machen können, also gibt es auf jedenfall mindestens noch einen Wolf und dieser ist ebenfalls draußen gewesen. Ebenso ist Kurenai noch nicht wirklich in Aktion getreten. Und was sollen die Nachrichten vom Geist. Erst ein K, jetzt ein V...
Bekannte Rollen sind ja nun klar, die sich geoutet haben mal mehr, mal weniger freiwillig... 23 Rollen, für 27 Spieler... Shikamaru ist der Beobachter, also zähle ich ihn nicht mit... Das Liebespaar, zähle ich jetzt noch nicht mit rein, weil sie ja trotzdem eine andere Karte haben.
Geist = Itachi
Seherin = Shino
Prinz = Asuma
Paranormaler Ermittler = Neji
Vampirjäger = Tenten
Vampir = Kankurou
Werwolfsjunge = Kimi
Werwolf = Kidou, Gaara
Kultführer = Hidan, am Anfang
Das sind die offensichtlichen Rollen, die teils schon aufgeklärt wurden.
Nun zu den Rollen, bei denen man nur Vermutungen anstellen kann, erst einmal.

Der Verfluchte: ist und bleibt in erster Linie für mich Sakon, aufgrund dessen, dass er in der ersten Nacht von den Wölfen (Kimi, Kidou und noch einem angegriffen wurde). Gaara war zu dem Zeitpunkt im Twilight, also schließt er bei der Aktion aus.

Werwolf: ich denke immer noch Gaara hat es nicht allein geplant, wie auch... Fällt mein Hauptaugenmerk auf Sasori. Und ich nehme an, er wird vielleicht sogar der 3. mit im Bunde gewesen sein, der sich bei der Prügelei bei Sakon daran beteiligt hat. Ebenso denke ich auch das er der Komplize von Gaara war und ich nehme an er hat den Zettel, den sie jetzt eben gefunden haben da platziert. Ist ja schließlich merkwürdige, das er ausgerechnet aufsteht, zur Tür geht und dann etwas findet. Wie gesagt es gibt vielleicht noch einen weiteren Wolf, neben Sasori und Sakon.

Alter Mann: mit der Rolle des alten Mannes bleibe ich bei Sasuke. Der qualmt definitiv zu viel... :D Und daran wird er sicherlich auch sterben

Priester: ich habe den Verdacht, dass die Rolle Deidara übernimmt... aus dem ganz einfach Grund, er hat die Getränke ausgeteilt in der ersten Nacht... Und wen er das ewige Leben geschenkt hat, zumindest immun gegen Wölfe und Vampire gemacht hat, ist ganz klar Ino... Ich denke das sie nicht mehr getötet werden kann von denen, allerdings müsste sie noch getötet werden, durch die Hand von Freimaurern. Allerdings bin ich mir noch nicht 100%ig sicher.

Hexe: ich gehe davon aus, dass die Karte Tayuya besitzt, sollte denn Sakon überleben die jetzige Nacht... Denn sie hat ihn behandelt, ihr steht es frei ihn zu töten oder am Leben zu lassen. Aber aufgrund dessen, dass sie Kidou getötet hat, denke ich das sie ihren Gifttrank schon verspielt hat, bin mir aber auch da noch nicht ganz sicher.

Trunkenbold: da tendiere ich noch zu zwei Personen, zum einen Lee, aber auch Toto scheint für mich eine passende Wahl zu sein... Lee aus dem Grund, weil er sich die ganze Zeit zurück hielt, bis als er dann aus seiner Phase raus kam und sagte er würde die anderen in der Lounge beschützen. Aber auch Toto kommt in Frage, denn in der Nacht wusste er was seine Rolle ist. Während er vorher relativ planlos gehandelt hat... Da aber der Trunkenbold seine wahre Rolle einnimmt, kann er eigentlich nur die Rolle des Leibwächters haben. Toto hat Shino beschützt... Oder er war vielleicht von Anfang an der Leibwächter...

Alte Vettel: ich kann nicht wirklich begründen warum ich Kurenai die Rolle zu schreibe, gerade weil sie sich nur einmal zu Wort gemeldet hat und das war zu dem Zeitpunkt, als Asuma verbannt wurde am 2. Tag und sie gesagt hat bei der Nominierung, dass sie ihn lynchen würde, ohne eine Begründung anzugeben.

Vampir: ich weiß nicht, ob neben Kankurou es noch jemanden gibt, allerdings hörte es auf, sowie er tot war. Denn Asuma (der zwar noch lebt und seine Karte aufgedeckt hat hat) und der tot Gaara, waren das Werk der Unruhestifterin.

Zaubermeisterin: auch dafür habe ich keine handfesten Beweise, ebenso ist es nur geraten und tippe auf Ino... einfach weil sie auch von Kankurou attackiert wurde, also könnte die auch gewusst haben wer er ist... Aber kann natürlich auch zu weit hergeholt sein von mir, wer weiß...

Ich denke das die Spezialkarte harter Bursche noch nicht zum Einsatz kam.

Doppelgängerin: Shikamaru meinte es gebe was den Trunkenbold angeht nur zwei Karten die ganz zum aktiv sind in der ersten Nacht. Kann es dennoch sein, dass der Trunkenbold, wenn er ausgenüchtert hat, die Dopprlgänger Karte hat? Und wenn ja, könnte es dann sein, wenn er auf die Person in der ersten Nacht gezeigt hat, der Leibwächter war und da dieser vielleicht gestorben ist, dann selbst nun der Leibwächter ist. Zum Verständnis. Toto hat die Karte des Trunkenboldes, diese entpuppt sich als Doppelgänger Karte, diese kommt wird aber schon in der ersten Nacht benutzt, weil die Doppelgängerin auf jemanden zeigen muss. Die Person zeigt beispielsweise aus Sakura. Sakura ist in der zweiten Nacht gestorben durch einen Wolf. Also ändert sich doch automatisch die Doppelgänger Karte zur Leibwächter Karte. Und als der Trunkenbold ausschläft, erfährt er das er der Leibwächter ist.
Vielleicht ist es jetzt besser verständlich.

Märtyrerin oder vielleicht auch Leibwächter: Wer garantiert denn, dass das Opfer in der 2. Nacht (Sakura), nicht vielleicht das falsche Opfer war. Sie ist alleine losgezogen und hat auch darauf bestanden, alleine nochmal zurück ziehen, obwohl man ihr sagte das die 3 am besten zusammen bleiben sollten. Also denke ich das Sakura, vielleicht Märtyrerin Märtyrer oder vielleicht auch Leibwächter gewesen ist. Aber mein Grund ist vage. Allerdings möchte ich selbst vorher noch meine Gedanken abnehmen, bevor mich Shikas Sicht aufklärt. -.-

Bei Naruto, Hinata, Kiba, Temari, Kakashi, Jiroubou und Choji habe ich noch keinen Anhaltspunkt finden können.
Von:  Zyklon64
2017-03-15T01:49:15+00:00 15.03.2017 02:49
Jetzt passiert aber ein Ereignis auf das andere, da kommt man mit dem Raten ja garnicht mehr mit. Ich muss aber gestehen, dass ich keinen blassen Dunst habe wer jetzt was ist^^

Und wenn ich das jetzt richtig mitbekommen habe, ist Kurenei doch auch mit in der Runde, hat aber noch keinen Auftritt im Spiel/Hotel gehabt? Oder habe ich irgendwas übersehen, oder falsch im Kopf?

Ich bin sehr gespannt wie es weiter geht:)
Und vielen dank für die ENS :D
Antwort von:  UrrSharrador
16.03.2017 10:38
Danke für deinen Kommi :) Jep, es geht Schlag auf Schlag, dafür hab ich versucht diese Zwischenrätsel einzubauen^^ Richtig, Kurenai ist mit von der Partie, aber nicht im Hotel.
Gern doch^^ lg
Von: Swanlady
2017-03-08T16:43:27+00:00 08.03.2017 17:43
Juchu, ich lag also mit einer von meinen zwei Vermutungen richtig! Und ich liege nie richtig. :'D Da hat sich Sasuke aber nun ein paar Feinde gemacht, ups. Es scheint ihm aber gesundheitlich nicht besonders gut zu gehen? Bin gespannt, was es damit auf sich hat.
Sie lernen aber auch wirklich nicht aus ihren Fehlern und trennen sich erneut. Typisch. ûu Ich hab ja kein gutes Gefühl, was Temaris Überleben angeht. Wie lang geht diese Runde denn noch in etwa? :) Noch sind ja eine Menge Charaktere am Leben. Entweder sie fangen an wie die Fliegen zu sterben oder die Dorfbewohner haben diesmal tatsächlich eine Chance, es hat ja doch schon einige Werwölfe erwischt. XD Außer die Vampire mischen nochmal kräftig mit.
Antwort von:  UrrSharrador
16.03.2017 10:37
Danke für deinen Kommentar! Nicht übel ;) Die Runde wird schon noch ein paar Kapitel dauern, aber die genaue Anzahl mag ich nicht verraten ;)
Von:  Thrawn
2017-03-08T06:44:26+00:00 08.03.2017 07:44
Super Kapi

Verdammt. Gaara war es. Aber mit den roten Haaren lag ich wohl richtig.^^ Und wieder ist ein Wolf gestorben. So langsam glaube ich, dass die Vampire gewinnen. Aber eines fiel mir wieder auf: Hinata! Sie kommt mir so energisch vor, dass ich sie für einen Feind der Dorfbewohner halte. Das anschmieden an Naruto und ihre Worte. Das war Falschheit in ihrer schönsten Sorte. Und ich meine das nicht negativ. Bin ja gespannt ob sie überlebt oder stirbt. Das letzte wäre besser, denn dann kriegt Hanabi Ärger. Und das wird Hinata in der Realität wahnsinnig machen. Drama pur!

Ich glaube ja, dass Sphinx wird sich von Rauchern aktiv fernhalten. Die nehmen doch die ganze Spannung weg.^^ Aber was soll der Buchstabe V bedeuten? Ich komme nicht Trauf was Itachi will.

#brauchemehrhinweise

MfG Thrawn

Antwort von:  UrrSharrador
16.03.2017 10:36
Danke für deinen Kommi! Jap, die roten Haare haben gestimmt xD
Das ist sicher der Grund, warum in der Klinik Rauchverbot herrscht B)
Mehr Hinweise, okay, werden geliefert^^
Von:  EL-CK
2017-03-07T16:36:59+00:00 07.03.2017 17:36
Gaara war's also der die beiden Ordnungshüter erwischt hat (und das als Wolf)... ich muss sagen wenn es jetzt Asuma erwischt ist er vollkommen selbst Schuld... den Prinzen erwischt es (so gut wie) IMMER in der Nacht nach seinem "Outing" ;)
Antwort von:  UrrSharrador
16.03.2017 10:31
Ich kriege ja viele Gummibären ab in letzter Zeit :D Danke für den Kommi! Jaa das lässt sich wohl vermuten xD


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