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Brieftauben aus aller Welt

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi,

weiter geht es.... Komplett anzeigen

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Zehntes Jahr

Zehntes Jahr
 

Der Ara war im vergangenen Jahr ohne Post wieder gekommen, dafür aber mit einem verkleinerten Beutel Kakaobohnen und einer Anweisung zur Zubereitung. Dabei die Notiz, „Du kannst schon mal üben.“

Er hatte wirklich geübt und den Kakao hergestellt, leider musste Severus zugeben, dass er wirklich sehr gut schmeckte. Er brauchte nicht lange um die Bohnen aufzubrauchen. Ein Besuch in der Nokturngasse und er hatte schnell einen Lieferanten für mexikanische Kakaobohnen, er wollte auf seine, inzwischen allabendliche Tasse herben Kakaos einfach nicht verzichten. Er war allerdings etwas enttäuscht, dass Harry nicht noch einen Brief dazu getan hatte, er hätte gerne gewusst wie es ihm geht und was er gerade tat. Aber gut, er hatte ja selber geschrieben, dass er nicht zurück kommen sollte also sollte er sich jetzt nicht darüber beschweren. Und eigentlich war er auch sehr neugierig, was Harry ihm dieses Jahr schicken würde.
 

Seine Neugier musste allerdings bis zum 9. Januar warten und es kam ihm wie eine Ewigkeit vor bevor er an diesem Morgen auf seinem Platz am Lehrertisch saß. Man sah ihm seine Neugier zwar nicht an aber Minervas Grinsen deutete darauf hin, dass sie es ganz genau wusste.

„Nervös?“, fragte sie.

„Nein.“

Sie sparte sich eine Antwort und sah, genau wie fast alle Anderen nach oben. Es konnte nicht mehr lange dauern bis die ersten Eulen zum Fenster rein kamen.

Eine Schleiereule war dieses Jahr die Erste, die in die Halle glitt, gefolgt von einigen Käuzen und Eulen. Severus' Blick war konzentriert nach oben gerichtet, er war gespannt auf den Vogel aus Nordamerika, er hatte eine dunkle Ahnung aber wusste nicht, ob Harry wirklich etwas so offensichtliches nehmen wollte. Die ersten Tiere setzten gerade zur Landung an als ein markerschütternder Adlerschrei zu hören war. Mit schrillen Warnrufen und voller Panik flatterten die Eulen wieder in die Luft und sahen sich nach dem potenziellen Angreifer um. Als das Tier schließlich rasend schnell in die Halle schoss, brach endgültig Panik aus.

„Das war so klar“, sagte Severus, „ein auffälligeres Tier hätte er auch nicht schicken können.“

Wer kannte diesen Vogel auch nicht? Ein großer, kräftiger Adler mit dunkelbraunem Gefieder, der Kopf, der Hals und die kompletten Schwanzfedern waren weiß, die kräftigen Krallen und der große Schnabel waren hellgelb. Harry hatte ihm wirklich einen Weißkopfseeadler geschickt und das Tier schien die Angst, die es unter den Eulen verbreitete, zu genießen denn es kreiste unter der Hallendecke und schrie immer wieder. Severus schüttelte grinsend den Kopf während der Adler langsam tiefer sank. Die Eulen beruhigten sich nicht wirklich, sie flogen panisch an den Rändern der Halle auf und ab und behielten den großen Raubvogel genau im Auge. Selbst die großen Uhus schienen sich nicht sicher zu sein, was sie von ihrem größeren Verwandten halten sollten.

„Würdest du jetzt bitte landen damit alle ihre Post bekommen können?“, rief Severus dem Adler, der einen sehr belustigten Schrei ausstieß aber dann wirklich tiefer sank.

Severus musste allerdings schlucken als dieses Tier vor ihm auf dem Tisch landete. Es war doch ein Unterschied ob man einem Vogel gegenüber saß, der sich hauptsächlich von Früchten ernährte oder einem solchen Raubvogel.

„Brave Taube“, murmelte Severus, was ihm einen belustigten Blick einbrachte. Er runzelte die Stirn, in den hellgelben Augen schimmerte eine unnatürlich Intelligenz. Ihm kam eine Ahnung und er fragte, „Harry?“

Der Adler schüttelte sehr belustigt den Kopf, drehte ihm dann den Rücken zu und ließ ihn das Rohr abnehmen. Erst danach wandte er sich dem Teller zu, den er erst ausgiebig begutachtete bevor er sich über den Fisch her machte. Allerdings sortierte er einige Stücken aus und fraß nur ausgewählte Sachen.

„Wenn es dem Herren oder der Dame nicht genehm ist, kann ich auch gerne etwas Anderes bestellen“, sagte Severus amüsiert.

Der Adler schüttelte nur wohlwollend den Kopf und fraß dann weiter.

„Nettes Tier“, stellte Minerva fest während Severus das Rohr öffnete und den Inhalt vorsichtig in seine Hand schüttelte.
 

Gleich zehn Setzlinge kamen ihm entgegen, wieder ein ganzer Stapel Bilder dazu das Pergament und etwas, was aussah wie ein kleines, mehrfach gezahntes Holzstück, an dem ein Zettel befestigt war. Fragend las Severus die Schrift darauf.

„Vorsicht beim vergrößern. Braucht sehr viel Platz und ist sehr schwer.“

Minerva, die wieder etwas näher gerückt war um sich alles mitansehen zu können, runzelte die Stirn, schwang aber dann den Zauberstab um den Tisch vor ihnen abzuräumen. Der Adler zuckte nicht mal mit einer Feder sondern fraß unbeeindruckt weiter. Severus gab die Setzlinge an Poppy, die links neben ihm saß, weiter damit sie sie kurz hielt und nahm die Bilder und das Pergament an sich.

„Würde der Herr oder die Frau Adler bitte zur Seite gehen?“, fragte er als der Adler wirklich keine Anstalten machte beiseite zu gehen.

Der Adler sah ihn kurz an, warf dann dem Holzstück einen Blick zu und hüpfte ungelenk ein Stück beiseite, er schien genau zu wissen wie weit er weg musste. Severus runzelte wieder fragend die Stirn, schob das Holzstück dann in die Mitte des Tisches und nahm den Verkleinerungszauber davon. Er verstand plötzlich die Warnung, aus dem angeblichen Holzstück wurde ein gewaltiges Schaufelgeweih.

Einen kurzen Diagnosezauber später kannte Severus die genauen Ausmaße des Geweihs. Knapp 2,2 Yard lang, einen knappe Yard in der Höhe und 48 Pfund schwer, die Schaufeln waren riesig.

„Wo hat er das denn her? Jagt er etwa?“, fragte Poppy fast schon geschockt.

„Elche werfen ihre Geweihe ab aber so ein extrem Großes ist absolut ungewöhnlich“, sagte Severus. Er strich mit den Fingern andächtig über die raue Oberfläche des Geweihs, konnte sich gar nicht davon losreißen.

„Es ist wunderschön“, sagte Minerva.

„Ja, ist es. Solche großen Geweihe haben nur sehr starke Elche in der Blüte ihres Lebens, er muss ewig gesucht haben um solch ein Geweih zu finden“, gab Severus zurück bevor er sich davon los riss und sich den Fotos zuwandte.
 

Das Erste, was Severus bei den Fotos einfiel, war, Freiheit. Da war der Blick von einem Berg aus auf endlose, dunkelgrüne Nadelwälder. Tiefe, glasklare Seen vor atemberaubenden Berglandschaften. Steile Abhänge und Schluchten und gleich ein Dutzend Bilder der Niagarafälle. Severus war einfach nur sprachlos. Wenn Harry die Einsamkeit gesucht hatte, hatte er sie in Kanada gefunden denn Severus war sich sicher, dass diese Fotos aus Kanada stammten. Oder vielleicht auch aus Alaska. Und dann waren da noch die Tiere und bei jedem Bild stand wieder eine kleine Erklärung dabei
 

Ein Elch mit einem gewaltigen Geweih. Auf einem anderen Foto eine Elchkuh, die watend durch einen Fluss ging und immer wieder mit dem Maul ins Wasser tauchte. Zwei langbeinige Elchkälber, sprangen hinter ihr durchs Wasser.

„Elche gelten als extrem gefährlich, die Elchkühe legen sich sogar mit Bären an um ihre Jungen zu schützen. Ich war froh, dass sie mich nicht bemerkt hat.“
 

Eine ganze Herde Bisons, schnaubende Bullen, die mit den Schädeln gegeneinander stießen während im Hintergrund die Kühe mit den Kälbern weideten.

„Es war einfach nur beeindruckend diese Herde zu sehen. Ich stelle mir gerade die ersten weißen Siedler vor, die früher das erste Mal vor diesen Tieren standen. Ob sie die gleiche Ehrfurcht empfanden wie ich?“
 

Ein Rudel weiße Wölfe auf der Jagd, sie haben eine kleine Gruppe Moschusochsen eingekreist und versuchten immer wieder ein deutlich verletztes Tier von der Gruppe zu isolieren. Harry hatte eine ganze Bildreihe davon gemacht, wie die Tiere immer wider angriffen und schließlich ihre Geduld und Ausdauer belohnt wurden. Der verletzte Moschusochse wurde von seiner Gruppe getrennt und ging unter dem Angriff der Wölfe zu Boden, die Anderen suchten ihr Heil in der Flucht.

„Wie immer tat mir das Tier leid aber dieser Zusammenhalt dieser Wölfe war einfach faszinierend. Es war pures Glück, dass ich sie erwischt habe denn eigentlich wollte ich diese Gegend schon einen Tag vorher wieder verlassen. Ein Schneesturm hatte mich zum bleiben gezwungen und am nächsten Tag konnte ich diese beeindruckenden Bilder schießen.“
 

Ein großer Fluss, starke Stromschnellen und Grizzlybären. Unmengen dieser großen, braunen Raubtiere standen im Wasser und ließen die springenden Lachse einfach in ihr Maul hüpfen. Da waren alte, mit Narben gezeichnete Einzelgänger neben zweijährigen Jünglingen, die gerade das erste Jahr auf eigenen Pfoten standen und Mütter, die ihre Kinder vehement verteidigten.

„Normalerweise als Einzelgänger unterwegs treffen sie sich hier zu teilweise Dutzenden und leben fast schon friedlich zusammen, von jung bis alt. Es war einfach unbeschreiblich und ich bin mehr denn je froh, dass ich ein Zauberer bin und sehr gute Schutzzauber beherrsche.“
 

Eine Schwarzbärin, die friedlich durch die Landschaft zog. Hohes, wiegendes Gras teilte sich für sie und schließlich tauchten zwei kleine, schwarze Fellbälle auf. So übermütig wie es nur Jungtiere können, tollten sie durch das hohe Gras, jagten sich gegenseitig und ihre Mutter während diese die Umgebung aufmerksam im Auge behielt. Immer wachsam für ihre Jungen.

„Sie hatte mich entdeckt aber scheinbar war ich keine Gefahr, sie hat sich von mir nicht im Geringsten stören lassen und ich bin ihr sehr dankbar dafür.“
 

Ein fast komplett weißes Bild, auf dem Severus das Tier etwas suchen musste doch dann sah er ihn, ein Eisbär, der langsam und majestätisch durch die Landschaft strich.

„War war ein zugefrorener Fluss zwischen ihm und mir und ich hatte Angst ihn zu überqueren, aber er ist auch so wunderschön.“
 

Eine Küste, die eigentlich weiß sein sollte aber sie war braun, eine wogende, braune Masse aus Walrössern. Mächtige Bullen, die sich gegeneinander aufrichtete und mit ihren langen Hauern tiefe Wunden in den Gegner schlugen. Immer im Versuch ihrem Harem zu verteidigen oder einen Neuen zu erobern. Die Kühe lagen etwas abseits beisammen und kümmerten sich um ihre Jungen.

„Schade, dass ich keine Geräusche auf die Fotos bringen kann. Das war ein Schnauben, Brüllen, Grunzen und Schreien. Wahnsinn.“
 

Eine schwarze Walfinne durchbrach die Wasseroberfläche, gefolgt von einem grauen Sattel und einer schwarz-weißen Schwanzflosse. Immer und immer wieder stießen schwarze Köpfe zum Luft holen aus dem Wasser und schließlich erhob sich ein ganzer Schwertwal in einem eleganten Sprung in die Luft. Wieder eine ganze Bilderstrecke, Harry schien sich nicht von den größten Delfinen dieser Welt trennen zu können denn es waren unzählige dieser wunderschönen Tiere zu sehen.

„Ich habe als Kind mal einen Horrorfilm über einen Killerwal gesehen und hatte seitdem Angst vor diesen Tieren. Jetzt sind sie eigentlich nur noch wunderschön.
 

Eine Herde Hirsche, die Severus aber nicht kannte, die friedlich auf einer gewaltigen Wiese grasten. Immer wieder hob eines der Tiere den Kopf, die Ohren zuckten, die Nüstern blähten sich und dann fraß es weiter. Erst als er das Bild umdrehte, erfuhr er, dass es sich um Wapitis handelte.

„So etwas friedliches habe ich selten erlebt. Ich saß den ganzen Tag da und bin erst weiter gezogen als sie im Wald verschwunden sind.“
 

Wieder mehrere Bilder von denselben Tieren, große Vögel, die Severus sofort den Kranichen zuordnete. Reinweißes Gefieder mit schwarzen Armschwingen, schwarzen Beinen und Schnabel und einem kleinen, roten Fleck auf der Stirn. Er sah sie im Wasser schreiten, auffliegend oder brütend, nur Jungtiere schien Harry verpasst zu haben. Sie sahen den Mandschurenkranichen erstaunlich ähnlich.

„Schreikraniche. Einer der seltensten Vögel dieser Welt. Nach den neusten Zählungen gibt es nur noch knapp 500 Individuen, davon 350 in freier Wildbahn, der Rest in Gefangenschaft. Ihre Population war nie groß aber jetzt sind sie von Aussterben bedroht, es werden unglaubliche Anstrengungen unternommen um sie zu schützen. Mehr dazu im Brief.“
 

Es waren noch so viele mehr, Harry hatte ihn dieses Mal förmlich mit Fotos überschwemmt und auf jedem standen ein paar Worte. Es war wieder eine unglaubliche Arbeit gewesen. Severus konnte nicht verhindern, dass sein Herz warm wurde bei dem Gedanken, dass er sich diese Arbeit wegen ihm gemacht hatte. Er sah sich die Fotos sehr lange an, gut, dass er seinen Unterricht für heute schon umgeplant hatte und die Schüler würden entweder Stillarbeiten machen oder Vertretungsunterricht erhalten. Er selber hatte einfach nur vor hier sitzen zu bleiben und seinen Geburtstag zu genießen. So bekam er auch nur am Rande mit wie die letzte Schüler und auch seine Kollegen die Halle verließen und er mit dem Adler alleine zurück blieb. Er wandte sich lieber dem Brief zu.
 

„Hallo Severus,
 

Als ich deinen Brief gelesen habe, wusste ich nicht ob ich froh oder traurig sein soll. Traurig, weil du mich nicht sofort sehen möchtest oder froh, dass du meinen Wunsch nachvollziehen kannst und es akzeptierst. Jetzt, nach mehreren Monaten in diesen wunderschönen Ländern bin ich dir mehr als dankbar, dass du mich nicht zurück gerufen hast. Ich hätte hier so viel verpasst. Aber ich sollte am Anfang anfangen.
 

Es ist natürlich traurig, dass nur noch einer der jungen Aras bei dir lebt, vor allem der Verlust des Jungen tut mir sehr leid und ich habe bittere Tränen darüber vergossen. Dass das Männchen ein gutes Zuhause gefunden hat, freut mich wiederum aber ich habe auf meinen Reisen lernen müssen, dass der Tod zum Leben dazu gehört. Auch wenn es uns schmerzt. Das war auch eines der Dinge, die ich nie verstanden, die ich nie akzeptieren konnte, warum musste ich zum Mörder werden? Das wollte ich nie, egal, was ER gemacht hat, ich wollte nie ein Mörder werden. Jetzt verstehe ich es, jetzt kann ich damit abschließen und es akzeptieren.
 

Ich habe mich im übrigen erkundigt wie Kleinkantschile aussehen, Mensch, sind die süß! Kein Wunder, dass die Mädchen versuchen sie anzulocken. Wer würde das bei so etwas Süßem nicht probieren?
 

Als Kind habe ich einmal ein einziges rotes Eichhörnchen gesehen, leider hat mein Cousin es auch gesehen. Er hat mit Steinen nach ihm geworfen und es auch getroffen, es hat geschrien und ist dann weg gelaufen. Ich weiß bis heute nicht was mit ihm passiert ist und hoffe einfach, dass es überlebt hat. Damals habe ich ihn gehasst aber mittlerweile ist er mir gleichgültig geworden. Seit ich bei meinen Verwandten ausgezogen bin, habe ich nie wieder etwas von ihnen gehört. Eigentlich hätten sich unsere Wege nie kreuzen sollen aber gut, wie sagt man so schön, das Schicksal ist ein mieser Verräter.
 

Hast du dir die Bilder schon angesehen? Wenn ja, wirst du dir denken können, dass ich auf deinen Rat gehört habe und nach Kanada gezogen bin. In allen Ländern, wo ich vorher war, war ich immer in Gesellschaft. Überall habe ich nette Menschen kennengelernt von denen ich sehr viel gelernt habe, die mir ihre Traditionen und ihre Lebensweise näher gebracht haben und von denen ich die schönsten Orte gezeigt bekommen habe. Dein Brief hat mich zum Nachdenken gebracht und ich habe festgestellt, dass mir noch etwas sehr Wichtiges fehlt bevor ich nach Hause kommen kann. Die Einsamkeit.
 

Kanada ist ein Land, in dem man dem Wunsch nach Einsamkeit sehr gut nachkommen kann. Ich habe mir also einen magischen Rucksack geschnappt, eine Landkarte und dann bin ich los gezogen. Mal getrampt, mal gewandert, mal auch appariert oder per Portschlüssel gereist aber fast immer war ich alleine. Wobei die Fahrer immer sehr freundlich zu mir waren, für ein kleines Gespräch haben mich alle immer gerne kostenlos mitgenommen. Viele waren allerdings überrascht als ich teilweise mitten in der Wildnis aussteigen wollte aber es hat sich immer gelohnt.
 

Einer der wenigen Orte, die ich mit Hilfe eines anderen Menschen besucht habe, war der Wood-Buffalo-Nationalpark. Er wurde 1922 gegründet und gilt mittlerweile als Weltkulturerbe. Dieser Park macht mich einfach nur sprachlos, er ist geradezu ein Sammelsurium von seltenen Tieren oder Orten.
 

In diesem Park finden sich die weltweit letzten Nistplätze der Schreikraniche. Sie verbringen den Sommer in Kanada, wo sie ihre Jungen ausbrüten und aufziehen und ziehen dann im Herbst nach Texas, in das Aransas National Wildlife Refuge. Diese Gruppe besteht aus nur knapp 200 Tieren und ist die einzige Gruppe, die nie in Menschenhand gelebt hat. Es sind reine Wildtiere.
 

Es gibt noch zwei andere Gruppen. Die erste Gruppe zieht von Wisconsin nach West-Florida. Sie sind in Menschenhand aufgezogen und wurden mit Hilfe eines Leichtflugzeuges der Muggel förmlich auf diese Zugroute trainiert. Der erste, wilde Nachwuchs flog erst 2006 mit seinen Eltern zurück nach Florida. Es war einer der größten Erfolge der Tierschützer dieser Welt.
 

Die zweite Gruppe wurde in Zentral-Florida angesiedelt aber mit dem Ziel, dass es keine Zugvögel werden. Jedes Jahr werden dort 20 von Menschenhand aufgezogene Jungvögel ausgewildert und da sie nie das Ziehen gelernt haben, bleiben sie an Ort und Stelle. Die ausgewachsenen Tiere begannen zu brüten und 2002 wurde hier der erste, wild geborene Jungvogel flügge. Und da seine Eltern nie weg gezogen sind, blieb er auch da. Er wurde erwachsen und auch seine Kinder sind da geblieben, die Tierschützer hoffen, dass sich dort eine stabile Population einlebt.
 

Dennoch gibt es nur knapp über 500 dieser seltenen Tiere, man hofft durch den strengen Schutz der Brut- und Zuggebiete und durch die Auswilderung die Populationen zu erhalten und zu erweitern. Man geht davon aus, dass die Schreikraniche nie sehr zahlreich waren, ihre Anzahl überstieg wahrscheinlich nie die 10000 Individuen aber durch die Umwandlung ihrer angestammten Brutplätze in Agrarlandschaften ging ihre Zahl rasch zurück. Dazu kam die Jagd der Menschen. Im Jahre 1941 gab es noch 16 erwachsene Tiere, die gesamte heutige Population geht auf diese Tiere zurück.
 

Der Ranger, der mich durch den Park geführt hat, ein Zauberer, der sich sehr über magische Gesellschaft gefreut hat, hat mir erzählt, dass es mittlerweile magische Schilde über dem Nationalpark gibt. Ich habe ihm die Adressen meiner Freunde im Amazonasbecken und in Indonesien gegeben, sein Wissen über magische Schilde kann sehr nützlich sein.
 

Außerdem gibt es in diesem Park die letzten, freilebenden Waldbisons. Die Fotos hast du ja gesehen, sie sind einfach nur beeindruckend. Leider vermischen sie sich mit den Präriebisons, die zwar Beide derselben Gattung und Art angehören aber als zwei verschiedenen Unterarten angesehen werden. Zusammen, also beide Bisonarten bilden hier die weltweit größte freilebende Herde von über 6000 Tieren. Der Anblick ist einfach nur die Härte.
 

Aber so schön der Park war, ich bin weiter nach Norden gezogen bis ich Eis und Schnee unter den Füßen hatte. Weißt du eigentlich wie schwer es ist mit Schneeschuhen zu laufen? Es hat Tage gedauert bis ich es gelernt hatte aber hey, ich kann den Zauber, der mich aus dem Schnee wieder befreit, jetzt perfekt.
 

Im hohen Norden habe ich auch meinen geflügelten Boten kennengelernt, ich habe ihn auf der Jagd fotografiert als der Herr mich bemerkt hat. Jeder normale Adler wäre entweder weg geflogen oder hätte mich nicht beachtet, weil ich zu weit weg war. Ein magischer Adler wäre vielleicht zu mir gekommen weil er die Magie spürt aber er hat mir einen verdammten Lachs auf den Kopf fallen lassen. Das hat vielleicht weh getan aber im Nachhinein bin ich beeindruckt, dass er aus dieser Höhe so gut zielen konnte.
 

Ich weiß nicht, was genau er ist. Ob einfach nur ein stark magischer Vogel oder etwas Anderes aber eigentlich ist er zu intelligent für ein magisches Tier. Ich habe eine Vermutung weil ich so etwas mal gelesen habe, aber Beweise habe ich für meine Theorie noch nicht gefunden. Willst du sie hören? Egal, ich schreibe es einfach. Ich persönlich glaube, dass es sich um einen Animagus handelt. Aber einen, der zu oft und zu lange in seiner Tiergestalt verweilt ist. Ich glaube, er hat vergessen, dass er ein Mensch ist oder wie er sich zurückverwandeln kann. Er scheint als Vogel allerdings nicht sehr unglücklich zu sein.
 

Wo wir gerade bei Menschen und Vögeln sind, sag dem Ara bitte, dass du potenziell vergeben bist. Ich teile nicht.
 

Bei den Pflanzen war ich dieses Mal sehr unkreativ. Ich habe einfach zehn kleine Setzlinge mitgenommen, fünf Laubbäume, fünf Nadelbäume aber ich kann dir gar nicht genau sagen, um was es sich handelt. Aber alle gehören in den borealen Wald und sollten einen guten Grundstock für ein neues Areal in deinem Garten bilden.
 

Sag mal, würdest du mir auch mehr als einen Brief im Jahr schreiben? Ich habe bei einem Abendessen mal laut darüber nachgedacht, dass ich dir gerne öfters schreiben würde und der Adler war sofort damit einverstanden. Er hat wohl momentan nichts zu tun und würde sich als Brieftaube für das kommende Jahr anbieten. Was hältst du von dieser Idee? Es ist doch etwas einsam hier, gerade wenn man am Abend alleine an einem Lagerfeuer sitzt. Da wäre es schön immer mal wieder neue Fotos von deinem Zoo ansehen und auch ein paar persönliche Zeilen lesen zu können. Ich will dich natürlich zu nichts zwingen.
 

Aber weißt du, so langsam stelle ich fest, dass mein Fernweh verschwunden ist. Ich möchte meine Freunde mal wieder sehen, wusstest du eigentlich, dass ich doppelter Patenonkel bin? Ja, ich schreibe mir nicht nur mit dir, ich stehe in regem Briefkontakt mit meinen Freunden, naja, rege ist etwas übertrieben aber wir schreiben uns schon mindestens einmal im Jahr. Nur schreibt mir jeder Einzeln, also kommt ständig mal Post. Aber so schön die Briefe bis jetzt waren, ich möchte ihnen wieder in Natura gegenüber stehen, sie umarmen, mit ihnen zusammen vor dem Kamin sitzen, etwas trinken und zusammen lachen. Es wird Zeit nach Hause zu gehen aber mir stellt sich eine Frage.
 

Wartet außer meinen Freunden noch jemand auf mich? Nicht als Bekannter, nicht als ein Freund sondern als fester Freund, als Lebensgefährte, als der Mann an meiner Seite? Kannst du dir so etwas überhaupt vorstellen? Also mich an deiner Seite, ist das für dich denkbar?
 

Und nein, mir geht es nicht darum, was die Anderen sagen? Meine Freunde wissen es, akzeptieren es und die restliche Welt ist mir egal. Hier geht es nicht um die Welt sondern um uns, dich und mich. Könnte es ein Wir geben?
 

Liebende Grüße

Harry.“
 


 

Lange lag Severus' Blick auf den letzten drei Worten. Liebe? Sollte es wirklich wahr sein? Hatte sich der junge Mann wirklich in ihn verliebt? Warum? Was war an ihm so besonders, dass sich gerade Harry in ihn verlieben sollte? Er seufzte leise, warf der magischen Uhr einen Blick zu und stellte fest, dass das Mittagessen in einer halben Stunde begann und da wollte er nicht mehr hier sitzen. Er sammelte alles zusammen, verkleinerte das Geweih wieder und wandte sich an den Adler, der ihn aufmerksam musterte. Er wollte ihn erst, genau wie die anderen Vögel, in den Garten schicken aber das Tier würde Angst und Schrecken verbreiten, hier lassen konnte er ihn allerdings auch nicht. Schnell sprach er einen Zauber auf seinen Robenärmel und hielt ihm dann den Arm hin.

„Komm mit, ich bringe dich persönlich in den Garten. Ich will nicht, dass meine Tiere an einem Herzinfarkt sterben“, sagte Severus.

Der Adler schrie leise und sprang dann mit einem ungelenken Flügelschlag auf seinen Arm. Es war ungewohnt so ein schweres Tier auf dem Arm zu halten aber bis nach draußen würde es gehen und so machte er sich auf den Weg.
 

Seit zwei Wochen drückte sich Severus um eine Antwort, er wusste nicht, was genau er schreiben sollte. Immer wieder hatte er sich die Bilder angesehen und den Brief gelesen aber er kam nicht zu einer Lösung. Seufzend fuhr Severus über das blaue Brustgefieder von Guaro, dem jungen Aramännchen. Er hatte ihm sehr einfallslos einfach mit einem spanischen Wort benannt weil er das Tier wirklich nicht mehr los wurde. Das Weibchen versuchte zwar alles um ihn zu bezirzen aber bisher erfolglos, Guaro schien sich für ihn entschieden zu haben. Sofort kam Bewegung in den Ara, er knabberte vorsichtig an seinen Fingern und gab gurrende Geräusche von sich.

„Falsche Spezies“, sagte Severus abwesend während er den Blick hob und ihn auf dem Weißkopfseeadler richtete, der auf einer hohen Fichte saß. Das Tier, wenn es denn wirklich ein Tier war, hatte sich gut eingelebt. Er ließ die restlichen Tiere in Ruhe und jagte Fische im schwarzen See, wobei Severus sicher war, dass er ihn auch schon mit anderer Beute in den Fängen gesehen hatte. Beute, die verdächtig nach einem Grindeloh aussah aber er hatte nicht länger darüber nachgedacht. Guaro nutzte seine Abwesenheit um etwas näher zu rücken doch als er versuchte seine Haare zu putzen, schritt Severus ein.

„Hör auf damit, such dir ein Weibchen und lass meine Haare in Ruhe“, murrte er während er ihn mit der Hand wieder weg schob. Ein protestierendes Kreischen ertönte doch er ließ sich nicht beeindrucken, er war kein Ara, er war ein Mensch und fiel damit als Partner raus. Stattdessen nahm er das Pergament, verstärkte es mit einem Zauber damit er besser darauf schreiben konnte und begann dann zögernd seinen Brief zu schreiben.
 

„Hallo Harry,
 

Deine Berichte hören sich einfach nur fantastisch an, ich freue mich für dich, dass du die Einsamkeit gefunden hast, die du gesucht hast. Zu den Bildern kann ich wenig sagen, außer, dass sie wunderschön sind und ja, ich bin neidisch. Viele dieser Tiere und Orte würde ich gerne selber mal sehen. Mit jedem Bild, dass du mir schickst, mit jedem Bericht, den ich von dir lese, bereue ich mehr und mehr, dass ich nach Hogwarts zurück gekehrt bin. Ich hätte auch eine Weltreise machen können, ich hätte mir diese Orte auch ansehen können, auch diese Dinge erleben aber ich war feige. Ich hatte Angst vor dem Unbekannten und so bin ich hier geblieben.
 

Du bist zwanzig Jahre jünger als ich und hast jetzt schon mehr gesehen und erlebt als ich in meinem ganzen Leben und damit bin ich leider bei einem Punkt, der mich sehr zum Nachdenken bringt. Ist dir bewusst, dass uns zwanzig Jahre trennen? Macht dir das nichts aus? Ich könnte vom Alter her dein Vater oder dein Pate sein und doch willst du mich als Partner. Ist dieser Unterschied nicht etwas zu groß?
 

Deine Frage, ob ICH mir eine Beziehung vorstellen kann. Ja, wieso auch nicht? Was soll ich dagegen haben einen jungen, attraktiven Mann an meiner Seite zu haben? Ich habe mich noch nie für die Meinung Anderer interessiert und egal mit wem ich zusammen wäre, die Menschen würden immer etwas finden, was dagegen spricht. Bei dir würden sie nur wesentlich mehr finden aber solange die Leute reden, kommen sie wenigstens nicht auf andere dumme Gedanken.
 

Also ich hoffe, deine Frage ist damit beantwortet. Von meiner Seite spricht nichts gegen ein näheres Zusammensein als reine Freundschaft, mal von den offensichtlichen Dingen bezüglich des Altersunterschiedes, meines Aussehen und meines Charakters abgesehen. Du musst wissen ob du dir das antun willst.
 

Ich hätte auch nichts gegen einen etwas regeren Briefkontakt aber es lag bis jetzt an dir. Du hattest in den meisten Fällen den magischen Vogel. Ich hatte zwar eine Adresse aber ich konnte nicht sicher sein, dass du dich sechs Monate später auch noch dort aufhältst. Was glaubst du, was das für ein Gefühl für mich gewesen wäre wenn ich dir einen weiteren Brief geschrieben hätte und du nicht geantwortet hättest? Und das einzig und allein aus dem Grund weil du ihn nicht bekommen hast. Glaubst du wirklich, dass ich deinen nächsten Brief dann auch nur gelesen hätte? Ja, ich gebe zu, ich bin in dieser Hinsicht ein Feigling. Aber wenn unser gefiederter Freund sich angeboten hat das Jahr über Postbote zu spielen, dann bin ich gerne dazu bereit dir mehr als einen Brief im Jahr zu schreiben.
 

Ob der Adler wirklich ein Animagus ist, weiß ich nicht, kann ich auch nicht sagen. Aber nachdem ich deinen Verdacht gelesen habe, habe ich etwas nachgeforscht. Es wäre durchaus möglich, dass er wirklich vergessen hat, wie er sich zurückverwandeln kann oder dass er sich überhaupt verwandeln kann. Es gibt aber noch eine zweite Möglichkeit, neben der Annahme, dass es sich um ein normale aber stark magisches Tier handelt.
 

Es gibt Forscher, die der Meinung sind, dass sich ein Animagus in seiner Tiergestalt mit normalen oder magischen Tieren der gleichen Art fortpflanzen kann. Heraus sollen extrem intelligente, magische Tiere kommen, aber man hat noch keine Beweise dafür gefunden. Es ist lediglich eine Theorie.
 

Was gibt es Neues? Die Kleinkantschile haben Nachwuchs auch wenn ich das nur aus Erzählungen weiß, ich habe das Junge noch nicht gesehen. Eine Drittklässlerin aus Ravenclaw hat es mir gesagt und hat sich auch angeboten Fotos davon zu machen, bis jetzt hatte sie keinen Erfolg. Die Vögel vermehren sich prächtig und ich bin mir sehr, sehr sicher, dass das Eichhörnchen Junge im Nest hat. Ich war aber noch nicht an der Baumhöhle, ich möchte sie nicht stören. Der Garten wächst und gedeiht.
 

Es gibt noch eine Neuerung. Ich habe die Gifte aus Australien und Afrika und einen der Zähne des Inlandtaipan zu Tränken verarbeitet und sie sehr gewinnbringend verkauft. Dazu noch eine nicht unbeträchtliche Spende eines gewissen Malfoy und ein paar gute Worte meines Patensohnes an die richtigen Stellen und schon schreibt dir hier der neue, stolze Besitzer des verbotenen Waldes.
 

Ich kann mir dein Gesicht vorstellen, was will ich mit dem verbotenen Wald? Ganz einfach, ich brauche mehr Platz und Minerva hat gesagt, dass sie Hogwarts nicht inmitten meines Gartens suchen will also musste eine andere Lösung her. Und mal ehrlich, sonderlich sinnvoll ist der Wald nicht, oder? Das ist ein Punkt, der mich schon immer irritiert hat, was will man mit so einem gefährlichen Wald auf dem Gelände einer SCHULE? Bei kleinen, nicht hörenden Kindern? Wirklich sehr sinnvoll.
 

Egal, es wird ein paar Veränderungen geben. Ich stehe mit dem Besitzer eines magischen Waldes in den schottischen Highlands in Verbindung, er braucht den Wald nicht und da er gegen Muggel gut abgesichert ist, wird er wahrscheinlich die neue Heimat der weniger netten Wesen des verbotenen Waldes. Die Acromantulas sind ganz vorne bei den Umsiedlungen mit dabei. Mit den Zentauren bin ich noch in Verhandlung, von mir aus können sie bleiben aber sie werden sich an die neuen Regeln, an meine Regeln halten müssen. Wobei sie ihren Job als Wächter des Waldes ganz gut machen, ich könnte sie mir gut als Wächter des Gartens vorstellen. Aber das müssen sie selber wissen. Ungefähr ein Drittel des Waldes bleibt so, wie er jetzt ist, den Rest werde ich aufräumen. Es gibt da drin so viele nutzlose aber gemeingefährliche Pflanzen, und das immer noch auf dem Gelände einer Schule.
 

Ich darf auch einen Teil des schwarzen Sees nutzen, sagt Minerva, wie sie das dem Ministerium erklären will, ist mir ein Rätsel aber gut, das ist ihre Sache. Ein kleiner Bereich wird magisch abgetrennt, für die Wassermenschen ist der See sowieso zu groß und ich werden den Bereich so einrichten, dass sie ihn betreten können wenn sie das möchten. Ich habe an eine Mangrovenlandschaft gedacht. Was hältst du davon?
 

Naja, es ist viel Arbeit, ich werde das Jahr über genug zu tun haben aber für ein paar Briefe werde ich Zeit finden. Wahrscheinlich wird es sich eher die nächsten Jahre hinziehen. Ich bräuchte noch einen Geschäftspartner, der mir immer mal neue Pflanzen und Tiere besorgt. Interesse?
 

Mehr gibt es im Moment nicht zu erzählen, ich hoffe, unter des Jahres von dir zu hören.
 

Hochachtungsvoll

Severus.“
 


 

Sollte er noch mehr schreiben? Nein, das genügte für den Anfang. Wenn Harry mehr erfahren wollte, könnte er ihm das über das Jahr verteilt immer noch erzählen. Er rollte das Pergament zusammen und steckte es in das Bambusrohr, wieder zusammen mit unzähligen Fotos, die er und auch teilweise die Schüler gemacht hatten. Das Rascheln des Rohres sicherte ihm sofort die volle Aufmerksamkeit des Weißkopfseeadlers, der die Flügel ausbreitete und zu ihm runter gesegelt kam. Ein fragender Schrei erklang.

„Ja, du darfst zu Harry zurück fliegen“, sagte Severus.

Der Adler schien sehr erfreut zu sein denn er wandte ihm sofort den Rücken zu und ließ Severus das Rohr befestigen. Er wartete kaum bis er alles ordentlich verschnürt hatte bevor er schon mit den Flügeln schlug.

„Ja, immer mit der Ruhe. Flieg vorsichtig“, mahnte Severus.

Der Adler drehte ihm den Kopf nochmal zu, wieder diese menschliche Intelligenz in den gelben Augen, er nickte und erhob sich dann wirklich mit schweren Flügelschlägen in die Luft. Severus zückte den Zauberstab und murmelte einen Windzauber, der unter die breiten Flügel fuhr und das Tier wesentlich schneller nach oben trug. Mit einem lauten Schrei verabschiedete sich der Adler von ihm, von überall ertönten die Stimmen der anderen Vögel um ihm eine gute Reise zu wünschen.

„Flieg vorsichtig“, rief ihm Severus hinterher. Ein weiterer Schrei doch er klang schon sehr viel leiser, der Adler entfernte sich rasend schnell von dem Garten und war noch schneller aus Severus' Blickfeld verschwunden.
 

Nach nur knapp einem Monat wurden die Posteulen am Morgen wieder in Angst und Schrecken versetzt als der Weißkopfseeadler mit lautem, triumphierenden Geschrei in die Halle rauschte. Severus schüttelte grinsend den Kopf, trank dann in Ruhe einen Schluck Kaffee und rief dann, „lass die Eulen in Ruhe, die schmecken nicht.“

Die Eulen schrien protestierend auf während der Schrei des Adlers eindeutig belustigt klang doch er drehte ab und landete auf dem Tisch vor Severus. Wieder war ein Bambusrohr auf seinem Rücken befestigt.

„Soll dein Unterricht heute ausfallen?“, fragte Minerva.

„Nein, ich habe jetzt zwei Freistunden“, sagte Severus, der das Rohr in die eine Hand und den Adler auf den anderen Arm nahm und die Halle verließ.

Minerva runzelte die Stirn, sie war sich sehr sicher, dass er jetzt eigentlich die Fünftklässler von Slytherin hätte. Ein Blick in die Halle zeigte ihr allerdings, dass die Vertrauensschülerin der Schlangen gerade Pergamente verteilte. Sie hatte es doch gewusst, scheinbar beschäftigte Severus die Schüler mit einer Stillarbeit. Gut, solange es funktionierte, war es ihr egal.
 

Nur zwei Tage später startete der Adler wieder Richtung Westen und im Laufe des Jahres war er sehr oft Gast in Hogwarts. Er blieb meist nur ein, zwei Tage und reiste dann wieder zurück. Da er aber für beide Strecken einen guten Monat brauchte, war die Anzahl der möglichen Briefe dennoch begrenzt.
 

Severus sah dem Adler nachdenklich nach während er den Ara auf seiner Schulter kraulte. „Ob er wirklich kommt?“, fragte er leise.

Guaro nickte heftig, fing aber dann an seine Haare anzuknabbern. Severus hatte es aufgegeben, der Ara war scheinbar völlig in ihn verschossen und so hatte er im Laufe des Jahres das junge Weibchen nach Brasilien, zu Harrys Freunden geschickt. Dort hatte sie bereits einen Partner gefunden.

„Hoffentlich“, murmelte Severus.

Er drehte sich um und verließ den Garten, mit den Gedanken war er allerdings bei den Sätzen, mit denen er diesen, wohl letzten Brief abgeschlossen hatte. Es war der 18. Dezember, der Adler brauchte zwei Wochen bis zu Harry und würde nicht rechtzeitig zu seinem Geburtstag wieder da sein. Aber das wollte Severus auch gar nicht. Er konnte nur hoffen, dass er mit seinem Wunsch nicht alleine da stand.
 

.....

Nächstes Jahr würde ich das elfte Mal in Folge einen Vogel von dir bekommen aber ich möchte keinen mehr. Ich lade dich hiermit zu Kaffee und Kuchen am 9. Januar ein, 15 Uhr, und versuch wenigstens annähernd pünktlich zu sein.
 

Du hast in den letzten Jahre immer wieder geschrieben, dass du mit mich kennenlernen willst, dass du mit mir zusammen sein willst, dass du dir eine gemeinsame Zukunft mit mir vorstellen kannst, jetzt wird es Zeit, dass du deinen Worten auch Taten folgen lässt. Ich möchte keinen weiteren Brief von dir, ich möchte, dass du persönlich vor mir stehst und mir so gratulierst. Du darfst gerne Fotos, Pflanzen, Tiere oder was auch immer mitbringen aber ich bestehe darauf, dass du es mir persönlich überreichst.
 

Dieses Mal äußere ich auch einen Geburtstagswunsch. Ich wünsche mir keinen besonderen Vogel, keine Pflanze, kein Geschenk, ich wünsche mir, dass du mit mir hier im Garten sitzt und mit mir Kaffee trinkst. Ok, du bekommst deinen Kakao.
 

Das ist mein Wunsch.
 

Siehst du dich in der Lage ihn zu erfüllen?
 

Hochachtungsvoll

Severus und Guaro, ich werde diese Taube einfach nicht mehr los.“
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ob er dem Wunsch nachkommt?

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  sweet_tod
2016-05-24T04:59:02+00:00 24.05.2016 06:59
Es geht dem ende zu ;_;
Aber es ist so unglaublich schön zu lesen und ich glaube das Harry wirklich selbst kommen wird!!

Du hast briefe unterschlagen!!!

Fackt ist auf jeden Fall das ich mir noch nie so sehr das nächste Cap herbei gewünscht habe wir jetzt!
Ich würde glaube ich schreien wenn ich jetzt noch 2wochen oder länger warten müsste!!!

Lg sweet
Antwort von:  demona1984
24.05.2016 11:19
Ja, es geht dem Ende zu. Wieder mit einem weinenden und einem lachenden Auge. :)

Harry und Severus wollen auch etwas Privatsspähre, lass ihnen das Briefgeheimnis. ;)

Nein, nein, so lange muss du nicht warten. Ich versuche es heute noch fertig zu kriegen aber ich befürchte, ich muss dich auf morgen vertrösten. :( Ich werde es wahrscheinlich nicht schaffen. :(

Lg Demona
Von:  Omama63
2016-05-23T19:12:10+00:00 23.05.2016 21:12
Ich habe am Anfang gedacht, dass der Adler Harry sein könnte, da sie ja nur noch von einem Jahr in Kanada geschrieben haben, aber da habe ich mich wohl getäuscht.
Severus möchte dass Harry zu seinem nächsten Geburtstag kommt und mit ihm Kaffee trinkt.
Bin schon gespannt, ob Harry Severus Wunsch nach kommt.

Lg
Omama63
Antwort von:  demona1984
24.05.2016 11:18
Harry ist nur ein Jahr in Kanada und während dieses Jahres spielt der Adler Postbote. Es gibt kein genaues Datum, wann Harry immer den Kontinent wechselt, das wäre zu ungenau geworden.

Harry wird sich schon was Schönes zu seinem Geburtstag einfallen lassen. ;)

Lg Demona
Von:  Seelendieb
2016-05-23T17:31:19+00:00 23.05.2016 19:31
*______________*

Sehr schön. Ich würde es Sev gönnen, wenn Harry zu seinem Burzeltasg kommt.
Antwort von:  demona1984
24.05.2016 11:16
Das wäre wohl das schönste Geburtstagsgeschenk für Severus. :)

Lg Demona


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