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Brieftauben aus aller Welt

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi,

Hiermit der Epilog meiner kleinen Geburtstagsgeschichte, zwar eine Woche zu spät aber das liegt bei mir noch im Rahmen. Ich habe schon Geburtstagsgeschenke zwei Monate zu spät überbracht. :D Komplett anzeigen

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Epilog

Epilog
 

Vorsichtig setzte Severus den Eukalyptussetzling in das gegrabene Loch und deckte die Wurzeln sorgfältig mit Erde zu. Warmer Wind strich über seinen nackten Rücken und linderte etwas die Schmerzen, die die Narben auf seiner Schulter verursachten. Warum mussten die auch auf natürliche Weise ausheilen? Warum hatte er sich überhaupt dazu überreden lassen? Murrend richtete er den Setzling nochmal aus, beäugte sein Werk kritisch bevor er zufrieden nickte und sich einfach nach hinten auf die Fersen sinken ließ. Er wischte sich einmal mit dem Unterarm über die Stirn und ließ den Blick dann schweifen. Sie waren gestern aus Australien wieder gekommen und er hatte heute die Pflanzen eingesetzt während Harry bei Minerva war und ihr die Fotos zeigte. Beim Gedanken an die Fotos knurrte er leise, er hasste Fotos von sich selber aber Harry ließ leider keine Gelegenheit aus ihn zu fotografieren. So wusste Minerva garantiert schon von den neuen Ziernarben auf seiner Schulter, genau wie sie von dem Tattoo wusste, dass sie sich Beide hatten in Indien stechen lassen. Ihr Blick war eindeutig gewesen. Severus sah auf die verschlungenen Linien auf seinem Unterarm, fuhr mit einem Finger eine Linie entlang und lächelte bei dem Gedanken daran, wie Harry versucht hatte ihn davon zu überzeugen.
 

„Jetzt komm schon. Du hast eh immer lange Sachen an also sieht es keiner. Was spricht dagegen?“, fragte Harry.

„Ich will kein Tattoo, ganz einfach. Vor allem kein Partnertattoo“, gab Severus etwas genervt zurück. Seit sie in Indien angekommen waren, versuchte Harry ihn von diesem Tattoo zu überzeugen und das waren immerhin schon drei Wochen.

„Warum nicht?“

„Weil wir kein Paar sind, schon vergessen?“

Harry seufzte leise und sagte, „wir schlafen in einem Bett, wir leben in einer Wohnung, wir umarmen uns, wir küssen uns, wir SIND ein Paar. Nur weil der Sex fehlt, sind wir trotzdem ein Paar und ich würde mir gerne mit dir dieses Tattoo stechen lassen. Es tut auch nicht sehr weh.“

Wie zum Beweis krempelte Harry sein rechtes Hosenbein hoch und offenbarte ihm das Tattoo, dass er sich in Japan hatte stechen lassen. Passend zu seinem Sternzeichen zierte ein Affe seine Wade, umgeben von silbernen Tribals, die das Element Metall darstellten. Severus war damals erstaunt gewesen als er es das erste Mal gesehen hatte, in Frankreich als sie Draco das erste Mal besucht hatten und Harry kurze Hosen an hatte. Es war sehr bunt, kontrastreich und man musste länger hinsehen um alle Details zu erfassen.

„Ich habe keine Angst vor den Schmerzen, ich will nur nicht“, sagte Severus jetzt, auf die Sache mit dem Paar ging er nicht ein.

„Komm schon. Wenn es dir nicht gefällt, kann man es immer noch weg machen lassen und es würde das hässliche Ding auf deinem Unterarm sehr gut überdecken“, sagte Harry.

Etwas verunsichert sah Severus auf seinen Arm, das dunkle Mal war nach dem Tod Voldemorts nur etwas verblasst aber noch immer deutlich zu sehen. Es war wirklich hässlich. Er zögerte noch einen Moment, nickte aber dann wortlos. Als Reaktion grinste ihn Harry breit an, schlang die Arme um ihn und küsste ihn. Nur zögerlich wurde die Umarmung und der Kuss erwidert.
 

Keine zehn Minuten später saß Severus auf dem Stuhl des Tätowierers, den linken Unterarm auf einer weichen Ablage und ließ stoisch das Tätowieren über sich ergehen. Direkt neben dem Mann stand eine Hexe, die immer wieder einen leisen Zauber murmelte um das magische Tattoo zum Leben zu erwecken. Es würde voraussichtlich sechs Stunden dauern bis das gewählte Motiv fertig war und danach war noch Harry dran. Die Tattoos mussten direkt hintereinander gestochen werden, ohne Unterbrechung. Es war für alle Beteiligten eine sehr anstrengende, kräftezehrende Prozedur.
 


 

Mit einem wehmütigen Lächeln strich Severus über den stilisierten Löwen, der seinen Unterarm jetzt zierte, zusammen mit einer Schlange. Beide Tiere waren rein durch Linien dargestellt und in schwarz, weiß, rot, blau und gelb gehalten, die Grundfarben und die nicht bunten Farben. Severus seufzte leise, er hatte es nicht bereut auch wenn Minerva sehr belustigt reagiert hatte als Harry ihr freudestrahlend davon erzählt hatte. Warum verstanden sich die Zwei auch so gut? Er schüttelte den Kopf und stand dann langsam auf, das lange Hocken auf den Waden hatte seinen rechten Fuß einschlafen lassen. Schnell griff Severus nach dem Stamm der Akazie neben sich und während er darauf wartete, dass das Leben kribbelnd in seinen Fuß zurückkehrte, beobachtete er die Umgebung.

Der Australienbereich hatte sich hervorragend entwickelt, neben den Vögeln lebten hier mittlerweile auch einige Gleitbeutler, eine Wombatfamilie und ein Paar roter Rattenkängurus. Gerne hätte er auch ein Paar tasmanische Teufel mitgebracht aber sie hatten sich vorerst gegen Raubtiere entschieden. Denn die Population der Beutetiere war bei weitem nicht groß genug um mögliche Raubtiere zu ernähren aber gleichzeitig selber die Population zu halten. Das würde allerdings heißen, dass sie einen permanenten Zauber auf die Beutetiere legen mussten damit die Raubtiere sie nicht angriffen und die Raubtiere müssten mit anderem Fleisch versorgt werden.

Das wollte Harry aber nicht, er war der Meinung, wenn sie schon Raubtiere halten wollten, dann so natürlich wir möglich. Das hieß, dass sie warten mussten bis sich eine stabile Population von Beutetieren etabliert hatte um die Räuber zu ernähren. Ausnahmen wollten sie hier nur bei den magischen Tieren machen denn die waren schlicht und einfach zu wertvoll um gefressen zu werden denn es hatte sich schnell raus gestellt, dass das Verhältnis zwischen normalen und magischen Tier noch geringer war als bei den Menschen. Daher lag auf jedem magischen Tier hier im Garten ein Schutzzauber.
 

Das Leben war in seinen Fuß zurück gekehrt und so machte sich Severus auf den Weg. Er hatte den Garten für heute für die Schüler gesperrt, er wollte nicht, dass sie ihn halbnackt sahen aber er musste frische Luft an die Narben lassen, wollte aber nicht den ganzen Tag in seinen Räumen eingesperrt sein. Also hatte er den Garten kurzerhand für alle annähernd menschlichen Wesen gesperrt, da fielen auch die Zentauren darunter denn auch von denen wollte er nicht halbnackt gesehen werden. Nur Harry konnte den Garten noch betreten.

Sein Weg führte ihn durch die Afrikasavanne und er war froh, dass er nur kleine Tiere umher huschen sah, gut, dass er Harry von der Idee der Gazellenherde abbringen konnte. Was sollten sie mit einer ganzen Herde? Severus schüttelte den Kopf, manchmal hatte Harry die seltsamsten Ideen aber manche Ideen waren auch sehr gut. Auch wenn Severus ihm das irgendwie nie gesagt hatte. Er blieb an einer Bank stehen und setzte sich, ließ den Blick über die Savanne schweifen. Hier hatten sie den ersten Raubvogel angesiedelt, Severus' Blick ging über die zwei großen, kranichartigen Vögel, die suchend durch das hohe Gras schritten. Sie waren auf Nahrungssuche.

Das Gefieder war zum größten Teil hellgrau, nur die Schwingen, der Unterbauch und die Befiederung an den langen Beinen waren schwarz. Der Kopf war verhältnismäßig klein mit kräftigem, gebogenen Schnabel, einem lebhaften orangenen Fleck ums Auge und der charakteristischen, langen Federhaube im Nacken. Sie hatten die zwei Sekretäre aus einer Aufzuchtstation in Afrika, es war bei ihrem dritten Urlaub gewesen. Gerne erinnerte sich Severus an den Urlaub zurück denn an einem Abend hatte Harry wieder bewiesen, dass er mit seinen Eigenheiten sehr gut umgehen konnte.
 

Es war viel zu warm, das war zumindest Severus' Meinung aber was hatte er auch erwartet? Sie standen immerhin in der Savanne von Afrika. „Kommst du?“, fragte Harry gerade.

„Natürlich“, gab Severus abwesend zurück, sein Blick lag allerdings auf einer kleinen Pflanze am Rand des Busches. Statt wirklich zu Harry zu gehen, lenkte er seine Schritte zu der Pflanze, wo er vorsichtig in die Hocke ging.

Er sah nicht wie Harry die Augen verdrehte, ihrem Führer kurz Bescheid gab und dann neben ihn trat. „Was hast du da?“, fragte er.

„Eine Abart des Silberwurz. Die Wurzeln sind sehr wertvoll wenn es denn die Richtigen sind“, gab Severus zurück, er hatte schon angefangen die Wurzeln frei zu legen.

„Wie kann es falsche Wurzeln geben?“, fragte ihr Führer Amaniel jetzt. Er hatte sich zu ihnen gesellt und sah neugierig über Severus' Schulter.

„Wenn sie normal braun sind, sind sie für mich nicht zu gebrauchen. Sind sie aber weiß...“ Severus ließ den Satz offen denn unter seinen Händen kamen weiße Wurzeln zum Vorschein.

„Mitnehmen?“

„Natürlich. Seht ihr noch mehr Pflanzen?“, fragte Severus während er schon die weißen Wurzeln von der Pflanze entfernte. Jetzt sah Harry auch, dass nur ein geringer Teil der Wurzeln weiß war, der Rest war braun.

„Hier steht noch eine“, rief Amaniel, der sich suchend umgesehen hatte.

„Grab bitte die Wurzeln aus“, bat Severus. Er war fertig mit seiner Pflanze und deckte die übrigen Wurzeln wieder sorgfältig mit Erde zu. Harry hatte inzwischen auch noch zwei dieser Pflanzen gefunden und so machten sich alle auf die Suche nach den begehrten weißen Wurzeln.
 

Das Lagerfeuer brannte hell in der Nacht, sie hatten den ganzen Tag nach den Wurzeln gesucht und anhand von Severus' sehr guter Laune konnten sie davon ausgehen, dass er sehr zufrieden mit der Ausbeute war.

„Wo wollen wir morgen hin?“, fragte Amaniel gerade.

Sein Bruder Jarule hatte Harry damals bei den Rangers kennengelernt und beide Brüder waren erfreut gewesen als er plötzlich wieder aufgetaucht war. Dann auch noch in, etwas stiller Begleitung. Allerdings hatte Jarule dieses Mal keine Zeit um mit Harry in den Busch zu gehen und so hatte sich Amaniel als privater Führer angeboten. Über das Angebot hatten Harry und Severus nicht lange nachdenken müssen. So waren sie hier gelandet.

„Uns fehlen noch zwei der Big Five“, warf Harry ein denn dieses Mal wollte er von allen Fünf etwas haben. Sie hatten die Barthaare eines Leoparden, wo Severus aus dem Schwärmen nicht mehr raus gekommen war, das abgebrochene Horn eines Büffels und das Horn eines Nashorns. Das Tier hatten sie tot aufgefunden, die Wilderer hatten sie wohl verjagt und so hatten sie das Horn mitgenommen. Fehlte der Elefant und der Löwe.

„Hm, dann zum nächsten Wasserloch, hier in der Nähe gibt es ein Großes, da müssten wir Erfolg haben“, sinnierte Amaniel.

Harry nickte nur, zuckte aber dann zusammen als das typische Lachen einer Hyäne durch die Nacht hallte. Neben ihm lachte Severus leise und er murrte, „ich weiß, dass wir einen Schutzzauber haben aber ich mag diese Tiere einfach nicht.“

Von Amaniel kam nur ein Kommentar, den Harry nicht verstand, es klang allerdings sehr amüsiert. Es hatte Harry und Severus überrascht, dass er nicht überrascht war, dass sie Zauberer waren. Er hatte ihnen erzählt, dass er früher auf eine Hexe gestoßen war, die ihn und seine Begleiter vor einem wütenden Elefantenbullen geschützt hatte. Da sie ihr hoch und heilig versprochen hatten niemanden etwas zu sagen, hatte sie ihnen ein bisschen was über ihre Welt erzählt.

„Was haltet ihr davon wenn wir schlafen gehen? Der Weg morgen ist weit“, schlug Amaniel gerade vor und riss Harry damit aus seinem Gemurre. Beide Zauberer nickten nur und so zog sich Amaniel, nach einer allgemeinen Verabschiedung, in sein Zelt zurück.

„Wollen wir auch schlafen gehen?“, fragte Harry.

„Natürlich oder willst du die ganze Nacht hier sitzen?“, gab Severus zurück während er schon aufstand und Richtung Zelt ging. Mit einem fast schon amüsierten Schnauben folgte Harry ihm.
 

Wenn man sie in der Öffentlichkeit zusammen sah, würde man sie für Freunde halten, vielleicht nur gute Bekannte aber definitiv nicht für ein Paar. Das wusste Harry und es hatte eine Zeit gedauert bis er sich daran gewöhnt und es auch akzeptiert hatte. Hier, hinter verschlossenen Türen, war es etwas anderes.

„Willst du da nur dumm rum stehen oder sprichst du die Zauber und kommst dann ins Bett?“, fragte Severus.

Er stand mitten im Zelt, mit dem Rücken zu ihm aber Harry musste ihm nicht ins Gesicht sehen um die Angespanntheit zu spüren. Er erkannte es an dem seltsamen Vibrieren in seiner Stimme, an der verkrampften Haltung seiner Schultern und an der Tatsache, dass er noch komplett angezogen war. Harry zog den Zauberstab, sprach die Versiegelungszauber auf den Zelteingang und trat dann hinter ihn, strich mit der Händen über seine Schultern. „Was ist los, Severus?“, fragte er sanft.

„Es tut mir leid.“

„Was genau?“

„Die Sache heute morgen im Dorf, es tut mir leid. Ich hätte nicht so reagieren dürfen“, sagte Severus gepresst.

Jetzt wusste Harry, was er meinte denn am Morgen war eines der Kinder des Dorfes, wo sie mit Amaniel übernachtet hatten, einfach in ihre Hütte gekommen. Sie hatten keinen Zauber aussprechen können weil die Dorfbewohner natürlich nichts von der magischen Welt wussten. Naja, das Kind hatte sie zusammen im Bett gesehen und war natürlich nach draußen gerannt um seine Mutter sehr lautstark zu fragen, warum die zwei Männer in einem Bett schlafen würden. Damit war ihre Beziehung in dem Dorf aufgeflogen und Severus hatte auf vorsichtige Nachfragen der Männer sehr ablehnend und aufbrausend reagiert. Im Prinzip hatte er ihre Beziehung geleugnet aber Harry sah es anscheinend wesentlich weniger schlimm wie Severus selbst. Er schlang die Arme um den verkrampften Körper, lehnte die Wange an seine Schulter, genau auf die Stelle wo sich die australischen Ziernarben unter dem Hemd verbargen.

„Severus, wenn ich eine einfache Beziehung haben wollte, hätte ich mir einen anderen Mann gesucht. Aber ich liebe dich, mit all deinen Macken und Kanten, davon habe ich selber mehr als genug. Ich weiß, dass du deine Gefühle nicht gerne in der Öffentlichkeit breit trittst, brauch ich auch nicht. Aber so vehement hättest du unsere Beziehung nicht abstreiten müssen.“

„Das war nicht so gemeint.“

„Ich weiß, Severus, ich weiß. Ich habe es auch nicht so aufgefasst. Glaubst du wirklich, dass mich so etwas wirklich schocken kann? Du hast mir schon viel schlimmere Dinge an den Kopf geworfen, da kommt es darauf nicht an. Was hältst du davon wenn wir schlafen gehen?“, fragte Harry, „morgen der Tag wird lang und da werden wir unsere Kräfte brauchen.“

„Du bist nicht böse? Viele Menschen würden es nicht unbedingt gut heißen wenn ihre Beziehung geleugnet wird“, sagte Severus, der noch immer sehr verkrampft in der Mitte des Zeltes stand.

„Die wären aber auch nicht mit dir zusammen. Severus, ich kenne dich mittlerweile sehr gut und ich weiß mit deinen Launen umzugehen also lass uns schlafen gehen“, schlug Harry vor während er sich von ihm löste und um ihn herum ging bis er vor ihm stand. Severus sah ihn sehr verhalten an doch Harry lächelte nur und begann ihm das Hemd aufzuknöpfen und von den Schultern zu streichen. „Lass uns schlafen gehen“, wiederholte Harry lächelnd, diesmal nickte Severus nur und murmelte einen Zauberspruch, der sie fast komplett auszog. „Sehr praktisch“, grinste Harry.
 

Das Grinsen wurde nur sehr schwach erwidert, man sah Severus das schlechte Gewissen immer noch sehr deutlich an. Harry seufzte schwer, zog ihn aber dann zum Bett und ließ sich mit ihm auf die Decke fallen, es war viel zu warm um unter der Decke zu schlafen. Natürlich könnten sie das Innere des Zeltes angenehm kühl zaubern aber sie hatten schnell festgestellt, dass der Unterschied zwischen dem Kühlen im Zelt und der Hitze draußen nicht gut für die Gesundheit war. Severus hatte sich in Indien damals dadurch stark erkältet und es hatte eine Woche und drei Heiltränke benötigt damit er wieder gesund wurde. Seitdem versuchten sie das Innere ihres Zeltes so warm wie nötig aber so kühl wie möglich zu halten.

„Es tut mir trotzdem leid. Ich...“

„Severus, du kannst mir nicht versprechen, dass es nie wieder vor kommt. Das bist du und das bleibst du. Ich habe mich längst daran gewöhnt“, sagte Harry, der sich, trotz der Hitze, an ihn kuschelte.

„Wie kannst du dich an so etwas gewöhnen?“

„Genau wie bei allen anderen Eigenheiten und nein, ich werde jetzt nicht nochmal von vorne anfangen dir alles aufzuzählen und die Gründe, warum und wie ich mich daran gewöhnt habe. Es ist spät, wir vergessen diese Sache jetzt und schlafen.“

„Sicher?“

„Severus! Gute Nacht“, sagte Harry nachdrücklich. Er spürte, dass Severus noch immer total angespannt war und richtete sich nochmal auf, Severus sah ihn offen an. „Ich habe dir vor dreizehn Jahren den ersten Brief geschrieben, ich habe seitdem darauf gewartet und gehofft, dass aus uns mehr werden kann als nur Freunde. Ich kenne dich seit meiner Kindheit, ich kenne deine Macken wahrscheinlich besser als viele andere Menschen und trotzdem kann ich aus tiefster Überzeugung sagen, dass ich dich wirklich liebe“, sagte Harry todernst, „ich weiß, dass du mir mittlerweile glaubst aber immer noch nicht davon überzeugt bist. Du suchst immer noch Gründe, die dagegen sprechen und in deinen Augen findest du sie sogar. Hör endlich auf damit. Wir sind ein Paar, egal wie wir uns in der Öffentlichkeit geben, egal wie oft wir Sex haben oder halt auch nicht, egal was die Presse schreibt, egal was die Anderen sagen oder denken, es ist einfach egal, wir sind ein Paar und so schnell wirst du mich auch nicht mehr los.“

Severus sah ihn einen Moment nur an, legte dann eine Hand in seinen Nacken und zog ihn in einen langen, leidenschaftlichen Kuss. Harry verstand diese Antwort.
 


 

Das Grinsen auf Severus' Gesicht wurde breiter als er an die Versöhnung in dieser Nacht dachte, die gute Laune am nächsten Tag hatte er nicht spielen müssen. Sie hatten bei diesem Urlaub kein Souvenir vom Elefanten bekommen denn am Wasserloch hatten sie keine Elefanten gesehen und zwei Tage später hatten sie die Aufzuchtstation besucht, und waren dort für die restlichen vier Wochen hängen geblieben. Als sie, nach den verabredeten acht Wochen Urlaub, wieder nach Hause gegangen waren, befanden sich zwei gerade geschlüpfte Sekretärküken in ihrem Gepäck. Er blieb noch eine Weile sitzen bevor er sich erhob und Richtung Asien ging, er wollte nach Sari und ihrem neusten Gelege sehen. Er wurde bereits sehnlichst erwartet.
 

Es dauerte fast eine halbe Stunde bis Severus sich durch den Vogelschwarm begrüßt hatte wobei nur ein geringer Teil das Weiß der Balistare trug. Denn auch wenn es nur sehr wenige magische Vögel von jeder Art gab, so bildeten sie zusammen doch einen größeren Schwarm und dieser Schwarm agierte manchmal wie eine Einheit. Meistens schlossen sich ihnen die normalen Vögel noch an und gerade wenn es um die Abwehr des Gartens ging, stand ein Angreifer schnell mehrere Dutzenden Vögeln gegenüber. Allen voran Sari und Kelelawar und Belle und Vigor, das erste Hyazinth-Arapärchen, dass ihm Harry damals geschickt hatte. Gerade die zwei Aras waren sehr ernstzunehmende Gegner. Doch davon war gerade nichts zu sehen, Vigor saß auf Severus' Schulter und ließ sich ausgiebig kraulen.

„Ich habe euch auch vermisst“, sagte Severus gerade zu Sari, die vor ihm in ihrem Nest lag und ihn freudig an zwitscherte.

Wie immer hatte sie ihr Nest erstaunlich tief unten gebaut, sie nistete auf Augenhöhe statt in den hohen Baumkronen zu bleiben. Aber sie musste sich auch keine Angst haben denn Belle hatte ihre Asthöhle nur knapp drei Meter über ihr und die Schüler hatten in den letzten Jahre gelernt, dass sie sich vom Nistbaum fernhalten sollten wenn sie keine sehr schmerzhaften Verletzungen davon tragen wollten. Kelelawar kam gerade heran geflogen, im Schnabel zwei große, fette Raupen, die er stolz seiner Frau brachte.

„Du bist ja fleißig“, murmelte Severus, „wie viele Eier hast du dieses Jahr, Sari?“

Ein freudiges Zwitschern erklang und Sari erhob sich vorsichtig, Severus' Augen wurden groß als er zwei Eier und ein frisch geschlüpftes Küken bewundern durfte. Schon jetzt spürte er die Magie, die von dem Küken ausging.

„Ihr müsst es eigentlich auch spüren, oder?“, fragte er.

Beide Elternteile nickten während sich Sari eine der Raupe an das Küken verfütterte, sie musste sie allerdings in drei Teile teilen damit ihr Kind das Tier fressen konnte. Aber dann lag es scheinbar satt und zufrieden im Nest und piepste leise vor sich hin, Sari fraß die zweite Raupe kurzerhand selber und setzte sich dann wieder vorsichtig auf ihr Nest.

„Eure Familie wird immer größer, ich gratuliere recht herzlich“, sagte Severus, der ihr sanft über den Kopf fuhr.

Jeder Andere hätte jetzt einen Finger eingebüßt denn Belle war gerade neben dem Nest gelandet und der gefährliche Schnabel befand sich plötzlich in unmittelbarer Nähe seiner Finger. Doch Severus hatte die Angst vor den Aras längst hinter sich gelassen und so streichelte er nur nochmal über das blaue Gefieder bevor er sich auf eine nahe Bank setzte. Er hatte mit Harry abgemacht, dass sie sich hier zum Abendessen treffen würden. Ein schneller Tempus zeigte ihm, dass er noch Zeit hatte also beobachtete er die Vögel und ließ die Gedanken wieder schweifen.
 


 

Mit ausdrucksloser Miene beobachtete Severus wie Harry von den Männern begrüßt wurde während sie zu ihm eindeutig Abstand hielten. Kein Wunder, er war nicht gerade das, was man als vertrauenerweckend ansah. Er war auch nicht wirklich begeistert mitten im australischen Busch zu stehen und zu hoffen, dass die Ureinwohner sich an Harry erinnerten. Persönlich hatte er nicht daran geglaubt aber wieder hatte sich sein Freund durchgesetzt und jetzt standen sie hier und Harry kam nicht mehr aus der herzlichen Begrüßung raus. Immer mehr Männer kamen um ihn zu begrüßen und das obwohl es mittlerweile fast 10 Jahre her war, dass er bei dem Clan gelebt hatte. Doch er war nicht vergessen worden, Männer jeden Alters kamen, begrüßten ihn, klopften ihm auf die Schulter und auf die Brust, da wo die Ziernarben waren. Trotz des Übersetzungszaubers konnte Severus nicht viel verstehen, sie standen zum Ersten zu weit entfernt und sie redeten auch wild durcheinander. Es würde ihn wundern wenn Harry mehr verstand als er.
 

Irgendwann tauchte ein älterer Mann auf, den Severus sofort als einen sehr wichtigen Mann einschätzte denn man wich ihm aus und gab den Weg zu Harry frei. Der Mann begrüßte Harry ebenfalls sehr erfreut, wenn auch etwas verhaltener als die Anderen und begann dann ein ruhiges Gespräch mit ihm. Harry schien sehr lebhaft zu erzählen denn seine Hände flogen förmlich durch die Luft. Der Mann lächelte ihn zwar an doch sein Blick ging immer wieder zu Severus, der deutlich abseits stand. Irgendwann schien auch Harry der Blick aufzufallen denn er verstummte und sah zu ihm, Severus konnte die Frage förmlich sehen und nickte. Es folgte noch ein kurzes Gespräch und dann kamen Harry und der Mann auf ihn zu.

„Severus, darf ich dir Vater Banjora vorstellen? Vater, mein Lebensgefährte Severus“, sagte Harry höflich, der Zauber übersetzte einwandfrei.

Während der Mann ihn musterte, wusste Severus nicht genau was er machen sollte. Schließlich legte Banjora die rechte Hand auf sein Herz und hielt sie ihm dann in einem Handschlag entgegen.

Severus folgte einem Beispiel schnell und sagte, „es ist mir eine Ehre Sie kennenzulernen.“

„Hier gibt es kein Sie, wir sind alles Brüder und Schwestern“, gab Banjora mit sanfter, ruhiger Stimme zurück, „vor allem wenn es sich um den Lebensgefährten eines Bruders handelt. Komm, ich stelle dir den Clan vor. Bruder, komm, du wurdest herzlichst vermisst.“

Etwas überrascht über den sehr freudigen Empfang war Severus erst mal sprachlos aber er folgte der Aufforderung und ließ sich in den Clan führen, Harry an seiner Seite.
 

Vier Wochen später war Severus genauso von dem Clan gefangen wie es Harry damals gewesen war und die Begeisterung war nicht nur auf seiner Seite. Die Medizinmänner waren beeindruckt von seinem Wissen und seinen Fähigkeiten und nachdem sie festgestellt hatten, dass ihre Zauberei hier genauso hoch angesehen war wie die Traumdeutung der heiligen Männer, waren die Aborigines völlig begeistert von ihnen. Wobei Harry schnell feststellte, dass sie Severus mit wesentlich mehr Respekt behandelten als ihn.

Die jüngeren Männer sprachen ihn mit Vater an, nur die Älteren mit Bruder. Er bekam am Feuer vor Harry und den jüngeren Männern etwas zu essen und die Gespräche verstummten wenn er etwas sagte. Etwas verwirrt darüber sprach Harry einen seiner Brüder darauf an und erhielt die offenen Antwort, dass es an seinem Alter lag. Man sprach ihm mehr Können, Wissen und Lebenserfahrung zu und weisen Männern musste man ehren und ihnen zuhören, man konnte nur von ihnen lernen. Als Harry dieses Gespräch an Severus weiter gab, murrte dieser nur, „wenigstens ist mein Altern ein einziges Mal von Vorteil.“

Darauf war Harry gar nicht eingegangen sondern hatte ihn einfach geküsst und das obwohl sie nicht alleine waren, eine Gruppe Frauen saß nicht weit von ihnen entfernt und bereitete das Abendessen vor. Dennoch wurde der Kuss erwidert denn zumindest vor diesen Menschen hatte Severus seine Scham abgelegt, hier konnte er auch außerhalb des Zeltes zeigen, dass sie ein Paar waren.
 

„Tut dir das gar nicht weh?“, fragte Harry.

Sie wollten morgen nach Hause reisen, entgegen ihrer normalen Gewohnheit nicht durch unzählige Kamine sondern sie hatten sich dazu entschlossen zu apparieren. Seit-an-Seit und Severus würde das Apparieren durchführen. Harry war sich nicht sicher ob das wirklich eine gute Idee war, vor allem in Verbindung mit dem Ritual, welches Severus heute durchlaufen hatte und bei dessen Abschlusszeremonie er jetzt saß.

„Es sind Schmerzen und die kann man aushalten“, gab Severus zurück ohne eine Miene zu verziehen während er heilige Mann immer mehr Schnitte auf seinem rechten Schulterblatt einritzte.

Die Männer rund herum waren sichtlich beeindruckt, dass Severus da im Schneidersitz vor ihrem heiligen Mann saß und wirklich nicht eine Miene verzog. Er saß fast schon gelangweilt aus.

Als er Harrys fragenden Blick sah, winkte er mit einer Hand ab und sagte, „der Cruziatus war um einiges schmerzhafter.“

Jetzt veränderte sich Harrys Blick aber er wusste nicht, was genau er sagen sollte.

„Spar es dir, es ist Vergangenheit“, sagte Severus, „wir fangen einfach eine neue Zukunft an.“

„Dann seit ihr hier genau richtig“, sagte Banjora, der neben ihnen saß und sie aufmerksam beobachtete.

Er suchte nach einem Zeichen von Schmerz bei Severus denn je nachdem wie wenig er seine Schmerzen zeigte, umso höher sein Ansehen nach dem Ritual. Zwar war dieses Ritual normal nur für die Jungen gedacht und daher war die Auslegung des Ausdruckes der Schmerzen sehr weit gefasst aber dennoch war er sichtlich beeindruckt, dass Severus wirklich keine Miene verzog. Der heilige Mann war mittlerweile fertig mit dem verworrenen Muster auf seiner Schulter und beschmierte die Wunden mit einer speziellen Paste, die mit verschiedenen Kräutern versetzt war und die Heilung verzögern würde. Das war gewollt denn nur so wurde aus den Schnitten ordentliche Narben.

„Du bist fertig“, sagte der heilige Mann, der sich jetzt erhob.

Severus warf ihm einen Blick über die Schulter zu, er nickte ihm nochmal zu und danach durfte Severus aufstehen. Harry war sofort hinter ihm um sich das Muster anzusehen aber unter der grünen Paste war nicht viel zu sehen.

„Du wirst dich gedulden müssen“, sagte Banjora, „es wird dauern bis es zu seiner Zufriedenheit verheilt ist. Du musst dich an die Anweisungen halten damit sich die Narben richtig ausbilden.“

„Werde ich“, versicherte Severus, der probeweise die Schulter bewegte und dennoch keine Miene verzog.

„Können wir morgen reisen oder geht es nicht?“, fragte Harry jetzt.

„Kein Problem.“

„Ihr könnt auch noch bleiben“, schlug ein Mann schnell vor. Es war offensichtlich, dass man sie nicht gehen lassen wollten.

Harry grinste und schüttelte den Kopf, „nein, wir müssen nach Hause. Wir haben uns für einen Mondzyklus von unseren Freunden verabschiedet und sie werden sich Sorgen machen, wenn wir später kommen. Wir werden wieder kommen.“

„Wieder in zehn Jahren?“, fragte Banjora ruhig.

„Nein, auf keinen Fall, wir kommen früher wieder“, versicherte Harry.

Das schien den Mann zu beruhigen denn er nickte und wandte sich um, „dann lasst uns das vollendete Ritual feiern.“

Dieser Vorschlag fand allgemeine Zustimmung und so gesellten sich Harry und Severus zu den wartenden Männern um seine Aufnahme in den Clan zu feiern.
 


 

Sie waren am nächsten Tag wirklich abgereist aber er hatte seine Kräfte maßlos überschätzt. Sie hatten mehrere Zwischenstopps machen müssen damit sie nicht irgendwo zersplitterten. So waren sie erst spät am Abend in Hogwarts angekommen und waren nur noch todmüde ins Bett gefallen, nicht fähig irgendwen zu begrüßen oder die mitgebrachten Pflanzen von ihren Zaubern zu befreien. Das hatten sie heute in Angriff genommen, Harry war zu Minerva gegangen um ihr die Fotos zu zeigen und wahrscheinlich die peinlichen Fotos zu zeigen und Severus war hier im Garten um die Pflanzen einzupflanzen. Jetzt saß er hier, beobachtete die Vögel und wartete auf seinen Freund, in der Hoffnung, dass er sich wirklich von Minerva los reißen konnte um mit ihm zu Abend zu essen. Er seufzte leise. Warum fiel es ihm hier in Hogwarts immer so schwer zu ihrer Beziehung zu stehen?

Auf anderen Kontinenten, in Gegenwart fremder Menschen und Völker, fiel es ihm so viel leichter zu Harry zu stehen. Ihn einfach in den Arm zu nehmen, zu küssen, ihn zu umarmen oder einfach nur mit ihm zusammen irgendwo zu sitzen und eine Aussicht oder einfach nur die Zeit zusammen zu genießen. Hier in Hogwarts fiel ihm jede Berührung schwer, er mied den Kontakt in der Öffentlichkeit, schreckte sogar zurück und er konnte sich an keinen einzigen Kuss hier in Hogwarts zwischen ihnen erinnern. Warum fiel es ihm hier nur so schwer? Seufzend bewegte Severus die Schulter etwas, verzog dieses Mal sogar das Gesicht und verfluchte sich für seinen eigenen Starrsinn, der es ihm verbot einen Schmerztrank zu nehmen.

Nach dem heiligen Mann der Aborigines würden die Narben etwa acht Wochen benötigen wenn sie perfekt ausheilten. Perfekt hieß in diesem Fall allerdings die tägliche Verwendung der Kräuterpaste, deren Inhaltsstoffe die Kruste immer wieder aufbrachen und die Schnitte bis zu einem gewissen Grad sogar entzündete. So wurde die Heilung verlangsamt denn flache, unscheinbare Narben waren nicht gewünscht, je ausgeprägter sie später werden würden umso mehr Ansehen würde er ernten wenn sie das nächste Mal nach Australien reisen würden. Denn dass sie zurückkehren würden, stand außer Frage.
 

Ein lautes Krächzen ließ ihn aufsehen und gerade noch rechtzeitig die Arme hoch reißen als ein blauer Wirbelwind gegen seine Brust prallte. Krächzend, schimpfend und gleichzeitig gurrend wurde er einer genauen Musterung unterzogen bis er den aufgebrachten Ara bändigen konnte.

„Schon gut, ich bin ja wieder da. Mir geht es gut, ich bin gesund und munter und ich bin dir auch nicht fremd gegangen“, zählte Severus auf während er ihm die Flügel an den Körper drückte und ihm gleichzeitig beruhigend über den Kopf streichelte.

Guaro schrie ihn protestierend an und Severus murrte, „Harry zählt nicht, das Thema hatten wir schon. Du wirst mich mit ihm teilen müssen, ihr Zwei habt eh den gleichen, miesen Geschmack.“

Der Ara beruhigte sich nicht, er war immer zu empört, dass sie ihn nicht mitgenommen hatten. Es war ein Versuch gewesen aber Severus hatte den Vogel sogar vermisst, er würde ihn das nächste Mal wieder mitnehmen.

„Wenn du jetzt nicht gleich ruhig bist, bleibst du das nächste Mal auch hier“, drohte er weil Guaro immer weiter vor sich hin schimpfte.

Der Schnabel klappte zu, er wurde abschätzend angesehen und dann sprengte er den, nicht sehr ernst gemeinten Handgriff um ihm ins Gesicht zu fliegen. Jetzt war es an Severus zu schimpfen während er versuchte ihn von sich abzubringen. Was nur mäßig gelang denn als Guaro kurz höher stieg, schien ihm die grünliche Paste auf seiner Schulter aufzufallen. Er drehte eine kleine Runde, nahm seinen Rücken in Augenschein und stürzte sich dann mit neu erwachter Wut auf ihn.
 

„Ich sehe, Guaro hat dich schon begrüßt“, lachte Harry als er kurz nach dem Ara im Asienbereich ankam und seinen Freund und dessen geflügelten Liebhaber auf der Bank vorfand, beide schimpfend und fluchend.

„Ach verdammt, Guaro, verschwinden“, fluchte Severus gerade doch der Ara dachte ja gar nicht daran sich zu beruhigen.

„Jetzt lass ihn doch mal zu Wort kommen, Guaro“, schlug Harry vor, „warum regst du dich eigentlich so auf?“

„Wegen der Narben auf meiner Schulter.“

„Ach so, Guaro, das sind die gleichen Narben wie bei mir auf der Brust. Die kennst du doch, die heilen und dann ist alles wieder gut“, erklärte Harry, der näher kam aber dann erst mal zu Sari ging, die ihn freudig und in den höchsten Tönen begrüßte. „Ja, ich habe dich auch vermisst. Los, zeig mal her, was habt ihr Zwei denn dieses Jahr veranstaltet.“

Wieder stand Sari vorsichtig auf und Harrys Augen wurden groß.

„Severus, hier schlüpft gerade etwas.“

„Dann lass es schlüpfen und hilf mir lieber mit der Taube“, murrte Severus.

Grinsend sah Harry zu seinem Freund, der noch immer mit dem blauen Ara zu kämpfen hatte. Aber man musste Guaro zu Gute halten, dass er ihn nicht wirklich verletzen wollte, sonst hätte er mit seinen Krallen und seinem Schnabel wesentlich größeren Schaden anrichten können. So flog er Severus nur immer wieder ins Gesicht, laut schreiend und schimpfend und machte seinem Unmut Luft. Einmal darüber, dass sie ihn wirklich hier gelassen hatten und einmal darüber, dass sein selbst erwählter Gefährte verletzt war. Dass er das selber gewollt hatte, stand nicht zur Debatte, zumindest nicht für Guaro. Harry überließ es Severus mit dem Vogel klar zu kommen und beobachtete lieber wie Saris Kind schlüpfte.
 

Zwei Stunden später saßen alle beim Abendessen, Guaro hatte sich mehr oder weniger beruhigt und saß neben Severus auf der Lehne der Bank. Immer wieder wanderte ein Stück Frucht oder Gemüse zu ihm, was er mit Begeisterung aus Severus' Fingern fraß.

„Irgendwie könnte ich da eifersüchtig werden“, sagte Harry, der Severus gegenüber saß, „warum werde ich nicht so behandelt?“

Wenn sie zu Zweit aßen, saßen sie sich immer gegenüber, nie nebeneinander, Severus mochte es einfach nicht.

„Du hackst mir auch nicht die Augen aus wenn du böse auf mich bist“, gab Severus zurück.

Guaro kreischte protestierend, ließ sich aber mit einer Nuss beruhigen.

„Minerva hat uns im übrigen morgen zum Abendessen eingeladen und von Hermine und Ron kam heute die Einladung zu Hugos Geburtstag. Sie haben geschrieben, dass wir doch endlich mal mitfeiern könnten wenn wir schon im Lande sind“, sagte Harry jetzt bevor er nach seinem Weinglas griff.

„Wann?“

„In fünf Wochen. Wir wollten drei Monate hier bleiben und dann wieder los ziehen.“

„Ich weiß.“

„Warum dann die Frage? Du weißt, wann mein Patenkind Geburtstag hat“, sagte Harry, „oder ist es die alte Sache.“

„Die alte Sache“, gab Severus zu.

Harry murrte nur leise, sagte aber nichts dazu. Vor seinen Freunden sah sich Severus noch schlechter als sowieso schon, es war ihm dabei völlig egal, dass sie schon seit drei Jahren zusammen waren und es längst alle in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis akzeptiert hatten. Denn im Gegensatz zu Severus sahen sie die positiven Dinge an ihrer Beziehung und dass sie sich gegenseitig gut taten. „Also gehen wir hin?“, fragte er stattdessen, „bis dahin müssten deine Narben soweit verheilt sein damit sie dich nicht mehr stören.“

„Sie stören nicht.“

„Ich habe das selber durch, sie stören. Es juckt, kratzt und tut bei jeder Bewegung weh, man möchte diese widerliche Paste abwischen und eine Heilsalbe darauf schmieren und einen Heiltrank nehmen damit alles vorbei ist“, gab Harry zurück, „also, gehen wir hin?“

„Ja, wir gehen hin.“

Guaro schrie sofort auffordernd und Harry sagte, „ja, du darfst auch mit. Wir lassen dich nicht nochmal hier.“

Der Ara sah ihn misstrauisch an und Severus fügte hinzu, „du darfst auch das nächste Mal wieder mit in den Urlaub.“ Jetzt wandte sich der misstrauische Blick ihm zu und Severus nickte bestätigend, „du darfst wieder mit, versprochen. Wir lassen dich nicht nochmal hier. Es hat ja eh keinen Zweck.“

Sie hatten ein magisches Araweibchen aus Brasilien bekommen und hatten Guaro deswegen die zwei Monate, die sie in Australien verbracht hatten, Zuhause gelassen. Sie hatten die Hoffnung gehabt, dass er sich doch noch umentscheiden würde aber Guaro war sehr treu gewesen und hatte das Weibchen immer wieder abgewiesen. Ein Jahr zuvor hatten sie es mit einem magischen Männchen versucht, in der Hoffnung, dass sie dem Paar dann wenigstens ein paar Eier unterschieben konnten aber Guaro hatte ihnen einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Er hatte in dem Männchen einen Konkurrenten gesehen und ihn schwer verletzt als er seiner Meinung nach zu nah an Severus gewesen war. Jetzt, nach dem Misserfolg mit dem Weibchen, gaben Harry und Severus auf, sollte der Ara doch lieben wen er wollte.

„Minerva lässt im übrigen anfragen wie du morgen gedenkst die Schüler zu schocken“, sagte Harry gerade, „es haben noch nicht alle mitbekommen, dass wir wieder da sind. Willst du zum Frühstück gehen oder sie im Unterricht schocken?“

„Ich geh direkt in den Unterricht“, sagte Severus, „ich habe schon die Pläne für die nächsten Wochen bekommen. Guaro, möchtest du mit?“

Begeistert kreischte der Ara und ließ sich neben ihm auf der Lehne nieder, auf seine Schulter konnte er ja nicht.

„Und du?“, fragte Severus.

„Ich geh die Post durch, mal sehen was es Neues gibt“, sagte Harry.

„Sind Anfragen für einen Vogel dabei?“

„Nach Minerva nicht.“

Severus nickte und fragte, „noch etwas?“

„Nein. Wollen wir deinen Rücken machen?“

Wieder ein Nicken während Severus die Reste des Abendessens auf einen Teller schob und kurzerhand auf den Boden stellte, hier lebten genug Kleintiere, die sich über die zusätzliche Mahlzeit freuten.

„Hier?“

„Warum nicht? Es ist egal wo.“

Harry verwandelte einen der Teller in eine Schüssel und füllte sie mit Wasser aus dem nahen Bächlein, der zur Wasserversorgung der Tiere gehörte. Ein Zauber desinfizierte das Wasser und erwärmte es gleichzeitig. Severus drehte ihm den Rücken zu während es sich Harry hinter ihm bequem machte und dann begann die alte, eingetrocknete Paste vorsichtig mit einem Tuch einzuweichen und abzutupfen. Es war eine langwierige, schmerzhafte Prozedur aber es musste jeden Tag gemacht werden, danach würde er die Wunden ordentlich trocken tupfen und wieder mit der Paste einschmieren. Das die nächsten acht Wochen. Severus versuchte sich zu entspannen und dachte lieber darüber nach wie sich sein Leben seit Harrys Ankunft verändert hatte.

Viele Menschen würden ihr Leben als absolut chaotisch bezeichnen, was wahrscheinlich auch stimmte aber für sie war es so perfekt. Der Garten auf den Ländereien Hogwarts war ihnen zu sehr ans Herz gewachsen um ihn einfach aufzugeben und Severus unterrichtete auch viel zu gerne. Auf der anderen Seite konnte sich Harry nicht vorstellen den Rest seines Lebens an einem Ort zu verbringen und nur für zwei, drei Wochen im Jahr die Inseln zu verlassen. Sie hatten einen Kompromiss benötigt wenn ihre Beziehung eine Chance haben sollte und Minerva war ihnen dabei eine sehr große Hilfe gewesen denn sie war ihnen extrem entgegen gekommen. So hatte sich ein sehr ungewöhnlicher Lebensrhythmus bei ihnen entwickelt.

Sie lebten normalerweise in Hogwarts, wo Harry sich um den Garten und die Zucht der magischen Vögel kümmerte und wo Severus ganz normal Zaubertränke unterrichtete. Doch immer, wenn es Harry wieder in Ferne zog, legten sie einen Termin für ihre Abreise und ihre Rückkehr fest. Minerva besorgte für diese Zeit einen Vertretungslehrer, der von Severus einen sehr genau ausgearbeiteten Unterrichtsplan bekam und dann reisten sie ab. Immer woanders hin, immer für eine andere Zeit. Wenn sie wieder kamen, übernahm Severus seine Klassen wieder und Harry nahm seine Arbeit im Garten und mit den Interessenten für ihre Vögel wieder auf.

Ihre Zucht magischer Pfauen, magischer Elfenkäuze und verschiedener kleinerer Ziervögel hatte sich in der magischen Welt herum gesprochen und sie bekamen unzählige Anfragen von Zauberern und Hexe, die eines oder mehrere dieser Tiere kaufen wollten. Allerdings war es schwer ein magisches Tier aus ihrer Zucht zu bekommen denn sie konnten es sich leisten sich ihre Käufer auszusuchen und das taten sie auch sehr genau. Doch statt die Menschen abzuschrecken, spornte es sie nur noch mehr an. Wie sagte Severus immer, was man nicht haben kann, will man umso mehr.
 

„Fertig“, murmelte Harry, der jetzt näher rutschte und einen Kuss auf die unverletzte Schulter setzte.

„Hm.“

„Wollen wir hier sitzen bleiben oder wollen wir es uns bequemer machen?“, fragte Harry weiter.

„Leg den Zauber über meine Schulter und lass uns ins Bett gehen“, wies Severus ihn an, kurz darauf spürte er Magie, die über seine Schulter strich und kurz darauf Harrys Finger, die sanft über seine Haut fuhren. Er drehte sich rum, fing die zärtlichen Finger ein und hauchte einen Kuss auf die Fingerspitzen bevor er aufstand. Gleichzeitig griff er nach der Robe, die er hier ausgezogen hatte und zog sie wieder an, er würde nicht halbnackt zurück nach Hogwarts laufen.

Harry ließ mittlerweile alle Utensilien verschwinden, ließ Guaro auf seinen rechten Arm springen und stand dann ebenfalls auf. Severus wartete schon auf ihn und ging los als Harry neben ihm war, die Vögel zwitscherten ihnen einen Abschiedsgruß nach. Gemeinsam gingen sie Richtung Hogwarts, Guaro kletterte langsam Harrys Arm hoch und machte es sich auf seiner Schulter bequem. Severus zögerte noch einen Moment, sie passierten gerade die Absperrung und damit waren sie vom Schloss aus wieder zu sehen. Sollte er?

Er überbrückte den Abstand zwischen ihnen, legte vorsichtig einen Arm um Harrys Taille. Große, grüne Augen sahen ihn fast schon geschockt an doch noch bevor er sich zurückziehen konnte, legte sich Harrys Arm um ihn und drückte ihn eng an seinen Körper. Es dauerte noch einen Moment bis er sich entspannen konnte aber dann genoss er das Gefühl, das leise, quengelige Krächzen von Guaro wurde von Beiden ignoriert.
 

Wenig später lagen sie zusammen unter der Decke in den Räumen, die sie bewohnten wenn sie hier waren. Sie hatten Severus' alte Räume einfach um zwei Räume erweitert und Harry hatte sich häuslich eingerichtet. Im Grimmauldplatz wohnten Hermine und Ron samt ihrer Kinder, er brauchte ihn nicht und für sie war der Weg zu ihrer Arbeit nicht so weit. Er würde sie wohl morgen oder übermorgen besuchen aber jetzt wollte er einfach nur die Nähe zu seinem Freund genießen. Dieser lag an seiner Seite, den Kopf in seiner Schulterbeuge und einen Arm über seinen Bauch gelegt. Sein Atem strich sanft über Harrys nackte Brust aber Harry war sich sicher, dass er noch nicht schlief.

„Harry?“

„Ja?“

„Warum ist die blaue Taube mit im Schlafzimmer?“, fragte Severus ohne sich zu bewegen.

Harry sah kurz zu Guaro, der in seinem Nest auf dem Bettschrank lag und die Federn an seinem Flügel sortierte. „Er mag nicht alleine sein.“

„Aha. Ab morgen schläft er wieder im Wohnzimmer, ich brauche keine Spanner im Schlafzimmer.“

„Einverstanden“, lachte Harry, Guaro krächzte nur leise und schob dann den Kopf unter den Flügel. „Sehr guter Vorschlag, gute Nacht, Guaro. Gute Nacht, Severus“, sagte Harry gähnend.

„Gute Nacht.“

Ein Handwink ließ das Licht verlöschen doch Harry spürte, dass Severus nicht einschlief. „Ist noch etwas?“, fragte er.

Ein Zögern, dann atmete Severus tief durch und sagte leise, „ich liebe dich.“

Im ersten Moment war sich Harry sicher, dass er sich verhört hatte doch allein die völlig verkrampfte Haltung seines Freundes zeigte ihm, dass er das nicht hatte. Auf diese Worte wartete er seit drei Jahren, seit er seine Reise beendet hatte und jetzt endlich hatte er sie ausgesprochen. Harry löste sich von ihm, rutschte ein Stück runter damit er ihn ansehen konnte, Unsicherheit war in dem tiefen Schwarz zu sehen. Es war offensichtlich, dass Severus auf eine Reaktion wartete und eine negative Reaktion erwartete.

„Weißt du eigentlich wie lange ich auf diese Worte gewartet habe?“, fragte Harry.

„Viel zu lange. Ich hätte es schon viel früher aussprechen müssen aber...“

„Du hast dich nicht getraut, warum nicht? Hast du geglaubt, ich renne schreiend weg?“

„So ähnlich“, gestand Severus.

Harry lachte nur leise, schlang beide Arme um ihn und sagte, „ich liebe dich, mehr als Worte sagen könnten.“

Ein Moment des Schweigens, ein verräterisches Glitzern in den Augenwinkeln bevor Severus wiederholte, „ich liebe dich.“

Ein langer, leidenschaftlicher Kuss besiegelte diese Aussage während Guaro leise krächzte und seinen Schlafplatz doch lieber ins Wohnzimmer verlegte, das wollte er dann doch nicht sehen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, das war's jetzt aber wirklich. :)

Ich hoffe, der Epilog sagt euch zu. Harry, Severus und Guaro sind auf alle Fälle glücklich. :D

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Alexxx50
2021-01-06T05:55:01+00:00 06.01.2021 06:55
Wieder mal einfach nur WOW dieses mal was kurzes aber trotzdem bin ich hell auf begeistert seht gute geschichte. Mir gefällt dein schreib Stil
Antwort von:  demona1984
06.01.2021 14:48
Vielen, liebe Dank. :)

Ja, etwas kürzer aber ich denke, es ist alles erzählt. =)

Tata.
Von:  Seelendieb
2016-05-31T04:57:03+00:00 31.05.2016 06:57
wunderschön. <3
Antwort von:  demona1984
31.05.2016 10:56
Danke schön. :)

Lg Demona
Von:  sweet_tod
2016-05-29T19:31:41+00:00 29.05.2016 21:31
Herlich!!! Ich glaube die beiden werden bis ans ende ihrer Zeit glücklich sein!

Danke für die tolle Geschichte!

Lg sweet
Antwort von:  demona1984
30.05.2016 10:51
Bei so ner Fluff-Geschichte passt doch einfach nur ein Happy End. :)

Vielen lieben Dank fürs Lesen. :)

Lg Demona
Von:  Omama63
2016-05-29T17:22:59+00:00 29.05.2016 19:22
Ein super Kapitel, mit einem schönen Ende.
Ich freue mich, dass die Beiden doch noch zusammen gefunden haben.
Deine FF hat mir sehr gut gefallen.
Klasse geschrieben.

Lg
Omama63
Antwort von:  demona1984
30.05.2016 10:51
Vielen, lieben Dank. :)

Was lange währt, wird endlich gut. Harry hat es sich verdient. :)

Lg Demona


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