Zum Inhalt der Seite

Zwei mit gleichem Schlag

Lang lebe die Bromantik!
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

06 - Stirb langsam 1.0

„Okay, mach`s gut, Pete! Wir sehen uns morgen!“

„Ja, bis morgen!“ Peter winkte seinen Freunden, stieg auf sein Skateboard und machte sich auf den Weg zum Haus seiner Tante May. Nachdem er zwei Tage lange 'krank' gewesen war, hatte er heute den halben Tag in der Schule mit Erklärungen verbracht, wo er gewesen war und warum. Und das hatte er einzig und allein einer Person zu verdanken. Wütend gab er sich mehr Schwung. Was hatte den Idiot nur geritten? Ihn erst K.O. schlagen, fesseln und dann die Hydra-Agenten allesamt anschießen, liegenlassen und abhauen. Na gut, Hydra war ihm relativ egal, auch wenn das sein Auftrag gewesen war. Aber allein, dass er fast eine Stunde gebraucht hatte, sich von seinen eigenen Spinnfäden zu befreien! Mal ganz davon abgesehen, dass seine Tante halb in Ohnmacht gefallen war, als er bei ihr morgens zum Frühstück mit einem Mordsveilchen erschienen war. Wenigstens hatte er zwei Tage zuhause bleiben können, damit er zur Schule nicht mehr ganz so wild aussah. S.H.I.E.L.D und seinen Freunden hatte er Deadpool verschwiegen. Musste ja keiner wissen, dass der ihm dieses Ding verpasst hatte. Peter hatte einfach erzählt, dass das beim Kampf gegen Hydra passiert war. Aber er selbst war richtig wütend. Ob er einfach nach Deadpool suchen sollte, um ihm das zurückzugeben? Aber nein, am Ende fing der dann nur wieder an ihn damit aufzuziehen, eben DASS er freiwillig zu ihm kam. Nein. Nein, danke. Alles, nur das nicht. Aber diese Rechnung hatte er mit Deadpool definitiv noch offen.
 

Noch in Gedanken nahm er die Abkürzung durch den Park. Er hatte keine Lust auf dumme Fragen der Nachbarn oder der kleinen Händler, die sonst auf dem Weg lagen und bei denen er für seine Tante ab und an Besorgungen erledigte. Plötzlich gab sein Spinnensinn Alarm, Peter bremste abrupt ab, trat auf das Hinterteil seines Boards, so dass es vorne hoch kippte, packte das Skateboard und schwang es in der selben Bewegung nach hinten, um damit zuzuschlagen. Den, der sich da von hinten angeschlichen hatte, erwischte er nur nicht, weil der sich im letzten Moment nach hinten lehnte, so dass das Board nur knapp an seinem Oberkörper vorbeischrammte.

„Whaa! Warte! Nicht angreifen! Ich mach ja gar nichts!“

Nur widerwillig ließ Peter das Skateboard sinken. Dafür sah er sein Gegenüber mehr als nur ein bisschen sauer an. „Ist ja wohl verständlich, dass mein Spinnensinn dich nach DER Aktion letztens jetzt wieder als Bedrohung einstuft! Lass mich in Ruhe, Wade!“

Der Typ hatte vielleicht Nerven. Ihm am helllichten Tag in voller Montur im Park aufzulauern. Woher wusste der Kerl überhaupt schon wieder, wo er ihn finden würde? Nein, egal, nicht nachfragen. Einfach ignorieren. Peter stieg mit einem Fuß wieder aufs Skateboard, doch Deadpool verstellte ihm den Weg.

„Jetzt warte doch mal! Ich wollte mich bloß entschuldigen. Und sehen, ob es dir gutgeht. Ich weiß schon, du verstehst es wieder nicht. Aber wenn du es verstehen würdest, dann wäre alles cool zwischen uns. Ganz ehrlich! Oh Mann, das sieht echt übel aus. So hart wollte ich dich gar nicht erwischen...“

Am liebsten hätte Peter ihm Vorwürfe gemacht, aber dann hätte er sich ja doch nur wieder auf eine Unterhaltung eingelassen. Also versuchte er, Deadpool einfach nur weiter böse anzusehen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Bist du fertig? Ich hab keine Zeit für den Mist. Ich muss nach Hause.“

Kurz schien das Deadpool wirklich aus dem Konzept zu bringen, denn er sagte nichts mehr. Dann trat er tatsächlich zur Seite. „Okay... gut... Dann... Bei Gelegenheit... versuche ich, dir das zu erklären. Irgendwie. Sei nicht sauer, es war für einen guten Zweck. Ehrlich.“

Peter stieß höhnisch Luft aus. „Ja, sicher, dich und deine guten Zwecke kenne ich langsam zur Genüge. Such dir dafür endlich mal jemand anderen! Und noch was.“

Jetzt sah Deadpool ihn aufmerksam an. „Ja?“

„Hör auf, mich zu stalken! Ich will dich nicht mehr sehen! Nicht, wenn es nicht wirklich um Leben und Tod geht! Hast du das verstanden? Das heißt in deinem Fall nämlich GAR NICHT mehr!“, fuhr Peter ihn jetzt doch böser an, als er eigentlich wollte. Aber er war so furchtbar genervt.

„Wow... das war hart. Die eine Sache, wegen der ich echt Komplexe habe. Ich fange schon jetzt an, das Zombie-Universum zu vermissen.“

Noch viel entnervter rollte Peter mit den Augen. „Ich habe KEINE Ahnung, worum es geht... und ich will es auch gar nicht wissen. Mach`s gut, Wade.“ Damit stieß Peter sich ab und musste sich arg zusammenreißen, um sich auch ja nicht nochmal umzudrehen. Spinner.
 

Seiner Tante May entging Peters 'gute Laune' natürlich nicht und es tat ihm auch leid, dass er das zum Teil unbewusst an ihr ausließ. Aber was sollte er machen? Sich bei May darüber aufregen, dass ein Typ, der gut mehr als doppelt so alt war wie er ihm das Veilchen verpasst hatte und ihn auf Schritt und Tritt verfolgte? May wäre ausgeflippt und hätte ihn keine Sekunde mehr aus den Augen gelassen. Warum nochmal wollte er unbedingt ein Held sein? Klar, er war es Onkel Ben schuldig. Aber sonst?

Er verschwand mit seinem Rucksack nach oben, gab seiner Tante einen flüchtigen Kuss auf die Wange und murmelte dabei eine Entschuldigung, als er an ihr vorbei zur Treppe ging. Sie tat ja wirklich alles für ihn.

Mit einem kleinen Seufzen verschloss Peter seine Zimmertür, warf seinen Rucksack aufs Bett und setzte sich an seinen Schreibtisch. Erst mal das Schulzeug der letzten Tage aufarbeiten, sonst saß ihm als Nächster Nick Fury im Nacken. Warum nur gab es rund um ihn nur so extrem viele Leute, die meinten, sie wüssten, was das Beste für ihn war? Hoffentlich war er bald raus aus dem Alter und konnte alles komplett selbst entscheiden. Und dann konnte ihn die komplette S.H.I.E.L.D. Akademie mal kreuzweise. Auch, wenn er dort viele neue Leute kennengelernt hatte und gut mit ihnen zusammen kämpfte. Meistens zumindest. Vielleicht... ja aber nur vielleicht... sollte er einfach Söldner werden, so wie Deadpool. Aber nicht, um für Geld zu töten. Sondern um Leuten zu helfen. Gerne auch für Geld. Den Armen natürlich nicht. Aber so generell... So eine Art Outlaw-Leben, das hätte schon was. Zumindest sein eigener Herr sein. Das einzig richtig große Minus an dem Plan war, dass er dann keine Rückendeckung mehr hatte. Keine Mitkämpfer, die ihn rausholten, wenn es brenzlig wurde. Kurz verzog er das Gesicht und musste dann sogar fast lachen. Zur Not war Deadpool ja da. Sein persönlicher Held und Retter. Oh Gott...
 

Die nächsten zwei Wochen verliefen für Peters Verhältnisse relativ ruhig. Schule und Kurse normal, Kampfeinsätze moderat, er konnte sogar ein paar Nächte ganz normal ins Bett gehen. Er schlief im Moment wieder in seinem Zimmer im ersten Stock bei Tante May, es war näher zur Highschool und seine Unikurse pausierten gerade. Außerdem hatte das den Vorteil, dass seine Tante ihn bekochte. Jeden Abend Pizza war dann doch etwas öde.

Nach dem Abendessen verzog Peter sich an diesem Abend wieder in sein Zimmer. Zum Glück stand nichts an, denn es schüttete wie aus Eimern. Da hatten, so wie es aussah, selbst die Bösen keine Lust auf Spaziergänge.

Peter überprüfte seine Ausrüstung, füllte seine Spinnfadenvorrichtungen auf und legte sich dann schlafen. Auch wenn es Freitag Abend war und morgen keine Schule. Aber bei dem Wetter hatte er nicht mal Lust auf raus schleichen. So steckt er sich nur seine Kopfhörer in die Ohren und war kurz darauf zu leise Klängen von Simple Plan und Good Charlotte eingeschlafen. Bis...
 

Ein Klopfen riss ihn aus dem Schlaf. Benommen sah er sich im dunklen Zimmer um. Wo war denn das hergekommen? Der Regen trommelte weiter unablässig gegen die Scheibe. Im Haus war alles still. Und dann wieder das Klopfen. Das Fenster! Peter rappelte sich hoch, verfing sich noch im Kabel seiner Kopfhörer und wäre fast gestürzt, dann war er am Fenster und versuchte, im Dunkeln etwas zu erkennen. In dem Moment blitzte es und Peter fiel vor Schreck rückwärts nach hinten um, denn vor seinem Fenster hing kopfüber...

„Deadpool!“ Schnell kam Peter wieder auf die Beine, lauschte, ob er seine Tante geweckt hatte und schob dann das Fenster ein Stück weit nach oben auf. Sofort traf ihn kalte, nasse Regenluft. „Was willst du? Es ist...“ Angestrengt versuchte Peter in der Dunkelheit seinen Wecker zu erkennen, was ihm aber nicht gelang. „Es ist mitten in der Nacht!“, zischte er darum einfach und fuhr sich unbegeistert durchs Haar.

„Was? Ja, ja, ich finde auch, das ist ein echt mieses, nasses, kaltes Sauwetter, bei dem man keinen Hund vor die Tür jagen sollte. Und ja, danke der Nachfrage, ich bin wirklich triefend nass und friere und würde liebend gerne reinkommen“, gab Deadpool zur Antwort. Doch Peter schob bloß das Fenster wieder weiter zu.

„Nein! Ich hab gesagt NUR bei auf Leben und Tod. Und in dem Fall auch NEIN, weil es dann garantiert wieder um MEIN Leben und MEINEN Tod geht!“

Deadpool schwang sich halb aufs Fensterbrett und versuchte, das Fenster weiter aufzudrücken.

„Dieses Mal nicht. Sei nicht beleidigt, aber es geht tatsächlich mal nicht um dich. Und jetzt lass mich rein. Ich hol mir hier draußen sonst noch...“

Peter sah ihn nur mit einer hochgezogenen Augenbraue an.

„Ach verdammt, jetzt lass mir wenigstens den einen Spruch.“

„Du kannst dich nicht erkälten“, gab Peter nur zurück, öffnete dann aber doch das Fenster weit genug, so dass Deadpool ins Zimmer kommen konnte. „Bleib aber genau da stehen! Sonst machst du alles nass. Und sei leise, meine Tante schläft unten“, gab Peter selbst nur im Flüsterton Anweisungen. Gleichzeitig zog er ein Handtuch aus seinem Schrank und warf es Deadpool vor die Füße. „Stell dich da drauf.“ Brav gehorchte Deadpool und schien Peter zu mustern, wobei der sich ganz unwohl fühlte. Schließlich stand er Deadpool nur in Shorts und T-Shirt gegenüber, der Frisch-aus-dem-Bett-Look eben. Warum nur störte ihn das jetzt so? Unsicher verschränkte Peter die Arme vor der Brust. „Also? Was ist? Du hast fünf Minuten, dann werfe ich dich raus. Und wenn es nicht wirklich wichtig ist, fliegst du sofort!“

„Du hast gesagt, ich darf NUR kommen, wenn es wichtig ist. Und es IST wichtig.“

„Das sagst du jedes mal. Und warum zum Teufel kreuzt du jedes mal mitten in der Nacht für deine Spinnereien bei mir auf?“ Zu dumm, dass er nicht laut werden durfte. Gerade hatte er wieder so richtig Lust, Deadpool anzuschreien. Das war anscheinend auch so eine spezielle Fähigkeit von Deadpool. Ihn durch seine bloße Anwesenheit zur Weißglut zu bringen.

„Ich mag es eben einfach, dich aufzuwecken. Spandex ist super, aber ich steh auf deine Boxershorts.“

Sofort machte Peter einen Schritt rückwärts und weg von Deadpool. Was hatte er auch fragen müssen? Und Deadpool schien jedes einzelne Mal zu wissen, welche Gedanken ihm gerade durch den Kopf gingen und welche ihm ganz besonders peinlich waren.

„Komm zur Sache, du Perverser. Was ist so wichtig?“, versuchte Peter abzulenken. Gut, dass er kein Licht gemacht hatte, er war sicher ganz rot im Gesicht. Noch etwas, bei dem er nicht scharf darauf war, dass Deadpool es mitbekam.

„Erstens: Ich bin nicht pervers. Ich weiß lediglich, was mir gefällt und du solltest lernen, ein Kompliment zu schätzen zu wissen. Und zweitens: Es geht um einen Freund von dir. Octavius. Mir ist da was zu Ohren gekommen.“

Jetzt war Peter sofort hellwach und gespannt. Wenn es um Doktor Octopus ging, waren das nie gute Neuigkeiten. Er schaltete nun doch seine Nachttischlampe an und richtete den Blick erwartungsvoll auf Deadpool. „Und was?“

Kurz schwieg Deadpool und Peter befürchtete schon wieder einen Kommentar zu seinen Schlafsachen. Doch für Deadpool war etwas anderes gerade wichtiger. „Echt jetzt? Wenn ich bei Octavius 'dein Freund' sage, protestierst du nicht, aber jedes mal bei MIR?! Du bist so fies! Ich bin echt traurig!“

Peter hielt sich einen Finger an die Lippen. „Pssst! Sei leise! Sonst hört Tante May dich!“

Schuldbewusst legte Deadpool sich beide Hände auf den Mund. „Whoops. Bin schon still. Also... leiser... Still nicht, ich muss dir ja sagen, was ich gehört habe und was ich von dir will“, redete er dann leise weiter.

Erneut fuhr Peter sich durchs Haar. Wegen dem blöden Kerl hatte er sicher schon mit 20 die ersten grauen Haare.

„Gut, pass auf. Ich hatte eine kleine Mission letzte Woche. Nichts weltbewegendes – ausnahmsweise. Aber der Typ, um den es ging, hat mir ein kleines Betriebsgeheimnis verraten. Er arbeitet... hat gearbeitet für den Doc. Und das, was ich ihm abnehmen wollte, war der Prototyp einer neuen Art von Waffe.“

Peter setzte sich auf sein Bett und runzelte die Stirn. „Waffe? Was für eine Waffe?“

„Das... wollte er mir leider nicht so ganz verraten. Auch nicht nach meinen ganz speziellen Verhörmethoden. Nur, dass es wohl das Aus bedeuten könnte für jegliche Art von durch Mutation und Genmanipulation geschaffenen Superhelden.“

Na das klang ja nicht gerade berauschend.

„Und hast du den Prototyp?“, interessierte Peter sofort.

Deadpool hob bedauernd die Hände. „Hatte er nicht mit. Leider. Bin deshalb auch leer ausgegangen. Also was die Bezahlung angeht. Andererseits wäre es, glaube ich, eh nicht so toll gewesen, so ein Teil weiterzuverkaufen an den Auftraggeber. Vorausgesetzt, es tut tatsächlich das, was es angeblich soll“, überlegte er dann laut vor sich hin.

Dafür war Peter wieder aufgesprungen, hatte sich direkt vor Deadpool aufgebaut und tippte ihm hart gegen die Brust. „Hast du sie noch Alle?!“, zischte er ihm zu. „Wenn dieses Teil das kann, was du sagst, dann wirst du den Teufel tun und es weiterverkaufen, wenn du es in die Finger kriegst! Hast du dir selbst zugehört? Tust du das manchmal?!“

Verständnislos sah Deadpool ihn an. „Ich? Mir zuhören? Manchmal? Soll das ein Witz sein? Ich höre mich ständig. Die Kopfstimmen laufen 24/7, wenn du verstehst, was ich meine. Ich KANN mir gar nicht NICHT zuhören. Und falls es jetzt wieder um den moralischen Teil geht... ja, den habe ich durchaus bedacht. Dank dir gibt`s da jetzt auch immer so eine kliiitzekleine Flüsterstimme, die dann immer fragt: 'Tust du auch das Richtige? Ist das gut, was du da machst?' Die Stimme klingt sogar wie du. Unheimlich, oder?“

Peter griff sich Deadpool am Kragen und hob ihn ein Stück vom Boden hoch. „Halt den Mund! Du machst mich wahnsinnig!Weißt du, ob die Waffe schon fertiggestellt ist und wo ich sie und den Doc finden kann? Wenn nicht, dann vergeude nicht meine Zeit und hau ab! Oder ich werfe dich aus dem geschlossenen Fenster, egal, ob meine Tante oder die Nachbarn das dann mitbekommen!“

„Nein. Nein, nein... ich... ich weiß es! Alles cool, Parker. Lass... lass los. Darum komm... ich doch... zu dir!“

Kurz sah Peter Deadpool noch böse an, dann ließ er ihn aber doch wieder runter und wischte sich die nun nassen Hände an seinem T-Shirt ab. Deadpool stützte kurz keuchend die Hände auf seine Oberschenkel.

„Oh Mann. Jedes mal wieder. Jedes mal wieder bin ich hin und weg davon, wie stark du bist. Auf meiner Liste von Gründen, warum du heiß bist, ist das Nummer vier.“

„Auf meiner Liste von Gründen, warum ich dich hasse, ist jede Woche was anderes auf Platz Eins“, gab Peter zurück. „Wo finde ich Octavius?“, wollte er dann wissen und holte schon seine Ausrüstung und seinen Anzug aus ihrem Versteck.

„Ich bring dich hin.“

Peter fuhr sofort herum. „Oh nein! Vergiss es! Keine Teamarbeit mehr mit dir! Ich gehe sicher nicht wegen dir schon wieder ins Krankenhaus! Nein!“

Deadpool hielt sich den Finger vor den Mund. „Pssst! Deine Tante.“

Verflixt. Schnell senkte Peter die Stimme. „Keine! Teamarbeit!“

„Kein Team, kein Doc“, blieb Deadpool ganz ungerührt. „Glaub mir, du wirst mich brauchen. Und ich brauche dich. Ich weiß, wo ich den Doc finde. Ich weiß, dass ich mir das Teil, auf das alle so scharf sind, allein holen kann. Aber ich weiß auch, dass ich mir eine Ewigkeit an Vorwürfen und Verachtung von dir einhandle, wenn ich es dann den falschen Leuten in die Hände gebe. Also will ich, dass du mitkommst. Damit du es nimmst. Du bist die einzige Person, der ich blind vertrauen würde.“

Das haute Peter jetzt fast um. So hatte Deadpool ja noch nie mit ihm gesprochen. Entsprechend sah er ihn jetzt auch an. „Wade...“ Wow, wenn das nicht nur wieder ein neuer Trick war, um ihn zum Mitmachen zu bewegen, dann war das tatsächlich mal ein echter Pluspunkt für ihn.

Einen Moment lang standen sie sich stumm gegenüber, nur der Regen und weit entferntes Donnergrollen waren zu hören.

Dann sagte Peter: „Okay, wir machen das zusammen. Aber du verspricht mir... du SCHWÖRST mir, dass du mir die Waffe überlässt, sobald wir sie haben. Und keine dummen Spielchen oder doppeldeutigen Ansagen. Dass das klar ist!“

Deadpool nickte. „Ich reite dich in nichts rein, versprochen. Es geht einzig und allein um diese Waffe. Und du kannst damit machen, was du willst, sobald wir sie haben. Und ich verspreche dir sogar noch etwas.“

Fragend sah Peter Deadpool an. Jetzt kam sicher wieder etwas, das all die Pluspunkte sofort ausradierte.

„Ich verspreche dir, dass dir bei diesem Auftrag nichts passiert. Und dass ich persönlich dafür sorge, dass du auch nicht einen Kratzer abbekommst. Selbst, wenn ich dabei für dich draufgehe.“

Etwas irritiert runzelte Peter die Stirn. „Oookay... Ich hab ein bisschen Angst davor, mich geschmeichelt zu fühlen. Oder mich dafür zu bedanken...“

„Dann mach es später. Jetzt husch, husch, anziehen! Sonst testen die das Ding ohne uns. Ich warte draußen. Ich weiß ja, wie du`s mit dem Anstand hast.“

Keine Ahnung, wie das jetzt wieder gemeint war, aber Peter war doch froh, dass Deadpool wirklich durch das Fenster in die Nacht verschwand, so dass er sich unbeobachtet umziehen konnte. Schnell noch checken, dass die Zimmertür verschlossen war, damit Tante May nicht merkte, dass er weg war. Dann das Licht aus und durchs Fenster nach draußen. So ein Mist, es war wirklich gruselig, denn es regnete in einer Tour und kalt war es außerdem. Dieses Wetter war ein absoluter Albtraum. Besonders für seine Spinnfäden. Wenn es nass war, konnte er sie nur halb so gut greifen. Aber der Doc würde sie schon nicht mitten im Regen erwarten. Der war sicher auch lieber irgendwo drin wo es warm und trocken war.

„Darf ich dich was persönliches fragen?“, erklang plötzlich Deadpools Stimme direkt neben ihm und Spider-Man zuckte kurz zusammen.

„Was? Nein! Nach acht gebe ich keine persönlichen Interviews mehr!“

„Awww, komm schon. Nur eine Frage. Mal ganz so unter uns Männern. Wenn`s um Romantik geht...“

Oh mein Gott, bitte nicht schon wieder.

„Es würde mich nur interessieren, wie jemand in deinem Alter das so sieht. Keine Ahnung, wie das bis jetzt bei dir schon so mit den Mädels läuft, aber... mal angenommen, du hast das richtige Setting, Kaminfeuer, Wein, ihr seid völlig allein, keiner kann stören... Glaubst du, das ganze läuft besser bei so einem Wetter wie dem jetzt gerade? Macht`s das romantischer? Kriegt man da mehr Lust auf... sich einfach mal gehen lassen? Was meinst du?“

Spider-Man sträubten sich ungewollt die Nackenhaare. „Was fragst du MICH denn das? Keine Ahnung. Ja, Regen ist romantisch... glaube ich. Aber was weiß ICH denn, auf was DEINE Freundinnen stehen? Sicher nicht auf das, auf das MEINE es tun! Ich wäre wahrscheinlich schon... Argh! Was rede ich mit dir über so etwas?! Das ist doch völlig egal! Wenn du nachher noch ein Kaminfeuer-Date hast, dann beeilen wir uns besser. Sonst hört es noch auf zu regnen und dann brauchst du doppelt so viel Wein, um die fehlende Stimmung zu kompensieren. Um sie betrunken genug zu machen, damit sie sich freiwillig auf dich einlässt. Ich glaube, das geht eh nur völlig stockbesoffen oder unter Drogen.“ Spider-Man fühlte sich wieder sehr unwohl, denn Deadpool schien ihn bei jedem seiner Worte ganz genau zu beobachten.

Dann machte Deadpool nur: „Hn... Ich wusste, es liegt am Regen...“ und ging weg.

Spider-Man blieb nichts anders übrig, als hinterherzulaufen. Er wusste ja nicht, wohin es ging. Gleichzeitig gingen ihm nun die blöden Fragen nicht mehr aus dem Kopf. Mal ganz davon abgesehen, dass er sich wunderte, wer dumm genug war, sich mit Deadpool einzulassen. Nicht wegen des Aussehens. Klar, er war nicht Mister Universum, aber allein der Charakter... diese... Art! Aber wie kam er nur auf die Idee, ihn so einen Quatsch zu fragen? Am Ende hatte es doch wieder etwas mit der Sache hier zu tun und er würde es wie immer erst ganz zum Schluss erfahren.

Igitt, in seinem Kopf setzte sich gerade das Bild von Deadpool vor einem Kaminfeuer fest. Kurz schauderte Spider-Man unangenehm auf. Zum Glück deutete Deadpool das falsch.

„Sag ich doch, Sauwetter. Wir müssen trotzdem durch den Regen. Wenn du nicht zufällig ein Auto hast – und das hast du nicht, weil du noch keinen Führerschein hast – bleibt leider nur mein Motorrad.“

Ein wenig verwundert sah Spider-Man Deadpool an. „Du hast ein Motorrad?“

Deadpool stemmte die Hände in die Hüften. „Klar! Jeder coole Held hat `nen fahrbaren Untersatz! Und ich hatte es satt, immer mit dem Taxi zu fahren. Das kostet auch ein Heidengeld, da kann ich mir gleich was Eigenes kaufen. Und außerdem hat Wolverine auch eins. Und der Captain. Und DU!“ Jetzt zeigte er auf Spider-Man.

„Ich?! Ich hab kein Motorrad! Ich hab nur ein Einsatzfahrzeug von S.H.I.E.L.D. Das darf ich aber so nicht benutzen. So hab ich als fahrbaren Untersatz nur mein Skateboard“, widersprach Spider-Man.

„Aaaaber, du HAST theoretisch ein Motorrad!“, bestand Deadpool auf seiner Behauptung.

„Ja, okay, theoreeetisch habe ich eins“, gab Spider-Man doch zu.

Deadpool drehte sich um und lief noch ein paar Schritte, dann präsentierte er voll Stolz eine nicht gerade kleine Maschine. „Tadaaa! Alles meins! Cool, oder? Hmm, eigentlich müsste ich beim Fahren nur noch meinen Kopf in Brand stecken, dann wäre ich sogar cooler als der Ghost Rider!“

Den letzten Kommentar ignorierte Spider-Man, aber doch, die Maschine konnte sich sehen lassen. So gut kannte er sich mit den Modellen nicht aus, aber soweit er das im Dunkeln erkennen konnte, war das Ding technisch eine Schau.

Deadpool stieg auf und klopfte hinter sich. „Los, aufsitzen.“

Ah ja, verdammt. Mitfahren ging ja nicht anders. Und sich bei dem Wetter hinterher schwingen, war nicht unbedingt eine Option. Nur sehr ungern setzte Spider-Man sich hinter Deadpool, zögerte noch kurz, dann legte er die Arme um dessen Mitte, um sich festzuhalten. „Ein blöder Spruch und ich gehe sofort wieder heim.“

Deadpool startete den Motor. „Ich hab nichts gesagt. Und was ich denke, kannst du mir nicht verbieten.“

Auch wenn er nur seinen Rücken anstarrte, Spider-Man wusste genau, dass Deadpool gerade grinste. Dann fuhr Deadpool los und Spider-Man hielt sich ganz automatisch mehr an ihm fest, denn Deadpool drehte sofort voll auf und legte ein halsbrecherisches Tempo vor.

„Wade! Nicht so schnell!“, rief Spider-Man ihm zu. „Du heilst, wenn es uns zerlegt! Ich nicht!“

„Ich kann fahren!“, gab Deadpool zur Antwort. „Ich kann GUT fahren!“

Na hoffentlich. Spider-Man sendete ein paar kleine Stoßgebete zum Himmel, immer wenn die Maschine auf dem nassen Untergrund kurz ins Schlingern geriet. Und er hielt seine Schussvorrichtungen mehr instinktiv bereit, um sich hochzuziehen, falls sie doch einen Crash bauten.

„Nicht so angespannt, Spidey!“, hörte er Deadpool vor sich ganz amüsiert sagen. „Ich weiß, das erste Mal mit mir ist immer `n bisschen heftig. Aber wenn du es mal gewöhnt bist, wirst du es lieben und mit niemand anderem mehr wollen.“

Angewidert verzog Spider-Man das Gesicht. „Du hast mir was versprochen, Deadpool! Ich soll nicht zu Schaden kommen! Das hier schädigt mich aber gerade psychisch extrem! Hör auf damit!“

„Du bist so süß! Stell dich nicht so an.“ Mit einem Quietschen und letzten heftigen Schlingern brachte Deadpool das Motorrad seitlich zum Stehen. „Wir sind eh schon da.“

Schnell sprang Spider-Man ab. Bloß weit weg von Deadpool. Zurück nahm er auf jeden Fall einen anderen Weg. Alles, nur nicht mehr das Motorrad!

„Da oben“, riss Deadpool ihn aus seinen Gedanken und Spider-Mans Blick folgte Deadpools ausgestrecktem Finger, der an einem nicht beleuchteten Haus entlang nach oben zeigte. Circa 20 Stockwerke. Und kein Licht? Das allein war seltsam genug, Spider-Man spürte, wie sich ein ungutes Gefühl in seiner Magengegend breit machte.

„Ich weiß schon, die Kombi Hochhaus und Doc Oc gehören nicht zu den Erinnerungen, die du dir in ein Album kleben würdest. Okay, ich in meins schon, weil ich dein Held war. Nein! Sag jetzt nichts! Mach mir diesen tollen Moment in meinem Leben nicht kaputt, bitte“, redete Deadpool drauf los.

Zugegeben, die Kombination war wirklich nicht Spider-Mans Lieblingserinnerung und ganz unbewusst strich er sich über seine linke Seite. Alles gut verheilt. Nur eine winzig kleine Narbe. Er warf Deadpool einen Seitenblick zu. Hätte er damals nicht... Schnell schob er den Gedanken beiseite. „Ja, ja, den darfst du auf deinem Konto stehen lassen. Also... da drin?“

Deadpool nickte. „Oben. Normalerweise treibt der Doc sich ja lieber unterirdisch rum, aber die Fenster sind dunkel und er kann da durch irgendwelche Notausgänge jederzeit abhauen. Und er hat da Zugang zu Sendemasten auf dem Dach. Na ja, du wirst es ja gleich sehen. Technikkram ist dein Ding. Mir reicht es zu wissen, wie man ein Sturmgewehr in 30 Sekunden auseinander und wieder zusammenbauen kann. Wie sieht`s aus? Nehmen wir den normalen Weg? Oder deinen?“

Spider-Man trat an die Wand des Hauses und prüfte sie kurz mit den Händen. Wenn ihm nicht gerade jemand von oben literweise Wasser entgegen kippte, müsste es gehen. Der Regen kam eher von der anderen Seite und die Wand war hier nicht ganz so nass.

„Klebst wohl auch besser, wenn du trocken bist, was?“, vermutete Deadpool, dann fing er an, die Melodie von 'Winzig kleine Spinne' zu summen, was Spider-Man wieder genervt die Augenbrauen zusammenziehen ließ.

„Ich lass dich gleich wieder die Treppen steigen, Wade“, warnte er ihn, woraufhin Deadpool sofort still war.

„Darf ich Huckepack?“, fragte dieser dann ganz zuckersüß.

„Ich wollte dich eigentlich an ein Seil binden und dich mit zwei Metern Abstand zu mir hinter mir herziehen“, war Spider-Mans Alternativvorschlag. Dann deutete er auf seinen Rücken. „Na los.“

Deadpool legte die Arme um seinen Nacken und hielt sich gleich mehr als nur gut fest. „Ich hab gerade `n Déjà-Vu. So toll ich es auch finde, wenn ich dich rumtragen darf, so herum ist es auch jedes mal wieder extrem cool.“

Spider-Man fing an, die steile Wand nach oben zu klettern. „Du hast mich noch nie tragen dürfen, Deadpool! Bis jetzt durfte immer nur ICH dich durch die Gegend schleifen und rumschleppen“, widersprach er dann.

„Ja, in DEINER Zeitachse vielleicht... Außerdem... Hör auf das so zu sagen, als würde ich zwei Zentner wiegen! Da krieg ich ja Komplexe!“

„Du KRIEGST Komplexe? Und wovon redest du überhaupt schon wieder? Was für Zeitachsen? Muss ich mir schon wieder Gedanken über irgendwas machen? Oder will ich es lieber gar nicht erst wissen?“

„Wegen meines Gewichts hatte ich zumindest bis jetzt noch keine...“, klang Deadpool ganz beleidigt. „Und was das Andere angeht... Das geht dich nichts an. UND du willst es nicht wissen. Also frag nicht.“

Kurz war Spider-Man abgelenkt, weil ihm der Halt wegrutschte und er konnte sich samt Deadpool gerade noch so fangen, um nicht an der Wand wieder nach unten zu rutschen oder abzustürzen. Deadpool klammerte sich noch mehr an ihn und Spider-Man keuchte kurz auf.

„Wade! Du erwürgst mich!“

„Und du lässt mich fallen!“

„Ich lass dich nicht fallen!“

„Versprich es!“

Darauf gab Spider-Man keine Antwort, sondern kletterte lieber weiter. Ihm ließ das mit der Zeitachse schon wieder keine Ruhe. Deadpool hatte manchmal eine etwas mehr als blühende Fantasie, aber manchmal redete er von Dingen, bei denen sich dann viel später herausstellte, dass er sie doch nicht einfach nur erfunden hatte. Und dass es Dimensionstore gab, war mittlerweile fast allen Helden und Bösen bekannt, wenn sie nicht sogar selber durch eines gekommen waren. Da waren Zeitportale gar nicht mal so abwegig. Spider-Man wollte sich aber lieber gar nicht erst ausmalen, wie eine Zeitachse aussah, in der er sich freiwillig von Deadpool herumtragen ließ.

Kurz vor dem Ziel konnte er sich einen weiteren Satz dazu aber doch nicht verkneifen.

„Wehe, du spielst an der Zeit rum! Wenn du das kannst! Wehe, ich kriege raus, dass du in meinem Leben rumpfuschst!“

Spider-Man hievte Deadpool zuerst über den Dachrand, dann ließ er ihn sogar nach seiner Hand greifen und sich mit einem Ruck hochziehen. Doch Deadpool zog ihn gleich noch zu und eng an sich. „Wenn ich tatsächlich in dein Leben 'gepfuscht' hätte, dann nur, weil ich dir geholfen hätte, es so zu behalten, wie es ist. Nicht, um es zu ändern.“

Weil ihn Deadpools Worte so aus dem Konzept brachten, reagierte Spider-Man nicht gleich, als Deadpool ihn sogar noch enger an sich zog und sich zu ihm lehnte. Ganz nah.

„Und du wärst mir deshalb nicht böse, sondern dankbar...“

So nah...

„So dankbar, dass du mich dafür sogar küssen würdest...“

Viel zu nah! Hart stieß Spider-Man Deadpool von sich, so dass der zu Boden ging.

„WADE! Lass den Scheiß! Ich hasse dieses Spiel!“

Deadpool blieb ganz bedröppelt auf dem Boden sitzen, dann rappelte er sich auf und schüttelte sich kurz, ehe er nah an Spider-Man vorbei zum Dachrand ging. „Wenn ich spiele, dann merkst du das schon. Dann grinse ich nämlich“, sagte er todernst und spähte nach unten.

„Du trägst `ne Maske, das sehe ich doch gar nicht“, moserte Spider-Man und stellte sich ein Stück weg von ihm auch an den Rand des Daches, um nach unten zu sehen und nach den Fenster Ausschau zu halten, hinter denen sich der Doc verbergen sollte. Jetzt war es ihm wieder entsetzlich unangenehm mit Deadpool zusammenzuarbeiten. Dieser Typ machte ihn fertig. So viel Nerven konnte ein Mensch allein gar nicht haben, um den zu ertragen. Und wenn er ihm gerade weismachen wollte, dass die dummen Anmachen kein Spiel waren, dass es wirklich eine Variante des 'Jetzt' gab, in der er... Oh Gott, ihm wurde ganz schlecht bei dem Gedanken und abwechselnd ganz heiß und kalt. Ganz klar, das war definitiv das letzte Mal, dass er mit Deadpool allein unterwegs sein würde! Und dass er ihn in sein Zimmer ließ, wenn er gerade aus dem Bett kam!

Kurz zuckte er zusammen, als er sich einen Stoß von der Seite einfing.

„Hey, aufwachen. Komm, ich mach nur Spaß. Du lässt dich sooo leicht verunsichern, Kleiner. Du weißt, dass ich weiß, dass du noch ein Kind bist. Und ich sag das gerne zu allen deinen Ichs in allen Zeitachsen: Bevor du nicht zu mir kommst – von alleine – mache ich gaaar nichts. Außer dich zu ärgern. Und nur fürs Protokoll: JETZT grinse ich!“

Am liebsten hätte Spider-Man Deadpool vom Dach geschubst. Stattdessen zeigte er auf die Fensterreihe unter ihnen. „Da?“

Deadpool machte eine ausladende Handbewegung. „Nach dir, mein leicht reizbarer Freund.“

Spider-Man schoss einen Spinnfaden auf den Dachrand, prüfte, ob er hielt, dann packte er ihn fest, stieß sich ab und schwang sich nach dem Sprung vom Dach direkt durch einer des Fenster.
 

Gekonnt landete er zwischen den Scherben und stellte überrascht fest, dass er in einem riesigen technischen Labor stand. Die Scheiben waren von innen so getönt, dass kein Licht nach außer fallen konnte und alles stand voll mit Computern und Bildschirmen, auf denen irgendwelche Berechnungen und Zahlenkolonnen liefen. Und mittendrin, am größten Bildschirm: Octavius!

Er fuhr herum, als Spider-Man durch die Scheibe brach und stieß einen Fluch aus. Dann betätigte einer seiner Metallarme ein paar Knöpfe und Schalter, so dass die Bildschirme einer nach dem anderen erloschen, er selbst griff sich ein paar Dinge und schlug gleichzeitig mit zwei der anderen Fangarme nach Spider-Man. Der sprang aus dem Weg und schoss selbst gleich eine Ladung Spinnfäden auf Octavius. Wenigstens die Arme außer Gefecht setzen!

„Du gehst mir wirklich auf die Nerven! Woher weißt du jetzt schon wieder, wo ich bin?!“

Hinter sich hörte Spider-Man, wie Deadpool auf den Scherben landete und Octavius stieß böse aus: „DU! Das hätte ich mir ja denken können! Was ist das mit euch beiden überhaupt? Gibt`s euch jetzt nur noch im Doppelpack? Hab ich schon wieder die Gründung einer neuen Heldenliga verpasst?“

Deadpool wehrte mit den Schwertern zwei harte Schläge von Octavius' Fangarmen ab und schlug dann selbst nach ihm. „Ja, wir sind die Roten Rächer! Wir warten nur noch auf Zusagen von Ant-Man, Red Hulk und Carnage, dann sind wir unbesiegbar! Und jetzt rück dein neues Spielzeug raus, sonst müssen wir böse werden!“ Mit zwei Sätzen war Deadpool auf einem der Labortische und dann sprang er auf Octavius los. Der schlug mit einem der Metallarme nach ihm und erwischte ihn auch noch voll im Sprung, so dass Deadpool zurück und genau in Spider-Mans Richtung geworfen wurde. Der sprang im letzten Moment zur Seite, schoss Spinnfäden auf zwei von Octavius' Fangarmen und versuchte, ihn von den Beinen zu reißen, während Deadpool hinter ihm in die Einrichtung krachte.

„Ich weiß gar nicht, wovon du redest, du Spinner“, gab Octavius sich ahnungslos und bremste seinen Fall im letzten Moment mit einem dritten Fangarm, bevor er die Spinnfäden wegriss und seinerseits wieder Spider-Man attackierte.

„Wo ist die Waffe?! Und Märchenstunde ist schon lang vorbei, also versuchen Sie erst gar nicht, was zu erfinden!“, rief Spider-Man, ehe er mit weiteren Sprüngen den Schlägen durch die Metallarme auswich. Dann schoss er wieder einen Spinnfaden, um Octavius' Körper zu treffen, doch der fing den Spinnfaden mit einem der Arme ab und riss Spider-Man daran hoch.

„Erfunden habe ich schon etwas. Aber das gehört mir und ihr werdet noch früh genug sehen, wo es ist und was es kann!“ Und schon warf er Spider-Man quer durch den Raum und voll gegen Deadpool, der gerade wieder hochkam und nicht so schnell ausweichen konnte, so dass sie beide zusammen zu Boden gingen.

„Sag wenigstens Danke, wenn ich dich schon fange“, grummelte Deadpool, nachdem Spider-Man nur schnell wieder aufgesprungen war. „Wieso fängst du MICH eigentlich nicht?“, beschwerte er sich dann.

„Sei zufrieden mit 'ich lass dich nicht fallen', Deadpool. Und jetzt trödel nicht rum, der Doc entkommt!“ Suchend sah Spider-Man sich um. Wo war Octavius hin?

„Von da hinten kann er nur oben raus. Aufs Dach“, informierte Deadpool ihn, dann zeigte er auf eine kaum sichtbare Tür am Ende des Raumes, dort, wo Octavius gestanden hatte.

„Alles klar! Den hol ich mir! Geh du übers Fenster und schneid ihm den Weg ab!“, bestimmte Spider-Man und rannte los. Dabei hörte er Deadpool noch rufen: „Aber du kannst viel besser klettern als ich! Das ist unfair!“

Natürlich. Er war ja nicht blöd. Wade würde so länger brauchen und ihm das am Ende nicht doch noch vermasseln. Oder die Waffe stehlen und abhauen. So eine Aktion traute er ihm allemal zu.
 

So schnell er konnte, spurtete Spider-Man den Weg entlang, der am Ende des Ganges tatsächlich nur nach oben führte. Und er hörte das Geräusch von Octavius' Metallarmen auf dem Boden. Den würde er sich kaufen. Da, vor sich um die Ecke hörte er eine Tür schlagen und als er durch die Tür ins Freie trat, sah er keine fünf Meter vor sich Octavius auf dem Dach stehen.

„Stehenbleiben, Doc! Hier ist Endstation! Wir sind beide keine Freunde von Hochhausdach-Kämpfen! Aber dieses Mal garantiere ich persönlich dafür, dass der Tritt vom Dach von mir selbst kommen wird!“

Octavius baute sich drohend vor Spider-Man auf und grinste. „Große Worte für ein kleines Insekt. Glaubst du ernsthaft, du hast einen Chance gegen mich? Soll ich mich einer eingehenden Nachuntersuchung deiner Verletzung widmen? Den Termin habe ich extra für dich freigehalten, Spinne!“ Schon schnellten die Fangarme vor und rissen Löcher in den Beton, immer wenn sie dort auftrafen und Spider-Man noch gerade so aus dem Weg springen konnte.

Verdammter Regen! Der Untergrund war ganz rutschig und hier hatte er es nicht mit einem so schwerfälligen Gegner wie Rhino zu tun. Octavius war schnell. Und seine Arme auch. Zwar schoss auch Spider-Man wieder Spinnfäden auf ihn, aber es war für Octavius viel zu leicht, sie ihm zu entreißen, weil es so nass war.

„Jetzt hab ich aber genug, Doktor!“ Reden! Ihn ablenken! Der Doc redete selbst nur zu gerne. Wenn er ihn in ein Gespräch verwickeln konnte, hörten die schnellen Angriffe sofort auf. Dann war er abgelenkt. „Na los, jetzt mal Klartext! Wo ist die Waffe und was haben Sie damit vor? Oder besser gesagt, was werde ich in den nächsten fünf Minuten verhindern?“ Spider-Man nutzte das kurze Zögern des Doktors und schoss in schneller Folge mehrere Spinnfäden auf alle seine Fangarme, wickelte sich die Enden um die Handgelenke und zog sie stramm über Kreuz, so dass ein weiterer Ruck genügen würde, um den Doc umzuhauen. Doch Octavius grinste nur wieder böse. Das gefiel Spider-Man gar nicht.

„Ich weiß zwar nicht, woher du oder der Verrückte das mit der Waffe herhabt... aber wenn du so scharf darauf bist...“

Uh oh, der Tonfall war gar nicht gut.“

„...dann teste ich den Prototyp eben gleich an dir persönlich!“

Spider-Mans Spinnensinn gab laut Alarm, Octavius hatte ja noch seine eigentlichen Hände, mit denen er jetzt etwas hervor riss, das er sich vorher eingesteckt hatte. Und Spider-Man hatte dadurch, dass er Octavius so fest im Griff hielt, keine Chance wegzuspringen. Er sah nur, wie der Doktor irgendetwas auf ihn abfeuerte, dann war da ein Schatten vor ihm, durch den plötzlich ein Ruck ging, die Spinnfäden rissen und er landete selbst hart mit dem Rücken auf dem Boden und ein zusätzliches, ordentliches Gewicht auf ihm, so dass ihm kurz erst mal die Luft wegblieb.

„Nein! Das war nicht für dich gedacht!“, hörte er da den Doc schreien.

Dann wurde Spider-Man klar, was gerade passiert sein musste, denn er stellte fest, dass Deadpool schwer auf ihm lag. „Wade! Was hast du getan?!“

Deadpool hob langsam den Kopf. „Ich hab... es dir... geschworen... Keine Kratzer...“

Spider-Man stieß ihn von sich herunter. Das war Deadpool, der heilte wieder. So wie es aussah, hatte er sich direkt in die Schusslinie geworfen, dabei seine Spinnfäden durchtrennt und die volle Ladung von Octavius' Waffe abgefangen. Mist, da war wieder ein Danke fällig. Später.

Octavius schien nämlich zu versuchen, die Waffe, die an eine Art Mini-Schrotflinte erinnerte, wieder schussbereit zu machen.

„Oh nein, so nicht!“ Spider-Man entriss Octavius mit einem Spinnfaden das Ding und schleuderte es zum entgegengesetzten Rand des Daches. Dann brachte er sich in Angriffsstellung. „Genug! Es reicht! Mir reicht`s! Es ist das mieseste Wetter und die schlechteste Zeit überhaupt für dieses Theater! Wir machen das jetzt so: Sie geben auf und dann gehen wir alle zusammen ins Trockene! Sie in eine hübsche Gefängniszelle und ich in mein Bett! Und keine Zicken mehr, sonst werd ich mordsungemütlich! Ich hab echt keine Lust mehr auf 'Fang mich doch'!“, fuhr er Octavius an.

Und der hob plötzlich wirklich alle Arme. „Zugegeben, ich bin auch kein Fan von Dauerregen. Aber ich habe einen anderen Vorschlag.“ Schon wieder hörte sich das nicht gut an. Einer der Arme deutete in Richtung Deadpool. „Kümmere dich um deinen Freund. Der sieht nicht gut aus.“

Spider-Man verzog das Gesicht, ließ Octavius aber nicht aus den Augen. „Wir sind keine Freunde.“

Ein leises Stöhnen von Deadpool. Dann war ja alles in Ordnung. „Und der wird schon wieder.“

Noch immer dieses hinterhältige Grinsen bei Octavius.

„Bist du sicher? Ich stelle gerade zufrieden fest, dass meine Formel funktioniert. Ich hatte schon befürchtete, dass dein Partner alles zunichte macht, weil er den Wirkstoff sofort neutralisiert. Aber wenn es bei ihm wirkt... Dann ist es perfekt!“

Was sollte das denn heißen? Jetzt wagte Spider-Man doch einen Blick auf Deadpool. Der lag noch immer an der selben Stelle und rührte sich nicht. Sein Anzug war an einigen Stellen zerfetzt, da wo ihn die Geschosse aus der Waffe getroffen haben mussten und... wieso schien er da noch immer zu bluten? In Spider-Man machte sich ein ganz komisches Gefühl breit. Was hatte Wade noch gesagt, konnte diese Waffe? Doch bevor er den Gedanken zu ende denken konnte, holte Octavius ihn wieder zurück in die Wirklichkeit.

„Oh und was das 'Fang mich doch' angeht... Besser, du entscheidest dich, wen du fangen willst!“

Dann passierte alles gleichzeitig. Octavius schnellte vor und schlug Spider-Man aus dem Weg, packte Deadpool und warf ihn über den Dachrand, Spider-Man schoss instinktiv einen Spinnfaden nach der Waffe, um sie wieder an sich zu reißen, bevor der Doc sie erreichte und sprang dann ohne groß zu überlegen hinter Deadpool her. Er packte ihn am Handgelenk, schoss im Fallen noch einen Spinnfaden nach oben, der an der Hauswand haften blieb, er wurde samt Deadpool gegen die Wand zurückgeworfen und dann hingen sie da. Spider-Man hielt sich gerade so mit einer Hand am Spinnfaden fest und stützte sich irgendwie mit den Füßen an der rutschigen, nassen Hauswand ab und hielt mit der anderen Deadpools Handgelenk fest umklammert. Die Waffe zerschellte inzwischen zwanzig Stockwerke tiefer auf dem harten Asphalt. Aber egal. Hauptsache nicht in Octavius' Händen. Jetzt war sowieso etwas anderes wichtiger.

„Wade!“

Mit sichtlicher Anstrengung hob Deadpool den Kopf und versuchte sich seinerseits an Spider-Mans Handgelenk festzuhalten.

„Danke... fürs Fangen. Siehst du? So geht das...“

Zum Glück. Wenn er schon wieder dumme Witze machte, dann war doch alles okay. Oder?

„Los, halt dich richtig fest, dann kann ich uns hochziehen! So geht das nicht!“, rief er ihm zu. Doch Deadpool sah nur weiter zu ihm auf und rührte sich nicht.

„Wade! Los!“

„Sorry, Spidey... Der andere Arm... will nicht...“, kam es gepresst von Deadpool und Spider-Man sah auch im Dunkeln, dass da nicht nur Wasser vom Regen von seinem Arm in die Tiefe tropfte. Jetzt wurde ihm wieder ganz mulmig.

„Dann sieh zu, dass du das heilst! Langsam wird`s anstrengend...“

Kurz schüttelte Deadpool den Kopf. „Ich glaub nicht... dass das heilt... Das Zeug... vom Doc... haut echt rein...“

Etwas verwirrt aber auch erschrocken sah Spider-Man auf Deadpool herunter. 'Das Aus für mutierte und genmanipulierte Superhelden', erklang es in seinem Kopf. Weil es die Mutation neutralisierte? Das hieß aber dann...

„Deadpool...?“

Deadpools Griff wurde merklich schwächer. „Hab ja gesagt... ich geh diesmal... wenn es sein muss... auch für dich drauf...“

Jetzt war es an Spider-Man den Kopf zu schütteln.

„Nein! Vergiss es! So was Blödes will ich gar nicht hören! Ich hab dir nämlich auch was gesagt! Nämlich, dass ich dich nicht fallen lasse!“ Und dennoch spürte er genau, wie seine Finger langsam schmerzten und wie ihm sowohl das Spinnseil als auch Deadpool Stück für Stück entglitten. Angestrengt versuchte Spider-Man noch fester zuzugreifen. „Wade, komm schon! Du musst dich festhalten! Ich kann uns so nicht halten!“, flehte er Deadpool beinahe an. Wieso war er denn nur so teilnahmslos? Warum tat er denn nichts?! Fast so, als ob...

„Du wusstest das!“, fuhr er ihn an. „Du hast es gewusst! Du wusstest ganz genau, was es kann! Und du WOLLTEST, dass Octavius es benutzt! Warum?! Willst du unbedingt draufgehen, Wade?!“ So ein Mist, keine Kraft mehr, das war viel zu anstrengend.

Deadpool sah ihn nur an. Und Spider-Man wurde richtig schlecht. Er wollte sterben. Das wurde ihm gerade richtig klar. „Wade... warum...?“

„Muss ich dir das erklären? Wirklich?“, hörte er ihn sagen. „Wenn du die Chance darauf bekommen würdest, einfach wieder normal zu sein... würdest du sie nicht nutzen?“

Da traf er einen wunden Punkt bei Spider-Man.

„Aber ich... kann nicht zurück in irgendein... normales Leben... Nicht so... wie ich bin..“, redete Deadpool weiter und ließ dabei Spider-Mans Handgelenk los. „Wenn ich also die Chance bekomme... es endlich zu beenden...“

Mehr als entsetzt starrte Spider-Man ihn an. „Deadpool... Wade! Nein!“

Deadpool sah nach unten. „Lass los...“

Spider-Mans Magen krampfte sich zusammen. Auch wenn Deadpool ihm so auf die Nerven ging, ihn wahnsinnig machte, ihm den letzten Nerv raubte, ihn manchmal anwiderte, er war doch trotzdem... sein Freund!

„NEIN!“

Er hatte das Wort mit so einer Intensität ausgestoßen, dass Deadpool wieder zu ihm aufsah.. „NEIN, Wade! Ich lasse nicht los! Ich lass dich nicht los! Ich lass dich nicht fallen! Weißt du, warum ich mir manchmal wünsche, wieder normal zu sein? Damit ich keine Freunde mehr verliere durch das, was ich bin! Und weil es mich fertig macht, all diese Kraft zu haben und es passiert trotzdem! Wenn ich normal wäre, könnte ich nichts tun! Aber ich bin nicht normal! Und ich werde nicht zulassen, dass du stirbst! Nicht so! Nicht, wenn ich es verhindern kann! Ich lasse keinen Freund von mir mehr sterben, wenn ich es verhindern kann! Und besonders DICH lasse ich nicht sterben, Wade Wilson! Also reiß dich verdammt nochmal zusammen und halt dich fest! Weil ich dir VERBIETE, hier und jetzt draufzugehen! Hast du mich verstanden?!“ Gut, dass man dank der Maske nicht sehen konnte, dass ihm die Tränen kamen. Aber an der Stimme konnte Deadpool es sicher trotzdem hören. Und dann griff er plötzlich doch wieder fest zu und hob mit einem Schmerzlaut auch den anderen Arm, um sich auch mit dem an Spider-Mans Hand festzuhalten.

Spider-Man hätte am liebsten erleichtert aufgelacht, aber noch waren sie nicht sicher.

„Ich brauch Schwung von dir! Stoß dich ab, dann kann ich dich aufs Dach werfen!“

Mit letzter Anstrengung und Kraft schwang Spider-Man Deadpool weg von der Wand, dann wieder auf sie zu, Deadpool winkelte die Beine an und stieß sich von der Wand ab, Spider-Man tat das Gleiche und schwang ihn dann mit all seiner Kraft nach oben und zurück auf das Dach. Er selbst bekam gerade noch so mit der jetzt freien Hand seinen Spinnfaden zu fassen und zog sich nach oben, wo er erst mal auf dem Boden liegen blieb. Zum Glück war Octavius über alle Berge. Seine Hände hatten kein Gefühl mehr und jeder Muskel in seinem Körper schien vor lauter Anspannung zu zittern. So hätte er sich nicht mal mehr gegen ein Kleinkind wehren können.

Trotzdem stemmte er sich hoch und machte zwei Schritte auf Deadpool zu, der auf dem Rücken lag und sich nicht rührte.

„Warum musst du nur immer so viel Ärger machen?“ Er griff an Deadpools Schulter und schüttelte ihn leicht. „Wade. Komm schon. Sag was.“ Jetzt war es auch schon egal, außerdem war Wades Gesicht kein Geheimnis. Spider-Man brauchte etwas, dann hatte er den Verschluss von Deadpools Maske gelöst und zog sie ihm vom Kopf, damit er sehen konnte, ob er ihn wach bekam, ob er überhaupt noch bei Bewusstsein war. Damit er ihn richtig ansehen konnte, wenn er mit ihm sprach. Und dann erstarrte er erst mal.

Dafür öffnete Wade jetzt langsam die Augen, auch wenn er sich weiter nicht bewegte und dann schmunzelte er sogar leicht. „Du solltest... Polizeipsychologe werden... und Leute... vom von der Brücke springen... abhalten... Oder Unterhändler... bei Geiselnahmen... und die Geiselnehmer... ins Aufgeben quatschen...“ Kurz kniff er die Augen wieder zusammen und stöhnte vor Schmerzen auf. „Nngh... so ein Dreck... So... wollte ich... nicht draufgehen...“

Noch immer sagte Spider-Man kein Wort, sondern sah Wade nur weiter an. Das fiel dem nun auch auf und wieder grinste er leicht. „Schon wieder... Déjà-Vu... Nur andersrum... Und dass mich... nicht S.H.I.E.L.D. retten kommt... und du mein Gesicht schon kennst...“

Spider-Man schüttelte leicht den Kopf. „W-Wade... du...“

Wade runzelte leicht die Stirn. „Was...? Hab ich... ein Loch im Kopf...? Wieso... kuckst du...“ Er stockte, dann hob er zitternd die Hand und streckte sie Spider-Man entgegen. „Der... der Handschuh... Nimm... nimm ihn runter... Nimm ihn runter!“

Spider-Man tat, was er sagte und konnte dann nur wortlos dabei zusehen, wie Wade sich die Hand vors Gesicht hielt, sie hin und her drehte und dann sein Gesicht befühlte. Und dann... sein Haar. Und dann einen Laut zwischen Lachen und einem Schluchzer ausstieß. „So ein verfluchter Dreck! Das soll wohl ein Witz sein!“ Erneut lachte er auf, bevor er wieder vor Schmerzen stöhnte. „Ich kriege alles zurück und dann verblute ich auf so einem elenden Dach mitten im Nichts! Das ist nicht fair!“

Selbst im Dunkeln hatte Spider-Man das Gefühl, er konnte sehen, dass in Wades Augen Tränen standen. Und jetzt endlich riss er sich wieder zusammen.

„Du verblutest hier nicht! Du stirbst nicht! Ich hab dir gesagt, dass ich dir das verbiete! Bleib ruhig liegen, ich hol Hilfe!“

Fast etwas erschrocken sah Wade ihn an. „Was? Nein! Geh ja nicht weg!“

„Ich geh nicht weg.“ Spider-Man suchte nach etwas an Deadpools Gürtel. Als er es gefunden hatte, stand er auf. „Weißt du noch? Déjà-Vu? Was lockt immer alle Helden an?“ Er lief zur Mitte des Daches und warf die Granate, die er sich genommen hatte, nach oben, wo sie laut und grell detonierte. Dann kniete er sich wieder zu Wade, der ein kleines Lächeln auf den Lippen hatte. „Wirst... ein prima Nachfolger...“

„Hör auf so zu reden! Du stirbst nicht! Du kommst ins Krankenhaus, da flicken sie dich wieder zusammen und dann machst du spätestens übermorgen wieder dumme Witze darüber, dass ich dir keine Blumen bringe!“, widersprach Spider-Man heftig.

Wade lächelte etwas mehr. „Bringst du nicht? Schade...“ Langsam streckte er die Hand aus und legte sie an Spider-Mans Wange. „Danke... für alles...“

Schnell griff Spider-Man nach Wades Hand, drückte sie sanft aber bestimmt nach unten, hielt sie aber fest. „Hör auf! Sag das nicht! Hör auf damit...“

Wade schloss die Augen, drückte aber Spider-Mans Hand leicht. „Sag`s mir nochmal... Sag mir das... was ich so gerne hören will...“

Spider-Man schluckte schwer. Wade durfte nicht sterben. Das ging nicht. Nicht schon wieder ein...

„Du bist... mein Freund.“

Um Wades Lippen spielte erneut ein kleines Lächeln, dann wurde seine Hand in Spider-Mans ganz schlaff.

„WADE!“ Spider-Man packte ihn an den Schultern und schüttelte ihn wieder, doch diesmal kam keine Reaktion.
 

Dann lief für ihn alles ab wie in einem Film. Als wäre er gar nicht mit dabei. Wer alles auftauchte, konnte er nicht einmal mehr sagen. Avengers? Leute der Academy? Polizei? S.H.I.E.L.D.? Er stand einfach nur da, nachdem sie ihn hoch und von Wade weggezogen hatten, sah dabei zu, wie sie versuchten, ihn wiederzubeleben, nachdem klar war, dass er das diesmal nicht von alleine würde schaffen können, starrte hinterher, als sie ihn für einen Transport stabilisierten und wegbrachten und hörte auch noch, als er so allein etwas abseits dastand, die Stimmen in seinem Kopf nachklingen, die sagten, dass sie ihm mit den Verletzungen keine Chance gaben. Einer weniger, um den sich S.H.I.E.L.D. kümmern muss. Fast wäre er dem, der das gesagt hatte, an die Gurgel gegangen. Doch da lenkte ihn jemand anderes ab und stellte lauter Fragen, die er nicht beantworten konnte oder wollte. Er zeigte ihnen das Labor, die zerstörte Waffe und dann machte er sich einfach aus dem Staub. Weg. Heim. In sein Bett. Vergessen, was da gerade passiert war.

Wie er zurück zum Haus seiner Tante kam, wusste er gar nicht mehr. Er stand nur plötzlich in seinem Zimmer, im Dunkeln und hielt seine Maske in der Hand. Und dann kamen einfach die Tränen. Und er konnte nichts tun. Nur dastehen und leise weinen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Witch23
2016-11-22T22:23:58+00:00 22.11.2016 23:23
Oh das ist echt ne Nummer da bin ich echt tierisch gespannt wie das ausgeht ^^

Aber die Reaktion auf sein altes aussehen war irgendwo klasse und auch wie Spidy ihn vom aufgeben abgebracht hat ^^
Antwort von:  Kurama_Kitsune
22.11.2016 23:26
^_^ Ja bei dem und dem letzten Kapitel ist etwas die... Bromantik mit mir durchgegangen... ^^; Die waren eigentlich nicht mehr zum Veröffentlichen gedacht, aber dann... wurde ich... sehr sehr nett und sehr seeehr oft darum gebeten, also... ja. XD Hab ich mich dann doch getraut, es hochzuladen und ich freue mich auch hier wieder total, dass es gut ankommt. Danke!
Von:  kleine_Fienchen
2016-08-25T00:26:21+00:00 25.08.2016 02:26
damn...dieses Kapitel hats in sich D: (hab fast geheult xD .-.)
Joa von der länge her ist es wie immer prima :D
bin wieder auf das nächste Kapitel sehr gespannt (hoffe mal unsern pete ist es auf gefallen dass er doch Gefühle für wade hat ;D)

LG
Antwort von:  Kurama_Kitsune
28.08.2016 11:26
Oje, bitte nicht weinen ^^; Das macht Peter schon fleißig. Aber wenn ich ehrlich bin... als ich den Absatz fertig hatte, war ich selber ganz traurig, auch wenn ich genau wusste, wie es weitergeht. XD Da hab ich mit dem armen Kerl mitgelitten. XD
Danke dir für den lieben Kommentar! ♥


Zurück