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Neue böse Wesen und so

Mit Liebe und viel Alkohol gegen Dämonen und andere böse Wesen 2
von

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Es kommt alles wieder

Alle Viere von sich gestreckt wachte Emil auf. Als er die Augen öffnete stach ihm das Licht in die Augen und er schloss sie schnell wieder. Er fühlte sich immer noch benommen. Nur langsam setzte er zum zweiten Versuch an und öffnete die Augen langsamer. Die Vorhänge im Zimmer waren zugezogen, doch es war so hell, dass es draußen bereits hell sein musste.

Emil war in seinem Zimmer. Zumindest sah es aus wie sein Zimmer. Emil erinnerte sich, dass sie gestern Nacht noch aus der Stadt rausgefahren waren; zu diesem Staudamm. Das hier war nicht sein Zimmer.

Der dröhnende Kopfschmerz ließ ihn nicht klar denken und er legte die Arme über sein Gesicht. Die Dunkelheit ließ den Kopfschmerz erträglicher werden. Wie viel hatte er gestern nur getrunken? Scheinbar zu viel. Den letzten Drink hätte er weglassen sollen.

Dann hörte er Schritte und wie die Tür geöffnet wurde.

„Du bist wach.“ Emil erkannte an der Stimme sofort, dass es Martin war.

Doch Emils Antwort darauf war nur ein Brummen.

Martin setzte sich auf die Bettkante. „Kopfschmerzen?“

Ein erneutes Brummen. Dann spürte Emil, wie Martin ihm leicht auf den Kopf tippte.

„Der Schmerz sollte jetzt weg sein.“

Nur Vorsichtig nahm Emil die Arme zur Seite und öffnete die Augen. Martin hatte Recht. Der Schmerz war weg. Er fühlte sich noch erschöpft, aber beinahe fit aufzustehen.

„Ich hätte dir den Kater auch direkt nehmen können, aber so viel zu trinken muss auch erst einmal seine Konsequenzen haben.“

Emil richtete sich auf. „Na, danke auch…“

„Aber das hier ist zu wichtig, als dass es warten könnte. Es hat fast die ganze Nacht gedauert, aber wir haben herausgefunden, wie wir die versiegelten Erinnerungen wiederherstellen können.“ Martin sah wirklich müde aus. Scheinbar hatte er die Nacht gar nicht geschlafen. „Die Frage ist jetzt, möchtest du, dass ich deine Erinnerungen wiederherstelle?“

„Klar? Was ist das für eine Frage?“

„Erinnerungen können nicht nur schön sein.“

„Das weiß ich! Aber ich will wieder normal sein. Ich will nicht das Gefühl haben, dass ich nichts verstehe.“

Martin seufzte unmerklich und stand auf. „Setz dich auf die Bettkante.“

Emil rutschte zur Bettkante. Martin hatte sich den Schreibtischstuhl geschnappt und setzte sich gegenüber von Emil.

„Ok. Ich werde dir erklären, was du tun musst.“

Emil nickte. Dennoch war er unruhig. Er wusste nicht, was passieren würde.

„Keine Sorge“, sagte Martin, als könnte er seine Gedanken lesen. „Es wird nichts schlimmes passieren. Schließ deine Augen.“

Emil tat wie ihm geheißen. Martin legte vorsichtig die Hand auf Emils Kopf und Stirn.

„Versuch deinen Kopf zu leeren. Tief ein und aus atmen.“

Mit jedem Atemzug schob Emil die Gedanken in seinem Kopf zur Seite. Er versuchte sich eine weiße Wand vorzustellen. Die Wand wurde immer klarer.

„Erinnerst du dich daran, wie wir gemeinsam in der Schulbibliothek waren und das Buch über sehen gefunden haben?“

Bilder formten sich in Emils Kopf. Damals hatte Martin ihm verkauft, dass Buch hätte in die Schulbibliothek gehört. „Ja, dabei hattest du das Buch eigentlich aus der magischen Bibliothek ausgeliehen.“

Emil erschrak sich selbst. Der Gedanke war ihm wie von alleine gekommen.

„Augen zulassen!“, befahl Martin, doch Emil hörte ihn leicht lachen. „Woher weißt du das?“

„Cornelius hat es mir erzählt. Als ich mit Lilian in der magischen Bibliothek war...“ Emils Stimme brach ab. Lilian. Er erinnerte sich an diesen Tag. Lilian hatte versucht herauszufinden, wie sie den Bund mit Marie lösen konnte. Sie hatte es scheinbar herausgefunden. Denn sie hatte den Bund für Hanna gelöst. Sie hatte das getan, weil sie keine Wahl gehabt hatte. Sie hatte es ganz allein getan. Wie gestern…

Was war nur passiert? Wieso hatte Lilian das getan? Das war nicht die Lilian, die Emil kannte. Sie war so krupelos gewesen. Es war, als würde etwas schweres auf Emils Brust drücke und er schnappte nach Luft. Er riss die Augen auf.

Martin zog erschrocken seine Hand zurück.

Emils Atem raste. Wie hatte er das vergessen können? Wie hatte er nur so unbeholfen sein können? Wieso hatte er das wochenlang nicht hinterfragt? Wie hatte es jemals dazu kommen können? Er und Lilian waren sich so nahe gewesen. Wieso? Wie hatte er das nicht sehen können? Wieso hatte er nichts unternommen?

Emil spürte Tränen in seine Augen. Er vergrub das Gesicht in den Händen und fuhr sich durchs Haar. Warum nur? Wieso war er nicht da gewesen? Wieso hatte er alles vergessen? Er hätte es niemals vergessen dürfen.

„Das war nicht deine Schuld“, sagte Martin beschwichtigend. „Gegen die Magie der Seher hättest du dich nicht wehren können. Nicht einmal ich hatte bemerkt, dass sie meine Erinnerungen manipuliert hatten.“

Emil fuhr hoch. Er erinnerte sich. Die Seher hatten Martin mitgenommen. Als sie geglaubt hatte, dass Hanna nichts mit der Sache zu tun hatte.

„Was ist mit dir passiert? Die Seher hatten dich mitgenommen.“

„Das haben sie. Und sie haben mich festgehalten. Ich vermute, damit Noah seinen Plan in Ruhe durchführen konnte. Danach haben sie meine Erinnerungen manipuliert und mich wieder freigelassen. Ich habe mich genau wie du an nichts erinnert.“

„Aber du wusstest, was passiert ist...“

„Weil ich Erinnerungen lesen kann. Ich konnte in Lilians Erinnerungen sehen, was passiert sein musste. Aber auch ich habe jetzt erst meine eigenen Erinnerungen zurück. Elisa hatte sie mit einer raffinierten Signatur versiegelt, die wir jetzt erst brechen konnten.“

„Wie habt ihr das gemacht?“Emil stockte. Sie hatten doch nicht Elisa gefoltert, um ihr die Information zu entlocken?

„Wir haben sie zur Wahrheit gezwungen, aber nicht mit Folter. Es gibt einige Zauber die das können. Nachdem sie uns verraten hatte, wie sie es gemacht hatte, konnten wir herausfinden, wie wir das Siegel brechen können.“

„Deshalb habt ihr sie mitgenommen?“

„Ja, unsere ganze Aktion gestern zielte eigentlich darauf an Elisa zu kommen. Sie scheint in der Sache tief drin zu stecken. Es war ein Risiko sie hierher zu bringen, aber nach dem Desaster gestern hatten wir ohnehin keine andere Wahl mehr.“

Desaster… das Lilian angerichtet hatte. Ein Stich ging durch Emils Brust. „Wie geht es Lilian?“

„Den Umständen entsprechend. Da sie eine Succubus ist, heilen ihre Wunden schneller. In einigen Tagen, sollte sie wieder auf den Beinen sein.“

„Hat sie irgendwas gesagt?“

„Wie meinst du das?“

„Ach nicht so wichtig.“ Was Lilian wohl dachte? War sie sauer auf ihn? Als sie ihn damals hier getroffen hatte, war sie ihm aus dem Weg gegangen. Hatte den Sichtkontakt gemieden. Sie hatte sicher gewusst, dass er sich nicht erinnerte. Wie muss das wohl für sie gewesen sein? Und er hatte sie überhaupt nicht erkannt.

„Wenn du sie besuchen möchtest...“

Emil wusste nicht einmal, ob er sie sehen wollte. Wie konnte er ihr so unter die Augen treten? Was sollte er nur sagen? Wie sollte er sich hierfür entschuldigen?

„Tut mir Leid“, sagte Martin tonlos und faltete die Hände ineinander. „Ich habe das auch so nicht kommen sehen.“

Einige Zeit saßen Emil und Martin sich schweigend gegenüber.

„Kann ich mich hier frei bewegen?“, fragte Emil schließlich.

„Natürlich.“

„Ich würde gerne nach draußen. Ich schätze die Fenster hier kann man nicht aufmachen?“

„Leider nicht. Die sind nur Illusion.“

„Ok.“ Emil stand auf. Seine Beine waren taub, wie auch der Rest seines Körpers. Da war zu viel in seinem Kopf. „Hol mich, wenn ihr mich braucht.“ Emil ging an Martin vorbei zur Zimmertür. Es war komisch, dass sich dahinter ein komplett anderer Gang befand, als er es von Zuhause gewohnt war. Wie mechanisch ging er nach oben. Er erinnerte sich noch irgendwie an den Weg, denn wirklich achtete er nicht darauf. Zu tief dachte er darüber nach, was passiert war.

Die Luft war frisch und klar. Emil trat hinaus und merkte, wie gut es ihm tat. Die Welt war noch da. Es war keine Illusion. Er ging einige Schritte bis er einen Blick hinunter in das Stautal hatte. Dies war die Realität. Richtige Bäume, richtiges Gras, eine richtige Mauer aus Stein, an die er sich lehnte.

Er wusste nicht wie spät es war. Doch die Sonne stand schon relativ hoch. Die Welt drehte sich weiter. So wie sie sich die letzten Wochen weiter gedreht hatte, ohne das er gewusst hatte, was eigentlich los war. Und er konnte die Zeit nicht zurück drehen.

Immer wieder ging er die letzten Wochen im Kopf durch. Da war so viel, dass er gar nicht verstanden hatte, das er nicht richtig erfassen konnte. Doch jetzt begriff er es, und es tat ihm weh. Es tat ihm weh, dass er nicht anders darauf reagiert hatte. Dass er nicht einmal die Möglichkeit gehabt hatte, etwas dagegen zu unternehmen. Er hätte es verhindern können. Er hätte verhindern können, dass Lilian so geworden war.

Wie war sie geworden? Er hatte sie kaum wiedererkannt. Dieses Mädchen, dass so entschlossen gewesen war diesen Vampir zu töten. Die ihn zurück gestoßen hatte. Die so getan hatte als würde sie ihn nicht kennen. Wer war dieses Mädchen? Er kannte sie nicht. Wollte sie überhaupt noch mit ihm reden?

„Hey Emil.“

Emil drehte sich aus seinen Gedanken gerissen um. Hinter ihm stand Cornelius. „Der Ausblick hier ist schön, oder?“

„Ja.“ Emil wusste nicht wirklich, was er darauf entgegen sollte.

Cornelius ließ den Blick schweifen und seufzte leise. „Fast schon zu idyllisch.“

Dann schwiegen beide, bis Corenlius in seiner Tasche kramte und eine Schachtel Zigaretten und ein Feuerzeug hervor holte. „Hättest du was dagegen?“, fragte er.

„Nein“, antwortete Emil aus Reflex. „Du rauchst?“

„Erst wieder seit ein paar Tagen.“ Cornelius zündete sich die Zigarette an und zog daran. „Eigentlich eine richtig blöde Angewohnheit. Aber es ist viel passiert.“

„Das stimmt.“ Emil erinnerte sich daran, wie Cornelius sich Lilian in den Weg gestellt hatte. Ohne Rücksicht darauf, ob Lilian ihn angreifen würde. Eigentlich wie damals. Damals hatte Cornelius sich auch schützend vor diesem Vampir gestellt. Cornelius hätte ihn mit seinem Leben beschützt. Dabei hatten sie sich erst vor einigen Wochen wieder getroffen. In der Bibliothek wo sie und Ina nach den Koordinaten gesucht hatten. Was war nur seitdem passiert? Was hatte das alles hiermit zu tun? „Dieser Vampir...“

„Du meinst Micha?“

„Ja. Warum wollte Lilian ihn umbringen?“ Emil fiel es schwer das auszusprechen. Doch genau so war es doch gewesen.

„Ich kann es nur vermuten. Aber ich glaube Lilian glaubt, dass er in die Fußstapfen seines großen Bruder treten wird. Dabei ist Micha überhaupt nicht wie er. Aber er sollte das zu Ende bringen, was damals gescheitert ist.“ Corenlius zog an der Zigarette. „Ich weiß jetzt, warum dieser Noah hinter uns her war. Vor fünf Jahren hatte der alte Wittmer, Noahs Onkel versucht die Vampire für seine Zwecke zu gewinnen. Er wollte den Vampiren uneingeschränkte Rechte einräumen andere dunkle Wesen zu jagen und zu töten, damit diese, endlich ausgelöscht würden. Daniel sollte damals als Repräsentant die Verhandlungen führen. Doch als er verstarb, wurden die Verhandlungen abgebrochen. Wahrscheinlich wegen meiner Aussage. Rewalt hat damals dafür gesorgt, dass mein Name aus den Unterlagen verschwand. Aber dass der Vampir, der für Sicherheit sorgen sollte, ein unschuldiges Mädchen angegriffen hatte, verunsicherte den Rat so sehr, dass sie die Verhandlungen abbrachen. Doch jetzt kommt dieser Noah mit der gleichen Idee und er hat diesmal einen Fall, der den Rat überzeugen könnte. Eine Banshee die im verborgenen Nekromantie erlernt, ohne dass die Seher es mitbekommen. Hanna hätte noch viel schlimmeres anrichten können. Aber dass Noah gerade dafür gesorgt hat, dass sie unentdeckt bleibt, daran denkt keiner. Plötzlich haben sie Angst um ihre Sicherheit. Als ob alle dunklen Wesen böse wären.“

„Und jetzt soll Micha mit ihnen verhandeln?“

„Ja, kein Wunder, dass sie gerade ihn ausgewählt haben.“ Ein Lächeln zog über Corenlius‘ Gesicht. „Er ist sanft, zu sanft für einen Vampir.“

„Und Lilian wollte nicht, dass dieser Vertrag zu Stand kommt?“

„Sie ist ein dunkles Wesen, eine Succubus. Ich glaube zwar nicht, dass ein Abkommen zwischen Rat und Vampiren dazu geführt hätte, dass sie direkt jede dunkle Wesen getötet hätten, aber für Lilian muss es wohl so geklungen haben.“

„Das kann ich mir vorstellen. Egal was dieser Noah konkret möchte, so hat er es doch direkt auf dunkle Wesen und damit auch Lilian abgesehen.“

„Ich kann Lilian auch verstehen, dass sie den Vertrag verhindern möchte. Aber ich hätte nicht gedacht, dass sie blind versuchen würde Micha zu töten.“

„Ich auch nicht…“, gab Emil zu. „Ich hatte sie kaum wiedererkannt.“

„So war sie früher. Als ich Lilian kennen gelernt habe, war sie hitzköpfig und hat alle von sich weg gedrückt. Sie hat sich aufgeführt, als könnte sie alle und jeden besiegen und als bräuchte sie keine Hilfe. Doch ich kann ihr dafür nicht böse sein, wenn sie nicht so gewesen wäre, hätte sie mich nicht vor Daniel gerettet.“

„Sie war früher so?“

„Sie ist erst aufgetaut, als sie sich mit Sonia angefreundet hatte. Es hat ihr gut getan mal zu vergessen, dass sie eine Succubus ist. Vielleicht hat das alle sie zu sehr an damals erinnert.“

„Sie hat versucht die Probleme ganz alleine zu lösen… weil ich mich nicht erinnern konnte.“

„Das klingt als würdest du dir die Schuld dafür geben.“

Vielleicht tat Emil das auch? Gab er sich die Schuld dafür?

„Wahrscheinlich ja. Hätte ich mich erinnert, wäre sie nicht alleine gewesen.“

„Es hilft nichts dir die Schuld dafür zu geben. Du kannst es nicht ändern. Aber du kannst das hier und jetzt ändern. Rede mit Lilian, sie wird es verstehen.“

Emil stockte. Mit Lilian reden? Er wusste nicht, ob er das konnte. Wollte sie ihn überhaupt sehen? „Ich weiß nicht...“

„Nach dem Vorfall mit Daniel, habe ich versuchte Cornelia verschwinden zu lassen. Ich habe fünf Jahre nicht mit Micha darüber geredet. Weder über das, was passiert ist, noch dass ich eigentlich nicht Cornelia bin. Ich dachte, dass es besser wäre, dass er glaubt, dass ich mich nicht erinnern würde. Aber ich habe letztens erst erkannt, dass es total unbegründet war, davor wegzulaufen. Wir hätten einfach darüber reden müssen.“

„Ich weiß nicht einmal, was ich ihr sagen würde.“

„Egal was du sagst, es wird das Richtige sein. Lilian mag dich. Sie vermisst dich sicherlich. Auch wenn sie wahrscheinlich jetzt so tun wird, als wäre es nicht so.“

Emil merkte, dass er leicht rot wurde bei dem Gedanken daran. Lilian mochte ihn? Und er mochte sie. Aber liebte er sie nicht sogar? Er hatte keine Ahnung. Das Wort konnte Emil nicht greifen. Aber mögen traf es auf jeden Fall.

Er musste mit ihr reden. Dennoch flatterten ihm bei dem Gedanken daran die Nerven. Was sollte er sagen? Was sollte er tun? Er wollte sich entschuldigen, aber wusste nicht wie.

„Ich glaube du hast Recht. Aber ich muss erst darüber nachdenken.“

„Verstehe ich. Lass dir alle Zeit der Welt.“ Cornelius drückte die Zigarette auf der Mauer aus. „Ich geh wieder rein. Aber rede mit Lilian. Sie wird sicher froh sein, dich zu sehen.“



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