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Neue böse Wesen und so

Mit Liebe und viel Alkohol gegen Dämonen und andere böse Wesen 2
von

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Das Ende einer Lüge

Es war schon einige Wochen her, aber Cornelius erinnerte sich noch gut daran. Er studierte gerade seine Vorlesungsunterlagen, als sein Handy vibrierte. Dankbar über die Ablenkung, griff er danch und ließ das Handy beinahe vor Schreck fallen. Eine Nummer, die er nicht abgespeichert hatte, hatte ihm geschrieben.

Hey Corenelia,

wie geht’s dir? Ich habe gerade meine Spideman DVD wiedergefunden. Den könnte ich eigentlich noch einmal gucken.

Lg Micha

War das wirklich Micha? Corenlius erinnerte sich überhaupt nicht daran, ihm seine Nummer gegeben zu haben. Zumindest im ersten Moment. Doch dann erinnerte er sich dunkel. Sie hatten sich zufällig getroffen. Er hatte Micha seine Nummer gegeben.

Wieso war er nur so unvorsichtig gewesen? Fünf Jahre war er Micha erfolgreich aus dem Weg gegangen und jetzt schrieb er ihm einfach. Cornelius legte das Handy weg und versuchte sicher wieder auf den Text zu konzentrieren. Doch immer wieder linsten seine Augen hinüber.

Er war unruhig. Immer wieder drehte er den Stift in seinen Händen. Er konnte doch darauf nicht einfach nicht antworten, oder? Spiderman… den Film den sie damals im Kino gesehen hatten. Dass Micha sich daran noch erinnerte. Ein Lächeln zog über Corenlius' Gesicht. Was war so schlimm daran im zu schreiben? Es war so viel Zeit vergangen. Er würde ihm nur schreiben. Was war das schon dabei?

Corenlius griff nach dem Handy und tippte seine Antwort.

 

Beinahe zwei Wochen schrieben sie täglich, bis Micha eines Abends doch die Frage stellte:

Wollen wir nicht morgen zusammen ins Kino?

Corenlius' Herz setzte einen Schlag aus. Erst jetzt wurde ihm klar, was das bedeute. Er sah zum Fenster auf, in dem er sich vor dem dunklen Hintergrund schwach spiegelte. Was machte er sich vor? Micha dachte, dass er mit Corenlia schreiben würde. Das tat er gewissermaßen auch, nur dass Cornelia eine Erfindung war. Nachdem er Micha damals in der Kartei gefunden hatte, wollte er ihn kennen lernen. Doch um ihn näher kennen zu lernen, lieben zu lernen, hatte er ein Mädchen geschaffen, dass ihm ähnlich sah. Er hatte sie nicht besonders hübsch gemacht, nur so weit verändert, dass sie aussah wie ein Mädchen eben. Schmaler, etwas Brust, längere Haare. Er hatte stundenlang vorm Spiegel gestanden um es perfekt zu machen. Und es hatte funktioniert. Micha hatte sich in ihm verliebt.

Bis zu dem Tag, an dem sie vom Kino wiedergekommen waren. Daniel hatte sie abgefangen und bedroht Wäre Lilian damals nicht aufgetaucht, hätte es schlimmer enden können. Aber das war der letzte Tag an dem er Micha gesehen hatte. Kein klarer Abschied. Micha war einfach so aus seinem Leben verschwunden und Cornelius hatte damit abgeschlossen. Zumindest hatte er das gedacht.

Jetzt war plötzlich alles wieder da und fühlte sich genauso an wie früher. Fast wie früher. Er wollte nicht mehr so tun, als sei er jemand anderes, als sei er Cornelia. Er würde es Micha sagen. Er musste ihm die Wahrheit sagen. Aber er wollte es persönlich tun. Ein letztes Mal. Ein letztes Mal würde er noch Cornelia sein und auf dieses Date gehen. Als Freunde. Und danach würde er ihm alles sagen.

 

Nach dem Kino hatte Micha vorgeschlagen noch einen kurzen Spaziergang den kleinen Hügel hoch zu machen. Sie redeten den ganzen Weg bis sie oben waren. Das Date, nein das Treffen unter Freunden ging eigentlich schon viel zu lange. Corenlius'' hatte es bis jetzt nicht übers Herz gebracht etwas zu sagen. Die Stimmung war zu gut gewesen, als das er sie hätte ruinieren wollen. Doch langsam musste er etwas sagen. Er konnte es nicht ewig vor sich hinschieben.

Die Lichter unten im Tal schimmerten in der Dunkelheit. Micha stützte sich auf das Geländer und schwieg eine Zeit lang. Cornelius tat es ihm gleich und vermied es Micha anzusehen. Er wusste einfach nicht, was er sagen sollte. So oft war er die Sätze im Kopf durchgegangen. Doch er fand den richtigen Anfang nicht.

Dann durchbrach Micha die Stille:

„Sag mal, woran erinnerst du dich eigentlich?“

Cornelius stockte. Sein Herz setzte für einen Moment aus. Er spürte Michas Blick, der auf ihm lag. So lange hatte er mit sich gehadert, etwas zu sagen. Doch darauf konnte er nicht lügen.

„Ich erinnere mich an alles.“ Das ging ihm leichter über die Lippen, als er gedacht hatte.

„Alles?“

„Alles.“ Cornelius wandte die Kopf und zwang sich Micha anzusehen. Jetzt fiel es ihm noch schwerer, es zu sagen. Er wollte nicht wissen, wie Micha darauf reagieren würde. Doch er hatte es sich so fest vorgenommen. Micha verdiente die Wahrheit.

„Ich erinnere mich an den Abend im Kino, daran, dass Daniel aufgetaucht ist und mich zusammen geschlagen hat,. Ich erinnere mich an das Mädchen, das gekommen ist und wie du versucht hast, mich vor Daniel zu beschützen.“ Cornelius wandte den Kopf zur Seite.

Micha starrte ihn einfach nur an, dann öffnete sich sein Mund und die Worte kommen nur langsam heraus: „Es tut mir Leid. Ich dachte, sie hätten deine Erinnerungen gelöscht. Ich wollte nicht – Ich wünschte, ich hätte etwas tun kön-“

„Ich weiß.“

Micha hielt sofort in seinen Erklärungen inne, als Corenlius seine Hand auf seine legte, die immer noch auf dem Geländer ruhte.

„Du hast dir nichts vorzuwerfen“, fuhr Corenlius fort. „Das musste irgendwann passieren und das wusste ich auch. Ich wusste von Anfang an, dass du ein Vampir bist.“

„Du wusstest es? Aber woher?“

Cornelius bemerkte, dass seine Hand immer noch auf Michas lag und zog sie schnell weg. Es war nicht richtig ihm falsche Hoffnungen zu machen.

„Alle magischen Wesen sind registriert. Ich hab dich in der Kartei gefunden und-“ Cornelius atmete tief durch. Es fiel ihm schwer das zu sagen. „Ich wollte dich kennen lernen.“

Micha sagte nichts. Er hörte ihm aufmerksam zu. Vielleicht auch, weil er nicht mehr wusste, was er Fragen sollte. Die fehlende Reaktion verunsicherte Cornelius, doch jetzt gab es eh kein Zurück mehr.

„Du fragst dich sicher, wie ich an das Register kommen konnte oder warum sie meine Erinnerungen nicht gelöscht haben. Nun, ich bin -“ Cornelius holte erneut Luft und ließ dann den Zauber von sich abfallen, der das Trugbild des Mädchens aufrecht erhielt. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Er wollte die Augen schließen, um Michas Reaktion nicht sehen zu müssen, doch sie blieben offen und er sah ihm in die Augen, als er die Wahrheit aussprach: „ein Gastaltwandler.“

Nichts geschah. Micha sagte nichts, er sah ihn einfach weiter an. Mit klopfendem Herzen sprach Cornelius weiter. „Cornelia gibt es nicht. Ich habe dich angelogen.“ Seine Stimme brach ab. Er hatte es wirklich gesagt. Doch was würde jetzt passieren? Er hielt die Luft an.

Michas Blick wanderte über sein Gesicht und am ihn hinunter, dann wieder hinauf. Worauf wartete er? Warum sagte er nichts?

Michas Stimme war ruhig, als er endlich antwortete. „Du wusstest alles? Du wolltest mich kennen lernen, obwohl ich ein Vampir bin? Ich -ich hätte einer von der üblen Sorte sein können!“

Cornelius wich seinem Blick aus. „Du warst noch jung, gerade mal so alt wie ich. Ich wusste, dass du noch nicht initiiert warst und als ich dich gesehen habe, war mir alles egal.“

Aber das war damals gewesen. Das hatte nichts mehr mit dem hier und jetzt zu tun. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Micha verstehen würde, dass das alles eine Lüge war. Dass er kein Mädchen war.

Doch Micha lachte nur trocken auf, fuhr sich nervös durch die Locken und ließ den Blick über das Tal schweifen. „Und ich habe dich einfach so im Stich gelassen. Nein, schlimmer ich komme nach all den Jahren einfach an, und tue so, als sei nichts gewesen. Es tut mir Leid.“

Cornelius schwieg. Wieso? Wieso entschuldigte sich Micha sich jetzt dafür? Warum machte er es ihm so schwer? Er würde Micha niemals vergessen. Aber er hatte damit abgeschlossen. Er hatte mit Micha abgeschlossen.

„Dich trifft keine Schuld. Du hast Daniel nicht bestellt, noch hättest du damals gegen Daniel eine Chance gehabt. Und du konntest ja nicht wissen, dass ich mich erinnere. Ich wollte auch, dass es dabei bleibt.“

Erst jetzt sah Micha wieder auf und die Unverständnis in seinem Blick, durchstieß Cornelius schmerzhaft. Natürlich war er enttäuscht. Wie sollte er es nicht sein? Wie sollte er ihn nicht dafür hassen? Ihre gesamte Beziehung war auf Lügen aufgebaut gewesen. Aber er war ihm zumindest eine Erklärung schuldig:

„Ich wollte nicht, dass das nochmal passiert. Es hätte einfach nie so eskalieren dürfen. Ich bin damals einfach zu weit gegangen. Ich hätte dich nicht treffen dürfen.“

„Aber warum? Ich versteh es nicht!“ Micha schlulg mit der flachen Hand auf das Geländer. „Ich gebe dir recht, das hätte nicht passieren dürfen. Aber wenn du dich erinnert hast, warum hast du nichts gesagt? Wir hätten darüber reden können.“ Micha rang mit den Händen nach Worten. „Wir-“

„Hast du mir nicht zugehört?!“, fuhr Cornelius ihn an. „Ich habe dich angelogen! Darüber wer ich bin, dass ich dich zufällig getroffen hab, dass ich alles vergessen hab!“

„Aber das war damals!“ Micha sah ihn so durchdringlich an, dass seine Beine weich wurden. Micha trat einen Schritt auf ihn zu. „Ich hatte es schon fast aufgegeben, dich wiederzusehen und dann stehst du plötzlich wieder vor mir.“

„Micha!“ Cornelius' Stimme wurde lauter. „Ich bin nicht Cornelia! Und ich werde es nie sein!“

„Es ist viel passiert“, seufzte Micha und seine Hände fuhren wieder durch sein Haar. „ Aber dennoch, hatte ich heute nicht das Gefühl, dass irgendetwas anders wäre. Es hat doch ziemlich Spaß gemacht, wie in alten Zeiten, oder?“

„Es ist aber nicht wie in alten Zeiten. Es ist so viel passiert.“, sagte Cornelius bestimmt. Was bezweckte Micha damit? Er hatte damit abgeschlossen, warum konnte Micha das nicht auch tun?

Micha suchte seinen Blick und fand ihn. „Wir könnten es nochmal probieren.“

Die Worte durchfuhren Cornelius. Verstand Micha es einfach nicht? Was war daran nicht zu verstehen. Es machte Cornelius wahnsinnig. Mit jedem dieser Wort keimte Hoffnung, in ihm auf, die er nicht ertrug.

„Hör auf damit!“ Cornelius presste die Lippen aufeinander. „Versteh doch. Cornelia war nur eine Erfindung. Ich bin ein Mann und ich kann nicht ewig so tun, als wäre ich sie!“

Doch Micha trat noch einen Schritt auf ihn zu, sodass sie sich nun direkt gegenüber standen. „Aber ich habe mich nicht in Cornelia verliebt, sondern in dich.“

Cornelius erstarrte. Das meinte Micha nicht ernst? Das konnte er nicht ernst meinen. Die ganze Zeit, hatte Cornelius geglaubt, dass sein Geständnis alles ändern würde; dass Micha ihn zurückweisen würde. Dass Micha ihn vielleicht sogar hassen würde. Doch jetzt stand er vor ihm und hörte nicht auf, ihm zu sagen, dass er ihn zurück wollte.

Cornelius lachte leicht. Doch es war mehr, um seine Nervosität zu überspielen. Er konnte es immer noch nicht glauben. „Meinst du das Ernst?

„Ja. Ich habe so lange nach dir gesucht. Ich wollte dich wiedersehen und jetzt stehst du vor mir und erzählst mir das alles.“

„Aber-“

Micha legte die Hand auf Cornelius' Wange. Seine kalten Fingerkuppen brannten auf Cornelius Haut:

„Du bist immer noch du, egal wie du aussiehst.“ Micha lehnte sich weiter vor. Cornelius spürte seine Körperwärme und seinen Atem auf seinem Gesicht Er hätte jede Zeit zum reagieren gehabt. Noch konnte er zurück. Er konnte hier und jetzt sagen, dass er nichts für Micha empfand, dass er es beenden wollte. Doch das wäre eine Lüge gewesen.

„Bist du dir sicher?“, flüsterte Cornelius und beugte sich soweit vor, dass nur noch Millimeter zwischen ihren Lippen waren.

„Ganz sicher.“ Micha Hand schob sich vorsichtig in Cornelius' Nacken. „Außerdem bin ich neugierig.“ Dann schloss Micha die Lücke zwischen ihren Lippen.

In Cornelius zog sich alles in ihm zusammen. Sein Herzschlag setzten einen Moment aus, bevor den Kuss erwiderte. Michas weiche Lippen, seine Zunge, all das fühlte sich in diesem Moment richtig an. Es war nicht anders, als früher. Es war immer noch Micha, der gleiche Micha wie vor fünf Jahren. Und er war er. Egal, ob er jetzt anders aussah. Was hatte je zwischen ihnen gestanden?

Cornelius legte den Arm um Michas Schulter. Er zog seinen Körper näher zu sich. Michas Herz raste, wie sein eigenes und sie hielten für einen Moment inne.

Michas Wangen waren gerötet. Vorsichtig strich er über Corenlius' Wange und lachte dann leise. „Du bist bärtiger als früher“, stellte er fest.

Cornelius musste ebenfalls lachen. „Du auch.“

Dann küssten sie sich wieder. Und für einen Moment war es so, als wären die fünf Jahre seit ihrem letzten Kuss nie dazwischen gewesen. Als wäre alles nicht passiert. Denn etwas war anders: Endlich stand keine Lüge mehr zwischen ihnen.



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