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Inaba

von

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Jetlag kann ich mir nicht erlauben

Ugh… Jetlag…
 

Ich war in dieser Nacht mindestens vier Mal aufgewacht, und nach dem letzten Mal gegen 4:00 Uhr nicht nochmal eingeschlafen.

Jetzt saß ich am Frühstückstisch, genoss den Fisch mit Reis, den Frau Shinui gemacht hatte und litt Mühe, nicht in der Kaffeetasse zu versinken, die sie mir aufmerksamerweise hingestellt hatte. Sogar ein Bento hatte sie mir gemacht. Ich entschied aber, erst in der Schule mal reinzuschauen.

Diese Schuluniform war allerdings etwas, an was ich mich erst würde gewöhnen müssen. So sehr ich mir gedacht hatte, dass ich ja auch einfach eine Jungsuniform anziehen könnte, so schwierig und potenziell blöd war die Idee jetzt, dass ich wider Erwarten doch in die Position gekommen war. Also würde es das fürs Erste tun müssen. Ich wollte nicht so früh schon potenziell in Ungnade fallen.

„Oh je, Liebes“, sprach Frau Shinui jetzt besorgt, „Ich hoffe, du hast nicht mehr so lange mit dem Schlaf zu kämpfen. Vielleicht magst du ja nach der Schule im Junes vorbeischauen? Ich kann dir leider kein anderes Kissen als das anbieten, was du bereits in deinem Zimmer hast, aber vielleicht haben sie ja dort eine Auswahl. Oh, dann kannst du dich gleich erkundigen, ob sie dir einen Teilzeitjob anbieten können, falls du das möchtest.“
 

Sie redete sehr schnell, aber irgendwie konnte ich sie trotzdem verstehen. Nur ihren Worten zu folgen dauerte ein wenig länger.
 

„Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass es am Kissen liegt, Frau Shinui… es ist eher der Jetlag.“

Und ein paar andere kleine Probleme, die mich nachts wach hielten. Vielleicht würde mich ja auch Igor wieder in den Velvet Room rufen?

„Hmm… aber nicht, dass du dich in diesem Zustand noch verläufst und zu spät zur Schule kommst. Das wäre doch sicher unangenehm.“

„Hmm...“

Ich dachte kurz nach. Mein übermüdeter Körper war natürlich begeistert von der Idee, im Auto noch ein bisschen Schlaf nachholen zu können, aber ich wusste genau, dass es danach nur noch schwerer werden würde. Und ich hatte noch ein gutes Zeitpolster, ehe die erste Stunde beginnen würde.

„Vielen Dank für das freundliche Angebot, Frau Shinui, aber ich glaube, ein bisschen frische Luft wird mir helfen, wach zu werden. Einige Mitschüler leben ja auch hier in der Nähe.“

Heh. Vielleicht konnte ich ja Yosuke treffen und mit ihm zur Schule gehen?

Hm… nur würde mich das tatsächlich entspannen, oder ehe noch mehr stressen?

Schließlich ist es erst einen Tag her, dass ich meinen Lieblingsch- den echten Yosuke kennengelernt hatte. Ich wäre bestimmt sehr darauf aus, dass er mich mochte… und das war auch nicht gesund.

„Oh, das ist ja wundervoll! Mit seinen Mitschülern zu sozialisieren ist wichtig für einen jungen Menschen wie dich“, riss sie mich – dankenswerterweise, wenn ich so darüber nachdachte – aus meinen Gedanken.

„Heutzutage gibt es zu viele Leute, die nur an sich selbst und selbstverliebten Hobbies interessiert sind. Weißt du? Diese Otaku. Die immer nur Trickfilme schauen.“

Ich verschwieg wohl besser, dass ich auch zu „diesen“ gehörte und nickte stattdessen mit einer Aussage, die ich auch nicht ablehnen würde.

„Es ist schade, ja. Wenn man wirklich nur das eine hat...“

Damit trank ich meinen Kaffee aus und nahm mein Geschirr zum Abspülen in die Küche mit.

„Ah, es ist in Ordnung, wenn du das Geschirr zunächst stehen lässt!“, ermutigte Frau Shinui mich, „Ich habe heute erst eine etwas spätere Schicht. Mach du dich nur in Ruhe auf den Weg zur Schule!“

O-Oh, alles klar! Vielen Dank!

„Ah, und ehe ich es vergesse, gib mir doch bitte vorher deine Handynummer und Mail-Adresse. Ich gebe dir dann meine, damit du dich melden kannst, solltest du dich doch verlaufen oder etwas anderes brauchen.“

Das war doch mal eine sinnvolle Idee.

Wenigstens hatte ich genug Voraussicht besessen, gestern schon alles einzupacken, was ich brauchte, also musste ich nur noch meine Tasche greifen und das Haus verlassen.

„Bis heute Abend!“, rief mir Frau Shinui noch hinterher, ehe ich um die Ecke bog, um die Furukawa-Bäckerei als ersten Orientierungspunkt anzusteuern.
 

Dort angekommen roch es natürlich schon sehr verlockend, und hätte ich nicht so gut gefrühstückt, wäre ich sicher verlockt gewesen, unvernünftig viel mitzunehmen, aber so reichte mir ein ganz einfaches Schokocroissant. Die Dame an der Kasse schien sich sehr zu freuen, mich wiederzusehen. Hehe, vielleicht würde ich ja Stammkunde.
 

„Oh, Doitsu-san, bist du das?“

Die Stimme kannte ich doch.

Gerade erst hatte ich die Bäckerei verlassen, schon hörte ich wieder diesen komischen Spitznamen.

Ich drehte meinen Kopf in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war und sah dort gleich einen bekannten braunen Haarschopf. Das war jemand aus meiner Klasse… ah, äh…

„Ootori-kun?“, fragte ich zögerlich.

„Ja!“, nickte er freudig, „Du erinnerst dich!“

Na ja, du hattest gestern als erstes Interesse wegen meiner Nationalität gezeigt, also… bin ich nur froh, dass ich mich richtig erinnert hab.

„So sehr falle ich ja nicht auf, also… bin ich fast froh.“

Froh? Wegen was denn?

„Ah, hast du gehört, Doitsu-san?“

„M-Matsuda.“

„Bitte?“

„Matsuda ist auch okay. So würde ich heißen, wenn man meine Namen übersetzen würde.“

„Aber das klingt so gewöhnlich“, beschwerte Ootori sich.

Das war ja auch der Sinn dahinter! Das hörte sich wenigstens wie ein Name an!

„Ich hätte gern einen so coolen Spitznamen. Ootori-kun, Ootori-kun… ein bisschen öde, oder?“

„Ich finde ihn nicht cool“, murmelte ich.

„Ah, aber Doitsu-san, hast du gehört?“

„Ootori-kun!“, schimpfte ich.

„Was denn?“

So langsam dachte ich mir, dass allein zur Schule zu gehen eventuell die bessere Entscheidung gewesen wäre. Aber das letzte, was ich wollte, war als einsamer Wolf zu gelten… also ergab ich mich für‘s Erste meinem Schicksal. Vielleicht hörte er damit ja irgendwann auf, wenn es ihm langweilig würde.

„Hast du gestern Abend Nachrichten geschaut?“, fragte er jetzt, wenig elegant die Situation entschärfend.

„Nee, ich war ehrlich gesagt ein bisschen müde nach der Schule. Ich hab gelernt.“

„Dann weißt du es ja gar nicht! Wir wurden gestern ja früher heimgeschickt, oder? Das ist, weil es einen Mord gegeben hat!“

...Mord!?

Ich blieb unvermittelt stehen und sah ihn schockiert an. In einem dunklen Winkel meines Gedächtnisses erinnerte ich mich zwar, was genau er meinte, aber das hatte ich zwischen allem anderen, was so passiert ist, komplett vergessen.

„E-Einen Mord..?“

„Ja! Ist doch krass, oder?“

Er wirkte fast, als würde er von einer spannenden Serie erzählen. Als wäre das nicht gerade die Realität… Das war fast ein bisschen daneben.

Auch wenn ich genau weiß, dass es Yosuke damals ähnlich ging…

„Es ist schon ewig her“, fuhr Ootori unbeirrt fort, „Dass sowas Aufregendes in Inaba passiert ist. Vielleicht ist es sogar das Aufregendste! Eine Frau ist an einer Antenne aufgehangen gefunden worden. Ich frage mich, ob das jemand von der Schule war? Vielleicht Frau Sofue!“

„Wieso findest du das so aufregend!“, schimpfte ich.

Er wirkte fast ein bisschen erschrocken, aber das war mir egal. Ich wollte die ganzen Details überhaupt nicht wissen,

„Aber das ist doch viel cooler, als es nur im Fernsehen zu sehen!“

„Aber das bedeutet, dass sich in Inaba jemand herumtreibt, der in der Lage ist, andere umzubringen! Das ist nicht aufregend oder cool!“

Erst wirkte er ein bisschen genervt, aber dann seufzte er leise und ging nur einige Schritte mit mir zusammen, ehe er leise meinte: „Entschuldige.“

Ich sah vorsichtig zu ihm rüber und merkte ihm an, dass er wirklich ein bisschen zerknirscht war. Das stimmte mich gleich ein kleines bisschen versöhnlicher.

„Ich hätte dran denken sollen, dass das für Mädchen vielleicht ein bisschen unheimlich ist.“

„Wieso, das hat doch damit wirklich nichts zu tun. Ich mag es ja auch, wenn es nur im Fernsehen passiert, aber so in der Realität…“

„Du benutzt ja ‚Boku‘“, stellte er fest.

„Ja… A-Amagi-san meinte gestern, das sei okay.

„Hmm… bisschen schräg, aber wenn du mich fragst, ganz cool.“

Wer ist hier ein bisschen schräg?!

„Magst du dann vielleicht auch einem Sportclub beitreten? Wir im Basketballteam könnten immer Unterstützung gebrauchen!“

„Du bist also im Basketballteam, Ootori-kun?“

„Huh? Ja. Einen Mangaclub gibt es an der Schule nicht. Und Literaturclub klingt irgendwie so… trocken.“

Für mich wäre da eher die Frage, ob ich mit meinem begrenzten Kanjiverständnis überhaupt mithalten könnte.

Ein paar Jungen mit unserer Schuluniform liefen ans uns vorbei und winkten Ootori zu, ehe sie einen Zahn zulegten. Vielleicht waren die ja aus anderen Sportclubs, die vor der Schule schon Training hatten.

„Was gibt es denn ansonsten noch für Clubs?“

„Hm… mal sehen… da ist der Shogiclub, der jetzt mit dem Chemieclub zusammengelegt wurde, weil beiden Mitglieder gefehlt haben...“

An was erinnerte mich das bloß…

„Dann gibt es Fußball, Basketball, Musik, Literatur…. Öh… mehr weiß ich gar nicht. Vielleicht gibts noch Hauswirtschaft.“

„Wen kann ich denn fragen?“

„Oh, die Klassensprecher haben alle eine Liste mit allen Clubs. Ich kann mit dir zusammen später fragen, wenn du möchtest.“

War er hilfsbereit, oder mochte er mich nur, weil ich eine Austauschschülerin war?

„Nett, dass du mir so beistehst“, murmelte ich zögerlich.

„Hm? Ach was!“

„Nein, das ist wirklich nicht selbstverständlich. Ich war zwar vorher erst einmal an einem Schüleraustausch beteiligt, aber da gab es auch niemanden, der uns herumgeführt hätte. Hm…“

Mir fiel zwar ein möglicher Grund ein, aber wie fragte ich das am besten, ohne ihm auf die Füße zu treten…. Ah!

„Hast du mit deiner Familie schon immer in Inaba gewohnt?“

„Nee, wir sind erst vor zwei Jahren hergezogen.“

Volltreffer.

„Mein Vater ist wohl hier aufgewachsen, und meine Schwester hat eine anfällige Lunge, deswegen haben meine Eltern entschieden, dass wir hierher zurück ziehen, ihrer Gesundheit zuliebe. Heutzutage ist es ja auch nicht mehr so schwer, mit Freunden von anderen Schulen im Kontakt zu bleiben.“

Die Art, wie er den Riemen seiner Tasche ein wenig fester umklammerte, verriet mir, dass die Ruhe in seiner Stimme nicht ganz seinen Gefühlen entsprach.

„Aber!“, wechselte er das Thema, „Das ist alles Schnee von gestern. Was ist mit dir? Wie geht‘s deiner Familie Zuhause damit, dass du nach Japan gekommen bist?“

Ugh. Über die wollte ich nun wirklich nicht reden. Das konnte er nicht wissen, deswegen wollte ich nicht zu harsch zu ihm sein, aber...

„Nicht für ungut, aber… darüber will ich nicht reden.“

„Oh, wirklich nicht? Vertraust du mir nicht?“

„Ootori-kun!“

Langsam machte er mich wirklich sauer. Es ging ihm doch bestimmt nicht mal um mich, es klang eher, als ob er sich eine spannende Geschichte erhoffte.

Scheinbar merkte er aber gleich, wo der Fehler lag und senkte den Kopf.

„Oh… t-tut mir Leid. Ich mache nur Probleme, oder?“

Dieser Junge war anstrengend.

„Ich geh schon mal vor“, verkündete ich jetzt, „Ich muss vor der Schule noch was mit Frau Sofue besprechen. Wir sehen uns in der Klasse, Ootori-kun!“

So, damit war das gegessen. Dieser Situation wollte ich mich nicht länger aussetzen. Wir waren außerdem schon in Sichtweite der Schule, es wirkte also nicht mal zu gekünstelt, wenn ich mich hier von ihm trennte.
 

„Hast du das mitbekommen? Ein Mord!“

„Wahnsinn, oder? In unserer Stadt!“

Mit einem leisen Seufzen ließ ich mich auf meinen Platz fallen, hängte meine Schultasche an meinen Tisch, lehnte mich auf meinen Platz und versuchte, nicht zu sehr zuzuhören.

Ich hatte wirklich keine Lust, zu hart über die Implikationen nachzudenken.

„Auf einer Antenne! Auf einer Fernsehantenne war sie aufgehängt! Stell dir mal vor, du willst deine Serie schauen, der Empfang ist schlecht, du gehst nachsehen wieso und findest eine Leiche! Und das auch noch von unserem Schulidol!“

Oh, shit. Stimmt ja. Yosuke… ich sank tiefer in meine Position. Der arme Kerl… aber so sehr ich es wollte, konnte ich überhaupt etwas für ihn tun? Ich hatte den Mord nicht mehr auf dem Schirm gehabt… hätte ich ihn vielleicht sogar verhindern können?

wem machen wir hier was vor. Natürlich hätten sie einem Ausländer, der auf einmal was von Mord faselt und viel zu viele Details weiß, keine Beachtung geschenkt. Schlimmstenfalls hätte es sogar Ärger gegeben.

Ja, rede dir das nur ein. Das macht die eigene Inaktivität erträglicher, oder?

Ich hatte außerdem immer noch nicht herausgefunden, ob diese Welt nun wie das Spiel war und Dinge wie vorgesehen passieren würden, oder ob sie real geworden war. Ob ich einen Unterschied machen konnte.

Ganz schön viel, wenn man darüber nachdachte.

Aber gegen Shadows zu kämpfen ist gefährlich. Du könntest dich dabei ernsthaft verletzen. Du willst das doch gar nicht. Du willst einfach nur mit wenig Aufwand Freundschaft mit Yosuke und den anderen schließen.

„Man“, knurrte ich leise, was aber zum Glück niemand um mich herum mitbekam, da die Klasse unruhig genug war.
 

„Liebe Schüler, bitte begebt euch jetzt zu euren Plätzen und haltet inne! Es ist Zeit für Japanisch, und zwar widmen wir uns heute einem besonders bedeutungsvollen Stück Nachkriegsliteratur. Das wird außerdem eine keineswegs geringe Rolle im Test spielen, wenn ihr also keinen Nachhilfeunterricht wollt, hört jetzt besser besonders gut zu!“

Es war klar, dass Frau Sofue das Thema ignorieren würde. Gab es dazu nicht später eine Schulkonferenz? In jedem Fall hatte sie Recht, dem Unterricht zu folgen würde mir gut tun. Mich jetzt auf etwas zu konzentrieren würde meine Gedanken hoffentlich von Blödsinn abhalten.

„Glaubt ihr, das war jemand aus der Schule? Hat sie nicht erst letzte Woche jemanden zurückgewiesen?“

„Jaa, aber das macht sie doch andauernd. Da wäre ja die halbe Schule auf der Liste der Verdächtigen.“

„Die halbe Schule ist aber auch Mädchen!“

„Ihr haben auch Mädchen die Liebe gestanden, hab ich gehört.“

„Angeblich war ihr Körper total zugerichtet, so richtig verdreht und ausgemergelt...“

Ich holte tief Luft. Es war normal, dass Teenager von sowas fasziniert waren… ich meine, hey, ich war ja schließlich jetzt auch wieder einer.

Trotzdem. Es war nicht hilfreich.

Einatmen, ausatmen…
 

Nein, es war hoffnungslos. Ich dachte die ganze Zeit wieder an den Mord zurück.

Du bist selber schuld. Du hattest einfach zu viel Spaß an deinen Ideen. Ist doch echt einfacher, mit jemandem Freundschaft zu knüpfen, wenn du vorher schon weißt, dass sie nette Leute sind, denen man vertrauen kann, oder? Der arme Yosuke.

Ugh.

Der arme Yosuke. Wer weiß, mit mehr Zeit hätte das Mädchen vielleicht seine Meinung über ihn geändert? Vielleicht wären sie zusammen gekommen oder sowas?

Du hättest den Mord verhindern können.

„Matsuda-san?“

„Hö? Was!“

Erschrocken blickte ich auf und sah, dass mich Frau Sofue aus der ersten Reihe besorgt ansah. Ein paar Leute aus der Klasse kicherten zwar, aber das war nur fair. Es sah wohl so aus, als wäre ich während des Unterrichts einfach eingeschlafen.

„Hast du vielleicht nicht genug Schlaf bekommen? Möchtest du ins Krankenzimmer gehen und dich ausruhen? Du bist ganz blass.“

„D-Das ist schon okay, Frau Sofue, ehrlich. Das Schuljahr hat gerade angefangen, ich kann nicht jetzt schon Unterricht verpassen. Ich bekomme das irgendwie in den Griff.“

Irgendwie.

„Oh! Eine gute Einstellung. Nun denn, würdest du uns dann freundlicherweise den Text auf Seite 43 vorlesen?“

Oh. Oh nein. So viele Kanji…

Aber ich konnte unmöglich vor der ganzen Klasse offenbaren, dass ich nicht mal das Leseverständnis eines durchschnittlichen japanischen Grundschülers hatte.

„Oh, äh, wenn Sie gestatten, ich lese auch gern vor!“, mischte sich auf einmal Ootori wieder ein.

Ein Glück.

Frau Sofue wirkte zwar ein wenig verwundert, aber sie sah wohl auch keinen Grund, abzulehnen.

„Nun gut, dann, bitte, Ootori-san.“
 

Endlich Mittagspause… der Drang, einfach eine Stunde auf meinem Tisch zu schlafen war zwar vergleichsweise absolut überwältigend, aber das konnte ich nicht machen. Ich musste ja nur irgendwie über den Tag kommen.

Also packte ich stattdessen das Bento aus, dass Frau Inui für mich gemacht hatte…. Oh mein Gott, waren das Okotopuswürstchen?

Die liebevoll angerichtete Box erinnerte sehr an eine Unterwasserlandschaft. Kleine Reisbällchen waren wie Fische geformt, einzelne Nori-Streifen sahen aus wie Seegras und ein paar gebratene Stücke Lachs rundeten das ganze ab. Aber woher wusste sie, dass ich Fisch mochte? War das Intuition?

„Oh, hübsches Bento!“

Ootori-kun.

„Danke, das hat meine Gastmutter für mich gemacht.“

„Oh, hast du aber Glück! Ich mach die immer selber.“

„Aber du hast gar kein Bento dabei.“

„Hehe…. Ja, heute habe ich eins gekauft. Gestern war einfach zu viel los.“

Zugegebenermaßen, Ootori war ein kleines bisschen nervig, aber mit ihm zusammen zu essen war gar nicht mal so schlecht.

Und zum Glück sah er auch davon ab, beim Essen noch mehr über Leichen zu reden… er war offenbar auch großer Wrestling-Fan, und auch, wenn ich davon nicht allzu viel verstand, tat es doch gut, ihm bei etwas zuzuhören, was ihm offenbar wichtig war.
 

Am Nachmittag war zwar noch eine längere Stunde Japanisch dran, aber das bot mir eine ganz gute Gelegenheit, meine Kanji zu wiederholen. Der Lehrer redete offenbar lieber über Samurai, also verpasste ich auch keinen Unterricht deswegen. Es war zum Glück etwas leichter, als ich es in Erinnerung hatte.
 

„Ähm… h-hallo, Austauschschülerin...“

Fast hätte ich sie gar nicht gehört, die zarte Stimme die auf einmal direkt hinter mir ertönte. Ich war gerade fertig damit geworden, meine Tasche zu packen, Ootori-kun zum Basketball-Club zu „verabschieden“ und hatte gerade den Klassenraum verlassen, als mein Herz angesichts der Realisation, dass jemand hinter mir war, einen Hüpfer machte.

Ich drehte mich um und… jap, das war sie. Ayane. Ich erinnere mich… Schließlich war ich in Persona 4 mit ihr zusammen gewesen. Komisches Gefühl, aber nun gut…

„Oh, äh, hallo… kennen wir uns?“

„W-Wir sind für das kommende Jahr Klassenkameradinnen, also…“

Oh Mist. Das war absolut ich.

Sie ließ sich davon aber gar nicht weiter beirren, sondern blickte kurz auf den Boden, ehe sie sich gefasst hatte und mir enthusiastisch entgegen warf: „Tritt doch bitte dem Musikclub bei!“

Für einen Moment war ich ein bisschen verdutzt, ehe ihr einzufallen schien, dass sie mir ja noch ein bisschen Hintergrund geben konnte.

„Ich habe nicht gelauscht, aber ich habe vorhin mitbekommen, dass du mit Ootori-kun darüber geredet hast, dass du vielleicht einem Club beitreten willst.“

„Oh, äh, ja, das stimmt. Ich weiß nur noch nicht, was es alles für Clubs gibt.“

„Der Musikclub ist komplett offen, auch für Leute, die noch kein Instrument spielen können! Es macht echt Spaß, die Leute sind nett und…. Und...“

Wir hatten fast gleichzeitig geredet, also lief sie jetzt rot an, als ob sie sich schämte, mich unterbrochen zu haben…. Obwohl es nicht mal Absicht war.

„Oh, e-entschuldige bitte, das war aufdringlich, oder?“

„Ist schon okay.“

Ich überlegte kurz.

„Welche Instrumente werden denn alles im Musikclub gebraucht?“

Ayanes Augen leuchteten sofort auf.

„Oh, alle möglichen Bläserinstrumente, da hast du wirklich freie Auswahl!
 

Das könnte eine schön Gelegenheit für mich bieten… ich wollte ohnehin schon immer ein Instrument lernen. Sein wir ehrlich; Ein Sportclub wäre für mich eh nicht das Richtige, und als ich selbst noch Persona 4 gespielt hab, hatte ich als Souji ja auch noch locker genug Zeit für alles andere, und für Ausflüge in die Fernsehwelt.

Es sollte also aus keiner Perspektive ein Problem darstellen. Und wer weiß, vielleicht war Souji in dieser Version von Inaba ja auch im Musikclub?

Ayane wurde neben mir schon ganz zappelig, also entschied ich, die Spannung aus der Luft zu nehmen.

„Ich… würde gern versuchen, ein Instrument zu erlernen.“

„W-Wirklich! Heißt das, du trittst dem Musikclub bei?“

„Einmal vorbeizuschauen kann ja nicht schaden-“

„Oh, klasse! Vielen, lieben Dank! Du wirst es bestimmt nicht bereuen!“

Ich glaube, sie hatte da etwas falsch verstanden… aber dann wiederum, ich hatte mich ja quasi ohnehin schon entschieden, mich dem Musikclub anzuschließen, also war das schon okay.
 

Ich verabschiedete mich von der enthusiastischen Ayane – die mir versicherte, sie würde mich einfach nach dem Unterricht mitnehmen, sobald der nächste Probetag für den Musikclub feststand – und überlegte. Ein Blick auf die Uhr verriet, dass ich noch den gesamten Nachmittag zu meiner freien Verfügung hatte. Die Müdigkeit war einigermaßen verflogen, und ich wusste ja selbst, dass jetzt zurückzugehen und sich hinzulegen auch nicht dazu beitragen würde, dass ich heute Abend besser schlafen konnte. Also war es besser ich hielt mich irgendwie beschäftigt. Hm… ah, richtig, die Innenstadt von Inaba! Die könnte ich mir ja anschauen. Am besten alleine. Ich meine, es wäre zwar nett, jemand vertrauten dabei zu haben, aber im Moment gerade wusste ich weder, wo alle ihre Zeit verbrachten, noch wollte ich zu anhänglich wirken. Da kam mir das Zeichnen einer gedanklichen Karte gerade recht!
 

Meine Tasche war auch nicht besonders schwer. Hm… wo könnte ich als erstes hingehen… Rise würde ich im Tofugeschäft nicht antreffen, aber ich könnte trotzdem welchen fürs Abendbrot einkaufen… oh, und das Textilgeschäft! Vielleicht könnte ich ja Kanji treffen. Das wäre schon ziemlich klasse. Zwar war Prä-Persona-Kanji vielleicht ein bisschen einschüchternd, aber ich wusste ja, dass er mir nichts tun würde… vielleicht könnte ich das überwinden. Also, dann mal los!
 

Je länger ich durch die Innenstadt streifte, desto deprimierender wurden die vielen geschlossenen Geschäfte für mich.

So praktisch ein Geschäft wie Junes war, es nahm den Leuten das Bedürfnis, nochmal in die Innenstadt zu gehen, wenn sie doch dort auch schon alles bekommen konnten, was das Herz begehrte. Bei mir in der Vorstadt war es ja ähnlich gewesen. Und so ein Innenstadtbummel ist wirklich schöner als ein Einkaufszentrum.

„Oh, na so was! Bist du eine Austauschschülerin aus der Gegend?“

Ich hob meinen Kopf, da mich mittlerweile so viele Leute mit diesem Wort angesprochen hatten, dass es sich fast schon wie ein richtiger Name anfühlte.

Eine freundliche Dame stand im Eingang zu einem Geschäft und blickte zu mir. Ah, das war doch ein Buchladen, oder?

Ich blieb kurz unbeholfen stehen, ehe ich langsam zu ihr rüber ging.

„Ich… mag Innenstadtbummeln“, erklärte ich vorsichtig und erntete mir sofort ein enthusiastisches, zustimmendes Nicken von der Dame. Sie hatte ihre Haare zu einem Knoten hochgesteckt, der lustig mitwippte.

„So muss das sein! Die jungen Leute aus Deutschland haben eben noch einen Sinn für Tradition.“

Hatte das jetzt schon die Runde gemacht, wo ich herkam?

Eine blonde Haarsträhne, die mir wieder ins Blickfeld fiel, wies mich auf eine andere, wesentliche direktere Möglichkeit hin.

„Wenn du möchtest, kannst du dir ein Buch aussuchen und mitnehmen. Nur zu!“

Das war aber ein sehr freundliches und zuvorkommendes Angebot der Händlerin.

„Ich…. Ich fürchte, ich kann das nicht annehmen“, nuschelte ich leise.

„Hm… wenn nicht, dann nimm doch wenigstens ein Shounen Jump von der letzten Woche mit! Ich war eh gerade dabei, die alten zurückzuschicken, und das hier mag rein zufällig nicht mehr in den Karton passen.“

Na, da sagte ich nicht nein. 2011 lief doch bestimmt auch Hunter X Hunter noch aktiv, oder? Oh, der Anime hatte ja auch in diesem Jahr angefangen!

Ich nahm das Mangaheft im Telefonbuchformat schüchtern an mich, ehe ich dann aber doch aus Obligation ein bisschen durch das Geschäft streifte. Schließlich gab es hier bestimmt- bingo! Ein Buch über Kanji! Ich musste jetzt echt ein bisschen klotzen, um mit den anderen in der Schule mithalten zu können, da kam das Shounen-Jump, das alle seine Kanji in wesentlich leichter zu lesende Hiragana übersetzte zusammen mit einem richtigen Buch darüber sehr gelegen.

„Das hier bitte!“, bat ich sie und zückte meine Geldbörse.

Oh... So langsam wurde es aber wirklich Zeit für mich, mir eine Verdienstquelle zu suchen. Damit war es entschieden! Ich könnte einfach Yosuke das nächste Mal, das ich ihn sehe, fragen. Zwei Fliegen mit einer Klappe.

Dann hätte ich auch ein bisschen Geld, mir Originalsouvenirs aus Inaba mitzunehmen…

Oh.

Für einen Moment wurden meine Gedanken komplett entgleist. Konnte ich überhaupt irgendwas davon mit Nachhause nehmen? Oder war das wie einer dieser Träume, in denen ich etwas bekam, was ich schon immer wollte, nur um aufzuwachen und vergeblich danach zu suchen?

Aber die Frage würde ich mir sowieso nicht beantworten können. Für den Moment war das hier meine Realität, und etwas anderes zu denken würde mir bestimmt nicht helfen. Also blätterte ich kurz durch das Jump, um meine Gedanken auf etwas anderes umzuschwenken.

Ah hier, die Kanji für… Fischereiministerium. Das würde mir bestimmt irgendwann nützen.
 

Ich bedankte mich nochmals bei der Händlerin, ehe ich den Laden verließ, um mir auf der Hauptstraße wieder einen Überblick zu machen. Ich hatte entschieden – ich wollte das Textilgeschäft sehen und vielleicht Kanji treffen.

Die Wegbeschreibung, die ich mir vorsorglich von der Händlerin hatte geben lassen, wies ebenfalls darauf hin, dass es nicht weit sein sollte.

Aber wie sollte ich ihn ansprechen? Ich meine, vielleicht würde sich ja eine Gelegenheit ergeben, aber gleichzeitig war mir bewusst, dass diese Version von Kanji noch sehr in der Defensive war.

Na ja, ein Versuch würde schon nicht schaden.
 

Im Textilgeschäft angekommen fiel mir erst ein, dass ich eigentlich gar keinen Anlass hatte, hier Geld auszugeben. Ich konnte nicht nähen. Obwohl… das kommt irgendwann auch mal im Haushaltsunterricht, oder? Bringt man dafür selbstgekauften Stoff mit?

Aaargh, selbst, wenn nicht, ich suchte mir jetzt einfach ein Muster aus.

Boah, dieser Rock nervte mich… vielleicht konnte ich ja einfach die Bluse mit einer Hose kombinieren? Nicht, dass die Kleidervorschriften an dieser Schule jemals besonders strickt schienen…

„Ah, hallo! Bist du hier für den Haushaltsunterricht?“, fragte mich auf einmal eine freundliche Frauenstimme.

Ich blickte auf und sah sie, eine ältere Dame, vielleicht Ende 40. Ah, das war bestimmt Kanjis Mutter!

„Äh, ja, sozusagen. Aber der Unterricht findet noch nicht statt. Ich… gucke also erstmal nur, könnte man sagen.“

Sie nickte verständnisvoll.

„Hey, bin Zuhause!“, ertönte auf einmal eine tiefe Männerstimme.

Ich drehte ihn um, und da sah ich ihn; den Blondschopf.

Kanji Tatsumi, Original und in Farbe.

„Oh, äh, hey Kan- T-Tatsumi-kun.“

Er sah mich irritiert an.

„Hä? Wer bist du?“

„Kanji! Sei nicht so grob zu unserer Kundschaft!“

„Oh, äh… sorry. Ich, äh… habe über dich gefragt, weil, äh, ich dachte, es gäbe vielleicht noch andere Austauschschüler an der Schule.“

Blanke Lüge, aber er schien es zu glauben. Auch wenn sein Blick regelrecht durchdringend war.

„Wie heißt du?“

„Ah, Matsuda ist okay, sogar meine Lehrerin nennt mich mittlerweile so.

Er starrte kurz auf mich, aber dann wandte er den Blick ab.

„Ich hoffe, du kommst mit der Schule klar.“

Und mit diesen Worten verschwand er im Geschäft, wahrscheinlich auf sein Zimmer.
 

„Oh, da bist du ja wieder!“, begrüßte mich Frau Shinui fröhlich, „Du hast dir ja Zeit mit dem Heimweg gelassen. Wie tapfer! Und, konntest du Inaba etwas kennenlernen?“

„Ja, hab mir die Innenstadt angeschaut. Eine sehr schöne Gegend.“

„Ja, nicht wahr? Ich hab vorhin Frau Tatsumi beim Einkaufen getroffen, sie hat dein Japanisch sehr gelobt.“

Es wusste also echt schon jede letzte Person im ganzen Ort über mich Bescheid?

„Hier, komm mal eben zu mir! Magst du mir beim Kochen helfen? Du kannst auch was davon morgen in dein Bento geben! Glaub mir, so ein gehaltvoller Kartoffelsalat zu Mittag ist genau das richtige, um den Nachmittag zu überstehen, ohne müde zu werden! Wärst du so lieb, die Kartoffeln zu schälen?“

Solange sie einen Schäler da hatte… es zählte jetzt nicht gerade zu meinen Lieblingsbeschäftigungen, aber ich wollte ihr gegenüber nicht undankbar erscheinen. Außerdem hatte ich von Sushi abgesehen noch nie authentisch Japanisch gekocht. Es war also definitiv mal was Neues. Davon konnte ich also in jedem Fall was mit Nachhause nehmen!

„Ah, und trenne bitte das Ei für die Tamagoyaki schon mal nach Eigelb und Eiweiß, bitte! Oh, das machst du aber geschickt!
 

Nach dem Abendessen und dem Schon-Mal-abpacken von meinem Bento für morgen ging ich wieder in mein Zimmer und blätterte in Ruhe in dem Shounen-Jump. Es stellte sich als besonders gute Lernerfahrung raus. Die Sprache verstand ich jetzt ja, in der Ausgabe die ich hatte war zwar leider kein Hunter x Hunter drin, aber wenigstens SKET Dance, Kuroko und Bleach, auch wenn ich mir von Letzterem nur die Bilder anschaute.

Das stellte Korosensei ja fast schon als Paradox dar.

Ein Blick auf die Uhr verriet allerdings, dass ich mich langsam schon 23 Uhr annäherte. Oh, eigentlich wollte ich so lange nicht wach bleiben.

Aber vorher… es war doch auf jeden Fall eine Folge Steins;Gate noch drinnen!
 

Hah… einen Anime ohne Untertitel schauen zu können hatte schon was. Vielleicht könnte ich ja wenigstens meine magischen Japanisch-Kenntnisse hinterher mit Nachhause nehmen.

Ich legte mich aufs Bett, in der Hoffnung, mithilfe von Berieselung durch den Fernseher besser schlafen zu können, aber es half nicht wirklich. Ich döste nur so halb weg, bis…

bis…

Wann hatte es angefangen zu regnen?

Eigentlich half mir das immer beim Schlafen, aber heute wirkte das gar nicht. Nicht mal richtig müde wurde ich… wo war die ganze Schläfrigkeit von heute geblieben, jetzt, wo ich sie hätte gebrauchen können?

Ah… aber so war es ja immer. Egal. Ich musste es versuchen.

Also stand ich vom Bett auf, machte den Fernseher wieder aus und versuchte es einfach nochmal.

Ein Blick auf mein Nokia verriet; 5 Minuten noch bis Mitternacht. Ach Mensch…
 

Ein lautes Knacken gefolgt von einem Störgeräusch riss mich aus meinem leichten Halbschlaf, den ich erreicht hatte und ich brauchte einen Moment, ehe ich meine Brille gefunden hatte und sehen konnte, wo es herkam.

Der Fernseher! War der etwa von alleine angegangen?

Ah! Es regnete… und es war Mitternacht… Der Midnight Channel! Natürlich!

Ich sprang auf dem Bett und stand sofort vor dem Fernseher.

Rette sie...

Wen retten? Es war noch zu früh, für etwas, was im Spiel passieren könnte…. Aber halt, das hier war ja jetzt kein Spiel mehr.

Es war Realität.

Rette sie...

Wen denn?

Vorsichtig streckte ich meine Hand nach dem Bildschirm aus, ehe ich sie zurückzog.

Würde ich in der TV-Welt landen, wenn ich den Bildschirm berührte. War das ein Portal?

Ich starrte auf den Bildschirm, und- ich bildete mir das nicht ein?

Das… das war Yosuke, wie er sich die Ohren zuhielt! Und jetzt änderte es sich weiter, zu Chie. Zu Yukiko. Und schließlich zu Kanji.

Entweder wurden meine Augen wässrig, weil ich auf diesen komischen Bildschirm starrte, aber vielleicht war es auch etwas anderes… aber mehr konnte ich nicht erkennen.

würde mich der Bildschirm vielleicht zum Velvet Room bringen? Vielleicht mit ein paar mehr Antworten? Aber auf die würden wahrscheinlich auch nur noch mehr Fragen öffnen… das war eben Igor.

Aber es gab nur einen Weg das herauszufinden. Wer weiß, vielleicht machte ich mir auch einfach nur zu viele Gedanken, und den Bildschirm zu berühren würde gar nichts bewirken. Oder maximal einen kleinen statischen Schock abbekommen.

Also steckte ich langsam und zögerlich erst meine Finger, dann schließlich meine ganze Hand in den Bildschirm. Es kribbelte warm, es war aufregend!

Bis zu dem Moment, den ich meine Hand wieder herausziehen wollte.

Sie steckte fest, oder eher, jemand hielt sie.

„Argh, was zum- h-hilfe!“

Fast flüsterte ich diese Worte, um niemanden zu wecken, aber es war ja auch nicht so, als könnte Frau Shinui was hiergegen tun

Ich war vollkommen machtlos. Ich hielt mich fest, am Bett, am Schrank, aber es war umsonst. Etwas zog mich hinein, langsam, aber stetig. So langsam kamen mir die Tränen. Souji konnte doch beim ersten Mal auch seine Hand noch zurückziehen.

Und dann war es zu spät. Ich wurde mit einem festen Ruck hineingezogen und gerade noch geistesgegenwärtig den Kopf einziehen, um nicht am Fernseher anzustoßen..



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