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Hanarezu ni soba ni ite

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
An dieser Stelle ein kurzes Vorwort statt einem Nachwort.
Vielen Dank, dass ihr bis zum Schluss dabei geblieben seid! Ich wünsche euch viel Spaß mit dem letzten Teil.
Eure Flokati
PS: Vielleicht kommt die Tage noch ein kleines Leckerli also Bonus? ;) Komplett anzeigen

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2. Januar des neuen Jahres, Hasetsu.

Es ist fast Mitternacht und ich bin immer noch nicht wieder ganz in der Realität angekommen. Ich kann es noch kaum fassen, so surreal ist der Anlass unserer Runde. Nicht mal ein ist Jahr her, dass Viktor plötzlich in unserem Onsen saß. Nicht mal ein Jahr, dass ich angefangen habe, überhaupt mit ihm zu sprechen. Und jetzt ist Viktor nicht mehr mein unerreichbares Idol aus Kindertagen, er ist (und ich kann es kaum denken, so sehr glühen meine Wangen bei der Vorstellung) mein Mann.

Ein Blick in sein Gesicht verrät mir, dass auch er die Situation immer noch nicht realisiert hat und mit den Nerven ist er sowieso durch. Wir tragen immer noch unsere Outfits unter den Pullovern und auf Viktors geröteten Wangen kann ich die Spuren der Tränen erkennen, die auf unserer Rückreise immer wieder still und leise geflossen sind. Er lehnt müde und erschöpft an meiner Schulter und hält meinen Arm fest, aber er wirkt überglücklich und seine blauen Augen leuchten, wie ich es noch nie zuvor bei ihm gesehen habe.

Wir sitzen nur im kleinen Kreis meiner Familie, Yukos Familie, Minako-sensei und natürlich Makkachin beisammen. Unser Gästeraum ist in der Eile von Yukos Drillingen notdürftig mit Luftschlagen und einigen mit Herzen bemalten Ballons dekoriert worden und es erinnert mehr an einen Kindergeburtstag als an eine Glückwunschfeier zu unserer Verlobung. Vor uns auf dem Tisch hat meine Mutter alles für ein Teppanyaki vorbereitet, auch wenn Viktor und ich nicht in der Lage sind, auch nur einen Bissen zu essen.

Meine Mutter hatte alles für eine Gruppe Gäste eingekauft, die ganz zufällig heute morgen abgesagt hat. Sie hat bis jetzt keine Ahnung, dass es Yuko war, die reserviert und abgesagt hatte, denn sie war eine Verbündete in meinem Plan, Viktor den Antrag zu machen. Die Feier ist in diesem Sinne also nicht ganz so unvorhergesehen wie man meint, aber wir mussten sehr vorsichtig bei der Planung sein, um zu vermeiden, dass Viktor oder Yukos Drillinge davon Wind bekamen. Von der Zeit, die an allen Ecken und Enden fehlte, mal ganz abgesehen.

Da die jüngsten Absprachen mit Yakov tatsächlich darauf hinausgelaufen waren, dass Viktor nicht nur einige Monate, sondern sicher die ganze nächste Saison wieder in St. Petersburg trainieren und ich ihm Mitte Januar nachziehen würde, mussten wir uns einiges einfallen lassen, um zusätzlich zu den Vorbereitungen für seinen und meinen Umzug auch noch den Antrag irgendwie organisiert zu bekommen.
 

Viktor hatte bis zur Umsetzung absolut nichts geahnt. Ich wollte ihn überraschen, in dem er nicht damit rechnen würde und meine Entscheidung war getroffen, als uns nach Weihnachten die Einladung zur Teilnahme an der Exhibition im 1st Gymnasium Ice Rink erreichte. Tagelang hatte ich mir den Kopf zerbrochen, wann und wie ich ihn fragen sollte und diese Gelegenheit war einfach nur perfekt. Irgendwie auch ziemlich verrückt, denn schließlich würden einige tausend Menschen zusehen, die vor den Fernsehern nicht mitgerechnet. Und dennoch rannte ich sofort zu Yuko, um sie um Hilfe zu bitten.

Wir hatten alles bis ins kleinste Detail durchdacht. Zuerst einmal galt es, Viktor zu ermutigen, das Paarlaufen zu „Hanarezu ni soba ni ite“ für den Anlass der Exhibition vorzuziehen und damit nicht bis irgendwann in Russland zu warten. Ich wusste, dass es ihm viel bedeutete und schwitzte Blut und Wasser, während er den Vorschlag abwog und beurteilte. Still betete ich, dass er den Braten nicht riechen würde und fügte schnell hinzu, dass es nicht nur eine gute Gelegenheit wäre, sein Comeback anzukündigen, sondern auch ganz seinem Motto der Überraschungsmomente entspräche, denn schließlich würde jeder die Weltrekordkür zu „Yuri on Ice“ von mir erwarten. Nach vielen qualvollen Sekunden des Wartens stimmte er schließlich zu, jedoch nur unter der Bedingung, dass wir nicht eher aufhören würden zu trainieren und zu proben, bis er zufrieden wäre. Da ich etwas anderes gar nicht erwartet hatte, war die Sache beschlossen. Weiterhin war von Vorteil, dass er so vollkommen abgelenkt wurde. Er hatte fast nur noch die Choreografie und das Training im Kopf, sodass er kaum mitbekam, was um ihn herum passierte und er so Yuko und mir ganz nebenbei die nötige Planungsfreiheit einräumte.

Bezüglich der Abschlusspose, die mir einen raschen, unkomplizierten Kniefall ermöglichen sollte, musste ich Viktor überzeugen, von seiner ursprünglichen Endpose abzuweichen. Er war wenig erfreut darüber, die Schlusspose ändern zu sollen und lehnte zunächst ab. Letztendlich musste er sich aber eingestehen, dass die genaue Übernahme seiner Endpose ein zu hohes Risiko barg, uns gegenseitig die Ellbogen ins Gesicht zu schlagen und so konnten wir uns schließlich auf eine (für mich bessere) Endpose einigen.

Am Heikelsten war es, die Entführung der „Braut“ zurück nach Hasetsu zu organisieren, sodass wir weitgehend unbemerkt dort wieder ankommen könnten. Ich holte Minako-sensei ins Boot und überließ ihr die zeitliche Koordination. Da sie gerade sowieso Viktors und meine Termine verwaltete, war auch das für Viktor kein Grund, Verdacht zu schöpfen. Ähnlich wie die spontane Absage der Gästegruppe bei meinen Eltern, ließ auch Minako-sensei unbemerkt unsere Rückflüge aus Tokyo am Tag der Exhibition von Haneda aus auf eine Verbindung am frühen Abend umbuchen und organiserte einen alten Schulfreund als Fahrer vom Eisstadion zum Flughafen.

Um Viktor so schnell wie möglich aus dem Eisstadion herausbringen zu können, waren auch einige besondere Vorkehrungen zu treffen. Minako-sensei bequatschte die Veranstalter so lange, bis Viktor und ich alle Interviews vor unseren Auftritt gelegt bekamen. Wir waren damit der letzte Auftritt innerhalb der Show. Außerdem bestand ich darauf, dass man uns alle Mikrofone von den Outfits vor der Kür entfernte. Nur Viktor sollte mich in der Mitte der Eislauffläche hören können.

Ich hatte zudem eine extra Tasche vorbereitet, in die wir nach dem Auftritt schnell die Schlittschuhe werfen konnten und in die ich für uns jeweils ein Paar Wechselschuhe sowie zwei Pullover eingepackt hatte. Zum Umziehen wäre uns keine Zeit geblieben, weswegen auch Trainingsjacken und Mäntel bereits griffbereit in der Umkleide liegen mussten.

Die letzte und schwierigste Aufgabe war natürlich, die richtigen Worte auszuwählen. Es durfte nicht zu lang werden, aber auch nicht zu kurz, nicht zu geschwollen und nicht zu plump. Außerdem musste ich bedenken, dass Viktor ein paar Sekunden brauchen würde, um zu realiseren, was ihm gerade widerfährt, denn ich erinnerte mich noch gut an seine Reaktionen in Barcelona.

Die ganze Zeit, die wir beim Juwelier verbracht hatten, hat er keinen einzigen Laut von sich gegeben; auch nicht, als die Verkäuferin ihn nach seiner Ringgröße fragte. Es ebbte auch nicht ab, nachdem ich ihn aus dem Laden in die Kirche neben dem Weihnachtsmarkt geführt hatte. Auch wenn ich eigentlich keinen richtigen Antrag machen wollte; die weihnachtliche Stimmung, die festliche Szenerie, der Chor, der ergreifende Lieder sang; all das hatte unbeabsichtigt eine verträumte und romantische Atmosphäre geschaffen und mein Herz pochte so sehr, dass es mir fast aus der Brust gesprungen wäre. Ich war noch nie so aufgeregt gewesen wie in diesem Moment. Wie ich es geschafft hatte, ihn abseits zu platzieren und ihm den Handschuh auszuziehen, wusste mir schon schon kurze Zeit später nicht mehr. Ich war zu fixiert auf seinen Finger, an den ich den Goldring steckte, um meiner Gefühlswelt und Dankbarkeit Ausdruck zu verleihen. So habe ich auch nicht mitbekommen, wann Viktor aus seiner Starre aufgewacht und mit seinen Gedanken voll und ganz bei mir angekommen war. Ich habe nur noch wie gebannt zugesehen, als er so ruhig und sanft den identischen Ring auf meinen Finger steckte und mir ein Lächeln schenkte, das nicht nur äußerlich gestrahlt hat, sondern aus den Tiefen seines Herzens kam.
 

Damals war ich zu feige gewesen, meinen Gefühlen vollends nachzugeben. Stattdessen hatte ich versucht, es dem Eiskunstläufer in ihm recht zu machen und war vor mir selbst geflüchtet.
 

Diesmal wollte ich nicht davon laufen. Nicht noch einmal kalte Füße bekommen und ihn versetzen. Diesmal musste ich es durchziehen... Phichit hatte Recht. Viktor hat keinen Zweifel an der Tatsache gelassen, dass er mich liebt und deswegen war es jetzt an mir, ihm zu beweisen, dass meine Liebe ihn auch an dem Ort erreicht, an dem er einst vergeblich gewartet hatte.
 

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„Hanarezu ni soba in ite“
 

Es ist eine Liebeserklärung, wie sie vollkommener nicht sein kann. Wir tragen sie gemeinsam in die Welt hinaus. Die wahrscheinlich Schönste aller Facetten von Liebe, die nur zwischen zwei Liebenden existiert, die vom Schicksal füreinander bestimmt sind. Die Präsenz von Viktor neben mir auf dem Eis hat alle Nervosität fortgeblasen. Ich fühle nicht mehr den geringsten Zweifel in meinen Bewegungen und meinen Gefühlen. Dieser Mann gehört mir; es gibt nur noch ihn und mich. Er führt mich, hält mich, unterstützt mich, baut mich auf, gibt mir Liebe und das Gefühl, dass nur ich es bin, den er für immer bei sich haben will.
 

Wir gleiten über das Eis, im Takt mit der Musik. Es ist noch dunkel, nur die Scheinwerfer erhellen einen Kreis um uns herum, das Eis glitzert und LED-Lichter in Lila und Blau zaubern wunderschöne Schimmer passend zu unseren Kostümen in das ausverkaufte Stadion. Der letzte Takt verklingt, die Kufen kommen zum Stehen und das Licht hebt zaghaft den Schleier der Dunkelheit von der Eisfläche. Das Publikum feiert und applaudiert uns für diese perfekt gelungene Vorstellung.
 

Ich lasse mich ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden nach unten auf mein Knie gleiten. Ich halte Viktors Hand und er folgt meiner Bewegung mit seinen blauen Augen; überrascht von der nicht vollendeten Verbeugung und ich sehe, wie sich der gleiche Blick, den ich aus Barcelona kenne, über sein schönes Gesicht legt. Er hält gänzlich inne. Um uns herum wird es mit einem Mal mucksmäuschenstill. Der Applaus hält den Atem an und die Szenerie friert ein.
 

Es ist soweit. Sieh nur mich an, Viktor, wende deinen Blick nicht von mir ab. Ich bin entschlossen wie nie, vor aller Welt dieser Kür die Krönung aufzusetzen.
 

Ich atme tief ein.
 

„Viktor Nikiforov.“ Meine Stimme ist klar und ruhig. Es gibt nichts anderes, was ich jetzt tun wollen würde. Du blickst in meine Augen wie hypnotisiert und ich halte deine Hand weiter, spüre den Ring an deinem Finger.
 

„Dass ich einen zweiten Anlauf brauche, soll meiner Entschlossenheit keinen Abbruch tun. Ich danke dir, genau an diesem Ort bis zu diesem Moment auf mich gewartet zu haben. Ich wünsche mir, dass du mich in Zukunft durch mein Leben begleitest, als der Viktor, der du sein willst und den ich für immer an meiner Seite wissen will. Hier und jetzt vor allen Menschen, die zusehen – willst du mich heiraten?“
 

In deinen Augen kann ich sehen, dass die Emotionen dich überrennen. Du hast es nicht kommen sehen. Nicht hier, nicht so plötzlich, nicht so intensiv. Dein Körper bebt, deine Hand zittert. Ich halte sie fest und die Sekunden ziehen sich bis in die Unendlichkeit. Das Schweigen schreit unerträglich; meine Knie werden weich, mein Magen dreht sich um. Ich fange an zu schwitzen und meine Hände werden kalt, je länger diese endlose Stille anhält und das Blut rauscht durch meinen Körper. Mir wird fast schwindelig.
 

Dann fühle ich, wie der Griff deiner Hand stärker wird, du mir deine andere reichst und mich nach oben ziehst, sodass ich vor dir zum Stehen komme, nur einige wenige Zentimeter von deinem Gesicht entfernt.
 

„Katsuki Yuuri,“ dringt deine liebevolle Stimme von nah und doch so fern an meine Ohren, „es gibt nichts auf der Welt, das ich lieber täte.“
 

Die Anspannung hält an.
 

„Ja, ich will.“
 

„Viktor!“
 

Mit meinem Ausruf kommt die Lautstärke zurück, wir fallen uns in die Arme, halten uns fest, der Ort füllt sich mit ohrenbetäubender Euphorie, ich kann die Menschen jubeln und klatschen hören, die heiserne Stimme des Kommentators, der ins Mikrofon schreit und keine Worte finden kann, für das, was passiert ist.
 

Ich spüre nur noch dich.
 

Hier und jetzt für immer, an deiner Seite.
 

~ENDE~



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Hakuya
2017-04-24T21:40:08+00:00 24.04.2017 23:40
Awwww das war wuuunderschön. Habe die ganze Geschichte wirklich verschlungen *_*
Antwort von:  Flokati
25.04.2017 07:45
Vielen Dank! :D
Das freut mich!
Von:  LittleGiantHina
2017-04-24T19:41:46+00:00 24.04.2017 21:41
Omg es war soo wunderschön! Ein richtig tolles Ende. <3
Antwort von:  Flokati
25.04.2017 07:44
Dankeschön, das freut mich! :D
Von:  --lina--
2017-04-24T19:24:49+00:00 24.04.2017 21:24
Omg omg omg!!! ;////////; Es ist sooooooo schön. Oh bitte bitte bitte schreib noch etwas :'D
Danke dir vielmals für diese schöne Geschichte! ❤️❤️❤️
Antwort von:  Flokati
25.04.2017 07:44
Vielen Dank :D

Ich hab noch viel Material, das zu schade für die Schublade ist, also mal schaun. Aber mit dem versprochenen Leckerli ist diese FF definitiv fertig.
Antwort von:  --lina--
25.04.2017 10:40
Dann wartenich vorerst aufs Leckerli und dann auf ein neues Werk :3
Es hat einfach nur Spaß gemacht die FF zu lesen ❤️


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