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The End of a Dream~

a Sunpô no Gâdian Story
von

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Der Beginn eines Abenteuers~

„Ihr habt diese Aufgabe gut erfüllt. Durch eure Hilfe konnten die jungen Wächter das Chaos daran hindern sein Siegel zu brechen. Shin ist nun von seinem Einfluss bereit und das Chaos selbst kann eine Zeit lang niemandem mehr schaden. Doch dies war erst der Anfang. Es steht den Wächtern ein noch viel größerer Kampf bevor. Jenes Schicksal lässt sich nicht mehr abwenden. Das Chaos wird sich befreien und die Dimensionen heimsuchen. Diese Niederlage hat seinen Zorn nur noch geschürt. Und wieder halte ich euch von eurem verdienten Frieden fern. Doch ihr habt aus freien Stücken gewählt, diese letzte wichtige Aufgabe zu übernehmen...“
 

Ich vertraute den Wächtern diesen abschließenden, wichtigen Auftrag an. Das war alles was ich als Schicksal zu tun vermochte um das Kind zu schützen, welches in der Zukunft ebenfalls eine wichtige Aufgabe erfüllen wird. Es ist mir untersagt selbst einzugreifen. Lediglich ist es mir gestattet die Jenigen zu beeinflussen, welche das Schicksal in Wahrheit bestimmen. Denn es sind die Lebewesen in den Dimensionen, die Menschen, die mich durch ihre Entscheidungen formen. Und so hätte das Schicksal ohne den Einsatz von Luchia und Ren nicht die selbe Wendung nehmen können.
 

Luchia saß am Ufer eines Tümpels. Ein kleiner Teich, der in der Nähe ihres neuen Zuhauses lag. Sie hatte ihre Arme eng um ihre Beine geschlungen und presste diese fest an sich. Das Gras auf dem sie saß war feucht. Es war noch sehr früh und auf den Blättern sammelte sich der Morgentau. Ihr Blick war starr auf die Spiegelnde Wasseroberfläche gerichtet. Es war nicht ihr Gesicht, welches ihr dort entgegen blickte. Die Frau in ihrem Spiegelbild hatte kurze rotblonde Haare und dunkle braune Augen. Es verteilten sich Sommersprossen wie kleine Sprenkel über ihre blasse Haut. Das war nicht sie selbst. Die Gestalt im Wasser ahmte zwar ihre Bewegungen nach, aber Luchia konnte sich selbst einfach nicht im Spiegelbild der anderen Frau wiederfinden. Ein Frosch, der neben ihr im Gras gehockt hatte wurde durch ein nahendes Geräusch aufgeschreckt und sprang ins Wasser. Dadurch wurde die Wasseroberfläche unruhig und das fremde Spiegelbild verschwamm. „Luchia...“, auch die Stimme, des Mannes der sich nun neben sie setzte war ihr noch recht fremd. Obwohl ihr der Jenige, der zu ihr Sprach sehr vertraut war. Sie blickte zu dem Mann auf. Er war recht groß, aber etwas schmächtig. Auch seine Haut war recht blass. Durch die schwarzen Haare wirkte sie sogar noch etwas blasser. Dieser ordentliche, kurze Haarschnitt, passte Luchias Meinung nach gar nicht zu ihm. Seine blauen Augen lagen mit einem ruhigen Blick auf ihr und in seinen Armen hielt er ein Baby. Das kleine Kind beobachtete seine Umgebung aufmerksam aus seinen weit aufgerissenen grünen Augen. Als es den Frosch auf dem Seerosenblatt entdeckte, der seine Brust so lustig aufblähte gluckste es begeistert. Obwohl er noch nicht ganz 1 Jahr alt war, war der kleine Junge schon sehr aktiv. Außerdem besaß er für sein Alter schon ein ganz schönes Büschel roter Haare auf seinem kleinen Kopf, die gerne zu allen Seiten anstanden und vermutlich genauso schwierig zu bändigen waren wie der Wonneproppen selbst. „Es ist komisch plötzlich in einer anderen Haut zu stecken, oder? Daran meine Kräfte als Wächterin nicht mehr zu besitzen kann ich mich gewöhnen. Aber es ist als wären wir plötzlich zwei völlig andere Menschen. Hast du keine Angst davor dich selbst zu verlieren Ren?“, ihr Blick blieb verunsichert auf den jungen Mann gerichtet. Ren lächelte sanft. Er setzte das zappelnde Energiebündel vorsichtig auf seinen Schoß und antwortete: „Nein. Es gab einen Moment in meinem Leben, in dem ich sogar sehr große Angst hatte. Aber davor habe ich keine Angst. Denn genau in diesem Augenblick sehe ich niemand anderen als dich vor mir sitzen Luchia. Es sind nicht deine Augen, oder deine Gesichtszüge und es ist auch nicht der Klang deiner Stimme. Aber es ist dein Blick mit dem du mich ansiehst, es ist dein Gesichtsausdruck aus dem ich deine Zweifel lese und es ist die selbe Betonung der Stimme, die nur du verwendest wenn dich etwas bedrückt. Alles was dich ausmacht ist genau so wie es schon immer war. Es ist nicht deine äußere Erscheinung, die dich ausmacht. Ein Mensch verändert sich sein leben lang vom kleinen Baby bis zum Greis. Auch Shinji wird anders aussehen, wenn er irgendwann ein erwachsener Mann ist“. Er unterbrach seine Antwort als er ein lautes Platschen hörte. „Shinji!“, schrie Luchia entsetzt. Der kleine Rotschopf war unter den unachtsamen Augen der Erwachsenen tatsächlich im Tümpel gelandet. Zum Glück war das Wasser am Rand nicht besonders tief. So saß der Kleine also verdattert in grünlichem Wasser, das ihm bis knapp über den Bauchnabel reichte und auf seinem Kopf hockte der quakende Frosch. Luchia konnte gar nicht anders als zu lachen. Sie war selbstverständlich erleichtert, dass Shinji nichts passiert war, aber das war einfach ein Bild für die Götter. Ren fischte den verdatterten Jungen schnell aus dem Wasser. Was den Frosch mit einem empörten Quaken zurück ins Wasser springen ließ. „Entschuldige Shinji. Wir sollten dich besser umziehen bevor du dich erkältest“, meinte er schuldbewusst zu dem Kind, welches er sich ohne Rücksicht auf sein weißes Hemd sanft an den Oberkörper drückte. „Ich weiß wirklich nicht was sich das Schicksal dabei gedacht hat ausgerechnet uns ein Baby an zu vertrauen. Du würdest deinen eigenen Kopf verlieren, wenn er nicht angewachsen wäre und ich bin so verträumt, dass ich nicht einmal mitbekomme wenn mein Weg ein Laternenpfahl kreuzt“, meinte Luchia scherzhaft aber mit einem bitteren Schmunzeln. Sie machte sich wirklich Sorgen deswegen. Natürlich hatte Ren sich schon um einige junge Wächter einschließlich sie selbst gekümmert. Doch dabei standen ihm immer die Bediensteten aus dem Schloss zur Seite. Und sie selbst hatte überhaupt keine Erfahrung mit kleinen Kindern, schon gar nicht mit einem Baby. Und noch unsicherer ob Ren das Baby irgendwo liegen lassen könnte, oder ihm die Windel auf den Kopf bindet, war sie sich darüber ob sie selbst sich so eine wichtige Aufgabe zutraute. Sie wusste nicht, ob sie dafür schon bereit war. Sie fühlte sich jedenfalls nicht bereit. Als sie sah, dass Ren das Kind zu wärmen versuchte, zog sie sich kurzerhand ihre Bluse aus. Ren beobachtete das sichtlich irritiert und seine blassen Wangen nahmen einen roten Farbton an. „Was tust du denn da?“, war alles, das von seiner sonst so wortgewandten Ausdrucksweise übrig geblieben war. „Ich trockne den Kleinen schon mal etwas ab damit er sich nicht erkältet bis wir im Haus sind“, meinte Luchia darauf, die nun im BH vor ihm saß und dem sprachlosen jungen Mann das Baby abnahm. Auch in ihrem Gesicht zeichnete sich eine blasse Röte ab, aber sie ließ sich davon nicht beirren. Trotz seiner nassen Sachen quengelte Shinji nicht. Der kleine Junge war wirklich eine Frohnatur. Stattdessen hibbelte er auf Luchias Schoß auf und ab. Ihm gefielen die schmatzenden Geräusche die seine durchnässten Sachen machten. Luchia hatte bei dem Gezappel große Mühe das Kind auszuziehen. Shinji ließ sich nämlich überhaupt nicht davon stören und hopste munter weiter. Als sie es dann endlich geschafft hatte rieb sie den Nackedei mit ihrer Bluse trocken und wickelte ihn anschließend darin ein. Ren beobachtete das Geschehen. Dabei wich das verlegene Funkeln in seinen Augen einem liebevollen strahlen und auf seine Lippen zeichnete sich ein Lächeln. Er begann etwas ungeschickt die Knöpfe an seinem Hemd zu öffnen. „Ich glaube daran, dass das Schicksal weiß was es tut. Wir schaffe das Luchia. Daran habe ich keinen Zweifel“, spricht er ruhig während er Luchia sein Hemd über die Schultern legte. „Ein sehr kluger Mann hat einmal zu mir gesagt. Ich denke jedes Kind ist ein Abenteuer. Man erlebt wie sie sprechen und laufen lernen und immer größer werden. Es ist ein niemals endendes Abenteuer. Und das allerschönste von allen. Nun bin ich mir sicher, dass er damit recht hatte“, erklärte er während seine Hände noch auf ihren Schultern ruhten und fuhr fort: „Lass uns dieses größte und wunderbarste Abenteuer gemeinsam erleben“. Luchia blickte etwas irritiert zu dem Älteren auf, dann formten auch ihre Lippen ein Lächeln. Sie erkannte die Worte ihres Vaters sofort wieder. „Und das ist dein Lächeln. Die Person, die grade vor mir sitzt ist ohne Zweifel die Frau, die ich Liebe. Egal in welcher Erscheinung sie auch vor mich treten mag“, beendet Ren seine Ansprache und löst damit unbedacht ein großes Gefühlschaos aus. Diese Worte musste die ehemalige Traumwächterin erst einmal verarbeiten. War dies bloß ein Traum, oder konnte es wirklich real sein? Sie hatten sich zwar in Luchias Todestraum geküsst, doch seid ihre Seelen aus den Fängen des Chaos befreit wurden, hatten keiner der Beiden darüber gesprochen. Das war nicht verwunderlich. Erst Gestern hatten sie meinen Auftrag angenommen und die todkranken Körper von Shinjis Zieheltern mit deren Einverständnis übernommen. So bekam Shinji Schutz und die beiden armen Geschöpfe fanden ihren Frieden. Um die kranken Körper der Beiden zu heilen mussten die Seelen der Wächter ihre magischen Kräfte und damit ihr Wächterdasein aufgeben. Jedenfalls war dies das erste mal. Es war das erste Mal, dass Ren diese Worte ausgesprochen hatte. Luchia bemerkte, wie ihr Herz zu rasen begann und eine angenehme Wärme in ihr aufsteigen wollte. Doch sie war sich noch nicht sicher ob sie diesem Glück wirklich trauen konnte. Sie Stand auf und drehte sich zu Ren um. Die Beiden standen sich nun dich gegenüber. Dabei hielt sie Shinji immer noch auf ihrem Arm. Der kleine Rotschopf zupfte neugierig an Rens Hemd, das so schön über seinem Kopf hing. Luchia sah in die fremden Augen von Rens neuem Gesicht. Und in diesem Moment erkannte sie es. Vorsichtig löste sie eine Hand von Shinji und legte ihre Fingerspitzen sacht auf die Schläfe des Mannes. „Das ist dein Blick, der mein Herz höher schlagen lässt“, stellte sie fest und ließ ihre Hand auf seine Wange gleiten : „Das ist die Tonlage deiner Stimme, die mich schon so oft beruhigt und getröstet hat“, sie fuhr mit ihrem kleinen Finger sanft über seine Lippen: „Und es ist dein Lächeln, dass mich jedes Mal aufs neue in seinen Bann zieht. Es fühlt sich an wie ein Traum. Aber der Mann der grade vor mir steht ist auf jeden Fall der Mann, den ich jetzt unbedingt küssen will“. Noch ehe sie ihre Worte in Taten umsetzten konnte legte Ren seine Hand auf ihre, zog Luchia vorsichtig zu sich, um den kleinen Shinji nicht zu erschrecken, und küsste sie. So glücklich wie in diesem Augenblick hatte sich keiner der Beiden je zuvor gefühlt. Es war wie ein wunderschöner Traum, der ihren Hoffnungen und Sehnsüchten entsprungen war. Nur war dies die Realität.
 

Und so nahm das gemeinsame Abenteuer der Beiden seinen Lauf. Es hatte wuschelige rote Haare, freundliche grüne Augen, ein munteres Gemüt und hörte auf den Namen Shinji. Der kleine Junge wusste wie er die Beiden Anfängereltern auf Trapp hielt.

Die ersten Anfangsschwierigkeiten bekamen die frischgebackenen Eltern bereits bei der einfachen Zubereitung des Fläschchens. Den erstes Versuch startete Ren. Das Resultat. Ein junger Mann der mit einem hungrigen, brüllenden Baby durch das Haus eilt und nach dem Fläschchen sucht. Irgendwann hatte Luchia die ewig währende Suche unterbrochen. Sie fand die Flasche dort wo Ren sie hatte stehen lassen, in einem Blumentopf auf der Fensterbank in der Küche. Den zweiten versuch übernahm Luchia mit dem Vorsatz es besser zu machen. Das Resultat. Luchia lag schlafend mit dem ebenfalls selig schlummernden Shinji im Arm auf der Küchenbank, während das Fläschchen viel zu lange vor sich hin köchelte. Danach wurden ein neues Fläschchen und eine Eieruhr gekauft. Shinji war begeistert von der Eieruhr. Sie hatte die Form von einem Hühnchen. Und am Ende spielte er mehr damit herum als die Uhr zum Kochen genutzt wurde. Luchia hätte Shinji die Eieruhr am liebsten sofort wieder weggenommen. Der Kleine hatte ein Talent dafür das Gerät genau so ein zu stellen, dass sie das ratternde Geräusch aus ihren Tagträumen und Nachmittagsschläfchen riss und sie jedes Mal fast du Tode erschrak. Aber wenn sie die strahlenden Augen des Jungen sah und die Freude mit der er an der Uhr herumspielte, brachte sie es einfach nicht übers Herz. Irgendwann wurde die Eieruhr uninteressant. Shinjis neue Lieblingsbeschäftigung war es mit seinem Papa zusammen zu malen. Das bereitete nicht nur ihm sondern auch Ren große Freude. Das ganze Haus hing voll Krikelkrakel- und Fingerfarbebildern, neben dem von Ren gemalten Familienportrait. Luchia war sehr stolz auf ihre Beiden Jungs. Aber irgendwann reichten Shinji die Bilder nicht mehr. Er beschloss das ganze Haus zu verschönern. Ren war auf dem Markt, wo er als Straßenkünstler ein wenig Geld dazu verdiente. Der Anblick ihn dort zu sehen wo früher ihr Vater stand und sich die Wege der Beiden zum ersten Mal gekreuzt hatten machte Luchia sehr nostalgisch. Als sie Ren zum ersten mal auf dem Markt vor seiner Staffelei stehen sag trieb ihr das sogar ein paar Tränen in die Augen. Hauptsächlich lebten sie allerdings von den Einnahmen aus Luchias Modegeschäft. Im ersten halben Jahr bot sie ihre selbst designt und genähte Kleidung noch auf dem Markt an. Doch dort wurde sie schnell von einer netten Frau entdeckt, die mit ihr zusammen ein Geschäft aufbauen wollte. Und ein weiteres halbes Jahr später wurde die Boutique „Im Mondschein“ dann eröffnet. Das Geschäft lief gut, so dass sie die Familie davon ernähren konnten. Aber Ren liebte das Malen und es machte ihm Freude, diese Gefühle mit anderen Menschen zu teilen. Jedenfalls war er an jenem Tag außer Haus. Luchia hatte daher die Aufsicht über den kleinen Rabauken. Und es kam wie es kommen musste. An so einem sonnigen Tag konnte sie nicht widerstehen sich in den Garten zu legen. Shinji war schließlich beschäftigt. Sie hatte ihm zuvor Stifte und Blätter da gelassen. Und als Ren nach Hause kam wurde er von einem stolzen kleinen Künstler begrüßt, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte seine Eltern damit zu überraschen sämtliche Wände im Haus bunt anzumalen. Der kleine Mann war so glücklich über sein Werk, dass es keiner der Erwachsenen übers Herz brachte ihn dafür zu tadeln. Ren erklärte Shinji, dass er seine Zeichnungen auf das Papier beschränken sollte. Und mit Luchia zusammen überstrich er den Großteil der frühen Kunst. Den Großteil nicht alles. Sie beschlossen eine Wand so bunt zu lassen um das gut gemeinte Geschenk ihres kleinen Wirbelwindes zu würdigen.
 

Einen Sommer wurde auch Luchia nach der Arbeit überrascht. Jedoch nicht bloß von Shinji, sondern von ihren beiden Lieblingsjungs zusammen. Als sie die Haustür öffnete stand bereits der kleine Shinji vor ihr. Er hielt einen großen Blumenstrauß mit beiden Armen fest umklammert, damit nichts herunter fiel. Beim näheren hinsehen erkannte Luchia jedoch, dass es keine echten Blumen waren. Es waren Papierblumen. Die Blüten bestanden aus hauchdünnem Papier, das bunt angemalt wurde. Innerhalb einer einzelnen Blüte liefen viele Farben ineinander über. „Die sind ja bunter als ein Regenbogen“, sagte Luchia und hockte sich zu ihrem kleinen Kavalier auf Augenhöhe. „Hast du die gemacht? Sie sind wunderschön“, musste die stolze Mama schmunzeln. Shinji nickte eifrig. „Mit Papa. Du muss mit Mama“, plapperte er aufgeregt und hibbelte von einen Fuß auf den anderen. „Mit? Wohin denn?“, fragte Luchia überrascht. „Da!“, war alles was sie als Antwort bekam und der bunte Blumenstrauß wurde ihr etwas unsanft ins Gesicht gedrückt. Noch immer leicht irritiert nahm sie die Blumen an. Luchia ahnte, dass Ren etwas damit zu tun hatte, aber sie konnte sich noch nicht zusammenreimen was genau das zu bedeuten hatte. „Mama Kommen!“, brabbelte Shinji in einem bestimmenden Ton und zupfte an ihren Rock. Luchia konnte es sich nicht verkneifen etwas zu Lachen. Es sah einfach zu drollig aus, wie der Knirps vor ihr versuchte ein ernstes Gesicht zu machen. Als sie sich etwas beruhigt hatte legte sie ihre Hand auf Shinjis Haarschopf und strich liebevoll darüber. „Ist ja schon gut Shinji. Ich komme mit“, erklärte sie ruhig, stand auf und nahm die Hand des Zweijährigen. Kaum hatte sie seine Hand genommen strahlte Shinji übers ganze Gesicht und stürmte los. Es war wirklich kaum zu glauben wie schnell der Kleine sein konnte. Es sah zwar immer noch mehr nach Watscheln als nach Laufen aus, war aber gar nicht so einfach da mit zu halten.

Einmal sollte Ren ihm die Windel wechseln. Während er die Alte entsorgte flitzte Shinji mit blankem Po davon. Ren versuchte den Ausreißer wieder ein zu fangen und die beiden jagten durch das ganze Haus. Shinji hatte großen Spaß daran zwischendurch stehen zu bleiben und sich nach seinem Papa umzudrehen, nur um direkt wieder los zu laufen, wenn er ihm etwas näher gekommen war. Die wilde Verfolgungsjagd fand erst ein Ende, als Luchia nach Hause kam und der kleine Racker auf sie zu trappelte um sie zu begrüßen.

Dieses Mal blieb Shinji vor der Terrassentür stehen. „DA!“, sagte er wieder, zeigte auf die Tür und hüpfte begeistert auf und ab. Er wartete ungeduldig, dass Luchia die Tür öffnete. An die Türklinke kam er nämlich noch nicht heran, die war ihm zu hoch. Als Luchia die Tür dann endlich öffnete und die Beiden zusammen auf die Terrasse traten, wusste sie noch weniger was das alles zu bedeuten haben konnte. Auf dem weißen Gartentisch stand ein großer Kuchen, der mit blauen Zuckerguss überzogen war, in dem sich ein kleiner Handabdruck verewigt hatte. Außerdem war er mit goldenen Zuckersternen verziert. Am Haus, auf dem Tisch und in den Blumen hingen weiße Chiffontücher und bunte Satinbänder an denen noch buntere Papierblumen befestigt waren. Luchia dachte angestrengt nach. Hatte sie irgendeinen Geburtstag verpasst? Oder war heute vielleicht ein Feiertag? Zischen zwei fleißig dekorierten Buchsbaumsträuchern stand Ren. Sein Blick war lächelnd auf Luchia gerichtet und in seinen Händen hielt er einen Kranz aus bunten Papierblumen an dem ebenfalls ein paar bunte Satinbänder befestigt waren. Es kam ihr so vor als wirkte er irgendwie nervös, so wie er an den Bändern des Kranzes herumzupfte. „Und haben wir es geschafft dich zu überraschen?“, fragte der junge Mann und meinte: „Unser Trauzeuge hat wirklich gute Arbeit geleistet“. Dabei wanderte sein Blick von ihr zu Shinji. „Trauzeuge? Moment mal bedeutet das etwa...“, wagte es Luchia nicht ihren Gedanken laut auszusprechen. Ihre Augen weiteten sich und blickten verunsichert zu Ren. „Genau, dass bedeutet es“, bestätigte Ren und es bildete sich eine blasse Röte auf seinen Wangen als er auf Luchia zu ging und ihr den Blumenkranz ins Haar setzte. Die Augen der Beiden verloren sich ineinander, darum dauerte es einen Moment bis Ren seine Sprache wieder fand. „Yuka und Momotaru, die Personen deren Körper und Identitäten wir angenommen haben, sind bereits verheiratet“, begann Ren und nahm Luchias rechte Hand in seine um auf den Ehering hinzuweisen, der an ihrem Finger steckte. „Wir könnten unser Ehegelübde offiziell also nur auffrischen und das auch nur unter falschen Namen. Aber heute, vor den beiden Menschen die für mich das wichtigste in allen Dimensionen und darüber hinaus geworden sind. Möchte ich nicht Yuka, sonder Luchia, der Frau die ich liebe, ein Eheversprechen geben“, führte er seine Erklärung zu ende. „Ren...“, flüsterte Luchia. Die Situation kam so überraschend. Sie wirkte etwas überfordert. Überfordert aber aus sehr glücklich. Der jungen Frau stiegen Tränen in die Augen. Und in diesem Moment sah sie Ren so vor sich stehen, wie sie ihn kennengelernt hatte. Mit seinen grünen unordentlichen Haaren und den ruhigen grünen Augen. Mit diesem Mann würde sie den Rest ihres Lebens verbringen. Im Grunde wollte sie nie etwas anders. Sie nahm seine freie Hand so, dass sie vollkommen miteinander verbunden waren und beschwerte sich spielerisch: „Lass mir doch das nächste mal zumindest etwas Zeit um ein Hochzeitskleid zu nähen“. Sie sah nie glücklicher aus als in diesem Augenblick. Nicht einmal an dem Tag an dem Ren ihr seine Liebe gestand strahlte sie so hell. Ihr Lächeln hätte jeden in ihrem Umfeld in seinen Bann gezogen. „Versprochen“, gab Ren leicht schmunzelnd nach. Er stand schon lange unter ihrem Bann. „Du bekommst heute trotzdem ein Ehegelübde von mir. Auch auf die Gefahr hin, dass das hier nur ein wunderschöner Traum ist“, sprach die glückliche Braut und küsste ihren Bräutigam.
 

Mit zwei ein halb Jahren konnte man aus Shinjis Bildern schon gut erkennen was sie darstellen sollten. Strichmännchen ähnliche Menschen, zuckerwatteähnliche Bäume, kleine Häuschen und Sonnen mit Gesichtern. Doch er hatte ein absolutes Lieblingsmotiv. Seinen Fantasiefreund. Shinjis erstes Wort war „Buda“, was wohl Bruder heißen sollte,. Und das war auch der Name seines Fantasiefreundes. Dem kleinen war sein unsichtbarer Freund sehr wichtig. Er redete und spielte mit ihm, bestand darauf, dass auch „Bruder“ einen Gutenachtkuß bekam und beim Essen musste immer ein zusätzlicher Teller auf den Tisch gestellt werden. Luchia dachte sich nicht viel dabei. Shinji war eben ein sehr kreatives und fantasievolles Kind und er hatte außer seinen Eltern keinen Spielgefährten. Sie wusste von ihrem Vater, dass sie selbst einige Fanatsiefreunde hatte als sie klein war. Wahrscheinlich weil sie auf ihren Reisen nicht besonders viel Zeit hatte sich mit anderen Kinder anzufreunden. Ren sprach es zwar nicht aus, aber er vermutete, dass mehr dahinter steckte. Er fand es auffällig, dass Shinji seinem Fantasiefreund keinen richtigen Namen gab, sondern ihn einfach nur Bruder nannte. Daher nahm er sich die Zeichnungen seines Ziehsohnes oft zur Hand. Das kleine Männchen mit den wilden roten Haaren stellte eindeutig Shinji selbst dar. Dicht neben ihm stand ein zweites Männchen mit orangenen Punktaugen und ebenso wild gekitzelten schwarzen Haaren. Das musste sein Fanatasiefreund sein. Aber Ren wusste nicht was ich weiß. Das Shinji einen Zwillingsbruder hat mit dem er sich vor seiner Geburt noch eine ganze Zeit lang den Bauch seiner leiblichen Mutter teilte. Er konnte daher nur erahnen und vermuten was Shinjis unsichtbarer Freund für eine Bedeutung haben könnte. Das Kind spürte wohl, dass er nicht alleine entstanden ist, dass es da noch jemand anderen gab. Grade Wächterzwillinge haben offensichtlich eine starke Verbindung zueinander. Nichteinmal eine Trennung über Zeit und Raum vermochte es das zu ändern.
 

Nun lebten sie schon drei Jahre mit Shinji zusammen ihr neues Leben. Einiges hatte sich mittlerweile verändert. Rens Haare waren schon fast so lang wie die aus seinem alten Leben und meistens auch genauso durcheinander. Von der ordentlichen Kurzhaarfrisur war nichts mehr zu sehen. Die Beiden waren auch nicht mehr so blass. Im Gegenteil zu ihren kränklichen Wirten verbrachten sie viel Zeit im Freien. Besonders gerne saß die kleine Familie zusammen auf der Terrasse in ihrem Garten und trank gemeinsam Tee. Auch Shin durfte etwas ungesüßten Tee in seinem Trinkbecher mittrinken. Luchias Laden lief noch immer sehr gut. Sie hatte sogar ein paar Aufträge aus dem Schloss erhalten. Dort sollte bald ein großes Fest stattfinden. In diese Aufträge investierte sie besonders viel Arbeit. Sie nahm die Kleider oft noch mit nach Hause um dort an ihnen weiterzuarbeiten und Kleinigkeiten auszubessern. Es war ein eigenartiges Gefühl die Maße der Wächter aufzunehmen und ihre Stoffe ab zu stecken. Besonders bei Chiyo, Moe und Manabu. Sie hatte immer den Gedanken, einer von ihnen könnte sie jeden Moment erkennen. Trotz ihrem neuen Aussehen, der neuen Stimme und dem fremden Namen. Es war erstaunlich was für einen Schub Manabu in den letzten drei Jahren bekommen hatte. Auch wenn sie sich nicht zu erkennen geben konnte, machte es sie glücklich zu sehen, dass die Wächter sich so toll entwickelten. Ai war bei den Anproben leider nicht dabei. Sie hatte sich anscheinend mit Shin zurück gezogen. Aber das war in Ordnung. Sie war mit dem Mann zusammen den sie liebte. Und Luchia wusste, dass sich Aiko nie etwas anderes gewünscht hatte. Auch Shinjis leibliche Eltern kamen zur Anprobe. Sie hatte die Beiden bereits im finalen Kampf gesehen, doch erst jetzt viel ihr auf wie ähnlich Shinji seinem Vater sah. Es war schwierig die Beiden nicht auf ihren Sohn anzusprechen. Und für einen Moment schlich sich der ungemütliche Gedanke in ihren Kopf, dass sie ihnen ihr Baby vielleicht irgendwann zurück geben musste. Aber sie schaffte es den Gedanken wieder abzuschütteln und hoffte darauf, dass dieser Tag noch weit zurück lang. Ansonsten waren die Beiden wirklich tolle Persönlichkeiten. Bei einem so wunderbaren Sohn hätte sie sich auch nichts anderes vorstellen können.

Dieses Mal hatte Luchia Manabus Anzug mit nach Hause genommen. Es fehlten nur noch ein paar Stiche und sie wollte ihn nicht so unfertig im Laden zurücklassen. Grade als sie die Nähnadel in das Nadelkissen an ihrem Handgelenk steckte und ihr fertiges Werk zufrieden betrachtete, kam Ren mit einem Tablett in ihr Arbeitszimmer. Er wusste, dass Luchia alles um sich herum vergaß wenn sie einmal in eines ihrer „Werke“ vertieft war, ihm ging es da beim Malen nicht anders. Darum brachte er ihr ab und an einen Tee oder das Mittagessen einfach ins Zimmer. „Er sieht sehr edel aus“, bemerkte Ren mit einem Blick auf den Anzug und stelle das Tablett auf einer Kommode ab, in der Luchia ein paar Stoffe aufbewahrte. „Danke. Ich bin auch sehr zufrieden damit. Er ist für Manabu, darum habe ich in den Kragen ein paar Aquamarinsteine eingearbeitet. Die passen gut zu seiner Haarfarbe und kräftigen das Selbstbewusstsein. Außerdem stärkt der Aquamarin die Liebe und das Glück in der Partnerschaft. Nicht, dass ich denke er würde das brauchen, aber etwas Unterstützung kann nie schaden, oder? Gut ich gebe zu, dass ich sie hauptsächlich wegen der Farbe ausgewählt habe“, erklärt Luchia und dreht sich lächelnd zu Ren um. Doch ihr Lächeln verschwand als sie seinen Blick bemerkt. Etwas Sehnsüchtiges lag in ihnen. Er wirkte nicht unglücklich, aber es beschäftigte ihn etwas. Luchia kannte diesen Blick. Genau mit dem selben Blick betrachtete er oft ein Bild, dass er von seiner alten Heimat gezeichnet hatte, dem Wächterschloss. Auch die anderen Wächter waren für ihn seine Familie. Er fühlte sich noch immer für sie Verantwortlich. Das hatte sich nie geändert. Auch, wenn er immer davon sprach, dass er vollstes Vertrauen in die Wächter hätte und sicher wüsste, dass sie ihren Weg gehen werden. Er vermisste sie ganz einfach. Bevor seine Seele befreit wurde hatte er Manabu unter Shins Kontrolle ein paar schlimme Dinge gesagt. Und den Beiden blieb in der kurzen Zeit, in der ihre Seelen frei waren nicht die Zeit sich darüber mit den Wächtern auszusprechen. Luchias Blick richtete sich auf den Umschlag, der neben dem Tablett auf der Kommode lag und sie fasste einen Entschluss: „Wir wurden zu einem Fest im Schloss eingeladen. Wie du weißt fertige ich die Kleider zu diesem Anlass. Als Dank für meine gute Arbeit hat Moe mir Einladungskarten gegeben. Und wir werden alle zusammen dort hingehen".
 

~Das Glück ist das einzige, was sich verdoppelt, wenn man es teilt.~

Albert Schweitzer, Humanist (1875-1965)
 

~In den Kindern erlebt man sein eigenes Leben noch einmal, und erst jetzt versteht man es ganz.~

Sören Kierkegaard



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Jayle
2017-06-29T15:11:16+00:00 29.06.2017 17:11
SO toll *___*
Es ist einfach so wundervoll, wie Ren und Luchia sich um Shinji kümmern Q//Q
Und zudem, wie frech der Kleine in dem Alter doch war xD Wenn man bedenkt, wie
er mit 5 Jahren war |D
Als ich das mit dem Frosch gelesen habe, konnte ich auch nicht anders, wie zu lachen xDD
Alleine die Vorstellung, danach die Sache mit dem Fläschchen...ich meine, weshalb in einem Blumentopf?
Das kann echt nur von Ren kommen xD

Einerseits hat mich dieses Kapitel zum schmunzeln und Lachen gebracht und andererseits auch etwas
traurig gestimmt. Also die Gefühle der Beiden sind auf jeden Fall bei mir angekommen qwq
Die Idee mit Shinji´s "Fantasiefreund" finde ich auch toll :3 Und das er in dem jungen Alter schon so
kreativ war. Besonders gefällt mir auch die Idee, das Luchia öfter Kleidung für die Wächter schneiderte. Also
das du quasi diese Verbindung aufrecht erhalten hast :D
Jetzt frage ich mich natürlich, was für ein Fest das sein mag?:3 Und was so auf dem Fest passieren wird >w<
Besonders, da ja gerade Akaya ja nicht auf den Kopf gefallen ist |D Und ich frage mich, ob Shinji und Ayaka sich
eventuell dort schon das erste mal begegnet sind?:>
Und du schaust dir eindeutig zu viel bei mir ab, was Cliffhanger angeht ;_; xDD
Dennoch freue ich mich riesig aufs nächste Kapitel <3
Antwort von:  Kuri-muff
29.06.2017 21:44
Es freut mich riesig, dass es dir gefällt -^^-
Immerhin gehört es zu deinem Geschenk. Da ist mir deine Meinung am wichtigsten :)
Davon abgesehen ist es zu unserem RPG XD

Ja ich dachte es wäre lustiger wenn er die Beiden ordentlich auf Trapp hält XDD
Das gibt sich dann mit der Zeit und er wird ruhiger.
Eigentlich meinte er ja auch alles was er gemacht hat nur lieb und ist an sich ein sehr zufriedenes liebes Kind :)
Ja ich hatte auch richtig Spaß die Froschszene zu schreiben :P
So ne typische Ren Aktion das stimmt XD

Ich bin froh, dass ich das richtig rüber bringen konnte :)
Die Idee kam mir Spontan noch beim Schreiben. XD
Und vielen Dank für die Idee für das Fest ^^
Du wirst ja sehen wer da wem begegnet ;)
Ja du bist mir da ein sehr gutes Vorbild XDD
Revange~
Antwort von:  Jayle
29.06.2017 22:03
UND, von Luchia und Ren gab es einfach viel zu wenig zu lesen,
in RPG und Fanfic qwq Daher ist deine Story echt toll~<3
Vor allem da es deine Beiden süßen sind, kannst du sie am besten rüber bringen xD

Ist es auch, ich meine, Ayaka hat ja zum Beispiel auch einen ziemlichen Wandel
in den Jahren gemacht C: Im Gegensatz zu Shinji, ist sie dann ja ruhiger geworden xDD
Ja und was er gemacht hat, war total knuffig, besonders als die Papierblumen vorkamen
habe ich mich gefreut, das du sie eingebracht hast x3
Das glaube ich dir, das du das hattest xD

Ja, mit Ideen spontan beim Schreiben kenne ich mich auch sehr gut aus xDD
Aber selbst durch deine Story sind mir ein paar Dinge eingefallen o_o |D
Du wirkst also auch inspirierend auf mich ;D xD
Sehr gerne ^_^
Ja und ich bin schon voll gespannt *__*
Warum muss ich auch so ein gutes Vorbild sein, was das angeht?D: xDD


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