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Coming Home for Christmas

[Zen x Shirayuki | 22. Türchen]
von

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Coming Home for Christmas ▷ Shirayuki


 

Coming Home for Christmas ▷ Shirayuki

Shirayuki ◊ Obi ◊ Ryu

 

 

 

It's gonna take some time but I'll get there

 

 

»Fräulein!«

Shirayuki war vollkommen in die Unterlagen über ihre Arbeit mit den Leuchtkristallen vertieft, dass sie Obis laut rufende Stimme nicht mitbekam. Alle anderen im Arbeitszimmer beschwerten sich jedoch über den Lärm, der draußen auf dem Flur herrschte.

»Fräulein Shirayuki!« Laut donnernd flog die Tür auf und Obi – der den ganzen Weg vom Ritterorden bis hierhin gerannt war – stand in dieser und sah sich im Raum um.

»Wie kann man nur so fit sein«, fragte ein Fremder, der sich verstimmt wieder seiner Arbeit widmete. Er murmelte noch ein paar Fluchworte vor sich hin, doch der junge Mann ignorierte dies. Er entdeckte Shirayuki an einem Tisch, zwischen riesigen Stapeln von Büchern, die gefährlich hin und her wippten. Obi musste aufgrund des Anblicks schmunzeln, denn er kannte bis auf Shirayuki nur eine Person, die in dieser Situation ruhig arbeiten konnte und das war der kleine Ryu.

»Vor-sich-tig«, sagte Obi amüsiert und nahm ein Buch von einem der Stapel. Er hielt es ihr hin als hätte er es so eben aufgefangen. Verwundert blickte Shirayuki endlich auf.

»Obi«, sagte sie freudig. Sie sah müde aus, aber in ihren Augen funkelte der Willen zu arbeiten. »Was machst du hier?«

Obi schlug das Buch auf und las wahllos eine Seite. Irgendetwas über Mineralien, was er nicht verstand und er verzog das Gesicht, ehe er es geräuschvoll wieder zuklappte und auf den Tisch legte. »Ich habe eine Botschaft von dem Meister erhalten.«

»Von Zen?« Shirayuki war aufgestanden und stemmte ihre Arme auf den Tisch. Dabei hatte sie einen Lärm von sich gegeben, sodass nun sie „angeschischt“ wurde und nicht Obi. Ihn freute das innerlich, nur würde er das niemals freiwillig zugeben.

»Ein Brief, um genau zu sein«, sagte er und zog aus seiner Hintertasche einen mittlerweile zerknitterten Brief. Shirayuki konnte Zens Siegel auf dem Rücken des Umschlags erkennen und seine feine Handschrift. Sogar das Papier erkannte sie, weil sie es ihm persönlich geschenkt hatte.

»Was schreibt er?«

»So ungeduldig, Fräulein?«

Shirayuki schenkte Obi einen Blick, der einem kleinen, beleidigtem und sturem Kind glich. Er mochte sie für ihre Natürlichkeit und dafür, dass man an ihrer Körpersprache so wundervoll ablesen konnte, was in ihr vor sich ging. Es war irgendwie, niedlich. Es machte diese unglaublich starke, junge Frau so zerbrechlich wie eine Prinzessin.

»Ein-la-dung-en«, flötete er amüsiert und streng wie ein Lehrer. Mit einer galanten Handbewegung schwang er den Umschlag gegen Shirayukis Stirn und beobachtete ihre Reaktion. »Drei Mal darfst du raten wofür.«

»Obi«, brummte Shirayuki und seufzte. »Wenn es Einladungen sind, dann kann es nur eine Veranstaltung auf Schloss Wistal sein. Vielleicht ein Winterball?«

Der Bote des Prinzen grinste und überließ endlich den Umschlag der Apothekerin. »Exakt. Er möchte uns gerne zu diesem Ball einladen und bittet uns zu kommen.«

Er konnte es in Shirayukis Gesicht ablesen, wie sehr sie sich freute. Wahrscheinlich wäre sie gerne vor Freude geplatzt, jedoch hielt sie sich für die Etikette zurück und zügelte ihr Benehmen. Schließlich ging es hier um den zweitgeborenen Prinzen des Schloss Wistal. Wie sehr Shirayuki gewachsen war.

»Aber«, schlagartig änderte sich ihr Gesichtsausdruck und sie sah traurig die Stapel Bücher auf ihrem Tisch an, »ob ich frei bekommen kann?«

»Ha?« Obi folgte ihrem Blick und zuckte unbekümmert mit den Schultern. »Als wenn der kleine Ryu etwas dagegen sagen wird. Es geht immerhin um eine offizielle Einladung vom Schloss.«

Für ihn erschien das alles so einfach, aber das war es für Shirayuki auf keinen Fall. Sie nahm ihre Pflichten ernst und die war hier noch lang nicht erledigt. Obis Aufgabe war es hingegen ein Auge auf Shirayuki zu werfen und somit war es klar, dass wenn sie zum Schloss gehen würde, dass er gehen musste. Sie würde Zen, Kiki und Mitsuhide so gerne wieder sehen. Und die Apotheksleiterin Garaku …

»Ich gehe und frage Ryu«, sagte sie entschlossen und funkelte Obi an. Er kannte dieses Strahlen in ihren Augen. Sie hatte es sich in den Kopf gesetzt und würde es auch durchziehen. Ganz sicher. Da konnte kaum noch was dazwischen kommen.

»Ich werde den Ritterorden unterrichten und schon mal die Vorbereitungen treffen.«

»Hm, warte hier Obi«, sagte Shirayuki und widmete sich wieder ihrem Tisch mit all den Büchern. Sie klappte das, was sie zuletzt gelesen hatte zu und steckte es in ihre Tasche, dann stand sie auf und lächelte. »Möchtest du mich nicht zu Ryu begleiten?«

»Zum Kleinen?« Obi grinste. Er wusste genau, dass der Spitzname Kleiner ganz und gar nicht mehr zu Ryu passte. Der Kleine war hier oben in Lilias nämlich in die Höhe geschossen, wie es keiner im geringsten erwartet hätte.

»Warum nicht? Ich frag mich aber, wieso er keine Einladung bekommen hat.«

Shirayuki legte ihren Kopf leicht schief, dann setzte sie sich in Bewegung um die Bibliothek zu verlassen. »Er würde sie aber eh nicht annehmen. Er mag keine Menschenmassen.«

»Aber es ist cool sich auszudenken, wie die anderen staunen werden, dass er so gewachsen ist!«

Shirayuki kicherte. »Ja, keiner würde es glauben. Wir sollten es unbedingt für uns behalten.«

»Sicher!«

 

***

 

Ryu arbeitete lieber in einer ruhigen Umgebung, deswegen saß er auch in dem abgelegenem Raum, der ihnen für die Erforschung der Hitze-Glitzerkristallsteine und der Orin Maris zur Verfügung gestellt worden war. Er war vollkommen alleine hier, da sich jeder andere Orte, oder auch zur Abwechslung mal andere Aufgaben, gesucht hatte, denn seit sie vor einem Jahr nach Lilias gekommen waren, erforschten sie nichts anderes als diese Blume und wie sie ihre Leuchtkraft behalten konnten.

Ryu, der gerne auf dem Boden oder sogar unter dem Tisch saß, war mittlerweile zu groß dafür und saß nun ordentlich – wie es sich gehörte – an dem großen Schreibtisch und schrieb angestrengt in seinem Notizbuch.

»Ryu«, flötete Shirayuki fröhlich. »Ich hoffe du machst ausreichende Pausen.«

Der angesprochene Apotheker blickte hoch und sah etwas erschöpft aus, aber das täuschte, denn Ryu hatte öfters einen eher müde wirkenden Ausdruck im Gesicht. »Hmm?«

Obi wedelte erneut mit dem Brief. Er überließ das Erklären jedoch der Apothekerin.

»Prinz Zen hat uns Einladungen zum Winterball geschickt und ich wollte dich fragen, ob es in Ordnung wäre, wenn ich mir die Tage frei nehme.«

Stumm sah Ryu von Shirayuki zu Obi, zu dem Briefumschlag, zu Obi zurück und dann wieder zu Shirayuki.

»Natürlich kann ich Zen auch darum bitten dir ebenfalls eine Einladung zu schicken«, sagte Shairayuki sichtbar nervös und verlegen. Es war ihr unangenehm, dass Ryu nicht als Gast gebeten wurde.

»Nicht nötig«, erwiderte er mit seiner leisen, müden Stimme. Er schüttelte den Kopf. »Ich mag solche vollen Veranstaltungen nicht, aber du kannst gerne gehen.«

Glücklich strahlte Shirayuki und sah kurz zu Obi und dann wieder zu Ryu. In einem Affekt fiel sie ihm vor Freude um den Hals. »Danke!«

»Schon gut, schon gut«, sagte der Jüngere und drückte sie sanft, aber bestimmend von sich. Natürlich ließ sie gleich von ihm ab. »Aber grüßt alle von mir.«

»Natürlich«, versprach Shirayuki und verabschiedete sich dann von ihrem Lehrmeister. Sie versicherte ihm, dass sie ihm etwas schönes mitbringen würde und das sie schnell wieder zurück kommen und die Arbeit aufholen würde.

Sie machte mit Obi aus, dass er zum Ritterorden gehen solle und sie ihre Sachen packte, dann trennten sie sich und verabredeten einen Zeitpunkt für die Abreise.

Shirayuki verschwand in ihrem Zimmer und begann ihre Sachen zu packen, aber spätestens bei ihrer Garderobe wurde ihre Euphorie und ihr Tatendrang gedämpft, denn sie hatte keine Ahnung, was sie zu diesem Winterball tragen sollte. Viele festliche Kleider hatte sie nicht hier, denn damals hatte sie nur das wichtigste mit nach Lilias mitgenommen und somit waren ihre wenigen balltauglichen Kleider zu Hause in Wistal geblieben.

Sie klappte gerade ihren Koffer zu, als ihre Tür aufgestoßen wurde und sie voller Schrecken über ihre Reisegepäck fiel und auf dem Boden landete.

»Fräulein Shirayuki! Fräulein Shirayuki!«, rief der Ritter panisch. Es dauerte ein paar wenige Augenblicke, bis der junge Ritter realisierte, was er gerade getan hatte und was passiert war. Beschämt drehte er sich um und stammelte seine erst gemeinte Entschuldigung: »EstutmirwirklichaufrichtigLeid,Fräulein.«

Shirayuki setzte sich auf und richtete ihr Haar. Es war, seitdem sie nach Lilias gekommen war, ein ganzes Stück gewachsen und sie sollte sich unbedingt die Spitzen schneiden lassen, ehe sie nach Wistal aufbrach. Aber erst einmal musste sie sich anhören, was der junge Ritter zu sagen hatte.

»Schon gut«, sagte sie und richtete sich auf. »Was kann ich für Euch tun«, fragte sie und noch ehe der Ritter ihr antworten konnte, polterte Obi in ihr Zimmer.

»Fräulein! Ich werde klein Ryu benachrichtigten, er kann sich sicherlich darum kümmern«, unterbrach er den Ritter, noch ehe dieser anfangen konnte. Doch Shirayuki ließ sich von ihm in keinster Weise beeinflussen, sondern bat den Ritter darum, sein Anliegen vorzutragen.

»Es ist schrecklich, Fräulein Shirayuki. Gestern Abend erreichte uns ein Reisender, vollkommen geschwächt, deswegen haben wir ihm Unterschlupf gewährt. Etwas zu Essen und einen warmen Schlafplatz, jedoch wussten wir nicht, dass er nicht von der Reise, sondern von einer Krankheit geschwächt war.«

Sofort war Shirayuki vollkommen aufmerksam und ihr Gesicht zeigte ihre Konzentration. »Sprich weiter«, bat sie ihn mit einem Nachdruck, den sie immer während der Arbeit besaß.

»Die Krankheit hat sich ausgebreitet und mehrere Ritter haben sich angesteckt. Wenn wir das nicht in den Griff bekommen, werden wir unsere Wachen nicht aufstellen können.«

Die Apothekerin nickte, ging wortlos zum Schrank und entnahm einen neuen, frischen Kittel. Für sie war sofort klar, dass sie den Rittern helfen würde.

»Fräulein Shirayuki«, mischte sich Obi wieder ein. »Wenn du hingehst, werden wir nicht nach Schloss Wistal können.«

Shirayuki stoppte für einen Augenblick. Sie wurde sich bewusst, dass es ihre letzte Möglichkeit war, Zen und die anderen noch einmal wiederzusehen, ehe das neue Jahr begann und das sie nicht sagen konnte, wann sie das nächste Mal diese Möglichkeit erhielt.

»Zen«, murmelte sie. Obi und der Ritter schienen das mitbekommen zu haben, doch sie sagten nichts. Allein schon, weil Shirayuki sie kurz darauf entschlossen ansah. Ja, sie wollte Zen wiedersehen, sie würde so unglaublich gerne Weihnachten mit ihm, Mitsuhide, Kiki und Obi im Schloss verbringen, doch die Ritter brauchten ihre Hilfe. Wie könnte sie sich weiterhin „Hofapothekerin“ nennen, wenn sie sich nur um sich selbst kümmern würde und die kranken Ritter zurück ließ?

Obi grinste, weil er ihre Gedanken schon lange gelesen hatte.

»Obi, bitte sag Ryu Bescheid. Je mehr mithelfen, desto besser.«

Er salutierte vor Shirayuki. »Ich werde eine Nachricht an Prinz Zen schicken lassen, indem ich ihm erkläre, warum wir nicht kommen können.«

Sie nickte. Natürlich tat es ihr weh, dass sie die Einladung absagen und die Gelegenheit nach Hause zu kommen auslassen mussten, doch hier ging es um die Gesundheit der Ritter von Caleb. Zen würde das verstehen und sie in ihrer Entscheidung bestärken.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

»Coming home for Christmas ...«
 

Coming Home for Christmas ▷ Zen


 

Coming Home for Christmas ▷ Zen

Zen ◊ Mitsuhide ◊ Kiki ◊ Izana

 

 

 

Well I'm moving down that line and it's been so long but I will be there.

 

 

Prinz Zen war vollkommen mit den Vorbereitungen des Winterballs beschäftigt, die sein Bruder auf ihm abgewälzt hatte. Das Positive daran war, dass auch die Einladungen in seiner Entscheidungen lagen und somit hatte er kurz um, ohne lange zu überlegen, Mitsuhide damit beauftragt, Shirayuki und Obi in Lilias welche zukommen zu lassen. Sie sollten schon lange angekommen sein und wohl möglich waren sie auch schon auf dem Weg nach Wistal. Nicht mehr lange …

Die große Tür zu seinem Büro, wurde achtlos aufgedrückt und verursachte einen lauten Knall. Mitsuhide, gefolgt von Kiki. Beide sahen besorgt, oder vielleicht eher geschickt aus und Mitsuhide hielt einen Brief in der Hand. Negative Meldung? Vielleicht aus Lilias?

Bei dem Gedanken, dass es sich um einen Brief von Shirayuki handeln könnte, schlug er beide Handflächen auf dem Tisch und stand auf. Dabei schob er den Stuhl nach hinten, sodass er mit einem Krachen auf dem Boden landete.

»Was ist los?«, verlangte er zu wissen, als seine Leibgarde vor seinem Arbeitstisch zum stehen kam.

»Eure Vorahnung ist herausragend, Prinz Zen«, sagte Kiki.

»Bei euren Gesichtern ist es nicht gerade schwer zu erahnen, dass etwas nicht stimmt. Also nun, spuckt schon aus was in dem Brief steht.«

»Er kommt aus Lilias«, erklärte Mitsuhide mit ruhiger Stimme. »Genauer gesagt von Obi.«

»Obi hat eine schreckliche Handschrift«, mischte sich Kiki ein.

»Egal, was steht drin«, murrte der Prinz.

»Ich lese vor«, begann der hochgewachsene Leibwächter und entfaltete den Brief. In nur wenigen Worten hatte Obi von dem Fremden in Caleb geschrieben und davon, dass Shirayuki da blieb, um sich um die erkrankten Ritter zu kümmern. Er schrieb auch, dass er es nicht gewagt hatte, sie umzustimmen und dass er aus diesem Grund die Einladungen zurück schickte.

Es war leise in dem geräumigem Büro nachdem Mitsuhide das obligatorische „Ich schreibe nicht gerne“ vorgelesen hatte. Die Bedeutung dieser Absage war allen klar: Sie würden Obi und Shirayuki so schnell nicht mehr wiedersehen.

Zen senkte seinen Kopf und fing an sich darüber zu ärgern, doch dann sah er die entschlossene Shirayuki vor seinem geistigen Auge. Es sah ihr ähnlich, das Wohl anderer über ihr eigenes zu stellen und im Grunde wäre er enttäuscht gewesen, wenn sie sich dazu entschlossen hätte her zu kommen.

»Das sieht ihr ähnlich, alles stehen und liegen zu lassen, um den Rittern zu helfen«, sagte Mitsuhide anerkennend und Kiki pflichtete ihm bei: »Da fragt man sich, wer hier der Ritter ist.«

Er nickte und wand sich dann Zen zu. »Es tut mir Leid. Ihr habt Euch sicherlich auf ein Wiedersehen mit Fräulein Shirayuki gefreut.«

Es dauerte etwas bis der Prinz sich regte. Er drehte sich zu dem großen Fenster um und blickte hinaus in den klaren, von Sternen behangenen Nachthimmel. Mitsuhide setzte sich in Bewegung und stellte den Stuhl wieder auf. Dann positionierte er sich neben seinem Herrn. »Ich bin mir sicher, dass es dich sehr enttäuscht, dass Obi und Shirayuki abgesagt haben.«

Zen reagierte nicht, sondern zuckte mit den Schultern.

»Wir können stolz auf Shirayuki sein«, sagte Kiki, die immer noch an ihrem Platz stand. »Sie hat sich zu einer hervorragenden Apothekerin entwickelt. Eine starke, unabhängige, junge Frau.«

Erneut zuckte der Prinz mit den Schultern. »Sie hat meinen Namen noch nie wirklich gebraucht.«

»Nein und das zeigt sie derzeit dem ganzen Land«, bestätigte Mitsuhide.

Dann wurde es wieder ruhig in dem Büro. Zen bemerkte, wie viel mehr auf Shirayuki als auf diesen Ball gefreut hatte. Sein Antrieb, die ganze Organisation diszipliniert zu erledigen und nun war all die Motivation dahin. Warum sollte er noch weiter arbeiten, wenn er das, was er sich zu diesem Weihnachten wünschte, nicht bekommen würde?

Zen drehte sich zu seinem Schreibtisch um und betrachtete die Dokumente. Viel war nicht mehr zu erledigen und trotzdem war all die Arbeitsmotivation dahin.

»Ich hätte sie auch gerne wieder gesehen. Sie beide. Shirayuki und Obi.«

Der Prinz sah Kiki an und lächelte kurz.

»Es wäre sicherlich interessant mit den Beiden geworden«, pflichtete Mitsuhide seiner Partnerin bei.

»Obi würde auf jeden Fall auf ein „Wetttrinken“ drängen.«

»Oh ja«, befürchtete der hochgewachsene Ritter.

Dieser Winterball wäre mit Abstand der unterhaltsamste gewesen. Mit ihnen dreien. Mit Shirayuki. Sie beide.

Dem Prinzen kam eine Idee und er drehte sich mit so viel Schwung um, dass sein schneeweißer Umhang Mitsuhide streifte. »Kümmert euch um die Vorbereitungen«, sagte er in einem entschlossenem Tonfall. »Ich werde mit meinem werten Bruder sprechen.«

»Jetzt noch?«, warf Mitsuhide ein und wollte seinem Freund folgen, doch Kiki hielt ihn mit einem Kopfschütteln auf. Im Gegensatz zu ihm, hatte sie gleich verstanden, was der Prinz damit bezweckte.

Zen war noch nie so schnell die Flure entlang geeilt. Da es draußen stockfinster war und eigentlich Nachtruhe herrschte, waren auf dem Flur nur Wachen anzutreffen, die sich kaum wach halten konnten und beim Anblick von Zen panisch wieder in Position gingen.

Der zweitgeborene Prinz wurde höflichst gegrüßt und gefragt was er zu dieser Stunde noch auf dem Flur machen würde, doch er reagierte nicht im geringsten darauf, sondern setzte seinen Weg fort.

Die Türen zu dem privatem Gemach seines Bruders war geschlossen. Die Wachen links und rechts des großen Eingangs standen stramm und diszipliniert. Sie regten sich kein Stück, als Zen sich der Tür näherte. Erst als er sie ansprach: »Ist mein Bruder auf seinem Zimmer?«

Der rechte Ritter antwortete dem jungen Prinzen: »Euer Bruder, der König, hat sich schon vor ein paar Stunden zurück gezogen.«

Zen nickte. Eigentlich war diese Information eine Aufforderung zu gehen und den König Izana Wistalia erst am nächsten Tag zu konsultieren, doch er war in der Position dies ignorieren zu können. Allein schon, weil er das Gefühl hatte, dass Izana nur auf ihn hinter dieser Tür wartete.

Er konnte nichts hören, kein Licht sehen, dass durch irgendwelche Türspalten dringen könnte. Es gab also nichts, was ihm verraten hätte, dass sein großer Bruder noch wach war und dennoch klopfte er an der massiven Holztüre.

Der rechtsstehende Ritter machte Anstalten ihn davon abzuhalten und ihn zu ermahnen, dass der König seine Ruhe benötigte, doch in genau dem Moment ertönte die Stimme des Königs. Dumpf als würde er in der hintersten Ecke des Raumes stehen und kaum hörbar. Er bat seinen Besuch hinein, woraufhin die Wachen die beiden, schweren Holztüren öffneten und Prinz Zen eintreten ließen.

Izana stand auf seinem Balkon, gehüllt in einen warmen Mantel, mitten im herabfallenden Schnee. Wie Zen es bereits draußen im Gefühl hatte, schien es so, als hätte Izana tatsächlich gewusst, dass sich Zen auf den Weg zu ihm machen würde und hatte deshalb auf seinen kleinen Bruder gewartet.

Der König drehte sich nur halb zu ihm um und begrüßte ihn, in seiner typischen, fürsorglichen Art und Weise: »Zen, kleiner Bruder«, sagte er. »Schön dich zu sehen, aber sag, was führt dich zu dieser späten Stunde zu mir?«

Zen stellte sich in die Mitte des Raumes, wo sich eine gemütliche Sitzlandschaft befand und beobachtete, wie die Zimmertür wieder geschlossen wurde. Sie waren allein. Nicht das ihm das unangenehm war, aber sein ältere Bruder genoss es, ihn zu ärgern. Deswegen begegnete er ihm lieber einmal zu oft mit Vorsicht und Respekt.

»Ich bin hier um Euch um eine Reiseerlaubnis zu bitten.«

»Aber Zen«, Izana drehte sich nun komplett zu ihm hin, »wir sind allein, lass die Förmlichkeit.«

Doch der Jüngere reagierte nicht darauf und der König gab nach: »Gut. Wozu brauchst du eine Reiseerlaubnis?«

»Wenn Ihr es mir gestattet, würde ich mich so bald die Vorbereitungen für den Winterball abgeschlossen sind, nach Lilias aufmachen.«

»Nach Lilias?«, fragte Izana und betrat das Zimmer vom Balkon aus. »Da du „so bald die Vorbereitungen abgeschlossen sind“ sagtest, gehe ich davon aus, dass du die Erlaubnis haben willst, nicht beim königlichen Ball anwesend zu sein?«

Zen nickte. »Es ist so gut wie alles fertig und alles organisatorische, was Ihr mir aufgetragen habt, werde ich in den nächsten Tagen erledigt haben. Es gibt also keinen Grund zur Sorge, dass ich meine Arbeit nicht nach Euren Erwartungen erfüllen werde.«

»Auf jeden Fall weiß ich, dass du mit der entsprechenden Motivation noch besser arbeitest, also sag, was bewegt dich zu der Reise nach Lilias?«

»Als wenn Ihr das nicht wüsstet, Bruder.«

Der König fing an zu lachen und ließ sich auf einem Teil der Couch nieder. »Ich ging davon aus, dass Fräulein Shirayuki uns zum Ball besuchen wird. Ihr ist doch nichts dazwischen gekommen?«

»Bruder?«

Izana schüttelte den Kopf. »Ich habe von der Krankheit, die im Ritterstützpunkt umgeht, gehört. Ich dachte aber nicht, dass sie sich die Gelegenheit Weihnachten mit dir zu verbringen, entgehen lässt.«

»Ich habe nichts anderes von Shirayuki erwartet.«

»Hmmm.«

Schweigen trat ein, während sich die beiden Brüder nur ansahen und jeder auf das Wort des anderen zu warten schien. Es war Izana, der das Schweigen brach: »Du willst also Weihnachten in Lilias verbringen und nicht zu Hause? Ist dir das wirklich Recht? Die Königin ist bereits auf dem Weg hier her.«

Zen nickte. Er wusste das die Königin sich angekündigt hatte und trotzdem war dies nichts, was ihn von seinem Vorhaben abbringen konnte.

Izana seufzte. »Mein kleiner Bruder ist ein unverbesserlicher Sturkopf. Da ich davon ausgehen muss, dass du nicht eher meine Gemächer verlassen wirst, bis ich dir meine Erlaubnis für deine Reise erteilt habe, bleibt mir nichts anderes übrig, als dir meinen Segen zu geben, oder?«

»Egal was Ihr sagt, ich werde gehen«, sagte Zen, mit einem selbstbewusstem Lächeln. »Mit Eurer Zustimmung würde es die Situation nur um einiges angenehmer gestalten.«

Der Ältere fing an zu lachen. »Mir ist, als hätten wir diese Unterhaltung schon einmal geführt.«

»Das kann durchaus sein.«

Wieder trat Schweigen ein, weil Zen auf die Antwort seines Bruders wartete und Izana ihn hingegen zu gerne ärgerte.

»Das wird dein erstes Weihnachten sein, dass du nicht zu Hause verbringen wirst.«

Zen schien über seine Worte nachzudenken, ehe er seinem Bruder antwortete: »Ich werde das Weihnachtsfest mit der Person verbringen die ich liebe, das ist das gleiche wie zu Hause zu sein.«

»Ah Zuhause ist dort, wo die Personen sind, die man liebt, hm?«, gab der König von sich und lehnte sich zurück.

»Prinz Zen«, sagte er dann im strengen Tonfall und stand auf, »ich beauftrage dich damit, in Lilias die Genesung der Wachen am Grenzposten zu beaufsichtigen und ordnungsgemäß über den Verlauf der Krankheit Bericht zu erstatten.«

Zen nickte und nahm diesen Auftrag gerne an. Er wusste, dass sein Bruder die Verbindung zu Shirayuki noch nicht komplett guthieß und das er sich aus Spaß dagegen stellen würde. Aber er wusste hingegen auch, dass Zen sich nicht von ihm abhalten lassen würde Shirayuki zu sehen. »Sehr wohl, König Izana.«

»Sobald die Vorbereitungen für den Winterball abgeschlossen sind, machst du dich auf den Weg und nun geh. Du hast eine Menge Arbeit vor dir Zen.«

Zen nickte lediglich und wünschte seinem Bruder eine gute Nacht, dann drehte er sich um und verließ das Zimmer. In Gedanken fest bei Shirayuki, die er bald endlich wieder sehen würde.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

»Coming home for Christmas ...«

 



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von:  Yinyin24
2018-01-26T02:08:31+00:00 26.01.2018 03:08
Ach wie süß :)
Von:  Yinyin24
2018-01-26T01:58:26+00:00 26.01.2018 02:58
Wie traurig aber wahr.
Von:  Goetterspeise
2017-12-23T19:45:43+00:00 23.12.2017 20:45
Hallo erstmal :)

vorne weg: es hat mir wirklich viel Spaß gemacht die beiden Teile zu lesen. Dein Stil hat perfekt in diese ruhige und süße Geschichte gepasst, allerdings gibt es ein großes Manko, dass ich dir nicht verschweigen kann: es endet so offen ;_; Wegen mir hättest du noch so viel mehr schreiben können. Wie Zen dann endlich ankommt, wie sie alle zusammen Weihnachten genießen und und und. Jetzt muss ich mir das selbst ausdenken. >.<
Das finde ich ja schon sehr unfair von dir!
Ansonsten: du hast die Charaktere, soweit ich mich noch an sie erinnern kann, sehr gut getroffen und gerade, dass Shirayuki sich um die Kranken kümmert ist einfach eins zu eins sie. Da hast du wirklich was sehr schönes gewählt :3 Btw. mir ist beim Lesen nichts aufgefallen, dass auf Obi x Shirayuki hingewiesen hätte - wobei das natürlich im Manga öfter mal von seiner Seite aus angedeutet wird. Allerdings hast du dir wirklich umsonst Gedanken darüber gemacht. :)

Und damit wünsche ich dir jetzt schon mal schöne Weihnachten meine Liebe ♥


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