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Rechts vom Lebkuchenhaus

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Rechts vom Lebkuchenhaus

Nami merkte augenblicklich den Umschwung im Wetter. Eine kühlere Brise, als zuvor, wehte ihnen entgegen und die wenigen Wolken am Himmel wurde immer dünner, bis alles über dem Schiff genauso blau war, wie das Wasser unter ihnen.

„Als nächstes kommt eine Winterinsel“, rief sie den anderen zu, die loszogen, um sich dem Wetter entsprechend zu kleiden. Chopper sprang aufgeregt auf und ab. Kein Wunder, schließlich kam er selbst von einer Winterinsel. Nami erinnerte sich daran, als wäre es gestern gewesen. Dieses Mal würde sie auch mehr davon mitbekommen, denn bei der letzten Winterinsel war sie die meiste Zeit über krank gewesen und hatte nichts vom Winter mit seinen Wundern genießen können.

„Hoffentlich liegt Schnee! Dann können wir eine Schneeballschlacht machen“, rief Lysop Chopper zu, der vor Aufregung quietschte. Schon im nächsten Augenblick begannen die zwei gemeinsam mit Ruffy eine imaginäre Schneeballschlacht auf dem Deck der Thousand Sunny. Sanji bedauerte lautstark die Tatsache, dass es keine Sommerinsel sei, da er „Namilein und Robinchen“ lieber knapp bekleidet sah als in ihren dicken Mäntel, die sie nun angezogen hatten, auch wenn er ihnen versicherte, dass sie immer noch atemberaubend schön waren. Franky hoffte dagegen seinen Vorrat an Holz aufstocken zu können, um einige Reparaturen am Schiff vorzunehmen, aber auch um neue Gimmicks zu zimmern. Brook stimmte währenddessen ein Winterlied an, das irgendetwas mit Schnee und Höschen zu tun hatte. Zorro verschlief natürlich die ganze Aufregung und Robin las in ihrem neusten Buch weiter nachdem sie sich umgezogen hatte.

Nami seufzte, konnte aber ein Lächeln nur schwer unterdrücken. Wie sehr sehnte sie sich danach mal nicht in das nächste Abenteuer zu geraten, sondern einfach friedlich ein paar Tage auf einer Insel auszuspannen. Jedes Mal, wenn sie an einer neuen Insel anlegten, dauerte es keine fünf Minuten und schon steckte die Strohhutbande tief in irgendeinem Schlamassel fest.

Als sie sich der Küste näherten, schien die Insel ihnen förmlich entgegen zurufen: „Hey ich bin so klein auf mir kann es gar keine Abenteuer geben.“ Und Nami wollte ihr so gerne glauben.

Enttäuscht stellten Ruffy, Lysop und Chopper fest, dass es zwar eisig kalt war, aber das kein Schnee auf der Insel lag. Sie bestand hauptsächlich aus einem riesigen Wald voller immergrüner Tannen.

„Dann kann ich ordentlich Holz einlagern“, stellte Franky begeistert fest und schubste Zorro, damit der aufwachte.

„Was iss'n?“, fragte Zorro gähnend.

„Du sollst Franky beim Holz haken helfen“, rief Nami ihm zu.

Genervt verdrehte der Schwertkämpfer die Augen. „Als ob ich meine kostbaren Schwerter für so etwas simples nutzen würde.“

„Stell dich nicht so an, Spinatschädel“, schimpfte Sanji und innerhalb von wenigen Sekunden wurden lauter Beleidigungen und Drohungen zwischen den beiden ausgetauscht bis Nami dazwischen schritt und den beiden eine ordentliche Tracht Prügel verpasste.

„Wenn ihr soviel Energie habt, könnt ihr beide Franky helfen Holz zu haken!“ Sie funkelte die beiden an, die kleinlaut nachgaben. „Sanji kann ja währenddessen auch nach etwas Essbarem Ausschau halten.“

„Ich möchte gerne Kräuter sammeln“, fragte Chopper schüchtern an. „Hier gibt es vielleicht dieselben wie auf Drumm.“

„Nimm Lysopp und Brook mit und entfernt euch nicht zu weit vom Schiff“, riet Nami ihnen. „Und Ruffy, du kannst mir helfen diese Insel zu erkunden. Ich möchte gern alles über die Insel wissen, damit ich sie in meine Karte einzeichnen kann. Robin stört es dich, wenn du auf dem Schiff bleibst und aufpasst?“

„Geht ruhig. Ich möchte gerade gar nicht aufhören mit dem Lesen.“

Nami überlegte eine Sekunde, ob sie Robin fragen sollte, worum es in ihrem Buch ging, doch ein schneller Blick zeigte ihr irgendeine Runenschrift und sie entschied sich, dass es sie doch nicht so sehr interessierte.

Sanji packte für alle Sandwiches ein. Bis auf Robin, die in einer Decke eingekuschelt auf dem Deck in ihrer Liege sitzen blieb, zogen die Strohhüte los, um eine neue, ihnen noch völlig unbekannte Insel zu erkunden. Natürlich ließ das Abenteuer nicht lange auf sich warten.
 

Während Franky, Zorro und Sanji direkt am Waldrand stehen blieben, um einige Bäume zu fällen, wanderten Nami und Ruffy als auch Chopper, Lysop und Brook weiter in den Wald hinein.

„Boah guckt euch mal an, wie riesig diese Bäume sind!“, staunte Ruffy und schlang seine Gummiarme um den Stamm einer riesigen Tanne. Chopper wollte es ihm nachmachen, doch nicht mal in seiner menschlichen Form gelang es ihm komplett um den Stamm zu fassen.

Nami verdrehte die Augen. Sie war natürlich mit der Spaßtruppe losgezogen, was hätte sie also anderes erwarten sollen? Lysop zitterten bei jedem Geräusch die Beine und Brook machte Witze darüber, dass er nur aus Knochen bestand. Chopper ließ sich zwar von Lysops Angst anstecken, doch sobald er die ersten Waldkräuter entdeckt hatte, war er völlig aus dem Häuschen und achtete nicht mehr auf seine Umgebung.

Ruffy hatte angefangen sein riesiges Sandwich zu essen und verschlang es auf einen Bissen, wobei er überall Krümmel auf dem Waldboden hinterließ. Nami ärgerte sich etwas nicht doch den Weg an der Küste entlangen genommen zu haben, denn dort hätte sie, anstatt nur den Wald zu sehen, auch die ganze Insel erkunden und zeichnen können. Sie wollte wieder umkehren und einen anderen Weg einschlagen, doch Ruffy war bereits weiter gewandert ohne auf seine Umgebung zu achten. Chopper war immer noch mit den Kräutern beschäftigt, während Lysop seine Abenteuergeschichte zum Besten gab und Brook gebannt zuhörte, während er immer wieder meinte sein Herz würde wie wild schlagen und dann lachend hinzufügte, dass er ja gar kein Herz mehr habe. Nami versuchte ihren Kapitän wieder einzuholen.

Nami wurde der Wald immer unheimlicher, da es überraschend schnell dunkel wurde und wollte gerade vorschlagen, dass sie wieder umkehren sollten, doch Chopper, Lysop und Brook waren längst nicht mehr hinter ihr und nur Ruffy war noch dabei sein Sandwich zu essen.

„Wo sind die anderen?“, fragte Nami alarmiert. Ruffy schluckte sein Sandwich herunter und kratzte sich am Kopf. „Eben waren sie doch noch da.“

„Wir sollten umdrehen und sie suchen gehen. Glücklicherweise hast du so rum gekrümelt, dass wir auch im Dunkeln den Weg zurückfinden sollten“.

Ruffy empörte sich. „Ich hab überhaupt nicht gekrümelt. Ich habe ganz normal gegessen.“

Nami deutete auf den Boden, wo sich eine Spur von Krümmel über den dichtbewachsenen Boden schlängelte. Eine Zeitlang folgte sie der Spur, doch sie trafen einfach nicht auf die anderen, obwohl sich Nami sicher war, dass sie gar nicht so tief in den Wald hineingelaufen waren. Doch scheinbar hatte sie eine viel größere Distanz zum Schiff zurückgelegt als ihr bewusst gewesen war. Kein Wunder, dass die Sonne inzwischen untergegangen war und der Himmel eine blau-rosa Färbung angenommen hatte. Bald würde es dunkel sein und sie waren immer noch nicht aus dem Wald heraus. So groß war ihr die Insel gar nicht vorgekommen.

Plötzlich endete die Spur und sie standen auf einer kleinen Waldlichtung. Hier hatte Chopper Kräuter gepflückt, doch die drei waren nicht mehr hier. Wahrscheinlich waren sie zurück zum Schiff gegangen oder waren in Panik ausgebrochen und hatten angefangen sie zu suchen.

„In welcher Richtung liegt wohl das Schiff?“, fragte Nami Ruffy, denn ohne Sonne und mit den hohen Bäumen hatte sie die Orientierung verloren. Sie waren nach Norden gewandert also musste sie zurück nach Süden, doch sie konnte bei besten Willen nicht mehr sagen in welche Richtung Süden lag.

„Immer der Nase nach“, meinte Ruffy fröhlich, der es eher witzig fand, das sie durch den Wald irrten. „Ich werde Sanjis Essen meilenweit riechen können. Ich hoffe es gibt Fleisch!“

Nami seufzte ergeben und folgte ihrem Kapitän durch den Wald, wobei sie dicht bei ihm blieb für den Fall, das etwas aus dem Dickicht auf sie zu springen würde. Am liebsten hätte sie nach seiner Hand gegriffen, doch sie wollte nicht als Angsthase dastehen und außerdem wäre es peinlich mit Ruffy Händchen zu halten.

Statt endlich wieder zum Schiff zu kommen, verirrte sie sich nur immer weiter und nach einer Stunde musste sie sich eingestehen, dass sie nicht mehr wusste, wo sie waren und kaum noch etwas vor ihren Augen erkennen konnten. Der Wind drehte und auf einmal lag ein wunderbarer warmer, süßer Duft in der Luft.

„Das riecht nach Plätzchen“, rief Ruffy begeistert aus und stürmte, ohne Rücksicht auf Nami zu nehmen, immer schneller werdend, auf den wunderbaren Geruch zu. Sie folgte ihm und bekam Panik, weil sie nicht mithalten konnte. Sie wollte nicht ganz alleine im Wald zurück bleiben.

Zum Glück lief Ruffy nicht weit bevor der Wald endlich aufhörte und den Blick freigab auf ein kleines dunkelbraunes Haus auf einer Lichtung. Die Fenster waren von Lichtern erstrahlt und der Geruch von Plätzchen wehte aus dem Kamin zu ihnen herüber. Die Insel war also doch nicht völlig unbewohnt.

„Lass uns dort die Bewohner nach dem Weg fragen“, meinte Ruffy, während er sich in Bewegung setzte. „Vielleicht geben sie uns ja auch ein paar Kekse für unterwegs mit.“

„Oder sie essen uns lebendig“, entgegnete Nami sarkastisch und sprach damit ihre schlimmste Befürchtung aus. Hütten mitten im Wald waren nie ein Anzeichen für besonders freundliche Menschen. In den Märchen, die Bellemere Nami und Nojiko erzählt hatte, waren oft Hexen in dunklen Wäldern vorgekommen, sodass Nami bezüglich der Bewohner dieser Hütte skeptisch war.

Ruffy störte sich nicht daran und schneller als Nami lieb war, erreichten sie die Hütte und stellten fest, dass dieses Haus der Grund für den genüsslichen Keksduft in der Luft war. Die Hütte war über und über mit Lebkuchenmänner, Zuckerstangen und verschiedensten Keksen bedeckt. So ein seltsames Haus hatte Nami trotz all ihrer Abenteuer auf der Grandline noch nicht zu Gesicht bekommen. Ruffy vergaß, das er eigentlich klopfen wollte bevor er sich ungefragt etwas nahm, aber er riss sich einfach ein großes Stück Lebkuchen von der Fensterbank ab und begann es genüsslich zu verschlingen.

„Ruffy!“, fuhr Nami ihn entsetzt an. „Du kannst doch nicht einfach wildfremden Menschen ihren Hausschmuck wegessen! Wir müssen uns dafür entschuldigen!“

„Aber ich hatte doch so einen Hunger!“, entgegnete Ruffy nur, setzte aber unter Namis wütendem Blick einen beschämten Gesichtsausdruck auf. Doch bevor sie klopfen konnten, um sich zu entschuldigen und nach dem Weg zu fragen, wurde die Tür aufgerissen und heraus kam eine alte Frau mit einer langen, verwuschelten Mähne, die sie wütend anging. Eine echte Hexe, dachte Nami nur entsetzt.

„Was fällt euch ein, an meinem Haus zu knuspern? Sind das etwa eure Kekse?! Lass das sofort fallen! Wie unverschämt ihr doch seid! Was ist das denn für ein Benehmen!“

Die alte Frau griff nach einem Besen und augenblicklich duckte Nami sich, da sie damit rechnete nun von der alten Frau verjagt zu werden. Doch sie fegte nur die Krümmel zusammen, die Ruffy hinterlassen hatte und dann bat sie die beiden, verwunderliche Weise, freundlich doch hereinzukommen.

„Entschuldigt meinen Wutausbruch. Was haltet ihr von einem heißen Kakao und ihr erzählt mir erst mal wer ihr seid? Fremde kommen nur selten auf diese Insel.“

Ruffy ließ sich in der Hoffnung auf mehr Lebkuchen nicht zweimal bitten und auch Nami folgte der alten Dame zögerlich ins Innere der Hütte.
 

„Wo bleiben Ruffy und Nami?“, fragte Sanji empört als die Dunkelheit hereinbrach und immer noch keine Spur von den beiden zu sehen war. Schon vor Stunden waren Chopper, Lysop und Brook panisch aus dem Wald gestürmt gekommen, weil sie sich vor irgendetwas erschreckt hatten. Franky war mit Sanji zusammen noch einmal in den Wald gegangen, doch sie hatte keine Spur ihrer zwei Gefährten entdecken können. Genauso wenig war ihnen auch nichts Unheimliches begegnet und sie waren zu dem Schluss gekommen, dass sich die drei Angsthasen einfach nur vor einem knackenden Ast erschreckt hatten.

Doch langsam wurde Sanji ungeduldig und begann sich die schlimmsten Dinge auszumalen. Robin machte sich einen Spaß daraus ihn dabei noch weiter anzustacheln.

„Namilein könnte von einem wilden Tier gefressen worden sein“, stöhnte Sanji. „Oder sie hat sich im Wald verirrt und hat ganz furchtbare Angst. Ich muss sie retten gehen!“

„Ruffy und Nami wollen vielleicht nur ein wenig Zweisamkeit“, zwitscherte Robin und grinste. „Du weißt schon diesen Typ Zweisamkeit zwischen einem Mann und einer Frau...“ Sie formte einen Kussmund und Sanji wurde zornesrot vor Eifersucht. Robin kicherte.

„Du meinst sie zeigt ihm ihr Höschen“, warf Brook gackernd ein.

Chopper lief rot an und zog sich seine Mütze übers Gesicht.

„Den bringe ich um! Wie kann er es wagen!“, brüllte Sanji blind vor Zorn. „Wenn ich den erwische, dann ...“

„Jetzt ärgert doch Sanji nicht so“, meinte Franky. „Wir sollten sie wirklich suchen gehen. Es ist längst dunkel und sie haben keine Lichtquelle. Die Insel ist jetzt ja nicht so groß, als das wir sie nicht wieder finden könnten.“

Es wurde entschieden, dass Lysop, der zu viel Angst hatte, und Zorro, der wieder einmal nur schlief, auf dem Schiff zurückblieben, während Franky, Sanji, Robin, Brook und Chopper mit Fackeln loszogen, um nach Nami und Ruffy zu suchen. Chopper zeigte ihnen die Stelle, wo er die Kräuter gefunden hatten und wo sie die beiden zuletzt gesehen hatten.

„Dann teilen wir uns auf. Sanji geht mit Chopper nach Norden, Robin geht mit Brook nach Westen und ich nach Osten“, entschied Franky. „Wir treffen uns in einer Stunde wieder hier.“

Gesagt und getan brachen die einzelnen Strohhutmitglieder in die ihnen zugewiesenen Richtung auf und riefen nach Nami und Ruffy, bekamen aber keine Antwort. Nur der Wind begann plötzlich aufzuheulen und kündigte den Schnee an, den sie bis jetzt vermisst hatten.
 

Nami war immer noch skeptisch gegenüber der alten Frau, die sich inzwischen als Ursula vorgestellt hatte und ihnen Kekse und Tee angeboten hatte. Ruffy stopfte einen Keks nach dem anderen in sich hinein, doch die Kekse wollten gar kein Ende nehmen, denn scheinbar schien Ursula nichts anderes zu tun als Kekse zu backen, denn die ganze Hütte war vollgestopft mit Lebkuchen, Zimtsternen, Makronen und was es noch alles für Kekssorten gab. Kein Wunder, dass sie schon begonnen hatte ihr Haus mit Keksen zu dekorieren. Es war ein einziges Schlaraffenland.

Doch gerade diese Tatsache verstärkte Namis Misstrauen. War es in den Märchen nicht auch immer so, dass die Hexe erst freundlich tat, die Kinder mit Süßigkeiten mästete, um sie dann aufzuessen? Nein, nein, so konnte sie nicht denken. Sie waren nicht in einem Märchen und trotz all ihrer verrückten Abenteuern waren sie noch nie einem Menschenfresser begegnet. Ursula schien nett und freundlich zu sein. Es war nur ihr wildes Aussehen, das Nami an Hexen denken ließ.

„Wie kommt es, dass du ganz alleine bist hier auf dieser Insel?“, fragte Ruffy zwischen zwei Bissen.

Ursula wand sich mit traurigem Blick ab. Ihr Kummer schien sie niederzudrücken, denn ihre Haltung wurde augenblicklich krummer.

„Du musst es uns nicht sagen“, meinte Nami daraufhin. „Mein Kapitän ist nicht gerade der Feinfühligste.“

„Ach es ist keine besonders interessante Geschichte“, entgegnete Ursula. „Meine Familie hat mich hier zurückgelassen. Ich weiß nicht ob es ein Versehen war – wir waren fünfzehn Kinder – oder ob sie von meinem Aussehen angewidert waren. Ich hab jahrelang auf ihre Rückkehr gewartet, doch niemand kam jemals vorbei. Manchmal kommen Fremde. Manche sind nett, andere fürchten sich vor mir und verschwinden bevor ich mit ihnen sprechen kann. Ich backe immer extra viele Kekse und habe immer eine Kanne Tee auf dem Feuer für den Fall, das ich Besuch bekomme. Früher kamen viel mehr Leute hier vorbei, doch in dieser Zeit mit all den Piraten sind kaum noch Händler oder normale Leute unterwegs.“ Sie seufzte.

„Aber jetzt sind wir ja da“, Ruffy strahlte übers ganze Gesicht, „wir holen die anderen auch noch und leisten dir Gesellschaft.“ Und schon stopfte er sich den nächsten Keks in den Mund.

'Vielfraß', dachte Nami und laut sagte sie: „Natürlich leisten wir dir Gesellschaft. Wir freuen uns einfach mal über einen ruhigen Tag mit Tee und Keksen.“

„Ihr kommt genau richtig, morgen ist Wintersonnenwende und ich wollte den Tannenbaum auf der rechten Seite vom Haus schmücken und abends ein großer Feuer anzünden. Ihr könnt mir bei den Vorbereitungen helfen und zusammen mit mir feiern. Das würde mein altes Herz sehr erfreuen!“

Draußen tobte inzwischen ein Schneesturm und Nami war froh, dass sie die Hütte inklusive Ursula gefunden hatten bevor der Sturm angefangen hatte. Die anderen machten sich bestimmt Sorgen um sie, weil sie noch nicht zurück waren. Vor allem Sanji drehte bestimmt schon am Rad und malte sich die schlimmsten Sachen aus. Sie konnte die Crew mit all ihrer Eigenheiten vor ihrem geistigen Auge sehen.

'Hoffentlich sind sie nicht losgezogen um uns zu suchen', dachte sie, während sie Ursula dabei half das Abendessen zuzubereiten und Ruffy mit vollem Bauch nur noch pappsatt in der Ecke lag. Ursula lächelte still vor sich hin und schien glücklich über ihre Gäste zu sein.
 

Die anderen hatten sich längst im Schneesturm verirrt. Keiner wussten mehr wo er war und hatte die Orientierung verloren. Noch bevor der Schneesturm ganz zu Ende sein würde, würden sie alle wunderbarerweise bei der Hütte von Ursula auftauchen und selbst Lysop und Zorro fanden ihren Weg dorthin als läge etwas Magie in der Luft.

Franky war als einziger alleine unterwegs gewesen. Er marschierte auch im Sturm einfach weiter, doch ihm schlug der Wind so stark entgegen, dass er statt nach Osten immer weiter nach Norden abdriftete, da ihm hier der Wind weniger Widerstand leistete. Er wollte seine Suche nicht aufgeben, außerdem sah er keinen Sinn darin umzukehren, wenn es in alle Richtungen nun, dank des Schnees, gleich aussah. Er fror in seiner Unterhose und seinem Haiwaii-Hemd, doch die Cola in ihm wärmte ihn und plötzlich lag neben dem Geruch von Schnee, ebenso der Geruch von Keksen in der Luft. Plötzlich tauchte vor seinen Augen ein Haus auf, das über und über mit Lebkuchen gepflastert war. Kaum war er zu Tür herein, erspähte er Ruffy, der wieder Platz im Magen hatte und sich nun statt Kekse Braten reinstopfte.

„Hallo Franky, wo kommst du denn her? Egal du musst den Braten probieren!“

Und so gesellte sich Franky zu Ruffy und Nami an den gedeckten Tisch und ließ sich von Ursula kräftig auftun, die soviel gekocht hatte, das selbst Ruffy satt wurde.
 

Brook und Robin erging es ähnlich wie Franky. Der Wind zwang sie nach Norden. Brook musste bei dem Sturm darauf achten nicht wegzufliegen und Robin hielt ihn mit ihren zusätzlichen Händen fest, sodass sie beide viel langsamer vorankamen. Sie suchten einen Unterschlupf in einem ausgehöhlten Baum und warteten bis der Sturm abflaute. Dabei machten die zwei eine interessante Entdeckung, denn inmitten des Baumes wuchsen ganze Büschel einer Pflanze mit weißen Beeren.

„Das sind Misteln“, stellte Robin erstaunt fest. „Ich hab noch nie so große Büschel davon gesehen. Chopper freut sich sicher, wenn wir ihm ein wenig davon mitbringen.“

Brook nickte und sie packte mehrere Büschel ein bevor sie sich wieder auf den Weg machte. Der Sturm hatte seine Energie ein wenig eingebüßt und die ganze Landschaft in weiß getaucht. Nur wenige hunderte Meter später fanden sie am frühen Morgen das Lebkuchenhaus vor und trafen drei ihrer Crewmitglieder bei den geschäftigen Vorbereitungen für das Wintersonnenwendefest vor. Ruffy bemalte Kugeln, Franky werkelte an einer Lichterkette und Nami half beim Kochen.

„Sieht aus, als hätten wir uns umsonst Sorgen gemacht.“ Robin lachte.

„Oh, das sieht wunderbar aus. Hätten Sie vielleicht eine Tasse Tee für mich? Und ein Glas Milch für meine müden Knochen?“, wand sich Brook an Ursula, die ihm beides freudig reichte und nur wenige Minuten später waren auch die beiden bei den Festvorbereitungen eingespannt.
 

Sanji und Chopper hatten Zuflucht in einer Höhle gesucht und waren dort auch auf etwas Wunderbares gestoßen. Choppers Augen leuchteten als er die winzigen Edelsteine in der Hand hielt und Sanji malte sich bereits aus, wie hocherfreut Nami sein würde, wenn er ihr die Edelsteine mitbringen würde.

'Dafür bekomme ich einen Kuss von ihr!', dachte er sich. 'Und Robinchen schenke ich auch ein paar davon, damit sie sich daraus eine schöne Kette machen kann.'

Nachdem Chopper Sanjis Nasenbluten gestoppt und der Wind sich etwas gelegt hatte, setzten auch die zwei ihren Weg fort und fanden sich zum Mittagessen im Lebkuchenhaus ein. Chopper kam gar nicht mehr aus dem Staunen heraus, weil inzwischen nicht nur das Haus geschmückt war, sondern auch ein großer Tannenbaum rechts vom Haus über und über mit Lebkuchen behängt war. Dazwischen schlängelte sich eine Lichterkette einmal von oben nach unten um den Baum herum.

„Oh wie schön“, staunte Chopper und dachte zurück an den Kirschbaum auf Drumm. Begeistert half er Ruffy dabei die bunten Kugeln in die Äste zu hängen, obwohl Ruffys Kunstgeschmack etwas eigen war und auch seine Farbwahl nicht immer die beste gewesen war.

Nami geriet in Verzückung, als sie die Edelsteine sah und hatte Dollarzeichen in den Augen, sie entschied sich schlussendlich jedoch dazu, die Edelsteine Ursula zu geben.

„Damit kannst du Handel treiben, wenn das nächste Mal jemand vorbeikommt oder du kannst dir davon eine Schiffspassage von hier fort leisten, wenn du möchtest.“

„Das ist sehr lieb von dir, mein Kind, aber ich glaube ich werde diese Insel nicht mehr verlassen. Lass uns daraus lieber einen schönen Baumschmuck anfertigen. Die Edelsteine werden das Licht so schön reflektieren und alles in Farbe tauchen. Und wenn das Fest vorbei ist, könnt ihr die Edelsteine mit euch nehmen. Ihr braucht sie sicher dringender als ich alte Frau.“

Nami und Robin halfen Ursula die Edelsteine als Baumschmuck zu präparieren und der Baum strahlte immer mehr und war von weit her zu sehen.
 

Lysop hielt es auf dem Schiff nicht mehr aus. All seine Freunde waren in einem Schneesturm verschwunden und noch keiner war zurückgekehrt. Und Zorro schlief immer noch wie ein Murmeltier. Alleine hatte er Angst vor dem Heulen des Windes. Als der Wind sich endlich legte, weckte Lysop ungeduldig Zorro auf.

„Komm du Schlafmütze! Die anderen sind immer noch nicht zurück. Sie sind bestimmt in eine Lawine geraten oder von einem wilden Tier gefressen worden. Oder es gibt hier einen Yeti, der sie verschleppt hat!“

„Mach mal halblang, Langnase“, brummte Zorro, ließ sich aber breitschlagen und so machten sich auch die letzten zwei Strohhüte auf den Weg zum Lebkuchenhaus. Sie hatten es einfacher als die anderen, da sie die Lichter durch die Bäume gut erkennen konnte und Lysop zum Glück Zorro davon abhalten konnte trotz der Lichter in die falsche Richtung zu laufen. So kamen die beiden pünktlich zum Fest, als die anderen gerade ihre Vorbereitungen abgeschlossen hatten und alles bereit war um die Wintersonnenwende zu feiern.

„Das habt ihr die ganze Zeit getrieben“, murrte Lysop. „Und zwar ohne uns?“ Er war zwar beeindruckt, doch wollte er nicht so schnell nachgeben. Er fühlte sich schließlich außen vor gelassen und war deswegen beleidigt.

„Stell dich nicht so an Lysop. Schau mal was ich gebastelt.“ Ruffy zog ihn mit sich und präsentierte seinen selbstgebastelten, sehr klapprig zusammengebauten Holzschlitten, der Lysop schon etwas versöhnlicher stimmte. Frankys Schlitten, der tausendmal besser war, ließ ihn dann all seine Enttäuschung vergessen und bald schon war er zusammen mit Franky, Chopper, Ruffy und Brook damit beschäftigt den Abhang des kleinen Hügels immer wieder herunter zu rodeln.

Nami, Robin und Sanji genossen zusammen mit Ursula ihren wohlverdienten Nachmittagstee und natürlich gab es noch mehr Lebkuchen. Sanji unterhielt sich angeregt mit Ursula über ihr Rezept und Nami hatte das Gefühl, das es auch bald auf der Thousand Sunny häufiger Lebkuchen zum Tee geben würde. Genauso hatte sie sich einen ruhigen Tag auf einer Insel vorgestellt. Natürlich war ihr Weg bis zu Ursula doch wieder etwas abenteuerlich gewesen, doch jetzt saßen sie hier gemeinsam am Kamin und draußen tobte sich die Spaßgruppe im Schnee aus.
 

Als der Abend hereinbrach, halfen Sanji und Zorro den Tisch aus dem Haus nach draußen zu bringen, während Franky den Tannenbaum zum Strahlen brachte und das Feuer anzündete. Alle bekamen Decken, in die sich kuscheln konnte und so hatten sie es mit dem Feuer mollig warm trotz der Minusgrade. Zum Abendessen gab es Braten mit Kartoffelklößchen, Sauerkraut und Rotkohl. Obwohl Nami Ursula den ganzen Tag beim Kochen geholfen hatte, war es ihr ein Rätsel wie es soviel Essen sein konnte. Alle schlugen sich den Bauch voll und genossen es einmal nicht in irgendwelche Kämpfe und gefährlichen Abenteuern verstrickt zu sein.

Nami hätte sich keinen perfekteren ruhigen Tag wünschen können. Es gab noch mehr Lebkuchen als Dessert und sie brieten noch Marshmallows über dem Lagerfeuer. Brook spielte Winterlieder und sie sangen alle fröhlich mit.

Ursula lachte und sang am lautesten mit. Sie wirkte befreiter und glücklicher, als noch am Abend zuvor, wo die Last der Welt sie niederdrücken zu schien. Ständig brachte sie noch mehr Essen aus der Küche nach draußen und irgendwann floss auch der Alkohol reichlich.

Als wäre der Tag noch nicht vollends perfekt, begann gegen Mitternacht Sternschnuppen über den Nachthimmel zu huschen.

„Aus der tiefsten Dunkelheit wird das Licht heute Nacht wiedergeboren“, rief Ursula freudig aus. „Neues Leben soll aus den Tiefen der Erde wieder hervorbrechen.“

Alle prosteten sich zu und feierten die längste Nacht des Jahres fröhlich und ausgelassen bis das Licht des ersten Tages wieder anbrach.

Nami fand das solche Tage und Nächte die besten waren, wenn sie einfach nur eine Bande voller verrückter Leute waren, die sich einfach mal eine Auszeit von allem gönnten. Doch Ruffy wollte wieder aufbrechen, um neue Abenteuer erleben und auch Nami musste sich eingestehen, dass ein Tag Ruhe schön war, aber das sie das Piratenleben doch weit mehr genoss als sie es wohl offen zugegeben hätte.

Als sich die Strohhutpiraten von Ursula verabschieden wollten, mussten sie feststellen, dass sowohl Ursula als auch ihr Lebkuchenhaus verschwunden waren. Nur der festlich geschmückte Tannenbaum stand einsam auf seinem Hügel und zeugte von der wilde Feier, die sie gehabt hatten.

Nami lächelte. Vielleicht war Ursula doch eine Hexe gewesen. Aber wenigstens war sie keine, die Kinder fraß. Und was wäre eine neue Insel, wenn sie nicht auch ein neues Abenteuer für sie bereit hielt? Bei ihnen verging eben doch nie ein normaler Tag und das war gut so. Anders würde Nami es nie wollen und so brachen sie auf zur nächsten Insel, dem nächsten Abenteuer.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Lost_Time
2019-12-22T17:32:34+00:00 22.12.2019 18:32
Die Geschichte ist sehr niedlich geschrieben, auch wenn ich zu erst wirklich gedacht habe, dass es Hänsel und Gretel wird, also eine Nacherzählung nur mit Nami in der Rolle als Gretel und Ruffy als Hänsel. Umso schöner fand ich die Wendung in dem One Shot, wo sich nachher zeigte, dass Ursula nicht eine böse Hexe ist. Was sie genau ist würde mich dennoch interessiert. Vielleicht ein Wichtel vom Weihnachtsmann, welcher Nami ihren Wunsch erfüllen sollte. Auf jeden Fall ist es sehr niedlich geschrieben, auch wenn es zu erst sich wirklich bedrohlich angehört hat. Ich freue mich, dass sie alle ein schönes Wintersonnenwende-Fest hatte.
Und noch mal vielen Dank für die Erlaubnis zum Vorlesen. ^^
Von:  lula-chan
2018-12-08T12:19:16+00:00 08.12.2018 13:19
Eine schöne Geschichte. Sehr gut geschrieben. Gefällt mir. Das Thema konntest du sehr gut umsetzen.

LG
Antwort von:  ChiaraAyumi
08.12.2018 13:41
Vielen lieben Dank für deinen Kommentar :) Freut mich dass es dir gefallen hat!
Von: irish_shamrock
2018-12-08T09:06:12+00:00 08.12.2018 10:06
Hallo ChiaraAyumi,

da du dem Adventskalender eine OP-Story beisteuerst, kam ich da natürlich nicht dran vorbei ;).
Und für deine erste Geschichte zu diesem Fandom finde ich sie sehr niedlich und schön vorweihnachtlich.
Ich musste auch ein paar Mal lachen, weil deine Beschreibungen so putzig waren (vom Häuschen ganz zu schwiegen *_*).
Für Nami war es dann doch endlich mal eine ruhige Zeit, trotz des Umherirrens, des Schneesturms und der vermeintlichen Hexe, die jedoch, trotz des Namens, der bei mir sehr schlechte Erinnerungen an "Arielle" zurücklässt, zu freundlichen Naturen zählte.
Du hast jedes Mitglied der Strohhüte eingebaut und entsprechend reagieren lassen, sodass sich jeder Charakter wiederfinden ließ.

Vielen Dank für deinen kleinen, vorweihnachtlichen Zeitvertreib.
Liebe Grüße,
irish C:
Antwort von:  ChiaraAyumi
08.12.2018 10:51
Vielen lieben Dank für deinen Kommentar.
Es freut mich sehr, dass sie dir gefallen hat. Ich bin zwar schon ewig ein One Piece Fan, aber irgendwie habe ich nie etwas dazu geschrieben. Aber bei dem Thema fiel mir sofort die Strohhutbande ein und daher hab ich mich mal rangewagt und bin mir sicher, dass es nicht meine letzte One Piece FF bleiben wird :)
Ich hatte Sorge, dass bei der Menge der Charaktere nicht alle gut rüber kommen. Schön, dass man sie wiedererkennen kann. Ich hab dem Namen der Hexen auch wirklich aus Arielle gemopst. Es war der erste Hexenname, der mir spontan einfiel und sollte daher auch schlechte Erinnerungen wecken. Schließlich denkt ja auch Nami an die bösen Märchenhexen, doch am Ende ist alles doch schön und sie haben ein schönes Wintersonnenwendefest.


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