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Der Mensch ist vielerlei. Aber vernünftig ist er nicht.

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Kapitel 1

Versuchungen sollte man nachkommen. Wer weiß, ob sie wiederkommen!
 

Oscar Wilde
 

Es war still im Raum. Nur das leise, immer noch sehr unregelmäßige Atmen der beiden Personen, die gemeinsam im Bett lagen, war zu hören.
 

Leichtes Mondlicht fiel durch die Fenster und bedeckte, mit einer unschuldigen Schönheit, die beiden Körper, die sich bis eben noch im Bett gerollt und geräkelt hatten.
 

Der blasse, dürre Junge, der immer so aussah, als würde er die Last der ganzen Welt auf seinen Schultern tragen, war der erste, der sich wieder regte. Er setzte sich mit einem Ruck auf und blickte sich im Zimmer umher. Auf dem ganzen Boden verteilt lagen die Klamotten, beginnend an der Tür, bis zur Bettkante, auf welcher die Boxershorts Platz gefunden hatte.
 

Mit einem lauten Gähnen streckte er sich und strich über seine Beine, die noch von der dünnen Tagesdecke umhüllt waren. "Willst du schon aufstehen? Wir haben noch Zeit.", regte sich nun auch die andere Person im Raum. Sirius Black lag quer im Bett, nur die nötigsten Stellen verdeckt. In seinen grauen Augen spiegelte sich der Mondschatten und seine schwarzen, struppigen Haare waren unordentlicher als zuvor.
 

Remus Lupin drehte sich zu seinem Gesprächspartner. "Seit wann bist du denn der Kuschel-Typ, Sirius? Außerdem bin ich mit Lily zur Nachtpatrouille verabredet." Remus zog sich sein Hemd über. "Stimmt, Herr Vertrauensschüler, Sie müssen ja für Recht und Ordnung sorgen." Der Black setzte sich auf. "Nur was, wenn ich Ihnen Beichte, dass ich unartig war." Sirius kam dem jungen Werwolf mit seinen Lippen so nahe, dass er jede einzelne Silbe auf seiner Haut spürte. "Dann...", hauchte Remus und zog Sirius näher."Sollte ich dir ein paar Hauspunkte abziehen.", kaum hatte der vernarbte Junge diese Worte gesprochen, war er aufgesprungen und mit einer Decke um seinen Lendenbereich gehüllt und einem Lachen auf den Lippen ins angrenzende Badezimmer gehopst.
 

Der Raum der Wünsche, in den sich die beiden Jungen gerne zurückzogen, sah immer gleich aus. Der warme Eichenboden war mit einem großen Teppich bedeckt. Die Wand hatte ein sanftes Blau, über dem Schreibtisch, der unter dem Fenster stand, hingen sich bewegende Bilder von den Rumtreibern und ganz normale, sich nicht bewegende Familienfotos. Alles sah ganz genau so aus, wie Remus Zimmer im Landhaus seiner Eltern, als sich die besten Freunde das erste Mal näher gekommen waren.
 

Sobald Remus den Raum verlassen hatte, atmete der ältere Black Sohn hörbar aus. Die Zuneigung die er für den jungen Vertrauensschüler empfand und die er selbst nicht genau definieren konnte, hatte sich in seiner Brust gesammelt, seit die beiden in den Raum der Wünsche gestolpert waren. Und erst jetzt hatte er das Gefühl, er konnte sich wieder beruhigen. Sirius stand auf, begann seine Klamotten aufzusammeln und sich wieder anzuziehen. Als er sich den Pullunder, den er wegen der Vorschriften an Schultagen tragen musste, überzog, konnte er die sanften Küsse Remus' auf seinem Hals, Kinn und Lippen spüren. Der Gryffindor hielt inne und schloss flatternd seine Augen. Er konnte die Hände des jungen Lupin auf seinen Hüften spüren, wie die kleine Nase des Werwolfs durch die struppigen Haare strich, das leichte Kitzeln, wenn Remus seine Zunge an Sirius Seiten entlang führte. Sofort öffnete Black seine Augen wieder, als er merkte, wohin dieser Tag- oder mittlerweile doch eher Nachttraum führte. Sich Gedanken über die gegenseitige Befriedigung zu machen war in Ordnung, wenn die beiden, wie sie es nannten, Pause hatten. Pause vom Vertrauensschüler sein. Pause vom Frauenschwarm sein. Pause vom Schüler sein. Pause vom Streber sein. Pause vom immer-alles-richtig-Macher sein. Pause vom Rumtreiber sein. Pause vom beste Freunde sein.
 

Doch danach war es streng verboten auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, was die beiden gemacht, oder auch nicht gemacht hatten. Denn danach ging ihr Leben als Vertrauensschüler, Frauenschwarm, Schüler, Streber, immer-alles-richtig-Macher, Rumtreiber und vor allem beste Freunde weiter. Dann war ihre Pause vorbei und das normale Leben ging weiter.
 

Als nun beide Gryffindors wieder angezogen waren, schloss Sirius kurz seine Augen, die Inneneinrichtung verschwand und machte Platz für neue Wünsche und Träume.
 

Kurze Zeit darauf standen die besten Freunde vor der gerade verschwindenden Tür und sahen sich etwas unbeholfen an. "Also. Wir sehen uns später?", fragte Sirius und kratze sich am Kopf, wie er es immer tat, wenn er nicht wusste, was er sagen sollte. Und weiß Gott, das kam sehr selten vor und meist war es der kleine, belesene Junge, der diese nervöse Sprachlosigkeit bei dem jungen Black auslöste. "Klar, wir sehen uns, Tatze.", mit einem kurzen zwinkern verabschiedete sich der Werwolf und ging Richtung große Halle, dem ausgemachten Treffpunkt mit Lily Evans. "Sehen uns.", wiederholte Sirius leise, bevor er sich in Schweigen hüllte und in Richtung Gemeinschaftsraum der Gryffindors stapfte.
 

Es war kühl in der großen Halle und Remus bereute es, nach dem Aufstehen am Morgen keine Jacke mitgenommen zu haben. Eigentlich hatte er sich für den heutigen Tag vorgenommen, nach dem Unterricht zurück in den Gemeinschaftsraum zu gehen, sich mit einer Tafel Schokolade und seinem begonnen Aufsatz über den vielfältigen Gebrauch von Niffler Furunkel für Heiltränke vor den Kamin zu setzen und die Heilwirkungen weiter auszuarbeiten. Sein eigentlicher Plan hatte es auch vorgesehen, dass er vor dem Abendessen eine Jacke ein und seine Schulunterlagen aus packte, um sich für die spätere Patrouille zu wappnen.
 

Doch dazu war es gar nicht gekommen. Der Unterricht hatte länger gedauert als gedacht, da McLaren statt Feuersalamander Blut, wie eigentlich aufgetragen, Giftmolchen Blut in seinen Trank tröpfelte und so seinen Kessel zum Explodieren brachte. Zur Strafe durfte die ganze Klasse die Kessel von Hand schrubben, damit, so Slughorn, jeder eine Lektion aus diesem Fehler lerne. Nach dieser miserablen Unterrichtsverlängerung ließen Sirius und James gar nicht zu, dass sich Remus im Gemeinschaftsraum verschanzte und lernte. Nein, seine besten Freunde schleiften ihn raus vor den großen See und machten Pläne für das kommende Wochenende. Remus genoss natürlich die Zeit mit seinen besten Freunden, dennoch hatte er gegenüber seinem Aufsatz ein schlechtes Gewissen. Und kaum hatte Remus den Entschluss gefasst zurück zum Schloss und endlich zu seinen Hausaufgaben zu kehren, war es Zeit für das Abendessen. Dort hatte er Lily getroffen, die zwar beim Anblick seiner Freunde die Augen rollte, ihn aber an lächelte. "Können wir uns auch etwas später treffen? Sebastian und ich wollten gemeinsam in der Bücherei lernen.", hatte die rothaarige Hexe gefragt. Natürlich hatte Remus bejaht, in der Hoffnung doch seinen Aufsatz fertig zu bekommen. Doch kurz, nachdem er, nach seinem Nachtisch verstand sich, aufgestanden war, mit dem festen Ziel vor Augen die heilenden Wirkungen der Niffler Furunkel auf Verbrennung 2. Grades zu analysieren, legte auch Sirius Black seine Gabel nieder, mit der er Peter beweisen wollte, dass es sehr wohl möglich sei, Pudding mit Messer und Gabel zu essen und folgte ihm. Kurz vor der Marmortreppe hatte der schwarzhaarige Lockenkopf den lernbegeisterten Jungen abgefangen und zu ihren persönlichen Ort, dem Raum der Wünsche, gebracht. "Jetzt wo Merlin uns noch etwas Zeit gegeben hat, sollten wir sie auch nutzen.", hatte Black noch geflüstert, bevor er Lupin näher gezogen hatte und stürmisch küsste. Remus Augen flatterten, bei der Vorstellung was der Animagus alles mit seinen Händen anstellen konnte. Doch bevor sich der Sechstklässler weiter in Gedanken verstricken konnte, tauchte Lily Evans, eine junge begabte Hexe, in seinem Blickfeld auf. "Na, Remus? In Gedanken auf Reisen gegangen?", lächelte sie zur Begrüßung. "Ja, schön wäre es. Ich grübel noch immer über den Zaubertrank Aufsatz nach.", antwortete Remus und umarmte seine beste Freundin und Vertrauensschüler-Kollegin. "Wirklich? Ich dachte, du hast ihn vielleicht schon fertig. Um genau zu sein, wollte ich dich sogar nach Hilfe fragen.", führte Lily das Gespräch fort und deutete Remus an, ihre Runde in den Kerkern zu beginnen. "Ich bin noch nicht sonderlich weit. Wie wäre es, wenn wir uns morgen in der Bücherei treffen? Gemeinsam finden wir bestimmt etwas, das uns helfen wird.", schlug Lupin vor und lächelte seine beste Freundin schräg an, als er hinzufügte: "Und wenn es ein Eispickel ist, um Slughorn zu erschlagen." Lily kicherte und boxte ihn leicht auf den Arm. Kaum hatten die beiden eifrigen Gryffindors das Kerkergewölbe betreten, verstummten sie. Ihre Schritte hallten zwischen den Steinwänden und die kalte Luft stand im Korridor. Remus fröstelte es. Die Luft, die er ausatmete, bildete sanfte, kaum sichtbare Wolken. Lily lächelte ihren besten Freund an, sagte aber nichts zu seinem Erscheinen ohne Jacke oder Pulli.
 

Sie selbst trug einen grünen Pullover mit einem weißen Blusenkragen, den sie nur gekauft hatte, weil ihre Schwester Petunia meinte, Lily sähe mit ihren roten Haaren und dem grünen Pullover aus, wie eine Weihnachtselfe. Die junge Hexe hatte einfach den roten Kopf ihrer Schwester genossen, als sie mit dem Pullover unter dem Arm aus dem Laden stolzierte. In einem Punkt musste Lily allerdings ihrer Schwester recht geben. In grüner Kleidung sah sie einfach aus wie eine Weihnachtselfe. Da Lily Evans aber ein großer Befürworter der Weihnachtstradition war, mochte sie diesen Pulli noch mehr.
 

"Wir sollten mit den Klassenräumen anfangen und danach die Besenkammern durchschauen.", schlug Remus vor. "Zufällig weiß ich nämlich, dass ein gewisser Herr Black und ein gewisser Herr Potter knallhüpfrige Kröter in ein paar der Kessel versteckt haben." Lupin lächelte bei dem Gedanken daran, wie verzweifelt seine besten Freunde auf Hagrid eingeredet haben, um ein paar dieser magischen Geschöpfe zu ergattern. Lily hingegen verzog sofort die Miene, als die Namen der beiden Rumtreiber fielen. "Übrigens dein Potter kam heute Abend in die Bücherei. Als ich mit Sebastian dort gelernt habe. Ich meine, er hat mir gerade die richtige Umtopfung von Sumpfschlingen erklärt, da kommen Potter und Peter an stolziert und setzen sich einfach an unsern Tisch. Merlin weiß, wo Black gerade war, normalerweise hängen die beiden ja zusammen wie siamesische Zwillinge. Auf jeden Fall gehen Sebastian und ich gerade die bestgeeigneten Erdtypen durch, als dein bester Freund, ja, anfängt auf Sebastian rumzuhacken. Von wegen er würde sich ja nur dumme Freundinnen suchen, weil er sein Selbstbewusstsein so pushen würde. Lauter so ein scheiß! Sag also bitte Potter, er soll in Zukunft meine Dates und mich in Ruhe lassen." Während dem Redefluss der rothaarigen Hexe hatte Remus bereits den ersten Kesselschrank durch geschaut und leider keine Kröter gefunden. Nach dem Monolog seiner besten Freundin drehte er um, lehnte sich an einen der Tische und verschränkte die Arme vor der Brust. "Sebastian und du hattet also ein Date?", fragte der Werwolf nochmal nach. "Ja, aber darum geht es doch nicht. Hast du mir nicht zugehört?" fragte Lily im vorwurfsvollen Ton und riss den nächsten Kesselschrank auf. "Es geht darum das Potter-" Remus hob die Hand, bevor Evans erneut in einen Redeschwall fallen konnte. "Ich habe schon verstanden, worum es dir geht, Lils. Nur du hattest ein Date mit Sebastian, damit er dir erklärt, wie man Sumpfschlingen umtopft. Ein Thema, das wir vor einem Monat in Kräuterkunde hatten. Ein Thema, auf das du ein Ohnegleichen bekommen hast." Lily Evans wurde so rot wie ihr Haarschopf. Sie öffnete den Mund, schloss ihn aber direkt wieder, als ihr keine gute Ausrede einfiel. Der Junge hob seine Augenbrauen an und blickte seiner besten Freundin in die Augen. "Bitte sag mir, dass du dich nicht extra dumm gestellt hast, um Sebastian zu gefallen. Du hast so viele tolle Seiten an dir. Du bist klug, lustig, temperamentvoll, mutig. Da musst du dich für einen Kerl nicht dumm stellen."
 

Die junge Hexe verdrehte die Augen. Auch wenn sie es sich nicht anmerken ließ, wollte sie auch Jungs treffen. Sie wollte flirten und Dates in den drei Besen haben. Sie wollte Geschenke zu Valentinstag und sie wollte jemanden, der so sehr in sie verliebt war, dass er über alle ihre schlechten Merkmale hinweg sah. Doch besonders viel Auswahl hatte Lily nicht. Die Jungs, die sich für sie interessierten, konnte sie an einer Hand abzählen, mal ganz von ihrem persönlichen Stalker James Potter abgesehen. Denn lieber würde Lily Evans sich in eine Grube, gefüllt mit schleimigen Flubberwürmern legen, als mit James Potter auszugehen. Da war ein Date mit Sebastian, dem eingebildeten Ravenclaw, das beste Date im ganzen Monat. Die Sechstklässlerin musste zugeben, ihre Statistik lag im Keller.
 

"Du hast leicht reden. Versuche dich mal als rothaarige muggelstämmige Hexe durchzusetzen und gleichzeitig mit ganz passablen Kerlen auszugehen. Ich muss nun mal irgendwo Abstriche machen. Aber hey, wenn du einen gutaussehenden, freundlichen, intelligenten Typen kennst, immer her damit.", verteidigte sie sich und zog aus dem fünften Kessel, den sie kontrollierte, zwei kleine knallhüpfrige Kröter am Schwanz raus. "Na ja.", Remus zog das 'a' lang. "Einen Jungen kenne ich schon, der übrigens auch großes Interesse an dir hat." Lily drehte sich so schnell in die Richtung ihres besten Freundes, dass die Kesseltürme hinter ihr zu kippen drohte. "Nicht Potter! Wie oft soll ich dir das noch sagen, Remus? Außerdem sagte ich, er soll freundlich sein." Bei ihrem letzten Satz hob sie die beiden Kröter in die Höhe. "Irgendwo wirst du Abstriche machen müssen, Lilylein. Hast du selbst gesagt.", sagte Remus Lupin und grinste schräg.
 

Sirius Black brauchte länger als normal, um zum Gryffindor Gemeinschaftsraum zurückzulaufen. Das hatte zwei Gründe. Zum einen mochte der Animagus die Ruhe und die Stille, die sich mit der Abendzeit über Hogwarts legte. Er genoss das fast lautlose Flüstern der Gemälde, das Scharren, welches die Treppen von sich gaben, immer wenn sie die Richtung änderten, das Rauschen des Windes, wenn er durch die Steinwände des Schlosses fegte. Es erfüllte Sirius mit einer Ruhe, die er während dem gewöhnlichen Schulalltag, mit schreienden Schülern und schimpfenden Lehrern, nicht spüren konnte. Der zweite Grund war, dass er James noch nicht unter die Augen treten wollte, geschweige denn konnte. So sehr der Zauberer die gemeinsame Zeit mit Remus genoss, fühlte es sich dennoch wie Betrug an, dass er seinem besten Freund, seinem Bruder, nichts davon erzählte.
 

Denn James war immer da gewesen, wenn kein anderer es war. Er war es auch gewesen, der an ihrem ersten gemeinsamen Weihnachten eins seiner zahlreichen Geschenke unbemerkt zu Sirius' einzigem Geschenk dazulegte. Der Potterjunge hatte sich auch wortlos im dritten Jahr Weihnachtsferien aus der Liste der Heimfahrten ausgetragen, als er gemerkt hatte, dass Sirius im Schloss blieb.
 

Und jetzt seinem besten Freund so etwas essenziell wichtiges, wie, dass er eine sexuelle Beziehung mit dem Werwolf ihrer Gruppe hatte, zu verheimlichen, traf Sirius Black mitten ins Herz. Doch die beiden Gryffindores konnten ihre Beziehung, sofern es eine war, nicht publik machen. Zu viel würde kaputtgehen, zu viele Herzen würden gebrochen werden, zu viele Träume platzen. "Fuck.", stieß der Animagus aus und kramte seine Zigaretten Packung aus seiner Tasche. "Na na, so eine Ausdrucksweise! Und geraucht wird hier drinnen auch nicht.", patze ihn eins der Gemälde, nach genauerem hinsehen erkannte Sirius Burdock Muldoon, an. "Was weißt du schon? Du bist nur ein verschissenes, verkaktes Kunstwerk.", gab Black zurück. Muldoon verzog das Gesicht. "Tatsächlich weiß ich einiges! Ich war während des 14. Jahrhunderts Vorsitzender des magischen Rates und-" "Hast es nicht mal hinbekommen Zauber- und Tierwesen zu unterteilen. Was denkst du wie viel Nachsitzen ich bekomme, wenn ich dich einfach abfackle?" Sirius fuchtelte mit dem Feuerzeug vor dem Gemälde rum und kam dem Goldrahmen gefährlich nahe. Kurzerhand entschied sich der Sechstklässler doch um und steckte das Feuerzeug wieder weg, was von allen Gemälden in unmittelbarer Nähe mit einem erleichternden Ausatmen quittiert wurde. Ohne ein weiteres Wort machte er sich wieder auf den Weg Richtung Gemeinschaftsraum und so auch zu seinen besten Freunden.
 

Dort angekommen, hielt er Ausschau nach einem schwarzen und einem blonden Haarschopf. Kaum hatte er seine besten Freunde Peter Pettigrew und James Potter entdeckt, ließ er sich neben ihnen auf seinem Stammplatz, dem Fenstersims, der nahe genug am Kamin stand, um zu wärmen und weit genug weg, damit Sirius nicht das Gefühl hatte zu brennen, nieder. Seine Freunde waren gerade in eine Runde Zauberschach vertieft, was James aber nicht davon abhielt aufzublicken und seinen besten Freund schräg anzugrinsen. "Wurmschwanz verliert gerade seine vierte Runde gegen mich. Mir gehört schon die Hälfte seines Schokoladenvorrates, die Zauberfroschkarte von Greta Cathlove und er muss eine Woche meine Hausaufgaben machen. Bald gehen dir die Einsätze aus, Kumpel.", begrüßte der Quidditschspieler den Neuankömmling. Peter begann sofort sich zu verteidigen. "Ich verliere nicht. Ich muss nur-" "Springer auf D7", unterbrach Sirius den kleinen, etwas dicklichen Jungen. "Schach Matt, Potter." Peter atmete erleichtert aus und James stand beleidigt auf. "Das ist unfair! Wurmschwanz muss gewinnen, nicht du." "Warte.", Peter kramte in seiner Tasche und holte ein Taschentuch in den Gryffindorfarben raus. "Wirst du brauchen." Sirius fing an zu lachen und auch Krone konnte sich ein Glucksen nicht verdrücken. "Jetzt aber mal wirklich, Tatze. Wo warst du? Du hast verpasst, wie ich mir einen Korb von Evans eingeholt habe." Innerlich seufzte der Hunde-Animagus. 'Das Lügen beginnt.', dachte er sich noch, bevor er sich aufsetze und mit geheimnisvoller Miene fragte: "Ihr kennt doch Claire Hues? Aus Hufflepuff?" "Sie ist in der fünften, richtig?", fragte Pete. Der Black nickte. "Na ja, ihr wisst schon. Wenn sich Junge und Mädchen-" "Du meinst wohl Hund und Mädchen:", unterbrach der Gryffindor-Jäger die Erzählung. "-Junge und Mädchen ganz dolle Lieb haben, dann haben sie das Bedürfnis alles zu teilen. Auch ihre Körperflüssigkeiten.", überhörte der Lockenkopf den eingeworfenen Kommentar seines besten Freundes. "Bah, Black, du bist widerlich.", lachte Potter und lehnte sich in seinem Sessel zurück. "Sag mal, hat sie irgendwas über Rionna gesagt? Ob sie vielleicht auf jemand bestimmtes steht?", fragte Wurmschwanz schüchtern. "Nein, tut mir leid, Kumpel. Dazu war sie zu beschäftigt, aber ich kann sie mal bei Gelegenheit fragen."
 

Rionna Winter war eine junge, freundliche Hexe, des Hauses Hufflepuff und seit einiger Zeit der Schwarm von Peter. Leider traute sich der junge Gryffindor nicht, sie nach einem Date zu fragen, auch nicht nach James langen Monologen über die abertausenden Körbe von Lily Evans, die er schon bekommen hatte und es trotzdem weiter versuchte, nicht nach Sirius Vorschlag auf ein Doppeldate zu gehen, nicht mal nach Remus Andeutungen, dass die blonde Hexe immer wieder zu den Rumtreibern, und besonders zu Peter, rüber schielte. Doch James und Sirius hatten sich unverrückbar in den Kopf gesetzt, die beiden zu verkuppeln. "Und wenn es das letzte ist, was ich tue!", hatte der Qudidditch Kapitän theatralisch gerufen, als sie in den drei Besen den Entschluss gefasst hatten, Peter, und vor allem die restliche Welt, von dem Jammern und Liebeskummer zu befreien. Auch wenn, so musste Black leider zugeben, diese Aufgabe in den letzten Wochen etwas zu kurz gekommen war.
 

Peter lief rot an und lehnte sich ebenfalls in seinem Sessel zurück. "Sag mal, wann kommt eigentlich Moony? Ich bin mir zu 83 % sicher, dass er noch irgendwo Schokolade versteckt hat.", kam es nach kurzer Pause von James. Kaum hatte er den Namen des Werwolfes und das mit ihm verbundene Eintreffen erwähnt, zuckte Sirius zusammen. In den letzten Minuten war er so auf seine Lügengeschichte und ihre glaubhafte Erzählung fixiert gewesen, dass der Lockenkopf fast schon vergessen hatte, dass noch eine zweite Person Teil seines Lügengerüstes war. "Weiß nicht, sollte aber nicht so lange dauern, oder? Ich meine, was kann man bitte freitags abends als Vertrauensschüler alles zu tun haben?", lenkte der Black Nachkomme von seiner etwas verdächtigen Reaktion ab. James Potter hingegen hob seine Augenbrauen. Natürlich war ihm aufgefallen, dass seine besten Freunde in den letzen Wochen viel Zeit gemeinsam verbrachten und sollten sie doch zu viert in der Gruppe unterwegs sein, lag etwas unausgesprochenes so deutlich in der Luft, dass James manchmal das Bedürfnis verspürte, tief ein und wieder auszuatmen, aus Angst, er könne ersticken. Dennoch konnte sich der Brillenträger nicht erklären, was es war, was die zwei zu verstecken versuchten und fast daran zerbrachen. Seine letzte und enttäuschender Weise auch einzige Hoffnung war, dass Sirius, sein bester Freund und Blutsbruder seit der zweiten Klasse, von alleine zu ihm kam, um ihn aufzuklären.
 

"Tatsächlich, Black, haben wir einiges zu tun. Gerade freitags abends. Wir müssen zum Beispiel alle Klassenräume kontrollieren, da am Wochenende keiner dazu bereit ist.", giftete eine, den Rumtreibern allzu bekannte Stimme los. "Ah, Evans. Was habe ich dein wundersames Antlitz und deine so liebliche Stimmmelodie vermisst.", meinte Sirius und griff sich theatralisch ans Herz. Lily verdrehte die Augen und wandte sich an Remus, der hinter ihr den Gemeinschaftssaal betreten hatte. "Genau das habe ich unten in den Kerkern gemeint, Remus. Genau das habe ich gemeint.", sie zeigte auf die anderen drei Rumtreiber und setze sich danach neben Alice und Marlene vor den Kamin. Der Potter machte große Augen und lehnte sich zu dem jungen Werwolf, als dieser Platz genommen hatte. "Was hat sie gemeint, Moony? Über was habt ihr geredet? Hat sie was über mich gesagt?" Der Neuankömmling verdrehte die Augen und meinte dann trocken: "Ja, und zwar, dass sie sich lieber in eine Grube voller schleimiger Flubberwürmer legt, als mit dir auszugehen, Krone." Sirius begann so laut zu lachen, dass sich alle anwesenden Gryffindores zu den vieren umdrehten. "Das ist doch mal eine Aussage! Darauf sollten wir anstoßen!", fügte er prustend hinzu.



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