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Der Mensch ist vielerlei. Aber vernünftig ist er nicht.

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Kapitel 2

Das Gewissen ist die Stimme der Seele. Die Leidenschaften sind die Stimme des Körpers.

Jean-Jacques Rousseau

Es war acht Uhr am Samstagmorgen und ganz Hogwarts schlief noch tief und fest. Auch die Eulen in der Eulerei hatten ihren Kopf unter den Flügel gesteckt und gaben nur ab und zu ein gurren von sich. Doch der braunhaarige, vernarbte Rumtreiber saß wach in seinem Bett des Gryffindor Jungenschlafsaales und konnte, was er auch tat, nicht schlafen. Remus hatte sich bereits hin und her gewälzt, meditiert, er hatte ja sogar Schäfchen, oder in seinem Fall Wölfe, gezählt, bis er aufgegeben und sein Schicksal angenommen hatte. So hatte es sich der Gryffindor mit einer Tafel Schokolade aus seinem Geheimversteck, welches James Merlin sei Dank noch nicht entdeckt hatte, seiner aktuellen Leselektüre - Das Bildnis des Dorian Gray - und dicken Wollsocken auf seinem Bett gemütlich gemacht und die Zeit, die er, wie es so selten in Hogwarts vorkam, für sich hatte, seines Erachtens ausreichend ausgenutzt. Das dem jungen Werwolf leider so selten zugetanes Glück hielt allerdings nicht lange an. Er hatte noch nicht mal drei Seiten gelesen, als sich im Nebenbett Sirius Black reckte und die Augen aufschlug. "Du bist zu laut. Dein Umblättern ist zu laut.", flüsterte dieser schlaftrunken. Remus Lupin konnte es nicht glauben. "Du findest ich blättere zu laut um?" Auch der braunhaarige Junge flüsterte, um die anderen Rumtreiber nicht zu wecken. "Ja, mach doch etwas Normales um diese Uhrzeit. Schlafen zum Beispiel.", Sirius klang heiser und, so musste Lupin zugeben, sehr sexy. "Nun, du Genie, ich kann nicht schlafen. Glaube mir, ich habe es versucht." Sofort wirkte der Black wacher. "Ich kann dich auch gerne auspowern. Danach schläfst du bestimmt." Der Animagus lächelte seinen Freund verschmitzt an. "Danke, aber nein danke. Das, was du im Sinn hast, ist zudem garantiert lauter als das Umblättern einer Buchseite." Der noch im Halbschlaf versunkene Gryffindor schnaubte belustigt, ehe er sich wieder in seine Decke einrollte. "Nacht, Moony.", gähnte der Lockenkopf und grinste, als er ein gemurmeltes "Nacht?" des vernarbten Jungen hörte.

Nach dieser kurzen Unterhaltung mit seinem besten Freund nahm Remus Lupin seine Schokolade und den Roman und stahl sich runter in den Gemeinschaftsraum. Wenn er auch bezweifelte, dass das Rascheln von Papier oder das Knacken der Schokoladentafel seine besten Freunde aus dem Schlaf reißen könnte, wollte er keinerlei Risiko eingehen. Im rot-gold verzierten Aufenthaltsraum angekommen, bemerkte Remus allerdings, dass er nicht alleine war. Vor dem Kamin saßen bereits Lily Evans, Alice Macmillan und Frank Longbottom. "Hey, Rem. Schon wach?", fragte Lily und nippte an ihrem Tee. "Ja, ich konnte einfach nicht mehr schlafen." Die drei Anwesenden nickten verständnisvoll. "Also, ihr veranstaltet ein geheimes Buchtreffen, oder was?", fragte der Werwolf und lies sich neben Alice auf dem Sofa nieder. "Nein, keine Angst, wenn es so wäre, hätten wir dich auf jeden Fall dazu geholt.", lächelte Frank. "Wir überlegen gerade, wie wir unsere Alraune wieder zum Leben bekommen. Sie ist uns irgendwie abgestorben.", gab Alice zu, was ihr deutlich peinlich war. Remus hatte seine Alraune nämlich, um die er sich gemeinsam mit Sirius gekümmert hatte, letzte Woche, voll ausgewachsen und gesund, abgegeben. "Das ist blöd. In welchem Stadium ist die Alraune denn gerade?", erkundigte sich der Gryffindor und dachte bereits über mögliche Lösungswege nach. "Gerade aus der Pubertät raus. Merlin, ich hoffe Frank und mein Kind erbt nicht unsere grottigen Kräuterkunde Fähigkeiten.", Alice schlug ihre Hände vor das Gesicht, während sie sprach. "Versucht mal geriebenes Erumpenthorn als Dünger und legt nachts einen heißen Wickel um den Topf. Das sollte helfen.", gab der Werwolf dem verzweifelten Pärchen den Rat. Frank bedankte sich überschwänglich. "Danke, Remus. Wirklich vielen Dank. Du hast uns wahrscheinlich gerade das Leben gerettet. Du bist-" Weiter kam er nicht, da eine dunkelbraune Sperbereule mit ihrem Schnabel gegen eins der Fenster tickte. Lily blickte von ihrem Buch auf, in das sie mittlerweile wieder versunken war. "Sie haben Post, Mr. Lupin.", meinte sie dann, stand auf und öffnete das Fenster, sodass die Eule in den Gemeinschaftsraum fliegen und auf dem Kaminsims Platz nehmen konnte. Tatsächlich handelte es sich um Kuu, Remus' Sperbereulen Mädchen, die einen Brief an ihrem Fuß befestigt hatte. Schnell band er den Umschlag ab, ließ sich liebevoll in den Finger knappen und mit einem leisen "Kiirl" war sie wieder aus dem Fenster verschwunden, in Richtung Eulerei. "Von wem ist er?", fragte Evans interessiert und legte nun ihr Buch ganz zur Seite, ihr Schicksal annehmend, dass sie vor dem Frühstück wohl nicht mehr zum Lesen kommen würde. "Mh, von Luth.", entnahm Lupin dem Absender. Gerade, als er den Brief öffnen wollte, kamen seine besten Freunde, die restlichen drei Rumtreiber, die Treppe runter gepoltert. Schnell packte Remus den Umschlag in seine Hosentasche, als hätte er etwas Verbotenes in der Hand gehabt, für das er sich schuldig fühlen müsste. "Hey Leute. Moony, kommst du mit frühstücken? Wir wollten jetzt direkt gehen.", gähnte James in die Runde, ohne einen großen Aufriss zu machen. " Sofort. Ich muss mich nur kurz anziehen." Und mit diesen Worten war der braunhaarige Junge die Treppe hochgesprungen und im Jungenschlafsaal der sechsten Klasse verschwunden. Dort angekommen, schnappte Remus sich ein einfaches T-Shirt und Hose, griff nach dem Waschbeutel und verschwand im Waschraum.

Der junge Werwolf konnte allerdings nicht erahnen, dass sich während seiner Abwesenheit James Potter zu Lily Evans gesellt hatte und versuchte sie mit billigen Anmachsprüchen von einem Date zu überzeugen, über die Frank und Alice nur kichernd den Kopf schütteln konnten. Peter hatte es sich in einem der Sessel bequem gemacht und beobachtete kommentarlos, wie sein bester Freund um ein Treffen mit seiner Angebeteten kämpfte. In dieser Szenerie sah Sirius Black seine Chance und stahl sich ebenfalls die Treppe zum Schlafsaal hoch. Da Sirius seinen Freund nicht im Schlafraum finden konnte, betrat er den Waschraum. Dort stand tatsächlich Remus Lupin. Oberkörperfrei und mit rotem Gesicht, weil er sich gerade mit einem Waschlappen schrubbte. Sirius lehnte sich gegen den Türrahmen und lies den Anblick auf sich wirken. "Na Moony? Ist das ein Nimbus in deiner Hose oder freust du dich nur mich zu sehen?" Völlig verwirrt und perplex starrte Lupin seinen gegenüber an. "He?", fragte er wenig intelligent. Der Black schmunzelte und ging langsam auf den kleineren Sechstklässler zu. " Du bist echt sexy, wenn du so tust, als wüsstest du nicht um was es geht." Und mit diesen Worten verschloss der Lockenkopf seine Lippen und die des belesenen Gryffindors zu einem leidenschaftlichen Kuss. Sirius wusste allerdings nicht, dass in diesem Moment ein Brief in der Hosentasche des Werwolfs steckte, dessen Inhalt schwerer wog als die gegenseitige Leidenschaft der beiden.

Etwa zehn Minuten später traten die beiden Gryffindors, mit geschwollenen Lippen und rot angelaufenen Wangen, aus dem Waschraum heraus. Der Kuss war zu einer Knutscherei ausgeartet, bei der die ein oder anderen betörenden Versprechungen gemacht wurden. Schnell zog sich Remus Lupin ein Hemd und eine lockere Hose an, wobei er aufmerksam von seinem besten Freund beobachtet wurde und atmete nochmal tief durch, bevor er noch in seine Schuhe schlüpfte. "Lass uns runter gehen. Langsam habe ich echt Hunger.", meinte er, nachdem er sich wiederaufgerichtet hatte und durch seine Haare fuhr, ein Tick, den er sich von James abgeschaut hatte. Sirius murmelte nur etwas Zustimmendes in seinen nicht vorhandenen Bart und schlüpfte aus dem Jungenschlafsaal der Sechstklässler. Auch Remus verließ den Raum, nicht daran denkend, dass in seiner Hose noch ein äußerst wichtiger Brief wartete.
 

Die große Halle war samstagmorgens immer erst spät gefüllt, weshalb die vier Gryffindor Jungs in Seelenruhe frühstücken und ihren freien Tag planen konnten. " Heute Nachmittag. Hogsmeade. Wir vier. Ich muss mal wieder meinen Zonkos Vorrat auffüllen.", informierte sie James. "In Ordnung. Ich muss nur vorher mit Lily in die Bücherei. Wir wollten unseren Zaubertrank Aufsatz endlich fertig schreiben." Der Werwolf zog verzweifelt seine Augenbrauen zusammen, bei den Gedanken an die zwei Rollen Pergament, die noch vor ihm lagen. "Okay, was machen wir in der Zeit? Ein paar Slytherins aufmischen?", feixte Sirius Black und deutete auf die verbliebenen Rumtreiber. " Wie wäre es mit Hausaufgaben, Tatze?", fragte Remus skeptisch. "Wie wäre es mit nein?", bekam er als Antwort. Dem Lupin war bewusst, dass er seine besten Freunde nicht umstimmen konnte, wenn sie sich erst eine Idee in den Kopf gesetzt hatten. Also sparte er lieber seine Energie für den anstehenden Tag, als sie an die Rumtreiber zu verschwenden. "Also Moony, Tatze, was habt ihr so lange oben gemacht?", fragte James, während er versuchte, sein Rührei auf zu spießen. " Wir hatten langen, ausgelassenen Sex auf deinem Bett, Krönchen.", antwortete der Black. Remus musste sich beherrschen, seine neutrale Miene beizubehalten. Innerlich allerdings kroch der Schock langsam bis in seinen Nacken. Nach ein paar stummen Sekunden, die sich allerdings zogen wie Stunden, fing Potter lauthals an zu lachen, sodass sich sogar die Hufflepuffs, zwei Tische weiter zu ihnen drehten. Damit war das Thema wohl vom Tisch, denn James griff es nicht noch einmal auf.

Kaum hatten die vier Gryffindors das Frühstück beendet, verschwand der junge Werwolf, vor sich hin murmelnd, in Richtung Bücherei. Also blieben Sirius, James und Peter alleine in der großen Halle zurück.

"So. Was nun?", fragte Peter, sichtlich abgelenkt durch Rionna Winter, die gerade die Halle betreten hatte. In James' Gesicht flammte ein Ausdruck auf, der nichts Gutes zu bedeuten hatte, soviel wusste Peter bereits. Auch Sirius' Miene sah nicht anders aus. "Hey, Rionna. Neben uns ist gerade ein Platz frei geworden. Setz dich doch zu uns.", rief Krone der Hufflepuff zu. Erst schaute diese etwas irritiert, dann aber bewegte sie sich in Richtung des Gryffindor Tisches. Kaum hatte sich das Mädchen auf Remus Platz gesetzt, wurde sie von Sirius in Beschlag genommen. Ein kleines, vollkommen unnötiges, eifersüchtiges Zwicken konnte sich Peter nicht verkneifen, als der schwarzhaarige Lockenkopf seinen Arm um die Schülerin legte. "Ich finde es ja wirklich toll, dass wir wochenends auch mal an den anderen Tischen sitzen können. Das gibt nochmal eine ganz andere Sicht auf die Dinge, nicht wahr Rio?" "Ja, vor allem, wenn man Freunde in den anderen Häusern hat." Ihr Blick huschte, ungesehen von dem kleinen, rundlichen Jungen, zu Peter. Dieser allerdings befand die Decke der großen Halle anscheinend weitaus interessanter, denn er bestaunte sie, als wäre er das erste Mal in den Hallen Hogwarts'. Die beiden anderen Gryffindors hatten die unterbewusste Reaktion der blonden Schülerin allerdings registriert. "Also, was hast du heute noch so vor? Wir wollten heute Mittag runter ins Dorf, ein, zwei, fünf Butterbier trinken.", lächelte James übertrieben freundlich und klimperte sogar mit seinen Augen. Peter blies seine Wangen auf. Merlin, sogar ein Blinder mit Krückstock und Drachenpocken konnte erkennen, was die beiden Rumtreiber ausheckten. Rionna allerdings wurde rot. "Du, äh, kommst auch mit Pete?", fragte sie und nestelte dabei an ihrem Umhangsaum. " Ja, ich hatte es geplant." Kaum hatten diese Worte den Mund des Animagus verlassen, seufzte die Schülerin. "Schade, gerade heute habe ich ein paar Freundinnen versprochen, mit ihnen zu lernen. Tut mir leid, Peter. Ich wäre gerne mit dir etwas trinken gegangen." Die Hufflepuff stand auf und mit einem letzten entschuldigenden Blick verschwand sie an ihren Haustisch, wo sie von ihren kichernden Freundinnen erwartet wurde." Hey, wieso tut es ihr nicht leid, dass sie mit uns nix trinken kann? Wieso tut es ihr nur um Wurmschwanz leid?", beschwerte sich der Black. Doch Pettigrew hörte das gar nicht: " Sie wäre gerne mit mir trinken gegangen. Rionna wäre gerne mit mir ausgegangen.", murmelte er nur, mit Herzen in den Augen, vor sich hin. "Wir sind doch umwerfend, oder Krone? Sind wir nicht umwerfend?" James schüttelte nur den Kopf und meinte dann, schräg lächelnd, zu seinen besten Freund: "Hörst du eigentlich jemals auf zu reden?"

Remus ließ seinen Kopf auf das aufgeschlagene Buch - Heiltränke, Zutaten und wo man suchen muss - fallen. Lily und er saßen bereits seit etwa fünf Stunden in der Bibliothek und langsam hatte der Werwolf wirklich genug. Er hatte zwar jetzt nur noch einen Satz zu schreiben, aber seine Hand verkrampfte sich, sobald er die Feder auch nur anschaute. "Ich kann nicht mehr! Ich will nicht mehr!" Auch Lily schlug ihre Hände vor das Gesicht. "Mir geht es nicht anders, aber das ist der letzte Satz!" Lupin lachte verzweifelt und tunkte seine Feder ein letztes Mal in die Tinte. Gerade als er die Feder auf das Papier setzen wollte, um die Bücherei mit dem ihm so bekannten Kratzen auf Pergament zu füllen, wurde eine äußerst zerrissene Tasche auf den Tisch geworfen und verdeckte somit Buch und Aufsatz des Gryffindors. Gerade als dieser den Neuankömmling ordentlich zusammenstauchen wollte, hörte er auch schon das ihm allzu bekannte Lachen seiner besten Freunde. "Moony! Habe ich dich vermisst!" Sirius warf sich förmlich auf den Vertrauensschüler und fast meinte Remus ein Hecheln seitens des Black-Nachwuchses zu hören. "Evans.", meinte er dann und konnte ein idiotisches Kichern kaum unterdrücken. "Black. Potter. Was für ein seltenes Ereignis, ihr beide freiwillig in der Bibliothek. Ich glaube, ich sollte mir das Datum in meinem Kalender markieren.", meinte die Hexe und verdrehte ihre Augen. "Oh, Evans. Immer wenn du mit mir redest, ist, als würde die Welt stillstehen." Der Lockenkopf hielt seine Hand an die Stelle, wo er sein Herz vermutete. Diese schnaubte jedoch, stand auf und warf ihr rotes Haar über ihre rechte Schulter. "Weißt du Black, das Herz ist links, nicht rechts." Dann verschwand sie, mit einem entschuldigendem Blick Richtung Remus, mit wehendem Umhang aus der Bücherei. "Irre ich mich, oder war sie heute nicht so fies wie sonst?", grinste James, voller Hoffnung die junge Hexe würde sich doch noch in ihn verlieben. "Ich glaube, dass ist nur, weil sie so geschafft vom Aufsatz ist. Sie hatte einfach nicht genug Kraft, sich mit dir zu beschäftigen, Krone.", lächelte der Werwolf und stand auf. "Also, gehen wir jetzt nach Hogsmeade, oder nicht?"



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