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Bis dass der Tod uns findet

von

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Im Dunkeln

Nathans Schritte hallten von den Wänden wieder. Unter seinen Füßen nasser Asphalt. Es war kalt. Windig. Er hätte frieren müssen, aber dazu schlug sein Herz viel zu schnell. Und sein Puls stieg noch an, je näher sie dem Gebäude kamen, unter dem sich laut Ezras Aussage der „Darkroom“ befand. Der Club, auf den sie es abgesehen hatten. Den sie infiltrieren wollten. Was hatte er sich nur dabei gedacht?

 

Ganz ruhig.

 

Ezra hatte es ihnen wieder und wieder eingebläut. Wenn einer von ihnen Panik bekam, würden sie auffliegen. Deswegen war es absolut essentiell, dass sie sich ganz normal verhielten. So, als würden sie hier jeden Tag ein und aus gehen. Immerhin gelang es ihm inzwischen, sich in den Sachen, die Ezra für ihn besorgt hatte, einigermaßen ungezwungen zu bewegen, auch wenn er den kompletten Anzug zugunsten eines Ensembles aus Hemd und Hose verschmäht hatte. Sogar an die Tatsache, dass er diese scheußlichen Schuhe tragen musste, hatte er sich inzwischen gewöhnt.

 

Die armen Geschöpfe bei 'Happy Tails' werden es mir danken, sagte er sich immer wieder, während er sich bemühte, mit Marvin Schritt zu halten, der förmlich über die leere Straße schwebte. Fast so, als wäre er ins einem Element, was er vermutlich auch war. Die Rolle seines Lebens. Halleluja!

 

„Ist es noch weit?“, fragte Marvin in diesem Moment.
 

„Nein.“

 

Ezra wirkte nicht im Geringsten angespannt. Alles, was er tat, war routiniert. Was es vermutlich auch war. Immerhin kam er fast jeden Abend hierher. Es hatte schon damit angefangen, dass sie sein Auto einfach am Straßenrand abgestellt hatten. Ezra hatte den Schlüssel stecken lassen und war ausgestiegen, ohne sich weiter um das Fahrzeug zu kümmern. Kurz darauf war der Wagen an ihnen vorbeigefahren mit einem Fremden am Steuer. Nathan war sich sicher, dass er, wenn sie gehen wollten, auf ebenso geheimnisvolle Weise wieder auftauchen würde. Wo er bis dahin war, musste sie nicht kümmern. Ezras Bruder hatte für alles gesorgt.

 

„Wir sind da.“
 

Wo genau „da“ sein sollte, konnte Nathan nicht erkennen. Es gab keine Leuchtreklame, kein Schild keinen sichtbaren Eingang. Nur eine einzelne, in eine Mauer eingelassene Stahltür, die keinerlei Möglichkeit bot, sie zu öffnen. Ezra blieb davor stehen und klopfte. Einen Augenblick später wurde sie wie von Geisterhand geöffnet. Dahinter war niemand zu sehen. Nur absolute Dunkelheit. Nathan fröstelte.

 

„Ihr solltet jetzt eure Masken aufsetzen.“

 

Schnell griff Nathan nach der einfachen schwarzen Halbmaske, die er früher am Abend erhalten hatte, und befestigte sie an seinem Hinterkopf. Marvin tat dasselbe mit seinem Exemplar, das wesentlich aufwendiger gearbeitet und mit einem dunkelroten Muster versehen war. Ezras silberne Maske hingegen hing immer noch locker an seinem Handgelenk.
 

„Und du?“, fragte Nathan gerade noch oberhalb der Grenze dessen, was er für hörbar hielt.
 

„Ich werde meine erst aufsetzen, wenn wir unten sind. Es soll kein Zweifel daran bestehen, wer ich bin.“

 

Ein Schauer rieselte bei diesen Worten über Nathans Rücken. Natürlich hatte er geahnt, dass Ezra nicht irgendwer war. Immerhin war kaum zu übersehen gewesen, dass er über nicht gerade geringe finanzielle Mittel verfügte. Dass diese jedoch auch mit erheblichem Einfluss einhergingen, war Nathan allerdings erst so richtig klar geworden, als Ezra Marvin auf seine Rolle vorbereitet hatte.

 

„Du bist“, hatte er gesagt, „der Favorit des Bruders des Clubbesitzers. Damit rangierst du ganz oben in der Hierarchie der Donoren. Man wird dich bewundern, anstarren, testen. Jeder wird wissen wollen, wen sich der jüngste Spross der einflussreichsten Familie der Stadt auserkoren hat. Also sei darauf vorbereitet, dass man dir Fragen stellt. Fragen, die du mit dem Hinweis auf deine Verschwiegenheit nicht beantworten wirst. Aber du wirst so tun, als wenn es dir schwerfällt, das wird ihr Interesse nur noch anfachen.“

 

„Aber … ich weiß doch gar nichts über dich“, hatte Marvin geantwortet und Ezra hatte nur gelächelt.
 

„Gut. Dann wirst du ihnen ja auch nichts verraten können.“

 

Seitdem ging Nathan dieses Gespräch nicht mehr aus dem Kopf. Das Gefühl, dass er sich vielleicht doch in etwas verrannte. Dass er gerade sein Leben riskierte für einen Mann, den er nicht einmal kannte.

 

Hätte ich doch gehen sollen? Abhauen, solange ich noch kann?

 

Aber jetzt war es zu spät, um kalte Füße zu kriegen. Die Sicherheitskameras, die gut versteckt in zwei Nischen oberhalb des Eingangs eingelassen worden waren, hatten ihn bereits erfasst und wenn er jetzt floh, würde er vermutlich keine zehn Schritte weit kommen. Nur, weil die Häuser um sie herum verlassen wirkten, hieß das nicht, dass sie es auch waren. Ebenso gut mochte ein gutes Dutzend unsichtbare Augen auf sie gerichtet sein, bereit beim kleinsten Fehltritt zuzuschlagen.

 

Nur kein Druck.

 

Mit einem letzten Atemzug wagte er sich hinab in die Dunkelheit.

 

Sie gingen einige Meter in vollkommener Finsternis. Nathan hätte sich gerne an irgendetwas orientiert, aber die undurchdringliche Schwärze ließ lediglich zu, dass er den Schritten vor ihm folgte, bis sie an eine weitere Tür kamen. Als sie geöffnet wurde, verbarg sich dahinter graues Zwielicht und eine dritte Tür, bei der es sich offenbar um die des Fahrstuhls handelte. Nathan hätte beinahe aufgeatmet, wäre da nicht der breitschultrige Riese gewesen, dem das Wort „Security“ in dicken Lettern auf die Stirn geschrieben stand. Kaum, das Nathan den Raum betreten hatte, kam Leben in die muskelbepackte Wand aus Fleisch und Knochen.
 

„Halt“, knurrte der Wachmann. „Hast du eine Einladung?“

 

Nathan zuckte zusammen, blieb jedoch still, wie Ezra es ihm gesagt hatte. Ezra selbst tat zunächst unbeteiligt. Der Wachmann kam drohend näher.
 

„Ich hab gefragt, ob du eine Einladung hast“, grollte er.
 

„Ich …“, begann Nathan, wurde jedoch sofort von Ezra unterbrochen.
 

„Wie lange dauert das denn noch, Ian? Du weißt, ich warte nicht gerne.“
 

Der Riese zuckte zusammen.
 

„Natürlich. Sofort, Sir.“

 

Er murmelte etwas in sein Headset und nur Sekunden später öffneten sich die Aufzugtüren. Gelangweilt trat Ezra ein. Sein Blick streifte wie zufällig durch den Raum und blieb dann an Nathan hängen.
 

„Lass den Jungen durch.“

 

„Aber ihr Bruder …“, versuchte der Wachmann zu entgegnen, doch Ezra zeigte sich nicht im Geringsten amüsiert.

 

„Ich sagte, du sollst ihn durchlassen.“

 

Der Bulle senkte ergeben das Haupt.
 

„Wie Sie wünschen, Sir. Soll ich ihn ebenfalls als Ihren Gast eintragen?“

 

Ezra musterte Nathan, als wäre er etwas, in das er gerade hineingetreten war.
 

„Ja“, gab er gelangweilt zurück. „Tu das. Was immer er trinkt, geht heute Abend auf meine Rechnung. Im Gegenzug wird er mir nicht mehr vor die Augen kommen. Haben wir uns verstanden, Bursche?“

 

Nathan nickte und musste seine Erleichterung dabei nicht einmal spielen. Ezra schnippte mit den Fingern und deutete auf den Kabinenboden. So schnell ihn seine Füße trugen, eilte Nathan an seine Seite. Dabei hielt er den Blick gesenkt und tat so, als würde er vor Angst zittern. Wieder etwas, das nicht unbedingt gespielt war. Erst, als sich die Türen vollständig geschlossen hatten, wagte er wieder zu atmen. Allerdings war er damit nicht alleine.
 

„Puh, das war haarscharf. Wird das den ganzen Abend so weitergehen? Meine Nerven!“

 

Aus den Augenwinkeln sah Nathan, wie Marvin sich Luft zufächelte. Ezra hingegen wirkte weiterhin vollkommen entspannt.
 

„Das war erst die erste Hürde“, sagte er leise, ohne den Mund zu bewegen. „Wenn wir unten sind, beginnt der richtige Ärger.“

 

Nathan hätte nur zu gerne gewusst, was das heißen sollte, aber noch bevor er fragen konnte, verkündete ein leises Klingeln die Ankunft des Fahrstuhls. Das Geräusch jagte Nathans Puls in die Höhe.

 

„Ruhig jetzt“, raunte Ezra ihm zu, bevor sich die glänzenden Stahlplatten beiseiteschoben und ihnen Zutritt in den „Darkroom“ gewährten.

 

 

Showtime!

 

Marvin straffte die Schultern und streckte das Kinn vor. Auf diesen Abend hatte er seit Tagen gewartet. Okay, vielleicht nicht wirklich gewartet. Mehr voll böser Vorahnungen darauf hingefiebert. So wie auf seine Abschlussprüfung. Mit schlaflosen Nächten – wortwörtlich; immerhin hatte er einen Vampir als Nachhilfelehrer gehabt – und endlosen Kostümproben. Dazu noch sein Job. Am Ende hatte er nur noch Sterne gesehen. Und Streifen, denn exakt die hatte er Lady Pilkinton auf ihre Nägel gemalt. In pink und grün. In etwa die Farben, in der die Lady dann angelaufen war. Natürlich hatte er sich sofort wortreich entschuldigt und alles wieder entfernt, aber uff, damit war er verdammt haarscharf an einer Kündigung vorbeigeschlittert. Und jetzt … jetzt stand er hier im „Darkroom“. Und der war so gar nicht, was er erwartet hatte.

 

Statt einem schummrigen Kellergewölbe mit klapprigen Kabinen und klebrigen Wänden ähnelte dieses Etablissement eher einem vornehmen Restaurant oder einer gediegenen Bar. Zwischen dunklem Holz und schwarz gestrichenen Wänden herrschten noble Eleganz und verschwenderischer Protz. Ausladende Kronleuchter, die von den erstaunlich hohen Decken hingen, warfen gedämpftes Licht auf rotes Leder, purpurnen Samt und lackglänzendes Mobiliar. In einer Ecke spielte eine Band und eine Sängerin beklagte mit rauchiger Stimme den Verlust ihres Geliebten in einer regnerischen Nacht. Davor wiegten sich Pärchen im Takt der schwermütigen Musik. Zu ihren Füßen eine ebenholzfarbene Tanzfläche.

 

Eine der Bedienungen schwebte vorbei. In ihrer Hand ein mit Getränken beladenes Tablett, an ihrem Körper wenig Stoff. Schnüre, Stäbchen, Haken und Ösen brachten in Form, was in Form zu bringen war, und bedeckten dabei nur das Nötigste. Ihre Stiefel hingegen waren atemberaubend.

 

„Sollte ich jetzt beleidigt sein?“, murmelte Ezra an seiner Seite. Fragend sah Marvin zu ihm auf. Ein feines Lächeln zierte das Gesicht des Vampirs.
 

„Kaum, dass du mit mir ausgehst, fängst du an Frauen nachzuschauen? Ich glaube, ich bin ein schlechter Einfluss.“

 

Marvin schnappte nach Luft und wollte gerade erwidern, dass er mitnichten am Inhalt der mehr als knappen Verkleidung interessiert gewesen war, als schon das nächste, weibliche Geschöpf auf sie zugestrebt kam. Die Frau war groß, trug ein tief ausgeschnittenes, rotes Abendkleid und lächelte auf eine Weise, die nicht im Geringsten ihre spitzen Eckzähne verdeckte. Ihre fein ziselierte Maske, die mit unzähligen Brillanten besetzt war, konkurrierte nur unwesentlich mit ihrer Halskette, deren Steine so riesig waren, dass man vermutlich mit einem davon Marvins gesamten Wohnblock hätte kaufen können. Er beschloss sofort, dass er sie nicht leiden konnte.
 

„Sieh an, sieh an“, flötete die Dame, deren stahlblaue Augen wie geschliffene Dolche funkelten. „Der junge van Draken. Dein Bruder hat behauptet, du wärst im Ausland. Was für ein dreister Lügner!“
 

„Camille“, entgegnete Ezra und hauchte ihr rechts und links einen Kuss auf die Wange. „Ich hatte nicht erwartet, dich heute hier zu sehen. Ich dachte, du seist in Mailand.“
 

„Ach, zu viel Sonne, zu viele blutarme Gigolos. Du hättest mitkommen sollen, das wäre spaßig geworden.“

 

Ezra bemühte sich um ein diplomatisches Lächeln.
 

„Das nächste Mal vielleicht.“

„Ach, das sagst du immer.“

 

Die Vampirin lachte, bevor sich die mörderischen Eiskristalle in ihrem Gesicht auf Marvin richteten. In seiner Vorstellung malte sie ihm ein rotes Fadenkreuz auf die Brust.
 

„Aber ich sehe, du bist nicht allein“, stellte die Vampirin fest und spitzte die rot bemalten Lippen. „Wer ist denn der Leckerbissen, den du da mitgebracht hast?“

 

Ezra wandte sich Marvin zu.

 

„Das ist Nathan. Er ist mein …“

 

Unfairerweise ließ er offen, was er meinte. Liebhaber? Zimmernachbar? Abendessen? Was zum Teufel sollte das? Das hatten sie nicht abgesprochen. Allein die Tatsache, dass Marvin seinen besten Freund mimte und damit hoffentlich die Aufmerksamkeit der anwesenden Vampire auf sich zog, während der echte Nathan sich undercover nach Spuren diese Ghula umsah, war schon verdammt gewagt gewesen. Aber dass Ezra jetzt auch noch anfing zu improvisieren? Nicht cool! Marvin hätte ihm am liebsten vors Schienbein getreten, wenn sie denn an einem Tisch gesessen hätten. Leider waren weit und breit weder Tisch noch Stuhl in Sicht, die er zwischen sich und die gierig grinsende Vampirlady hätte schieben können.

 

„So so. Nathan also“, gurrte sie jetzt auch noch und streckte Marvin auffordernd ihre Hand entgegen. Im ersten Moment wollte er danach greifen, aber dann fiel ihm ein, was Ezra ihm beigebracht hatte. Er fasst nur leicht nach ihren Fingern, beugte den Nacken und brachte seine Lippen in die Nähe ihres Handrückens in Andeutung eines Kusses.
 

„Enchanté, Madame“, sagte er, als er sich wieder aufrichtete. „Ich bin erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen.“

 

Die Vampirin zeigte erneut die Zähne.
 

„Die Freude ist ganz meinerseits“, hauchte sie, bevor sie sich wieder an Ezra wandte. „Kommt, wir müssen ihn den anderen zeigen. Sie werden umfallen, wenn sie das sehen.“
 

Damit hängte sie sich an Ezras Arm und zog ihn mit sich. Marvin hatte fast Mühe, ihnen zu folgen. Endlich, nur kurz bevor sie eine Gruppe von Leuten erreichten, ließ die Schreckschraube Ezra wieder aus ihren Fängen. Sofort war er an Marvins Seite.
 

„Die erste Hürde ist genommen“, murmelte er leise. „Aber Achtung jetzt. Neben Camille sind heute noch mindestens vier weitere echte Vampire hier. Ich kann sie spüren.“

 

Marvin wurde heiß und kalt. Mit sechs oder mehr Blutsaugern in einem unterirdischen Bunker festzusitzen, gehörte nun wirklich in die Kategorie grässlicher Alptraum. Dabei hatte er doch gewusst, dass genau das passieren würde. Es machte die Sache nur nicht im Geringsten besser.

 

Ganz locker. Wir haben das geübt. Also los, du schaffst das.

 

Er nahm eine Gestalt aufs Korn, die in einen langen, schwarzen Mantel gehüllt war und mit dem Rücken zu ihnen stand. Der hohe Kragen und eine dunkle Sonnenbrille verdeckten das Meiste seines Gesichts, aber Marvin konnte trotzdem erkennen, dass seine Haut einen ziemlich ungesunden, fast schon weiß anmutenden Farbton besaß.
 

„Der dort?“, flüsterte er. Ezra folgte seinem Blick. Ein leicht amüsierter Ausdruck erschien auf seinem Gesicht.

 

„Nein. Dieser dort ist trotz seiner Vorlieben durch und durch menschlich. Aber der Hagere am Ende der Bar mit der Luchsmaske. Das ist Valkow. Von dem musst du dich fernhalten. Er ist dafür bekannt, nicht gerade zimperlich zu sein. Es heißt, einem seiner Donoren hätte er mal den Kopf abgerissen und in seinem Blut gebadet. Mein Bruder hatte schon jede Menge Ärger mit ihm.“

 

Marvin rückte unwillkürlich ein wenig näher an Ezra heran.

 

Hätte ich auch nicht gedacht, dass mir das mal passieren würde.

 

„Und wer noch?“

„Das dort hinten ist Rodolfo. Er hat bereits jemanden für diesen Abend gefunden.“

 

Ezra deutete auf die Tanzfläche, wo ein glattgeschniegelter Latin Lover gerade eine alabasterhäutige Rothaarige mit einer Schwanenmaske auf die Tanzfläche führte. Ihr schwarzes Spitzenkleid war aufwendig gearbeitet und ihren langen, weißen Hals zierte eine unauffällige Tätowierung. Was auf den ersten Blick wie ein leicht schiefes Dreieck aussah, war in Wirklichkeit der althebräische Buchstabe D. Jeder der Clubs hatte sein eigenes Symbol. Wer zur Verfügung stand für einen Drink, trug es offen zur Schau, wer gerade pausieren musste, weil sich schon jemand an ihm vergangen hatte, hielt es bedeckt. Vergehen gegen diese Regel wurden nicht geahndet, konnten jedoch bei Wiederholung durchaus unangenehme Folgen haben. Welche, das hatte Ezra nicht gesagt, aber Marvin war sich sicher, dass sie von ein paar Gläsern Gratis-Champagner nicht aufgewogen wurden.

 

„Möchtest du etwas trinken?“
 

Wie aufs Stichwort fragte Ezra nach seinen Wünschen. Der Blick, den er ihm dabei schenkte, war warm und fürsorglich.
 

„Champagner? Oder etwas Stärkeres?“, hakte Ezra nach, als Marvin nicht antwortete.

 

Bitte ein Glas Wasser und ein Taxi.
 

„Ähm … überrasch mich doch einfach?“
 

Ezra lächelte.

 

„Warte hier“, sagte er, ließ Marvins Arm los und ging in Richtung Bar. Kaum, dass er weg war, kehrte das Camille-Monster zurück, im Schlepptau zwei distinguierte Herren in samtenen Gehröcken.
 

„Das ist er“, schrillte sie. „Ist er nicht hinreißend. Wundervolle Haut. Und wie er riecht.“

 

Camilles Nüstern blähten sich und Marvin kam sich mit einem Mal vor wie ein Bulle in einer Zuchtanstalt. Es fehlte nur noch, dass sie ihm die Hose runterzog um zu sehen, ob das, was sie dort vorfand, auch ihren Vorstellungen entsprach. Dabei würde er jemand wie sie nicht mal mit der Kneifzange anfassen. Allein die Vorstellung!

 

Camille, die sein Schweigen offenbar missverstanden hatte, brach in glockenhelles Lachen aus.
 

„Oh, keine Sorge. Ich werde schon nicht ohne seine Erlaubnis naschen. Dein Protecteur würde mir den Hals umdrehen und es dauert immer furchtbar lange, bis das wieder verheilt ist.“

 

Sie und ihre Spießgesellen brachen in lautes Gelächter aus und Marvin wünschte sich ganz woanders hin. Nach Hause, vorzugsweise mit Felipe eingekuschelt auf seiner Couch. Oder im Bett. Dort wäre er sicher. Aber Felipe weigerte sich immer noch mit ihm zu reden Marvin hatte mittlerweile aufgegeben, ihn anrufen zu wollen. Stattdessen stand er jetzt hier vor dieser Vampirziege und musste sich begutachten lassen wie ein Stück Fleisch.

 

Aber nicht mit mir. Der werd ich zeigen, was ne Harke ist.

 

„Also meine Liebe, wenn ich Ihnen da einen ganz wundervollen Chiropraktiker empfehlen darf. Der hat mich in Nullkommanichts wieder hingekriegt, nachdem Ezra mich die ganze Nacht durch die Laken gezogen hat. Ich konnte danach ja wirklich kaum mehr gehen, aber dieser Doktor …“

 

Marvin blinzelte unschuldig, während es Camille sprichwörtlich die Sprache verschlug. Marvin hielt sich gespielt erschrocken die Hand vor den Mund
 

„Oh nein! Hab ich etwa was Falsches gesagt? Wie ungeschickt von mir.“
 

Leider währte die Überraschung der Vampirin nicht lange an. Nach einer unangenehm kurzen Zeit der Stille begann sie erneut zu lachen und auch die Herren an ihrer Seite – einer von ihnen ein Donor aus einem anderen Club – fielen mit ein.
 

„Nein, dieser Nathan“, rief sie. „Herzerfrischend, ja wirklich. Du musst mich unbedingt mal einladen, wenn ihr beiden …“

 

Camille zwinkerte Ezra zu, der gerade mit einem hohen Glas gefüllt mit einer blutroten Flüssigkeit zu ihnen zurückkehrte. Allein die Bläschen, die darin aufstiegen, beruhigten Marvin ungemein. Ezras Blick glitt zu der Vampirin, die immer noch ganz in ihr Amüsement verstrickt war. Mit leicht gerunzelten Brauen beugte er sich zu Marvin herab.
 

„Was hast du ihr erzählt?“

„Dass wir beide die ganze Nacht gevögelt haben.“

 

Ezras Gesichtsausdruck sprang von besorgt zu fassungslos.

 

Das hast du Camille erzählt? Ausgerechnet ihr?“

„Warum nicht?“

„Weil sie die größte Klatschbase ist, die ich kenne. Das wird in Nullkommanichts die Runde machen.“

 

Marvin grinste schwach.
 

„Nun, dann hast du jetzt immerhin einen Ruf zu verlieren.“

 

Ezra sah zunächst aus, als würde er ihm die Sache übel nehmen, doch dann lachte er leise.
 

„Na schön, dann bin ich jetzt eben ein Casanova.“

 

Marvin wurde ernster. Er dachte an Nathan.

 

„Bist du das normalerweise nicht?“

 

Ezra sah ihn an.

 

„Warum fragst du das?“

 

Marvin deutete ein Lächeln an.
 

„Er ist mein bester Freund. Also?“

 

Ezra sah für einen Moment zu Boden, bevor er Marvin wieder in die Augen blickte.
 

„Es ist nicht so leicht“, begann er, bevor er urplötzlich verstummte. Als Marvin seinem Blick folgte, sah er einen Mann durch die Menge hindurch auf sie zukommen. Seine rotblonden Haare wurden von einer silbernen Tigermaske zurückgehalten, um seinen Hals lag eine Kette aus Zähnen. Spitzen Zähnen.

 

Die werden doch nicht von Vampiren sein?

 

„Bruder“, sagte der Fremde und öffnete die Arme. Die Aufschläge seines Jacketts entblößten ein schwarzes Rüschenhemd, das bis zum Bauchnabel hin aufgeknöpft war. Darunter ein recht ansehnliches Stück nackte Haut.

 

Ezra zwang ein Lächeln auf sein Gesicht.

 

„Darnelle“, antwortete er. Er reichte Marvin sein Glas, bevor er sich in eine Umarmung ziehen ließ. Es sah aus, als würde ein Tiger seine Beute schlagen.
 

„Wie schön, dass du kommen konntest“, intonierte der Tiger. „Ich habe nur auf euch gewartet.“

 

Marvin war sich sicher, dass er trotz der vielen Gespräche, die um ihn herum stattfanden, alle Ohren plötzlich nur noch auf sie gerichtet waren. Der Vorhang war zurückgezogen worden und die Show hatte begonnen. Jetzt durfte er es nicht mehr vermasseln
 

Ganz ruhig, Marvin. Das Wichtigste an einem Magier ist immer die reizende Assistentin.

 

Die Augen des Tigers richteten sich auf ihn, als habe er ihn vorher überhaupt nicht bemerkt. Eine Lüge, wie Marvin sich sicher war.
 

„So so“, grollte der Tiger, „du bist also Nathan. Ich freue mich, dich kennenzulernen.“

 

„Die Freude ist ganz meinerseits“, würgte Marvin hervor. Er hatte das Gefühl, dass sein Blut unter Darnelles prüfendem Blick in seinen Adern zu kochen begann. Vermutlich würde er gleich explodieren und eine fürchterliche Schweinerei hinterlassen. Die Vorstellung hatte einen gewissen Reiz.
 

„Du solltest etwas trinken“, säuselte der Tiger. „Dein Hals scheint ganz trocken zu sein.“

 

Marvin nickte und gehorchte. Das Getränk prickelte an seinem Gaumen und hatte eine süße, fruchtig-aromatische Note.

 

Kir Royal, bemerkte irgendein abgeschiedenes Areal seines Gehirns, das anscheinend von der allgemeinen Panik nichts mitbekommen hatte. Da sind Johannisbeeren drin.
 

„Johannisbeeren“, murmelte er und nahm gleich noch einen Schluck. Vielleicht würde der Alkohol ja dabei helfen, sein flatterndes Herz zu beruhigen.

 

Der Tiger lächelte und bot ihm seinen Arm an.
 

„Komm, Nathan. Lass uns uns ein wenig … unterhalten.“

 

Marvin warf einen verzweifelten Blick in Ezras Richtung. Der nickte unauffällig. Alles lief ganz genau nach Plan.

 

 

 

Ermattet ließ Nathan sich auf einen Barhocker sinken und bestellte ein Kirschsoda. Der Barkeeper im hinteren Teil des Clubs bediente ihn schnell und routiniert. Nach Geld fragte er wie auch schon die Male zuvor nicht. Nathan griff nach seinem Glas. Er brauchte etwas, an dem er sich festhalten konnte. Mit wenig Hoffnung drehte er sich halb auf seinem Sitz herum und sah sich um.

 

Hier war es ruhiger und weniger gut beleuchtet als vorne an der Tanzfläche. Nischen mit lederbezogenen Eckbänken boten Platz, um sich diskret zurückzuziehen und Dinge zu tun. Eine Tatsache, die, wie er feststellen konnte, gerade von einem Dreiergespann in die Tat umgesetzt wurde. Die drei schienen gut miteinander bekannt; sie lachten, scherzten. Doch schon bald driftete die Konversation ab. Die Berührungen wurden häufiger, die Worte weniger und als der Mann eine kleine Samtrolle aus seiner Jacke zog, sie auf dem Tisch ausbreitete und ein mit einer Plastikkappe versehenes Skalpell daraus hervorzauberte, wusste Nathan bereits, was gleich passieren würde. Trotzdem verschlug es ihm den Atem, als der Mann tatsächlich die Klinge am Oberarm der in der Mitte sitzenden Frau ansetzte und ihr einen Schnitt zufügte. Sofort erschienen einige Blutstropfen an der von einem Tattoo umgebenen Stelle, die er gierig aufleckte. Genüsslich kostete er die rote Flüssigkeit wie einen edlen Wein, bevor er seiner Begleiterin das Skalpell reichte und sich erneut daran machte, an der blutenden Wunde zu saugen. Die Frau auf der anderen Seite küsste die Donorin auf die Wange, bevor sie ihre Hand nahm und mit feinen Stichen die Spitze ihres Zeigefingers punktierte. Danach legte sie das Instrument beiseite und schob sich den verletzten Finger in den Mund. Intensiven Blickkontakt mit dem Opfer haltend, begann sie daran zu nuckeln. Die Frau, deren Blut getrunken wurde, schloss die Augen und gab sich dem Pärchen – Nathan war sich sicher, dass die beiden „Vampire“ zusammengehörten – ganz und gar hin. Dabei zuzusehen war seltsam erregend und abstoßend zugleich. Nathans Gedanken wanderten zu Ezra. Ezra, dem er den ganzen Abend aus dem Weg gegangen war. Er fragte sich, wie es wohl war, von ihm gebissen zu werden. Ihn ganz zu spüren.
 

„Genießt du die Aussicht?“

 

Eine männliche Stimme holte Nathan wieder zurück in die Wirklichkeit. Jemand schob sich neben ihn und stellte sein Glas auf der Theke ab. Martini vermutlich. Zumindest schwamm eine Olive in der glasklaren Flüssigkeit. Ihr Besitzer war ein Mann mittleren Alters. Seine langen, dunklen Haare wurden im Nacken von einer Samtschleife zusammengehalten. Dazu trug er einen Gehrock aus dunkelrotem Brokat, eine schwarze, vogelartige Maske und helle Kontaktlinsen. Zumindest war das die einzige Erklärung die Nathan für seine Augenfarbe hatte.

 

Es sei denn …

 

Nein, bei dem Fremden konnte es sich nicht um einen echten Vampir handeln. Sein Getränk und das vollkommene Fehlen spitzer Eckzähne waren dabei ein recht guter Hinweis. Nathan räusperte sich.
 

„Ja, also … ich wollte nicht starren, aber das Ganze ist noch ziemlich neu für mich.“
 

Der Fremde lächelte.

 

„Dein erster Besuch hier?“

 

Nathan schlug die Augen nieder. Die Rolle, die er sich ausgedacht hatte, verbot ihm, allzu selbstbewusst aufzutreten. Nicht, dass es ihm schwergefallen wäre, so zu tun, als würde ihn all das hier ziemlich einschüchtern.

 

„Ja, ist es. Ich war eigentlich mit einer Freundin verabredet. Sie wollte mir alles zeigen, aber sie ist leider nicht aufgetaucht. Ihr Name ist Katherine. Du kennst sie nicht zufällig?“
 

„Katherine?“ Der Mann, der sich immer noch nicht vorgestellt hatte, überlegte. „Nein, leider sagt mir das nichts. Ist sie …“

 

„Sie ist ein Donor. Groß. Lange, dunkle Haare. Auffallend hübsch. Sehr elegant.“

 

Der Fremde schüttelte bedauernd den Kopf.

 

„Nein, tut mir leid. Das sagt mir nichts. Aber vielleicht warten wir einfach gemeinsam, ob sie noch kommt, und lernen uns dabei ein wenig näher kennen?“

 

Die hellen Augen hinter der Maske sahen ihn fragend an. Nathan wusste, dass er eigentlich ablehnen musste, aber er hatte dieses Gespräch heute Abend bereits ein gutes Dutzend Mal geführt. Immer mit dem gleichen Ergebnis. Niemand kannte Katherine oder jemand, auf den seinen Beschreibung passte. Es war, als wäre sie nie hier gewesen.
 

„Also eigentlich …“, begann er und überlegte, wie er den anhänglichen Galan möglichst elegant loswerden konnte, als der sich plötzlich aufrichtete. Seine Augen weiteten sich und sein Blick richtete sich auf jemanden, der unbemerkt von hinten an Nathan herangetreten war. Nachthans Nackenhaare richteten sich auf.
 

„Ich glaube, er ist nicht interessiert“, sagte eine weiche, fast schon einschmeichelnd klingende Stimme in seinem Rücken. „Vielleicht solltest du weiterziehen.“

 

Der Mann vor ihm zögerte. Offenbar war er nicht bereit, seine „Beute“ einfach so aufzugeben.

 

„Aber ich habe ihn zuerst gesehen. Er soll mir wenigstens die Ehre erweisen, mich selbst abzuweisen.“

 

Derjenige, der hinter Nathan stand, lachte leise.
 

„Ja, das sollte er wohl. Also, was sagst du? Möchtest du dich weiter mit unserem Gast unterhalten oder möchtest du … mit mir kommen?“

 

Nathan schluckte. Er war sich mittlerweile sicher, dass, wer auch immer hinter ihm stand, ein richtiger Vampir sein musste. Einzig Mister Olive-im-Glas war noch in der Lage, ihn vor dem drohenden Unheil zu retten. Selbst wenn das hieß, das Nathan ihm etwas von seinem Blut geben musste. Ein geringer Preis dafür, wenn man bedachte, was die Alternative war. Und doch merkte Nathan, wie er von ihm abrückte auf den Unsichtbaren in seinem Rücken zu.

 

„Ich bin nicht interessiert“, sagte er mit einer merkwürdigen Stimme, die nicht seine eigene war. Der menschliche Vampir verzog das Gesicht.
 

„Na gut, ich habe verstanden. Dann wünsche ich euch beiden noch einen schönen Abend. Vielleicht sieht man sich später noch.“

 

Damit glitt er von seinem Stuhl, nahm seinen Drink und setzte seine Wanderung durch die dunklen Gänge fort. Kaum, dass er fort war, wich die merkwürdige Spannung von Nathan. Der Mann in seinem Rücken bewegte sich nicht.

 

„Eine gute Wahl“, sagte er. „Gavin ist ein Schwachkopf, der sich einbildet, wer weiß wie anziehend zu sein. Dabei ist seine Erfolgsquote lausig und seine Donoren rennen in Scharen davon, weil sie sein Gesülze nicht ertragen können. Glaub mir, ich hab dir einen Gefallen damit getan, dass ich ihn verscheucht habe.“

 

Der unbekannte Vampir kam jetzt etwas näher. So nah, dass Nathan glaubte, gleich von ihm herumgerissen und auf der Bar zerfleischt zu werden.

 

„Und?“, fragte der Vampir mit verführerischem Timbre, „Wie gefällt dir der Club?“

 

Nathan schluckte. Er hätte gerne noch etwas von seinem Soda gehabt, aber das stand nahezu unerreichbar eine halbe Ellenbogenlänge von ihm entfernt. Nur mit Mühe räusperte er sich.

 

„Ja, es ist … sehr nett hier“

„Und würdest du gerne noch mehr sehen? Ich könnte es dir zeigen. Die Cocktailbar vielleicht? Die Tanzfläche? Die Waschräume oder … die Spielzimmer?“
 

Die letzten Worte hatte der Vampir Nathan ins Ohr geraunt. Warmer Atem streifte seine Haut. Er erschauderte. Der hinter ihm Stehende lächelte erneut.
 

„Mhm, interessant. Du willst wissen, auf was du dich hier eingelassen hast. Na dann komm. Lass uns gehen.“

 

Eine Hand legte sich auf seine Schulter und schob ihn von seinem Stuhl in Richtung Gastraum. Nathan wollte sich gerne bemerkbar machen. Wollte sagen, dass er das nicht wollte, aber seine Zunge war wie gelähmt und seine Füße gingen ohne sein Zutun in eine Richtung, die er nicht kannte. Sie steuerten auf einen dicken Samtvorhang zu, der zwischen zwei Paneelen hing. Nathan war sich sicher, dass er ihn vorher schon gesehen, aber nicht wirklich bemerkt hatte. Lag dahinter etwa noch ein Teil des Clubs?

 

„Geh weiter.“

 

Der Zwang hinter den Worten war körperlich spürbar. Ohne es zu wollen, begann Nathan wieder, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Einzig seine Gedanken drehten sich wie wild im Kreis. Er musste hier weg. Schnell!
 

Der Vorhang teilte sich vor ihnen und offenbarte einen weiteren dunklen Gang, in dem Nathan kaum die Hand vor Augen erkennen konnte. Nur vereinzelte, an den Wänden angebrachte Kerzenleuchter wiesen ihnen den Weg tiefer hinein in den Kaninchenbau. Dicker Teppichboden dämpfte ihre Schritte und auch sonst war kein Laut zu hören. Daran änderten auch die in regelmäßigen Abständen auftauchenden Türen rechts und links des Ganges nichts. Dahinter verbargen sich vermutlich die „Spielzimmer“, von denen sein Häscher gesprochen hatte.

 

Da drin hört dich niemand schreien.

 

Der Gedanke ließ Nathans Kehle eng werden.

 

Vor der letzten Tür ganz am Ende des Ganges blieben sie stehen.
 

„Öffne sie.“

 

Nathan zögerte. Der Vampir hatte dieses Mal keinen Befehlston eingesetzt. Trotzdem erschien es ihm nicht ratsam, ihn zu verärgern. Also griff er nach der Klinke der mit schwarzem Leder beschlagenen Tür und drückte sie nach unten. Sofort sprang die Tür auf und gab den Eingang zu einem nahezu leeren Raum frei. Er war rund und rot vom Fußboden bis zur Decke. In seiner Mitte stand ein einsamer Stuhl.
 

„Setz dich.“

 

Nathan trat in den Raum, der dieses Mal ausreichend beleuchtet war, und ging auf den Stuhl zu. Ohne sich umzusehen nahm er Platz. Hinter ihm wurde die Tür geschlossen. Danach … Stille.

 

„Und jetzt?“, fragte er, nachdem er eine Weile gewartet hatte. Dabei war er sich nicht einmal sicher, ob er nicht vollkommen allein im Raum war, denn so sehr er sich auch bemühte, er konnte nicht das kleinste Geräusch wahrnehmen. Er spürte auch nichts. Hieß das, dass der Vampir ihn eingesperrt hatte und gegangen war? Oder beobachtete er ihn heimlich? Wartete er, wie lange Nathan seinem Befehl nachkam? Obwohl es im Grunde genommen kein Befehl gewesen war. Nur eine Bitte.

 

Und eine Bitte kann man abschlagen.

 

Seinen ganzen Mut zusammennehmend ballte Nathan die Fäuste, stand auf und drehte sich um.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  TaniTardis
2022-07-26T10:33:25+00:00 26.07.2022 12:33
Ahhh, das ist echt böse von dir an so eine stelle aufzuhören :D

Mein armes Herz...ich gebe es zu am anfang war ich bisschen mit allem verwirrt gewesen, aber zum ende hin hat es endlich klick gemacht xD

Oh man in was hat sich Nathan da wieder verwickeln lassen...

Wünsche dir schöne Sommerpause, bis zum nächsten Kapitel :)
Antwort von:  Maginisha
26.07.2022 13:37
Hey Tani!

Haha, ich war froh, dass das Kapitel wenigstens noch vor dem Urlaub fertig geworden ist. So fünf Stunden danach ging die Fahrt in den Urlaub los. :D

Was die Verwirrung angeht, sollte ich dann vielleicht noch mal einen Satz einfügen, der den Plan erklärt. *denk* Na mal sehen.

Und Nathan ist doch selber Schuld. Es war ja seine Idee! ;D

Danke für die lieben Wünsche!

Zauberhafte Grüße
Mag
Von:  Ryosae
2022-07-21T17:37:39+00:00 21.07.2022 19:37
Hey Mag,
keine Ahnung wieso, aber anfangs war ich total verwirrt warum aus Marvins Sicht erzählt wird und warum er plötzlich Nathan heißt xDDD
Nunja wir werden den Plan noch erfahren!

Aber meine Güte, mega guter, und vor allem gemeiner, Cliffhanger! Du bist böse xD
Ezra wird es, egal wer es sein wird, so gar nicht gefallen. Nathan sitzt gerade echt in der Patsche. Hoffentlich kann er da wieder raus und noch was über Katherine herausfinden.

Kann es kaum erwarten und dir eine schöne Sommerpause! 🥰

LG
Ryo
Antwort von:  Maginisha
22.07.2022 18:57
Hey Ryosae!

Ich glaube, das hat bei noch mehr Leuten zu Verwirrung geführt. ^^

Ezra und Marvin mimen jetzt quasi die hübsche Assistentin, die alle ablenkt, während Nathan im Geheimen seine Nachforschungen anstellt. Nur dass er jetzt erwischt wurde. Oder doch Zufall? Offenbart sich ihm gar der heimliche Drahtzieher? Wir werden es erfahren. ^__^

Dir auch eine wundervolle Zeit bis dahin!

Zauberhafte Grüße
Mag
Von:  chaos-kao
2022-07-18T16:37:01+00:00 18.07.2022 18:37
Mega spannendes Kapitel! Und ich bin gespannt wer da hinter Nathan steht! Dir wünsche ich eine schöne und hoffentlich erholsame Sommerpause! :)
Antwort von:  Maginisha
19.07.2022 09:28
Hey chaos-kao!
Tja, das ist jetzt die große Frage. Steht da wer und wenn ja: Wer? Auflösung dann nach der Sommerpause. ;) Dir auch einen schönen Sommer!

Zauberhafte Grüße
Mag


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