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Your Stupid Scarf

[NaruSasu // AU]
von

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Pillow Talk

„Tch.“ Schnaubend schüttelte Sasuke den Kopf, als er las, was der User „xXKing-of-KingzXx“ auf seinen letzten Post geantwortet hatte. So viel Dummheit tat fast schon weh, aber inzwischen wusste er ja wie viele Volldeppen im Genshin Impact-Reddit herum schwirrten: Nämlich leider viel zu viele.
 

Sasuke überlegte, ob er dem Trottel überhaupt eine Antwort schreiben sollte. Bei solch einem Spatzenhirn würde er Argumentation eh nicht verstehen. King of Kingz? Wohl eher King of Dumbasses.
 

Er trommelte mit den Fingern leicht gegen die Tasten seiner Tastatur ohne draufzudrücken, las sich den Beitrag mit den tausend Rechtschreib- und Grammatikfehlern nochmal durch und fing dann doch an, eine Antwort zu tippen.
 

Das Leben in Reddit konnte wirklich schwer sein; besonders, da man es pausenlos mit solchen Vollpfosten zu tun hatte, die irgendwelche „Tipps“ zum Aufbau von Charakteren gaben, die überhaupt keinen Sinn machten. Sasuke, der so viel Dummheit einfach nicht ertragen und sie auch nicht so unkommentiert herumstehen lassen konnte, wies sie dann gütigerweise auf die Lücken und Fehler in ihren Gedankengängen hin.
 

Und wie wurde ihm gedankt? Mit Beleidigungen, Downvotes und kindischem Geflame. Wirklich lächerlich.
 

Er hatte seinen Beitrag gerade fertig geschrieben und las ihn sich nochmal durch, um eventuelle Tippfehler zu korrigieren, da klingelte es plötzlich an der Tür. Verwirrt runzelte er die Stirn und blickte in Richtung Hauseingang. Hm, wer das wohl sein konnte? Seine Freunde hatten sich nicht angekündigt, also war es wahrscheinlich einer der Nachbarn oder der Paketlieferdienst.
 

Seufzend stand er auf und setzte seine Brille ab. Er rieb sich mit den Fingerspitzen über den Nasenrücken, wo er die lästigen Abdrücke des Nasenpads spüren konnte, und machte sich auf den Weg zur Haustür, um sie zu öffnen… und zu staunen.
 

Dort, im Flur seines Mehrfamilienhauses, stand kein Nachbar und auch kein Paketlieferant, oh nein, dort stand…
 

„Hi, Sas!“ Naruto grinste ihn an, die Wangen und die Nasenspitze leicht gerötet vor Kälte.
 

Sasuke blinzelte überrascht, fing sich nach ein paar Sekunden aber wieder. „Hey“, erwiderte er und ging einen Schritt zur Seite, um Naruto Platz zu machen. „Komm rein.“
 

„Danke!“ Naruto putzte seine Sneakers am Fußabtreter ab und ging hinein. „Alles klar bei dir?“, fragte er Sasuke, während er sich den orangem Schal vom Hals wickelte.
 

„Hm“, machte Sasuke und schob die Hände in seine Hosentaschen. „Ich hätte dir nicht zeigen sollen, wo ich wohne. Jetzt überfällst du mich immer, oder?“
 

„Heh, genau!“ Naruto wackelte mit den Augenbrauen und lachte leise. „Aber nee, ehrlich jetzt. Ich hoffe, ich stör dich nicht oder so?“
 

„Nein.“ Sasuke schüttelte den Kopf. „Ich hab gerade nur ein wenig im Internet herum gesurft, aber wirklich beschäftigt bin ich nicht.“
 

„Gut.“ Naruto warf ihm ein Grinsen zu. „Das heißt, du hättest eigentlich Zeit für mich?“
 

„Im Prinzip schon“, bestätigte Sasuke. „Es kommt allerdings darauf an, was du mit mir vorhast.“
 

Naruto musste lachen. „Das hört sich an, als ob ich dich entführen wollte oder so!“
 

„Das hast du doch auch vor, oder?“ Sasuke zog eine Augenbraue in die Höhe. „Sonst hättest du schon längst deine Jacke ausgezogen und dich aufs Sofa geschmissen.“
 

Naruto blinzelte überrascht und schnipste dann lachend mit den Fingern. „Wow, du hast echt voll den Durchblick, Herr Meisterdetektiv!“, meinte er grinsend. „Schlau kombiniert!“
 

Sasuke schmunzelte ihn überheblich an und gab ein „Hn“ von sich.
 

„Also ich find wirklich nicht, dass du unaufmerksam bist“, sagte Naruto mit einem kleinen Lächeln. „Ich mein, sonst wär dir das ja nicht aufgefallen! Oder heißt das, dass ich die Ausnahme der Regel bin und du mir besondere Aufmerksamkeit schenkst, huh?“
 

Ugh, irgendwie machte es ihn ein wenig verlegen, dass Naruto andauernd auf diesem Thema herumritt und es immer wieder zur Sprache brachte, aber er ließ sich davon nichts anmerken. „Wir sind immer noch in meiner Wohnung“, erwiderte Sasuke stattdessen und legte den Kopf schief. „Also muss ich ein Auge auf dich werfen um sicherzugehen, dass du keine Dummheiten anstellst und nichts kaputt machst.“
 

„Aww.“ Naruto kratzte sich an der Wange. „Meine Alternative hätte mir besser gefallen, du oller Romantikkiller, aber guuut.“ Er rollte mit den Augen, aber seine Mundwinkel zuckten. „Hast du Bock jetzt mit mir in die Stadt zu fahren? Ich hab endlich genug Geld zusammenkratzen können, um mir Call of Duty: Modern Warfare zu kaufen!“
 

Sasuke gab ein anerkennendes Summen von sich. „Die Call of Duty Reihe ist wirklich gut.“
 

„Und wie!“ Naruto nickte eifrig. „CoD ist mein Liebling unter den Ego-Shootern, es macht einfach so viel Bock! Die Mehrspieler-Modi machen auch immer echt viel Spaß, heh!“ Er sah Sasuke mit funkelnden Augen an, ein Mundwinkel zu einem schiefen, herausfordernden Grinsen in die Höhe gezogen. „Wie wär’s? Wollen wir gleich gegeneinander antreten?“
 

Sasuke schmunzelte. „Hört sich gut an.“ Er hatte Call of Duty schon ewig nicht mehr gespielt und jetzt war eine perfekte Gelegenheit sich endlich wieder mit einen der besten Shooter-Games aller Zeiten zu beschäftigen. „Für welche Konsole kaufst du es dir?“
 

„Äh, PS4.“ Naruto rieb sich über den Nacken. „Das ist die einzige Next-Gen Konsole, die wir haben. Naja, die Switch noch, die hat ja inzwischen ein paar Shooter, aber CoD glaub ich nicht? Und joa, mein PC ist nicht gut genug dafür, der würde wahrscheinlich pausenlos ruckeln.“ Er verzog das Gesicht.
 

„Mh, nein, ich glaub auch nicht. Ich weiß, dass die Switch Doom und Borderlands hat, aber Call of Duty? Eher nicht. Aber wir können ja mal die Augen aufhalten für alle Fälle.“ Sasuke zuckte mit den Schultern. „Ich schalt eben meinen Computer aus und dann können wir los, Moment.“
 

„Klar, lass dir Zeit.“ Naruto ging in sein Wohnzimmer, um sich wie immer neugierig umzusehen, während Sasuke zurück in sein Zimmer tapste.
 

Er schickte den Reddit-Post ab, beendete Firefox und fuhr seinen Computer herunter. Da er eine Jogginghose trug, wechselte er sie schnell gegen eine schwarze Jeans aus und warf einen Blick in den Wandspiegel, um seine Frisur zu überprüfen.
 

Er zupfte ein wenig an seinem Haar herum und ging zurück zu Naruto. Dieser stand vor der Staffelei und betrachtete mit einem kleinen Lächeln das Portrait, das Sasuke vor ein paar Tagen von ihm gemalt hatte. „Hast du dich verliebt?“, wollte er neckend wissen.
 

„Haha, aber hey“, sagte Naruto, als Sasuke an ihm vorbei ging. „Warum hast du das Bild noch nicht aufgehängt?“ Er zog einen Schmollmund.
 

Sasuke beugte sich herunter, um seine Winterschuhe anzuziehen. Inzwischen war es zu kalt, um noch in seinen blauen Chucks herumlaufen zu können. „Ich hab noch keinen guten Platz gefunden“, antwortete er.
 

„Also ich wüsste da ja den perfekten Platz.“ Grinsend ging Naruto zu ihm in den Flur und schlang sich den grässlichen Schal um den Hals. „Über deinem Bett.“
 

Sasuke schnaubte, als Naruto mit den Augenbrauen wackelte. „Damit ich Albtraume bekomme? Über dem Klo würde da besser passen“, sagte er und zog sich seinen Mantel über.
 

„Hey! Bastard!“ Naruto schubste ihn mit einem beleidigten Brummen und folgte ihm hinaus. „Manchmal hass ich dich echt, Mann.“
 

„Und trotzdem kommst du immer wieder zu mir.“ Sasuke schmunzelte ihn an und schloss seine Haustür ab, dann setzte er sich in Bewegung. „Masochist?“
 

Naruto ging schweigend neben ihm her, die Arme hinterm Kopf verschränkt und die Lippen zu einem Schmollmund verzogen. Hn. Aber lange eingeschnappt blieb Naruto nie, also musste er sich deswegen keine größeren Gedanken machen.
 

„Wo möchtest du das Spiel kaufen?“, fragte Sasuke ihn, als sie sich gemeinsam auf den Weg zur Bahnstation machten.
 

„Hab an GameLife gedacht“, erwiderte Naruto und blickte in den dunklen, mit Wolken behangenen Himmel. „Ich hab da eine gebrauchte Version gefunden, die relativ billig ist, weil das Cover so verkratzt ist.“
 

„Ah.“ Sasuke summte und holte seine Schachtel Marlboro aus der Hosentasche. „Ich kenn jemanden, der in GameLife arbeitet, also vielleicht kriegst du noch ein wenig Rabatt.“
 

„Echt? Wie cool!“, rief Naruto mit einem Lachen aus. „Ich wusste doch, dass es sich lohnt dich zu fragen, ob du mit mir shoppen gehst! Du bist mir nämlich im Traum erschienen, verstehst du, gekleidet mit nichts außer einem langen GameLife-Shirt. Fast so, als ob Gott mir damit ein Zeichen gegeben hätte!“
 

Als Sasuke daraufhin nur die Augen verdrehte, schlang er den Arm mit einem fetten Grinsen um seine Schultern und zog ihn näher an sich heran. Sasuke verkrampfte sich im ersten Moment, ließ die Nähe in der Öffentlichkeit aber dann ausnahmsweise mal zu, da es draußen echt saukalt war und Narutos Körperwärme schön und angenehm war. Hm, vielleicht sollte er sich auch mal einen Schal zulegen.
 

Er hatte seinen letzten Suigetsu geliehen… und das vor einem Jahr. Er hatte ihm zwar mehrmals gesagt, dass er seinen Schal wiederhaben wollte, aber hatte ihn dennoch bis heute nicht zurückbekommen… Aber ganz ehrlich? Jetzt wollte er ihn auch nicht mehr haben. Sollte Suigetsu doch mit seinem Schal glücklich werden, er würde sich einen besseren holen.
 

Sasuke steckte eine Zigarette zwischen seine Lippen, zündete sie an und nahm einen tiefen Zug. „Du bist nur zu mir gegangen, weil du sonst keine Freunde hast“, sagte er und leckte sich über die wegen der Kälte leicht rissigen Lippen. „Das ist alles.“
 

„Gar nicht wahr!“, rief Naruto empört aus und zog die Augenbrauen zusammen. „Ich hab- oh fuck, ist das da hinten unsere Bahn?“
 

Auch Sasuke fluchte, da es tatsächlich ihre Bahn war, die gerade an der Haltestelle stoppte. Mist. „Wenn wir uns beeilen, dann kriegen wir sie noch“, meinte er und erhöhte die Geschwindigkeit seiner Schritte.
 

„Dann komm und beeil dich auch!“ Naruto packte ihm am Handgelenk und zog ihn hinter sich her.
 

Sasuke blickte sehnsüchtig auf seine Zigarette und schnipste sie mit einem Seufzen zu Boden, dann fing auch er an zu laufen. Es war knapp, aber am Ende schafften sie es Dank eines Kerls, der sich zwischen die Türen gestellt hatte um sie vom Zugehen zu hindern, doch noch.
 

„Danke, Mann.“ Naruto bedankte sich schweratmend bei ihm, das Gesicht leicht gerötet.
 

Auch Sasuke atmete schwer und strich sich die Haarsträhnen aus dem Gesicht, während er sich im Waggon umsah. Es war glücklicherweise nicht allzu voll und so musste er nicht lange suchen, bis er zwei freie Plätze fand.
 

„Da hinten.“
 

Sie gingen auf die Plätze zu und setzten sich hin, Sasuke am Fenster und Naruto am Gang. Sie mussten zwar nur knapp zehn Minuten fahren aber dennoch war es schöner diese Minuten auch im entspannten Sitzen verbringen zu können. Besonders nach ihrem kleinen Sprint.
 

Sasuke ärgerte sich zwar noch etwas, weil er die Zigarette nach nur einem Zug wegschmeißen musste, aber naja. Was sollte er machen? Er schmiss lieber eine fast ungerauchte Zigarette weg anstatt die Bahn zu verpassen und dann eine Viertelstunde in der Kälte warten zu müssen.
 

„So…“ Naruto verengte die Augen und kratzte sich am Kopf. „Wo bin ich stehengeblieben, bevor der plötzliche Marathonlauf mich so unhöflich unterbrochen hat?“
 

„Du wolltest mir weismachen, dass du Freunde hast.“
 

„Pah! Das ist kein weismachen, ey, das entspricht der Realität!“ Naruto bohrte sich mit dem Daumen in die Brust. „Ich hab einige Freunde, nur sind die meisten nicht wirklich, äh… verfügbar.“
 

„Hn.“ Mit einem gemeinen Glitzern in den Augen schob Sasuke die Hände zwischen seine Beine, um sie zu wärmen. „Das sagt man dann so, ist klar.“
 

„Ist echt so, die haben schon Pläne!“ Naruto schubste ihn leicht. „Kiba fährt zum Beispiel in ein paar Tagen zu seiner Freundin Ino und das für eine ganze Woche… Weißt du, was das heißt?“ Er grinste Sasuke an. „Sturmfreie Bude, yeah!“
 

Sasuke schnaubte. „Hol dir eine eigene Wohnung, dann hast du immer sturmfrei“, meinte er.
 

„Hm… Nee, alleine wohnen ist nicht so mein Ding“, erwiderte Naruto und richtete seinen Schal. „Ich bin nicht gern allein, ich hab lieber Menschen um mich herum. Aber dennoch kann es manchmal auch ganz schön sein seine Ruhe zu haben. Mit Kiba als Mitbewohner hab ich die nämlich nie!“ Er lachte leise.
 

„Ich denke, dass man mit dir als Mitbewohner auch nicht seine Ruhe hat“, sagte Sasuke.
 

„Stimmt wohl, das kann ich nicht abstreiten.“ Naruto warf ihm ein Grinsen zu. „Aber ich bin ein cooler Mitbewohner, denk ich. Man kann mit mir Spaß haben, aber ich bin auch für einen da und kann gut zuhören.“ Er zupfte an seinem Ohrläppchen herum und spielte mit dem Piercing, das sich dort befand.
 

„Hn“, machte Sasuke nur. Er hatte nie einen Mitbewohner gehabt, deswegen konnte er das nur schwer einschätzen. Aber eigentlich wollte er auch keinen haben, er hatte lieber seine Ruhe und war für sich.
 

„Und sonst“, fuhr Naruto fort und zupfte nachdenklich an den Fransen des Schals. „Kamui ist auch nicht da, die ist bei ihrer Familie in Nagasaki und äh, Hinata…“ Eine feine Röte legte sich auf seine Wangen und er räusperte verlegen. „Öh, joa…“
 

Sasuke legte den Kopf schief und sah ihn an. „Wer ist Hinata?“, fragte er neugierig nach.
 

„Eine, äh… Freundin von mir“, murmelte Naruto und kratzte sich am Hinterkopf. „Ich hab sie vor ein paar Monaten kennengelernt. Sie arbeitet bei unserer Unibibliothek.“
 

„Hm“, machte Sasuke. „Was ist mit ihr? Warum macht es dich so verlegen, über sie zu reden?“
 

„Naja, sie… Sie steht auf mich und das hat sie mir vor ein paar Tagen auch gebeichtet…“ Naruto biss sich auf die Unterlippe und senkte den Blick auf seine Hände.
 

„Aber du nicht auf sie?“, riet Sasuke.
 

Naruto nickte langsam. „Sie ist wirklich nett, echt!“, sagte er mit Nachdruck. „Sie ist auch sehr hübsch und ihre Titten… Fuck, das sind die größten Dinger, die ich jemals gesehen hab!“
 

Sasuke schnaubte. Ah, also war Naruto auch einer dieser Kerle, die verrückt nach Brüsten waren. Hätte er sich eigentlich denken können. „Wieso stehst du dann nicht auf sie?“
 

„Sie ist mir zu, uhm…“, fing Naruto langsam an und verstummte leise, als er nach dem richtigen Wort suchte. „Lieb irgendwie. Sie ist ein richtiger Engel und alles, aber… Ich kann mit so etwas irgendwie nichts anfangen. Ich brauch eine Person, die nicht immer nur zu allem Ja und Amen sagt, sondern die… die mich auch mal in meine Schranken zurückweist und mir Kontra gibt.“
 

Sasuke summte zustimmend. Das konnte er verstehen, er könnte mit so einem Partner auch nichts anfangen. Klar, es war schön, wenn der Partner einen quasi vergötterte und über beide Ohren verliebt war, aber er stellte es sich nervig vor, wenn er immer nur ein „Ja, aber natürlich, Schatz!“ oder ein „Seh ich genauso, Schatz!“ zu hören bekam.
 

Auch er brauchte eine Person, die sein manchmal doch sehr ausgeprägtes Ego etwas dämpfen konnte.
 

„Hast du sie abgewiesen?“, wollte er von Naruto wissen.
 

„Nein.“ Der Blonde stöhnte auf. „Konnte ich irgendwie nicht, weil sie so süß ist und ich sie ja echt gern hab… Ich wollte ihr nicht wehtun, weißt du? Deswegen hab ich gesagt, dass ich Zeit zum Nachdenken brauche und ja… Jetzt trau ich mich wahrscheinlich nie wieder in die Bibliothek.“
 

„Das wird sie ganz bestimmt aber auch verletzen“, sagte Sasuke. „Wenn du dich nun gar nicht mehr blicken lässt.“
 

„Schon…“ Naruto zog eine Grimasse „Fuck, wieso muss das nur so kompliziert sein?! Da steht endlich mal wieder jemand auf mich und dann kann ich ihre Gefühle nicht erwidern!“ Stöhnend vergrub er das Gesicht in den Händen. „Sasuke“, sagte er, die Stimme gedämpft. „Ich will sterben.“
 

„Stell dich nicht so an.“ Sasuke gab ihm einen leichten Klaps auf den Hinterkopf. „Es gibt Schlimmeres.“
 

Naruto jammerte noch ein wenig herum, bis es schließlich Zeit für sie war auszusteigen. Sie gingen die Treppen zur Markplatte hoch und machten sich auf den Weg zum GameLife. „Warte!“, meinte Naruto plötzlich, als sie an Starbucks vorbeigingen, „Lass uns einen Coffee To Go kaufen, mir ist kalt.“
 

„Kalt?“ Sasuke zog eine Augenbraue in die Höhe. „Sollte man sich nicht eigentlich etwas zu trinken kaufen, wenn man Durst hat?“
 

„Ich will den heißen Kaffeebecher hauptsächlich als Wärmflasche für die Hände missbrauchen!“, sagte Naruto grinsend. „Aber was zu trinken könnte ich jetzt auch vertragen.“
 

„Für so was benutzt man eigentlich Handschuhe“, erklärte Sasuke amüsiert, „und nicht Kaffee.“
 

„Egal, Handschuhe sind mir zu unkreativ!“ Naruto lachte und zog am Ärmel von Sasukes Mantel. „Und jetzt komm.“
 

„Starbucks ist zu voll.“ Sasuke zog die Mundwinkel nach unten. „Und zu teuer. Hier um die Ecke gibt’s einen Kiosk, der Coffee To Go für 250 Yen anbietet.“
 

„Okay, dann dahin!“
 

Sie marschierten zusammen zum eben genannten Kiosk, der nicht nur viel billiger war, sondern auch relativ leer, weswegen sie sofort bedient wurden. Naruto kaufte sich einen Kaffee und da Sasuke auch einen vertragen konnte, genehmigte er sich gleich auch einen.
 

„Meinst du, wir können damit in GameLife rein?“, fragte Naruto, nachdem er an seinem übersüßten Kaffee genippt hatte.
 

„Ich denke schon.“ Sasuke zuckte mit der linken Schulter. „Es ist ja schließlich eine Abdeckung drauf.“
 

„Hoffen wir mal, sonst bleibst du draußen stehen und hältst meinen Kaffee so lange.“ Naruto grinste ihn an.
 

Sasuke verengte warnend die Augen. „Ganz bestimmt nicht.“
 

„Aww, gemein.“
 

Sie spazierten im gemächlichen Tempo durch die Innenstadt und unterhielten sich ein wenig, bis sie schließlich beim GameLife angekommen waren. Naruto beäugte hungrig den Burger King, der sich daneben befand, und musste erst ein wenig von Sasuke bedrängt werden, bis er den Gamingladen schließlich betrat.
 

Es war angenehm warm drinnen, also knöpfte Sasuke seinen Mantel auf und sah sich um. Das war der Laden, in dem Karin arbeitete und er wusste auch, dass sie dort immer noch angestellt war und sich noch keinen neuen Job gesucht hatte. Was ungewöhnlich für sie war. Hmm. Vielleicht hatte sie hier wirklich ihren Traumberuf gefunden und behielt ihn? Es würde Sasuke auf jeden Fall für sie freuen.
 

Seine Augen huschten zur Kasse, doch diese war gerade nicht besetzt, also sah er sich weiter um. Er konnte mehrere Kunden und auch einen GameLife Mitarbeiter sehen, aber Karin selbst nicht. Vielleicht hatte sie ja frei oder war krank.
 

Er ging zu Naruto herüber, der sofort zur PS4-Abteilung gerannt war und sah sich die dort angebotenen Spiele an. Der Großteil interessierte ihn nicht, aber dennoch gab es den einen oder anderen Titel, der seine Neugierde einfing und näher von ihm begutachtet wurde.
 

„Da, Sas. Da ist es.“ Mit feierlicher Stimme hielt ihm Naruto das Call of Duty Game unter die Nase. „Es ist noch da und hat ganz brav und artig auf mich gewartet!“ Er grinste und drückte es glücklich an seine Brust.
 

„Wie viel kostet es?“, fragte Sasuke ihn und stellte das Persona 5 Rhythmusspiel, das er in den Händen hielt, wieder ins Regal.
 

„3500 Yen“, antwortete Naruto. „… Noch! Was ist mit den Rabatt, von dem du gesprochen hast?“ Er lehnte sich näher an Sasuke, die Augen groß. „Ich krieg doch meinen Rabatt, oder?“
 

Sasuke schob seine freie Hand in seine Hosentasche. „Sie müsste eigentlich hier arbeiten“, sagte er, „aber ich seh sie-“
 

„Sasuke? Bist du das?!“
 

… Hn. Wenn man vom Teufel sprach.
 

Sasuke drehte sich langsam in die Richtung, aus der die ihm nur allzu bekannte Stimme kam, und blickte in Karins Gesicht. „Hi.“
 

„Du bist es wirklich!“ Grinsend eilte Karin auf ihn zu und schloss ihn in eine Umarmung. „Damit hätte ich ja nun überhaupt nicht gerechnet! Hey, Süßer!“
 

Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, die Hände auf seinen Seiten ruhend. Sie war wirklich winzig, deswegen beugte sich Sasuke auch etwas herunter, damit sie ihm einen kleinen Begrüßungskuss auf die Lippen geben konnte.
 

Ein lauter Knall ertönte. Erschrocken drehten sie sich beide schnell zur Seite, nur, um in Narutos weit aufgerissene Augen und seinen offenstehenden Mund zu blicken. Seine Finger waren leicht geknickt, so, als ob er etwas halten würde, aber das tat er nicht.
 

Seine Hände waren leer und der Kaffee und das Game, das er eben noch hielt, nun auf dem Boden verteilt.
 

„Mist, der Kaffee!“ Fluchend löste sich Karin von Sasuke und ging stattdessen auf die Knie, um den Becher schnell aufzusammeln, bevor noch mehr Flüssigkeit herauslaufen konnte.
 

Sasuke beobachtete sie kurz und hob dann den Blick, um einen immer noch völlig entgeisterten Naruto anzusehen. Er zog die Augenbrauen zusammen. „Du tollpatschiger Idiot“, knurrte er. „Du hast den Kaffee verschüttet, also hilf ihr auch gefälligst dabei sauberzumachen.“
 

Naruto blinzelte langsam, leckte sich über die Lippen und kniete sich schließlich hin, um Karin zu helfen. Er murmelte ein „Danke“, als ein weiterer Mitarbeiter zu ihnen geeilt kam, um ihm ein paar Tücher zu geben. „Sorry“, entschuldigte er sich, die Stimme überraschend zittrig, als er anfing den Boden zu wischen „War echt keine Absicht.“
 

„Jaja, ist ja zum Glück nichts passiert, also hast du Schwein gehabt.“ Mit einem genervten Seufzen richtete sich Karin auf und fuhr sich durchs Haar. „Was für ein Idiot.“
 

„Der Größte, den ich kenne“, bestätigte Sasuke brummend. Als sich Naruto erhob, gab er ihm einen Klaps auf den Hinterkopf. „Und da fragst du mich noch, ob man mit Kaffee ins GameLife darf… Nach der Aktion gerade bestimmt nicht mehr.“
 

Naruto biss sich auf die Unterlippe und schob die schmutzigen Tücher in seine Jackentasche. „Sorry“, sagte er an Karin gewandt, vermied es allerdings ihr in die Augen zu sehen. „Ich, ähm… Ja… Sorry.“
 

Karin winkte mit der Hand ab. „Ist ja nichts passiert, aber pass beim nächsten Mal besser auf.“ Sie richtete ihre Brille und sah zu Sasuke. „Ich wusste nicht, dass du mit solchen Trotteln verkehrst… Obwohl…“ Sie schnaubte leise. „Er erinnert mich an Suigetsu.“
 

Sasuke stimmte ihr mit einem Brummen zu. „Mich auch.“
 

„Wie auch immer.“ Karin strich sich ihre Haare hinter die Schulter und hielt Naruto die Hand hin. „Du bist anscheinend ein Freund von Sasuke, also bist auch mein Freund. Mein Name ist Usami, Karin.“
 

Naruto blickte auf ihre Hand und nahm sie zögerlich an. „Uzumaki, Naruto. Hi“, stellte er sich vor. Sasuke fiel auf, dass das Grinsen, das er auf seinen Lippen trug, sehr gezwungen wirkte. Ein seltsamer Anblick.
 

„Hi, Naruto.“ Sie schmunzelte ihn an und stemmte eine Hand in ihre Hüfte. „Weswegen seid ihr hier, Jungs? Vielleicht kann ich euch ja weiterhelfen.“
 

„Er möchte das Spiel kaufen.“ Sasuke deutete mit dem Kopf auf das Call of Duty Game, das Naruto wieder in seinen Händen hielt. „Und eigentlich wollte ich dich nach Rabatt fragen, aber ich weiß nicht, ob er das nach seiner Vorstellung gerade noch verdient hat.“
 

„Hey“, brummte Naruto. Sein Protestschrei war viel leiser als sonst, was Sasuke dazu veranlasste, fragend eine Augenbraue in die Höhe zu heben.
 

Warum war Naruto auf einmal so… anders und ruhig? War ihm die Sache mit dem verschütteten Kaffee wirklich so peinlich, dass er Karin kaum in die Augen sehen konnte? Hmm… Seltsam.
 

„Ich darf leider keinen Rabatt mehr geben!“ Karin seufzte und pustete sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Suigetsu hat das total ausgenutzt und ein Game nach dem anderen gekauft, deswegen ist mir das nun untersagt worden.“ Sie verdrehte die Augen.
 

„Schon okay.“ Sasuke zuckte mit den Schultern und nippte an seinem Kaffee. „Wirst du es trotzdem kaufen?“, fragte er Naruto.
 

„Klar.“ Naruto schenkte ihm ein schiefes Lächeln und so gingen sie alle drei zusammen zur Kasse, um zu zahlen.
 

Karin verstaute das Spiel in einer Tüte und übergab sie Naruto. „Viel Spaß damit“, sagte sie lächelnd und blickte zu Sasuke. „Was ist mit dir? Leistest du mir noch ein bisschen Gesellschaft?“
 

Sasuke schüttelte den Kopf. „Ich wollte das Game mit Naruto austesten“, erwiderte er. Er runzelte die Stirn, als er sah, wie Naruto ihn überrascht angaffte. Was zur Hölle war nur los mit dem Typen?!
 

„Okay…“ Karin zog einen Schmollmund. „Ich hab am Wochenende frei, also vielleicht können wir da ja was unternehmen.“
 

„Können wir gerne machen.“ Sasuke nickte und beugte sich über die Theke, als sie die Arme nach ihm ausstreckte. Sie umarmten sich flüchtig und dann waren er und Naruto auch schon wieder draußen.
 

„Du kannst ruhig bei deiner Freundin bleiben“, sagte Naruto leise und schmiss seinen Pappbecher in den Mülleimer. „Ehrlich, das macht mir nichts aus.“ Er grinste ihn an und erneut wirkte es ziemlich gezwungen und unecht.
 

Sasuke schnaubte. „Kein Bedarf“, sagte er. „Ich möchte lieber mit dir zocken.“
 

Naruto blinzelte ein paarmal, bevor sich langsam ein Lächeln auf seine Züge schlich. Diesmal war es ein echtes, fiel Sasuke auf. Eins, das vom Herzen kam. Es verschwand allerdings so schnell, wie es gekommen war. „Aber sie ist deine Freundin“, meinte der Blonde, wobei er das Wort „Freundin“ seltsam betonte. „Und ich bin nur ein Kumpel und ähm…“
 

Sasuke zog die Augenbrauen zusammen. „Sie ist nicht meine Freundin“, sagte er und strich sich die Haare aus dem Gesicht. „Sondern eine Freundin.“
 

„Ja, aber sie- Hö?“ Verdutzt blieb Naruto stehen. „Eine Freundin? Aber sie… Seid ihr nicht zusammen?“
 

Sasuke gab ein Prusten von sich. „Nein, Gott bewahre.“ Er zog die Mundwinkel nach unten. „Das waren wir mal, aber das ist schon was länger her.“
 

„Hä?! Also ist sie… Sie…“ Naruto kratzte sich am Kopf, die Stirn gerunzelt und die Miene komplett verwirrt. „Also ist sie deine Exfreundin…?“
 

„Ja“, bestätigte Sasuke.
 

„Aber sie hat dich geküsst!“, fuhr Naruto aufgebracht fort und fuchtelte wild mit den Armen herum. „Man… Man küsst seine Exfreunde nicht! Das machen ich und meine Exen auch nicht!“
 

„Sie macht es aus alter Gewohnheit, schätze ich.“ Sasuke zuckte mit den Schultern. „Mich stört es nicht wirklich, deswegen lass ich sie auch gewähren.“
 

„Aber…“ Naruto leckte sich über die Zähne. „Das glaub ich nicht, sie macht das bestimmt, weil… Weil sie dich zurückwill! Glaubst du, sie will dich zurück, Sasuke…?“
 

„Hör auf, so lächerliches Zeug von dir zu geben.“ Sasuke nippte an seinem Kaffee und holte seine Schachtel Marlboro heraus. „Sie will mich nicht und ich sie auch nicht. Außerdem hat sie einen Freund.“
 

„Oh…“, gab Naruto überrascht von sich, „Sie ist also… vergeben?“
 

Sasuke zog eine Augenbraue hoch. „Das hab ich doch gerade gesagt. Idiot.“ Er steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen und drückte seinen Kaffeebecher gegen Narutos Brust. „Hier.“
 

„Äh…?“ Verwirrt blickte Naruto auf den Becher. „Was soll ich damit?“
 

„Trinken. Ich hab keinen Durst mehr.“ Hatte er schon, aber Naruto wirkte durstiger und da der Großteil seines Kaffees ja nun verschüttet worden war… Seufz. Sasuke zündete die Zigarette an und nahm einen tiefen Zug.
 

„Öh…“ Naruto blinzelte langsam und lachte dann. „Danke!“, sagte er mit einem Lächeln auf den Lippen. Seine Wangen waren leicht gerötet, obwohl es inzwischen gar nicht mehr so eisig kalt war.
 

„Hn“, murrte er nur.
 

„Lass uns jetzt zu mir nachhause!“, meinte Naruto aufgeregt. Sein kurzweilig verschwundener Elan war nun wieder komplett zurück. „Ich will endlich zocken.“
 

Sasuke blies den Rauch langsam aus und blickte in den Himmel. „Okay.“
 

„Lass uns den Bus nehmen“, sagte Naruto und trank einen Schluck vom Kaffee. Er verzog angewidert das Gesicht, wahrscheinlich, weil es ihm zu bitter war, schmiss den Becher aber trotzdem nicht weg und nahm stattdessen noch einen Schluck. „Hier lang!“

 

~ xXx ~
 

„Sasuke!“ Naruto zuckte zusammen und legte eine Hand auf Sasukes Oberarm, die Augen weit aufgerissen. „Pass auf, Mann, lass dich jetzt nicht killen…!“
 

„Keine Sorge“, erwiderte Sasuke, die Stirn vor Konzentration gerunzelt. „Ich werd nicht sterben.“ Er zuckte leicht mit der rechten Schulter, um Narutos störende Hand wegzubekommen, und richtete seine gesamte Aufmerksamkeit wieder auf den Fernseher.
 

Auf Call of Duty.
 

Sie spielten gerade das Deathmatch im Multiplayermodus. Naruto war bereits vor geraumer Zeit getötet worden und jetzt waren es nur noch Sasuke und irgendein anderer Kerl, der sich überraschend wacker schlug.
 

Es war fast schon niedlich mitanzusehen, wie sehr Naruto doch mit ihm mitfieberte. Er konnte den Blick gar nicht mehr vom Bildschirm abwenden. Jeder Schuss ließ ihn zusammenzucken und jedes Mal, wenn er den Gegner erblickte, schrie er sich fast die Seele aus dem Leib.
 

Er war wirklich ins Spiel vertiert, genau wie Sasuke auch. Nur zeigte er es nicht so deutlich wie Naruto. Sasuke biss sich auf die Unterlippe und lehnte sich weiter nach vorne, seine Ellbogen auf den Knien abgestützt.
 

Er hatte keine Ahnung, wie lange er nun schon durch Häuserruinen lief und nach dem Penner Ausschau hielt. Zehn Minuten waren es inzwischen bestimmt schon. Der Kerl war aber auch echt gut versteckt…
 

Aber das war auch Sasuke. Sein Gegner bekam ihn immer nur für den Bruchteil einer Sekunde zu Gesicht und wenn er auf ihn schoss, war Sasuke schon längst wieder woanders. Er war nämlich ein Meister der Tarnung und wusste, wie und wo er sich positionieren musste, um in seiner Umgebung kaum noch wahrgenommen zu werden.
 

Je länger er zockte, desto angespannter wurde er. Es war lange her, dass man ihm bei Call of Duty so einen guten Kampf liefern konnte und je besser sein Gegner war, desto ehrgeiziger wurde er auch.
 

Er musste gewinnen. Er musste es einfach! Alles andere würde sein Stolz nicht zulassen! Außerdem zählte Naruto auf ihn! Er wollte sich vor seinem Freund nicht blamieren und ihm stattdessen zeigen, was für ein Gott er in dem Ego-Shooter doch war.
 

Sasuke ließ seinen Spielcharakter in seiner gebeugten Haltung stehen und sah sich aufmerksam um. Er blickte in die Richtung, aus die die Schüsse gekommen waren und dann entdeckte er ihn schließlich. Seinen Gegner.
 

Dieser schien ihn noch nicht bemerkt zu haben und das war gut, sehr gut. Aber noch nicht gut genug. Sasuke hätte es zwar vielleicht wagen können und versuchen, ihn aus dieser Distanz zu erschießen, aber das war ihm zu riskant. Das Risiko, ihn zu verfehlen und seinen Gegner auf seinen Aufenthaltsort aufmerksam zu machen, war einfach zu groß.
 

Deswegen ließ Sasuke seinen Charakter auch geräuschlos auf den Boden fallen, um besser vom Gras verdeckt zu werden, und kroch langsam auf ihn zu, sein ganzer Körper steif vor Anspannung. Auch Naruto ließ sich von dieser Anspannung anstecken.
 

„Hast du ihn gesehen?“, fragte er mit einem Flüstern nach, fast so, als hätte er Angst, dass der Gegner ihn hören und Sasuke so entdecken würde.
 

„Hab ich“, bestätigte Sasuke. „Ich versuch jetzt, näher an ihn ran zu kommen.“
 

„Okay, gut!“ Naruto nickte und griff nach einem Kissen, um es an seine Brust zu drücken.
 

Sasuke ließ seine Zunge angespannt über seine Zähne gleiten, die Augen auf den Bildschirm fixiert. Er hatte sich ein paar Meter an seinen Gegner heranschleichen können, war für seinen Geschmack aber trotzdem noch nicht nah genug, da bewegte sich der andere Spieler plötzlich.
 

Sasuke fluchte. Er wusste, dass er es jetzt riskieren musste. Sonst bestand die Gefahr, dass sich sein Gegner noch weiter von ihm entfernen würde, also holte er seine Waffe heraus und zielte.
 

Naruto hielt die Luft an, als Sasuke genau auf den Kopf des Gegners zielte, die Finger in das Kissen gebohrt. „Worauf wartest du, Mann? Schieß, Sasuke, schieß!“
 

Und genau das tat Sasuke auch. Er schoss… und traf. Sein Gegner war durch den Kopfschuss sofort tot und fiel leblos zu Boden. Kurz danach erschien eine Nachricht auf dem Bildschirm, die ihm mitteilte, dass er der Sieger des Deatchmatches war.
 

„Yeah! Du hast es geschafft, Sas!“ Mit einem lauten Lachen schmiss Naruto sein Kissen in die Luft und fing es wieder auf. „Ich bin stolz auf dich“, sagte er mit funkelnden Augen und legte Sasuke eine Hand auf die Schulter.
 

Sasuke schmunzelte arrogant und lehnte sich im Sofa zurück. „Es war von Anfang an klar, dass ich gewinnen werde“, meinte er und ließ den Spielcontroller in seinen Schoß fallen.
 

„Pah! Ich hab dich doch gewinnen lassen!“ Naruto drückte das Kissen ein letztes Mal an sich und legte es dann neben sich auf dem Sofa ab. „Ich musste ganz dringend pissen, deswegen hab ich mich auch killen lassen. Wenn ich nicht aufs Klo gemusst hätte, dann hätte ganz klar ich gewonnen!“
 

„Das glaube ich erst, wenn ich es gesehen habe“, erwiderte Sasuke und neigte den Kopf zu ihm. „Ansonsten sind deine Worte nur Schall und Rauch für mich.“
 

„Bastard. Ich werd’s dir schon noch zeigen!“ Narutos Stimme trotzte quasi vor Selbstbewusstsein, als er aufstand und sich mit einem Stöhnen streckte. „Aber hey, wir sollten dein Sieg feiern!“ Er grinste ihn an und schlenderte in die Küche. „Wie wär’s mit Glühwein?“
 

„Glühwein?“ Sasuke zog eine Augenbraue in die Höhe.
 

„Jepp.“ Naruto ging in die Hocke, um einen der unteren Schränke zu öffnen und holte eine dunkelgrüne, große Flasche heraus. „Sag mir nicht, du weißt nicht, was Glühwein ist.“ Er starrte ihn fassungslos an.
 

„Natürlich weiß ich, was das ist“, erwiderte Sasuke schnaubend. „Ich wusste nur nicht, dass man es auch in Japan kaufen kann.“
 

„Klar kann man das kaufen. Sogar hier in Hachiōji!“ Lachend griff Naruto nach einem kleinen Topf und stellte ihn auf die Herdplatte. „Bist du dieses Jahr noch nicht am Weihnachtsmarkt in der Altstadt gewesen? Da kann man ihn kaufen.“
 

„Nein“, sagte Sasuke und beobachtete, wie Naruto eine großzügige Menge Glühwein in den Kochtopf schüttete. „Bin ich nicht.“ Ehrlich gesagt wusste er gar nicht, dass der Weihnachtsmarkt bereits eröffnet war, es war schließlich noch nicht mal Dezember! Hm. Das hätte ihn allerdings nicht allzu sehr verwundern sollen, da er bereits seit September Weihnachtsartikel in den Supermärkten entdecken konnte…
 

„… Wow.“ Naruto lachte leise und schaltete den Herd an. „Außer, um zur Uni und wieder zurück zu fahren, verlässt du kaum das Haus, kann das sein?“
 

„Hn“, machte Sasuke nur. Er konnte tatsächlich nicht abstreiten, dass er nur sehr wenig Zeit draußen verbrachte. Dort waren ihm zu viele Idioten unterwegs. Er bevorzugte da seine eigenen vier Wände, was allerdings nicht hieß, dass er gar nicht das Haus verließ.
 

„Du bist voll das Gegenteil von mir, mich kann man fast nur draußen antreffen!“ Naruto ließ den Glühwein köcheln und lehnte sich mit der Hüfte gegen die Theke, die Arme vor der Brust verschränkt. „Okay, im Winter jetzt auch nicht sooo häufig, aber im Sommer bin ich dafür echt aktiv!“
 

„Das heißt, dein brauner Teint kommt tatsächlich von der Sonne und nicht der Sonnenbank?“, fragte Sasuke schmunzelnd nach. Naruto war nicht allzu gebräunt, vielleicht ein Ticken mehr als der Durchschnittsjapaner, aber es war dennoch auffallend.
 

„Fick dich, ich bin noch nie im Leben auf dem Assitoaster gewesen!“ Naruto lachte. „Das ist alles echt. Ich achte auch darauf keine Bräunungsstreifen zu bekommen. Besonders nicht im Intimbereich!“ Er wackelte mit den Augenbrauen. „Es sähe nämlich ziemlich scheiße aus, wenn ich überall voll braun wäre und mein Arsch dann sau blass!“ Er lachte abermals und auch Sasuke musste schnauben, als er sich dies vorstellte.
 

„Willst du den Beweis sehen?“, fragte Naruto mit wippenden Augenbrauen nach und legte eine Hand an seinen Hosenbund.
 

„Nein, danke.“ Sasuke verdrehte die Augen.
 

„Jaja, wäre wahrscheinlich zu heiß gewesen, ich versteh schon.“ Naruto lachte leise. „Aber du musst echt mal mehr rausgehen, Sasuke“, meinte er weiter und runzelte die Stirn. „Es ist nicht gut, wenn man immer nur drinnen ist… Heh, aber dafür hast du ja jetzt mich! Ich werd dich schon dazu zwingen mit mir an die frische Luft zu gehen und Weihnachtsmärkte zu besuchen und alles!“
 

Sasuke zog die Mundwinkel herunter. „Auf Weihnachtsmärkte kann ich verzichten“, sagte er. „Ich bin kein besonders… festlicher Mensch.“
 

„Du vielleicht nicht, aber dafür ich!“ Naruto warf ihm ein fettes Grinsen zu. „Ich hab sogar mehrere Weihnachtsmützen hier irgendwo rumliegen! Die werden wir uns zusammen aufsetzen und dann, mein Lieber, dann machen wir Hachiōji als Weihnachtsmänner unsicher!“
 

„Nein“, sagte Sasuke mit Nachdruck und warf ihm einen warnenden Blick zu. „Ganz bestimmt nicht.“
 

„Ganz bestimmt doch“ erwiderte Naruto frech und streckte ihm die Zunge heraus. Er lachte nur, als er Opfer von Sasukes berühmt-berüchtigten Todesblickes wurde und holte zwei Tassen aus seinem Schrank. „Hast du schon mal Glühwein probiert?“
 

Sasuke schüttelte den Kopf. „Ich bin kein besonders großer Weinliebhaber“, meinte er. „Besonders nicht von… warmen Wein.“ Er konnte sich ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass es besonders lecker schmecken würde… Aber neugierig war er schon, deswegen würde er es auch auf jeden Fall probieren.
 

„Wein ist auch nicht so meins“, plauderte Naruto weiter, während er den Herd wieder ausschaltete. „Ich bin eher so ein Biertyp… Oder Wodka, heh. Wein ist mir meist zu… weiß nicht, edel und schmeckt jetzt auch nicht so gut, aber es geht.“
 

Er zuckte mit den Schultern und füllte die Tassen mit dem heißen Getränk auf. „Aber Glühwein ist echt geil, das wird dir bestimmt schmecken!“ Er stellte den fast leeren Topf wieder ab und nahm beide Tassen in die Hände. „Wollen wir in mein Zimmer?“, fragte Naruto nach und nickte mit dem Kopf in die Richtung. „Da ist es gemütlicher.“
 

„Okay.“ Sasuke stand auf und folgte einem fluchenden Naruto amüsiert in sein Zimmer.
 

„Aw, fuck! Fuck, fuck, fuck! Autsch!“ Naruto knirschte mit den Zähnen und stellte die beiden Tassen schnell auf seinem Nachttisch ab. „Alter“, sagte er und pustete sich auf die Handflächen. „Ich hab gedacht, mir schmilzt das Fleisch! So heiß ist der Scheiß! Dabei hab ich natürlich auch am Griff gepackt, ey!“
 

Schnaubend stellte sich Sasuke neben ihm hin. „Idiot. Hättest du nur eine genommen, wäre das nicht passiert.“
 

„Ja, aber ich wollte doch ein guter Gastgeber sein und deine Tasse auch tragen.“ Naruto zog einen Schmollmund und rubbelte sich durchs Haar. „Wie auch immer, setz dich!“ Er ließ sich aufs Bett plumpen und deutete auf die Stelle neben sich.
 

Sasuke setzte sich hin und griff nach einer der Tassen. Es war noch viel zu heiß, um zu trinken, deswegen führte er sie erst einmal nur zu seiner Nase, um daran zu riechen. „Riecht… süß. Ich hätte mit etwas Bitterem gerechnet.“
 

„Ich mag doch kein bitter.“ Naruto rümpfte die Nase. „Ich hab extra den süßen genommen. Ich glaub, der ist für Kinder.“ Er kratzte sich am Kopf.
 

„Für Kinder?“ Sasuke zog eine Augenbraue hoch und stellte die Tasse wieder ab. „Ich denke nicht, dass es Wein für Kinder gibt.“
 

„Dann eben für Jugendliche oder so, was weiß ich.“ Naruto rollte mit den Augen und stützte die Ellbogen auf dem Bett ab, um sich nach hinten zu lehnen. „Auf jeden Fall hab ich drauf geachtet die süßere Variante zu kaufen.“
 

„Hm“, machte Sasuke. „Ich bin gespannt.“ Das war er wirklich, Naruto hatte schließlich einen sehr… außergewöhnen Geschmack und eine interessante Interpretation des Wortes „Süß“.
 

„Heh.“ Naruto lächelte ihn an und starrte sehnsüchtig auf seine orange Tasse, bevor er stöhnend den Kopf in den Nacken legte. „Ich hätte es nicht so heiß machen sollen“, grummelte er, die verengten Augen auf die Decke gerichtet. „Jetzt müssen wir nämlich ewig warten, bis es etwas abkühlt.“
 

Er seufzte und legte sich hin. „Leg dich auch hin“, meinte er an Sasuke gewandt und zupfte an seinem Ärmel herum. „Du sitzt so schrecklich gerade da, dass ich nur vom Anblick Rückenschmerzen bekomme.“
 

Sasuke schnaubte, legte sich aber bereitwillig hin und verschränkte die Hände auf dem Bauch.
 

„Hah, schon besser.“ Naruto grinste ihn an und drehte den Kopf zur Seite, das Gesicht zu Sasuke gedreht. „Weißt du eigentlich, dass du die erste Person seit langer, langer Zeit bist, die ich in meinem Bett herumliegen habe?“
 

Sasuke zog eine Augenbraue in die Höhe. „Wirklich? Welch eine… Ehre.“
 

Naruto lachte. „Das ist echt eine Ehre, Mann!“, meinte er und schubste ihn leicht. „Kiba lümmelt hier zwar auch manchmal herum, aber das zählt nicht. Er wohnt ja hier.“
 

„Hn“, machte Sasuke. Wenn er so darüber nachdachte, dann hatte er das Bett auch schon lange nicht mehr mit jemanden mehr geteilt. Das störte ihn aber auch nicht besonders, er war nicht besessen davon endlich wieder einen Partner zu haben. Er war ein glücklicher Single. Zumindest redete er sich das ein.
 

„Mein Bett wird echt zweckentfremdet!“, meinte Naruto aufgebracht. Er richtete sich auf und griff nach dem Glühwein, um zu gucken, ob es bereits genug abgekühlt war. Wenn Sasuke sein schmerzvolles Zischen richtig deutete, dann war er immer noch zu heiß. „Ich benutz es nur noch zum Pennen.“
 

„Dafür sind Betten doch da.“ Sasuke neigte den Kopf in seine Richtung, als es sich Naruto wieder neben ihn bequem machte, und sah ihn an. „Zum Schlafen.“
 

„Schon“, sagte Naruto und kratzte sich an der Brust „aber auch für Sex und den einzigen Sex, den ich momentan habe, ist mit meiner rechten Hand.“ Ein betrübtes Seufzen entkam seinen Lippen.
 

„Zu viele Informationen, Naruto.“
 

Naruto lachte und funkelte ihn an. „Keine Sorge“, meinte er spitzbübisch. „Ich denk dabei an dich, also ist es kein Fremdgehen.“
 

Sasuke brummte nur und richtete den Blick wieder auf die Decke.
 

„Hey, komm schon. Du bist jetzt aber nicht eingeschnappt oder so, oder?“ Naruto richtete sich auf einem Ellbogen auf, der Blick auf sein Gesicht gerichtet. „Ich mein, Wichsen ist ein normales Thema unter Kumpels, man redet doch andauernd darüber.“
 

Sasuke zog die Augenbrauen zusammen. „Ich nicht“, sagte er und zupfte an seinem Oberteil herum, das etwas hochgerutscht war. Er hatte bisher wirklich nie über Masturbationen mit Suigetsu oder anderen geredet. Nur, als sie noch ein „Paar“ gewesen waren, aber als Kumpels nie.
 

„Echt nicht?“ Naruto sah ihn verdutzt an und hob beide Augenbrauen. „Aber du machst es, oder? Wichsen?“
 

Sasukes Antwort war es, die Lippen fest zusammenzupressen.
 

„Muss dir nicht peinlich sein, Mann, ich hol mir auch regelmäßig einen runter.“ Naruto zuckte mit den Achseln und pikste Sasuke in die Schulter. „Ich mein, man muss den ganzen Druck, der sich mit der Zeit aufbaut, ja auch irgendwie loswerden.“
 

Mit einem Brummen schlug Sasuke seine nervende Hand von seiner Schulter weg. Er wollte ihm eigentlich sagen, dass das Thema nun beendet war, doch stattdessen hörte er sich „Wie oft ist regelmäßig?“ fragen und schockte sich damit selbst.
 

Was… Zur… Hölle?! Wieso hatte er das gerade gefragt?! Das… Das… Er musste bereits betrunken sein. Ja… Ja, das war es! Allein der Geruch des Glühweins hatte ihn total besoffen gemacht und seine Zunge gelockert und deswegen stellte er nun auch so bescheuerte Fragen!
 

Sasuke spürte, wie ihm die Hitze ins Gesicht stieg, also richtete er sich auf und griff nach der Tasse, um seine Wangen so wenigstens halbwegs verstecken zu können. Die Tasse zwischen seinen Händen war heiß, aber nicht zu heiß und deswegen riskierte er es und nippte vorsichtig am Glühwein.
 

„Kommt drauf an, wie rattig ich bin“, erwiderte Naruto, der von der Frage ganz und gar nicht abgeschreckt war und sie ganz locker-flockig beantwortete. „Aber alle zwei oder drei Tage auf jeden Fall.“
 

Oh Gott, so häufig… Oder… War es häufig? Sasuke wusste es nicht. Seiner Einschätzung nach waren alle 2-3 Tage schon nicht ohne, aber das konnte auch nur daran liegen, dass er selbst kaum Hand bei sich anlegte.
 

„Hn“, machte er und nahm noch einen Schluck vom Glühwein, der ganz passabel schmeckte. Sein Lieblingsgetränk würde es nicht werden, es war aber auch nicht so eklig, dass er es nun nie wieder anrühren würde.
 

„Was ist mit dir?“ Naruto setzte sich ebenfalls hin und griff nach seiner Tasse, ein neugieriges Funkeln in den Augen. „Wie oft tust du es?“
 

Sasuke verschluckte sich bei dieser Frage und fing an zu husten. Naruto warf ihm einen besorgten Blick zu und schlug ihm ein paarmal auf den Rücken. Wieso wollte der Kerl das wissen?! Das ging ihn doch nichts an! Aber andererseits… Sasuke hatte zuerst gefragt, also war es eigentlich nur fair die Frage zu beantworten, oder?
 

Aber… Aber das war doch so schrecklich intim und außerdem… Es war ihm irgendwie unangenehm. Er wollte nicht, dass Naruto dachte, er wäre prüde oder so, weil er das nicht war. Es war einfach nur… Dass sein Interesse an Sex seit der Pubertät doch ziemlich nachgelassen hatte.
 

Damals, mit vierzehn oder fünfzehn, da hatte er auch regelmäßig und vor allem oft masturbiert. Er hatte seine Sexualität gerade erst entdeckt, also war es normal, dass er neugierig war und sie erforschte. Aber diese Zeiten waren längst vorbei.
 

Irgendwann hatte sein Interesse einfach nachgelassen. Vielleicht, weil er sich immer mehr auf die Schule konzentrieren musste und einfach keine Zeit hatte seine Gedanken mit Sex zu verschwenden. Es war aber auch nicht so, als ob er nicht gerne Sex hätte.
 

So war es definitiv nicht, Sasuke mochte Sex und hatte es auch gerne, er brauchte es nur einfach nicht so oft wie andere… Naruto kam ihm irgendwie wie die Sorte Mann vor, die es täglich oder fast täglich brauchte und das war doch so ziemlich das Gegenteil von ihm.
 

Er räusperte sich, als er spürte, dass Narutos intensiver Blick immer noch auf ihm ruhte und öffnete den Mund: „Drei-, viermal im Monat.“
 

Höchstens, fügte er dabei gedanklich hinzu und beschäftigte sich schnell damit, vom Glühwein zu trinken.
 

So, jetzt wussten sie, wie oft der jeweils andere im Monat wichste. Konnten sie das Thema jetzt endlich fallen lassen?! Bitte?!!
 

Naruto blinzelte überrascht. „Das“, fing er langsam an und ließ die Zunge über seine Unterlippe gleiten. „Das ist nicht allzu oft.“
 

„Ich hab lieber Sex mit anderen, anstatt mir einen runterzuholen“, sagte Sasuke, was auch stimmte, und stellte die Tasse wieder auf den Nachtisch ab. Themenwechsel. Sofort! „Der Glühwein schmeckt nicht schlecht.“
 

„Wirklich?“ Naruto lächelte ihn an und Sasuke war dankbar, dass er das Sexthema unter den Tisch fallen ließ. „Nicht zu süß?“
 

„Es ist schon sehr süß“, musste Sasuke zugeben, „aber es geht noch. Nicht so süß, dass mir die Zähne ausfallen.“
 

„Leider! Je süßer, desto besser!“ Naruto lachte, nahm einen schlürfenden Schluck von seiner Tasse und stellte sie ab, bevor er sich wieder aufs Bett legte.
 

Sasuke tat es ihm gleich, den Blick abermals auf die oh so faszinierende Decke gerichtet. Er sah aus den Augenwinkeln, wie Naruto sich bewegte und näher in seine Richtung rutschte. So nah, dass sich ihre Schultern leicht berührten. Es war angenehm, also ließ Sasuke es zu.
 

Eine Zeit lang lagen sie einfach nur da und schwiegen. Auch das Schweigen war angenehm; Sasuke genoss Narutos Gegenwart und das, obwohl er mal nicht ohne Punkt und Komma vor sich hinplapperte. Vielleicht genoss er sie ja auch so, weil Naruto eben mal nicht redete. Hm.
 

Nach einigen Minuten hörten sie ein lautes Poltern aus einem anderen Eck der Wohnung kommen und ein gedämpftes „Hey!“. Narutos Mitbewohner war von der Arbeit zurückgekommen.
 

„Hi!“, rief Naruto zurück und dann herrschte auch schon wieder Stille.
 

Sasuke lauschte dem Gepolter, das Kiba verursachte und das mal lauter und dann wieder leise wurde und versuchte anhand der Geräusche zu erahnen, was er gerade machte. Es klang so, als wäre er in der Küche beschäftigt. Vielleicht machte er sich gerade einen Kaffee oder trank den Rest Glühwein, den Naruto im Topf hinterlassen hatte.
 

Eine Zeit lange war es mucksmäuschenstill, dann ertönten schließlich Schritte, das Öffnen und Schließen einer Türe war zu hören, bevor kurz danach die Dusche anging. Sasuke drehte den Kopf zur Seite, als er Bewegung aus den Augenwinkeln wahrnehmen konnte und beobachtete, wie Naruto an der Tasse nippte.
 

Als er Sasukes Blick bemerkte, lächelte er ihn an und legte sich wieder hin, das Gesicht zu ihm gedreht. „Still, huh?“, meinte er, die Stimme ungewohnt leise.
 

Sasuke nickte leicht und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr. „Du bist überraschend schweigsam“, sagte er und ließ seinen Blick über Narutos Gesicht gleiten. Er blieb für einen Moment bei seinen geöffneten, so ungewohnt bewegungslosen Lippen hängen und wanderte dann hoch zu seinen Augen.
 

„Ich weiß, aber selbst ein Plappermaul wie ich hat manchmal einfach keine Lust zu reden.“ Naruto lachte leise und pikste ihm in die Wange. „Guck nicht so geschockt, das stimmt. Ich hab einfach den Moment genossen, mit dir herumzuliegen und zu chillen und alles.“
 

Ein Kribbeln breitete sich bei diesen Worten in Sasukes Bauch aus und er musste lächeln. Irgendwie war es schön zu wissen, dass Naruto seine Präsenz genauso so sehr genoss wie er seine. Naruto erwiderte das Lächeln und hob die Hand. Für einen kurzen Moment sah es so aus, als wollte er sie auf Sasukes Wange legen, doch dann räusperte er sich und legte sie auf seinen eigenen Bauch.
 

„Ich mag deine Grübchen.“
 

Sasukes Lächeln verschwand sofort, die Mundwinkel stattdessen nun heruntergezogen. „Ich hasse sie. Zum Glück wissen nicht viele Leute, dass ich sie habe.“
 

Naruto runzelte die Stirn. „Wieso wissen das nicht viele? Und sie sind echt süß, also hör auf sie zu hassen!“
 

„Ich lächel nicht oft“, erwiderte Sasuke und rieb mit den Fingerspitzen über seine Wange. „Deswegen kriegen die meisten Leute sie nicht zu sehen.“
 

„Ohh! Darf ich mich dann geehrt fühlen, dass ich sie gesehen hab?“ Naruto grinste ihn an, die blauen Augen funkelnd.
 

„Nein. Im Gegenteil.“ Sasuke richtete sich auf einem Ellbogen auf, die Miene ernst. „Ich muss dich jetzt töten, weil du mein Geheimnis kennst.“
 

„Sasuke Uchiha und die geheimen Grübchen!“ Lachend streckte Naruto die Arme über seinen Kopf aus. „Hört sich nach einem Buch. Nach einem Bestseller-Roman! Du bist der neue Harry Potter, Sasuke!“
 

Er verschränkte die Finger miteinander und streckte sich stöhnend. „Wenn ich schreiben könnte, dann würd ich die Chance sofort nutzen und das Buch schreiben. Du dürftest dann auch das Cover machen, dann würden wir beide etwas daran verdienen!“
 

„Ich hab früher mit dem Gedanken gespielt Autor zu werden“, gab Sasuke zu, sein Blick auf den kleinen Streifen nackte Haut gerichtet, den er Dank Narutos hochgerutschten Sweatshirts sehen konnte, „aber ich hab mich dann doch für die Malerei entschieden.“
 

„Hmm, du siehst auch irgendwie wie so ein typischer Autor aus, weiß nicht.“ Naruto richtete sich in eine sitzende Position auf und betrachtete ihn nachdenklich. „Eigentlich kann ich mir dich in so gut wie jedem seriösen Beruf vorstellen. Also auch als Anwalt, Geschäftsmann und so.“
 

„Bei dir ist genau das Gegenteil der Fall.“ Sasuke schmunzelte ihn an. „Ich kann dich mir gar nicht in einem Anzug oder ähnlichem vorstellen.“
 

„Ich will auch keinen Anzugberuf haben, die sind alle langweilig!“ Naruto verzog das Gesicht und griff nach seiner Tasse. „So etwas ist nichts für mich.“
 

„Hm“, machte Sasuke. „Was willst du denn später mal machen, wenn du fertig studiert hast?“
 

Naruto leckte sich einen Tropfen Glühwein vom Mundwinkel. „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht“, antwortete er. „Ich kann mit einem Bachelor in Gesundheitswissenschaften eigentlich in ziemlich viele Berufe einsteigen, deswegen guck ich einfach mal, was mich am meisten anspricht.“
 

Sasuke nickte und griff ebenfalls nach seiner Tasse. Der Glühwein war inzwischen nur noch lauwarm, aber er schmeckte ihm dennoch.
 

„Was ist mit dir?“ Naruto sah ihn fragend an. „Ist dein Vater damit einverstanden, dass du Kunst studierst? Oder hätte er dich lieber in seiner Firma gehabt?“
 

„Er hat damit kein Problem und unterstützt mich“, erwiderte Sasuke und presste die Lippen zusammen. „Er ist nicht so kaltherzig, wie er in den Medien immer dargestellt wird. Außerdem arbeitet Itachi, mein Bruder, bei ihm in der Firma und er ist Vater eine bessere Hilfe, als ich es je sein könnte.“
 

Obwohl er sich ehrlich gesagt schon sehr gut mit Vaters Unternehmen auskannte. Er hatte in den Ferien schon öfter dort gejobbt, außerdem hielt Itachi ihm immer auf den neusten Stand, was die Pläne der Uchiha Corp. betraf.
 

Er hätte also ohne große Einarbeitung in der Firma seines Vaters arbeiten können, aber das musste er zum Glück nicht.
 

„Das ist schön.“ Lächelnd stützte Naruto die Hände auf dem Bett ab und lehnte sich zurück. „Aber ist das nicht trotzdem… komisch?“, wollte er mit gekräuselter Nase wissen. „Der Sohn von einem der einflussreichsten Männer Japans zu sein?“
 

Sasuke zuckte mit den Schultern. „Für mich ist er nicht Fugaku Uchiha, der große Chef von Uchiha Corp. Für mich ist er einfach nur mein Vater.“
 

Mit einem Summen nickte Naruto. „So sollte das auch sein.“
 

Sasuke sah ihn an. Naruto hatte den Blick gesenkt und Sasuke fielen abermals seine unüblichen blonden Wimpern auf. Er hatte noch nie zuvor eine Person mit blonden Wimpern gesehen, deswegen zogen sie seine Aufmerksamkeit immer wieder aufs Neue an, genau wie seine Sommersprossen.
 

„Hast du schon einmal daran gedacht, als schwedischer Dolmetscher zu arbeiten?“
 

„Dolmetscher?“ Naruto drehte den Kopf überrascht in seine Richtung. „Huh“, machte er und leckte sich über die Lippen. „Nicht wirklich, nee. Dafür ist mein Schwedisch aber auch viel zu schlecht. Ich kann es zwar einigermaßen gut verstehen, aber selbst reden…“ Er schnalzte mit der Zunge.
 

„Schade“, sagte Sasuke und lehnte sich nach vorne, die Arme auf seinen Knien abgestützt. „Dass du kein Schwedisch sprichst. Ich mag Europa und Schweden ist ein interessantes Land, deswegen hätte ich die Sprache gern gelernt.“
 

„Wirklich?“ Naruto zog beide Augenbrauen in die Höhe und lächelte dann. „Heh“, machte er. „Ich kann dir das, was ich kann, gerne beinbringen. Nur ist es ehrlich gesagt nicht allzu viel. Nur ein paar Standardsätze und so einen Kram.“
 

„‘Und so ein Kram‘ heißt bei dir Beleidigungen, nicht wahr?“ Schmunzelnd hob Sasuke eine Augenbraue.
 

Naruto musste lachen. „Jepp“, bestätigte er mit einem fetten Grinsen, „und Anmachen! Ich kann baggern wie ein Weltmeister, Sasuke, ich sag’s dir.“
 

„Jag vill knulla dig.“ Sasuke stützte sein Gesicht mit einer Hand ab und funkelte ihn an.
 

Mit wackelnden Augenbrauen leckte sich Naruto über die Zähne. „Sug min kuk.“
 

Sasuke verengte misstrauisch die Augen. „Was heißt das?“
 

Naruto blickte ihn mit Unschuldsmiene an. „Du bist wunderschön.“
 

„Ich kann Englisch, Naruto.“ Schnaubend schnipste Sasuke ihm gegen die Stirn. „Ich kann mir denken, was es heißt.“
 

„Ja, okay, es heißt ‚Lutsch meinen Schwanz‘.“ Mit einem Lachen rieb sich Naruto über die Stirn. „Du har fina ögon.“
 

Sasuke legte den Kopf schief. „Und was heißt das?“
 

„Du hast schöne Augen.“ Naruto zwinkerte ihn an, ein Lächeln auf den Lippen.
 

„Hn“, brummte Sasuke. „Wirken die Sprüche bei Frauen?“
 

„Manchmal, aber nicht besonders oft.“ Naruto rieb sich über den Nacken. „Aber hey, mein Angebot war ernstgemeint. Ich bring dir gern ein bisschen Schwedisch bei, wenn du magst.“
 

Sasuke nickte. „Das wäre nett. Was heißt ‚vielen Danke‘ auf Schwedisch?“
 

„Tack så mycket.“
 

„Tack så mycket“, wiederholte Sasuke und versuchte, die Worte so wie Naruto zu betonen.
 

Naruto grinste ihn an. „Du klingst niedlich, wenn du Schwedisch sprichst. Du hast so einen extrem Akzent irgendwie.“
 

„Sprichst du akzentfreies Schwedisch?“, wollte Sasuke wissen.
 

„Nee, nee. Ich hab auch einen Akzent“, meinte Naruto und winkte mit der Hand ab. „Mein Dad war zwar Schwede, aber Mom hatte die Hosen an in der Beziehung und deswegen bin ich dann auch mit Japanisch aufgewachsen.“
 

„Ah“, machte Sasuke und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Es war relativ spät, kurz nach 21 Uhr, aber er hatte irgendwie noch keine Lust nachhause zu gehen und legte sich deswegen wieder mit dem Rücken aufs Bett.
 

Narutos Blick fiel auf Sasukes halbvolle Tasse. „Trinkst du das noch?“, fragte er und leckte sich über die Lippen.
 

„Du kannst es haben“, sagte Sasuke und faltete die Hände auf dem Bauch.
 

Naruto strahlte ihn an, schnappte sich die Tasse und nahm einen großen Schluck aus ihr. „Lecker“, meinte er, nippte noch einmal daran und legte sich neben Sasuke hin. Erneut berührten sich ihre Schultern und abermals bewegte sich Sasuke nicht weg und ließ diese Nähe zu.
 

Sasuke beobachtete Naruto aus den Augenwinkeln und konnte sehen, dass er die Stirn gerunzelt hatte, die Miene nachdenklich. Er schien über etwas nachzugrübeln. Sasuke würde zwar gerne wissen, was da gerade in seinem Kopf herumschwirrte, fragte allerdings nicht nach und schwieg.
 

Auch Naruto schwieg, bis er sich nach einigen Minuten räusperte. „Du… magst Mädchen, oder?“
 

„Was?“ Sasuke drehte den Kopf nach links und sah ihn an, doch Naruto schaute nicht zurück und ließ den Blick stur auf die Decke gerichtet, die Stirn immer noch gerunzelt.
 

„Du stehst auf Mädchen“, wiederholte er, fügte nach ein paar Sekunden der Stille allerdings ein unsicheres „Oder?“ hinzu.
 

„Ah“, machte Sasuke und leckte sich über die Lippen. „Ich schätze.“ Er zuckte mit den Schultern und blickte von Naruto weg.
 

„Wie du schätzt? Du musst doch wissen, auf was du stehst!“, meinte Naruto hörbar verwirrt.
 

„Liebe kennt kein Geschlecht“, sagte Sasuke und zuckte erneut mit den Schultern, verzog gleich darauf aber das Gesicht, da sich die Aussage unabsichtlich romantisch angehört hatte. „Und das Geschlecht ist noch nie etwas gewesen, auf das ich bei meiner Partnerwahl sonderlich geachtet hab.“
 

„Das klingt romantisch.“ Naruto lachte leise, als hätte er seine Gedanken gelesen, und sah ihn an, sein Blick auf Sasukes Gesicht ruhend. Er war bei Sasukes „Geständnis“ etwas näher an ihn heran gerutscht. „Also bist du bi?“
 

„Ich schätze. Ich hab mir nie die Mühe gemacht meine Sexualität in eine Schublade zu stecken.“
 

„Du magst Jungs und Mädchen, oder?“, fragte Naruto nach und fing an, an der Bettdecke herumzuzupfen. „Dann musst du bi sein.“
 

„Hm“, summte Sasuke. „Mein Exfreund hat immer gesagt ich sei demisexuell, aber bisexuell würde es auch treffen, denk ich.“
 

„Demisexuell?“ Neugierig legte Naruto den Kopf schief. „Was ist das?“
 

„Demisexuell heißt, dass man keine sexuelle Anziehung verspürt, bis man mit einer Person eine engere emotionale Bindung eingeht“, erklärte Sasuke ihm. Er hatte den Begriff und dieser Art der Sexualität vor Suigetsus Recherche auch nicht gekannt, empfand sie aber als durchaus passend.
 

Er konnte sich nämlich nicht daran erinnern jemals das Bedürfnis verspürt zu haben mit fremden oder gutaussehenden Menschen Sex haben zu wollen. Erst, als er sie näher kannte und eine Bindung zu ihnen aufgebaut hatte, hatte er eine sexuelle Anziehung verspüren können.
 

„Oh“, sagte Naruto und zog die Augenbrauen zusammen. Er schien ein wenig verwirrt und es sah so aus, als sei er sich nicht sicher, ob er Sasukes Erklärung richtig verstanden hatte. Aber man merkte ihm an, dass er sich wirklich Mühe gab um ihn richtig zu verstehen und das war irgendwie… ziemlich süß. „Das heißt, äh… Du hast erst Lust, mit jemanden zu schlafen, wenn du die Person genauer kennst? Und ob Junge, Mädchen oder etwas anderes ist dir dann quasi egal?“
 

„So in etwa“,  bestätigte Sasuke nickend. „Es ist schwer zu erklären, aber das trifft es ganz gut.“
 

Naruto schnalzte mit der Zunge. „Cool“, sagte er, ein kleines Lächeln auf den Lippen. „Den Begriff kannte ich vorher gar nicht, aber es ist cool. Es gibt inzwischen so viele verschiedene sexuelle Ausrichtungen und Geschlechter, ich komme da gar nicht mehr hinterher! Aber ich find’s toll.“
 

„Hn.“ Sasuke richtete sich auf beiden Ellbogen auf und neigte den Kopf in seine Richtung. „Was ist mit dir?“, fragte er nach. „Du bist hetero, richtig?“
 

„Ich bin bi“, meinte Naruto und kratzte sich am Kopf. „Also eigentlich hetero, aber… bi. Okay, das hört sich verwirrend an, oder?“ Er musste lachen. „Ich steh eigentlich fast ausschließlich auf Frauen, aber es kommt ganz, ganz selten vor, dass ich mich auch einmal in einen Mann vergucke.“
 

Er sah für einen Moment zur Seite und dann bohrten sich seine Augen in Sasukes. „Ich hab auch schon einmal etwas mit einem Kerl gehabt, aber das war eigentlich keine richtige Beziehung, sondern eher… Naja, so eine Ficksache.“ Naruto lachte. „Ich hab mich von ihm sexuell angezogen gefühlt und wir haben auch ein paarmal Sex gehabt, aber mehr nicht. Wir haben keine Beziehung geführt und es waren auch nie irgendwelche Gefühle im Spiel.“
 

Sasuke summte und nickte mit dem Kopf. „Ah, verstehe.“
 

„Es ist also selten“, sprach Naruto weiter, seine blauen Augen immer noch auf Sasuke fixiert, „aber es kann durchaus vorkommen, dass ich mich in einen Kerl verliebe.“
 

Sasuke spürte Fingerspitzen hauchzart über seinen Arm streichen und schloss die Augen. Okay, das war… Dachte er wirklich, er wäre subtil? Dachte Naruto tatsächlich, Sasuke würde nicht mitbekommen, was er meinte? Wie er es meinte?
 

Sasuke schluckte. Naruto sollte es entweder direkt sagen… oder sein lassen. Aber kein Zwischending. Keine Pseudo-Subtilität. So etwas konnte er gar nicht ab: Entweder man hatte den Mumm dazu etwas zuzugeben oder man ließ es bleiben, aber nicht… Nicht so.
 

Naruto fragte ihn indirekt, ob er auf Männer stand und gab dabei zu, dass er es selbst auch tat. Zumindest manchmal… Aber gepaart mit diesem stechenden Blick… Diese „beiläufige“ Berührung seines Arms…
 

Naruto war wirklich alles andere als subtil.
 

Sasuke wusste, dass hinter seiner harten Schale ein weicher Kern steckte, ein verflucht weicher Kern. Seine selbstsichere Front war nur eine Fassade und in Wirklichkeit war er ein sehr verunsicherter Mensch, der Angst davor hatte, verletzt zu werden.
 

Aus Grund. Vielleicht war es ein bescheuerter Grund, da er damals noch ein kleines Kind gewesen war, vier Jahre alt und im Kindergarten. Aber er war früher anders gewesen; viel offener und fröhlicher.
 

Bis… Bis sie kam.
 

Sasuke wusste ehrlich gesagt nicht mehr, wie sie hieß. Wahrscheinlich hatte er es verdrängt. Es war ein Mädchen in seiner Kindergarten-Gruppe und er war in sie verliebt gewesen. Also hatte er ihr ein Gänseblümchen gepflückt und geschenkt. Ein Geschenk, das sie nicht angenommen hatte und für das er auch noch ausgelacht worden war.
 

Nicht nur von ihr, sondern vom halben Kindergarten und das, weil er wegen ihrer Ablehnung angefangen hatte zu weinen.
 

Es war bescheuert, wirklich, aber das war ein einschneidendes Erlebnis für ihn gewesen. Eins, das ihn verändert hatte. Er war damals ein sehr verwöhntes kleines Kind gewesen und Sasuke dachte, dass er alles kriegen würde, was er wollte, weil er Sasuke Uchiha war.
 

Aber das bekam er nicht. Das wurde ihm an diesem Tag schmerzhaft bewusst und diese erste Abweisung in seinem Leben, die ihn so verletzt hatte, hatte ihn verändert. Es war ein langsamer Prozess gewesen, aber es war einer, der lange anhielt und sich über die Jahre hinausgezogen hatte.
 

Kindergarten war ja nur der Anfang gewesen. In der Grundschule ging es weiter. Dort wurde er geärgert, weil er so zierlich und klein für sein Alter gewesen war und… Und aus Neid. Neid, weil er der Sohn von Fugaku Uchiha war.
 

Kinder konnten grausam sein, besonders, wenn sie neidisch waren und das hatte Sasuke am eigenen Leib erfahren müssen. Also war er immer verschlossener geworden; aus Schutz, um nicht mehr so oft schikaniert und verletzt zu werden. Um ihnen keine Angriffsfläche zu bieten.
 

Er hatte seine fröhliche und offene Art verloren und war über die Jahre zu dem geworden, was er nun war – Sasuke Uchiha, der kaum Gefühle zeigte, der distanziert und kühl war. Ein Mensch, der niemals auf andere zugehen würde, weil er viel zu große Angst hatte, wieder verletzt zu werden.
 

Ein Mensch, der darauf wartete, dass andere auf ihn zukamen. Denn so konnte er sicher sein, dass die andere Person wirklich an ihm Interesse hatte.
 

Er hatte es verlernt den ersten Schritt zu machen und deswegen brauchte er jemanden, der das konnte. Jemand, der direkt war, der ihm klar und deutlich sagte, was er wollte und niemand, der sich selbst nicht sicher war und nur Andeutungen machte.
 

‚Bitte, Naruto…‘ Blinzelnd schlug Sasuke die Augen auf und sah ihn an. ‚Sag es oder lass es sein, aber deute Dinge nicht an… Sag es mir direkt, sag mir, was du von mir hältst, was du von mir willst, bitte… Aber nicht so…‘
 

Naruto blickte zurück, leckte sich über die Lippen und öffnete den Mund und dann… Drehte er den Kopf zur Seite, die Miene beschämt.
 

Sasuke seufzte lautlos und stand auf. „Ich sollte gehen.“
 

„Was?“ Naruto sah schnell wieder in seine Richtung, die Augen weit aufgerissen. „Gehen?“
 

„Es ist spät“, sagte Sasuke und schob die Hände in die Hosentasche. „Kurz vor zehn Uhr.“
 

„Oh“, erwiderte Naruto und leckte sich über die Zähne. „Okay… Ich bring dich zur Tür.“
 

Sasuke brummte leise und so verließen sie gemeinsam sein Zimmer. Im Wohnbereich trafen sie auf Kiba, der es sich mit einer Tüte Chips aus dem Sofa bequem gemacht hatte. „Oh! Hi, Sasuke!“, begrüßte er ihn mit vollen Mund, als er ihn erblickte.
 

Sasuke nickte ihm nur zu und ging auf die Haustür zu. „Bye, Sasuke!“, hörte er Kiba nun rufen und schnaubte leise. Naruto blieb neben ihm stehen und beobachtete, wie sich Sasuke anzog, die Hände in seinen Gesäßtaschen vergraben.
 

„Du kommst irgendwann wieder, oder?“, fragte er ihn, deutlich verunsichert, als Sasuke die Tür öffnete.
 

Sasuke richtete den Kragen seines Mantels so, dass er die Hälfte seines Gesichts verdeckte. „Ja.“
 

Er konnte den Stein, der Naruto bei diesen Worten vom Herzen fiel, quasi hören und war froh, dass der Mantel sein kleines Lächeln erfolgreich versteckte. Was für ein kleiner, liebenswerter Idiot.
 

„Gut.“ Naruto strahlte ihn an und wirkte mit einem Mal viel lockerer und entspannter als noch vor einigen Minuten. „Dann werden wir uns sehen, Sasuke.“
 

„Werden wir“, bestätigte er und machte einen Schritt hinaus. „Bis dann.“
 

„Bis dann, Sas!“ Naruto winkte ihm zu, immer noch dieses glückliche Glitzern in den Augen und schloss die Tür.
 

Sasuke schüttelte den Kopf und griff nach seiner Packung Marlboros. Hatte er wirklich gedacht, er wollte ihn nicht mehr sehen, nur, weil Naruto das, was er sagen wollte, nicht über seine Lippen bringen konnte? Das war doch lächerlich.
 

Sie waren doch… Freunde, ja. Freunde waren sie und Sasuke mochte ihn, er war gerne in Narutos Gegenwart und in seiner Nähe, also natürlich würden sie sich wiedersehen. Auch, wenn er wirklich gerne gewusst hätte, was eben in Narutos Kopf vor sich gegangen war.
 

Was er für Gedanken hatte, die er nicht laut aussprechen konnte.
 

Es war einerseits deprimierend, aber andererseits konnte Sasuke ihm keine Vorwürfe machen. Warum auch? Er war doch selbst ein Schisser. Außerdem… Vielleicht war es ja auch besser, dass Naruto den Mund nicht aufbekommen hatte? Sasuke war sich nämlich gar nicht so sicher, ob er das, was ihm auf der Zunge lag, wirklich hören wollte… Manchmal war Unwissenheit ein Segen.
 

Aber wie auch immer. Es brachte nichts sich darüber nun den Kopf zu zerbrechen. Vielleicht hatte er die ganze Situation ja auch einfach nur komplett falsch gedeutet.
 

Ja, das musste es sein. Sasuke wollte nicht über andere Gründe nachdenken und seine Freundschaft mit Naruto unnötig verkomplizieren. Freundschaft mit Naruto. Dem Kerl, mit dem abscheulich hässlichen Schal. Wer hätte das je ahnen können?
 

Seine Mundwinkel waren kaum merklich nach oben gezogen, als er die Zigarette zwischen seine Lippen steckte und anzündete. Sasuke musste gestehen, dass Naruto frischen Wind in seine sonst so langweiligen Semesterferien brachte und deswegen war er auch umso gespannter, wie die restlichen Tage mit ihm verlaufen würden.
 

Sicherlich abenteuerlich, aber darauf war Sasuke gefasst. Es war schließlich Naruto und bei ihm musste man alles erwarten.
 

Sasuke war jedenfalls bereit.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ach, Kinders. Ach, Sasuke und Naruto. Ihr habt die eigentlich ganz einfache Sache schon kompliziert gemacht .o. Okay, ja, obwohl Liebe und so eigentlich wirklich nicht besonders einfach sind. Ich kann Sasuke da verstehen, ich bin wirklich genau so, hah. Ich kann auch nicht den ersten Schritt machen und ich bin darauf angewiesen, dass die andere Person das macht… Und wenn das nicht geschieht, dann… Tja T_T;; </3 Selbst wenn ich wirklich WEIß, dass die andere Person auf mich steht und ich sie auch mag… Ich trau mich einfach nicht, das ist ganz übel ;o; Besonders, weil ich ja auf Mädchen stehe… Okay, eigentlich bin ich pan, mir ist das Geschlecht scheißegal, aber ich steh fast ausschließlich auf Mädels und… Keine Ahnung, es ist einfach schwerer, wenn man erst einmal herausfinden muss, ob die andere Person auch gay ist, ugh :I

Aber wie auch immer! Ich hoffe, Sasukes Gedanken sind irgendwie logisch und nachvollziehbar… ^^“Aber auch Naruto! Sasuke war es gar nicht wirklich bewusst, aber er hat Naruto mit seinem Schweigen ziemlich doll verunsichert… ;_;“

Ansonsten… Ich kann Call of Duty nicht ab, okay, LOL, also wenn ich irgendwelche Fehler gemacht hab, was das Gameplay und so betrifft, dann möge man mir bitte verzeihen orz Ich mag keine Shooter… Den einzigen Shooter, den ich mag und gerne spiele, ist Borderlands 2… Handsome Jack <3 <3

Und sonst soooooo. Oh, ich hab einen neuen NaruSasu Oneshot geschrieben! :D Naruto ist in einer Selbsthilfegruppe und lernt Sasuke kennen, der in der Nähe arbeitet und… so 8D Sollte eigentlich richtig düster werden, so etwas wie „Pillow Talk“ aber irgendwie… Hat die Story ein Eigenleben entwickelt und beim Schreiben ist etwas ganz anderes rausgekommen <_< Dementsprechend bin ich auch nicht sooo zufrieden damit, ugh… Aber keine Ahnung. Ich lass den OS jetzt erst einmal eine Zeit lang ruhen und dann bearbeite ich ihn in ein paar Wochen und dann wird er mir hoffentlich besser gefallen T_,T Keine Ahnung, wann ich’s hochladen werde, aber ich hab ausnahmsweise schon den Titel: Broken Youth! 8D Das ist der Name von dem einen SUPER gayen Naruto Ending, wo immer „Please kiss me all night“ gesungen wird und was ich mir beim Schreiben die ganze Zeit angehört hab… Also hat es den Titel vom Song bekommen :‘D

Okay, so, das war’s dann mal wieder für diese Woche. Achso, ich muss jetzt dienstags immer später arbeiten, also kann ich die neuen YSS Kapitel auch wahrscheinlich erst so um 19-20 Uhr hochladen ;w; Sorry, ist echt spät und ich weiß, dass viele von euch es deswegen dann nicht mehr an diesem Tag lesen können... ;_; orz

Bis nächste Woche, habt eine schöne Zeit! <3 Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  naruhinaxXx
2022-03-30T10:57:56+00:00 30.03.2022 12:57
Hey wieder super Kapitel
Da war Naruto ja ziemlich geschockt als Karin einfach Sasuke geküsst hat
Da dachte ich mir schon das Naruto wohl größeres Interesse an Sasuke hat als nur Freundschaft und nach der Szene im Bett kann man sich jetzt sicher sein
Um so frustrierender das er dann nicht den Mut hatte es klar zu sagen, aber ich kann ihn auch verstehen, es ist nie leicht über seine Gefühle zu sprechen besonders wen man nicht weiß wie sein Gegenüber darauf reagiert
Freue mich schon auf das nächste Kapitel


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