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Drachenjagd

Die Himmelsgöttin
von

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Devon

Der Regen schlug ihm unermüdlich ins Gesicht, die Backsteinpflaster waren wie Eis, als er durch die Stadt rannte, abseits der Straßenlaternen. Kandio war menschenleer, die Bewohner hatten sich in ihren Häusern verschanzt, niemand der bei Verstand war, riskierte von einem Sturm hinweg gefegt oder von einem Blitz getroffen zu werden.

Bloß raus aus dieser Stadt, sagte er sich. So schnell ihn die Füße tragen konnten! Die Feuchtigkeit drückte sich durch seinen Mantel, von den Fußsohlen bis zu den Haarspitzen war er durchnässt. Der Sturm hinderte ihn, schneller  zu werden. Dabei wollte Devon einfach nur die Beine in die Hand nehmen. Jede Sekunde könnte über ihr Schicksal - nein, über das Schicksal seiner gesamten Spezies - entscheiden.
 

Mit Scheuklappen vor den Augen, steuerte er sein Ziel an.

Von ihren Adoptiveltern hatte Devon sich die Orte geben lassen, die Izara wahrscheinlich aufgesucht haben könnte. Wenn ein Drache erwachte, suchte er einen Ort, an dem er sich anschließend erholen und pflegen lassen konnte. Das galt sowohl für die Männchen als auch für die weiblichen Drachen. Üblicherweise waren das Höhlen, geeignete Klippen oder Felsvorsprünge. Klippen und Felsen gab es um Kandio keine brauchbaren, und selbst wenn, hätten die Paladine alles daran gesetzt, die Drachen von möglichen Start- und Landebahnen fernzuhalten. Die einzige Höhle, von der die Menschen wussten, dass sie sich im näheren Umkreis befand, lag nur wenige Kilometer hinter der Stadt. Er musste einmal durch ganz Kandio, zum anderen Ende der Stadtmauer. Kein Problem für einen Drachen, seine langen Beine ließen ihn geradezu über die Backsteinpflaster fliegen und wenn er den Regen erst einmal beherrschte, war auch der rutschige Boden kein Problem mehr. Auf seinem Weg umging er einer Schar Soldaten, darunter zwei Paladine in Ausbildung. Sie spürten nichts von der Präsenz des mächtigen Drachen, noch schützte ihn der Schleier und bis er die Stadt verlassen hätte, würde er es bevorzugen, es dabei zu belassen. Weiteren Ärger musste er nicht heraufbeschwören, dafür war einfach nicht der richtige Zeitpunkt.

Hinter den Stadtmauern tobte sich der Sturm erst so richtig aus. Der Wind hatte die meisten Düfte der Natur längst davon geweht und auch der Regen tat sein Bestmöglichstes, um Devon von seiner Suche abzuhalten. Aber Devon wäre nicht der mächtigste Drache, wenn er sich von ein paar Gewitterwolken bezwingen ließe. Die Stadtgrenze weit hinter sich gelassen, quollen Rauchwolken aus seinen Nüstern. Er sammelte seine Energie, spürte die Wärme des Lichts und rannte weiter. Auch wenn die Dunkelheit nicht sein Freund war, reflektierte der Mond genügend Licht, um Devons Kräfte zu erwecken. Wie zwei flackernde Kerzen glühten seine Augen in der Dunkelheit, er stieß einen tiefen Atemzug aus und ließ die Quelle seiner Macht für ihn sprechen. Die Kräfte ließen ihn winzige Farbtupfen sehen, Hinterbliebenschaften ihres einzigartigen Duftes in Form weiß-blauer Schatten hatten sich in der gesamten Umgebung verteilt. Sein Herz zog sich zusammen. Dass kein Laut zu ihm durchkam,  machte ihm zu schaffen. Normalerweise stießen Drachenweibchen einen Schrei aus; wie Frauen, die kurz vor der Entbindung standen. Für Menschen kaum zu hören, war er umso deutlicher für seine Rasse. Zweifel machten sich breit. Was, wenn ihr bereits etwas zugestoßen war? Wenn er sie nicht rechtzeitig fand, wenn es bereits zu spät war…? Er musste die Gedanken abschütteln. Jetzt war nicht die Zeit, in Selbstmitleid und Schuldgefühlen zu versinken, er musste sie finden. Die vage Spur führte ihn auf offene Felder - derselbe Weg, den ihm Levis geschildert hatte. Dahinter gab es einige Hügel und eine Schlucht, und irgendwo dort befand sich eine Höhle. Allmählich beruhigte sich der Regen, auch der Sturm ließ nach. Devon wurde langsamer, er hatte die Spur wiedergefunden. Sie konnte nicht weit sein und die Wiese bot einen guten Überblick auf die Umgebung, dass er sie eigentlich leicht finden müsste. Dass er das nicht konnte, ließ ihn noch mehr verzweifeln. Nicht einmal ihr Licht schimmerte in der Dunkelheit. Wie schlimm stand es wirklich um sie? Er war töricht gewesen, dass er sie nicht einfach gleich angesprochen hatte, als er die Gelegenheit dazu gehabt hatte. Rücksichtnahme hin oder her, wenn sie in Gefahr schwebte, wäre eine Entführung völlig legitim gewesen.

"Wo bist du?"

Niemand antwortete, aber er hatte auch nicht wirklich mit einer Antwort gerechnet. Sicherlich verstand sie ihn nicht - wie die meisten Drachen in Leibeigenschaft.

Sollte er sich wirklich mit der Tatsache abfinden, dass er nicht rechtzeitig gekommen war? Sollte er mit leeren Händen nach Dragor  zurückkehren, als derjenige, der das Himmelsblut nicht hatte schützen können…? Aber - da! Nicht weit von der Schlucht, zwischen zwei krumm gewachsenen Eichen, hörte er etwas. Ein unterdrückter Laut, vielleicht auch ein Schrei, er war sich nicht sicher. Er folgte seinem Instinkt und dort - hinter einem der Bäume - lag sie.



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