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Love against all Reason

Liebe gegen jede Vernunft
von
Koautoren:  Linchen-86  Khaleesi26

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben,


heute wird ein großes Geheimnis enthüllt. Wir hatten bereits ein paar sehr aufmerksame Leser/Innin, die mit ihrer Theorie ins Schwarze getroffen haben ;)

Danke hier für den Austausch.


Wir freuen uns immer sehr, wenn ihr eure Theorien habt und diese mit uns teilt.

Gerne auch per Privatnachricht :) Komplett anzeigen

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Kapitel 40

Tai
 

Ich bin immer noch ganz beflügelt von den letzten zwei Wochen und vermisse meine Prinzessin schon jetzt. Dabei haben wir uns erst heute Morgen voneinander verabschiedet – ausgiebig – und ich meine nicht am Bahnhof.

Die letzte Nacht haben wir kaum geschlafen, es gab so vieles zu bereden. Irgendwann ist Mimi dann doch in meinen Armen eingeschlafen. Yolei’s Anruf hat in uns beide Hoffnung geweckt, sehr viel Hoffnung. Und wenn Yolei sagt, sie hat was, dann hat sie definitiv was. Etwas Großes. Mir kribbelt es in den Fingerspitzen, wenn ich daran denke, dass Mimi schon morgen frei sein könnte. Ich kann es kaum erwarten.

Ich parke vor Yolei’s Haus und wundere mich, dass drinnen gar kein Licht brennt. Wir waren doch eindeutig heute verabredet. Das kann sie unmöglich vergessen haben.

Überraschenderweise dauert es aber gar nicht lange, bis mir jemand die Tür öffnet, nachdem ich geklingelt habe.

„Hey“, begrüße ich Ken, Yolei’s Ehemann. „Es ist ja doch jemand zu Hause.“

„Ja, komm rein.“ Er winkt mich rein und schließt schnell die Tür.

Okay? Warum so geheimnisvoll?

„Tai“, höre ich Yolei’s Stimme plötzlich hinter mir. Dann kommt sie auf mich zu und umarmt mich zur Begrüßung. „Ist dir jemand gefolgt?“

„Nein, ich denke nicht.“

„Gut. Komm mit.“ Ich folge ihr in den Keller, wenigstens hier brennt Licht. Sonst ist das ganze Haus dunkel.

„Ist das nicht etwas übertrieben?“, frage ich irritiert.

„Es ist besser, wenn wir nicht zusammen gesehen werden. Glaub mir, das wirst du auch so sehen, wenn ich dir gleich sage, was ich rausgefunden habe.“

Wir nehmen auf einer Couch Platz, die mitten im Raum steht. Der ganze Keller ist wie ein Hobbyraum eingerichtet – was bei Yolei so viel heißt wie ein kleines Chemie Labor und viele Computer. Hinten an der Wand stehen aber auch ein paar Sachen von Ken. Seine Fußballpokale aus der Oberstufe. Auch er kommt gelegentlich mit ins Camp, um als Fußballtrainer auszuhelfen. Daher kennen wir uns auch alle so gut.

„Dann erzähl mal“, sage ich, lehne mich nach vorne und stütze meine Unterarme auf den Knien ab. Yolei klappt ihren Laptop auf, während Ken uns drei Dosen Cola auf den Tisch stellt.

„Die Proben, die du mir gegeben hast, waren eindeutig. Sie stimmten zu 99,9% überein. Haruiko Kido ist der Vater des Mädchens Nanami.“

Jackpot!

Ich kann nicht fassen, dass wir tatsächlich voll ins Schwarze getroffen haben.

Dieser Mistkerl, jetzt ist er fällig.

„Hast du eine Idee, wer die Mutter sein könnte?“, fragt Yolei und rückt ihre Brille zurecht.

Ich schnaube verächtlich. „Auf jeden Fall nicht seine Ehefrau.“

„Also hat er sie betrogen.“

„Davon gehe ich aus.“

Yolei nickt. In diesem Punkt sind wir uns schon mal einig.

„Meinst du, er weiß von dem Kind?“, fragt Yolei weiter.

Meine Augen verengen sich zu zwei Schlitzen und auf meiner Stirn bildet sich eine tiefe Falte.

„Ich bin mir nicht sicher.“ Es wäre schon ein Skandal, wenn er nicht von seinem unehelichen Kind wissen würde, denn dann würde das immer noch bedeuten, dass er seine Frau betrogen hat. Aber es wäre ein noch größerer Skandal, wenn er von Nanami wüsste. Und dann, was? Sie all die Jahre geheim gehalten hat? Das wäre unfassbar. Ob Nanami weiß, wer ihr Vater ist? Kein Wunder, dass Frau Yano so merkwürdig auf all meine Fragen reagiert hat. Natürlich ist sie eingeweiht, vielleicht ist sie sogar … Es würde naheliegen.

„Ich denke, Ayaka Yano ist die Frau, mit der Dr. Kido seine Frau betrogen hat. Sie ist die Mutter von Nanami und war früher das Hausmädchen der Familie.“

Yolei schürzt die Lippen und sieht mich todernst an. „Und genau das denke ich nicht.“

„Was?“ Nun bin ich überrascht. Es wäre doch die logische Schlussfolgerung. Wie kommt Yolei darauf, dass es nicht so sein könnte?

„Es gibt nämlich keine Nanami Yano.“

Es gibt keine? Wie kann das sein? Wäre sie Ayakas Tochter, würde sie doch ihren Nachnamen tragen.

„Und eine Nanami Kido gibt es auch nicht, da kannst du lange suchen“, ergänzt Yolei noch, denn diese Tatsache liegt auf der Hand. „Sie muss also einen anderen Nachnamen haben. Vielleicht den ihrer leiblichen Mutter.“

Ich kann nicht glauben, was sie da erzählt. Ayaka ist nicht die leibliche Mutter von Nanami? „Aber …“, stammle ich sichtlich verwirrt. „Wer ist es dann?“

Yolei nickt. „Das habe ich mich auch gefragt. Eine Nanami Yano gibt es jedenfalls nicht in der Datenbank. Aber dann ist mir die Idee gekommen, Nanami mit den Nachnamen aller weiblichen Personen zu suchen, mit denen Haruiko Kido vor ca. 17 Jahren Kontakt hatte. Das waren einige, glaub mir. Alle Bediensteten, Freunde, Kollegen, Geschäftspartner … ohne deine gründliche Recherche vorher wäre ich völlig im Dunkeln getappt. Es ist, als würde man die Stecknadeln im Heuhaufen suchen.“

„Und?“, frage ich und sehe sie nun ungeduldig an. Ich bin so nervös, ich springe gleich von meinem Platz auf.

„Ich habe sie gefunden. Die Stecknadel.“ Yolei dreht ihren Laptop in meine Richtung, damit ich auf das Display schauen kann.

„Nanami’s voller Geburtsname lautet Nanami Seika.“

Nachdenklich lege ich den Kopf schief. Ich kenne niemanden, der so heißt. Es waren viele Akten, die ich gewälzt habe, an den Name Seika hätte ich mich erinnert.

„So habe ich auch geguckt“, lacht Yolei kurz auf, weil sie offenbar mit ihren Ausführungen noch nicht am Ende ist. Ich warte immer noch auf die Bombe, die platzt. Und das tut sie. Mit einem verdammt lauten Knall …

„Es gibt in Dr. Kido’s Bekanntenkreis nur eine einzige Person, die diesen Nachnamen trägt. Oder besser getragen hat, es ist nämlich ihr Mädchenname. Es ist Misaki Minamoto. Vor ihrer Ehe mit Kaito Minamoto hieß sie Misaki Seika.“

Meine Augen weiten sich. Das … das kann nicht wahr sein. Oder doch?

„Yolei“, sage ich schwergewichtig, weil wir jetzt an einem Punkt angelangt sind, wo wir definitiv keine Fehler mehr machen dürfen. „Bist du dir ganz sicher?“

Yolei nickt. „Zu Einhundert Prozent. Ich hätte es dir nicht erzählt, wenn ich mir nicht sicher wäre.“ Sie dreht kurz den Laptop zu sich und ruft dann zwei Fenster auf, ehe sie mir ihre Ergebnisse zeigt. Erst sehe ich einen alten Artikel von Misaki, der kurz vor ihrer Verlobung mit Kaito Minamoto entstanden sein muss. Ein jüngeres Ich von Kaori’s Mutter lächelt in die Kamera und sieht dabei aus wie Kaori selbst. Ihr absolutes Ebenbild. Daneben der Name Misaki Seika. Im zweiten Fenster sehe ich einen Artikel von vor 17 Jahren, in dem alle Namen geborener Kinder in Tokyo aufgelistet sind. Der vierte Name in der Liste ist Nanami Seika.

„Wie viele 17 jährige Mädchen gibt es wohl, die Nanami Seika heißen?“, fragt Yolei und sieht meinen zweifelnden Blick. „Und wenn dich das noch nicht überzeugt …“ Sie öffnet Nanamis Instagramprofil, welches ich ihr dank Mimi weiterleiten konnte. Es gibt dort nur ein Foto von Nanami, auf dem sie ihren Kater Cupcake schmust. Yolei vergrößert es und zieht es neben das Bild von der jungen Misaki.

Ich lasse mich zurück in die Kissen fallen. Ungläubig starre ich auf die beiden Fotos.

Schlagartig wird mir klar, was es war, was ich in Nanami gesehen habe. Es war nicht nur Joe … es war auch Kaori.

„Cola?“ Ken hält mir eine Dose hin. Ich schüttle nur den Kopf. Ich kann nicht mehr klar denken. Ich habe Yolei Puzzleteile hingeworfen und sie hat es zusammengesetzt.

Aber haben wir auch Beweise? Echte Beweise, außer ein Foto, einen alten Namen und eine Geburtenliste?

„Vor Gericht würde das gar nichts beweisen“, sage ich nachdenklich. „Auch wenn Nanami die einzige Nanami Seika ist … wie viele Menschen gibt es hier wohl, die zufällig auch Seika heißen?“ Ich werfe diese Frage einfach so in den Raum, ohne eine realistische Antwort zu erwarten.

„1017 Menschen, 691 davon sind Frauen.“ Natürlich hat Yolei auch das recherchiert. Diese Frau steckt voller Überraschungen. Ich lache ungläubig auf. „Also willst du mir erzählen, dass 691 Frauen als Nanamis Mutter in Frage kommen?“

„Nun ja, nicht wirklich“, gibt sie zu bedenken. „Nicht alle davon leben in Tokyo und nicht alle davon waren zu der Zeit im richtigen Alter, um ein Kind zu kriegen und nicht alle davon stehen mit Dr. Kido in Verbindung. Das tut nur eine.“

Unwillkürlich frage ich mich, wie lange die beiden sich schon kennen? Kannte er sie, bevor er Kaito kannte? Haben sie eine gemeinsame Vergangenheit?

„Es gibt lediglich eine winzig kleine Ungereimtheit“, sagt Yolei und schon hat sie wieder mein Interesse geweckt. Doch in diesem Moment klingelt mein Handy.

Ken sieht mich fragend an, während er seine Cola schlürft. „Weiß jemand, dass du hier bist?“, will er wissen.

„Nur Mimi“, sage ich und erwarte bereits, ihren Namen auf dem Display zu sehen, aber es ist Joe.

„Das ist Joe.“ Ich stehe auf und gehe ein paar Schritte weiter weg, um zu telefonieren. „Joe, was gibt’s?“

„Hey Tai, war das Fußballcamp gut? Mimi schwärmt ja in den höchsten Tönen davon.“

Kann ich mir vorstellen. „Es war ein voller Erfolg. Warum rufst du so spät noch an?“

„Ich wollte dich um etwas bitten“, sagt Joe. „Ich weiß ja, dass du übermorgen wieder am Filmset sein musst, aber mein Vater bat darum, dass du morgen in die Villa kommst. Wir müssen vor deiner Abreise noch eine Pressemitteilung rausgeben.“

Ich stutze. Was könnte es jetzt so wichtiges geben, dass es nicht noch warten könnte? „So? Und worum geht es?“

„Ach, weißt du es noch gar nicht?“ Joe klingt etwas überrascht. Ich ziehe eine Augenbraue in die Höhe. „Nein, was denn?“

„Joe!“, höre ich es aus dem Hintergrund – eindeutig Mimis Stimme.

„Ja, ich komme“, ruft Joe zurück. „Tut mir leid, Mimi wartet mit dem Abendessen auf mich. Du erfährst es morgen. Sei einfach um 11 Uhr in der Villa. Bis dann.“ Er legt auf und lässt mich fragend zurück. Eine Familienkonferenz? So spontan?

Ich drehe mich um und lenke meine Aufmerksamkeit wieder auf Yolei. „Du sprachst eben von einer Ungereimtheit?“

Yolei nickt, während sie wieder was auf ihrem Laptop eingibt. Sie schiebt ihn mir rüber. „Eine Todesanzeige.“

Eine, was?

Ich beuge mich darüber und lese den Namen, der in geschwungenen, schwarzen Buchstaben auf der Anzeige erscheint:

Nanami Seika. Geb. 15. April 2006, gest. 19. April 2006.

Was, zum Teufel, ist das?

„Als ich den Namen Nanami Seika erst mal raus hatte, war es ganz einfach auch das zu finden. Aber das ist das einzige Detail, welches nicht ins Bild passt. Denn die Nanami, die du kennst …“

„Lebt eindeutig noch“, beende ich ihren Satz.

„Oh man, ist das spannend“, wirft Ken ziemlich begeistert ein und hält mir schon wieder eine Dose unter die Nase. „Cola?“

Ich schiebe sie zur Seite. Gleich holt er sich sicher noch Popcorn. „Wir übersehen irgendwas. Was übersehen wir?“, flüstere ich zu mir selbst und denke angestrengt nach.

„Kommt mir vor, als wären wir in einem waschechten Thriller reingerutscht“, staunt Ken und kommt mir dabei ein wenig so vor, als würde er denken, hier sind irgendwo versteckte Kameras und das Ganze nur Show.

„Ken, das ist ernst“, ermahnt ihn Yolei, die offenbar genauso denkt. Ken winkt ab. „Weiß ich doch. Warum hättest du dich sonst tagelang hier unten verkrochen und recherchiert? Du hast ja quasi das Haus nicht mehr verlassen.“

„Das Haus nicht mehr verlassen?“, wiederhole ich und spüre schon, dass ich einem weiteren Puzzleteil ganz nah bin. Ich reiße die Augen auf … das Haus nicht mehr verlassen? Der 19. April? Verdammt! Das ist es!

„Yolei, hast du …?“

„Mama? Papa?“

Wir alle drehen unsere Köpfe in Richtung Treppe, wo ein kleiner, müder Junge steht und sich die Augen reibt. Yolei’s und Ken’s Sohn.

„Ryu, was machst du denn hier? Solltest du nicht schlafen?“ Yolei geht zu ihm rüber und nimmt ihn auf den Arm. Der kleine Junge, der inzwischen vier ist, schmiegt sich an sie und legt seinen Kopf auf ihrer Schulter ab. „Wir sind hier noch nicht ganz fertig, meinst du, du kannst …“

„Nein, schon gut, Yolei“, unterbreche ich sie. „Wir sind hier fertig. Du hast mir mehr als genug geholfen.“ Ich wende mich noch mal an Ken, der nun auch aufgestanden ist. „Ken, eine Sache noch.“

„Ja?“

„Du arbeitest doch für die Polizei.“ Ken nickt. „Was brauche ich, um dieses Schwein zur Strecke zu bringen? Reichen unsere Beweise aus?“

Ich ahne es schon, dass es nicht so ist, doch erst, als Ken bedauernd den Kopf schüttelt, bin ich mir ganz sicher. „Tut mir leid, Tai. Yolei und du, ihr habt beide grandiose Arbeit geleistet und wirklich viel recherchiert. Aber das sind alles keine Beweise, vor Gericht würde das nicht bestehen. Es klingt alles logisch, aber es sind nur Theorien. Der Vaterschaftstest ist ein echter Beweis. Aber ein uneheliches Kind zu haben ist noch lange kein Verbrechen. Es ist ein Skandal, ja, aber nach allem, was ich von diesem Haruiko Kido gehört habe, wäre nur ein Anruf nötig und die Geschichte würde unter den Teppich gekehrt werden. Solche Leute sind einfach zu mächtig. Ich rate dir, hänge dich an diese Spur, die Yolei dir gegeben hat und finde einen echten Beweis dafür oder bringe sie zu einem Geständnis. Alles andere wäre aktuell zu unsicher.“

Ich presse die Zähne aufeinander. Ja, genau das hatte ich befürchtet. Haruiko hat viel Macht und noch mehr einflussreiche Freunde. Er wäre schneller aus der Nummer raus, als ich Mimi aus der Villa geschafft hätte. Und falls er nichts von Nanami weiß – was ich mir nicht vorstellen kann – dann steht er am Ende noch als armer Mann da, dem sein Kind 17 Jahre lang vorenthalten wurde. Ich muss also verdammt aufpassen und meine nächsten Schritte genau planen. Aber erst muss ich noch dieser letzten Spur nachgehen …

Ich lege eine Hand auf Ken’s Schulter. „Ich danke dir.“ Dann gehe ich zu Yolei. „Und dir auch. Ich verspreche, dass ich eure Namen niemals erwähnen werde, wenn das alles öffentlich wird.“

„Danke, Tai. Ich wünsche dir viel Glück, dass du deine Freundin retten kannst.“

„Bleibst du noch und spielst mit mir Fußball?“, fragt Ryu, reibt sich aber schon wieder die Augen, bevor ein herzhaftes Gähnen seinen Mund verlässt und er fast schon wieder an der Schulter seiner Mama einschläft. Ich wuschle ihm durch das dunkle Haar. „Beim nächsten Mal, Kumpel. Schlaf schön.“

Wir gehen alle gemeinsam nach oben und ich winke zum Abschied.

„Welches Schwein meinte Onkel Tai eigentlich?“, höre ich Ryu noch viel zu müde fragen. Lachend schließe ich die Tür hinter mir und gehe zu meinem Auto.

Auf dem Weg nach Hause gehe ich im Kopf noch mal alles durch, was Yolei mir erzählt hat. Auf dem Parkplatz angekommen, bleibe ich noch kurz im Wagen sitzen, um Mimi zu schreiben, dass Yolei definitiv etwas gefunden hat, ich ihr aber jetzt noch nichts weiter erzählen kann. Ich schicke die Nachricht ab und steige aus. In dem Moment leuchten die Lichter eines Fahrzeugs auf, was in unmittelbarer Nähe geparkt hat. Das grelle Licht blendet mich und ich muss den Arm vor die Augen halten, um überhaupt irgendetwas sehen zu können. Der Motor des Autos startet und fährt viel zu schnell los, direkt an mir vorbei, so knapp, dass ich mich dicht an mein eigenes Auto pressen muss, um nicht umgefahren zu werden. Spinnt der?

Ich starre ihm hinterher, aber er ist schon um die nächste Ecke gebogen. Was war das denn für eine miese Aktion?

Egal, ich muss mich fokussieren. Oben in meiner Wohnung angekommen, stürme ich sofort zu meinem Schreibtisch, weil mir eine Sache einfach nicht aus dem Kopf geht – der 19. April 2006.

Ich krame alle Akten hervor und suche die von Frau Ayaka Yano heraus, alle Informationen, die ich zusammentragen konnte. Alles aus ihrer alten Akte als Hausmädchen.

Mir war so, als ob … Bingo!

Der 19. April 2006, der Tag, an dem Nanami Seika angeblich gestorben ist. Und der Tag, an dem Frau Ayaka Yano ein Haus gekauft hat. Dasselbe Haus, in dem sie noch heute mit Nanami lebt. Was für ein verrückter Zufall …
 

Und es sollte nicht der einzige Zufall sein. Ich war die halbe Nacht wach und habe auch noch mal die Akten von allen anderen, ehemaligen Mitarbeitern gelesen. Alle haben eins gemeinsam, das war mir schon zuvor aufgefallen – alle haben am selben Tag vor 17 Jahren gekündigt oder wurden entlassen, auch Ayaka Yano.

Alle am 19. April 2006.

Diese Tatsache allein war schon merkwürdig genug, aber in Verbindung mit der Todesanzeige, die Yolei gefunden hat, ergibt das alles erst Sinn. Oder zumindest hoffe ich, dass es das tut. Ich weiß nicht, wie viele Jahre Haruiko Kido kriegen würde, wenn herauskäme, dass er nicht nur den Tod eines Kindes – seines Kindes – inszeniert hat, sondern es danach auch noch wie ein Phantom in einem Haus versteckt und aufgezogen hat.

Ich wollte einen Skandal finden. Nun bin ich dabei, ein Verbrechen aufzuklären.

Ich hatte noch keine Gelegenheit mit Mimi darüber zu sprechen, denn ich kann das unmöglich am Telefon tun. Das wäre zu unsicher. Natürlich habe ich sie nicht noch mal persönlich gesehen und morgen reise ich bereits ab. Diesmal drehen wir in Shizuoka. Normalerweise hätte ich mich über diesen Drehort gefreut, weil man von dort aus einen fantastischen Blick auf den Fuji hat, aber gerade wünsche ich mir einfach nur, ich müsste nicht dort hin. Es ist zu weit weg von Tokyo und ich kann nicht mal eben schnell wieder hier sein, wenn irgendetwas ist. Am liebsten hätte ich den Auftrag abgesagt. Aber ich habe schon den letzten Stunt vorzeitig abgebrochen, um wegen des Skandals rund um Mimi vor Ort zu sein und meine Agentur hat mir klipp und klar gesagt, wenn das noch mal passiert, bin ich raus. Aber immerhin gibt mir das etwas Zeit, um weiter zu forschen und mir zu überlegen, wie ich an einen Beweis dafür komme, dass Misaki Nanamis Mutter ist.

Vielleicht könnte Kaori uns dabei … halt. Nein! Kaori würde uns niemals bei so etwas helfen. Immerhin versuchen wir, die Familie ihres Mannes zu stürzen. Vermutlich würde sie uns gar nicht zuhören und uns dann verraten. Lassen wir das. Ich kann Kaori nicht um Hilfe bitten.

Als ich um Punkt 11 Uhr bei der Villa ankomme, wundere ich mich sofort, warum eine weitere Limousine vor dem Anwesen parkt. Ich schaue auf das Nummernschild. Das Familienwappen der Minamoto’s ist darin eingeprägt. Ein geschwungenes M. Sollten sie etwa auch …?

„Tai …“, ruft Mimi meinen Namen, als ich den Eingangsbereich durchquere. Sie kommt direkt auf mich zu und ich muss unwillkürlich lächeln, weil sie wunderschön ist und es mir vorkommt, als hätte ich sie tagelang nicht gesehen und weil ich sie am liebsten sofort in meine Arme schließen würde. Aber sie sieht so aufgebracht aus. Was ist passiert?

„Hey, was ist hier los?“, frage ich gleich, während sie direkt vor mir stehen bleibt und mich mit entschuldigendem Blick ansieht. „Tai, es tut mir leid.“

„Was denn?“ Verwirrt blinzle ich.

„Dass ich nichts gesagt habe.“

Moment. Wovon spricht sie da eigentlich?

„Tai, gut, dass du da bist“, höre ich nun auch Joe rufen, der nun ebenfalls auf uns zukommt. „Alle sind bereit und warten schon, dass wir mit der Besprechung beginnen können.“

„Um was geht es denn eigentlich bei dieser Besprechung?“, hake ich nun doch noch mal nach, weil hier alle so gewichtig tun.

„Na, um die Schwangerschaft“, sagt Joe und mir bleibt augenblicklich das Wort im Halse stecken.

Ich sehe Mimi an.

Sie sieht mich an.

Sie schüttelt kaum merklich den Kopf. Ich atme auf.

Okay, sie ist es nicht. Ich hatte gerade ein wenig Panik, dass wir nicht aufgepasst haben und schwups hätten wir in der selben Lage gesteckt, wie Misaki und Haruiko damals – auch wenn sich alles in mir dagegen sträubt, mich mit diesem Bastard zu vergleichen.

Aber wenn es nicht um Mimi geht, dann …

„Kaori ist schwanger?“, schlussfolgere ich und Joe beginnt zu lachen. „Ja, Sherlock, und jetzt komm! Alle warten und Kaori’s Eltern sind extra hergekommen, um ein paar wichtige Dinge zu besprechen.“

Sie sind also tatsächlich hier, besser hätte ich es ja nicht treffen können.

Joe geht voraus und Mimi und ich dackeln hinterher. Ich spüre Mimis bohrenden Blick auf mir, auch wenn ich sie nicht direkt ansehe.

„Tut mir leid“, sagt sie noch ein mal leise, aber ich schüttle nur den Kopf. „Du hättest es mir ruhig sagen können.“ Dann wäre ich jetzt nicht so unvorbereitet gewesen. Sie war zwei Wochen mit mir zusammen und hat kein Wort darüber verloren, dass Kaori schwanger ist. Hatte sie Sorge, es könnte mich mitnehmen?

Wir betreten den Konferenzraum, der eigentlich immer nur genutzt wird, wenn Geschäftspartner zu Besuch kommen. Ja, klar. Warum sollte man auch bei so einem freudigen Ereignis, wie eine Schwangerschaft, gemütlich und in ausgelassener Atmosphäre, bei Kaffee und Kuchen, zusammen sitzen? Wäre wohl zu viel verlangt. Stattdessen sitzen alle an einem großen Tisch und haben Akten vor sich liegen. Kaltherziger geht es ja gar nicht mehr. Als erstes sehe ich Misaki und Kaito, die sehr geschäftig wirken. Frau und Herr Kido ebenso. Alle sind super angespannt.

Meine Augen suchen nach Kaori. Sie sitzt stocksteif zwischen Jim und Haruiko und sieht alles andere als glücklich aus. Sonst ist sie immer so selbstbewusst, heute wirkt sie eher wie ein verschrecktes Kaninchen, das man gerade aus seinem Bau gezerrt hat. Sie hebt den Kopf und unsere Blicke treffen sich kurz, dann sieht sie schnell wieder weg. Ehrlichgesagt würde ich mich inzwischen unter normalen Umständen für sie freuen. Zugegeben, das war nicht immer so und noch vor ein paar Monaten hätte es mich tatsächlich mitgenommen. Aber das habe ich längst überwunden und es freut mich, dass sie Mutter wird, das wollte sie ja immer. Aber hier? Innerhalb dieser Familie? Mit diesem Mann? Nein, das freut mich nicht. Und so wie sie aussieht, empfindet sie ebenso.

Mimi nimmt rechts neben Joe Platz und ich links von ihm, trotzdem entgeht mir nicht Mimis mitfühlender Blick, der die ganze Zeit auf Kaori ruht. Sie macht sich Sorgen um sie. War klar. Ich glaube, die beiden sind inzwischen so was wie Freundinnen geworden und da Mimi ein gutes Herz hat, kann sie es nicht mit ansehen, wenn Kaori leidet, obwohl sie doch eigentlich glücklich sein sollte. Na, dann wollen wir doch mal sehen, was wir für Kaori tun können. Und wie ich Haruiko und Misaki aus der Reserve locken kann.

Dr. Kido erhebt das Wort als Erster.

„Es freut mich, dass wir alle so kurzfristig zusammen gefunden haben, da meine Schwiegertochter sich vehement dagegen wehrt, eine Fruchtwasseruntersuchung durchführen zu lassen und damit wir uns abstimmen können, ob und wie wir die Schwangerschaft der Öffentlichkeit mitteilen.“

„Wenn’s nur das ist“, sage ich sofort. „Ich kann einen Artikel verfassen und ihn noch heute Nachmittag an die Presse senden.“

Haruiko zischt verächtlich. „Mir ist klar, dass das für dich keine große Sache ist, Taichi. Du hast keine Erfahrung mit solchen Angelegenheiten.“

Ach, und du schon? Willst du mir das damit sagen?

„Allerdings müssen wir dieses Thema überaus sensibel behandeln. Die Menschen warten schon viel zu lange auf diese freudige Nachricht und jetzt erwarten sie einen männlichen Erben.“

„Die Menschen erwarten gar nichts von Kaori“, wirft Mimi bissig ein.

„Halt dich da raus“, fährt Haruiko sie barsch an. „Du lebst erst seit kurzem in Tokyo, du kannst nicht wissen, wie lange Kaori und Jim schon im Fokus der Medien sind.“

„Nun beruhigen wir uns doch alle erst mal“, sagt Kaito nun überaus gelassen. „Springt euch nicht an den Hals. Man kann für alles eine Lösung finden. Und was nicht passt, wird eben passend gemacht, das ist jedenfalls mein Motto im Gerichtssaal.“

Ach ja, ganz vergessen, dass der Typ ja Staatsanwalt ist. Der Beste in ganz Tokyo, heißt es zumindest. Und der Mächtigste. Er hat noch keinen einzigen Fall verloren. Ich drehe meinen Kopf in seine Richtung und mustere ihn eingehend. Der Kerl ist mir unheimlich.

Haruiko und er könnten unterschiedlicher gar nicht sein, keine Ahnung, warum sie befreundet sind. Wahrscheinlich, weil sie sich so gut ergänzen. Während Haruiko der Dämon ist, der keinen Hehl daraus macht, wie schlecht er ist und wie sehr er die Menschen um sich herum unter Kontrolle hat, so ist Kaito der Wolf im Schafspelz. Der Teufel, der dir Honig ums Maul schmiert und am Ende doch immer das bekommt, was er will. Er hat immer ein Lächeln auf den Lippen, getarnt als Freundlichkeit. Dann rammt er dir von hinten ein Messer in den Rücken. Woher ich das weiß? Sagen wir so: ich habe letzte Nacht wirklich nicht viel geschlafen. Da nun auch Kaoris Familie für mich in den Fokus gerückt ist, musste ich natürlich so schnell wie möglich ein paar Nachforschungen anstellen. Ich habe viele Artikel gelesen, aber eines hatten sie alle gemeinsam: Kaito war und ist schon immer ein sehr mächtiger Mann. Ich könnte verstehen, wenn Haruiko Angst hatte, dass die Affäre mit Misaki durch ein gemeinsames Kind beinahe ans Licht gekommen wäre.

Was würde ein Kaito Minamoto wohl mit jemanden machen, der mit seiner Frau schläft und ihn betrügt?

„Kaori, Liebes, warum möchtest du die Fruchtwasseruntersuchung nicht machen?“, spricht er nun seine Tochter direkt an. Wenigstens einer, der nach ihrer Meinung fragt. Kaori hält den Kopf gesenkt und sieht niemanden an.

„Für mich ist es das Risiko nicht wert“, flüstert sie.

„Darüber haben wir doch schon gesprochen, Liebling“, sagt Jim. „Ich habe dir erklärt, dass die Risiken minimal sind.“

„Aber sie sind da, oder?“

„Ja, aber nur ganz gering.“

„Wir haben so lange auf dieses Kind gewartet und jetzt sind dir die Risiken einer solchen Untersuchung völlig egal?“

„Da habt ihr’s“, meint Haruiko und lehnt sich zurück. „Sie ist stur wie ein Esel und weigert sich vehement.“

„Es ist auch mein Kind.“ Endlich wird Kaori laut. Sie sieht wütend aus. Ihre Wangen sind gerötet und ihre Augen feucht.

„Es ist vor allem der Erbe unserer beider Familien“, erwidert der Prof. und tut weiterhin so, als hätte Kaori kein Mitspracherecht.

Gott! Wenn ich mir vorstelle, dass Mimi genau das auch blüht, wenn sie Joe doch heiraten muss, wird mir ganz schlecht. In welchem Jahrhundert leben wir?

„Vertagen wir diese Angelegenheit vorerst“, ordnet Kaito an, während sich Jim irgendwelche Notizen macht. Die haben doch alle den Verstand verloren. „Kommen wir zur Pressemitteilung. Ich bin dafür, dass wir bis nach dem ersten Trimester mit der Verkündung warten.“

„Das sehe ich auch so“, stimmt Misaki zu. „In den ersten Wochen kann noch so viel passieren.“

„Einverstanden. Nächster Punkt“, sagt Haruiko. „Bis zur offiziellen Verkündung darf Kaori an keinen öffentlichen Veranstaltungen mehr teilnehmen. Man könnte ihren Bauch bemerken und es würden schneller Gerüchte entstehen, als uns lieb ist. Die Leute würden spekulieren in welcher Woche sie ist, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird, wie viel Kaori bereits zugenommen hat … Ich denke, derartige Presse möchte keiner haben.“

Außerdem wäre eine mögliche Fehlgeburt so viel leichter zu vertuschen – denke ich mir. Er ist so durchschaubar.

Kaito nickt. „Richtig, wir müssen die Zügel in der Hand behalten und jedes Wort, was in den Medien gesagt oder geschrieben wird, wird von uns kommen. Tai? Richtig?“ Er sieht mich direkt an.

„Ja?“

„Geben Sie heute noch eine Meldung heraus, dass unsere Tochter Kaori einen Wellnessurlaub macht und man sie vorerst nicht mehr in der Öffentlichkeit antreffen wird.“

„Sie soll die ganze Zeit zu Hause bleiben?“, frage ich ungläubig nach.

Mädchen einsperren ist echt euer Ding, oder?

„Nicht doch“, lacht Frau Kido. „Vor Jim und Kaori‘s Haus lungern regelmäßig Paparazzi herum. Sie könnten etwas bemerken. Am besten, Kaori zieht vorläufig bei uns ein. Nicht wahr, Liebes?“

Ich sehe, wie Kaori schluckt, als ihre Mutter auch schon den Einwand bringt: „Ihr steht nicht weniger im Fokus der Medien, genauso wie wir. Wenn Kaori in den nächsten Wochen nicht gesehen werden soll und angeblich auf einem Wellnessurlaub ist, dann brauchen wir …“

„Sie kann bei mir wohnen.“

Alle Augen fliegen ungläubig zu Joe. Was? Er will Kaori bei sich wohnen lassen?

Joe zuckt mit den Schultern. „Ist nur ein Angebot. Meine Wohnung steht zurzeit leer, da ich hier wohne und ich würde sie Kaori bis nach der Hochzeit und den Flitterwochen überlassen.“

Flitterwochen. Pah! Das hättest du wohl gern.

„Natürlich nur, wenn du das möchtest, Kaori. Ich weiß ja, dass dir meine Wohnung sehr gut gefällt, weil du sie eingerichtet hast.“ Er lächelt Kaori an, die ihm gegenübersitzt und fast schon peinlich berührt von diesem Angebot ist. Doch dann nickt sie. „Ja, danke, Joe. Das ist sehr großzügig von dir.“

Finde ich allerdings auch. Kaito scheint ebenfalls zufrieden, denn er nickt zustimmend. „Ja, eine sehr gute Idee, Joe. Deine Wohnung steht womöglich nicht im Fokus der Presse und Kaori ist dort für die nächsten drei Wochen gut aufgehoben.“

„Kommen wir zum nächsten Punkt“, sagt Haruiko und blättert in seinen Unterlagen. Was, zum Teufel, steht da alles drin? Das ist doch lächerlich. „Jim, habt ihr euch Gedanken über den Namen des Babys gemacht? Ihr wisst ja, er muss zu unserer Familie passen, es darf nicht irgendein Name sein.“

Allein die Tatsache, dass er Jim direkt anspricht und Kaori dabei übergeht, verrät, dass er keinen Wert auf Kaori‘s Meinung legt.

„Noch nicht wirklich, aber Mutter hat uns bei der Auswahl geholfen. Bei einem Jungen dachten wir an Jack oder Jackson. Jon wäre eine Option, er ist kurz und westlich und beginnt mit J, wie die Namen Jim und Joe.“

Haruiko nickt beeindruckt, während Kaito mit der Zunge schnalzt. „Das ist ein wenig übertrieben, oder?“

„Der Name Kaori ist deinem auch sehr ähnlich, Kaito.“

Ich halte kurz die Luft an und sehe zu Kaito.

Dr. Kido hat ihm widersprochen. Vor allen anderen. Das war entweder mutig oder sehr dumm. Kaito fixiert Haruiko gerade wie eine Ratte, die er gleich zum Frühstück verspeist. Dann legt er ein Lächeln auf. „Bitte. Fahrt mit eurer Auswahl fort.“

Gruslig. Wie er von der einen auf die andere Sekunde ein völlig anderes Gesicht auflegen kann. Mit diesem Mann möchte ich mich nicht anlegen.

Jim sieht in seine Liste. „Tja, und für ein Mädchen … Jane würde uns gefallen. Oder Jean.“

Der Prof. winkt ab. „Klingt alles gleich. Und ist sicher nicht von Bedeutung, da wir in freudiger Erwartung auf einen männlichen Erben sind.“

Innerlich stöhne ich laut auf. Die mit ihrem männlichen Erben. Das kann man ja nicht mehr hören.

„Es könnte aber auch genauso sein, dass es ein Mädchen wird“, gibt Mimi zu Bedenken und ja, sie hat verdammt noch mal recht. „Kaori, welche Namen gefallen dir denn?“

„Misch dich da nicht ein“, fährt Haruiko ihr über den Mund, doch trotzdem schenkt Mimi ihr ein Lächeln. Kaori sieht unsicher zu ihrer Mutter. Diese nickt jedoch bestätigend.

„Nun … Jane finde ich tatsächlich auch sehr schön. Ich habe nichts gegen diesen Namen. Aber noch besser würde mir ein japanischer Name gefallen, weil mein Name auch japanisch ist. Vielleicht Sakura, wie die Kirschblüten. Oder Miyu, das bedeutet schöne Feder.“

Wieder zischt der Prof. „Das ist doch lächerlich“, nuschelt er und verschränkt die Arme vor der Brust. Plötzlich kommt mir eine Eingebung. Das ist meine Chance. Wenn nicht jetzt …

„Wie wäre es mit Nanami?“, frage ich in die Runde?

Stille.

Nein, nicht ganz. Misaki schnappt hörbar nach Luft. Auch Kaito zieht die Augenbrauen so dicht zusammen, dass sich tiefe Falten in seiner Stirn bilden. Und Haruiko … der starrt mich fassungslos an. Ich kann nicht sagen, was genau ich in seinem Blick erkenne. Ob das Furcht ist? Überraschung? Beides? Bei Misaki ist es das definitiv. Ihr Gesicht wird kreidebleich. Als keiner etwas sagt, zucke ich nur mit den Schultern. „Das bedeutet sieben Meere oder so. Nichts Besonderes, aber der Name hat einen tollen Klang, findet ihr nicht?“ Ich lächle zufrieden und lege eine überzeugende Darbietung hin. Zumindest Kaori geht auf meinen Vorschlag ein. „Ein schöner Name“, lächelt sie. „Danke für die Inspiration, Taichi.“

Wow, das ist das erste Mal seit einer halben Ewigkeit, dass die Eiskönigin ausgerechnet mir ein Lächeln schenkt. Ich werfe einen Blick zu Misaki, die immer noch wie erstarrt auf ihrem Platz sitzt und inzwischen völlig abwesend wirkt. Haruiko hat sich anscheinend wieder gefasst. Allerdings lässt er das Namensthema ruhen und macht mit dem nächsten Punkt weiter.

Wir gehen noch unzählige Dinge durch, die, wie die anderen Themen auch, völlig dämlich sind und Kaori muss noch einiges über sich ergehen lassen, aber ich bin dennoch zufrieden.

Ich muss dringend mit Mimi sprechen. Das eben … die Reaktion der beiden … das war es, was mir gefehlt hat, um endgültig an Yolei’s Theorie zu glauben. Auch wenn ich noch keinen handfesten Beweis dafür habe, bin ich nun felsenfest davon überzeugt, dass Nanami die Tochter von Haruiko und Misaki ist – entstanden aus einer heimlichen Affäre – und sie ist alles andere als tot.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Momokashi
2024-02-16T20:54:38+00:00 16.02.2024 21:54
Oh man, Yolei möchte man echt nicht zur Feindin haben, vor ihr bleibt nichts verborgen xD

Dass Tai offensichtlich beschattet wird, ist auf jeden Fall beunruhigend. Entweder hat man im Hause Kido Wind davon bekommen, dass Tai in deren Vergangenheit wühlt und will dies verhindern. Oder man ahnt um die Affäre zwischen Tai und Mimi und sucht nach Beweisen. Zumindest Frau Kido weiß ja, dass zumindest von Tais Seite Interesse besteht, vielleicht hat sie bei ihrem Mann etwas angedeutet. Und es wäre garantiert in Haruikos Interesse, etwas zu finden, das er gegen Mimi verwenden könnte, um sie "gerechtfertigt" loswerden zu können. Eine Schwiegertochter, die seinem Sohn untreu ist, kann er getrost mit Schimpf und Schande verstoßen, ohne seinen eigenen Ruf zu schädigen -___-

Kaori tut mir so Leid. Sie wird in nichts eingebunden, Entscheidungen (auch medizinische Eingriffe betreffend) werden über ihren Kopf hinweg getroffen. Noch nicht mal sowas vergleichsweise banales wie den Babynamen darf sie mitentscheiden. Wozu wurde sie überhaupt mit an den Tisch geladen, wenn sie sogar teilweise nicht mal direkt angesprochen wird? Das ganze Treffen ist eine absolute Farce! Und sie hat auch null Rückhalt, weder von Jim noch von ihren eigenen Eltern! Furchtbar, allesamt! Ich will mir gar nicht vorstellen, wie die Situation aussähe, wenn Mimi und Tai nicht dabei wären, um sie zu unterstützen :'-(

Hoffentlich können Mimi und Tai die Verschwörung bald aufdecken, damit sie da alle endlich rauskommen!
Antwort von:  Ukiyo1
21.02.2024 14:06
Hallo Momokashi,

vielen lieben Dank für deinen Kommentar :) Wir haben uns wieder sehr darüber gefreut :)

Nein, Yolei möchte man wirklich nicht zur Feindin haben. Sie macht dich fertig :D

Tai wird leider wirklich beschattet, aber ihm ist das nicht bewusst. Leider. Er ist gerade so im Tunnel, dass er nicht nach rechts und links sieht und deswegen bemerkt, dass er auf der Abschussliste steht. :(
Mit einer deiner beiden genannten Theorien bist du auf jeden Fall nah dran :)
Ach der Professor, was der nicht alles tut, für seinen tollen Ruf -_-

Kaori tut uns auch so leid und es ist einfach nicht in Ordnung, wie die Kidos und auch ihr Mann da mit ihr umgehen. Als wäre sie nichts als ein Brutkasten oder Leihmutter. Kind auf die Welt bringen und tschüss.
Kaori wird zum Glück nicht alles mit sich machen lassen und vielleicht hilft es ihr sogar, dass sie stärker und selbstbewusster aus dieser Aktion rausgeht.
Oh man, wenn Mimi dadurch müsste. Das würde sie nicht mitmachen oder vorher dafür sorgen, dass sie abhauen und fliegen kann oder so.

Wir wünschen es den Beiden. Wirklich, aber es wird nicht ganz so einfach...

Von:  Hallostern2014
2024-02-13T21:13:04+00:00 13.02.2024 22:13
Huhu ihr beiden ❤️

Ich hoffe auch für die beiden, dass es bald ein Ende hat ( aber da ich euch kenne 🤣😭🙈, wird es erst richtig weh tun bevor wir das Happy End lesen werden ). Aber ein Glück konnten beide vorher die Zeit etwas genießen.


🙈 oh man die machen das alles echt krass, ist dir jemand gefolgt, licht aus. Aber man weiß beim Teufel ja wirklich nie. Und dann ist er auch noch wirklich ihr Vater. Die Arme. Sie kann aber froh sein das sie nicht mit ihn aufgewachsen ist. Aber ob es alles so freiwillig war? Ich glaube nicht, ich glaube er weiß ganz genau das es Nanami gibt. Und da es nicht von seiner Frau ist musste er dafür sorgen das es so bleibt. Ich hatte ja verschiedene Vision wer Nanami sein kann, Sabrina hatte ich noch eine geschrieben und das es so kommt habe ich irgendwie gerechnet. Echt krass das die alle dafür gesorgt haben das die Affäre nie aufflogt. Sie haben dafür gesorgt das sie den Geburtname der Mutter hat. Yolei hat echte gute Arbeit geleistet, ich hoffe sehr das sie nicht auch dafür in Gefahr ist.

Na Joe ruft auch immer zum richtigen Zeitpunkt hat. Er ist doch nur neugierig. Hmm, ich glaube es ist eine Falle von dem Teufel, der seinen Sohn dafür ausnutz. Tai sollte nicht hin. Haben die nicht einen eigenen Pressesprecher für Jim und Kaori, Tai arbeitet doch für Joe und nicht für sein Vater und genau das macht mir Angst.

Ich frage mich auch warum sie, sie als Tot erklärt haben. Eine Möglichkeit wäre wenn Teufel 2 es heraus gefunden hat das Teufel 1 und seine Frau eine Affäre haben. Er tickt aus bedroht das Kind, dass Kindermädchen bekommt es mit und entführt es um es zu retten. Oder, Teufel 1 will das Kind nicht und hat das Leben bedroht und auch da ist das Kindermädchen die Retterin. Es gibt aber noch so viele andere Möglichkeiten. Fakt ist sie durfte nie das Haus verlassen wurde weg gesperrt. Aber klar, wenn sie Kaori und Joe so ähnlich sieht. Wird es schnell auffallen.

🤣🤣🤣 Ken und seine Cola 🤣🤣🤣 aber blöd das es noch nicht ausreicht und wenn es auch schnell unter dem Teppich gekehrt werden könnte. Es sei den er hat mit dem Baby gehandelt. Bei dem könnte ich mir alles vorstellen. Aber auffällig ist es alles.

😭 Da ist doch jemand Tai gefolgt. Das war echt knapp ich sage ja er darf nicht zu dem Treffen. Gut das Tai es persönlich Mimi sagen möchte. Ich kann mit vorstellen das jemand Tais Handy manipuliert hat, vorher sollte er dann sonst wissen wo Tai am Abend zu vor war. Und der Dreh Ort gefällt mir gar nicht. Nicht nur ein guter Ausblick sondern auch wo man schnell jemand beseitigen kann.

Na, war für ein kleiner Schock für Tai, aber damit kann er ja mittlerweile um. Ist ja nicht zum Glück Mimi die schwanger von Joe ist. Und ich gebe recht. Sie hat jemand besseres Verdient. Jemand wie Joe.

Bor ich könnte den Teufel, wie er redet. Echt denn soll er es alleine schreiben. Teufel 2 regt mich auf mit seinen Spruch, ich bin mir irgendwie sicher das er von dem Kind weiß und auch von der Affäre, kann mir auch vorstellen das er seine Frau gedroht hat mit dem Leben der Tochter wenn sie nicht tut.

Zum Sonne mit dem 3 Teufel. Nehmen Kaoris Angst ernst. Auch die ganze Diskussion das sie nicht in der Öffentlichkeit darf. Zum Glück ist Joe da und macht einen guten Vorschlag.

Kurz wurde unser Tai eifersüchtig..süß.

Na, da hat Tai aber was angestellt. Alle wissen von der Affäre das zeigen die Reaktionen. Ich bin gespannt ob Tai Mimi wirklich darüber berichten kann.

😭😭😭😭 Tai darf nicht weg.

Ob ich mich aufs nächste Kapitel freue? 😭❤️

Antwort von:  Ukiyo1
22.02.2024 11:36
Hey :)

Ja, inzwischen kennst du uns ziemlich gut xD das wird doppelt und dreifach weh tun, bis es gut wird… vielleicht gut wird… ich will nichts verraten :D

Yolei und Ken wissen wohl von Anfang an, worauf sie sich da einlassen und sind deshalb übervorsichtig. Das hätte Tai auch mal gut getan, wie wir inzwischen wissen :/ aber er wusste eben nicht, zu was Haruiko wirklich fähig ist. Und der weiß natürlich, wer Nanami ist. Aber er hat echt sehr sauber gearbeitet und alle Spuren zu seiner Tochter verwischt. Naja fast alle, denn DNA kann man nicht vernichten ;)

Naja genau genommen arbeitet Tai für die Familie Kido als Pressesprecher und Content Creator für Twitter und so. Also fällt das wohl mit in seinen Aufgabenbereich. Joe ist erst mal noch blind… nicht mehr lange wie wir wissen, aber er denkt sich erst mal nix dabei. Ganz im Gegensatz zu Haruiko, der hat Tai definitiv im Visier.

Deine Theorien sind wie immer sehr spannend :D wir lassen das mal so stehen und inzwischen weißt du ja auch schon mehr ;)

Ken und die Cola xD wollte wohl die Stimmung etwas auflockern. Haha.

Oh ja, die beiden Kido Teufel können einen wirklich auf die Palme bringen, es ist unmöglich wie sie über Kaori reden und bestimmen wollen. Richtig abartig. Und eine schwangere zu Hause einsperren? Geht auch mal gar nicht. Aber bei Joe wird sie zumindest ihre Ruhe haben.

Ja, Tai… eine Kurzschlussreaktion? Klar, er wollte einen Beweis. Sehen, wie alle darauf reagieren. Aber damit hat er sein Todesurteil unterzeichnet. Wenn Haruiko bis jetzt nur dachte, dass Tai was wissen könnte, so ist er sich ja jetzt 100% sicher, dass Tai schon viel zu viel weiß. :/

Danke für dein kommi und deine ganzen Theorien :D richtig gut!

Bis bald :*
Von:  Tasha88
2024-02-10T13:46:00+00:00 10.02.2024 14:46
ahhh, wie gesagt - spannend, spannend, spannend!!!!!
Antwort von:  Ukiyo1
17.02.2024 14:30
Oh ja, ja, ja, ja... :/


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