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Love against all Reason

Liebe gegen jede Vernunft
von
Koautoren:  Linchen-86  Khaleesi26

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Tai
 

Nach dem Meeting wollen die Minamotos die Kido Villa relativ zügig verlassen. Ich beobachte sie eine Zeit lang mit einem Auge. Ich möchte mir ein Bild über ihre Freundschaft machen, aber gerade wirkt es eher so, als würden sich zwei Geschäftspartner voneinander verabschieden. Schon komisch.

Haruiko und Misaki sehen sich bei der Verabschiedung nicht mal an. Wie lange ging ihre Affäre? Haben Sie sie damals beendet? Oder hat sie dennoch weitere Jahre angedauert? Vielleicht haben sie ihre Affäre ja auch nie beendet? Nur weil sie sich jetzt nicht in die Augen schauen, heißt es nicht, dass die Affäre je beendet wurde. Manchmal müssen Mimi und ich auch so tun, als wären wir nur Freunde und würden uns nicht bei jeder Gelegenheit, die sich uns bietet, die Kleider vom Leibe reißen.

Aber gehen wir einfach Mal davon aus, sie haben sie damals beendet. Haben die Beiden je wieder darüber geredet? Nanami besucht? Ich kann mir das einfach nicht vorstellen. Okay, bei Haruiko schon. Wie der von Mädchen spricht, ist ja echt unmöglich. Aber Frau Minamoto?

“Und Sie schreiben den Artikel heute noch?”, fragt Kaito persönlich bei mir nach und holt mich somit aus meinen Gedanken.

“Selbstverständlich.” Ich verbeuge mich vor ihm, wie es sich gehört und sehe noch dabei zu, wie sie den Kido Konferenzraum verlassen. Misaki hat kein einziges Wort mehr gesagt und wirkt vollkommen abwesend. Als wäre sie plötzlich in einer anderen Welt. Jim macht sich auch gleich auf den Weg ins Krankenhaus, auch Haruiko und Joe müssen nachher noch hin. Können die nicht alle gleich verschwinden? Ich muss mit Mimi alleine sein. Dringend. Uns läuft die Zeit davon. Mimi lungert ähnlich wie ich noch hier im Konferenzraum herum und wartet darauf, dass die anderen alle verschwinden, aber das passiert nicht. Verdammt.

“Und Joe, wann musst du ins Krankenhaus?” Vielleicht hat er es ja auch vergessen?

“Erst in zwei Stunden, aber ich muss dir gleich noch etwas holen, warte bitte noch, ehe du aufbrichst.”

“Klar, kein Problem.” Ich spüre, wie Haruiko mich die ganze Zeit beobachtet. Ich beachte ihn absichtlich nicht, aber ich kann mir gut vorstellen, was er gerade denkt. In seinen Augen, bin ich ein ekelhaftes Insekt, welches man zerdrücken muss, aber nein, das bin ich ganz sicher nicht. Er ist das Monster.

“Taichi.” Ich drehe mich nun doch zu Haruiko um, wenn er mich so direkt anspricht. “Einen schönen Aufenthalt in … wo genau bist du eigentlich?”

“Shizouka.”

“Shizouka, schön da. Dann eine gute Zeit, Taichi.”

Er verzieht keine einzige Miene und starrt mich eine Zeitlang an. Er verlässt schließlich mit seiner Frau den Konferenzraum, ohne das unsere Konversation weiter ging. “Mimi, kannst du mich eben begleiten?”, richtet Joe die Frage direkt an sie. Oh nein, das wäre jetzt die Gelegenheit gewesen.

“Ähm, ja klar.” Auch Joe und Mimi verlassen den Raum und ich frage mich, warum Joe von Mimi verlangt hat, sie zu begleiten. Kurz sieht sie entschuldigend zu mir, aber ich weiß, dass sie jetzt nicht anders kann. Ich will gerade ebenfalls den Konferenzraum verlassen und oben warten, als ich jetzt erst bemerke, wie Kaori immer noch auf ihrem Stuhl sitzt und vor sich hin starrt.

Ich setze mich neben sie und mustere sie. Sie sieht traurig aus. “Herzlichen Glückwunsch zur Schwangerschaft”, sage ich ehrlich und lächle sie an. Kurz dreht Kaori ihren Kopf zu mir, ehe sie wieder vor sich hin starrt. “Bin ich nicht eher zu bemitleiden?”

Fragt sie mich das ehrlich? In meinen Augen bemitleide ich sie schon seit zwei Jahren. Ich meine, Jim ist echt ein Arsch.

“Na ja, es war klar, dass es hart wird, wenn Nachwuchs unterwegs ist, aber dass sie so etwas verlangen würden und so weit gehen, damit hätte ich nicht gerechnet.” Sie nickt kaum merklich.

“Den Namen Na … also deinen Vorschlag, kann ich für mein Kind nicht nehmen. Sollte es ein Mädchen werden, meine ich.”

“War ja nur ein Vorschlag. Ich bin nur überhaupt kein Fan von westlichen Vornamen und finde, dass gerade eine Familie wie die Kidos einen traditionellen Namen wählen sollte.”

“Find ich auch”, stimmt Kaori mir zu und wirkt auch wieder, als wäre sie ganz woanders.

Sollte Kaori irgendwas wissen, wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, unauffällig nachzufragen. “Gefällt dir der Name Nanami nicht?”

“Doch schon, aber dieser Name ist in meiner Familie Tabu.”

“Tabu?”, frage ich nach. Kaori sieht wieder zu mir und ich sehe eine Kaori, die ich von früher mal kannte. “Ich habe dir nie erzählt, dass ich auch eine kleine Schwester hatte.”

“Du hattest eine kleine Schwester?”

Traurig nickt Kaori mit ihrem Kopf. “Ja, als ich zwölf Jahre alt war, haben meine Eltern nochmal eine kleine Tochter bekommen. Leider ist sie nur ein paar Tage alt geworden. Alle waren damals ganz verzweifelt und traurig gewesen. Vollkommen fertig. Mein Vater hat sich nach dem Tod meiner Schwester in die Arbeit gestürzt und meine Mutter ist in eine schwere Depression gefallen. Jahrelang war sie nur ein Schatten ihrer selbst."

“Hieß deine Schwester etwa Nanami?”, tue ich ganz unwissend.

“Ja.” Wahnsinn, ich meine, ich habe es gewusst, aber diese ganze Geschichte ist wirklich hart und selbst Kaori leidet offensichtlich noch heute unter dem Verlust ihrer Schwester, aber sie hat mir so den Beweis geliefert, den ich letztendlich gebraucht habe. Nanami ist ganz klar die Tochter von Misaki und somit halten sie und Haruiko ein unschuldiges Mädchen in Gefangenschaft. Auch wenn keine Gitterstäbe vor ihren Fenstern sind. Abscheulich. Wie konnten sie nur?

“Entschuldige, ich wollte keine alten Wunden aufreißen.”

“Du konntest es ja nicht wissen. Es war schön, ihren Namen zu hören. Weißt du, danach wurde nie über sie gesprochen. Wir haben nie ihr Grab besucht. Selbst auf ihre Beerdigung durfte ich nicht gehen.”

Ihr Grab besuchen. Wer liegt eigentlich in diesem Grab drin oder ist es leer?

“Ihr wart nie da?”

“Nein, ich habe damals ein paar Mal ihren Namen gesagt, wollte zu ihr. Ich konnte mich ja nie verabschieden, aber ich wurde immer angeschrien, wenn ich den Namen in den Mund nahm, als würde ich einen Fluch hervorrufen oder so, als wäre sie unser persönlicher Voldemort.”

“Dabei ist sie ja trotzdem ein Teil eurer Familie, auch wenn sie nicht lange gelebt hat. So war sie doch da.” Ist da. Wie abgefahren das ist.

“Ja, aber es war wohl zu schmerzhaft und so durften wir alle nie wieder ihren Namen sagen.”

“Das tut mir wirklich leid, Kaori.” Vor allem für Nanami selbst. Das arme Mädchen.

“Und als ich selbst eine Erwachsene war, habe ich mich nicht mehr getraut, zu ihr zu gehen. Ich dachte, nach zehn Jahren macht das auch keinen Unterschied mehr. Ich habe nur ein einziges Foto von ihr.”

“Ein Foto, meinst du ich darf es irgendwann mal sehen?”

Kaori zuckt mit ihren Schultern.

“Vielleicht, irgendwann mal.”

“Es tut mir sehr leid, was dir und deiner Familie passiert ist.”

“Mir tut es leid.”

“Aber du kannst doch gar nichts dafür.” Ich lächle sie an und lege meine Hand auf ihre. Das erste Mal seit zwei Jahren, dass wir uns berühren und es ist … komisch.

Es ist nicht mehr so wie früher. Es löst kein aufregendes Kribbeln mehr in mir aus, aber dennoch hat es was Vertrautes.

“Ich meine, dass ich dich damals einfach so verlassen habe.” Oh. Ich lasse ihre Hand wieder los und nun starre ich vor mich hin. “Ich nehme deine Entschuldigung an”, sage ich schließlich und lächle Kaori versöhnlich an. Ich habe echt lange auf diese Worte gewartet. Ich wollte sie so oft zur Rede stellen, aber jetzt hat es für mich keine Bedeutung mehr. Jetzt will ich einfach nur Mimi retten und mit ihr zusammen sein.

“Einfach so?”

“Weißt du Kaori, du hast genau das getan, was du gelernt hast. Auseinandersetzung? Konfrontation? Trauer? Das alles hatte nie Platz in deinem Leben. Ich war immer überzeugt, dass du das bereuen würdest, mich einfach so verlassen zu haben, denn das, was wir hatten, war was echtes.” In Kaoris Augen sammeln sich Tränen und tatsächlich fällt eine Träne über ihre Wange. Es ist das erste Mal, dass ich sie weinen sehe. Selbst in unserer Beziehung hat sie nie geweint. Mimi hat schon unzählige Male geweint. Oder war wütend oder beides. “Na ja, ich war nicht ehrlich zu dir. Ich wusste schon, dass ich Jim versprochen war.”

Du wusstest das schon, als das mit uns anfing?” Kaori nickt wieder kaum merklich und sieht beschämend nach unten. Das ist mir neu. Ich dachte, das hatte sich erst danach herausgestellt.

“Ich weiß es schon seit ich neun Jahre alt bin.”

“Schon so lange?” Kennen sich seitdem Haruiko und Misaki? Fing drei Jahre vorher ihre Affäre an?

“Ja, wir haben schon als Kinder miteinander gespielt. Jim, Joe und ich. Sie waren die zwei einzigen Kontakte, die ich als Kind hatte, aber wir haben uns auch nicht so oft gesehen.”

Warum sperren sie eigentlich Mädchen so gerne ein? Sind die alle irre? Gibt denen das irgendwie einen besonderen Kick? “Jim war oft so arrogant und gemein. Joe hingegen war immer schon anders. Mit ihm hatte ich als Kind immer viel mehr Spaß gehabt.”

“Glaub ich sofort, aber warum hast du mir das nie gesagt?” Kaori beißt sich auf die Unterlippe und wird ein wenig rot. “Ich dachte, dass du dich dann gar nicht erst auf mich einlässt und du hattest Recht: Es war was echtes. So hatte ich wenigstens einmal in meinem Leben etwas echtes. Auch wenn es nur für eine kurze Zeit war. Ziemlich egoistisch, nicht wahr?”

“Ist schon okay, glaub mir. Ich versteh das sogar.” Besser als Kaori es sich vorstellen kann.

“Danke Tai.”

“Tai?”, höre ich Joe rufen. Ich antworte ihm jedoch nicht.

“Sei froh, dass du in den nächsten Wochen bei Joe unterkommst. So kommst du mal raus und gewinnst ein bisschen Abstand. Das kann sicher nicht verkehrt sein. Werde dir darüber klar, was DU willst. Nicht die anderen.”

“Was ich will?”, murmelt Kaori nachdenklich, als wüsste sie gar nicht genau, was ich sage.

“Ja, du bist nur noch einer Person Rechenschaft schuldig.”

“Ja, Jim, ich weiß.”

“Nein, nur deinem Baby. Komm, lass uns hochgehen.” Ich stehe auf und halte ihr meine Hand hin. Etwas unsicher erwidert Kaori diese Geste.

“Okay.” Kaori scheint wieder ein wenig mehr sie selbst zu sein. Ich hoffe wirklich, dass sie glücklich wird, denn sie ist ein guter Mensch und hat dieses Leben nicht verdient.

“Tai?” Joe ruft wieder nach mir.

“Komme.”

Wir kommen gerade im Foyer an, als Joe mir etwas in die Hand drückt. “Tai, hier das ist noch für dich.” Joe überreicht mir ein kleines Paket.

“Was ist das?”

“Na, du hast doch in vier Tagen Geburtstag und da du dann nicht hier bist, wollte ich dir trotzdem schon was schenken, aber erst in vier Tagen aufmachen, ok?” Ich sehe kurz zu Mimi rüber. Sie sieht sauer aus. Ich habe ihr nie gesagt, wann ich Geburtstag habe.

“Ich habe den ehrlich gesagt, gar nicht auf dem Schirm gehabt, aber danke Joe.”

“Ja, Joe ist wirklich aufmerksam", sagt Mimi und sieht mich immer noch wütend an. “Ja, das stimmt.”

“Na, dann feiern wir einfach, wenn du wieder da bist”, sagt Kaori fröhlich und ich nicke ihr zu. Wir lächeln uns an und ich bin froh, diese Geschichte endlich hinter mir lassen zu können. Mein Blick geht wieder zu Mimi. Okay, sie ist noch wütender.

Oh man, jetzt kann ich das weder mit ihr klären, noch mit ihr reden. Das ist doch scheiße.

“Ich muss dann auch los. Den Pressebericht schreiben, ein paar Klamotten packen und in drei Stunden geht schon mein Zug.” Ich halte Joe meine Hand hin, er erwiderte diese Geste. “Bis in einer Woche.”

“Ja, bis dann.” Ich sehe kurz zu Mimi. Ach, scheiß drauf, ich kann nicht gehen, ohne sie wenigstens kurz zu berühren. Ihr kurz nah zu sein und ihren blumigen Geruch in mir aufzunehmen. Ich umarme sie freundschaftlich und flüstere in ihr Ohr, dass ich mich so schnell wie möglich melden werde. “Halt durch.” Ich weiß, das macht sie schon so lange und doch ist es was anderes, wenn ich nicht in der gleichen Stadt bin. Sie nicht beschützen kann. Vor ihm.

“Pass auf dich auf”, flüstert Mimi mir noch ins Ohr. Ich lasse sie schnell wieder los, damit erst keiner auf falsche Gedanken kommen kann. Oder auch auf die richtigen. Denn das mit Mimi und mir ist nicht falsch. Das war es nie. “Macht's gut, Leute.”
 

Am nächsten Tag muss ich schon früh am Set erscheinen. Es ist mein erster Drehtag. Gestern bin ich sehr spät in Shizuoka angekommen und habe die Zugfahrt genutzt, um den Pressebericht fertig zu schreiben. Ich habe abends lange mit Mimi telefoniert oder mich eher bei ihr entschuldigt. Schließlich habe ich ihr Versprochen, dass ich mir selbst zum Geburtstag schenke, sie endlich zu befreien, damit wir offiziell zusammen sein können und Mimi darf dann einen vollen Tag ausgiebig nach ihren Wünschen verplanen. Zum Glück ist sie dann wieder eingeknickt und alles war soweit wieder gut. Nur leider kann ich ihr immer noch nichts von den neuesten Erkenntnissen sagen. Ich kann Haruiko im Moment nicht einschätzen und er hat schon mal Mimis Telefon eingegrenzt. Aktuell ist das einfach zu unsicher.

Sechs Uhr in der Früh ist wirklich nicht meine Uhrzeit. Trotzdem ist hier am Set schon wieder einiges los. Ich sitze noch in der Maske und schütte mir den ersten Kaffee rein. Meine Haare werden wie so oft unter einer Mütze gebändigt. Ich soll einen blauen Kapuzen Pullover anziehen, ein Halstuch, welches meinen Mund verdeckt und eine Sonnenbrille tragen. Die erste Szene, in der ich als Double tätig bin, ist ein Raubüberfall. Es gibt eine heftige Schlägerei und ein anderes Double und ich übernehmen diese Szene.

“Ähm Taichi, kannst du nach der Maske kurz kommen. Es gibt ein paar Veränderungen.” Emiko, die Regieassistentin wartet auf mich und ich gehe direkt nach der Maske zu ihr.

“Hi Emiko, was gibt es denn?”

“Ja, dein Partnerdouble wird nicht wie sonst Genji sein, sondern Haruto.”

Was? Warum das? Genji und ich sind ein eingespieltes Team, gerade Kampfszenen haben wir schon so oft zusammen gespielt, dass wir genau wissen, was wir tun und wie der andere agiert. Mit einem neuen Kollegen heißt es erst mal auf in den Proberaum, sich kennenlernen und aufeinander einspielen und das direkt am ersten Drehtag. Na toll. “Was ist denn mit Genji, er hatte doch fest zugesagt?”

“Er hatte gestern leider einen Unfall.”

“Ein Unfall?” Genji hatte einen Unfall, okay. Fällt mir etwas schwer zu glauben.

“Ja, er liegt noch im Krankenhaus, aber er darf bald nach Hause. Dennoch hat er einen gebrochenen Arm und damit können wir ihn natürlich nicht brauchen, aber keine Sorge, Haruto soll ein absoluter Profi sein.”

Ich muss mich unbedingt bei Genji melden. Zu schade, dass er nicht dabei ist. Wir verstehen uns wirklich gut.

“Und dieser Profi bin ich auch.” Ich drehe mich um. Ich sehe einen großen schwarzhaarigen, schlanken Mann. Ich würde ihn Anfang 30 schätzen. “Hi, ich bin Haruto. Du bist Taichi? Das andere Double?” Ich nicke.

“Freut mich, dich kennenzulernen.”

“Ja, mich auch.”

“Danke, Haruto, dass Sie so schnell einspringen konnten. Taichi kann ihnen die erste Szene mit dem Produzent nochmal eben erklären. In einer Stunde würden wir dann gerne die erste Szene mit euch aufnehmen.”

“Alles klar.” Wir gehen beide in einen angrenzenden Raum, der Produzent kommt dazu und wir gehen die Szene nochmal durch. Haruto scheint wirklich ein Profi zu sein. Denn er nimmt alle Informationen schnell auf und wir üben die erste Szene. Haruto ist der Angestellte einer Tankstelle und ich der den Überfall anführt.

Nach einer Stunde gehen wir zum Set zurück und bis auf wenige Patzer und ein paar Takes, ist die Szene auch schnell im Kasten. “Wow Taichi, du bist wirklich ein Profi.”

Ich winke ab. “Ach was, ich mache das ja auch schon ein Weilchen.”

“Richtig gut trotzdem. Es macht Spaß mit dir zu arbeiten.”

“Danke. Wie lange bist du schon dabei?” Ich habe noch nie mit Haruto zusammengearbeitet und in dieser Szene kennt man sich eigentlich recht gut.

“Noch nicht so lange. Jetzt knapp seit zwei Jahren. Ich habe jedoch auch schon einige Erfahrungen im Ausland sammeln dürfen.”

“Oh cool und wo genau?” Das würde mich tatsächlich auch reizen. Aber aktuell habe ich ganz andere Prioritäten. Zum Beispiel ein mieses Schwein ins Gefängnis zu bringen.

“Ich war vorher in Shanghai und Seoul.”

“Mega.”

“Ja, war es auch.”

“Bei welcher Agentur bist du unter Vertrag?” Auch wenn Haruto auf den ersten Blick ganz nett wirkt, so wundert es mich ein wenig, wie plötzlich er hier auftaucht und das ich noch nie von ihm gehört habe.

“Meine Agentur heißt Double & More.”

Ja, die kenne ich sogar. Es gibt die Agentur zumindest und sie genießen einen guten Ruf.

Ach, wahrscheinlich bilde ich mir das alles auch nur ein, weil ich gerade so etwas Übles herausgefunden habe.

“Ja, das ist eine gute Agentur.”

“Ist sie.” Irgendwie habe ich das Gefühl, dass da noch mehr ist oder habe ich ihn vielleicht doch schon mal irgendwo gesehen?

“Du, kann man hier später noch irgendwo was trinken gehen?”, fragt Haruto nach.

“Keine Ahnung, sicher wird es hier in Shizuoka genug Möglichkeiten geben.”

“Du würdest nicht mitkommen, oder?”, setzt Haruto erneut an.

“Nein, ich trinke nie während der Dreharbeiten. Es ist wichtig, immer zu 100% fokussiert zu sein. Alles andere bringt nur unnötige Gefahren mit sich.”

“Ja, das stimmt. Hin und wieder gönne ich mir ein Feierabend-Bier. Je nachdem was am nächsten Tag auf dem Drehplan steht.”

“Dann lass es dir schmecken, aber ich komme nicht mit.” Ich habe jetzt ein paar Stunden Pause, ehe ich nachher wieder eine Szene drehen werde. Die Zeit nutze ich am Buffet. Ich habe Hunger und bin noch immer noch nüchtern und nüchtern in so einen Dreh zu gehen, ist nicht so cool.
 

Heute ist der zweite Drehtag am Set und soweit klappt es mit meinem neuen Kollegen Haruto auch gut. Nach Drehschluss nutze ich jede freie Minute, um nach noch mehr Indizien zu suchen, die aufzeigen können, dass Haruiko Nanami wissentlich für Tod erklärt und eingesperrt hat. Da dies jedoch alles andere als einfach ist, habe ich beschlossen, in fünf Tagen zu Nanami selbst zu fahren, um mit Ayaka ein ehrliches Gespräch zu führen und anschließend zu Ken zur Wache zu fahren. Mit ihrem Geständnis und den ganzen Beweisen, sollte es für die Polizei genug Beweise sein. Da ich die Wahrheit eh schon kenne, wird es Ayaka es auch nicht mehr schaffen, sich aus der Verantwortung zu ziehen. Sollte sie mir nichts sagen wollen, schreie ich eben laut herum, bis Nanami auf mich aufmerksam wird und ihr erzähle ihr direkt alles. Wie viel Geld sie wohl für all das bekommen hat? Auch wenn ich wirklich nicht glaube, dass sie das des Geldes wegen gemacht hat. Dennoch, sie hat es gemacht.

Heute steht eine ziemlich herausfordernde Szene auf dem Plan.

Es geht auch hier wieder um einen Raubüberfall, diesmal aber auf eine Bank. Fluchtort geht über die Dächer bis zum Fluchtauto. Gerade bereite ich mich auf die Szene vor. Meine Kleidung ist diesmal eine dunkelblaue Jeanshose, ein schwarzes Shirt, eine schwarze Mütze und ein Tuch welches meinen Mund und Nase bedeckt. Das bin ich jedoch gewohnt und ist kein Problem für mich. Mit der Beute im Rucksack ist der Schauspieler noch in die obere Etage gelaufen und so eben aus dem Fenster geklettert. “Cut”, ruft der Regisseur. “Zeit für Double Taichi.” Der Schauspieler klettert wieder in das Gebäude rein. Wir klatschen uns ab und ich steige mit dem Rucksack aus dem Fenster raus. “Ach Taichi, ich soll dir noch von dem anderen Double schöne Grüße ausrichten.”

“Von welchem Double sprichst du? Genji? Hattest du Kontakt zu ihm?”

“Nein, nicht von Genji, von wie heißt der neue gleich nochmal?”

“Haruto.”

“Ah ja, genau, irgendwie so.”

“Okay, danke.” Warum bestellt Haruto mir denn Grüße aus? Wir sehen uns doch gleich eh wieder.

Der Vorsprung am Gebäude ist recht schmal. Ich muss jedoch ein paar Meter an diesem Vorsprung entlang gehen, um eine Art Wäscheleine zu erreichen. Diese Wäscheleine ist mit mehreren Gebäuden verbunden. Ich öffne den Gürtel meiner dunklen Jeans und ziehe sie aus den Naschen hervor. Ich halte den Gürtel jetzt in meinen Händen, schwinge diese über die Wäscheleine und will gerade los gleiten, als mein Schauspielkollege mir noch hinterruft. “Nein, sein Name ist Haruiko.” Ich seile bereits mit hoher Geschwindigkeit auf das andere Gebäude zu, als mir blitzschnell klar wird, dass Genji nicht zufällig einen Unfall hatte und Haruto von Haruiko geschickt wurde. Ich wusste doch, dass er mir irgendwie bekannt vorkam. Das Auto, welches mich neulich beinahe angefahren hatte … Es war ein verdammter Warnschuss. Auf einmal spüre ich einen starken Ruck, der durch meinen ganzen Körper zieht, das dürfte eigentlich nicht passieren. Verdammt, das Seil ist manipuliert worden. Es reißt und ich weiß, dass ich jetzt bestimmt sieben Meter in die Tiefe fallen werde. Nur ein paar Sekunden. Vielleicht vier Sekunden bis ich auf den Asphalt aufknallen werde und Haruiko hofft, mich ein für alle mal los zu sein. Wenn, du dich da mal nicht täuscht. Man sagt doch, kurz vor seinem Tode würde man nochmal sein eigenes Leben an einem vorüberziehen sehen, doch ich habe nicht vor zu sterben. Ich habe ein Versprechen gegeben. Ich habe versprochen, mein Mädchen zu befreien, um endlich und für immer mit ihr zusammen zu sein. Ich habe noch eine Chance, eine kleine zugegeben, aber aufgeben war noch nie eine Option für mich.

Vier - Denk dran, was du gelernt hast, Tai, verlagere dein Gewicht, schütze Kopf und Rücken.

Drei - Sorry, Mama, Papa und Kari. Ich wollte euch allen echt keinen Kummer bereiten.

Zwei - Haruiko, du wirst mich nicht so feige kriegen. Glaubst du wirklich, dass ich nicht mehr drauf habe?

Eins - Doch zum Schluss bleibt nur eine einzige Person über: Mimi. Ihr wunderschönes Gesicht und meine Liebe zu ihr. Sie ist alles, was ich sehe und mir die Angst nimmt.

Mein letzter Wille: Ich werde dich trotzdem noch retten! Das habe ich dir schließlich versprochen. Halte durch.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ok… wir hoffen, ihr seid nicht zu geschockt :<
Da war Tai wohl etwas leichtsinnig. Ob er es überlebt? Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Tasha88
2024-02-16T14:36:08+00:00 16.02.2024 15:36
Ahhh, was für ein Ende!!
super gut die Szene - alles (auch wenn es einige Wortwiederholungen gab ;p und lasst mich üben - ich mach das bald hoffentlich beruflich XD)

und natürlich wird tai überleben. was soll das sonst für eine Michi sein, wenn es kein *chi mehr gibt?

Liebe grüße und bis bald ^^
Antwort von:  Ukiyo1
18.02.2024 22:01
Ein trauriges Ende :(

Ein Tai kurz vor dem Abgrund :(
Na ja, auch wir üben noch :D und klar, wirst du das ;)

Zwischen Überleben und leben gibt es aber große Unterschiede :(
Ein chi ohne Mi? Ist auf jeden Fall doof :D und eine Mi ohne ihren chi ne, also das geht gar nicht.

Bis bald :**€
Von:  Hallostern2014
2024-02-14T22:21:14+00:00 14.02.2024 23:21
Huhu ihr Lieben, bevor ich schlafen gehe, wollte ich unbedingt das Kapitel kommentieren.

Na, da waren aber einige nervös. Oder wollten es versuchen zu verbergen. Aber naja, bei Joe und Kaori hat es bestimmt funktioniert aber bei Mimi und Tai nicht. Und wer weiß vielleicht führen die beiden ja auch noch immer eine Affäre, kann ich mir gut vorstellen. Ich glaube nicht das beide Nanami besucht haben. Der Teufel ist so gegen Mädchen warum sollte er es tun ? Und Nanami hatte ja auch nicht erwähnt das sie auch mal besuch bekommt, bzw sie kam mir sehr schreckhaft vor. Der Teufel hat Tai schon irgendwie bedroht. Aber er ist ja schon die Reine Bedrohung für alle lebewesen. Nur Tai steht wohl auf seine Liste als Nr.1.

Oh man das wäre die Gelegenheit gewesen das Mimi und Tai endlich reden konnten. Naja, aber so hatten Kaori und Tai die Chance zu reden. Was ich auch gut fand. Ich fand es toll das Tai ihr auch Mut machen wollte und Kaori sollte seine Worte zu Herzen nehmen. Zudem hat Tai auch erfahren wie lange die Familie schon mit einander verkehren. Befreundet würde ich es nicht sagen. Die Teufeln machen nur gemeinsame Sache. Wenn Kaori die ganze Wahrheit erfährt wird für sie eine Welt zusammen brechen, aber sie hätte ihre Schwester wieder und sie wäre Frei, sie könnte alleine über alles Entscheiden.

Oha böser Tai, ich glaube aber Tai hatte es einfach vergessen Mimi zu erzählen das er bald Geburtstag hat. Naja, es gab auch wichtige Sachen und das würde sie auch verstehen.

🙈 o nein. Ein neuer Partner. Irgendwie macht mir das Angst. Ich glaube das es kein Unfall war. Sondern das ihn jemand absichtlich verletzt hat. Damit dieser Ausfällt. Dieser Typ ist merkwürdig, es kommt mir vor das er unbedingt mit Tai alleine sein wollte.

😭😭😭😭😭 Das war bestimmt der Typ. Der Typ arbeitet für den Teufel. Er hat das Seil manipuliert. Tai wird bestimmt schwer verletzt davon kommen. Ich hoffe ja nicht das er ins Koma fällt, dann könnte er nicht die Hochzeit verhindern, Mimi retten. Er würde es sich niemals verzeihen und daran zerbrechen. Aber ich glaube an Tai, er weiß was er machen muss und er hat Ziele vor sich. Der Teufel wird ihn nie besiegen.

😭😭😭 Jetzt muss ich so lange warten und hoffen und beten das Tai mit einer Schramme und Gebrochen Arm, Bein davon kommt. Aber Kopfkino lässt grüßen. Mimi und Kari dir verzweifeln vor dem Bett sitzen. Matt der ihn zu reden stellen will und es nicht schaft. Kaori die es auch mit sich nimmt. Yolei und Ken die eine Ahnung haben wer es war und versuchen Beweise zu sammeln. 🙈 Ihr sieht Kopfkino 😭🙈

😭😭😭😭❤️ Ich hasse warten
Antwort von:  Hallostern2014
14.02.2024 23:27
Kari wird ja sofort merken das Tai etwas passiert ist. Wenn er sich nicht meldet. Und Mimi auch, wenn die Täglich Telefonieren und wenn sie von Kari angerufen wird, die sie fragt ob sie schon was von Tai gehört hat. Oje 😭
Antwort von:  Ukiyo1
18.02.2024 21:58
Hallo ;)

Wie immer bedanken wir uns für dein Kommentar :)

Hehe, ach ja, es geht gerade wirklich heiß her, aber eines kann ich dir schon verraten, das Monster und Misaki haben heute keine Affäre mehr und besucht wurde Nanami auch nie. Haruiko würde auch eh nicht dafür interessieren. Er verdrängt das lieber, dass es da noch ein Kind gibt.
Oh ja, Tai ist der Wahrheit zu nah und macht sich somit zur Schielscheibe Nr.1

Irgendwie war das Gespräch zwischen Tai und Kaori schon lange überfällig und es war hier schön, dass sie alles klären könnten... Ich denke, so konnten beide mit der Vergangenheit endgültig abschließen und einfach Freunde sein.

Ganz genau, Tai hat es einfach vergessen, weil sein Kopf gerade mit ganz anderen Dingen voll ist und er wahrscheinlich seinen eigenen Geburtstag vergessen hätte, wenn Joe ihn nicht daran erinnert hätte.

Deine Gedanken zu Haruto sind hat nicht so verkehrt. Der Kollege fällt ein Tag vorher plöttlich aus? Schon komisch, oder? Und ja, er versucht wirklich alleine mit Tai zu sein ... :/

Haruiko würde sich eben niemals selbst die Hände schmutzig machen. Er hat Geld und Macht und nutzt, damit andere seine Drecksarbeit erledigen können :/ und leider, erreicht er oft was er will ;(

Tai wird kämpfen. So ist eben sein Naturell, niemals aufgeben, aber selbst ein Tai wird noch an seine Grenzen stoßen, denn er muss hart zurückstecken und ist jetzt erstmal außer Gefecht gesetzt worden :(

Ich hasse warten auch 🤣😂


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