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366 Tage - 366 Geschichten

366 Tage Challenge 2024
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29.03. 2024 - Landstreicher

“Papa? Was ist ein Landstreicher?” Fragend sah Pinar ihren Vater Emir an, als dieser gerade dabei war, die Pfeife in seiner Hand zu stopfen.

“Wieso willst du das wissen?”, hakte er nach und sah seine Tochter fragend an.

“Wir waren doch gestern mit der Schule auf diesem Wanderausflug. Und auf dem Weg zur Aussichtsplattform saß ein Mann am Wegrand. Unser Lehrer hat uns aufgefordert, schnell weiter zu gehen, weil das ein Landstreicher wäre und die sind es nicht wert, dass man sich mit ihnen abgibt”, erzählte Pinar und ihr Vater zog eine Augenbraue hoch.

“Diese Ansichten vertritt dein Lehrer?” Verwundert legte Emir seine Pfeife weg und musterte seine Tochter etwas. Pinar nickte und erwiderte den Blick ihres Vaters.

“Dann hat dein Lehrer keine Ahnung”, hörte sie die aufgebrachte Stimme ihres Vaters, woraufhin sich ihre Augenbrauen zusammen zogen.

“Ein Landstreicher hat sich bewusst dafür entschieden, keinen festen Wohnsitz zu haben. Er streift durch die Lande und rastet dort, wo er es für richtig hält. Er lebt von dem, was er von fremden Menschen bekommt oder dem, was er sich durch kleinere Gelegenheitsjobs dazu verdienen kann. Trotzdem ist er kein schlechter Mensch, eher im Gegenteil. Er will meine Unterstützung und keine Almosen und das macht ihn zu einem besseren Menschen als so manch anderen Bürger dieser Welt. Oder willst du damit andeuten, dass auch dein Großvater ein schlechter Mensch war, der es nicht wert war, dass man sich mit ihm abgibt?”, sprach der Dunkelhaarige und Pinar wusste gar nicht, wie ihr geschah. So wütend und aufgebracht hatte sie ihren Vater noch nie erlebt und der letzte Satz hatte sie vollkommen durcheinander gebracht.

“Opa Aslan war ein Landstreicher?”, sprach sie ihre Verwirrung auch direkt aus, woraufhin Emir nickte.

“Er hat hart für uns gearbeitet und irgendwann konnte er nicht mehr. Er hat alles aufgegeben und ist durch das Land gereist. Er hat nicht nur die Türkei völlig neu kennengelernt, sondern auch die umliegenden Regionen und er hat es geliebt. Er war glücklich, bis zu seinem Tod.”

Noch während Emir von seinem Vater erzählte, bildeten sich Tränen in seinen Augen. Pinar zögerte nicht lange und rutschte an ihn heran, um ihn zu umarmen. Sie hatte ihren Opa nie richtig kennengelernt, aber sie wusste, dass er ein wahnsinnig toller Mensch gewesen war. Allein durch die jetzigen Erzählungen ihres Vaters. Und seiner Reaktionen auf ihre Frage.



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