Liebe, oder nicht Liebe?
Langsam öffne ich meine Augen, schaue mich um und merke, dass ich allein bin. Kai scheint wohl schon Aufgestanden zu sein. ... Hm. Kai! ... Was er wohl jetzt über mich denkt? Und ... was soll ich jetzt von ihm halten? ... Das gestern hätte einfach nie passieren dürfen. Wir sind immerhin Brüder! ...
Was soll ich jetzt nur machen? ... Und wie soll ich mich ihm gegenüber verhalten?
Ich stehe langsam auf, schnappe mir ein paar Sachen und gehe ins angrenzende Bad. Dort steige ich unter die Dusche und lasse das warme Wasser über meinen Körper laufen. Genießerisch schließe ich meine Augen. Für diesen Moment sind alle Sorgen vergessen. Mein Kopf ist leer!
Ein seufzen entfährt meiner Kehle. Ich stelle das Wasser aus und greife nach dem Duschbad. Seife mich ein, berühre dabei ganz sacht die Stellen, wo Kai mich am häufigsten berührt hat. Ganz so, als ob ich Angst hatte, ihm im nach hinein dort nicht mehr zu spüren.
Oh man. Was soll das noch mit uns werden? Das hat doch alles keine Zukunft.
Als ich fertig bin, mich einzuseifen, drehe ich das Wasser wieder auf. Dieses spült nun den Schaum von meinen Körper. Dabei schließe ich wieder meine Augen und da sehe ich ihn... Kai. Meinen Bruder und auch gleichzeitig die Person, in die ich mich verliebt habe.
Wieder seufze ich. Was für eine Ironie des Schicksals. Bescheuerter kann man gar nicht sein!
Ich stelle das Wasser wieder ab und steige aus der Dusche, dann trockne ich mich ab und ziehe mich an. Meine Haare, die jetzt nach unten hängen und noch etwas nass sind, lasse ich so, da ich keine Lust habe, sie jetzt noch zu stylen.
Da ich Hunger habe, gehe ich in die Küche, wo ich auch auf die Bladebrakers treffe und natürlich auch auf Kai.
Er schaut mich nur einmal kurz an, mehr nicht, dann frühstückt er weiter. Tut so, als sei alles wie immer, als sei nie etwas zwischen uns gewesen. Seufzend setze ich mich ihm gegenüber, werfe ihm noch einmal einen Blick zu, den er aber ignoriert. Anscheinend hat ihm das gestern wohl nichts bedeutet. Er wollte wohl doch nur seinen Spaß haben. Das stimmt mich wieder traurig und etwas lustlos schmiere ich mir ein Brötchen und esse dieses.
Was hab ich denn auch erwartet? Etwa das Kai mich liebt? Ich meine richtig liebt und nicht nur als Bruder... Nein! Garantiert nicht!
Also bleibt mir nur eins: Ich muss meine Gefühle für ihn vergessen!
Ja! ... Ich darf ihn nicht lieben! ... Nicht mehr lieben, als einen Bruder! ... Also ... muss ich alles ... was mit diesem Gefühl ... zu tun hat ... zurückdrängen! ... Einfach aus meinen Gefühlsleben ... löschen!
Nachdem ich mein Brötchen aufgegessen habe stehe ich auf und meine: "Ich geh spazieren!" Darauf hin verlasse ich das Haus der Bladbrakers und laufe gedankenverloren durch die Stadt.
(Kai)
Als Tala aufsteht und zur Haustür geht schaue ich ihm nach, bis die besagte Tür hinter ihm geschossen wurde. ... Er meinte er will spazieren gehen. ... Komisch! Er hat doch seit der Zeit, wo er hier lebt, nicht einmal das Haus verlassen. ... Und gerade heute will er spazieren gehen??!! ... Da stimmt was nicht! ... Da stimmt was ganz und gar nicht!
Er war schon die ganze Zeit beim Frühstück so ruhig. ... OK! Er hat sonst auch nicht gerade viel geredet! ... Eigentlich hat er nie geredet, außer wir waren allein. ... Aber sonst ... Hat er nicht geredet! Aber trotzdem! ... Er war irgendwie merkwürdig... irgendwie ... betrübt. ... Argh... Wenn ich nur wüsste, was jetzt schon wieder mit ihm los ist! Das ist doch echt zum Haare raufen! ... Hmm! Ob es wegen gestern Nacht ist? ... Vielleicht wollte er es ja nicht... ich meine ... mit mir ... schlafen. ... Aber dann hätte er auch was sagen können!!!! ... Man! ... Wo soll das noch enden, wenn er nicht mal sagt, wenn ihn was nicht passt! ...
Aber was soll ich auch anderes von ihm erwarten?! ... Schließlich ist er es nicht gewohnt, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen? ... Man hat ihm ja immer gesagt bzw. gezeigt, was er zu tun und zu lassen hat! ... Und da kann ich ja wohl schlecht von ihm verlangen, von jetzt an sein leben selbst zu meistern. Er weis ja nicht wie das geht...
Hmm... Vielleicht sollte ich ihm dabei helfen, sich in der realen Welt zu Recht zu finden. ... Na ja, aber darüber kann ich mir auch später noch Gedanken machen. ... Jetzt sollte ich...
"Hey Kai!", ruft mich jemand aus meinen Gedanken. Ich schaue mich suchend um und bemerke, dass außer Ray und ich keiner mehr am Tisch sitzen. Also muss mich wohl der Chinese angesprochen haben.
"Was ist?", frage ich nicht so schroff, wie eigentlich geplant zurück.
"Ist irgendwas zwischen Tala und dir vorgefallen? Ihr verhaltet euch ziemlich merkwürdig"
Ach tun wir das? ... Ach, man! Er hat ja Recht! Das tun wir wirklich! Jedenfalls so auffällig merkwürdig, dass es wenigstens den Chinesen auffallen muss! ... "Nicht wirklich!", antworte ich ihm seufzend.
"Hmm! ... Und was wenn ich fragen darf?" Nun schaut mich Ray neugierig und besorgt an!
"Unwichtig!" Und wie! Wir haben ja nur miteinander geschlafen! Und dass, obwohl wir beide Jungs und obendrein noch Brüder sind! Aber ich muss zugeben ... es ... hat ... mir ... gefallen! ... Ist das noch normal? ... Und wieso klopft mein Herz bei der Erinnerung an letzte Nacht so stark! ... Das ist doch nicht mehr zum aushalten! ... Und vorhin, als er mir gegenüber saß, mit den herunter hängenden Haaren, hatte ich so ein komisches kribbeln im Bauch ... Er sollte öfters seine Haare so tragen, dass sieht einfach umwerfend aus! ...
"Wirklich?", fragt mich Ray ungläubig und reist mich somit wieder aus meinen Gedanken, dann fügt er noch hinzu: "Wenn es wirklich so unwichtig ist, warum machst du dir dann solche Gedanken darüber?"
"Was?!", erschrocken sehe ich meinen Gesprächspartner an. Woher weis er, ... dass ich mir ... Gedanken darüber ... mache? ... Bin ich jetzt schon so leicht durchschaubar? ..."... Wie kommst du darauf, dass ich mir Gedanken darüber mache?"
"Man sieht es dir an! ... Also, ... sagst du mir, was los ist?"
"Es..." Soll ich es ihm wirklich sagen? Und vor allem wie? ... Wenn er es weis, wird er mich doch nicht mehr ernst nehmen! ... Aber vielleicht ... kann er mir ja ... helfen! ... Ein ... Versuch ... währe ... es wert! "Ich ... Wir ..." Tief Luft holen Kai! "Letzte Nacht. ... Da ist ... was passiert, was nie ... hätte passieren ... sollen. ..."
"Hä? ... Was genau ist denn vorgefallen? ... Wenn ich dir helfen soll, musst du mir schon genau sagen, was passiert ist!"
Typisch Ray! Er denkt immer nur an Andere. Und seine eigenen Probleme stellt er hinten an... Wenn er überhaupt welche hat. "Wir... haben ..." Oh Gott! Das kann ich nicht sagen! ... Aber er hat Recht, wenn er mit helfen soll, muss ich es im erzählen! ... Halt mal! ...Wer sagt denn, dass ich seine Hilfe will?! ... Ach was soll's! "Wir haben miteinander geschlafen!"
"..." Keine Antwort von ihm, nur ein undefinierbarer Blick.
Na Toll! ... Hätt ich es ihm bloß nie gesagt! "R...Ray?", frage ich etwas unsicher.
"Ähm! ... Gomen nasei! Kai.", sagt er etwas durcheinander und schaut auf sein Zopfende, was er in seinen Händen hat und mit der er gerade nervös spielt. "Sag mal...", unterbricht er nach einer Zeit des Schweigens. "Liebst du ihn?", bei der Frage schaut er mir in die Augen.
"..." Ich wollte gerade zu einer Antwort ansetzten, halte aber inne. ... Was soll ich auch sagen? ... Liebe ich ihn? ... Das ist eine ziemlich gute Frage, worauf ich aber keine Antwort weis! "Ich ... weis nicht. ... Ich mag ihn zwar sehr! ... Aber ob ich ihn liebe? ... Ich weis es nicht! Ich weis ja nicht mal ... was Liebe ist. "
Ray seufz kurz dann meint er: "OK! Dann anders! ... Was fühlst du in seiner Gegenwart?"
Was ich in seiner Gegenwart fühle? Nun ja... "Irgendwie ... glücklich. ... Ich weis nicht, aber ... es kribbelt immer ... in meiner Bauchgegend, wenn er bei mir ist. ... Und auch mein Herz ... schlägt schneller. ... Was hat das zu bedeuten Ray? Ich verstehe diese Gefühle nicht..."
"Nichts weiter Kai! ... Nur ... das du dich in ihn verliebt hast.", meint der Chinese lächelnd.
"Nein! Das geht nicht! ... Das darf nicht sein...", murmle ich.
"Wieso? Nur weil ihr beide Jungs seit? ... Dass ist noch lange kein Grund!", meint Ray verärgert.
"Das ist es auch nicht! Das wir Jungs sind stört mich ja nicht!"
"Aber was dann?", erkundigt er sich nun wieder neugierig.
"Tala! Er ist ... mein ... Bruder."
Eine Weile sieht mich der Schwarzhaarige schweigen an, dann meint er schulterzuckend: "Na und? Wo liegt da das Problem? Wenn du ihn wirklich liebst, dann sollte das kein Hindernis sein. ... Wie viele wissen eigentlich von eurer Verwandtschaft?"
"Ähm! ... Tala, ... Voltaire, ... wahrscheinlich Boris, ... du ... und ich. Mehr eigentlich nicht, da wir dass nie rumerzählt haben. ... Wir sind ja auch nur Halbgeschwister, daher..." Ich wurde durch ein Poltern plötzlich unterbrochen und als ich nach der Ursache schaue, sehe ich, wie der Stuhl, auf dem Ray gesessen hatte, auf den Boden liegt und der Chinese selber auch auf den Boden sitzt.
Mit ungläubigen Augen schaut er mich an und fragt: "Und da machst du dir noch Gedanken? ... Ihr seit nur Halbgeschwister und außerdem weis doch kaum einer von eurer Verwandtschaft. ... Also. Was soll das Ganze! ... Statt hier Trübsal zu blasen, solltest du lieber mit ihm reden und herausfinden, was er fühlt!" Mit diesen Worten steht er auf und verlässt die Küche.
Ich soll mit Tala reden? Seine Gefühle für mich herausfinden? ... Ich glaub ... ich brauch auch erst mal frische Luft! Somit erhob ich mich und verließ, wie vorher Tala schon, unser Haus.
So, dass war es wieder ein mal! Und hat es euch gefallen? *fragend in die Runde schau*
Bis zum nächten mal! Hoffe ich!
eure Cybertila
