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Liebe, Leid und Leben

Mamorus Jugend
von

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Direkt nach der Schule rannte Mamoru in den nächstbesten Supermarkt. Er hatte vor, Motoki zu besuchen, um sich nach dessen gesundheitlichen Zustand zu erkundigen. Reue und große Sorgen um den besten Freund plagten Mamoru, der fast eine ganze Tüte voller Schokolade kaufte. Auch, wenn er selbst die allergrößte Lust verspürte, die leckeren Süßigkeiten alleine aufzuessen. Doch er musste es sich verkneifen. Die Schokolade war ein Entschuldigungsgeschenk für Motoki.

<Was mich wohl erwarten wird?>, fragte sich Mamoru aufgeregt, als er wenig später an der Wohnungstür der Familie Furuhata klingelte. Nur einen Moment später öffnete Motokis Mutter.

"Mamoru, Du bist es?", fragte sie mit sorgenvollem Blick, "komm rein."

Mamoru schloss aus dem Kummer, der in ihren Augen lag, dass es ihrem Sohn noch nicht besser ging. Und aus der freundlichen Aufforderung schloss er, dass Motoki ihr nichts vom gestrigen Streit erzählt hatte. Er bedankte sich, trat ein, zog sich die Schuhe aus, lief schnurstracks zu Motokis Zimmer und klopfte an der Tür. Ein müdes, leicht quengelig klingendes "was ist denn?" antwortete ihm. Zögerlich öffnete er die Tür und trat ein. "Motoki? Darf ich?"

Motoki lag im Schlafanzug im Bett und sah Mamoru an. In seinem Blick lagen Verwirrung und Skepsis, gepaart mit Unsicherheit und der Verwunderung über Mamorus Auftauchen. Dennoch lag auch ein nicht näher beschreibbarer Ausdruck der Freude in seinen Augen. Anscheinend hatte Mamoru ihm die Entscheidung abgenommen, ob er sich bei dem melden sollte, den er offensichtlich so sehr verletzt hatte.

"Klar, komm rein. Setz Dich", antwortete der Blonde leise, worauf er etwas husten musste. Anscheinend war er tatsächlich nicht so ganz gesund.

Mamoru legte die Schultasche ab und zog Mantel und Schal aus. Er blieb aber lieber stehen und zögerte, irgendetwas zu tun oder zu sagen. Es gab Hunderte Dinge, die er gerne losgeworden wäre und die ihm einfach nicht über die Lippen wollten. Schon bald hielt er Motokis fragendem Blick nicht mehr stand und schaute weg. Sein Blick fiel auf ein etwas älteres Foto, auf dem er sich bei Motoki eingehakt hatte. Beide grinsten in die Kamera, um in dieser Pose verewigt zu werden. So was konnte doch nicht durch so einen kleinen Streit zerstört werden!

"Wie geht es Dir, Motoki?", fragte er endlich kleinlaut.

"Ich bin erkältet", gab dieser ebenso kleinlaut zurück.

"Soso", murmelte Mamoru. Er musste heftig schlucken, um den folgenden Satz sagen zu können: "Und was ist der wirkliche Grund, warum Du heute nicht in die Schule gekommen bist? Wegen etwas so banalem fehlst Du nicht einfach am Unterricht."

Motoki fummelte an seiner Decke herum. "Ich bin mir sehr sicher, das weißt Du ziemlich genau."

Mamoru nickte. Er wusste es. Oder er konnte es zumindest ahnen. Motoki hatte sich nicht getraut, Mamoru zu treffen. Wollte nicht auf engstem Raum mit ihm eingepfercht sein. Hier, in der Wohnung, wo beide Jungs tun und lassen konnten, was ihnen beliebte, und wo sie beide gehen konnten, wann immer sie wollten, war das Klima einfach passender, um über solch prekäre Lagen zu sprechen.

"Ich hab Dir was mit", stammelte Mamoru, "sozusagen zur guten Besserung. Hier!"

Er öffnete seine Schultasche, kramte die Tüte mit der Schokolade hervor und überreichte sie Motoki. Der schaute hinein und sah Mamoru dann fassungslos an.

"Du schenkst mir Schokolade? Ausgerechnet Du? Der Du doch so dermaßen scharf auf das Zeug bist wie kein Zweiter auf diesem Erdball?"

Mamoru zuckte hilflos mit den Schultern. "Du bist mein Freund, und Du bist mir ein gutes Stück wichtiger als alle Schokolade dieser Welt. Schokolade..." Mamoru versuchte zu lächeln. Es wirkte eher kläglich. "...Schokolade lässt nicht solche idiotischen Sprüche los wie Du. Und eigentlich mag ich diese Sprüche ja. Du bringst mich zum Lachen. Das schafft Schokolade nicht."

Zuerst blickte Motoki ihn einige Sekunden ungläubig blinzelnd an.

"Himmel, Arsch und Zwirn!", rief er dann plötzlich lachend aus, "Du magst meine idiotischen Sprüche? Ich hab immer gehofft, damit könnte ich Dich ärgern???"

"Ja, das schaffst Du auch des öfteren", gab Mamoru zu und bemühte sich um einen leicht beleidigten Unterton. Er war jedoch ein miserabler Schauspieler. "Aber trotzdem... Ich brauch Dich doch. Gib endlich zu, dass ich Dir auch wichtig bin und dann lass uns die Sache vergessen. Ich muss nämlich bald wieder Heim. Tante Kioku hat keine Ahnung, bei welchen fiesen Typen dieser großen, gefährlichen Welt ich mich wieder herumtreibe."

Motoki lachte: "Wahrscheinlich malt sie sich gerade aus, wie Du Mafialeute zusammenprügelst oder weißes Zeug in kleinen Tüten kaufst, dass Dir irgend ein Kerl auf offener Straße andreht."

Die beiden grölten vor Lachen. Was Mamoru an Schauspielkunst fehlte, glich Motoki locker aus. Er hatte Kiokus belehrendes Gesicht perfekt imitiert.

"Übrigens", fiel Motoki ein und er griff nach einer Tüte, die neben seinem Bett gestanden hatte. "Ich hab auch was für Dich. Großzügig von meinen Eltern gespendet und von mir persönlich liebevoll zusammengesucht."

Verblüfft nahm Mamoru die Tüte entgegen, öffnete sie, ...und hätte sie beinahe vor Erstaunen fallengelassen.

"Das... das ist ja...", stotterte er.

"Ganz genau", grinste Motoki, "Schokolade. Mein Entschuldigungsgeschenk. Mann, Du hättest gerade Dein doofes Gesicht sehen sollen! Ein Bild für die Götter!"

Das kleine bisschen Spannung in der Luft, dass noch übrig geblieben war, verflog schlagartig. Mamoru hüpfte auf und ab, brüllte freudig, stürmte auf Motoki zu, hechtete auf das Bett und umarmte seinen besten Freund auf Erden, obwohl dieser versuchte, sich der doch überraschenden Zuneigung zu erwehren. Erfolglos. Mamorus durch langes Karatetraining gestählten Muskeln hielten Motoki eisern fest. Seine Unterlegenheit erkennend ließ Motoki schlussendlich die Prozedur über sich ergehen, lachte dabei vergnügt und hustete hin und wieder.

"Wir sind definitiv schwul", diagnostizierte er. Doch diesmal störte sich Mamoru daran kein bisschen.

Von dem lauten Getobe angezogen öffnete Motokis Mutter die Tür. "Alles in Ordnung, ihr beiden?"

Mit annährender Lichtgeschwindigkeit kletterte Mamoru wieder von Motoki runter. Er hoffte inständig, die rote Farbe in seinem Gesicht wurde auf die Anstrengung der Toberei zurückgeführt, und nicht auf den Gedanken, auf den man in dieser Situation tatsächlich kommen könnte: <was hat es zu bedeuten, wenn zwei Jungs auf einem Bett herumtollen, sich dabei total verausgaben und einen Höllenlärm verursachen...?>

"Ja, ja, alles in Ordnung", antwortete Motoki grinsend.

"Verausgab Dich bitte nicht", riet seine Mutter, "Du scheinst immer noch etwas krank zu sein. Du hast knallrote Wangen. Aber..." Sie lächelte beruhigt. "...anscheinend geht es Dir jetzt ein gutes Stück besser. Deine Augen sind nicht mehr so geschwollen."

Sie musterte ihn mit den Argusaugen einer Mutter.

"Mama, bitte! Lass das." Motoki musste wieder etwas husten.

"Das wird schon wieder", meinte die Mutter zuversichtlich, schritt zu Motoki und fuhr ihm durch die verstrubbelten Haare, "ich koche jetzt einen Tee für Dich, ja? Mamoru, willst Du auch einen?"

"Nein, danke", wehrte dieser ab, "ich muss nach Hause. Meine Tante macht sich bestimmt schon Sorgen."

Die Mutter nickte. "Ist besser so. Ich denke, Motoki sollte sich jetzt auch ein wenig ausruhen. Vielen Dank für Deinen lieben Besuch, Mamoru."

Damit verließ sie das Zimmer auch wieder.

"Oh, Mann", stöhnte Mamoru, "Ich glaube, ich gehe jetzt besser wirklich."

Er verstaute die Tüte mit der Schokolade (ja, SEINER Schokolade) in der Schultasche. Dann hielt er aber noch kurz inne, grinste, und setzte sich zu Motoki aufs Bett. Seine dunkelblauen Augen ruhten freundlich dreinblickend auf Motoki. Dieser nickte. Er wusste genau, was Mamoru von ihm wollte.

"Es tut mir sehr Leid, was gestern passiert ist. Ich mach's auch nie, nie wieder. Versprochen."

"Danke", meinte Mamoru lächelnd, "und mir tut Leid, dass ich so eingeschnappt war. Wir machen's von jetzt an so: jedes Mal, wenn ich wieder so launisch bin, schenke ich Dir was von meiner Schokolade, Ok?"

Darauf grinste ihn Motoki an. "Aha, Du willst also, dass ich gemein zu Dir bin?"

"So ähnlich", brummte Mamoru in den nicht vorhandenen Bart, in der Hoffnung, auf diese Art eine Weiterführung der Diskussion im Keim zu ersticken, "Aber bevor ich gehe, gibt es da noch eine Sache..."

Er ging zu seiner Schultasche, wühlte ein wenig darin herum bis er fand, was er gesucht hatte, dann ging er, von einem Ohr zum andren grinsend, zu Motoki zurück und hielt ihm mehrere Zettel unter die Nase. "Ich hab Dir die Hausaufgaben mitgebracht."

Motoki verdrehte stöhnend die Augen, zog sich die Bettdecke über den Kopf und knurrte: "Das ist also die göttliche Rache für meine Freveltaten..."
 

Wieder zu Hause angekommen warf sich Mamoru erst mal auf die Couch im Wohnzimmer. Fröhlich vor sich hin pfeifend griff er in seine Schultasche, kramte die Tüte mit Motokis Schokolade hervor und wühlte darin herum. Genießerisch fuhr er mit der Zunge über die Lippen, als er sich endlich für eine besonders große Tafel entschieden hatte. Gerade, wie er sich am Verschluss zu schaffen machen wollte, kam Kioku in den Raum.

"Du bist endlich da? Wo hast Du nur wieder gesteckt? Und was zum Teufel hast Du da?"

Sie nahm Mamoru die Tafel aus der Hand und betrachtete die Tüte skeptisch.

"He!", beschwerte sich Mamoru lautstark, "die hab ich von Motoki geschenkt bekommen!"

Kioku setzte wieder ihre belehrende Mine auf, als sie erklärte: "Erstens koche ich gerade Abendessen. Und zweitens ist dieses Zeug viel zu süß. Davon lässt Du die Finger!"

"Was soll das heißen?", fragte Mamoru hilflos.

"Das heißt, junger Mann, dass ich Dich hiermit auf sofortige Diät setze. Bis auf weiteres ist dieses Teufelszeug konfisziert."

"BITTE?", beschwerte sich der Jugendliche.

"Stattdessen", fuhr seine Tante ungerührt fort und verschwand kurz in der Küche, "hab ich da was anderes Schönes für Dich. Da!" Sie kehrte zurück und hielt ihm ein Glas Honig unter die Nase.

"Was denn, Honig???", meinte Mamoru perplex und hob eine Augenbraue zum angewiderten Gesichtsausdruck.

Darauf nickte Kioku. "Honig ist eine wundervolle Gesichtsmaske. Du darfst auch gerne was davon naschen, es enthält Vitamine und ist nicht annährend so zuckerig. Ich will, dass Du sofort im Bad verschwindest und Dir das Zeug in die Fresse schmierst, und zwar ohne Wenn und Aber. Und das machst Du jetzt jeden Tag. Ferner gibt es so schnell keine Süßigkeiten mehr. Glaub mir, Kurzer: das alles ist nur zu Deinem Besten. Wollen wir doch mal sehen, ob wir nicht vielleicht doch diese mehr als hässlichen Pickel aus Deiner Haut bekommen."

"Aber... aber..."

Der letzte Versuch eines verzweifelten Aufbäumens tangierte Kioku herzlich wenig.

"AB! SOFORT!" Sie wies mit ausgestrecktem Arm durch Wände hindurch in Richtung Badezimmer.

Mamoru war nichts weiter als ein todunglückliches Häuflein Elend, das gesenkten Hauptes durch das Wohnzimmer, den Flur entlang, bis ins Badezimmer schlurfte, wo er sich eine klebrige, schmierige, gelbe, halbflüssige Substanz relativ homogen im ganzen Gesicht verteilte. Er hatte entfernte Ähnlichkeit mit einem Hepatitiskranken, der gerade irgend eine Allergie durchlitt. Erst eine dreiviertel Stunde später erlaubte Imperatorin Kioku ihm, die Paste wieder entfernen zu dürfen. Ihr Kommentar zu seinem daraufhin frischgewaschenen Gesicht, als sie ihm über die Wangen fuhr: "Nein, wie niedlich! Du hast jetzt Bäckchen, so zart wie ein Babyarsch!"



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2005-04-28T18:37:52+00:00 28.04.2005 20:37
Eine Honigmaske gegen Pickel? *lach* Soweit ich weiß sorgt Honig nur für eine streichelzarte Haut. Aber egal, noch ein Grund mehr Mamoru das Gesicht abzuschlecken, auch wenn ich keinen Honig mag!*haha*
Das Kapitel ist wie immer super(mir gefällt dein Schreibstil!)
Von:  Bunny_T
2005-03-10T18:36:57+00:00 10.03.2005 19:36
Hihi, ich würde ihn zu gerne mit dieser maske sehen! ^^
Schön das alles wieder okay ist bei den beiden!
Schnell weiter machen, ja???!!!
LG
Bunny_T
Von: abgemeldet
2005-03-10T10:26:44+00:00 10.03.2005 11:26
Tolles Kapitel!!!
Ich würde wahrscheinlich sterben wenn mir jemand Süßigkeiten verbieten würde!!!
Und wie Mamoru wohl mit Gesichtsmaske aussieht?!!
Aber ich finde Babypopo hätte sich besser angehört,
Arsch hört sich in Bezug auf ein Baby so grausam an,
aber is ja jetzt auch egal!!!
Freu mich schon riesig auf das nächste Kapi!!!

By Fantaghiró
Von: abgemeldet
2005-03-10T09:33:18+00:00 10.03.2005 10:33
Mamoru kann einem richtig leid tun. Ich stelle mir gerade vor, wie er mit einer Honigmaske aussieht ^^...., köstlich.
Bin mal wieder absolut begeistert und freue mich schon auf das nächste Kapitel!


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