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Resolution

Sieh genauer hin!
von

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Resignation

Hallo liebe Animexxler, wie ihr seht, habe ich mein KreaTief mal überwunden und eine neue FF geschrieben. Ich hoffe, sie gefällt euch^^.
 

Disclaimer: Yu-Gi-Oh! gehört nicht mir sondern Kazuki Takahashi und ich verdiene auch kein Geld hiermit (leider^^)
 

Leise plätscherte der Regen vom Himmel, tropfte wie hypnotisierend auf den bereits feuchten Boden, sammelte sich in Pfützen und markierte die triste Umgebung. Yami schaute mit trübem Blick hinunter, sah sein Antlitz verschwommen halb in einer Pfütze. Auch, wenn diese ihm keine klare Sicht erlaubte, so ahnte er doch, dass er ein scheußliches Bild bieten musste.

Seine eigentlich blonden Haarsträhnen hingen mittlerweile starr vor Dreck braun neben seinem Gesicht. Das restliche Haar wurde von einer grauen Kapuze verdeckt. Der Mantel, den er trug, war leider viel zu dünn, weshalb er darüber eine alte, zerzauste Decke geschlungen hatte, die schon ganz klamm von der Feuchtigkeit war, die sie aufgefangen hatte, bevor er unter dieser Brücke Zuflucht gesucht hatte.
 

Yamis rotbraune Augen schimmerten in einem traurigen Glanz und blickten in weite Ferne, doch ohne zu sehen. Ihm war kalt, furchtbar kalt und übel vor Hunger, Müdigkeit und eben dieser verdammten Kälte.
 

Wieder einmal überlegte er, wie viel er hätte erreichen können, wenn nicht… Wenn ihm nicht alles verbaut worden wäre, von diesem einzigen… Ereignis, an dem er nicht mal Schuld hatte. Er hätte ganz normal, wie jeder andere auch - oder besser wie fast jeder andere - einen Beruf ergreifen, Karriere machen und eine Familie haben können. Doch jetzt war das plötzlich alles aus. Langsam begann er zu begreifen, dass dies kein schrecklicher Traum war. Dass es kein Zurück mehr für ihn gab.
 

Es hatte alles keinen Sinn mehr, wenn er sich das vormachte, gab er sich nur Illusionen hin. Er wollte frei sein. Doch hier war er nur Gefangener, gefangen in seinem eigenen Körper, der ihn die Kälte und den Hunger und die Schmerzen gewahr werden ließ, der ihm klarmachte, dass er immer von irgendetwas oder jemandem abhängig sein würde, selbst, wenn dies nur sein eigener Körper war, den er am liebsten ausblenden, ja einfach vergessen würde, damit seine Seele frei sein könnte.
 

Ob es wohl stimmte, dass die Seele nach dem Tod des Körpers weiterlebte? Yami wollte es nicht so recht glauben. Wieso sollte der Mensch dann überhaupt einen Körper haben und wieso sollte er dann nicht schon vor seiner Geburt existiert haben?

Er schüttelte den Kopf. Das war doch letztlich egal. Wichtig war nur das Hier und Jetzt, das zählte.
 

Doch was war, wenn er dies alles beendete? Es wäre so viel einfacher gewesen. Aber andererseits fürchtete er sich vor der Nichtexistenz, konnte sich nicht vorstellen, dass es ihn einmal nicht mehr geben sollte. Ja, jeder starb irgendwann, nur sollte es jetzt schon sein? Gab es überhaupt noch Hoffnung für ihn?
 

Geschlagen und apathisch vor Hunger, saß Yami am nächsten Morgen noch immer an derselben Stelle unter der Brücke. Wenn er jetzt einfach hier sitzen bliebe, würde er früher oder später erfrieren oder verhungern. Schon jetzt war ihm furchtbar kalt, die Nacht war wirklich schrecklich gewesen. War es da nicht besser, seinem Leben jetzt gleich ein Ende zu setzen, statt so lange leiden zu müssen, bis der Tod ihn von selbst einholte?

Alles in ihm drängte danach, aufzustehen, die kalten Muskeln zu bewegen, damit wieder Wärme in seinen Körper stieg. Doch fehlten ihm der Wille und die Kraft, sich zu auch nur ein Stück zu rühren.
 

Es war so kalt, so furchtbar kalt. Den Hunger spürte er schon gar nicht mehr. Doch inzwischen machte es ihm nichts mehr aus. Jetzt war ihm wirklich alles egal und er dachte nur noch daran, dass sehr bald alles vorbei sein würde. Irgendwann kam der Punkt, da er nicht mal mehr die Kälte spürte, sondern nur noch eine unendliche Müdigkeit und einhergehend damit seltsamerweise ein eigenartiges Wärmegefühl. War das das Gefühl, wenn man spürte, dass man gleich erlöst sein würde?

Ein neues Leben?

Blinzelnd kam Yami wieder zu sich. Was war los? War er nicht gestorben? Oder gab es doch ein Leben nach dem Tod? Jedenfalls fühlte sich alles um ihn herum so gemütlich und weich an. Außerdem war das schreckliche, tödliche Kältegefühl aus ihm verschwunden und er fror nur noch ganz normal. Doch an seinen Füßen befand sich offenbar eine starke Wärmequelle, die ihm das Gefühl vermittelte, dass die Haut dort bald verbrennen müsse. Trotzdem genoss er die Hitze, da der Rest seines Körpers noch so furchtbar kalt war.
 

“Ah, du bist wieder zu dir gekommen”, stellte eine Frauenstimme neben ihm fest. “Wie fühlst du dich?” Irritiert versuchte er, seinen Kopf zu wenden, um die Person anzublicken. Doch er konnte sich keinen Millimeter bewegen. Er war so schwach…
 

“Wie heißt du denn?”, fuhr die Frauenstimme fort, als er nicht antwortete. Er versuchte, etwas zu sagen, doch es gelang ihm nicht mal, ein Wort hervorzubringen. Was war das nur für eine unendliche Schwäche? So hilflos hatte er sich noch nie gefühlt. Augenblicke später war er schon wieder eingeschlafen.
 

Als er das nächste Mal erwachte, war alles anders. Er war wieder ganz bei Bewusstsein und ihm wurde schnell klar, dass er sich in einem Krankenhaus befand. Man klärte ihn bald darüber auf, dass ihn eine Polizeipatroille gerade noch rechtzeitig entdeckt hatte, bevor er endgültig erfroren wäre. Sein Leben hatte bereits an einem seidenen Faden gehangen.
 

Still seufzte er vor sich hin. Es war ja ganz schön in diesem Krankenhaus, so warm und gemütlich. . . Essen, an dem er schon bald wieder Gefallen fand, gab es hier auch reichlich und es schmeckte überhaupt nicht schlecht, so wie man es Krankenhausessen immer nachsagte.
 

Doch bald würde er wieder hinaus müssen. Hinaus in die Einsamkeit und die Kälte. Sein Leben hatte doch keinen Sinn mehr… Wozu sollte er kämpfen, wenn er nicht wusste, wofür eigentlich? Wenn er wenigstens ein Ziel vor Augen gehabt hätte, dann hätte es sich gelohnt zu kämpfen. So jedoch war ihm alles egal. Er hatte keine Ziele und keine Träume mehr. Alles war nur noch schwarz.
 

Als Kind hätte er niemals gedacht, dass er selbst seine Träume jemals verlieren könnte. Seine Träume, dachte er, wären immer da, egal was kam, egal wie schlecht es ihm ging und egal, wie einsam er war. Doch er hatte sich geirrt. Denn jetzt waren ihm selbst seine Träume egal, einfach bedeutungslos. Er hatte nicht mal mehr Interesse daran, dass sie sich erfüllten, es war alles so sinnlos geworden. Selbst die Angst in ihm war zu einem müden Abklatsch ihrer selbst geworden. Sicher, wenn er wieder aufgetaucht wäre, wenn er sich ihm wieder hätte stellen müssen, dann wäre die Angst mit einem Schlag wieder zurückgekehrt und hätte ihn als jämmerliches Wrack zurückgelassen. Aber das war er ja auch so schon.
 

Blicklos schaute Yami aus dem Krankenhausfenster. Was sollte er nur machen, wenn man ihn wieder entließ? Würde man ihn in ein Heim einweisen? Das wollte er nicht, lieber lebte er auf der Straße, auch wenn es hart war. Er hasste es nämlich, mit so vielen fremden Menschen zusammen leben zu müssen. Er hasste es, wenn ihm andere so nahe kamen, wie es in einem beengten Heim sicher der Fall wäre. Vielleicht würde man ihn aber auch in eine psychiatrische Klinik stecken, weil man merkte, wie schlecht es ihm ging.
 

Zum Glück hatte er keinen Ausweis oder sonstige Papiere dabei gehabt und auch seinen Namen nicht verraten, sonst wären seine Eltern bestimmt schon hier… Doch was, wenn sie eine Vermisstenanzeige aufgegeben hatten - ja, bestimmt sogar hatten sie das - dann würde man ihn vielleicht finden. Er musste also so schnell wie möglich hier weg, auch wenn es so schön warm und gemütlich in diesem Krankenhaus war und das Essen umsonst. Doch die Angst, man könnte ihn entdecken, war einfach zu groß. Also wartete er noch bis in die frühen Morgenstunden ab, damit er wenigstens diese Nacht nicht draußen verbringen musste, und schlich sich anschließend heimlich aus dem Zimmer, den Flur hinunter und die Treppe hinab, den Fahrstuhl meidend, wo die Entdeckungsgefahr größer schien.
 

Nachdem er unentdeckt aus dem Krankenhaus entkommen war, wanderte er nun erneut ziellos durch die Straßen von Domino. Hier und dort fand er in einer Mülltonne etwas zu essen und trank Wasser aus einem Brunnen. Er hatte keinen Cent mehr in der Tasche und betteln wollte er nicht. Also musste er entweder auf der Stelle einen Job finden oder kläglich verhungern. Doch wer stellte schon einen schäbig aussehenden Obdachlosen ein?
 

Yami lief verzweifelt weiter durch die Straßen, bis er irgendwann von einer lauten Menschenmenge aus seinen trüben Gedanken geweckt wurde. Er blickte hinüber, konnte aber durch die vielen Leute wenig erkennen. Lediglich das modern aussehende, riesige Gebäude, vor dem sie standen, war weithin sichtbar. In großen Lettern stand darauf “Seto Kaibas Spielewelt”. Doch nun schaltete sich ein Bildschirm ein, der sich an der Wand des Gebäudes befand, um auch den weiter hinten Stehenden das Geschehen zu vermitteln und ein Lautsprecher verkündete:
 

“Meine Damen und Herren, und natürlich vor allem Kinder”, begann der Redner etwas umständlich, der mit seiner großen Sonnenbrille und dem schwarzen Anzug eher wie ein Leibwächter wirkte. “Die Kaiba-Corporation möchte Ihnen heute ein ganz besonderes Unternehmen vorstellen: Seto Kaibas Spielewelt - ein riesiges Gebäude von an die 3000 qm² mit den verschiedensten Spieleebenen- und Landschaften, auf jeder Etage eine neue Welt zu entdecken! So abwechslungsreich, dass einem nie langweilig wird. Hier findet jeder ein Spiel nach seinem Geschmack! Aber das ist noch nicht alles: Außerdem gibt es zwei besondere Höhepunkte - einer davon befindet sich buchstäblich in schwindeleregender Höhe und zwar auf der Dachplattform - nämlich unsere Duel-Monsters Arena voll ausgestattet mit der neuen Holografie-Technologie der Kaiba-Corporation!”

Die Menge staunte, klatschte und jubelte und vor allem die Kinder flippten aus und schrien als ginge es darum, den Weltuntergang zu begrüßen.
 

“Pft, was soll daran so toll sein?”, zuckte Yami die Schultern, konnte im Stillen jedoch nicht seine Anerkennung unterdrücken. Aber ihm waren andere Dinge jetzt wichtiger - sein Magen knurrte. Trotzdem blieb er stehen und hörte weiter zu. Warum wusste er selbst nicht so genau. Vielleicht wusste er einfach nicht, was er sonst tun sollte.

Der Redner hatte inzwischen weiter die Vorzüglichkeiten der Kaibarischen Spielewelt gepriesen und kam nun auf den zweiten Höhepunkt zu sprechen:
 

“. . . Im Keller befindet sich diese einmalige holografische Landschaft, die sich beliebig verändern lässt, in der man jetzt jedes Spiel, das man bisher nur an einem flachen Computerbildschirm oder mit einer Virtu-Brille spielen konnte, praktisch live erleben kann, als befände man sich wirklich in einer anderen Welt! Dies ist bisher einmalig weltweit, da holografische Technologie derart ausgefeilt bisher nur beim Militär eingesetzt wurde. Sie werden daher Zeugen einer Revolution der Spieletechnolgie, die damit ein nie gekanntes Ausmaß an virtuellem Erleben erreicht hat”, endete der Redner, die Menge klatschte begeistert und die Kinder tobten. Als sich die Leute wieder einigermaßen beruhigt hatten, fuhr der Mann fort:
 

“Als Höhepunkt der Eröffnung des heutigen Tages, findet ein - wie Sie sicher bereits aus den Medien erfahren haben - mehrstündiges Duel-Monsters Duell auf der Dacharena statt, dessen Gewinner gegen den Weltmeister Seto Kaiba antreten darf. Dem Sieger winkt dieser Pokal, den Sie bereits die ganze Zeit neben mir stehen sehen”, der Redner deutete kurz auf die Figur neben sich, die wie ein kleiner, weißer Drache aussah, “und freier Eintritt in Seto Kaibas Spielewelt für ein ganzes Jahr! Und sollte es dem Sieger des Turniers gelingen, sogar Seto Kaiba zu schlagen, so verspricht dieser, dem Gewinner jeden Wunsch zu erfüllen - mit Ausnahme der seiner Firma, natürlich”, witzelte der Redner und die Menge lachte.
 

Yami hatte bei den letzten Worten die Ohren gespitzt, als die Sprache auf den Preis fiel. Zu schade, dass es kein Geld zu gewinnen gab. Allerdings sah dieser Pokal auch sehr wertvoll aus. Wenn er den gewinnen könnte, würde er ihn verkaufen können und erstmal über die Runden kommen. Doch wie konnte er sicher sein, zu den Teilnehmern zu gehören? Hier waren so viele Leute anwesend, von denen sich sicher auch viele an dem Spiel beteiligen wollten, dass es unmöglich war, dass alle teilnehmen konnten. Er horchte auf, als plötzlich Seto Kaiba, der bisher nur stumm daneben gestanden hatte, als wolle er sich aus allem heraushalten, vortrat und über das Mikrofon an seinem Headset zu sprechen begann:
 

“Nun, auch ich begrüße Sie natürlich herzlich zur Eröffnung meiner Spielewelt. Sie fragen sich sicher, wer alles an dem heutigen Duel-Monsters Turnier teilnehmen wird.” Yami runzelte die Stirn. Kaiba machte in Original einen genauso arroganten Eindruck wie im Fernsehen und es schien, als würde er sich nur aus Notwendigkeit an das Publikum wenden und nicht, weil er wirklich Lust hatte, die Leute zu begrüßen.
 

“Das ist kurz erklärt”, fuhr er fort. “Die Teilnehmerzahl ist auf 100 beschränkt und wird durch das Los bestimmt. Die Lose können Sie in der Empfangshalle kostenlos erhalten, wo übrigens auch Getränke und Kuchen zur Verfügung stehen. Das Spiel beginnt um 14:00 Uhr. Nur diejenigen, die ein Los mit einer Zahl von eins bis hundert gezogen haben, werden Eintritt zur Dachterrasse erhalten.” Ein enttäuschtes “ohhh”, ging durch Menge, da wohl einige gehofft hatten, beim Spiel live zusehen zu dürfen.
 

Kaiba ließ sich nicht irritieren, erklärte das Gebäude für eröffnet und nahm ohne eine lange Zeremonie die große Schere zur Hand, die schon die ganze Zeit neben dem Pokal auf dem Tisch gelegen hatte, schnitt das große, rote Band durch, das um den Eingang des Gebäudes gespannt war und erklärte seine Spielewelt für eröffnet. Gerade noch rechtzeitig konnte er sich in Sicherheit bringen, bevor die Menge ihn überrannte. Es schien, als sei er plötzlich durch eine Geheimtür vom Erdboden verschwunden.
 

Yami wartete nun etwas ab, bis die meisten Leute das Gebäude betreten hatten und folgte anschließend. Neugierig sah er sich um und bevor er etwas anderes tat, stürzte er sich erstmal auf den kostenlosen Kuchen und die Getränke. Erst danach holte er sich an einem Stand ein Los. Dort musste er seinen Namen angeben und auch ein Foto machen lassen, da er keinen Ausweis hatte, um sicherzustellen, dass er sich nicht mehrere Lose abholte. Das wäre aber auch gar nicht nötig gewesen, da Yami Glück hatte und die Zahl 43 zog.
 

Ungefähr zwei Stunden vergingen mit Warten, in denen Yami sich dazu zwingen musste, nicht zuviel Kuchen zu essen, damit ihm hinterher nicht schlecht wurde. Dafür legte er sich aber einen Vorrat an, den er in Servietten wickelte und sich in die Manteltaschen stopfte. Nur für den Fall, dass er das Turnier nicht gewinnen würde, auch wenn er sehr gut in Duel-Monsters war, man wusste ja nie.
 

Endlich war es soweit, dass das Turnier begann. Die ersten Spiele waren so einfach, dass er dabei hätte schlafen und trotzdem gewinnen können. Nachdem aber die schlechtesten Teilnehmer ausgefiltert worden waren, musste er doch mehr Aufmerksamkeit auf das Spiel lenken. Aber selbst jetzt fiel es ihm noch leicht. Mit einem leichten Lächeln erinnerte er sich daran, wie er Zuhause immer stundenlang Duel-Monsters gespielt hatte und seine Eltern deswegen mit ihm geschimpft und ihn einen Nichtsnutz genannt hatten. Offenbar zahlte sich das lange Training jetzt doch aus.
 

Erst in den letzten Runden wurde Yami mal richtig gefordert. Trotzdem gelang es ihm, auch diese siegreich zu meistern, bis er mit seinem letzten Gegner im Finale stand.
 

“Na du Clown?”, sprach der ihn gleich frech an. “Was ist denn das für ‘ne schräge Frisur? Und überhaupt, bist du gerade aus dem Müll gestiegen?”, machte sein Gegner sich über ihn lustig.
 

Yami erwiderte jedoch nur gelassen: “Kannst du auch spielen oder nur dumm daherreden?” Der Junge mit den grünen Haaren und der mit Insektenfigürchen verzierten Brille wurde rot vor Ärger.
 

“Na gut, dir wird deine arrogante Art schon noch vergehen, du Punk!”, beruhigte sich der Junge jedoch schnell wieder und grinste frech. “Übrigens, man nennt mich Weevil Underwood, merk dir den Namen, du Pappnase, denn er wird dein Untergang sein!”, zeigte er mit dem Finger auf ihn.
 

“Nun, dann fang an”, erwiderte Yami ungerührt. Er konnte solche arroganten Typen nicht ausstehen, aber wozu sich über sie aufregen? Um ihre Streitlust zu befriedigen? Der würde eh gleich merken, dass Yami kein so leichter Gegner war, wie er dachte. Doch Yami merkte zu seinem Leidwesen, dass Weevil nicht nur große Töne spucken konnte, sondern auch sehr gut spielte. Viel besser als all die anderen Duellanten hier. Kurz darauf erfuhr er auch, weshalb: Weevil war beim letzten Landesturnier zweitbester - nach Seto Kaiba - geworden, wie er durch den Moderator ihres Spieles erfuhr, der das Duell für die vielen Zuschauer um sie herum und das Fernsehen kommentierte.
 

Hinzu kam noch, dass Yami nur wenige sehr gute Karten, wie zum Beispiel den Schwarzen Magier, besaß. Der Rest war eher durchschnittlich bis nicht erwähnenswert. Weevil dagegen schien sein Deck mit Superkarten nur so gespickt zu haben. Da half wohl nur ein Trick weiter, dachte sich Yami, nachdem der Anfang des Duells so schlecht für ihn verlaufen war.
 

Bald kam jedoch ein Punkt, an dem nicht nur die Zuschauer, sondern auch er selbst zu zweifeln begann, ob es überhaupt noch möglich war, zu gewinnen. Verzweifelt besah er sich noch einmal alle Karten, die er auf der Hand hatte und machte sich klar, was für ihn auf dem Spiel stand. Für Weevil mochte es nur um den Rum und den Preis gehen, aber das war nicht lebenswichtig für ihn. Yami selbst wusste allerdings keinen anderen Ausweg mehr - wenn er hier nicht gewann, wie sollte er dann über die Runden kommen? Nach Hause zurückkehren würde er auf keinen Fall, lieber wollte er sterben.
 

Er konzentrierte sich ganz auf das Spiel und Weevil begann schon, ihn zu verspotten und zum Aufgeben zu bewegen, da er so lang überlegte. Dann jedoch kam ihm eine Erleuchtung. Er machte einen Spielzug, der scheinbar keinen Sinn ergab und nur seine Verteidigung in der nächsten Runde noch aufrechterhalten würde.
 

“Man, was bist du für ein Jammerlappen?”, spottete Weevil. “Hast noch nicht mal die Größe, aufzugeben, wenn dein Spiel schon so gut wie verloren ist!”
 

“Wir werden ja sehen, wer hier verliert”, gab sich Yami scheinbar selbstsicher und verschränkte die Arme vor der Brust.
 

Seto Kaiba beobachtete derweil das Duell interessiert. Konnte der Neuling etwa noch mit einer Überraschung aufwarten, oder spuckte er nur große Töne? Die einzige Chance, die er selbst sah, würde eine Riesenportion Glück und Können erfordern. Kaiba zuckte die Schultern. Der Neue hatte eigentlich so gut wie verloren. Warum sah er eigentlich noch zu und gönnte sich nicht noch eine kleine Pause, bis er selbst gegen den Sieger antreten musste?
 

Entgegen seinen Gedanken richtete sich sein Blick jedoch wieder zur Arena. Er musste ja zugeben, dass es ihm lieber gewesen wäre, wenn er nicht gegen Weevil Underwood spielen müsste. Dieser lausige Insektenfan war ihm einfach zuwider. Außerdem hatte er ihn vor ein paar Wochen schon mal geschlagen, das würde ziemlich langweilig werden.
 

Kaiba, sowie die meisten anderen Zuschauer, staunten nicht schlecht, als Yami doch noch ein Ass aus dem Ärmel zauberte und das mit Hilfe des Schwarzen Magiers. Diese Karte allein hätte aber noch nicht gereicht, um Weevil zu besiegen, doch eine Zauberkarte stärkte den Magier und eine weitere lockte den Gegner in die Falle. In der nächsten Runde brauchte Yami nur noch angreifen und dem Spiel ein Ende setzen.
 

Weevil hoffte, doch noch eine gute Karte zu ziehen, die ihn retten würde. Doch leider vergebens. Niedergeschlagen und erschrocken, da ihn schon ewig niemand mehr geschlagen hatte - außer dem Weltmeister Seto Kaiba - ließ er beinahe seine Karten fallen und sah so aus, als würde er gleich in Tränen ausbrechen. Doch er riss sich zusammen und fluchte stattdessen auf Yami und schwor ihm fürchterliche Rache.
 

Seto Kaiba lächelte leicht - etwas, was er nur selten tat. Dieser Yami hatte es dem Volltrottel ja ganz schön gezeigt. Gegen ihn selbst hatte er natürlich keine Chance, aber vielleicht würde es ja wenigstens ein interessantes Duell werden.
 

Yami dagegen konnte sein Glück noch kaum fassen. Für ihn zählte nur, dass er den Pokal gewonnen hatte und weiterverkaufen konnte, um die nächsten Tage zu überleben und sich ordentlich einzukleiden, damit ihn jemand nach einem Vorstellungsgespräch auch einstellte und nicht als Penner einstufte. Da er erst sechzehn war, würde er sich aber dennoch etwas einfallen lassen müssen, da Kinderarbeit ja verboten war.
 

Allerdings kam ihm jetzt auch wieder in den Sinn, was demjenigen winkte, der Seto Kaiba schlagen konnte: Derjenige bekam einen Wunsch von dem jungen Firmenchef erfüllt. Yami fragte sich, warum jener keinen konkreteren Preis genannt hatte. Immerhin könnte er sich da alles Mögliche wünschen, wenn er gewann, oder nicht? Fürchtete Kaiba nicht, dass man das ausnützen könnte? Oder war er einfach so sicher zu gewinnen, dass es ihm egal war?
 

Jetzt war jedenfalls erstmal eine halbe Stunde Pause und Yami nutzte diese, um seinem schon wieder knurrenden Magen einen kleinen Imbiss zuzuführen - bloß nicht zuviel, damit er gleich noch denken konnte - und sich auf der Toilette das Gesicht zu waschen. Das war gar nicht so einfach, da ihn nach dem gewonnenen Turnier eine ganze Menge Leute von allen Seiten bestürmten und alles Mögliche von ihm wollte. Bevor die Pause um war, schaffte er es noch gerade so, ein Schlupfloch zu finden und dem Trubel zu entkommen.
 

Das anschließende Spiel gegen Seto Kaiba verlief wie im Traum. Yami konnte es noch gar nicht fassen, gegen den Weltmeister spielen zu dürfen. Das hätte er sich bis vor kurzem nie erträumen lassen, da ihm seine Eltern immer verboten hatten, seine Zeit mit solch “lächerlichen” Turnieren zu verschwenden. Und nachdem er ausgerissen war, hatte er wahrlich andere Sorgen gehabt. Er bekam das Spiel nur halb mit, machte alles wie automatisch.
 

Seto Kaiba redete - abgesehen von ein paar ziemlich arroganten Bemerkungen - auch nicht viel, als dass er Yami aus seinen Gedanken gerissen hätte. Umso verwunderlicher war es, als er plötzlich aus seiner Trance erwachte und die Chance in seiner Hand sah, um Seto Kaiba zu schlagen. Gerade noch rechtzeitig, beinahe hätte er das doch glatt übersehen und die einmalige Gelegenheit vertan.
 

Er hatte nämlich noch die fünf Teile von Exodia im Deck, die ihm sein Großvater geschenkt hatte, bevor er an einem Herzinfarkt gestorben war. Bisher waren sie ihm als nutzlos, ja geradezu als Ballast erschienen, da man sie einzeln so gut wie nicht verwenden konnte und die Chance, sie alle auf einmal in der Hand zu haben, verschwindend gering war. Doch hatte er sich einfach nicht von der letzten Erinnerung an seinen Großvater trennen können. Und jetzt, da hatte er plötzlich alle fünf Teile von Exodia auf einmal auf der Hand! Damit hatte er automatisch das Spiel gewonnen. Er konnte es kaum fassen!
 

“Was ist? Weißt du nicht mehr weiter? Kein Wunder, aus dieser Situation gibt es keinen Ausweg, du solltest besser aufgeben, bevor du dich noch blamierst!”, forderte Seto Kaiba ihn herablassend auf, vor sich drei Weiße Drachen mit Eiskaltem Blick aufgerichtet.

Yami blickte auf und seine Augen funkelten. “Bricht er jetzt in Tränen aus?”, fragte sich Kaiba genervt, bis er erkannte, dass es Triumph war, der ihm entgegenblitzte. Irritiert fragte er sich, was das bedeuten könnte, war es doch unmöglich, ihn jetzt noch zu besiegen.
 

“Kaiba, ich halte in meiner Hand”, während er sprach, legte Yami seine fünf Exodia-Teile auf das Spielfeld, um sie durch das Holografiesystem projizieren zu lassen, “den Sieg.” Mit diesen Worten war die letzte Exodia Karte platziert und das einzigartige Monster erschien auf dem Feld.
 

“Nein!” Kaiba ließ seine Karten fallen. “Das kann nicht wahr sein!” Mit offenem Mund sah er zu, wie seine drei weißen Drachen vernichtet wurden und sein Punktekonto damit auf Null fiel. Stille. Die Zuschauer konnten nicht fassen, dass soeben der Weltmeister geschlagen worden war, hatte doch niemand damit gerechnet. Auch mit dem Aufruf von Exodia hatte niemand gerechnet, da dieser nur äußerst selten gelang. Nach einem endlosen Moment des Schweigens, brach das Publikum jedoch in frenetischen Jubel aus und feierte den neuen Weltmeister.
 

Seto Kaiba war immer noch fassungslos und weiß wie eine Wand. Dabei war doch alles ganz harmlos gewesen - er hatte bloß ein nettes kleines Turnier zu Werbezwecken für die Eröffnung seiner neuen Spielewelt veranstalten wollen. So eines von diesen harmlosen Turnieren, die er im Handumdrehen gewann. Das alles war doch bloß ein Spaß gewesen! Und jetzt sollte er plötzlich seinen Weltmeistertitel verloren haben? Das dürfte einfach nicht wahr sein! Das war ein böser Alptraum! Jetzt kam ihm in den Sinn, dass er zu allem Überfluss auch noch versprochen hatte, dem Gewinner jeden Wunsch - außer seiner Firma - zu erfüllen.
 

Nachdem er sich wieder einigermaßen von seinem Schreck erholt hatte, stieg Kaiba nun die Zornesröte ins Gesicht. Doch er musste sich beherrschen, um keinen schlechten Eindruck in der Öffentlichkeit zu machen, weshalb er sich zurückhielt. Bebend vor Wut, aber äußerlich halbwegs charmant, presste er eine Gratulation hervor und erkundigte sich, was Yami sich denn wünsche.
 

Yami, der gar nicht mit diesem Sieg gerechnet hatte, überlegte einen längeren Moment. Sollte er sich nun viel Geld wünschen? Und wie viel könnte er verlangen? Oder sollte er besser…?
 

“Seto Kaiba, ich weiß, mein Wunsch ist ungewöhnlich”, begann er nun, woraufhin sich Angesprochener schon die schlimmsten Horrorszenarien ausmalte. “Ich möchte gern eine Anstellung in Ihrer Firma haben. Und zwar für mindestens ein Jahr.” Wieder schwieg die Menge vor Verblüffung. Wieso wünschte sich dieser Junge denn einen Job und nicht Geld oder einen tollen Preis?
 

Kaiba kämpfte ebenfalls mit seiner Verwirrung. War der Junge denn blöd, oder was sollte das? Nein, so dumm konnte er nicht sein, denn dann hätte er ihn nicht geschlagen. Aber immerhin, das rettete ihn aus der Patsche. Wenn der so bescheiden war… Außerdem war das doch eine gute Werbung für seine Firma. Kaiba grinste fies. Dieser Yami würde noch sein blaues Wunder erleben.
 

“Also gut”, erklärte er. “Versprochen ist versprochen. Du wirst eine Anstellung in meiner Firma bekommen. Du kannst gleich morgen anfangen”, lachte Kaiba. Aber es war ein Lachen, welches Yami ganz und gar nicht geheuer war. Vielleicht hätte er sich doch besser einen anderen Preis gewünscht? “Bis dahin werde ich mir schon einen entsprechenden Job für dich ausgesucht haben. Komm um 20:00 Uhr in mein Büro im Erdgeschoss, dann sage ich dir, wann und wo du dich morgen einzufinden hast!”, befahl er hochnäsig.

Der neue Job

Hallo,

also, es ist wieder Wochenende und somit lade ich ein neues Kapitel hoch.

Vielen Dank für eure netten Kommentare, ich hab mich gefreut^^.

Ich hoffe, dieses Kapitel gefällt euch auch und wünsch euch viel Spaß damit.
 

Am nächsten Morgen fand sich Yami auch schon in der Kaiba-Corporation ein. Jedoch war er nicht der einzige, denn eine Menge Reporter wollte ebenfalls mit dabei sein, wenn er seinen neuen Job bei Kaiba antrat. Diese versuchten nun, ihn auszuquetschen und herauszufinden, warum er sich ausgerechnet einen Arbeitsplatz gewünscht hatte und wie er sich das denn vorstellte. Yami blieb zwar höflich, schwieg jedoch eisern.
 

Kurz darauf kam auch Kaiba zum Tor seiner Firma, um seinen neuen Angestellten abzuholen. Normalerweise hatte er für solche Arbeiten ja andere Hilfskräfte, doch in diesem speziellen Fall kam er lieber persönlich. Man musste ja verhindern, dass die Medien einen falschen Eindruck bekamen, sondern viel mehr genau den richtigen.
 

Er bat die Reporter ebenfalls herein und sorgte für eine kleine Führung. Anschließend erklärte er, dass er Yami zu seinem persönlichen Assistenten ausbilden wolle und dass sein bisher einziger persönlicher Assistent Roland sich schon darauf freue, seine Erfahrungen an ihn weiterzugeben.
 

Nach geschlagenen zwei Stunden verabschiedete er die Reporter endlich mit einem aufgesetzt wirkenden Lächeln, welches sogleich von ihm abfiel, als die Presseleute verschwunden waren. Mit einem Blick, der Yami ahnen ließ, dass seine Entscheidung vielleicht doch nicht die beste gewesen war, wandte er sich nun um und brachte ihn in ein Zimmer, wo er erst mal warten sollte.
 

Einige Zeit später kam eine Putzfrau mit kompletter Ausrüstung herein und wandte sich an ihn:
 

“Bist du Yami?”
 

“Ja”, erwiderte er verwirrt. Was wollte denn die Putzfrau von ihm?
 

“Gut, dann nimm erst mal das hier”, drückte sie ihm plötzlich einen Besen in die Hand. “Mein Name ist Emma Noris. Ich soll dir zeigen, wie das hier läuft und wie du alles ordentlich sauber hältst. Also, Arbeitszeiten sind von sechs bis zwölf oder von zwölf bis achtzehn Uhr, je nach dem, welcher Schicht du zugeteilt wirst. Das klären wir dann später noch. Pause gibt es eine halbe Stunde, die du nehmen kannst, wann du willst, nur nicht gerade gleich morgens, wenn die Toiletten geputzt werden müssen. So, jetzt fangen wir erstmal an, die Zimmer auf diesem Stockwerk zu fegen, denn die Toiletten habe ich heute Morgen schon gemacht.”
 

“Ähm, ich glaube, hier liegt ein Missverständnis vor”, bemerkte Yami, nachdem er erstmal verblüfft dieser Ansprache gelauscht hatte.
 

“Oh, nein, kein Missverständnis. Ich weiß, Herr Kaiba hat gesagt, er wolle dich zu seinem persönlichen Assistenten ausbilden. Unter uns, aber sag es nicht weiter, er ist ein fieses Arschloch”, erklärte sie im Flüsterton. “In Wirklichkeit will er sich nämlich an dir rächen, weil du ihm den Weltmeistertitel in Duel-Monsters abgenommen hast. Deshalb der Putzjob. Und wenn du jetzt abhauen willst, dann kann ich das voll und ganz verstehen.” Auf diese Eröffnung hin, war Yami erstmal sprachlos, dann sauer. Aber trotzdem meinte er dann:
 

“Nein, ich werde nicht abhauen, denn vorher werde ich mit Kaiba noch etwas klären!”, verkündete er und drückte der Putzfrau den Besen in die Hand, bevor er mit energischen Schritten verschwand.
 

“Sag mal, Kaiba, was hast du dir dabei gedacht!”, verlangte Yami zu wissen, nachdem er unangemeldet in das Büro seines neuen Chefs gestürmt war. “Willst du mich für dumm verkaufen, dass du mich als Putzmann einsetzt?”
 

“Ah, Yami”, stellte Angesprochener, gelassen hinter seinem Schreibtisch sitzend, fest. “Lass mich raten, dein neuer Job gefällt dir nicht. Was für ein Glück für dich, dass du jederzeit kündigen kannst.”
 

“Oh, nein. So läuft das mit mir nicht, Kaiba”, erwiderte Yami wütend. “Was meinst du, was passiert, wenn ich einige von diesen Reportern, die vorhin hier waren, anrufe und ihnen mitteile, was für eine Show du hier abziehst?”
 

“Das wirst du nicht wagen!”, fauchte Kaiba böse.
 

“Und ob ich das werde”, versprach Yami.
 

“Na gut!”, brummte Kaiba, schmiss die Akte beiseite, die er bis eben in der Hand gehalten hatte und stand von seinem Stuhl auf. “Meinetwegen spielen wir das Spiel zu Ende. Aber lass dir eines gesagt sein, wenn du wirklich mein persönlicher Assistent werden willst, wird das zehnmal härter als jeder Putzjob. Du wirst arbeiten, arbeiten und noch mal arbeiten dabei gut sein, verdammt gut, sonst ist diese Sache schneller für dich vorbei, als du dich umgucken kannst. Wenn du dazu bereit bist”, nun stand Kaiba direkt vor Yami und hatte einen Blick drauf, als wolle er ihn gleich fressen, “dann kannst du gerne mit deiner Ausbildung anfangen.” Wenn er jetzt allerdings gedacht hatte, Yami würde aufgeben, sah er sich getäuscht.
 

“Egal, was du sagst, so leicht gebe ich nicht auf. Ich werde es schaffen, egal, wie hart du mich arbeiten lässt.”, erwiderte er Kaibas Blick, ohne mit der Wimper zu zucken. Jener lächelte nun zu Yamis Verblüffung.
 

“Gut, dann wäre das ja geklärt. Und da ich heute noch einiges zu tun habe, werden wir mit deiner Ausbildung erst morgen früh anfangen.” Yami war einerseits erleichtert, dass er es geschafft hatte, sich durchzusetzen, aber andererseits dachte er nun an die Brücke, unter der er wieder würde schlafen müssen. Denn das Geld, das er für den Pokal bekommen hatte, hatte leider nur für neue Kleidung, Essen und Eintritt ins Badehaus ausgereicht, aber nicht für einen Schlafplatz. Daher wäre es ihm lieber gewesen, gleich mit dem Arbeiten anzufangen und am besten noch die Nacht durchzuarbeiten, damit er bloß nicht wieder in die Kälte hinausmüsste.
 

“Was ist, du kannst gehen!”, winkte Kaiba genervt aussehend.
 

“Nein!”,
 

“Bitte?”, hatte ihm sein neuer Angestellter eben gerade widersprochen? Der junge Firmenchef glaubte, seinen Ohren nicht trauen zu können. So ein frecher und selbstbewusster Bengel war ihm ja noch nie untergekommen.
 

“Ich möchte lieber gleich mit der Arbeit anfangen. Wenn du heute noch keine Zeit hast, mich einzuweisen, dann schaue ich eben nur zu und lerne dabei.”
 

“Hm, so fleißig? Du überraschst mich immer mehr. Trotzdem wirst du erst morgen anfangen, und damit basta.”
 

“Gut, bis morgen”, wandte sich Yami enttäuscht ab. Die Brücke schien bereits nach ihm zu rufen. Als er schon fast zur Tür raus war, meinte Kaiba noch:
 

“Übrigens, ganz schön vorlaut, mich einfach zu duzen.”
 

“Du hast doch damit angefangen”, erwiderte Yami. “Sollen wir jetzt wieder zum ‘Sie’ zurückkehren?” Kaiba winkte ab.
 

“Ach was, hier siezen mich sowieso alle. Du bist der erste, der sich getraut hat, mich so anzusprechen”, lächelte Kaiba ehrlich beeindruckt, “und außerdem einfach in mein Zimmer reinzuplatzen. Letzteres wirst du übrigens nie wieder tun, sonst gib es mächtigen Ärger, damit wir uns verstehen.”
 

“Klar doch, Chef!”, salutierte Yami spielerisch und verließ Kaibas Büro. Irgendwie wurde er aus dessen Verhalten nicht so richtig schlau. Einerseits war er sauer auf ihn, weil er ihm den Weltmeistertitel geklaut hatte, aber andererseits schien er Yami doch irgendwie sympathisch zu finden, oder bildete er sich das nur ein?
 

Doch was sollte er bis morgen tun und überhaupt die ganzen Nächte des kommenden Monats, da ihm sein Geld natürlich erst am Monatsende ausgezahlt werden würde? Vielleicht konnte er Kaiba ja überreden, ihm seinen Lohn täglich bar auszuzahlen, nur solange, bis er über die Runden kam. Doch wie sollte er das begründen, ohne seine missliche Lage preiszugeben? Und überhaupt - plötzlich fiel es Yami siedendheiß ein - was wenn Kaiba herausfand, nein, es war sicher, dass er es erfuhr, dass Yami noch nicht volljährig war?

Kaiba selbst hatte, wie er wusste, zwar auch schon vor seinem achtzehnten Lebensjahr gearbeitet, doch hatte er wegen seiner Firma und weil sein Adoptivvater nun auch tot war, wahrscheinlich eine Ausnahmegenehmigung bekommen. Yamis eigene Eltern lebten aber noch und würden ganz bestimmt nicht zustimmen, dass er hier arbeitete. Außerdem durften sie auf keinen Fall erfahren, wo er war. Was sollte er nur tun? Verzweifelt schlurfte er durch die Gänge der Kaiba-Corporation und starrte dabei den Boden an.
 

Als der Gang vor einer Wand endete, schreckte er gerade noch rechtzeitig hoch, kurz bevor er dagegen gelaufen wäre. Irritiert blickte er sich um. Wo war er denn hier gelandet? Vorher war er jedenfalls noch nicht hier vorbeigekommen und auch bei der Führung am Morgen hatte er diesen Ort nicht betreten. Neben der Wand, vor der er stand, befand sich das Treppenhaus und rechts von ihm ein großes Fenster mit einer tollen Aussicht auf die Stadt, wie er gerade feststellte, und zwei große Töpfe mit Pflanzen daneben. Dieser Teil des Firmengebäudes war ziemlich menschenleer. Das brachte Yami plötzlich auf eine Idee.
 

Er ging auf die anscheinend wenig benutzte Treppe - da bei diesem riesigen Gebäude wohl die meisten Leute den Fahrstuhl bevorzugten - zu und lief auf den in schönem, hellen Marmor gehaltenen Stufen nach oben. In jedem Stockwerk kam er an einem großen Fenster mit Pflanzen davor vorbei. Ja, selbst dieses Treppenhaus kam Yami wohnlicher vor, als sein Platz unter der Brücke - und wärmer.
 

Auf einem Stockwerk musste er sich vorsehen, da ihm ein paar Leute entgegen kamen, die die Stufen nicht scheuten. Eine Versteckmöglichkeit gab es nicht, also tat er einfach so, als gehöre er hierher. Es wurden ihm zwar wegen seines Aussehens ein paar schiefe Blicke zugeworfen, aber keine Fragen gestellt. Schließlich hatte er ja noch seinen Besucherausweis, den er solange behalten sollte, bis er einen dauerhaften bekam, anstecken. Also würde seine Anwesenheit hier schon seine Richtigkeit haben.
 

Weiter ging es, bis Yami das oberste Stockwerk erreicht hatte. Dort, stellte er fest, gab es noch einen Weg, der aufs Dach führte. Die Tür dorthin war aber verschlossen. Yami beschloss, sich hier irgendwo ein Versteck zu suchen, wo er übernachten könnte. Am besten suchte er sich erstmal eine Toilette, wo er sich so lange verstecken konnte, bis die meisten Leute das Gebäude verlassen haben würden. Hoffentlich fand er danach ein nicht abgeschlossenes Büro, in dem er die Nacht verbringen konnte. Wenn nicht, musste er eben mit einem versteckten Winkel auf dem Korridor vorlieb nehmen.
 

Seto Kaiba war unterdessen recht guter Dinge und nippte an seinem Nachmittagskaffee. Vor ihm räusperte sich Roland, der gerade das Büro betreten hatte.
 

“Und, Kaiba-Sama, ist alles zu Ihrer Zufriedenheit abgelaufen, was den jungen Mûto betrifft?”
 

“Ja, sogar noch besser als ich dachte, Roland. Dieser Junge hat nicht nur was im Kopf, sondern weiß sich auch durchzusetzen. Das gefällt mir. Hätte er nämlich klein beigegeben und den Putzjob gemacht oder wäre sogar abgehauen, hätte ich ihn als meinen persönlichen Assistenten nicht gebrauchen können. Dazu braucht es nämlich auch eine Portion Mut, nicht wahr, Roland?”
 

“Aber, Kaiba-sama!”, protestierte jener.
 

“Ach, so. Nein, du brauchst dir keine Sorgen zu machen, dass er dich irgendwann ablösen wird. Du bist doch unersetzlich, das weißt du doch hoffentlich”, erriet Kaiba den Gedanken seines Angestellten.
 

“Danke, Kaiba-sama, das weiß ich sehr zu schätzen.”
 

“Nur wirst du mich, im Gegensatz zu diesem frechen Bengel, niemals duzen”, lachte der junge Firmenchef.
 

Yami musste einmal kurz niesen. Diese Ecke, die er sich als Versteck gesucht hatte, war aber auch ganz schön staubig. Wenn er das so sah, glaubte er gern, dass diese Firma mehr Reinigungspersonal benötigte. Aber das Glück dabei war, dass diese Ecke immer noch besser als die Toilette war. Sie war genauso einsam und verlassen wie schmutzig und sah so aus, als hätte sie schon seit einer Ewigkeit keiner mehr betreten. Die Büros in diesem abgelegenen Korridor schienen unbenutzt und verlassen. Abgeschlossen waren sie aber leider dennoch.
 

Yamis Magen knurrte heftig und begann schon wehzutun, vor lauter Hunger. Wo sollte er jetzt etwas zu Essen her bekommen?
 

Er wartete noch eine Weile, bis die Leute fast alle Feierabend machten und schlich sich dann durch die Gänge, wo er schließlich zu seinem Glück einen Süßigkeitenautomaten fand. Was dort drin war, sah zwar alles ziemlich ungesund aus, aber das war Yami momentan ziemlich egal. Hauptsache, etwas Essbares. So verzog er sich mit ein paar Schokoladenriegeln und trockenen Brezeln wieder in seine Ecke, nachdem er sich auf der Toilette noch mit Wasser versorgt hatte. Nach seinem Leben auf der Straße ekelte er sich weniger vor Bakterien. Im Gegenteil, auf dieser Toilette sah alles noch sauberer aus, als er es in letzter Zeit gewohnt gewesen war.
 

Zwei Stunden später knurrte Yamis Magen schon wieder. Dieses Automaten-Zeugs hielt aber auch wirklich nicht lange an, besonders nicht, wenn man so ausgehungert war, wie unser junger Ausreißer.
 

Auch das restliche Gebäude hatte sich in der Zwischenzeit ziemlich geleert und so nutzte Yami die Chance und schlich sich in ein Büro, das gerade leer war, aber nicht verschlossen. Dabei lief einer der Computer und eine Tasche sowie Jacke waren noch da, kurz: es sah so aus, als könne der Angestellte, der mormalerweise an diesem Platz saß, jeden Augenblick zurückkommen.
 

Und als hätte jemand Yamis hungrigen Magen gehört und Mitleid mit ihm gehabt, fand er auf dem Tisch einen großen Hamburger, von dem erst einmal abgebissen worden war. Hastig blickte der Junge sich um, schnappte den Hamburger und verschwand blitzschnell auf den Flur.
 

Der Angestellte guckte nicht schlecht, als er mit der Tasse Kaffee zurückkam, die er sich gerade geholt hatte.
 

“Nanu? Wo ist denn mein Hamburger? Der kann doch keine Beine bekommen haben”, irritiert suchte er in der näheren Umgebung nach seinem Essen, fand es aber auch dort nicht. “Dieses verdammte Reinigungspersonal!”, fluchte der Mann, in der Annahme, sein Hamburger wäre entsorgt worden. “Erst verschleppen sie meine Kartons, obwohl da noch Sachen drin sind, die ich brauche und jetzt wird man schon des Essens beraubt!”
 

Yami leckte sich währenddessen alle zehn Finger und hätte noch gut zehn von diesen Dingern in sich reinstopfen können. Aber fürs erste war er doch einigermaßen satt. Zufrieden rollte er sich zusammen und versuchte zu schlafen.

Schlafprobleme

Hallo ihr Lieben,

hier kommt schon wieder das nächste Kapitel.

Dankeschön an die, die bis jetzt dabeigeblieben sind^^. Dieses Kapitel ist noch nicht besonders spannend, aber später wird es interessanter (hoffe ich).
 

“Du siehst aber ziemlich zerknittert aus”, stellte Kaiba am nächsten Morgen fest, als Yami wieder vor ihm stand. Er konnte ja nicht ahnen, wo sein frisch gebackener Angestellter die Nacht verbracht hatte. Dieser lächelte etwas verlegen und fuhr sich noch mal kurz durch die Haare, was aber genauso wenig brachte, wie vorhin, als er seine Finger als Kamm benutzt hatte. Zu dumm, dass seine Haare auch immer so abstehen mussten.
 

“Na ja, egal. Tatsache ist jedoch, dass wir ein Problem haben”, wandte sich Kaiba dem Fenster zu, während er an seinem Schlips zupfte, als wäre er ihm zu eng. “Ich habe nämlich festgestellt, dass du erst sechzehn bist”, damit drehte er sich wieder zu Yami um und musterte ihn mit stechendem Blick. So ein Mist aber auch! Das hätte er sich ja denken können, dass er früher oder später aufliegen würde.
 

“Ich brauche also eine Einverständniserklärung deiner Eltern, damit du hier arbeiten darfst”, damit legte er ihm ein Papier vor. “Hier. Und komm erst wieder, wenn du die Unterschrift hast.”
 

“Aber ich… Das geht nicht.”
 

“Und wieso nicht?”, erkundigte sich Kaiba leicht genervt.
 

“W-weil ich keine Eltern habe”, erwiderte Yami. Okay, eigentlich war das gelogen, aber theoretisch waren seine Eltern für ihn wirklich gestorben. Seit jener Zeit, als… Yami bis sich auf die Zunge, um sich abzulenken und nicht daran denken zu müssen.
 

“So?”, Kaiba zog skeptisch eine Augenbraue hoch. “Dann musst du eben die Unterschrift deines Vormunds einholen. Den wirst du doch haben, oder?”
 

“Äh”, machte Yami etwas hilflos. Was sollte er denn jetzt tun? Er brauchte doch unbedingt einen Job.
 

“Nun, keine Unterschrift, kein Job”, erklärte Kaiba ungerührt. “Also, entscheide dich und tu es schnell, denn für Hinhalte-Spielchen habe ich keine Zeit.” Yami überlegte fieberhaft, doch leider wollte ihm auf die Schnelle keine Lösung einfallen. Gab es denn wirklich keine Möglichkeit?
 

“Gut, ich melde mich wieder”, nahm er schließlich das Formular mit der Einverständniserklärung von Kaiba entgegen und beschloss, sich später etwas einfallen zu lassen.
 

Mit trübem Blick und eingepackt in seine dicke, braune Jacke, stand Yami am Flussufer neben der Brücke - ein Ort, wo sich nur selten Menschen hin verirrten, es sei denn, es handelte sich um Obdachlose wie ihn selbst.
 

Was sollte er jetzt tun? Die Unterschrift seiner Eltern fälschen und sagen, dass er gelogen hatte, als er behauptete, sie seien tot? Oder würde Kaiba dies nachprüfen lassen und er auffliegen? Aber immerhin kam es auf einen Versuch an. Wenn er es gar nicht probierte, dann hatte er schon verloren. Wenn Kaiba dagegen die Wahrheit herausfand, konnte er auch nicht mehr tun, als ihn rauszuschmeißen und Yami erginge es nicht schlimmer als jetzt.
 

Doch dann kam ihm ein schrecklicher Gedanke: Was war, wenn Kaiba ihn nicht nur rausschmiss, sondern auch noch seine Eltern oder das Jugendamt benachrichtigte? Dann säße er ganz schön im Schlamassel, es sei denn, er schaffte es rechtzeitig, sich aus dem Staub zu machen.
 

Wieder dachte Yami daran, dass er sich auch gleich an das Jugendamt wenden könnte. Dort würde man ihn wohl kaum zu seinen Eltern zurückschicken, wenn er ihnen die Wahrheit erzählte. Doch dann erinnerte er sich wieder daran, was das letzte Mal passiert war, als er versucht hatte, seinem besten Freund Joey davon zu erzählen:

Seine Kehle war wie zugeschnürt gewesen und er hatte keinen Ton herausgebracht, so sehr er es auch versucht hatte. Dieser Zustand hatte den ganzen Tag angehalten - noch nicht mal etwas zu Essen hatte er hinunterbekommen. Wenn er es schon nicht schaffte, mit seinem besten Freund zu reden, wie sollte er es dann erst fremden Leuten vom Jugendamt sagen? Außerdem schämte er sich so unsagbar, dass es regelrecht wehtat. Lieber wollte er den Rest seines Lebens auf der Straße verbringen, als jemals darüber zu reden und damit daran erinnert zu werden.
 

Trotzdem, auch wenn er riskierte, dass seine Eltern herausfanden, wo er sich aufhielt, so wollte er doch versuchen, den Job bei Kaiba zu bekommen.
 

Am nächsten Tag war es so weit. Yami hatte die Unterschriften seiner Eltern gefälscht und hoffte inständig darauf, dass Kaiba die Sache nicht überprüfen und ihm einfach glauben würde.
 

“Ich dachte, deine Eltern wären tot”, zeigte sich Kaiba überrascht, in dessen Büro er sich wieder befand, während der Firmenchef eine Tasse Kaffee schlürfte und einen Schokomuffin unbeachtet neben sich liegen hatte, dem Yami einen sehnsuchtsvollen Blick zuwarf, da er schon wieder so großen Hunger hatte.
 

“Das war nur im übertragenen Sinne gemeint, weil meine Eltern mich so sehr enttäuscht haben, dass sie für mich gestorben sind”, erklärte Yami mit Bitterkeit in seiner Stimme. Selbst bei diesem einfachen Satz, fiel es ihm schwer, ruhig zu bleiben. “Aber immerhin haben sie mir die Erlaubnis gegeben, hier zu arbeiten. Nicht etwa, weil ihnen wichtig ist, was ich mache, sondern weil es ihnen schlicht egal ist.”
 

“Nun ja, deine Familienprobleme brauchen mich ja nicht zu interessieren”, erklärte Kaiba abweisend. “Wichtig ist, dass du nun mit der Arbeit anfangen kannst.” Er betätigte die Sprechanlage auf seinem Schreibtisch und bat seinen Assistenten Roland herein, der Augenblicke später auch schon im Büro erschien.
 

“Was kann ich für Sie tun, Kaiba-sama?”, erkundigte er sich höflich.
 

“Dieser junge Mann hier möchte etwas über unsere Firma erfahren und was er als mein persönlicher Assistent zu tun haben wird. Bitte zeig ihm alles. Für den ersten Tag wird er nämlich bei dir bleiben. Morgen kümmere ich mich dann um ihn. Das heißt, sofern er bis dahin alles begriffen hat, was du ihm gezeigt hast. Aber unser Kleiner hier ist ja ein schlaues Kerlchen, was?”, meinte Kaiba mit einem leicht spöttischen Lächeln. Yami wäre am liebsten aufgebraust und hätte ihm die Meinung gegeigt, doch hielt er sich zurück, da er ja seinen Job behalten wollte und das möglichst ohne mit dem Chef auf Kriegsfuß zu stehen. Also schluckte er seine Wut runter. So schlimm war es nun auch wieder nicht, was Kaiba gesagt hatte.
 

“Nach diesem Schnuppertag werden wir morgen auch deinen Arbeitsvertrag, oder besser gesagt, Ausbildungsvertrag, unterschreiben”, erklärte Kaiba abschließend.
 

Der restliche Tag endete in ziemlicher Langeweile. Es war zwar nicht so, dass Roland nichts zu tun hätte, im Gegenteil, er hatte alle Hände voll. Aber gerade das führte dazu, dass er keine Zeit für Yami übrig hatte, obwohl er sich ehrlich bemühte. Jedenfalls stand Yami die ganze Zeit nur neben ihm oder hetzte hinter ihm her und durfte bei dessen Arbeit zugucken, was nicht gerade interessant war, da Roland alles Mögliche für Kaiba organisierte, wofür Yami aber - mangels Erklärung - wenig Verständnis bekam. Langsam bekam er das Gefühl, dass Kaiba ihn absichtlich so abspeisen wollte, damit er möglichst schnell aufgab und wieder verschwand, am besten noch vor Unterzeichnung des Vertrags. Aber da kannte er Yami schlecht.
 

Diese Nacht verbrachte Yami wieder heimlich in der Kaiba-Corporation, indem er sich auf der Toilette versteckte. Roland bemerkte in dem Chaos sowieso nicht, wo er abgeblieben war und erst Recht nicht, nachdem Yami sich von ihm verabschiedet und so getan hatte, als würde er sich auf den Weg nach Hause machen.
 

Mal abgesehen davon, dass sich wieder der gleiche Mitarbeiter der Kaiba-Corporation, der offenbar gern Abends länger arbeitete, über das Verschwinden seines Essens wunderte, passierte in dieser Nacht nicht viel.
 

Was Yami wunderte, war, dass sich Kaiba am nächsten Morgen doch tatsächlich selbst die Zeit nahm, ihn in seine Arbeit einzuweisen, nachdem der Vertrag unterschrieben war. Zwar verdiente er nicht viel, aber für Yamis Verhältnisse handelte es sich doch um eine Menge Geld. Und obwohl der Chef nicht weniger zu tun hatte, als Roland, schaffte er es doch gleichzeitig, Yami nebenbei alles so zu erklären, dass er es auch verstand. Außerdem war er mehr auf einer Wellenlänge mit Kaiba, wahrscheinlich, weil dieser nur zwei Jahre älter war als er selbst. Kurzum, der Tag verlief gar nicht so übel.
 

Am Abend war Yami allerdings so geplättet, dass er sogar fürs Essen zu müde war. Zu allem Überfluss verschlief er auch noch und konnte gerade im letzten Augenblick einer Entdeckung entgehen. Er arbeitete zwar jetzt hier, es hätte aber doch reichlich komisch ausgesehen, wenn man ihn in einer Ecke auf dem Boden schlafend vorgefunden hätte.
 

“Morgen, Yami, da bist du ja”, Kaiba schien tatsächlich überrascht, dass Yami immer noch für ihn arbeiten wollte.
 

“Guten Morgen, Kaiba-sama”, erwiderte Yami in typischer “Roland-Manier”. Jener runzelte kurz die Stirn. Irgendwie kam es ihm komisch vor, wenn sein neuer Azubi ihn so ansprach.
 

“Also gut, was machen wir denn heute mit dir?” Kaiba dachte einen Moment angestrengt nach. “Na schön, es geht wohl nicht anders. Ich habe heute Morgen ein Meeting, dass heißt, ich werde nicht auf dich aufpassen können”, das klang so, als dürfe man Yami nicht aus den Augen lassen, damit er nichts anstellte. “Deshalb wirst du dich bei diesem Meeting einfach dazu setzten, und zwar auf den Stuhl in der Ecke. Und dass du mir keinen Mucks von dir gibst! Sobald du mir in irgendeiner Weise bei diesem Meeting dazwischenfunkst, fliegst du, und zwar endgültig, kapiert!” Yami nickte brav. Dass Kaiba so aufgebracht war, rührte ihn offenbar nicht sonderlich.

“Und noch was”, fügte Kaiba hinzu. “Alles, was du hier hörst, ist natürlich streng geheim. Wenn irgendwas davon an die Öffentlichkeit dringt, wirst du das für den Rest deines Lebens bereuen, ist das klar!”
 

“Klar Chef!”, beeilte sich Yami zu sagen. Kaiba zögerte einen Moment. Hatte Yamis Erwiderung nicht etwas ironisch geklungen? Dann aber schüttelte er den Kopf. Das würde schon schief gehen mit dem Kleinen.
 

Während des Meetings saß Yami wie geplant still und leise in einer Ecke und machte sich fleißig Notizen, obwohl Kaiba das gar nicht von ihm verlangt hatte. Im Gegenteil, wäre es ihm wohl lieber gewesen, wenn keine Informationen irgendwie mit nach draußen genommen worden wären. Aber da die Konferenzteilnehmer sich auch ihre Notizen machten, konnte er gegen Yamis Fleiß wohl nichts sagen.

Nur ein einziges Mal wurde das Meeting durch Yami gestört, und zwar, als sein Magen lautstark knurrte. Das wurde von den Anwesenden aber mit einem Lächeln hingenommen.
 

“Sag mal, bist du auf Diät, oder was?”, verlangte Kaiba zu wissen, als er zu Mittag Yami in der Kantine antraf und der nur einen kleinen Salat vor sich stehen hatte. “Dabei fällst du doch sowieso schon fast vom Fleisch.”
 

“Nein”, erwiderte Yami peinlich berührt. “Der Salat ist nur das Günstigste”, erklärte er wahrheitsgemäß.
 

“Ts, kriegst du von deinen Eltern kein Essensgeld?” Auf Yamis Kopfschütteln hin meinte Kaiba: “Gut, dann geb ich dir schon mal einen kleinen Vorschuss. Aber komm bloß nicht auf den Gedanken, dass das zur Regel wird!” Yami nickte glücklich, als Kaiba ihm ein wenig Geld - für dessen Verhältnisse - auf den Tisch legte. Für Yami allerdings war es wie ein Geschenk des Himmels, da er die nächste Woche bestimmt nicht mehr hungern müsste.

So schlug er auch gleich zu und besorgte sich einen Teller, der so voll war, dass normalerweise zwei Personen von seiner Größe davon satt geworden wären. Kaiba, der das belächelte, erklärte er:
 

“Normalerweise würde ich ja mehr essen, aber mit vollem Magen arbeitet es sich nicht so gut.”
 

“Du bist wirklich unmöglich”, meinte Kaiba amüsiert, da er selbst diese Portion, die Yami da gerade auf dem Teller hatte, niemals hätte aufessen können und das, obwohl er ein ganzes Stück größer war.
 

Die nächsten Tage verliefen relativ ruhig und ähnlich wie die ersten beiden. Kaiba wunderte sich gelegentlich über Yamis Eifer - sonst war er es gewohnt, dass Leute in seinem Alter entweder faul oder dumm, oder sogar beides waren - mit Ausnahme von ihm selbst, natürlich. Doch Yami strengte sich wirklich an und irgendwie konnte Kaiba nicht umhin, ihn deswegen zu bewundern, obwohl er den Impuls zu unterdrücken versuchte, da er sich noch zu gut an seine Niederlage bei Duel-Monsters erinnerte. Auch, wenn er diese bis jetzt ganz gut verwunden hatte.
 

Das Wochenende kam und Yami fragte sich, ob er sich wirklich zwei ganze Tage und drei Nächte in der Kaiba-Corporation verstecken sollte. Der Gedanke gefiel ihm überhaupt nicht, andererseits war es draußen arschkalt und er wollte auch nicht erfrieren. Schließlich kam er zu dem Schluss, dass es immer noch besser war, in diesem Gebäude eingesperrt zu sein und sich die ganze Zeit zu langweilen, als draußen womöglich zu sterben. Außerdem würde das ja nur noch ca. einen Monat lang so gehen, bis er endlich sein erstes Gehalt ausgezahlt bekam und sich ein Dach über dem Kopf leisten konnte. Zum Glück hatte er Kaiba wenigstens dazu überreden können, es ihm bar auszuzahlen, da er kein Konto besaß.
 

Komisch, wo er jetzt so darüber nachdachte, dass er noch vor kurzem hatte sterben wollen… Aber zu dem Zeitpunkt hatte er auch alle Hoffnungen verloren gehabt. Zu allem Überfluss war er sehr müde und halb erfroren gewesen. Doch jetzt hatte er eine Zukunft, eine Perspektive. Er fühlte sich nicht mehr so leer.
 

Am nächsten Montag kündigte sich seltsamerweise der Chef der Sicherheitstruppe der Firma bei Seto Kaiba an und zeigte ihm ein paar Bilder der Überwachungskameras, auf die er aufmerksam geworden war.

Kaibas Augen wurden groß, als er bemerkte, wer auf den Bildern zu sehen war. Das war doch tatsächlich ein friedlich in einer Ecke schlafender Yami, zusammen mit einigen leeren Verpackungen aus dem Sandwichautomaten neben sich.
 

“Das geht schon die ganze Woche so, Kaiba-sama!”, meldete der Wachmann.
 

“Und warum teilen Sie mir das erst jetzt mit?”, verlangte sein Chef ärgerlich zu wissen.
 

“Das liegt daran, dass die Kameras in diesem Bereich nur einmal pro Woche kontrolliert werden, da es sich nicht um Sicherheitszonen handelt, sondern nur ganz normale Büroräume. Die stehen nun mal nicht unter ständiger Bewachung.”
 

“Verstehe”, grummelte Kaiba verärgert. “Und wo steckt dieser Yami jetzt?”
 

“Hab ihn in unserem Büro eingesperrt, damit er uns nicht wegläuft. Ganz schön frech, der junge Mann, das muss ich schon sagen.”

Frech? Das war ja mal was ganz neues. Aber natürlich, bei Kaiba hatte er sich bloß einschleimen wollen.
 

“Schicken Sie ihn in mein Büro, aber passen Sie auf, dass er sich nicht aus dem Staub macht!”
 

“Jawohl, Kaiba-sama!”
 

“Also, willst du mir erklären, was du dir dabei gedacht hast?”, verlangte Kaiba von einem deprimiert vor ihm stehenden Yami zu wissen. “Wir sind hier doch keine Notunterkunft. Wenn du Stress mit deinen Eltern hast, dann kläre das mit dem Jugendamt und lasse dir von denen eine Wohnung zuweisen, aber lungere nicht in meiner Firma rum!” Kaiba schien wirklich wütend zu sein.
 

“Tut mir leid”, brachte Yami hervor.
 

“Das kannst du dir schenken. Wahrscheinlich ist auch die Unterschrift deiner Eltern gefälscht, nicht wahr? Du kannst gehen. Und lass dich bloß nie wieder hier blicken!” Yami nickte und schlurfte traurig zur Tür.
 

“Trotzdem danke, dass du mir die Chance geben wolltest.” Mit diesen Worten verließ Yami das Büro. Diese ehrlich ausgesprochenen Worte ließen Kaiba irgendwie aufmerken. Trotzdem, aufhalten würde er ihn deswegen nicht.

Unangenehme Begegnungen

Vielen Dank für die Kommentare, freut mich, dass euch die FF gefällt.

Also, ich muss mal anmerken, dass die Geschichte irgendwie ziemlich anders verlaufen ist, als ich sie geplant hatte und das nicht erst seit diesem Kapitel. Das Grundgerüst ist zwar das gleiche geblieben, aber der Rest *puh*. Irgendwie schade, aber andererseits auch wieder gut, da mir stattdessen andere Ideen gekommen sind.

Na ja, wie auch immer, ich wünsch euch viel Spaß mit diesem Kapitel^^.
 


 

Nun saß er also wieder auf der Straße. Yami blickte traurig in den Himmel. Wo sollte er denn jetzt hin? Zu seinem einzigen Freund Joey konnte er ja nicht, weil der selbst genug Probleme mit seinem alkoholsüchtigen Vater hatte. Und bevor er zu seinen Eltern zurückkehren würde, würde er lieber sterben.
 

“Hey, Kleiner!”, wurde er abrupt aus seinen Gedanken geschreckt. “Ja, dich meinen wir, du Punk!” Yami wandte sich um und erblickte vier große, junge Typen, die ihn böse angrinsten. Das gibt Ärger, dachte er sich bei dem Anblick. Die vier sahen schon so aus, als hätten sie nur auf ein Opfer gewartet.
 

“Was wollt ihr?”
 

“Was wir wollen, fragt er?”, lachte einer der Vier zu seinen Kumpels. “Das wollen wir dir gerne sagen: Du befindest dich hier in unserem Revier und wer das betritt, muss Eintritt zahlen. Also her mit deiner Kohle.” Die Truppe machte ein paar bedrohliche Schritte auf Yami zu und kreiste ihn langsam aber sicher ein. Doch Yami war in so einer miesen Stimmung, dass ihm momentan so ziemlich alles egal war. Deshalb meinte er todesmutig:
 

“Wenn ihr was wollt, dann müsst ihr es euch schon holen”, und ging in Abwehrstellung.
 

“Oho, der Kleine ist mutig. Oder hat er nur ein loses Mundwerk? Na, das werden wir ihm jetzt auf jeden Fall stopfen, was Leute?”
 

Als Yami am nächsten Morgen erwachte, wunderte er sich, dass er überhaupt wieder aufgewacht war. Sein ganzer Körper schien nur aus Schmerz zu bestehen und eine ganze Weile nahm er nichts als diesen wahr und wünschte sich, wirklich gestorben zu sein, dann müsste er jetzt nicht diese Qualen erleiden. Und dann müsste er sich auch nicht daran erinnern, wie diese vier Schlägertypen ihn gedemütigt hatten, ihn hatten fühlen lassen, wie schwach und machtlos er doch war. Genauso schwach wie damals… Das würde sich wohl nie ändern. Er hasste es, dass sein Körper so klein und zierlich war.
 

Er nahm, reichlich verschwommen durch seine geschwollenen Augen und den dröhnenden Kopf, Bewegung um sich wahr und einige Augenblicke später ließ der Schmerz etwas nach und wurde sogar einigermaßen erträglich. Blinzelnd versuchte er, etwas zu erkennen.
 

“Nicht bewegen, Kleiner!”, tönte plötzlich eine weibliche Stimme über ihm. Na toll, da wachte er mit solchen Schmerzen auf, war wahrscheinlich knapp dem Tod entronnen und schon wieder nannte ihn jemand Kleiner. Wie er das doch hasste! Außerdem taten selbst die Worte dieser hohen Stimme seinem Kopf weh.
 

“Du hast ganz schön was abgekommen”, fuhr die Stimme fort. “Du bist schon wieder im Krankenhaus gelandet. Was stellst du nur immer an? Du kannst von Glück reden, dass du dir keine ernsthaften Verletzungen zugezogen hast. In ein paar Wochen dürftest du wieder einigermaßen in Ordnung sein. Ich habe dir übrigens gerade ein Schmerzmittel gegeben, damit es nicht so sehr wehtut. Wenn du irgendwas brauchst, dann ruf nach mir. Die Klingel hängt über deinem Bett.” Damit verabschiedete sich die Krankenschwester.
 

Dank des Schmerzmittels schaffte es Yami tatsächlich wieder einzuschlafen. Er war so erschöpft, dass ihm einfach die Augen zufielen.
 

Als er wieder erwachte, fühlte er sich irgendwie einsam und verloren, außerdem von tödlicher Langeweile eingeholt. Wie unter einen Schleier fühlte er sich, in dumpfe Watte eingepackt. Ob das an dem Schmerzmittel lag? Solange er sich nicht bewegte, blieben die Schmerzen jedenfalls einigermaßen erträglich. Aber viel bewegen konnte er sich sowieso nicht. Er hatte einen Gips am linken Bein und Arm. Es würde ganz schön schwierig werden, sobald er das Krankenhaus wieder verlassen konnte. Wie sollte er damit auf der Straße zurechtkommen?
 

Nach endlosen Grübeleien guckte Yami nur noch stumpf ins Leere. Einschlafen konnte er nicht mehr, aber etwas zu tun, war er auch nicht in der Lage. Nicht mal Lesen hätte er können, sofern er denn etwas zum Lesen gehabt hätte.
 

In diesem Zustand vergingen einige Tage, in denen Yami nur die Möglichkeit besaß, über alles nachzudenken, was bisher geschehen war. Dabei wollte er gerade das doch vermeiden. Denn sein Gehirn war so grausam, ihn am meisten an das zu erinnern, was er am liebsten vergessen hätte. So als hätte irgendetwas in ihm die Absicht, ihn noch mehr zu quälen.
 


 

“Und, hast du herausgefunden, wer dieser Junge eigentlich ist?”, erkundigte sich Seto Kaiba bei seinem Assistenten Roland. Obwohl er Yami rausgeschmissen hatte, machte er sich doch irgendwie Gedanken um ihn. Irgendetwas an ihm hatte sein Interesse geweckt. Lag es daran, dass er der Einzige war, der ihn bisher in Duel-Monsters hatte schlagen können? Nein, es war etwas anderes. Irgendetwas an dem Jungen erinnerte ihn an seinen kleinen Bruder Mokuba. Er vermochte nur nicht zu sagen, was. Jedenfalls war dieses Gefühl schrecklich lästig, weil es ihn dazu zwang, sich mit dem Jungen zu beschäftigen. Er wollte unbedingt herausfinden, wer er eigentlich war.
 

“Ja, Kaiba-sama, ich habe herausgefunden, dass seine Eltern eine Vermisstenanzeige aufgegeben haben. Der Junge ist vor ein paar Wochen von zu Hause ausgerissen und zum letzten Mal will ihn jemand auf der Straße hausen gesehen haben - bevor er bei Ihrem Duel-Monsters Turnier antrat. Obwohl ihn da einige Leute erkannt haben, wurde er bis jetzt nicht wieder gefunden.”
 

“Verstehe, deshalb hat er also hier im Firmengebäude geschlafen und sich eine Arbeit, anstatt irgendetwas anderes gewünscht. Und zu seinen Eltern will er wahrscheinlich nicht zurück, weil er große Probleme mit ihnen hat.” Kaiba blickte einen Moment melancholisch drein und Roland dachte sich, dass er sich wohl an seine eigene schlimme Kindheit erinnerte.
 

“Roland, kannst du mir einen Gefallen tun? Ich weiß, es gehört zwar nicht zu deinen Aufgaben, aber…”
 

“Das macht nichts, Kaiba-sama, ich tue Ihnen gern einen Gefallen, das wissen Sie doch.”
 

“Danke. Also, ich möchte, dass du herausfindest, was es mit dem Jungen auf sich hat. Warum er nicht mehr zu seinen Eltern zurückkehren will. Ich möchte, dass du dich, soweit unauffällig wie es eben geht, bei seiner Familie umhörst. Setze außerdem ein paar Mitarbeiter ein, die sich nebenbei nach dem Jungen umsehen sollen. Falls jemand ihn findet, gib mir sofort Bescheid.”
 

“Gut, das werde ich”, Roland mache eine Pause und blickte seinen Chef vorsichtig an, so als läge ihm noch etwas auf der Zunge.
 

“Was gibt es denn noch?”
 

“Also, Kaiba-sama, wenn ich Sie etwas Persönliches fragen darf…”
 

“Immer heraus damit!”
 

“Warum interessieren Sie sich so sehr für diesen Jungen?”
 

“Hm”, Kaiba blickte einen Moment nachdenklich aus dem Fenster. “Ich weiß es selbst nicht so genau. Irgendetwas an diesem Yami fasziniert mich. Außerdem kann ich es nicht leiden, wenn jemand seine eigenen Kinder schlecht behandelt. Und das haben Yamis Eltern bestimmt getan, sonst wäre er nicht von zu Hause abgehauen. Schließlich tut das niemand ohne einen triftigen Grund.”
 

“Da haben Sie wohl Recht, Kaiba-sama.” Mit diesen Worten verabschiedete sich Roland von seinem Chef, während dieser sich darüber ärgerte, dass er Yami so vorschnell rausgeschmissen hatte, ohne zu fragen und wo er hingehen wollte, dann müsste er jetzt nicht den ganzen Aufwand betreiben, um ihn zu finden.
 


 

Nach mittlerweile einer Woche im Krankenhaus ging es Yami wieder einigermaßen gut. Zwar waren sein Arm und das eine Bein immer noch im Gips und so einige Stellen an ihm nach wie vor geschwollen, doch war sein Zustand nun soweit erträglich.
 

Höllische Sorgen bereitete ihm nur, dass man herausfinden könnte, wer er wirklich war. Er hatte zwar einen falschen Namen angegeben und behauptet, dass er schon achtzehn sei und seine Eltern tot, doch besaß er keinen Ausweis und deshalb würde das Krankenhaus wohl Nachforschungen anstellen. Fragte sich nur, wie lange es dauerte, bis sie etwas herausfanden. Hoffentlich lange genug, bis er in der Lage war, von hier abzuhauen und wieder auf der Straße zu leben.
 

Entgegen der allgemeinen Meinung, Krankenhausessen sei schrecklich, fand Yami, dass es ausgezeichnet schmeckte. Und außerdem war es so viel, dass er es gar nicht alles auf einmal aufessen konnte - was aber nur daran lag, dass es ihm nicht besonders gut ging, normalerweise hatte er einen ganz schön kräftigen Appetit - weshalb er immer ein Stück Brot oder Brötchen “verschwinden” ließ.
 

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück drehte sich Yami auf die Seite und blickte durch den oberen Teil des Fensters auf den blauen Himmel hinaus. Für einen Wintertag war gerade richtig schönes Wetter.
 

“Ah, da ist ja mein Engel!”, erklang plötzlich eine Stimme hinter ihm, bei der sich alles in Yami zusammenzog vor lauter Ekel und Furcht, denn er kannte die sie genau.
 

“Ja, du hast uns ganz schön auf Trab gehalten”, fuhr nun eine zweite, weibliche Stimme mit leichtem Vorwurf im Tonfall fort.
 

“Yami, Yami, willst du uns nicht ansehen, wenn wir mit dir sprechen?” Nein, Yami wollte nicht, denn am liebsten wäre er weggelaufen. Doch die einzige Fluchtmöglichkeit lag leider in Richtung der beiden Personen und außerdem war er wohl nicht in der Lage zu laufen. Während er noch überlegte, ob er sich tatsächlich umdrehen sollte, legte sich eine Hand auf seine Schulter und Yami zuckte zusammen. Notgedrungen wandte er sich um und blickte dem Mann in die Augen, der für ihn als Vater gestorben war.
 

“Na, wie geht es dir denn, mein Engel? Du siehst ja nicht gerade gut aus”, fuhr sein Vater ihm mit der Hand über die Wange. Yami zuckte zurück und fauchte:
 

“Fass mich nicht an!” Eigentlich hätte er noch viel mehr zu sagen gehabt, doch leider versagte ihm seine Stimme den Dienst.
 

“Jetzt sei doch nicht so unverschämt zu deinem Vater! Er macht sich nur Sorgen und du, du ungezogenes Balg haust einfach ab. Sei mal ein bisschen dankbarer!”
 

“Du, halt doch die Klappe, du hast doch keine Ahnung”, fuhr Yami die Frau an, wofür er eine Ohrfeige von seinem Vater bekam, der ihn nun auch noch an den Handgelenken festhielt.
 

“Du solltest lieber auf das hören, was deine Mutter dir sagt, hast du mich verstanden? Und jetzt sei ein braver Junge und lass uns nach Hause gehen.”
 

“Nein, ich gehe nicht mit dir! Lass mich los!” Yami versuchte sich loszureißen, was sich angesichts seiner Verletzungen und der Tatsache, dass er viel kleiner und zierlicher gebaut war als sein Vater, als schier unmöglich herausstellte. Doch fing er so sehr an zu schreien und zu toben und auch seinem Vater riss der Geduldsfaden, dass nun eine Krankenschwester ins Zimmer kam, um nach dem Rechten zu sehen.
 

“Was ist denn hier los? Stimmt etwas nicht?”, wollte sie wissen.
 

“Das sehen Sie doch! Mein ungezogener Sohn weigert sich, nach Hause zu gehen.”
 

“Oh, da muss ein Irrtum vorliegen. Ihr Sohn darf erst in frühestens drei Tagen entlassen werden. Außerdem braucht er Ruhe - Sie sollten ihn nicht so aufregen.” Yamis Vater schnaubte verächtlich, ließ seinen Sohn aber los. Der seufzte erleichtert auf.
 

“Die Ärztin hat aber gesagt, dass wir ihn heute schon mit nach Hause nehmen dürfen und der Hausarzt sich um den Rest kümmern kann.”
 

“Wie gesagt, das ist sicher nur ein Irrtum. Ich werde mich bei der Frau Doktor erkundigen. Warten Sie doch bitte so lange draußen auf dem Gang. Sie sehen ja, wie aufgeregt Ihr Sohn ist und das bekommt ihm nicht gut.”
 

“Na schön!”, gab Yamis Vater nach und schlurfte mit seiner Frau auf den Gang hinaus. “Aber glaub bloß nicht, dass du mir wieder davonkommst, Bürschchen!”, wandte er sich noch mal an seinen Sohn. Als die beiden endlich draußen waren, meinte Yami erleichtert zur Krankenschwester:
 

“Danke.”
 

“Schon gut. Sind deine Eltern immer so schlimm?”
 

“Es ist die Hölle. Lieber will ich sterben, als wieder dahin zurück.”
 

“Ach, sag doch so was nicht!”, erwiderte die Krankenschwester bestürzt. “Da wird sich sicher eine andere Lösung finden lassen. Wenn deine Eltern so schlimm sind, kannst du die Polizei oder das Jugendamt verständigen. Du hast drei Tage Zeit, hm?”, strich sie ihm tröstend über den Arm. Yami zuckte jedoch zusammen. In diesem Moment, als sie das zitternde Häufchen Elend sah, beschloss die Krankenschwester, lieber gleich selbst das Jugendamt zu verständigen. Yami dagegen fasste einen ganz anderen Entschluss.

Eingefangen

Yami legte den Kopf schief und starrte auf die Wasseroberfläche des kleinen Flusses, die trotz der Kälte noch nicht gefroren war. Dazu würde es wohl noch ein paar Minusgrade mehr benötigen. Vielleicht wäre es doch mal besser, eine Runde durch die Stadt zu drehen, einerseits, weil er schon völlig durchgefroren war und Bewegung brauchte, um wieder einigermaßen warm zu werden, andererseits musste er noch irgendwo und irgendwie Essen auftreiben. Wahrscheinlich wieder aus einer Mülltonne hinter dem Supermarkt.
 

Hinzu kam noch, dass ihn dieser komische Mann am Wegesrand schon die ganze Zeit mehr oder weniger unverholen anstarrte, was Yami ganz und gar nicht geheuer war. Der Typ erinnerte in irgendwie an seinen Vater, dem er vor ein paar Wochen im Krankenhaus nur mit knapper Not entkommen war. Zum Glück waren seine Verletzungen inzwischen geheilt, selbst seinem linken Bein und dem Arm, die gebrochen gewesen waren, ging es wieder einigermaßen gut. Das kam daher, dass er, nachdem er aus dem Krankenhaus verschwunden war, einen netten Arzt gefunden hatte, der wohl Mitleid mit ihm gehabt und ihn ohne weitere Fragen behandelt hatte. So war er vor kurzem auch seine beiden Gipse losgeworden.
 

Warum er nicht Hilfe beim Jugendamt gesucht hatte, wie die Krankenschwester damals empfohlen hatte, wusste er selbst nicht so genau. Wahrscheinlich lag es daran, dass er sich alleine am wohlsten fühlte. Beim Jugendamt wären so viele Menschen um ihn herum, von denen er nicht wusste, ob er ihnen trauen könnte und ob sie ihn nicht wieder zu seinen Eltern zurückschicken würden. Außerdem wollte er nicht, dass irgendjemand erfuhr wie schmutzig er nicht nur äußerlich, sondern vor allem auch innerlich war.
 

Yami fühlte sich total krank und hatte seine liebe Not, wieder auf die Beine zu kommen. Wenigstens besaß er eine Decke, wenn diese auch mottenzerfressen war. Er streckte sich und machte ein paar unsichere Schritte vorwärts. Eigentlich müsste er jetzt an diesem komischen Typen vorbei, der immer noch da stand, aber weil er dem Kerl nicht traute, lief er lieber einen kleinen Umweg unter der anderen Seite der Brücke durch.
 

Als Yami schon gar nicht mehr damit gerechnet hatte, packte ihn der Mann von hinten am Arm.
 

“Hey, du!”, rief er. “Wie heißt du?”
 

“Das geht Sie gar nichts an. Lassen Sie mich los!”, fauchte Yami und versuchte, sich loszureißen.
 

“Hey, keine Panik! Ich tu dir nichts. Mein Boss schickt mich. Aus irgendeinem Grund interessiert er sich für dich armseligen Penner. Also sei lieber froh und halt brav still, bis er hier ist.”
 

Panik kroch in Yami hoch. Was wollte dieser Kerl, beziehungsweise dessen Boss, mit ihm anstellen? Mit tödlicher Verzweiflung kämpfte Yami gegen den Mann an und mobilisierte dabei unheimliche Kräfte, so dass er sich tatsächlich losreißen konnte, wobei er aber ein Stück seines Mantelärmels einbüßte. Doch der Typ war ganz schön flink und schnappte sich Yami schon kurz darauf wieder, hebelte ihm die Beine unter dem Leib weg und setzte sich einfach auf ihn drauf. Kurz darauf hörte Yami ein Klicken und spürte Handschellen um seine Handgelenke.
 

Yami spürte nur noch die nackte Panik in sich und fing an, aus Leibeskräften zu schreien und zu toben, was den Mann, der gerade im Begriff gewesen war, wieder von ihm runter zu gehen, dazu veranlasste, sich wieder auf ihn zu setzten, damit er nicht davon laufen konnte.
 

“Sie haben ihn gefunden?”, rief Kaiba aufgebracht in den Hörer seines Bürotelefons. Irgendwie wusste er selbst nicht so genau, weshalb er sich darüber aufregte.
 

“Ja, Kaiba-sama. Das müssen Sie sich selbst ansehen. Der kauert hier wie ein Häufchen Elend unter der Brücke.”
 

“Rühren Sie sich nicht vom Fleck oder lassen ihn aus den Augen!” Mit diesen Worten legte Kaiba auf und zog sich Mantel und ein paar warme Stiefel an, da es draußen bitterkalt war.
 

“Sagen Sie mal, was ist hier los?”, unterbrach plötzlich eine Stimme den Kampf Yamis und des Unbekannten. Yami konnte zwar nichts sehen, da sich derjenige von hinten näherte, aber die Stimme kam ihm irgendwie bekannt vor, was ihn in seinen Abwehrbewegungen innehalten und nachdenken ließ.
 

“Tut mir leid, Kaiba-sama, aber der Kleine hier hat sich aus Leibeskräften gewehrt, Sie zu sehen.”
 

“Ach tatsächlich?”, Kaiba zog eine Augenbraue in die Höhe.
 

“Ja, ich schwöre es, als ich ihn angesprochen habe, ist er sofort in Panik geraten und wollte einfach davonlaufen. Leider konnte ich ihn nur mit Gewalt davon abhalten.”
 

“Nun gut, dann stehen Sie erstmal auf und lassen Sie ihn auf die Beine kommen.” Das tat der Mann auch und Yami guckte irritiert zu Kaiba hoch. Was wollte der, dass er extra nach ihm suchen ließ?
 

“Hm, du hast aber schon mal besser ausgesehen”, stellte Kaiba fest und packte Yami begutachtend am Kinn, als wäre er ein Stück Vieh. Das passte dem gar nicht, aber er war noch viel zu überrascht, um sich rühren zu können.
 

“Nun, du kommst erst mal mit mir. Dort wirst du dich waschen und was Ordentliches anziehen”, befahl Kaiba und wandte sich um. Sein Angestellter legte eine Hand auf Yamis Schulter und meinte:
 

“Na siehst du, Kaiba-sama meint es doch nur gut mit dir. Kein Grund solche Angst zu haben.”
 

“Das denken Sie, aber ich bin doch kein Stück Vieh, das man einfach so mitnimmt. Und jetzt nehmen Sie mir endlich diese Fesseln ab!”, rief Yami wütend und stemmte seine Füße in den Boden. Hier würde ihn keiner so leicht wegkriegen!
 

“Na machen Sie ihn schon los, Phillips!”, forderte Kaiba seinen Angestellten auf. “Und du, hör mal!”, wandte er sich an Yami. “Das ist deine letzte Chance. Du kannst mit mir mitkommen und ein Dach über dem Kopf sowie Arbeit haben, oder hier verrecken, ganz wie du willst. Deine Entscheidung.”
 

“Ich darf ohne Einverständnis meiner Eltern doch gar nicht arbeiten, das haben Sie selbst gesagt. Warum wollen Sie überhaupt, dass ich zurückkomme?”
 

“Das lass mal meine Sorge sein, Kleiner.” Nein, schon wieder nannte ihn jemand Kleiner! Wieso gab es dieses hässliche Wort überhaupt? “Ich werde das schon regeln. Du musst nur sagen, ob du willst oder nicht. Und warum ich das mache? Ehrlich gesagt weiß ich das auch nicht so genau. Also entscheide dich schnell, bevor meine Stimmung umschlägt und ich es mir wieder anders überlege.”
 

“Also gut”, nickte Yami. Hatte er denn eine andere Wahl? Hier draußen würde er doch wirklich innerhalb kürzester Zeit krepieren. Also stieg er in die Limousine ein, die Kaiba oberhalb der Brücke abgestellt hatte.
 

Dort drinnen kam er sich fast wie im Paradies vor, weil es warm, sauber, gemütlich und so geräumig war. Außerdem gab es einen Minifernseher, auf dem gerade Nachrichten liefen, eine kleine Bar unter dem Sitz und einen Spiegel, wodurch Yami feststellte, wie grässlich er momentan aussah.

Yami nahm sich ungefragt etwas zu trinken und schaute auf den Fernseher. Als ihm nach kurzer Zeit schon die Augen zufielen, merkte er erst wie müde er eigentlich war.
 

“Jetzt ist der Kerl eingeschlafen!”, seufzte Kaiba entnervt, nachdem er aus dem Auto ausgestiegen war. “Hey, Phillips!”, rief er seinem Angestellten entgegen, der ihm mit seinem eigenen Firmenwagen gefolgt war und zeigte auf den schlafenden Jungen. “Nehmen Sie ihn mit ins Haus und tragen Sie ihn ins Gästezimmer. Die Haushälterin wird Ihnen zeigen, wo das ist.”
 

Blinzelnd öffnete Yami die Augen und musste sich im ersten Moment fragen wo er sich überhaupt befand. Irgendein Geräusch musste ihn geweckt haben, oder hatte er das nur geträumt? Über ihm befand sich eine himmelblaue Zimmerdecke und das Bett, indem er lag, war auch sehr geräumig und unheimlich gemütlich. Jetzt fiel ihm auch wieder ein, wie er hier her gekommen war.

Wo ich schon mal in so einem gemütlichen Bett bin, kann ich die Augen auch gleich wieder zumachen, dachte er sich und kuschelte sich noch mal in die weichen Laken. Da hatte er aber nicht mit Kaiba gerechnet, der ihn kurzerhand mit den Worten:
 

“Hey, steh auf! Du hast lang genug geschlafen!”, fast zu Tode erschreckte und aus dem Bett scheuchte. “Es ist schon Abend und du hast mein Gästebett so sehr verdreckt, dass es meine Haushälterin gleich noch mal neu beziehen muss. Aber vorher wirst du ordentlich baden, verstanden!”
 

“Schon gut”, grummelte Yami, dem die ganze Angelegenheit spanisch vorkam. Das Kaiba ihn einfach so aufnahm und sich um ihn kümmerte war schon sehr merkwürdig. Wenn er jemanden wollte, der für ihn arbeitete, hätte er auch tausend andere haben können, die qualifizierter waren und mit denen er nicht solche Schwierigkeiten gehabt hätte. Wahrscheinlich würde Kaiba doch noch eine Gegenleistung verlangen und erst damit rausrücken, sobald sich Yami eingelebt hatte, damit er erstmal auf den Geschmack kam und den Luxus nicht mehr missen wollte. Und wahrscheinlich war diese Sache illegal - mit einem Obdachlosen konnte man es ja machen.

Für einen panischen Moment kam Yami in den Sinn, dass dieser illegale Dienst auch in Sex bestehen könnte, weshalb er mitten auf dem Weg zum Bad vor Schreck stehen blieb.
 

“Worauf wartest du? Das Bad ist am anderen Ende des Ganges”, forderte Kaiba ihn auf. “Ich will nicht, dass du eine Dreckspur in meinem ganzen Haus hinterlässt.”

Vorsichtig wie ein verängstigtes Kätzchen setzte sich Yami daraufhin in Bewegung und hoffte, dass Kaiba ihm nicht folgen würde um ihn zu bespannen oder schlimmeres.
 

Erleichtert seufzte er auf, als er die Tür hinter sich abgeschlossen hatte und feststand, dass niemand plötzlich ins Bad kommen konnte. Nun sah er sich mit staunenden Augen um. Es musste eine Ewigkeit her sein, seit er ein richtiges Bad gesehen hatte. Sonst hatte er sich immer nur an Waschbecken gesäubert, was auch nicht ganz so oft vorkam, weshalb er jetzt vor Dreck starrte. Außerdem war dieses Bad kein gewöhnliches, sondern total luxuriös eingerichtet mit einer Wanne, die eher einem kleinen Whirlpool glich und eine ganze Ecke des großen Badezimmers einnahm. Eine Wand bestand vollständig aus Glas, so dass man während des Badens die Aussicht auf Domino genießen konnte. Im dritten Stock war der Blick von hier aus sehr schön und ging auf weitläufige Felder hinaus, da Kaibas Haus offenbar irgendwo am Stadtrand stand, was Yami auf der Herfahrt ja gar nicht mitbekommen hatte.
 

Sein Glück noch gar nicht richtig fassen könnend, ließ Yami vorsichtig Wasser in die Badewanne ein und schnappte sich die bisher unbenutzten Badeartikel dieses offenbar nur für Gäste bereitstehenden Zimmers. Wenn Kaiba nur für seine Gäste schon so eine luxuriöse Einrichtung bereitgestellt hatte, wie mochte es dann erst in seinen eigenen Räumlichkeiten aussehen?
 

Langsam ließ sich Yami ins warme, duftende Wasser sinken und genoss die Tatsache, endlich mal wieder richtig sauber zu werden. Außerdem tat diese herrliche Wärme unheimlich gut. Einige seiner Extremitäten brannten schon wie Feuer, als wären sie zuvor kurz vor dem Erfrieren gewesen. Nach einer Weile wurde ihm von dem warmen Wasserdampf allerdings ziemlich schwummrig im Kopf, weshalb er sich dann doch beeilte, aus dem Wasser zu kommen.
 

Er schlüpfte in den viel zu großen Bademantel und fragte sich, was er jetzt anziehen sollte, denn wenn er seine Kleidung wieder angezogen hätte, wäre er gleich wieder dreckig geworden und hätte sich das Baden sparen können.

Vielleicht konnte Kaiba ihm ja etwas ausleihen?
 

Sich nach links und rechts umsehend, schlich Yami aus dem Badezimmer und hoffte, niemanden über den Weg zu laufen. Vielleicht hatte Kaiba ja erstmal anderes zu tun und Yami konnte die Gelegenheit nutzen noch eine Weile in dem großzügigen Bett zu schlafen?
 

Auf besagtem Bett fanden sich dann auch ein schwarzer, kuscheliger Pullover mit Kapuze und eine dunkelblaue Jeans, die jemand erst vor kurzem hier abgelegt haben musste. Yami konnte sich gerade so in die Sachen reinzwängen, da sie ziemlich klein waren. Dabei hatte er bei Kaiba eher mit zu großen Sachen gerechnet. Oder hatte der auf die schnelle seine Größe geschätzt und dann das hier gekauft, während er selbst geschlafen hatte?
 

Sehnsüchtig schaute Yami auf das himmelblaue Bett. Sollte er, oder sollte er nicht? Aber was war, wenn Kaiba ihn erwischte? Ach, was sollte es? Erschöpft und im Moment mit der Welt zufrieden, ließ sich Yami auf das kuschelige Bett sinken. Offenbar hatte jemand Mitleid mit ihm, denn in dieser Nacht wurde er nicht mehr geweckt.
 

Anmerkung: *Kyah* Da hab ich aber gerade so noch einen Logikfehler (und einige andere) ausgemertzt, den ich beinahe übersehen hätte.
 

Was ich mich grade frage - fast jedesmal, wenn ich eine FF mit Yami & Seto lese, kommt dann an irgendeiner Stelle, dass die beiden "einen Zungenkampf ausfechten" (das klingt schon ziemlich ulkig) und in 99,9 % der Fälle verliert Yami natürlich den Zungenkampf (wobei die restlichen 0,1 % nur für FFs stehen, die ich evtl. noch nicht gelesen habe). Ich frage mich, woran das liegt. Schreiben die alle solche Passagen voneinander ab?

Auch, wenn es eigentlich nicht hier reingehört, aber vor einiger Zeit hat mich das wieder genervt und deshalb musste ich es mal erwähnen~.~

Ein Unglück kommt selten allein

Verschlafenen Blickes fand Yami am nächsten Morgen die Küche des Kaiba-Hauses und schaute mit knurrendem Magen auf den Frühstückssteller, den sein Gastgeber vor sich stehen hatte. Und wie herrlich das duftete.

Kaiba grinste belustigt. Da hatte aber jemand ganz schönen Hunger.
 

“Ah, wie ich sehe, passen dir die Sachen, wenn sie auch etwas eng sind”, stellte er mit einem prüfenden Blick auf Yami fest. “Das sind Sachen meines kleinen Bruders, die ihm etwas zu groß sind. Ich habe mir schon gedacht, dass sie dir passen könnten“, erklärte er. “Nun, setz dich doch endlich und iss was!”, gebot Kaiba. Dieser hungrige Blick war ja nicht mehr mit anzusehen und das, wo Yami doch sowieso viel zu dünn war.
 

“Danke”, seufzte Yami erleichtert. Lange hätte er das in der Nähe dieser lecker duftenden Brötchen nicht mehr ausgehalten, ohne sich darauf zu stürzen, was er jetzt auch gleich tat. Der Tisch war reichlich gedeckt, als hätte Kaiba sich schon gedacht, dass Yami einen Riesenhunger haben würde.

Nachdem er drei dick belegte Brötchen, ein Ei und ein Croissant mit Schokolade verschlungen hatte, lehnte er sich seufzend auf der Küchenbank zurück.
 

“Ich glaube, dass war jetzt ein bisschen zu viel”, stellte er fest. “Aber es hat wirklich sehr gut geschmeckt. Vielen Dank”, blickte er vorsichtig zu Kaiba hinüber, in Erwartung, dass dieser nun mit der Gegenleistung herausrücken würde, die er für all das hier verlangte. Doch Kaiba blieb still und lächelte ihn an.
 

“Keine Ursache. Übrigens, Mokuba - das ist mein kleiner Bruder - kommt erst morgen Abend von seiner Klassenfahrt zurück. Und ich werde natürlich den ganzen Tag in der Firma sein. Deshalb wirst du hier bis heute Abend mit unserer Haushälterin alleine bleiben. Bis dahin werde ich mir auch überlegen, was ich nun mit dir anfange.” Das klang so, als hätte sich Kaiba einen Hund zugelegt und müsse nun überlegen, was er mit ihm machen sollte, solange er nicht auf ihn aufpassen konnte, überlegte Yami pessimistisch und verstand immer noch nicht, warum er eigentlich hier war.
 

“Übrigens, du siehst süß aus in diesen Sachen”, warf Kaiba noch einen Blick zurück, ehe er die Küche verließ und ließ einen perplexen Yami zurück.
 

“Hey, ich bin nicht süß!”, rief er dem anderen noch beleidigt hinterher. Ein Mädchen hätte sich über dieses Kompliment wahrscheinlich gefreut, aber er war ein Junge und bald ein Mann, da wollte er stark aussehen und nicht süß! Hatte Kaiba etwa doch ein sexuelles Interesse an ihm? So, wie er ihn eben angesehen hatte und dann dieser Spruch… So was sagte man doch normalerweise nicht zu einem anderen Jungen, wenn man nicht gerade schwul war!
 

Yami schaute an sich herunter und stellte fest, dass Mokubas Sachen wirklich sehr eng anlagen. Da kam ihm die Idee, seine eigene Kleidung mal zu waschen, dann müsste er nicht diese tragen. Er wollte Kaibas kleinem Bruder ja nichts wegnehmen und außerdem würde der ihn dann heute Abend nicht mehr in diesen engen Sachen zu Gesicht bekommen…
 


 

“Guten Morgen Roland”, begrüßte Kaiba seinen persönlichen Assistenten in seinem Büro. “Was gibt es denn, dass du so ein ernstes Gesicht machst? Ach, ich vergaß, das machst du ja immer.”
 

“Guten Morgen, Kaiba-sama. Nein, ich habe wirklich etwas Ernstes herausgefunden. Das heißt, eigentlich ist es eine gute Nachricht, aber trotzdem eine ernste Angelegenheit.”
 

“Wovon sprichst du?”
 

“Nun, vielleicht setzen Sie sich lieber”, versuchte Roland seinen Chef vorzubereiten.
 

“Schön, das muss ja wirklich was spannendes sein.”
 

“Nun, Sie haben mich ja beauftragt, etwas über diesen Yami Mûto herauszufinden…” Roland berichtete Kaiba über alles, was er in Erfahrung gebracht hatte, wonach dieser wirklich froh war, dass er gebeten worden war, sich zu setzen. An diesem Tag fand er jedenfalls keine ruhige Minute mehr.
 


 

Wenn man glaubte, dass Yami an diesem Tag langweilig war, weil er alleine war und nichts zu tun hatte, dann täuschte man sich. Denn in Kaibas Haus und dem anliegenden, großen Garten mit Swimmingpool, gab es wirklich viel zu entdecken, besonders wenn man Luxus nicht gewohnt war. So machte sich Yami, nachdem er seine Klamotten gewaschen hatte, erstmal auf Erkundungstour.
 

Da war einmal der riesige Flachbildfernseher, bei dem man sich fast wie im Kino vorkam und dann die ultimative Stereoanlage, die einen umfassenden Surround Sound übermittelte. Außerdem eine eigene, kleine Bibliothek, in der es Bücher aller Art gab und gleichzeitig einen Schreibtisch und einen Lesesessel.
 

Der Dachboden war eine Welt für sich, recht gemütlich mit dem spitzen Dach und den schrägen Wänden sowie der Holzvertäfelung. Außerdem gab es ein großes Fenster, dessen Aussicht auf den Garten hinausging und über die dahinterliegenden Felder, was vom vierten Stock aus noch besser aussah, als gestern vom Badezimmer aus.

An einer Stelle hatte Yami die Leiter entdeckt, die aufs Dach führte. Er war hinauf geklettert und hatte sich oben niedergelassen, was wegen der Schräge gar nicht so einfach war. An Sommertagen musste es hier oben wirklich schön sein, so aber kroch Yami auch bald schon wieder rein ins Warme.
 

Nach seiner Entdeckungstour, bei der er nur ein einziges Mal der Haushälterin Anna über den Weg gelaufen war, merkte er, dass er schon wieder Hunger bekam und weiterhin, dass es schon längst Mittag war. Also beschloss er mal so frech zu sein, den Kühlschrank zu plündern. Kaiba hatte ihm zwar nicht gesagt, dass er das dürfe, aber wenn er ihn zu sich einlud, ging er wohl davon aus.
 

Er hatte sich gerade schön den Bauch vollgeschlagen, als er in der Gefriertruhe auch noch jede Menge leckeres Eis entdeckte. Das musste natürlich auch noch vertilgt werden! Doch leider wurde Yami anschließend furchtbar schlecht und nachdem er eine ganze Weile auf der Toilette zugebracht hatte, war er so müde vom vielen Essen, dass er sich erstmal auf die nächstbeste Couch legte und einschlief.
 

Als Yami aufwachte, war es schon später Nachmittag. Wann würde Kaiba wohl wieder zurückkommen? Nach einer Tasse Kaffee, die er sich ebenfalls ungefragt stibitzte, suchte er das Haus nach einem warmen Mantel ab, damit er mal den Garten erkunden konnte. Er fand auch einen, der ihm zwar leider viel zu groß war, aber dafür kuschelig warm. Außerdem roch er so gut. Yami wusste zwar nicht zu sagen, wonach, doch der Duft gefiel ihm.
 

Draußen im Garten entdeckte er einen kleinen, hinter Büschen und Bäumen versteckten Teich mit einem künstlichen Frosch in der Mitte, der im Sommer wahrscheinlich Wasser spie sowie ein richtiges kleines Wäldchen, durch den ein düsterer, schmaler Weg führte. An einem der äußeren Bäume befand sich sogar ein Baumhaus. Yami staunte nicht schlecht und kletterte an der Strickleiter hinauf, die durch Wind und Wetter offenbar schon viel durchgemacht hatte.

Oben angelangt stellte er fest, dass sich um das Baumhäuschen wohl schon länger keiner mehr gekümmert hatte. Jedoch konnte man hier wirklich schön sitzen und die Aussicht auf die angrenzenden Felder genießen.
 

Nun machte sich Yami wieder über die Strickleiter auf den Weg nach unten. Womit er aber nicht gerechnet hatte, war, dass das Seil nicht mehr so fest war, wie es aussah und bei der erneuten Belastung brach. Aufschreiend fiel Yami in die Tiefe und kam so unglücklich auf seinem rechten Bein auf, dass es höllisch wehtat. Vor Schmerzen schreiend und sich windend, wälzte er sich auf dem Boden. Als der Schmerz endlich nicht mehr ganz so stark seinen Verstand benebelte, versuchte er aufzustehen, jedoch ohne Erfolg. Nach einer schier endlosen Zeit, schaffte Yami es endlich, sich aufs linke Bein aufzurichten und ein paar Hüpfer in Richtung Haus zu machen. Leider tat sein rechtes Bein schon bei der geringsten Erschütterung höllisch weh.
 

Kaiba fluchte, wo steckte der Junge bloß? Da war er extra früher nach Hause gekommen, weil er wegen dem, was Roland herausgefunden hatte, sowieso nicht mehr in Ruhe arbeiten konnte und dann verschwand der Kleine einfach so! Aber immerhin hatte er noch seinen Kühlschrank geplündert. Ob sonst noch etwas fehlte? Jedenfalls fiel Kaiba auf den ersten Blick nichts auf. Aber wahrscheinlich hatte Yami nur so viel mitgehen lassen, wie er eben tragen konnte und hatte sich dann aus dem Staub gemacht, dieser undankbare Wicht! Dabei hatte er so einen lieben Eindruck gemacht. Ja, ja, je niedlicher, desto hintertriebener. Das war bestimmt nur so eine Masche von ihm.
 

Kaiba blickte enttäuscht drein und steckte erstmal seinen Mantel in den Schrank, wobei ihm plötzlich auffiel, dass sein Lieblingsmantel fehlte. Heute Morgen war er noch da drin gewesen, da war er sich ganz sicher. Den hatte bestimmt Yami geklaut. Ausgerechnet seinen weißen Mantel mit den silbernen Knöpfen und dem roten Futter! Jetzt wurde Kaiba richtig sauer. Was zu weit ging, das ging zu weit. Dieses Bürschchen würde er sich noch vorknöpfen.
 

Yami hatte unterdessen mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Wenn er es doch nur bis zum Haus schaffen würde, dann könnte er die Haushälterin zu Hilfe rufen oder einen Notarzt anrufen. Auf einem Bein durch den ganzen Garten zu humpeln, während das andere wahrscheinlich gebrochen war, war gar nicht so einfach, wie man vielleicht dachte. Es vergingen scheinbar Stunden - jedenfalls kam es Yami so vor - bis er endlich am Haus angelangt war. Dort schlüpfte er durch die, einen Spalt offen gelassene, Balkontür und stützte sich an der nächstgelegenen Couch ab, auf die er sich mit einer letzten Kraftanstrengung hinaufzog. Ihm begann schon ganz schwarz vor Augen zu werden, also legte er sich schleunigst hin und hoffte, dass er nicht schlappmachte. In diesem Zustand ohnmächtig - oder überhaupt ohnmächtig zu werden - war vielleicht keine so gute Idee.
 

Kaiba vermeinte ein Geräusch aus Richtung Wohnzimmer gehört zu haben und ging dorthin. Vielleicht war Yami doch nicht abgehauen? Na, der konnte was erleben, wenn er ihn mit seinem Lieblingsmantel erwischte!

Was er dort erblickte, versetzte ihm aber doch einen Schrecken. Da lag Yami - tatsächlich in seinem weißen Mantel - auf der Couch, verzog vor Schmerz das Gesicht und hielt sich krampfhaft das rechte Bein, welches irgendwie total verdreht aussah.
 

“Hey, was ist mit dir?”, sprach er ihn an. “Was hast du angestellt?”
 

“M-mein Bein”, stöhnte Yami nur, was offensichtlich war.
 

“Schon gut, ich rufe einen Arzt.”
 

Eine Ewigkeit schien zu vergehen, ehe besagter Arzt endlich ankam und Yami erstmal ein schmerzstillendes Mittel injizierte. Der seufzte kurz darauf erleichtert auf, fühlte aber immer noch das schmerzhafte Pochen in seinem Bein. Doch zum Glück tat es nun nicht mehr so höllisch weh wie eben.

Der Arzt half Yami, die Hose auszuziehen und guckte sich das Bein an.
 

“Tja, das ist wohl leider gebrochen”, stellte der schnell fest. “Zum Röntgen und zur weiteren Behandlung muss er ins Krankenhaus.”
 

“Verstehe”, äußerte Kaiba, der irgendwie keine Lust hatte, Krankenpfleger zu spielen. Aber was sein musste, das musste wohl sein.
 

“Hey, nicht schlappmachen, junger Mann!”, sprach der Arzt auf Yami ein, als er bemerkte, dass dieser gerade dabei war, wegzutreten und schlug ihm ein wenig auf die Wangen.
 

“I-ich bin so müde”, flüsterte Yami schließlich.
 

“Schon gut, wir bringen dich ins Krankenhaus.”
 


 

Nachdem Yami im Krankenhaus untersucht worden war und schon wieder einen Gips, diesmal am rechten Bein, bekommen hatte, lag er also schon wieder im Krankenhaus. Die Nacht über sollte er dort bleiben und Kaiba würde ihn am nächsten Morgen abholen.
 

“Na, du wirst wohl unser Stammgast, was?”, witzelte die Krankenschwester, die Yami schon von seinen letzten beiden Aufenthalten kannte. Diese erinnerte sich auch noch zu gut daran, dass ihr kleiner Patient abgehauen war, bevor das Jugendamt oder sein Vater wieder auftauchen konnte.
 

Nach dem Krankenhausfrühstück am nächsten Morgen kam plötzlich ein unbekannter Mann in Yamis Zimmer.
 

“Hallo! Bist du Yami Mûto?” Yami nickte irritiert. Was wollte der Kerl von ihm?
 

“Ich bin Seiji Tokitsu, vom hiesigen Jugendamt. Wie geht es dir denn?”
 

“Wie soll es mir schon gehen mit einem gebrochenen Bein?”, brummte Yami missgelaunt und richtete sich im Bett auf. Wieso kam jemand vom Jugendamt zu ihm? “Was wollen Sie denn von mir?”
 

“Ich will mich erkundigen, wie es dir mit deinen Eltern so geht. Kommst du gut mit ihnen zurecht?”
 

“Ach, Sie hat bestimmt diese nette Krankenschwester benachrichtigt, was?”, stellte Yami fest.
 

“Das ist richtig”, bestätigte Herr Tokitsu. “Sie sagte mir, du wolltest auf keinen Fall wieder nach Hause. Darf ich erfahren, woran das liegt? Ich meine, wenn du irgendwelche Probleme mit deinen Eltern hast, könnten wir dir helfen.”
 

Yami biss sich auf die Lippe. Eigentlich war das die Gelegenheit, nicht wieder auf der Straße wohnen und trotzdem nicht zu seinen Eltern zurück zu müssen. Denn wie lange er bei Kaiba noch bleiben konnte, wusste er ja nicht. Doch wie sollte er dem Typen dort die Wahrheit sagen? Nicht mal seinem besten Freund Joey hatte er es erzählen können.
 

“Ja, ich habe in der Tat Probleme mit meinen Eltern”, brachte er schließlich hervor. Als Yami nicht fortfuhr, half Herr Tokitsu weiter:
 

“Die nette Krankenschwester, die uns von dir erzählt hat, meinte, dass du gesagt hättest, du wolltest lieber sterben, als jemals nach Hause zurück. Ich kann mir vorstellen, dass du das nicht leichtfertig gesagt hast, oder?”
 

“Das stimmt. Ich meinte es vollkommen ernst.”
 

“Da muss doch etwas Furchtbares passiert sein. Yami, ich frage jetzt mal ganz direkt: Misshandeln deine Eltern dich?” Oh, wenn es nur das wäre!, dachte sich Yami. Wenn dieser Typ ihn nur nicht so anstarren würde, als wolle er seine Seele aus ihm rauspressen. Er wollte etwas sagen, brachte es aber nicht über die Lippen und starrte stattdessen lieber die Wand vor sich an, während er die Arme um die Beine gepresst hatte.
 

“Ich habe aus deiner Akte entnommen, dass deine Mutter nicht deine richtige Mutter, sondern deine Stiefmutter ist. Hängt das Problem damit zusammen?”
 

“Ach, diese Tussi!”, schimpfte Yami. “Die ist noch das geringste Problem. Die ist doch nur ein Zierwerk für meinen Vater. Die tut doch nicht mehr als schön auszusehen und ihm blöd nach dem Mund zu reden.” Yami stand auf und humpelte mit seinem Gips zum Fenster, wo er mit der Faust auf den Rahmen schlug. “Nein, das eigentliche Problem ist mein Vater”, fügte er leise hinzu.
 

“Schlägt er dich?”, fragte der Mann vom Jugendamt eindringlich.
 

“Manchmal”, flüsterte Yami. “Aber das ist nicht so schlimm wie…” Er konnte nicht weiter sprechen und wäre am liebsten in ein Loch im Erdboden versunken. Herr Tokitsu redete weiter auf ihn ein und versuchte herauszufinden, was Yami meinte, doch es war, als wäre der Junge vor ihm in eine Art Trance gefallen. Egal, was er sagte, Yami reagierte einfach nicht mehr und starrte nur noch vor sich hin. Also beschloss er, den Jungen erst mal in Ruhe zu lassen, damit er wieder zu sich kommen konnte und verließ das Zimmer mit dem Versprechen, dass er sich um Yamis Angelegenheit kümmern würde. Außerdem ließ er dem Jungen noch seine Visitenkarte da, damit er ihn jederzeit anrufen könne.
 

Eine halbe Stunde später kam auch noch Kaibas Angestellter, dieser seltsame Herr Phillips, vorbei, um ihn wieder zu seinem Boss nach Hause zu bringen. Herr Phillips begrüßte ihn ganz nett, doch Yami brummte nur missgelaunt. Die erste Begegnung mit dem Guten hatte ihm gar nicht gefallen und deshalb konnte er ihn nicht leiden, auch wenn er jetzt wusste, dass dieser nur in Kaibas Auftrag gehandelt hatte und ihn nicht überfallen wollte. Trotzdem war er ganz schön rabiat vorgegangen und das nahm Yami ihm übel. Außerdem war ihm schlecht, weil er wieder an seinen Vater erinnert worden war.
 

Den Rest des Tages wurde Yami von Kaibas Haushälterin Anna versorgt, die ihm alles mögliche zu Essen an den Tisch im Wohnzimmer brachte - Yami wollte nämlich nicht im Bett, sondern lieber auf der Couch liegen, da konnte er wenigstens Fernsehen. Irgendwann am Nachmittag taten ihm aber vom vielen Fernsehen und Lesen die Augen weh und er schlief ein. Vielleicht keine so gute Idee, denn auf einmal spürte er ein Kitzeln an der Nase und rieb sich darüber, ohne die Augen zu öffnen. Er wollte einfach weiterschlafen, da kam dieses lästige Kitzeln doch tatsächlich wieder! Da musste irgendein freches, kleines Insekt an seiner Nase hocken. Also öffnete Yami doch die Augen und erschrak fast zu Tode, als er direkt vor sich ein Gesicht mit großen Augen und langen, abstehenden, schwarzen Haaren entdeckte.
 

“Aaah!” Und nach einigen Augenblicken: “Wer bist du denn?”
 

“Und was machst du in unserem Wohnzimmer?”
 

“Mokuba, lass Yami in Ruhe!”, kam es da aus Richtung Tür und Yami war ausnahmsweise mal erleichtert, Kaiba zu sehen. “Das ist Yami Mûto, du erinnerst dich vielleicht, dass ist der, der mir meinen Weltmeistertitel geklaut hat”, warf Kaiba jenem einen bösen Blick zu. Offenbar hatte er die Sache doch noch nicht hundertprozentig überwunden. Aber Kaiba nahm sich zusammen und erklärte: “Er hat auf der Straße gelebt und mir leid getan, deshalb hab ich ihn mitgenommen.” Yami wusste nicht, ob er sich über die Aussage freuen oder ärgern sollte, denn das war das erste Mal, dass Kaiba direkt zugab, Mitleid mit ihm zu haben, aber andererseits kam er sich nun wie ein Hündchen vor, das man eben so von der Straße auflas. “Yami, das ist mein kleiner Bruder Mokuba.”
 

“Hey, freut mich!”, rief jener und betrachtete Yami von Kopf bis Fuß. “Oh, du trägst ja meine Sachen, oder? Hab die nie angehabt, weil sie mir noch zu groß sind. Und was hast du angestellt?”, schaute Mokuba auf das Gipsbein.
 

“Oh, ich bin an euer Strickleiter im Garten hochgeklettert und sie ist eingerissen”, erklärte Yami verlegen. “Tut mir übrigens leid”, meinte er im Nachhinein an Kaiba gewandt.
 

“Schon gut”, winkte er ab. “Eigentlich müsste ich dir sogar dankbar sein, denn wärst du nicht da rauf geklettert, wäre es wahrscheinlich Mokuba, der heruntergefallen wäre und sich was gebrochen hätte.”
 

“Darf ich was auf den Gips drauf schreiben?”, erkundigte sich Mokuba begeistert.
 

“Ähm, klar”, wunderte sich Yami und sah zu, wie der Kleine sich einen Filzstift holte und seinen Namen sowie ein kleines Bildchen auf den Gips malte.
 

“Willst du auch, Seto?”, wandte sich Mokuba an seinen Bruder.
 

“Ach, Quatsch, das ist doch Kinderkram”, worauf er einen bösen Blick von Mokuba bekam.
 

“Ist es nicht. Ich bin schließlich auch schon dreizehn und damit kein Kind mehr, sondern ein Teenager!”
 

“Ja, natürlich”, brummte Kaiba leicht genervt. “Trotzdem werde ich nicht auf diesem Gips unterschreiben.”
 

“Och”, schmollte Mokuba, doch sein großer Bruder blieb hart. Yami wollte gerade den Mund aufmachen, um endlich zu erfahren, was Kaiba von ihm als Gegenleistung für all das hier verlangte, kam aber nicht dazu, da dieser wissen wollte, was für eine Kleidergröße Yami habe. Er wunderte sich, dass der junge Firmenchef ihm jetzt offenbar auch noch Kleidung besorgen wollte, sagte aber nichts dazu. Wie sagte man so schön? Einem geschenkten Gaul guckt man nicht ins Maul. Und daran hielt sich Yami nun erstmal.

Geheimnisse

“Sag, mal, großer Bruder”, schaute Mokuba zu diesem hinauf, als sie alleine in der Küche waren und Yami sie nicht hören konnte, “wieso hast du Yami eigentlich wirklich mitgenommen? Ich meine, du nimmst doch sonst nicht einfach so irgendwelche Obdachlosen auf. Ist es, weil er so gut Duel-Monsters spielen kann und dich vor ein paar Wochen besiegt hat?”
 

“Hm, nein. Es gibt einen anderen Grund”, gab Kaiba zu. “Setz dich mal, Mokuba”, empfahl er seinem kleinen Bruder. Der ließ sich gehorsam auf der Küchenbank nieder. “Also, die Sache ist die…” Seto erzählte ihm das, was ihm selbst bereits Roland mitgeteilt hatte. Mokuba bekam große Augen und nachdem er fertig zugehört hatte, stieß er einen Begeisterungsschrei aus.
 

“Aber, das ist ja supertoll, Seto! Warum hast du Yami nichts gesagt? Ich mein, er hat sich nicht gerade benommen, als wüsste er Bescheid. Oder weiß er’ s doch schon?”
 

“Nein. Weißt du, ich habe einfach noch nicht den richtigen Zeitpunkt gefunden. Als ich es ihm gestern erzählen wollte, da hatte er sich ja das Bein gebrochen und deswegen kam ich einfach noch nicht dazu. Doch jetzt…”
 

“Dann kann ich es ihm ja gleich sagen”, freute sich Mokuba und war schon halb zur Tür draußen, als er von Seto am Arm festgehalten wurde.
 

“Warte mal, Kleiner! Ich war noch nicht fertig. Also, ich möchte es Yami doch noch nicht sagen, weil… Ich will erst wissen, was für ein Mensch er eigentlich ist. Er scheint zwar ganz nett zu sein, aber wirklich kennen tun wir ihn ja noch nicht. Außerdem will ich erst herausfinden, was in seiner Familie schief läuft, dass er sogar von zu Hause abgehauen ist und auf der Straße leben will.”
 

“Hm, ach so, schade”, meinte Mokuba etwas traurig. “Na dann, ich muss mal meine Sachen auspacken”, mit diesen Worten verschwand der Kleine und der große Kaiba wunderte sich etwas, da sein Bruder es normalerweise nicht so eilig mit dem Auspacken hatte. In dieser Hinsicht war er eher die Faulheit in Person. Aber vielleicht durfte man noch hoffen, dass der Kleine langsam ordentlicher wurde?
 

In der Nacht schlief Yami wieder im selben Gästebett wie zuvor. Irgendwie konnte er aber nicht richtig einschlafen, obwohl ihm der Kopf schwirrte. Die Bilder des bisher erlebten rasten nur so in seinem Hirn herum, aber klar darüber nachdenken konnte er auch nicht. Was wohl dieser Herr - wie war noch gleich sein Name? - vom Jugendamt weiter unternehmen würde? Ob er Yami wirklich helfen konnte? Und was wollte Seto Kaiba eigentlich von ihm? Weshalb war der plötzlich so nett zu ihm? Aber dessen kleiner Bruder war schon niedlich. Wenigstens wegen ihm musste er sich wahrscheinlich keine Sorgen machen, dass er irgendwelche Hintergedanken hatte.
 

Irgendwann spät in der Nacht fiel Yami doch noch in einen unruhigen Schlummer. Wach wurde er wieder, als ihn plötzlich etwas im Gesicht kitzelte. Ärgerte ihn Mokuba etwa schon wieder? Na, dem Bengel würde er mal was erzählen! Also öffnete Yami die Augen, machte vor Überraschung den Mund auf - was keine gute Idee war, da er plötzlich Haare schluckte und zu Husten und zu Würgen begann - und zuckte mit einem unterdrückten Schrei zurück. Sein Herz blieb fast stehen, als ihn zwei glühende Augen aus der Dunkelheit anstarrten. Nach endlosen Sekunden erkannte er endlich, was da in seinem Bett lag. Es war eine kleine, freche, aufdringliche Katze!
 

“Na, was machst denn du freches Biest hier? Du hättest mich fast zu Tode erschreckt”, schimpfte er mit dem Kätzchen, das ihn verständnislos anguckte. “Ich wusste gar nicht, dass Kaibas eine Katze haben. Warum bin ich dir denn vorher noch nicht begegnet?” Natürlich konnte die Katze nicht antworten. Stattdessen schmiegte sie sich an ihn, als er sich wieder hinlegte, wobei er sie aber von seinem Gesicht wegschieben musste, da er nicht wieder Haare schlucken wollte. Das Kätzchen ließ sich davon aber gar nicht von seiner Wärmequelle abbringen und schlang sich ein Weilchen später stattdessen wie ein Schal um Yamis Nacken. Der grummelte erst missmutig, fand dann aber das Schnurren und den regelmäßigen Atem der Katze ziemlich beruhigend und ließ sie gewähren.
 

“Ach, wie süß!”, von diesem Ausruf wurde Yami eine Weile später geweckt, es musste wohl kurz vor Morgen sein.
 

“Lasst mich doch noch schlafen”, murmelte Yami gequält und zog sich die Decke über den Kopf, woraufhin das Kätzchen von seinem Nacken wegsprang und ihn wieder einmal erschreckte.
 

“Hey, Yami!”
 

“Ach, Mokuba. Was machst du denn hier mitten in der Nacht?”, richtete sich der Junge verschlafen auf.
 

“Och, es ist doch schon fast Morgen”, klärte ihn der Kleine auf. “Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe, aber ich habe nach Kitty gesucht.”
 

“Ach, das ist wohl diese freche, kleine Katze”, rieb sich Yami den Schlaf aus den Augen.
 

“Hm”, nickte Mokuba. “Aber bitte erzähl Seto nichts davon. Er weiß nämlich nichts von Kitty und wenn er von ihr erfahren würde, würde er mich bestimmt einen Kopf kürzer machen und sie rausschmeißen, denn er kann Haustiere nicht leiden.”
 

“Wo hast du sie denn her?”
 

“Och, auf einem Stadtrundgang während meiner Klassenfahrt hab ich sie auf der Straße gefunden. Sie sah so hungrig und verloren aus. Da musste ich sie einfach mitnehmen. Sag Seto bitte nichts, ja?”, guckte ihn der Kleine mit großen Kulleraugen an.
 

“Also gut”, seufzte Yami ergeben und ließ sich wieder ins weiche Bett fallen. Offenbar war der große Kaiba nicht der einzige, der verlorene Seelen von der Straße aufsammelte.
 

“Oh, danke, Yami!”, rief Mokuba und tat es der Katze gleich, indem er sich auf ihn stürzte und mal kurz durchknuddelte.
 

“Hey, lass das, Mokuba! Das kitzelt.”
 

“Das ist für dich”, wurde Yami von Seto Kaiba begrüßt, als er in dem viel zu großen Schlafanzug, den er von ihm geliehen bekommen hatte, in der Küche auftauchte. Die Hose hatte ihm gar nicht gepasst und das Oberteil benutzte er als so eine Art Nachthemd. Immer noch verschlafen, da er nach Mokubas Weckaktion nicht mehr hatte einschlafen können, schlurfte, oder vielmehr, humpelte er mit seinen Krücken auf Kaiba zu.
 

“Was ist das?”, wunderte sich Yami.
 

“Sieht man das nicht? Das ist die Kleidung, die ich für dich besorgt habe.”
 

“D-du hast wirklich was zum Anziehen für mich gekauft?”, Yami war gerührt.
 

“Ja, aber brich jetzt bloß nicht in Tränen aus. Probier die Sachen lieber an und wenn sie dir nicht passen, müssen wir sie eben umtauschen.”
 

“Danke.”
 

“Hey, was machst du da?”, rief Kaiba leicht entsetzt.
 

“Ich probier die Sachen an, wie du gesagt hast.”
 

“Aber doch nicht hier!” Yami hatte sich nämlich schon das Oberteil über den Kopf gezogen und stand jetzt nur noch in Unterhose vor Kaiba, der ganz schön zu schlucken hatte.
 

“Ach so.” Yami guckte an sich runter und dann wieder zu Kaiba, schaute ihm in die Augen und bemerkte diesen… gierigen Blick. Panik kroch in ihm hoch. “Ich verstehe”, rief er hastig, schnappte sich das Oberteil des Schlafanzugs und humpelte so schnell er konnte aus der Küche.
 

“Was…?”, was sollte denn das jetzt?, wunderte sich Kaiba.
 

Yami, unterdessen wieder im Gästezimmer angekommen, kauerte sich auf dem Bett zusammen und unterdrückte nur mühsam die aufkommenden Tränen. Er hatte ja schon die ganze Zeit geahnt, dass Kaiba nicht einfach so großzügig war. Diese Gier, die plötzlich in seinen Augen gestanden hatte… Genauso wie damals, als…
 

“Nein!”, rief Yami laut. Er verbot sich, diesen Gedankengang zu Ende zu verfolgen. Denn wenn er das tat, kamen die Erinnerungen nur umso klarer wieder zum Vorschein. Dabei wollte er doch alles vergessen.
 

So schnell es sein Gipsbein zuließ, stand er auf und schnappte sich seine wenigen Habseligkeiten, die in der Hauptsache aus seiner alten Kleidung bestanden. Er sollte besser so schnell wie möglich von hier verschwinden, bevor Kaiba noch die Gelegenheit bekam und wer weiß was mit ihm anstellte.

Er wollte gerade zur Tür hinaus, als er mit eben Jenem zusammenprallte.
 

“Nein, lass mich in Ruhe!” Yami schrie schon fast und versuchte an Kaiba vorbeizuschlüpfen. Doch das war bei dem Größenunterschied und der Tür, zwischen der die beiden standen, gar nicht so einfach. Und dann war da ja noch sein verletztes Bein. Kaiba hielt ihn einfach am Arm fest, was Yami nur umso heftiger zappeln ließ.
 

“Hey, was ist denn los mit dir? Wo willst du auf einmal hin?”
 

“Das geht dich gar nichts an, lass mich los!” Kaiba war das Gezeter ziemlich egal und so packte er Yami an den Armen und drückte ihn an die Wand, um ihn erst mal ruhig zu stellen. Das brachte aber gar nichts, denn der Kleine begann sich nur noch heftiger zu wehren.
 

“Jetzt sei aber mal still und sag mir endlich, was mit dir los ist!” Als Yami bemerkte, dass er sich nicht befreien konnte, hielt er plötzlich ganz still, kniff die Augen zusammen und drehte seinen Kopf so weit wie möglich von Kaiba weg. Dafür wurde sein Zittern nur umso stärker.
 

“Sag mal, hast du jetzt eine Panikattacke, oder was?”, wunderte sich Kaiba. “Na gut, ich lass dich los. Aber wehe du haust ab, dann hab ich dich schneller wieder am Schlafittchen, als du glaubst, kapiert!” Yami nickte verängstigt. Also ließ Kaiba los, so dass er wie ein Häufchen Elend zu Boden sank.
 

“Komm, leg dich ein bisschen aufs Bett”, meinte Kaiba in einem Anflug von Mitleid. Yami dagegen glaubte an was ganz anders und schüttelte energisch den Kopf. “Na dann eben nicht!”, erwiderte Kaiba eingeschnappt. Da war er schon mal großzügig und dann dankte man es ihm so.

So vergingen einige Minuten, in denen sich Yami langsam wieder beruhigte.
 

“Also, willst du mir jetzt nicht endlich sagen, was los ist?”, erkundigte sich Kaiba, der doch ganz schön neugierig geworden war. “Ich beiß dir schon nicht den Kopf ab”, versicherte er.

Yami blickte vorsichtig zu ihm hoch. Anscheinend meinte er es ernst. Außerdem hatte er die Gelegenheit nicht genutzt, um über ihn herzufallen. Vielleicht hatte er sich ja doch getäuscht und Kaiba wollte gar nicht das von ihm.
 

“Na ja, ich, ähm…”, versuchte Yami zu erklären. Aber er konnte Kaiba doch nicht das erzählen. Außerdem kannte er ihn noch nicht gut genug, um zu wissen, ob er ihm trauen konnte. “Also, es ist… Tut mir leid, aber ich kann das einfach nicht sagen. Entschuldige, dass ich so panisch reagiert habe. Das war wohl etwas übertrieben.”
 

“Etwas?”, schnaubte Kaiba. “Du hast so getan, als wolle ich dich abstechen.”
 

“Hm”, machte Yami und richtete sich langsam wieder auf. “Aber eine Sache möchte ich noch wissen, sonst werde ich wirklich gehen”, versicherte er.
 

“Was meinst du?”
 

“Ich will jetzt endlich wissen, wieso du mich bei dir aufgenommen hast und mich versorgst. Wenn du mir jetzt nicht sagst, was du dafür als Gegenleistung verlangst, dann werde ich gehen. Denn ich will nicht irgendwann so tief in deiner Schuld stehen, dass ich etwas für dich tun muss, das ich nicht kann.”
 

“Hm”, schmunzelte Kaiba. “Ich glaube, da brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Setz dich mal neben mich, dann erzähle ich dir alles.” Noch etwas misstrauisch kam Yami der Aufforderung nach und setzte sich auf das Bett.
 

“Also, dazu muss ich dir sagen, dass ich meinen Assistenten Roland damit beauftragt hatte, herauszufinden, wer du eigentlich bist und wo du steckst. Frag mich nicht, warum ich das getan habe, ich hatte einfach so ein Gefühl, dass ich dich wieder finden müsste. Zu dumm, dass mir das erst einfiel, nachdem ich dich rausgeschmissen hatte.

Na ja, jedenfalls fand Roland erst heraus, dass deine Eltern eine Vermisstenanzeige aufgegeben hatten und später dann, dass deine Mutter gar nicht deine leibliche Mutter ist, sondern nur die Stiefmutter. Er forschte weiter nach - Roland ist nämlich ein sehr gründlicher Mensch und wenn er erstmal was angefangen hat, hört er so schnell nicht wieder damit auf - und es stellte sich heraus, dass deine leibliche Mutter mit Geburtsnamen Ayumi Saya geheißen hatte und kurz nach deiner Geburt gestorben war.”
 

“Das weiß ich doch. Aber was hat das damit zu tun, dass du mich bei dir aufgenommen hast?”, wollte Yami wissen, während er sich darüber wunderte, dass Kaiba über ihn hatte Nachforschungen anstellen lassen.
 

“Nun, erst mal gar nichts. Aber du musst wissen, dass wir, also Mokuba und ich, nur adoptiert sind und unser Geburtsname somit nicht Kaiba ist. Unsere Mutter hieß Sonja - sie war zur Hälfte Russin, daher wohl auch meine blauen Augen - und unser Vater hieß Kazuki…Saya. Er war der Bruder deiner Mutter.” Auf diese Eröffnung hin, starrte Yami Kaiba entgeistert an.
 

“Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?”
 

“Doch”, lächelte Kaiba über die verblüffte Miene. “Da bedeutet, dass wir Cousins sind.”
 

“A-aber, aber warum weiß ich denn nichts davon? Und du bis vor kurzem ja auch nicht”, stammelte Yami.
 

“Hm, ich kann nur spekulieren. Doch wahrscheinlich lag es daran, dass mein Vater nie damit einverstanden gewesen war, welchen Typen seine Schwester geheiratet hatte. Ich weiß nur, dass die beiden sich niemals grün waren und der Kontakt deshalb auch zu meiner Tante abbrach. Später, nachdem unsere Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen waren und es darum ging, zu wem wir gehen sollten, erfuhr ich lediglich, dass der Mann meiner verstorbenen Tante uns nicht aufnehmen konnte oder wollte. Aber ich habe nie erfahren, dass meine Tante noch einen Sohn hatte und da ich nicht auf die Idee kam, habe ich auch keine Nachforschungen angestellt.”

Auf diese Nachricht hin schwieg Yami erstmal und starrte nachdenklich vor sich hin. Konnte das sein? Aber warum sollte ihm Kaiba so ein Märchen auftischen? Dann waren sie also wirklich Cousins? Yamis Miene hellte sich auf.
 

“Aber warum hast du mir das denn nicht gleich gesagt?”
 

“Nun ja, ich wollte dich erst mal näher kennen lernen, so ganz neutral, sozusagen.”
 

“Ach so, hm. Dann heißt das also, ich kann bei dir bleiben und muss nicht zu meinen Eltern zurück?”
 

“Nun, theoretisch nicht. Solange deine Eltern das Sorgerecht haben, darf ich dich nicht aufnehmen, wenn sie dagegen sind. Aber solange niemand davon erfährt… Natürlich könntest du auch den offiziellen Weg wählen, denn wenn es einen gewichtigen Grund gibt, dass deinen Eltern das Sorgerecht entzogen werden sollte, kannst du das auch vor Gericht durchsetzen. Jetzt mal ernsthaft, was haben die mit dir angestellt? Hat dein Vater dich geschlagen?”
 

“Bitte, Kaiba”, seufzte Yami und stand vom Bett auf. “Auch, wenn ich jetzt weiß, dass du mein Cousin bist und mir nichts Böses willst, ich kann einfach nicht darüber reden. Ich würde es dir wirklich gerne sagen, aber manchmal, da gibt es eben Dinge, die kann man einfach nicht aussprechen, verstehst du das?”
 

“Ich verstehe. Aber manchmal gibt es auch Dinge, die sollte man gerade deswegen, weil sie so furchtbar sind, aussprechen.”
 

“Wie meinst du das?”, guckte Yami furchtsam auf.
 

“Denk mal darüber nach.” Mit diesen Worten verließ Kaiba das Zimmer. “Ach, übrigens, du kannst mich jetzt auch Seto nennen, wegen dem ganzen Verwandschaftskram und so”, rief er noch über die Schulter zurück.
 

Hallo liebe Leserinnen und Leser,
 

an dieser Stelle möchte ich mal auf einen Yu-Gi-Oh! Fanfiction Wettbewerb aufmerksam machen, den ich auf Animexx eröffnet habe.

Das Thema lautet "Gefangen in der Zwischenwelt oder Das Schloss der lahmen Schnecke".
 

Folgt bei Interesse einfach dem Link in meinem Weblog, im Steckbrief, dort könnt ihr alle Infos finden.
 

Ich würde mich sehr freuen, wenn einige von euch teilnehmen, da ich weiß, dass sich nicht so viele Leute für solche Wettbewerbe interessieren und es schade fände, wenn er nicht stattfinden könnte, weil keiner teilnimmt.

Deshalb nehmt ihr mir hoffentlich auch nicht die Werbung an dieser Stelle übel^^.
 

Viele Grüße

Saedy

Alte Freunde

Hallo,

vielen Dank noch mal für die lieben Kommentare. Und auch danke an die 23 Leute, die die FF in ihre Favoriten-Liste aufgenommen haben.

Ich hoffe, die Fortsetzung gefällt euch auch und wünsch euch viel Spaß damit.
 

Am nächsten Morgen am Frühstückstisch wollte Kaiba wissen:
 

“Und, Yami, hast du es dir überlegt? Willst du gerichtlich gegen deine Eltern vorgehen, damit ihnen das Sorgerecht entzogen wird? Das wäre zwar der schwierigste Weg, aber damit hättest du dann wenigstens die Sicherheit, dass du ihnen nicht mehr ausgeliefert wärst. Nun, du bist schon fast siebzehn, da könnten wir es auch drauf ankommen lassen zu warten, bis du volljährig bist. Wahrscheinlich vermutet dich sowieso keiner bei mir. Deine Entscheidung.”
 

“Danke, Kaiba, ich meine Seto, dass du für mich da bist. Ich würde ja gerne gerichtlich gegen…meinen Vater vorgehen, aber solange ich es nicht schaffe, darüber zu reden, was passiert ist, kann ich das vergessen, oder? Ich meine, du glaubst vielleicht, ich müsste mich nur überwinden, dann könnte ich es erzählen, aber so einfach ist das nicht. Ich will ja darüber reden, aber die Worte kommen einfach nicht aus meinem Mund raus.”
 

“Verstehe. Wenn das so ist, wie wäre es dann, wenn du die Hilfe eines Psychologen in Anspruch nimmst? Vielleicht könnte der dir helfen.”
 

“Ja, schon möglich. Doch dann wird wieder nach der Versicherung gefragt und nach meinen Eltern und…”
 

“Mach dir darüber mal keine Sorgen. Du wirst deine Versicherung nicht brauchen, darum kümmere ich mich. Und da du über vierzehn Jahre alt bist, ist der Arzt, wenn du ihn darum bittest, dazu verpflichtet, deinen Eltern gegenüber zu schweigen. Also, wenn du willst, erkundige ich mich mal nach einem guten Psychologen.” Yami bekam Kopfschmerzen bei der Vorstellung, zu einem Psychologen gehen zu müssen. Aber das war wohl wirklich seine einzige Chance. Deshalb nickte er etwas gequält.
 

“Schön, dann tu das bitte.”
 

“Gut und ich kenne zufällig auch ein altes Hausmittel, das dir fürs erste helfen wird”, verkündete Kaiba ganz ernsthaft, stand auf, holte sich etwas aus dem Kühlschrank, das Yami von seiner Position aus nicht sehen konnte und kramte auch noch ein paar Brötchen hervor, die er auf dem Toaster aufwärmte. Kurze Zeit später kam er mit einem Teller hinter der Trennwand, die die Küche vom Esszimmer abteilte, hervor. Darauf lagen sechs Brötchenhälften, die dick mit Schokolade bestrichen waren.
 

“Das ist dein Hausmittel?”, schmunzelte Yami.
 

“Ja, siehst du, es hilft schon: Du lächelst”, stellte Kaiba fest. Yami schüttelte den Kopf. Dass Kaiba so nett sein konnte, hatte er nicht erwartet.
 

“Danke.” Daraufhin stopfte sich Yami, der mal wieder sehr hungrig war, die Brötchen in den Mund.
 

“Na na, nicht so hastig. Außerdem ist das nicht alles für dich. Du musst auch noch was für Mokuba übrig lassen. Es sei denn, du machst ihm noch ein paar Brötchen.”
 

“Ist er nicht alt genug, um das selbst zu machen?”, mampfte Yami.
 

“Ja, du aber auch.”
 

Nach dem Frühstück wusste Yami nicht so recht, was er mit dem restlichen Sonntag anfangen wollte. Mokuba traf sich irgendwo mit seinen Freunden und Seto hatte sich in sein Zimmer verkrochen. Yami hatte zwar keine Ahnung, was er dort tat, aber auf jeden Fall langweilte er sich nun. Da kam ihm sein bester Freund Joey wieder in den Sinn. Jetzt war es schon eine ganze Zeit her, dass er ihn das letzte Mal gesehen hatte. Da wäre es doch mal eine gute Idee, ihn zu besuchen. Vor allem, da Yami schuldbewusst wieder einfiel, dass er nicht mal ihm Bescheid gesagt hatte, als er von zu Hause abgehauen war. Bestimmt machte sich sein Freund riesige Sorgen. Doch Yamis Probleme waren ihm einfach über den Kopf gewachsen, so dass er nicht mehr an Joey gedacht hatte. Aber jetzt schämte er sich dafür.
 

Also lieh er sich bei Kaiba etwas Geld für den Bus und fuhr los. Was gar nicht so einfach war mit dem Gipsbein, da er erstmal zur Haltestelle kommen musste, die etwas weiter weg war und dann hoch in den Bus kraxeln. Letztendlich war er geschlagene eineinhalb Stunden unterwegs und das, obwohl Joey in derselben Stadt wohnte.
 

Als Yami dann bei seinem Freund vor der Tür stand, kam ihm in den Sinn, dass es vielleicht besser gewesen wäre, vorher anzurufen. Doch dann hätte er alles am Telefon erklären müssen und das wäre auch nicht so toll gewesen, da Joey bestimmt sauer auf ihn war. Mit gemischten Gefühlen klingelte er an der Wohnungstür. Diese öffnete sich wenige Augenblicke später und ein perplexer Junge mit strubbeligen blonden Haaren guckte heraus.
 

“Hey”, brachte Yami hervor und versuchte zu lächeln, als Joey nach mehreren Sekunden immer noch nichts gesagt hatte. “Ich weiß, ich hab mich lange nicht gemeldet und das tut mir leid. Deshalb bin ich hier. Und ich wollte sehen, wie es dir geht.” Wahrscheinlich würde Joey ihn gleich anschreien und ihm die Tür vor der Nase zuschlagen, so wie der ihn anstarrte. Umso überraschter war Yami, als er sich plötzlich in einer heftigen Umarmung wieder fand.
 

“Oh, man, Alter! Das gibt’ s doch nicht. Ich hab mir schon sonst was ausgemalt, was mit dir passiert sein könnte. Ich bin so froh, dass es dir gut geht. Das letzte, was ich von dir gehört habe, ist, dass du diesen Seto Kaiba bei einem Duel-Monsters Turnier geschlagen hast. Echt der Wahnsinn, Mann. Sag mal, wo hast du gesteckt?”, sprudelte es nur so aus Joey heraus, während Yami versuchte, nicht in der Umarmung zu ersticken. Als er sich endlich von ihm löste, blickte Yami schuldbewusst zu ihm hoch.
 

“Können wir vielleicht reingehen? Dann erzähle ich dir alles.”
 

“Ach, weißt du, das ist vielleicht keine so gute Idee. Mein Alter ist schon wieder betrunken, der würde uns doch nur stören. Ich wollte sowieso gerade in den Park gehen, wieso unterhalten wir uns nicht dort?”
 

“Klar.”
 

Schweigend liefen die beiden nebeneinander her, bis sie in den Park mit dem kleinen Flüsschen kamen und sich auf eine Bank setzten. Eine Weile schauten sie nur auf den Fluss und den Enten beim Schwimmen zu. Schließlich begann Yami zu erzählen:
 

“Du weißt doch noch wie ich dir gesagt habe, dass mein Vater etwas Schreckliches getan hat, das ich ihm nicht verzeihen kann. Ich wollte dir auch erzählen, was, doch ich konnte nicht und kann es auch heute nicht. Ich hoffe, du verstehst das.”
 

“Ach, klar, Alter. Manchmal gibt es eben Dinge, über die man nicht reden kann. Besonders, wenn es die eigenen Eltern betrifft“, erwiderte Joey, der so aussah, als würde er sich ebenfalls an etwas Schlimmes erinnern.
 

“Jedenfalls habe ich es zu Hause nicht mehr ausgehalten und bin am nächsten Tag auch abgehauen. Ich hatte solche Angst, dass es wieder passiert”, schluchzte Yami. “Oh, man, warum muss ich denn jetzt schon wieder heulen?”
 

“Das macht doch nichts. Das ist eben zum Heulen”, meinte Joey verständnisvoll und nahm ihn in den Arm. Nachdem Yami sich einigermaßen beruhigt hatte, erzählte er weiter:
 

“Na ja, ich hab dann erst mal auf der Straße gelebt. Ich wär fast erfroren und bin ins Krankenhaus eingeliefert worden. Als ich wieder raus war, habe ich an diesem Duel-Monsters Turnier von Seto Kaiba teilgenommen, weil es dabei einen Preis zu gewinnen gab. Ich dachte, so könnte ich vielleicht etwas Geld für was zu Essen gewinnen. Das ich auch gleich Kaiba schlagen würde, hätte ich echt nicht gedacht. Und dann habe ich mir einen Job gewünscht. Das hast du sicher aus den Medien mitbekommen.”
 

“Ja, ich war nur froh, dass du noch gelebt hast und nicht schon unter der Erde lagst.”
 

“Ich weiß, es tut mir ja auch leid, dass ich dir nichts gesagt habe. Ich hatte so viele Probleme, dass ich es ehrlich gesagt vergessen habe.”
 

“Du brauchst dich nicht dauernd zu entschuldigen, Yami. Ich sag doch, ich versteh das. Und wie ging es dann weiter mit dir?”
 

“Tja, erstmal bekam ich den Job auch. Ich hab die Unterschrift meiner Eltern gefälscht, damit ich überhaupt arbeiten durfte. Aber dann bin ich aufgeflogen, doch nicht deswegen, sondern weil ich heimlich im Firmengebäude übernachtet hatte, denn draußen war es echt arschkalt, dagegen ist es jetzt geradezu mild. Tja, daraufhin hat mich Kaiba jedenfalls rausgeschmissen. Aber aus irgendeinem Grund wollte er mich später doch wieder sehen und ließ nach mir suchen.” Yami erzählte Joey noch die restliche Geschichte, so auch, woher er sein Gipsbein hatte und schloss mit der Nachricht, dass Kaiba sein Cousin sei.
 

“Man, das ist ja krass, Alter!”, rief Joey aus und sprang von der Bank auf. “Dieser reiche Pinkel ist dein Cousin? Ich fass es nicht!”
 

“Was ist, willst du ihn mal kennen lernen?”, lächelte Yami.
 

“Hm, warum nicht?” Somit machten sich die beiden auf dem Weg zu Kaibas Haus.
 

“So lebt der reiche Pinkel also?”, staunte Joey, als sie vor dem prächtigen Anwesen mit dem großen Garten standen.
 

“Hey, nenn ihn nicht so! Besonders nicht in seiner Gegenwart. Der ist imstande und legt dich übers Knie.”
 

“Na, das will ich sehen!” Yami warf ihm einen bösen Blick zu. “Na gut, ich halte mich zurück, dir zuliebe”, versprach Joey.
 

“Mokuba, vielleicht hast du auch schon von ihm gehört, ist Setos kleiner Bruder und wohnt auch hier. Er ist ein ganz netter, kleiner Kerl”, erzählte Yami weiter. Die beiden klingelten und die Haushälterin machte auf.
 

Drinnen zeigte Yami Joey erst mal das ganze Haus und den Garten, da Kaiba anscheinend immer noch in seinem Zimmer hockte. Irgendwann kam er aber auch mal wieder raus und entdeckte die beiden im Wohnzimmer.
 

“Wer ist denn das?”, wunderte er sich und verschränkte die Arme vor der Brust. Er warf Joey einen bösen Blick zu - anscheinend hatte er nicht gerne fremde Leute im Haus.
 

“Hallo, Kai-, äh, Seto. Das ist mein bester Freund Joey Wheeler. Ich hoffe, du hast nichts dagegen, dass ich ihn mal mit hierher gebracht habe.”
 

“Meinetwegen. Aber er soll nichts anfassen, sonst macht er mir womöglich noch was kaputt. Und wehe, es fehlt irgendetwas, wenn er wieder weg ist.”
 

“Hey, Moment mal! Willst du mich etwa als Dieb bezeichnen?”, entrüstete sich Joey.
 

“Bei so heruntergekommenen Straßenkötern wie dir, weiß man doch nie!”
 

“Na hör mal, du reicher Pinkel! Was erlaubst du dir eigentlich? Wenn du nicht Yamis Cousin wärst, würde ich dir für diese Bemerkung glatt eine reinhauen!”
 

“Nur keine Zurückhaltung! Du hast ja doch nicht den Mumm, mich fertig zu machen”, grinste Kaiba verächtlich. Die beiden hätten wahrscheinlich noch weitergestritten, wenn in diesem Moment nicht die Tür mit einem Knall zugeschlagen worden wäre, und zwar von Yami, der wütend das Zimmer verlassen hatte. “Das hast du jetzt davon, du Flohteppich”, bemerkte Kaiba sauer und lief Yami hinterher. Joey, der sich ebenfalls um seinen Freund sorgte, ließ es sich natürlich nicht nehmen, auch hinter her zu laufen. Da Yami mit seinen Krücken nicht so schnell unterwegs war, hatten sie ihn bald eingeholt.
 

“Was ist los, Yami?”, erkundigte sich Kaiba.
 

“Was los ist? Das fragst du noch?”, blaffte Yami.
 

“Na gut, es tut mir leid, ich hätte deinen Freund nicht beleidigen sollen.”
 

“Nein, das hättest du nicht und jetzt lass mich in Ruhe! Denn ich weiß ja nun, was du von mir denkst”, humpelte Yami weiter, schlüpfte in den Fahrstuhl und fuhr nach oben zu seinem Gästezimmer, wobei er aber nicht verhindern konnte, dass sein Cousin und sein Freund ihm folgten. Wütend starrte er Kaiba an.
 

“Hey, ich hab mich doch entschuldigt”, bemerkte dieser.
 

“Ja, das hast du. Aber jetzt weiß ich ja, was du wirklich über mich denkst. Ich weiß zwar immer noch nicht, was du im Sinn hattest, mir die ganze Zeit den netten Kerl vorzuspielen, aber wenigstens weiß ich nun, dass du es nicht ernst gemeint hast.”
 

“Wie meinst du das? Wie kommst du darauf, ich hätte dir was vorgespielt?”
 

“Na, ist doch offensichtlich!”, mit diesen Worten humpelte Yami aus dem Fahrstuhl, der endlich oben angekommen war. Er lief in Richtung seines Zimmers, doch mitten in der Tür stellte sich Kaiba ihm in den Weg. Joey lief zwar auch hinterher, wusste aber nicht so recht, was er in dieser Situation machen sollte. Doch eines war sicher, sollte dieser reiche Pinkel Yami irgendetwas antun, so würde der sein blaues Wunder erleben!
 

“Also, was soll so offensichtlich sein? Was hab ich gesagt, dass du so wütend auf mich bist?”, verlangte Kaiba zu wissen und hielt Yami an den Schultern fest. “Oder bist du einfach so nachtragend, dass du mir nicht verzeihen kannst?”
 

“Na denk doch mal nach, du Genie!”, kniff Yami die Augen zusammen und starrte Kaiba böse an. Doch der kam beim besten Willen nicht darauf, was er falsch gemacht hatte. “Du hast ja klar genug deutlich gemacht, was du von Leuten hältst, die auf der Straße leben. Dabei lebt Joey ja nicht mal auf der Straße, sondern nur ich.” Die letzten Worte waren nicht mehr wütend, sondern leise und traurig gesprochen. Überrascht ließ Kaiba Yami los und dieser nutzte die Gelegenheit um in sein Gästezimmer zu humpeln und schnappte sich seine wenigen Habseligkeiten.
 

“Was soll das werden?”
 

“Ich zieh aus!”
 

“Auf die Straße? Ja, Yami, bist du denn von allen guten Geistern verlassen?”, rief Kaiba fassungslos. “Es tut mir doch leid. Bitte Yami, tu das nicht!”, hielt er seinen Cousin bei den Armen fest und versuchte ihn davon abzuhalten, weiter zu packen. “Yami, sieh mir in die Augen!” Dieser schaute gezwungenermaßen missmutig hoch. “Das, was ich da gesagt habe, war wirklich gedankenlos. Aber ich meinte es doch nicht wirklich so. Es tut mir Leid, ehrlich. Du hattest es bestimmt schlimm dort draußen ganz alleine und in der Kälte, ohne Geld und Essen. Ich halte dich deswegen nicht für einen schlechteren Menschen, im Gegenteil. Das war sehr mutig von dir. Doch wenn du jetzt, wo du eine Alternative hast, gehen würdest, wäre das einfach nur dumm.” Nach einem Moment des Nachdenkens, nickte Yami geschlagen.
 

“Gut, okay. I-ich glaube dir. Aber bitte beleidige nie wieder meinen Freund.”
 

“Hm, gut, ich werde mich bemühen.”
 

Joey hatte nur stumm daneben gestanden und die Szene beobachtet. Nun ließ Kaiba die beiden wieder alleine und zusammen holten sie sich in der Küche einen warmen Kakao, der erstmal Yamis Nerven beruhigen sollte. Was diesen nämlich eigentlich geschockt hatte, war nicht Kaibas Beleidigung, sondern sein eigenes, wieder hochgekommenes Gefühl, nichts wert zu sein, nur Dreck zu sein, den man irgendwann von der Straße auflas. Sein Cousin hatte die Erinnerung daran nur wieder hochgeholt.
 

Gemeinsam gingen sie mit ihrem Kakao in den Garten.
 

“Ich glaube, jetzt muss ich mir keine Sorgen mehr machen”, bemerkte Joey ein wenig später.
 

“Wie meinst du das?”
 

“Na ja, so wie dieser Kaiba sich bei dir entschuldigt hat, muss er dich wirklich gern haben. Er scheint nicht der Mensch zu sein, der anderen so schnell sein Herz öffnet. Aber zu dir war er wie zu einem kleinen Bruder, um den er sich Sorgen macht.”
 

“Findest du?”, wunderte sich Yami.
 

“Klar!”, lachte sein blonder Freund. Gemeinsam ärgerten sie später noch die Fische und Enten im Gartenteich - na ja, eigentlich fand mehr Joey Gefallen daran - und dieser erkundete auch das Baumhaus, diesmal mit nagelneuer, fester Strickleiter. Yami konnte ihm wegen seinem Bein leider nicht folgen. Insgesamt wurde es noch ein schöner Tag und Yami fühlte sich das erste Mal seit langem so richtig wohl. Schade, dass er Joey am Abend wieder verabschieden musste.
 

Als Yami zu Bett gehen wollte, stolperte er fast über Kitty, die es sich auf dem Teppich bequem gemacht hatte.
 

“Na, das ist ja ein Wunder, dass du dich mit dem Teppich zufrieden gibst und nicht gleich aufs Bett springst”, wunderte sich Yami und ließ sich in die weichen Kissen sinken. Als hätte das kleine Kätzchen ihn verstanden, sprang es hoch und kuschelte sich an ihn. Es war gar nicht so einfach mit einer Katze im Bett zu einem ruhigen Schlaf zu kommen. Jedenfalls konnte Kitty nachts nicht lange stillhalten und machte sich einen Spaß daraus, auf Yami herumzulaufen und alles neugierig zu erkunden.

Die verflixte Liebe

Die nächsten Wochen besuchte Yami tatsächlich einen Psychologen. Um genau zu sein, ging er dort zwei Mal pro Woche hin. Aber wenn Yami geglaubt hatte, dass es einfach werden würde, dann hatte er sich getäuscht. Im Gegenteil, er war überrascht, wie schnell er durch ein bisschen reden aus der Fassung geraten konnte. Bis dahin war ihm gar nicht klar gewesen, wie viel Schmerz wirklich in ihm steckte. Irgendwie hatte er das alles total gut verdrängt und dann geglaubt, er habe das Schlimmste überwunden. Doch in Wirklichkeit hatte er es nur tief in sich begraben. Deshalb war er nach jeder Sitzung bei diesem Psychologen immer total mit den Nerven am Ende und fühlte sich, als hätte er versucht, einen Marathon zu laufen und nicht bloß ein bisschen geredet.
 

Für dieses Problem hatte Mokuba aber ganz schnell eine Lösung gefunden, und zwar Schokolade! Deshalb gab es jedes Mal, wenn Yami von einer Therapiestunde zurückkam entweder Schokoladenkuchen, Schokoladenpudding oder sonst etwas Leckeres aus Kakao. Seto musste jedes Mal schmunzeln, wenn er die Zwei so begeistert mampfen sah.
 

Leider hatte es Yami aber immer noch nicht geschafft, darüber zu reden, was sein Vater mit ihm angestellt hatte. Doch wenigstens war es ihm gelungen, Andeutungen zu machen, so dass nun relativ klar war, was geschehen sein musste. Allerdings wusste das bisher nur der Psychologe. Dieser hatte dem Jugendamt Bescheid gegeben und das auch Yami gesagt, denn im Falle einer solchen Straftat war er ausnahmsweise gegenüber den Behörden nicht mehr an seine Schweigepflicht gebunden, im Gegenteil, hatte sogar die Pflicht, dies zu melden, damit Yamis Vater ihm nichts mehr antun konnte und ihm das Sorgerecht entzogen wurde.

Vorerst hielt sich Yami nun also offiziell bei seinen Cousins auf, bis der Fall vor Gericht geklärt wäre.
 

Nach mehreren Wochen wurde Yami auch endlich seinen Gips los und hoffte inständig, dass nun Schluss wäre mit den ganzen gebrochenen Knochen und das nicht zur Serie würde.
 

An einem Wochenende übernachtete Mokuba bei einem Freund und so beschloss Seto, sich mal nichts vorzunehmen und es sich mit Yami ebenfalls gemütlich zu machen. Am Freitag Abend gingen sie zusammen ins Kino, am Samstag in den Zoo, wo sie sich köstlich über die Paviane und die Seelöwen amüsierten und am selben Abend suchten sie sich ein paar Filme raus, die sie auf dem riesigen Flachbildfernseher anguckten, der Yami immer noch beeindruckte, da ihm das wie ein kleines Kino vorkam.
 

Wer Kaiba näher kannte, dem wäre aufgefallen, dass er mit seinem Cousin noch liebevoller umging, als mit seinem kleinen Bruder und das wollte schon etwas heißen, da er gegenüber anderen Menschen normalerweise ziemlich abweisend war. Yami brachte ihn einfach zum Lachen, schon durch Kleinigkeiten und machte ihn einfach durch seine Anwesenheit glücklich. Als er dann bei diesem DVD-Abend neben ihm saß, wurde er aber ganz plötzlich ziemlich ernst und starrte abwesend auf den Bildschirm. Yami, dem die plötzliche Veränderung nicht entging, erkundigte sich, was denn los sei.
 

“Ach, mir ist nur plötzlich was eingefallen. Ich glaube, ich muss noch was Dringendes erledigen.” Schneller, als Yami gucken konnte, war er aufgesprungen und verschwunden.
 

“Na so was”, wunderte sich sein Cousin.
 

Kaiba indessen hatte sich ins Bad verzogen, fluchte vor sich hin und spritzte sich Wasser ins Gesicht. Da er ein Mensch war, der sich so leicht nichts vormachte, war ihm relativ schnell klar, dass nicht nur seine Hormone verrückt gespielt hatten, als er eben fast im Begriff gewesen wäre, Yami zu küssen. Der hatte davon wahrscheinlich gar nichts mitbekommen, der Glückliche. Nein, er liebte Yami und das nicht, wie man normalerweise seinen Cousin lieben sollte.
 

Dass er selbst auf Männer stand und auch, dass er Yami von Anfang an süß gefunden hatte, war ihm bewusst und damit hatte er leben können. Nicht aber damit, sich in ihn verliebt zu haben! Er sollte diese Gefühle ganz schnell vergessen! Immerhin war Yami nicht nur sein Cousin. Durch die Andeutungen, die dieser gemacht hatte und das manchmal auffällige Verhalten ahnte Kaiba, was dessen Vater ihm angetan hatte. Wenn er jetzt auch noch damit anfing - nicht, dass er Yami jemals etwas hätte antun können - dann würde er ihn noch vollkommen verstören. Außerdem könnte ihm das sein Cousin bestimmt nie verzeihen. Deshalb beschloss Kaiba, diese Gefühle tief in sich zu verschließen und zu unterdrücken.
 

Als er eine gute halbe Stunde später in den kleinen “Privatkinosaal” zurückkam, stand ein gequältes Lächeln in seinem Gesicht und er hoffte, dass Yami nicht bemerken würde, dass er sich komisch verhielt. Doch da hatte er falsch gehofft, denn dieser war nicht nur ziemlich intelligent, sondern auch sehr sensibel und merkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Jedoch war er zu taktvoll, um Kaiba darauf anzusprechen, da dieser das offensichtlich nicht wollte. Trotzdem wunderte er sich, was nun los war, insbesondere, da sein Cousin sich den ganzen restlichen Abend sich so steif verhielt, als hätte er vor kurzem einen Stock verschluckt.

Als dieses seltsam distanzierte und förmliche Verhalten auch noch am Sonntag weiterging, fing Yami erst richtig an, sich Sorgen zu machen, sprach Kaiba aber immer noch nicht darauf an. Vielleicht würde sich das Ganze ja noch von selbst klären.

Das tat es aber nicht, wie Yami eine Woche später seufzend feststellte.
 

“Also, was ist los mit dir?”, wollte er am nächsten Sonntag deshalb direkt wissen.
 

“Wie bitte? Was meinst du?”, wunderte sich Kaiba, der gerade die Frühstücksbretter auf die Spüle stellte, damit die Haushälterin später nicht ganz so viel zu tun hatte.
 

“Na ja, du bist die ganze Woche schon so komisch. Seit diesem DVD-Abend, um genau zu sein. Ich dachte ja erst, das würde sich legen, aber nun benimmst du dich immer noch so seltsam”, beäugte ihn Yami kritisch.
 

“Was meinst du mit seltsam? Ich bin doch wie immer”, versuchte Kaiba so zu tun, als sei alles in bester Ordnung. In Wirklichkeit aber verfluchte er sich dafür, dass er so ein schlechter Schauspieler war.
 

“Ja, klar!”, schnaubte Yami verächtlich. “Deshalb gehst du mir ja auch aus dem Weg so oft du kannst und benimmst dich, als wärst du nicht mehr mein Cousin, sondern, ach, was weiß ich, nur ein Bekannter. Und selbst die wären aufgeschlossener zu mir, als du in der ganzen letzten Woche. Sag mal, hab ich dir irgendwas getan?”
 

“Nein, aber nein!”, wiederholte Kaiba entsetzt. Dass Yami von ihm dachte, er möge ihn nicht mehr, hatte er nun aber auch nicht gewollt. “Das liegt nicht an dir, ich…, das ist nur meine Schuld”, biss er sich auf die Zunge.
 

“Und was genau ist deine Schuld?”, legte Yami kritisch den Kopf schief, was bei Kaiba dazu führte, dass dessen Herz einen Hüpfer machte, da der Kleine in dieser Pose so süß aussah, wie ein kleiner Welpe. Und dann die blonden, welligen Strähnen, die ihm ins Gesicht hingen… Kaiba wurde rot und hätte sich am liebsten geohrfeigt für seine Gedanken. Doch das hätte leider noch viel mehr Fragen nach sich gezogen, also ließ er es bleiben. Flucht ging auch nicht, also blieb nur zu hoffen, dass Yami nicht bemerkte, was wirklich mit ihm los war.
 

“A-also”, stotterte Kaiba. “D-du, ich meine, ich… hab dir ja noch gar nicht gesagt, dass ich eigentlich auf, äh, Männer stehe. U-und, ja, ich hab mich v-verliebt in…Joey.” Moment mal, was hatte er da gerade gesagt? In diesem Augenblick hätte er sich wirklich am liebsten selbst geschlagen. Stattdessen führte er vor dem verblüfften Yami die Lüge aber noch weiter aus. “Na ja, das ist mir letzten Samstag eben klar geworden und ich dachte, da Joey dein bester Freund ist, hast du vielleicht was dagegen.”
 

“Ach so”, machte Yami total überrascht. Als die Nachricht langsam in seinen Verstand gesickert war, nahm er plötzlich sein Frühstücksmesser, rammte es mit einiger Wucht in ein armes Brötchen und stand ruckartig auf. “Nein, ich hab nichts dagegen. Vergnüg dich doch mit Joey, wenn er dich will”, rief er und knallte entgegen seinen Worten wütend die Tür hinter sich zu.
 

“Oha, der war ja doch ganz schön sauer”, stellte Kaiba fest. Aber warum eigentlich?
 

Yami war wütend auf sein Zimmer gestapft und hätte es beinahe in Trümmer gelegt, wäre ihm nicht Kitty dazwischen gekommen. Als er das arme, kleine Kätzchen vor sich sah, verflog seine Wut plötzlich und er setzte sich im Schneidersitz auf den Boden, so dass sich Kitty in seinem Schoß einkuscheln konnte.
 

“Sag mal, warum bin ich eigentlich so wütend geworden?”, fragte er das kleine Kätzchen, welches lediglich mit den Ohren zuckte, sich aber ansonsten nicht stören ließ. “Ich meine, ich habe doch nichts gegen Homosexuelle und Joey ist mein bester Freund und damit ist doch alles in Ordnung, oder nicht? Aber irgendwie habe ich das komische Gefühl, als würde ich Seto verlieren, wenn er mit irgendjemandem zusammen kommt. Dabei wird er doch auch dann noch mein Cousin sein, genauso wie jetzt. Und wir werden dann immer noch befreundet sein, nicht wahr, Kitty? Also, warum tut das dann, verdammt noch mal, so weh, wenn er sagt, dass er Joey liebt?” Tränen liefen Yami nun übers Gesicht. “Warum?”
 

Plötzlich überkam Yami der Wunsch, dass Seto ihn in den Arm nehmen und streicheln möge. Dass er immer bei ihm bleiben sollte und ihn berühren und… Entsetzt über sich selbst, sprang er auf und ließ die sich beschwerende Kitty fallen, die aber geschickt auf ihren vier Pfoten landete.

Er wurde rot und hielt sich die Hand vor den Mund, als er sich vorstellte wie es wohl wäre, wenn Seto ihn küssen würde. Was zum Henker dachte er da?
 

“Nein, nein!”, schlug er sich auf den Kopf. “Stopp!” Doch nun, wo sie aufgetaucht waren, war es gar nicht mehr so einfach, diese Gedanken beiseite zu schieben. Im Gegenteil, je mehr er sie bekämpfte, desto heftiger kamen sie zum Vorschein. Jetzt überlegte er sogar weiter, wie es wohl wäre, wenn er mit Seto schlafen würde. Vor Scham wäre er am liebsten im Boden versunken, dabei war noch nicht mal jemand anwesend, dem gegenüber er sich hätte schämen können. Aber seine eigenen Gefühle waren schlimm genug, vor allem, da sie so plötzlich über ihn hereinbrachen.

Wieso war ihm nur nie früher aufgefallen, was er für Seto wirklich empfand? Die Antwort war eigentlich ganz einfach. Er war noch nie verliebt gewesen, hatte noch nicht mal gewusst, dass er Männer attraktiv fand und außerdem war Seto sein Cousin. Er schüttelte den Kopf wie um ihn zu leeren. Er durfte Seto nicht lieben!
 

“Hey, Yami!”, klopfte es nun an seine Tür. Wieder einigermaßen gefasst, rief er:
 

“Herein!” und Kaiba steckte seinen Kopf zur Tür rein. “Yami? Ist alles in Ordnung? Kann es sein, dass du vielleicht doch etwas dagegen hast, dass ich, äh, mich in Joey verliebt habe?” Die letzten Worte kosteten Kaiba sichtliche Überwindung, da er lieber von einer 10 Meter hohen Klippe ins Wasser gesprungen wäre, als das zu sagen. In Wirklichkeit konnte er den Flohteppich, wie er ihn insgeheim nannte, nämlich immer noch nicht ausstehen. Vor allem, da er furchtbar eifersüchtig auf ihn war.
 

“Quatsch, was sollte ich dagegen haben? Schließlich ist es deine Angelegenheit.” Was Yami sagte, hörte sich allerdings nicht sehr überzeugend an, außerdem hatte er die Hände zu Fäusten geballt, als würde er am liebsten jemanden schlagen.
 

“Na ja, vielleicht weil Joey dein bester Freund ist? Kann es sein, dass du ihn vielleicht, ähm, auch mehr magst, als nur einen Freund?”
 

“Ach, was, Unsinn! Ich sagte doch, es ist in Ordnung!”, schüttelte Yami energisch den Kopf.
 

In den nächsten Tagen gingen sich die beiden aus dem Weg, wo sie nur konnten. Selbst Mokuba fiel es auf, dass sich die Zwei merkwürdig verhielten und nicht mehr viel miteinander redeten.
 

Einige Tage später standen Kaiba und Yami nebeneinander in der Küche und Yami erkundigte sich:
 

“Und, wie hat Joey reagiert?” Kaiba, der genau wusste, was sein Cousin meinte, erwiderte:
 

“Gar nicht, ich hab es ihm nicht gesagt.”
 

“Und warum nicht?”
 

“Weil ich gelogen habe!”, erklärte Kaiba energisch. Er war es leid, dass Yami ihn so abweisend behandelte und offensichtlich stinksauer war. Da gab er lieber zu, dass er ihm was vorgemacht hatte. Das war immer noch besser, als dass dieser ihm dauernd aus dem Weg ging.
 

“Bitte?”, wunderte sich Yami.
 

“Ja, ich bin gar nicht in Joey verliebt, eigentlich kann ich den Typen nach wie vor nicht ausstehen”, gab er zu und starrte die Wand an.
 

“Was? A-aber wieso hast du das dann gesagt?” Yami fühlte sich zwischen Irritation, Erleichterung und Wut hin- und hergerissen.
 

“W-weil ich dir nicht sagen wollte, was wirklich mit mir los ist. Es tut mir leid”, blickte Kaiba nun traurig auf den Boden.
 

“Tja, dann sag das nächste Mal besser einfach, dass du nicht darüber reden willst, dann kommt es nicht zu solch blöden Missverständnissen.”
 

“Klar. Das ist wohl das Beste.” Eine Weile herrschte Schweigen zwischen den beiden, während sie sich nicht rührten und ihren Gedanken nachhingen. “Du, Yami?”
 

“Ja, Seto?”
 

“Bist du noch sauer auf mich?” Er klang wie ein kleines Kind, das etwas angestellt hatte und es nun bereute, was dazu führte, dass Yami lächeln musste.
 

“Nein. Bin ich nicht. Und du, bist du jetzt wieder normal zu mir, so wie vor diesem komischen DVD-Abend?”, erkundigte sich Yami hoffnungsvoll.
 

“Ich werde mir Mühe geben”, versprach Kaiba und lächelte Yami liebevoll an, so dass diesem ganz anders wurde. Am liebsten hätte er sich jetzt an ihn geschmiegt, aber, hach, leider war das sein Cousin und damit unmöglich.

Jetzt, wo sie sich wieder verstanden, setzten sie sich noch gemeinsam an den Tisch und tranken gemütlich einen Kaffee.
 

“Du, Seto, eines interessiert mich aber noch…”
 

“Was denn?”
 

“Wieso hast du dir eigentlich diese Geschichte mit Joey ausgedacht? Ich meine, du hättest doch auch mit etwas Unverbindlicherem vom Thema ablenken können. Und dann gleich so ein Knaller?”
 

“Ja, stimmt, da hast du wohl Recht. Blöd, was einem plötzlich so für Geschichten einfallen, was?” Kaiba konnte ja schlecht erzählen, dass er zu dem Zeitpunkt eigentlich hatte sagen wollen, dass er sich in Yami verliebt hatte und im letzten Moment einfach den Namen von dessen Freund in seine Rede eingeflochten hatte.
 

“Hm. Aber sag mal, der Teil, dass du auf Männer stehst, stimmte doch, oder?”
 

“Ist das so offensichtlich?”, wunderte sich Kaiba.
 

“Na ja, manchmal guckst du mich schon so komisch an.” Auf diese Aussage hin, spuckte sein Cousin erstmal Kaffee. Er hatte ja keine Ahnung gehabt, dass Yami das bemerkt hatte.
 

“Tut mir leid, das wollte ich nicht.”
 

“Ich weiß, ist schon okay.” Beide verfielen wieder in Schweigen, während Yami darüber nachdachte, dass er vielleicht doch eine Chance hätte, Seto zu verführen, wo dieser ihn anscheinend attraktiv fand. Aber, nein! Wie konnte er nur so was denken! Er lief rot an und starrte auf den Tisch.
 

“Was ist los mit dir?”, wunderte sich Kaiba.
 

“Ähm, ich… Ich glaube, ich stehe auch auf Männer”, gab Yami zu und blickte vorsichtig hoch.
 

“Dann haben wir wohl was gemeinsam”, grinste Kaiba.

Schlimme Erinnerungen

Yami, dessen Aufenthalt bei Kaiba nun offiziell bestätigt worden war bis geklärt wäre, wem das Sorgerecht zugeteilt werden würde, freute sich, dass er nun nicht mehr zu befürchten hatte, dass sein Vater ihn mit Gewalt von den Behörden nach Hause bringen lassen konnte, so dieser denn überhaupt erfuhr, wo er sich aufhielt.
 

Im Moment war Wochenende und Yami saß auf dem Balkon, genoss die ersten Sonnenstrahlen im Frühling und dachte nach. Jetzt lief er schon seit Wochen mit dem Geheimnis herum, dass er in sich Kaiba verliebt hatte, was gar nicht einfach war, insbesondere, da er mit ihm unter einem Dach wohnte. Doch zum Glück sahen sie sich unter der Woche nur abends und so bekam Yami etwas Zeit für sich alleine.

Er seufzte. Eigentlich hatte er ja beschlossen, Kaiba nichts über seine Gefühle zu verraten, inzwischen war er sich jedoch nicht mehr so sicher, da ihn die Sache wirklich quälte. Und noch etwas anders musste er sich endlich von der Seele reden und er spürte, dass er kurz davor war, es endlich über seine Lippen zu lassen.
 

Eine Weile später kam Kaiba ebenfalls auf den Balkon und setzte sich zu ihm.
 

“Du sitzt ja immer noch hier”, bemerkte er.
 

“Ja, ich habe nachgedacht. Weißt du, ich glaube, es ist jetzt endlich an der Zeit, dass ich über das reden muss, was…mein Vater getan hat”, stellte Yami schweren Herzens fest.
 

“Yami”, nahm Kaiba dessen Hand und blickte ihm in die Augen. Jener fragte sich, was sein Cousin von ihm wollte, dass er ihn so anguckte. Irgendwie sahen diese Augen so aus, als würden sie ihn lieben, oder bildete er sich das nur ein? Ach, wahrscheinlich war das nur diese Art von Liebe, wie man sie eben gegenüber einem Verwandten empfindet, mit dem man sich gut versteht und nicht das, was Yami sich wünschte.
 

“Ja, Seto?”, guckte er aus rot leuchtenden Augen zurück.
 

“Du musst nichts sagen, wenn du noch nicht bereit dafür bist. Nur, wenn du es wirklich willst und dann freue ich mich natürlich darüber.”
 

“Ich weiß”, nickte Yami. “Ich will es ja auch. Wenn es nur nicht so verdammt schwer wäre. Seto… Weißt du, was mir helfen würde, es auszusprechen?”
 

“Nein, was denn? Ich helfe dir gerne.”
 

“Kannst du mich bitte in den Arm nehmen?” Irgendwie kam sich Yami jetzt ein klein wenig hinterlistig vor, da er auch noch einen ganz anderen Grund für seinen Wunsch hatte.
 

“W-was? Ja, warum nicht. Komm her!”, forderte Kaiba ihn sanft auf und zog ihn auf der Bank näher zu sich, um die Arme um ihn zu schließen. Dann streichelte er ihm über die Schulter und den Rücken, was ihm mehr Freude bereitete, als Yami ahnte.
 

“Weißt du, ich habe mich noch nie wirklich mit meinem Vater verstanden”, begann Yami zu erzählen. Sein Blick war auf den Garten in die Ferne gerichtet, doch nicht wirklich wahrnehmend, was er sah. “Früher war er meistens arbeiten und ich habe ihn nur selten zu Gesicht bekommen. Wenn er mal da war, dann war er genervt und hockte nur vor dem Fernseher oder ging in irgendwelche Kneipen um zu trinken.

Meine Stiefmutter, Yokho, mochte mich auch nie besonders, oder besser gesagt, war ich ihr wohl ziemlich gleichgültig. Und da sie nur an ihr Aussehen und die Geschenke dachte, die mein Vater ihr machte, konnte ich sie auch nicht ausstehen.

Eines Tages, das ist jetzt knapp ein Jahr her, wurde mein Vater dann arbeitslos. Er hat keinen neuen Job mehr gefunden und sich nur noch gehen lassen.” Während Yami von seinem Vater sprach, klang er ganz abwesend, als rede er nicht von seinem Vater, sondern erzähle die Geschichte von jemand anderem.
 

“Er wurde immer schlimmer, war die ganze Zeit nur betrunken. Yokho hat das natürlich nicht gefallen, weshalb sie sich auch kaum noch blicken ließ und ich denke, sie hatte eine Affäre. Eines Abends, mein Vater war mal wieder betrunken und ich allein mit ihm zu Hause, obwohl ich das zu vermeiden versucht habe, weil er in diesem Zustand unerträglich war, setzte er sich plötzlich zu mir, was er vorher noch nie getan hatte und meinte, ich sähe meiner Mutter, Ayumi, so furchtbar ähnlich. Ich würde mit jedem Tag, den ich älter wurde, immer mehr aussehen wie sie und dass ich doch besser als Mädchen auf die Welt gekommen wäre und so ein Quatsch. Ich habe gar nicht mehr richtig hingehört, was er noch gefaselt hat.” Yamis Stimme zitterte bei den letzten Sätzen und man hörte ihm an, wie unglaublich schwer es ihm fiel, überhaupt weiter zu erzählen.
 

“Scht, ist ja gut, du musst nicht weitersprechen, wenn du nicht mehr kannst”, beruhigte Seto ihn und streichelte ihm über die Schulter.
 

“Nein, ich will das jetzt endlich schaffen, ich will nicht, dass mich die Angst noch weiter beherrscht”, bestand er darauf. “Ich wollte ja… Ich war so schwach, verstehst du? Bis dahin dachte ich immer, ich wäre stark und nichts könnte mich so leicht erschüttern. Ich war selbstbewusst und stolz, aber danach war alles weg. Danach war ich nichts mehr.”
 

“Das darfst du nicht sagen!”, rief Kaiba entsetzt. “Das stimmt nicht. Du bist immer noch ein wunderbarer Mensch, so liebevoll und intelligent und wunderschön. Ups, äh, ich meine…”, begann Seto zu stottern, als ihm klar wurde, dass er zu schwärmen begonnen hatte.
 

“Danke, Seto”, schmunzelte Yami jedoch, der sich durch das Kompliment wieder besser fühlte. Er hatte ja gar nicht gewusst, wie niedlich Kaiba aussehen konnte, wenn er so verlegen war.
 

“Willst du noch weiter erzählen, oder ist es dir zuviel? Du kannst auch später weiter machen.”
 

“Nein, wenn ich es jetzt nicht zu Ende erzähle, wird es später nur um so schwerer”, meinte Yami entschlossen, der ein Stück von Kaiba weggerückt war, denn bei dem, was jetzt kam, brauchte er diesen Abstand. Er holte noch einmal tief Luft und erzählte weiter:
 

“Jedenfalls, an diesem Abend, als er bei mir saß und auf mich einredete, ignorierte ich ihn einfach und guckte Fernsehen, weil ich sein Gequatsche einfach nicht mehr hören konnte. Aber irgendwann rückte er näher an mich ran und… und…”, stotterte Yami und versteifte sich. “Erst hat er mich halt nur betatscht, da dachte ich noch, das wäre harmlos, er war ja betrunken und stand neben sich, ich habe seine Hände halt einfach von mir geschoben und dachte, das war’s jetzt. Ich hatte ja keine Ahnung, was noch passieren würde, sonst wäre ich doch weggelaufen. Wie kann man nur so blöd sein?”, Yamis Stimme wurde panisch, als müsse er das Ganze noch einmal durchleben und er schlang die Arme um die Knie. Trotzdem erzählte er weiter.
 

“Aber als er mich dort anfasste, wo … du weiß schon, da wollte ich nur noch weg, aber da war es schon zu spät. Er hat mich einfach festgehalten und ich, ich dachte, ich wäre stark, aber da habe ich erst gemerkt, wie schwach ich eigentlich bin. Ich habe mich so sehr gewehrt, aber es hat alles nichts genützt. Er schien es gar nicht zu bemerken, als ich nach ihm getreten und gebissen und gekratzt habe. Es schien, als wäre er kein Mensch, sondern ein… ein Monster, das gar nichts mehr spürt”, heulte Yami und hielt sich die Hand vors Gesicht. Die Tränen liefen ihm wie Bäche übers Gesicht.

Kaiba wollte ihm zum Trost die Hand auf die Schulter legen, doch sein Cousin zuckte zurück, war zu sehr in der Erinnerung gefangen. Als Yami sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, fügte er hinzu:
 

“Als es vorbei war, da… Irgendwie muss ich wohl auf mein Zimmer gerannt sein und mich eingeschlossen haben, ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Und ich weiß auch nicht, wie lange ich dann auf meinem Bett gesessen und aus dem Fenster gestarrt habe. Es könnten Ewigkeiten vergangen sein, ich habe gar nichts mehr gemerkt von dem, was um mich rum passierte. Ich weiß auch gar nicht mehr, ob es in derselben Nacht war oder einige Nächte später, dass ich einfach meine Sachen gepackt habe und abgehauen bin. Nein, es muss wohl etwas später gewesen sein, denn ich habe noch versucht, Joey davon zu erzählen, aber kein Wort herausgebracht. Es war verdammt kalt draußen und ich hatte nur ein bisschen Taschengeld, aber das war mir egal. Ich wollte nur noch weg.”
 

“Das muss furchtbar für dich gewesen sein”, meinte Kaiba und kam sich mit seiner Pauschalantwort ziemlich blöd vor, doch er wusste einfach nicht, was er sagen sollte, um Yami zu trösten. Deshalb erklärte er: “Ich werde nicht zulassen, dass dir jemals wieder jemand so wehtun wird.” Am liebsten hätte er Yami nun wieder in den Arm geschlossen, doch da er bemerkt hatte, wie dieser bereits vor seiner Hand zurück gezuckt war, ließ er es lieber bleiben.
 

“Danke, Seto, dass du für mich da bist und so viel für mich tust.”
 

“Das ist doch selbstverständlich.”
 

“Nein, das ist es nicht und deshalb bin ich dir umso dankbarer.”
 

Die beiden saßen noch eine Weile zusammen auf der Bank und schauten in den Garten hinaus, wo sich ein paar Häschen tummelten und auch mal ein freches Eichhörnchen auftauchte und nach Nüssen buddelte. Schließlich hatte sich Yami wieder so weit beruhigt, dass Kaiba den Arm um ihn legen und an sich ziehen konnte, ohne dass dieser es mit der Angst zu tun bekam. Im Gegenteil, Yami genoss es und schmiegte sich an ihn.
 

“Ich bin froh, dass du da bist”, erklärte er. Kaiba lächelte über diese Aussage und hätte Yami jetzt am liebsten geküsst, doch das ließ er mal lieber bleiben, nicht, dass er ihm noch Angst einjagte und womöglich an seinen Vater erinnerte. Es wäre überhaupt am Besten, wenn Yami niemals erführe, was er wirklich für ihn empfand. Doch Yami so nahe zu sein, ohne dass er ihn jemals mehr als nur freundschaftlich berühren dürfte, ohne dass er ihm seine Liebe gestehen konnte, würde er das überstehen?
 


 

“Ach, so ein verdammter Mist!”, schmiss Yami wütend einen Stein in den Fluss.
 

“Was ist denn los, Alter?”, wunderte sich Joey, der hinter ihm auf einer Bank saß. Die Sonne schien ganz fröhlich vor sich hin, als wolle sie sich über Yamis miese Stimmung lustig machen. Es sah so aus, als sei der Frühling endgültig hereingebrochen, weshalb die beiden auch beschlossen hatten, mal zum Hafen zu gehen und die frische Luft zu genießen.
 

“Ach”, schnaubte Yami wieder und trat mit dem Fuß wütend gegen den unteren Rand des Geländers, welches den Fluss begrenzte. “Ich bin einfach sauer auf mich selbst, weil ich so dumm und feige bin”, ärgerte er sich.
 

“Hey, wie kommst du denn jetzt darauf? Was ist denn passiert, dass du so schräg drauf bist, Alter?” Auf diese Worte hin nahm sich Yami zusammen und wurde plötzlich ganz ruhig. Er drehte sich zu seinem besten Freund um und starrte ihm in die Augen. Der musste schlucken. “W-was?”, stotterte er. “Hab ich irgendwas falsch gemacht, oder warum guckst du mich so an?”
 

“Ach, was, Joey!”, winkte Yami ab. “Ich sagte ja, ich bin nur sauer auf mich selbst.” Er setzte sich neben seinem Freund auf die Bank. “Weißt du, ich bin wirklich blöd”, erklärte er und starrte auf den Horizont.
 

“Und warum jetzt?”
 

“Ich hab mich verliebt, und zwar in den Falschen.”
 

“Ach so. Moment mal, sagtest du gerade den Falschen?”
 

“Ja, du hast schon richtig gehört, ich stehe auf Männer. Und, hast du jetzt Angst?”, grinste Yami frech und rückte ein Stück an Joey ran um zu sehen, ob er ihn ein wenig ärgern könnte. Dieser starrte ihn erstmal perplex an und wurde rot um die Nasenspitze.
 

“Wie? Äh, nein. Ich hab nix gegen Schwule”, beteuerte er schnell. “Und du, du bist sicher, dass…”
 

“Ja, ganz sicher.”
 

Schweigen breitete sich aus, während Joey nachdachte. Schließlich schien ihm ein Licht aufzugehen.
 

“Hey, Moment mal! Du willst mir damit doch nicht etwa sagen, dass du dich in mich verliebt hast?”, sprang er plötzlich von der Bank auf.
 

“Nein, du kannst ganz beruhigt sein, das bin ich nicht”, Yami seufzte und ließ sein Gesicht hinter den Händen verschwinden. “Ich hab mich ausgerechnet in Seto verliebt. Dabei geht das doch nicht, er ist schließlich mein Cousin. Was mach ich denn jetzt nur?”, verzweifelte Yami. “Ich mein, ich hab wirklich versucht, diese Gefühle zu unterdrücken, aber es geht einfach nicht. Im Gegenteil, je länger ich mit ihm unter einem Dach wohne, desto mehr liebe ich ihn. Und ich kann ja auch nicht da weg, wo sollte ich sonst hin? Also dachte ich mir, ich muss es ihm einfach sagen, damit ich die Sache dann abhaken kann. Aber ich pack’ s einfach nicht. Jedes Mal, wenn ich vor ihm stehe und ihm in die Augen gucke, krieg ich Bammel. Dabei ist er auch noch so lieb und nett zu mir und dadurch verliebe ich mich immer mehr in ihn.”
 

“Oh”, machte Joey auf diese Nachricht hin, der mit der Situation ziemlich überfordert schien und nicht so recht wusste, was er sagen sollte, vor allem, da er noch verdauen musste, was ihm sein Freund da gerade erzählt hatte. “Tja, da hast du wohl wirklich ein Problem, Alter”, ließ er schließlich verlauten, während er sich noch fragte, wie man sich überhaupt in einen so arroganten, reichen Pinkel wie Kaiba verlieben konnte. Aber da er noch viel zu perplex war und außerdem Yami nicht verletzen wollte, sagte er dazu erstmal nichts.
 

“Und, was meinst du, was ich jetzt machen soll?”
 

“Tja, gute Frage. Also ob ich Ahnung von der Liebe hätte.” Also setzte sich Joey wieder zu ihm auf die Bank, während sie gemeinsam nachdachten.
 

“Ah, ich hab’ s!”, rief Yami plötzlich aus. “Du sagst Seto, dass ich ihn liebe!”
 

“WAS? Ich? Wieso denn das?”, rief Joey entsetzt.
 

“Och, biiite Joey. Du hast dann auch einen Wunsch bei mir frei”, flehte Yami.
 

“Oh, man. Das wird aber teuer”, ließ der blonde Junge schließlich die Ohren hängen. Was hatte er sich da nur eingebrockt? Und das, wo er auf Kaiba nun wirklich nicht gut zu sprechen war.
 

Anm. von Saedy: Ich weiß, das Kapitel ist furchbar geworden. Bitte schmeißt nicht mit Steinen *sich duck*.

Missverständnisse

“Und, was hat er gesagt?”, Yami stand ganz hibbelig vor Joey. Während dieser bei Kaiba gewesen war und ihm gesagt hatte, dass sich Yami in seinen Cousin verliebt hatte, war er für diese Zeit hinter die Büsche im Garten verschwunden, damit Kaiba glaubte, er sei nicht da.
 

“Nun ja”, zögerte Joey.
 

“Nun sag endlich”, rief Yami, der es gar nicht mehr erwarten konnte. Er wollte jetzt endlich wissen, ob er demnächst in ein tiefes Loch fallen würde oder vor Glück schreien.
 

“Also, ich… Ich weiß wirklich nicht so recht, was da eben abgegangen ist. Ich kam also rein und wollte mit Kaiba sprechen. Schon gleich am Anfang hat er mich so angekuckt, als wäre ich der letzte Dreck. Na ja, ich hab jedenfalls trotzdem all meinen Mut zusammen genommen und ihm gesagt, dass du dich verliebt hast und nicht einfach so länger hier wohnen kannst, ohne dass die Sache geklärt ist und du mich geschickt hast, um es ihm zu sagen. Aber bevor ich noch sagen konnte, dass du dich in ihn verliebt hast, ist er plötzlich voll ausgerastet und hat mich rausgeworfen. Der hat echt so ausgesehen, als wolle er mich gleich um die Ecke bringen. Bin ich froh, dass ich noch rechtzeitig entkommen konnte.”
 

“Oh, verstehe”, seufzte Yami traurig. “Dann muss ich die Sache wohl klären. Ich frag mich nur, warum er so ausgerastet ist. Seto ist echt seltsam, manchmal. Aber trotzdem danke, dass du es versucht hast.”
 

“Schon gut, Alter. Also dann, ich lass euch Zwei mal allein. Bin eh noch mit Tristan verabredet.”
 

“Klar, bis dann!”, winkte Yami. Anschließend holte er tief Luft, versuchte sich einigermaßen zu beruhigen und betrat das Haus.
 

“Seto?”, rief er vorsichtig, da man ja nicht wissen konnte, ob er eigentlich auf ihn sauer war und sich nur an Joey abreagiert hatte. Nur, warum sollte Kaiba wütend werden, wenn Yami sich verliebt hatte? Ahnte er vielleicht, dass er sich in ihn verliebt hatte und das machte ihn so wütend, weil er was dagegen hatte?
 

Schließlich entdeckte er Kaiba in der Küche, wo er auf der Bank saß und das Gesicht in den Händen vergraben hatte. Weinte er etwa? Das konnte sich Yami bei ihm gar nicht vorstellen. Die Küche sah jedenfalls aus, als wäre ein Tornado eingeschlagen. Oh, oh, hoffentlich explodierte Kaiba nicht wieder, wenn er ihn bemerkte.
 

“Seto?”, wiederholte er leise. Kaiba blickte überrascht auf und sah so aus, als wäre es ihm peinlich, in diesem Zustand gesehen zu werden.
 

“Was gibt’ s?”, erkundigte er sich barsch.
 

“N-nun ja. Ich… wegen der Sache eben. Tut mir leid, ich war ein Feigling, es dir nicht selbst zu sagen.”
 

“Tja, in der Tat”, funkelte ihn Kaiba wütend an. “Aber eigentlich kann es mir ja egal sein, dass du dich in diesen Flohteppich verliebt hast. Nur hätte ich gedacht, dass du den Anstand hättest, es mir persönlich zu sagen, dass du nicht mehr bei mir wohnen willst.” Yami bekam eine Gänsehaut, als er sah, wie Kaiba vor Wut eine Gabel verbog. Was würde er dann erst mit ihm anstellen?
 

“A-aber, das hast du völlig falsch verstanden. Ich will weiterhin hier wohnen, wenn ich darf.”
 

“Ach so, dann willst du also den Flohteppich mit hier her bringen, aber nicht mit mir!”, rief Kaiba außer sich, sprang auf, lief aus der Küche und schlug die Tür hinter sich zu. Yami, der nicht verstehen konnte, dass sein Cousin so wütend war, lief ihm verzweifelt hinter her, um ihn aufzuklären. Vor dessen verschlossener Zimmertür kam er zum Stehen.
 

“Hey, Seto, bitte mach mal auf!”, klopfte er an die Tür. “Das ist wirklich ein großes Missverständnis und es tut mir auch leid, dass ich Joey vorgeschickt habe.”
 

“Erwähne in meiner Gegenwart bloß nie wieder diesen Namen! Und überhaupt, was gibt es da misszuverstehen. Du hast dich in ihn verliebt und das war’ s!”
 

“Aber so ist das nicht! Ich habe mich verliebt, ja, aber doch nicht in Joey.”
 

“Ach nein? Na gut, dann eben in einen anderen. Kann mir doch im Grunde egal sein!”
 

“Ja, Seto. Du hast Recht, du verdammter, sturer, egoistischer Mistkerl!”, schimpfte Yami durch die Tür. “Es kann dir egal sein, dass ich mich in dich verliebt habe! Ich bin ja so blöd, Gefühle für dich zu hegen!”, mit diesen Worten rannte er von der Tür weg und auf sein Zimmer. Er wollte nur noch weg hier. Weswegen er unter Tränen versuchte, seine wenigen Sachen zu packen und zu verschwinden. Unter diesen Umständen konnte er wirklich nicht mehr mit seinem Cousin unter einem Dach leben. Wenn nur nicht diese verdammten Tränen wären. Er versuchte verzweifelt, sie aus seinem Gesicht zu wischen, denn so konnte er gar nichts erkennen.
 

“Hier!” Yami schrak zusammen, als Kaiba plötzlich neben ihm stand und ihm ein Taschentuch reichte. Er war so mit sich selbst beschäftigt gewesen, dass er dessen Annäherung gar nicht bemerkt hatte. “Entschuldige, dass ich dich zum weinen gebracht habe”, versuchte Kaiba ihn zu beruhigen. “Ich wollte dich nicht verletzten und es war wirklich blöd, wie ich mich verhalten habe.”
 

“Bist du jetzt sauer, weil ich mich in dich verliebt habe? Ich weiß ja selbst, dass das nicht richtig ist, immerhin bist du mein Cousin und…”
 

“Yami!”, zog Kaiba ihn ganz plötzlich einfach in seine Arme. “Sag nichts. Ich liebe dich doch auch”, streichelte er ihm über den Rücken.
 

“Wirklich?”, Yami konnte es gar nicht glauben, was Kaiba da sagte. Bestimmt träumte er das nur.
 

“Wirklich”, bestätigte dieser jedoch und hielt ihn weiterhin fest. “Schon seit diesem verflixten DVD-Abend ist es mir klar. Aber ich konnte es dir doch nicht so einfach sagen, nicht nachdem ich wusste, was dein Vater dir angetan hat. Ich wollte dir doch nicht wehtun und dich auch noch an ihn erinnern. Ich hatte ja keine Ahnung, dass du dich auch in mich verliebt hast.” Mit diesen Worten nahm Kaiba Yamis Gesicht in seine Hände und blickte ihm tief in die Augen. “Du bist wunderschön”, stellte er fest, woraufhin Yami ganz rot wurde vor Verlegenheit. Trotzdem konnte er den Blick nicht abwenden, da er ebenso gefesselt war von Kaibas Augen, die so klar waren, dass er glaubte, darin zu versinken.
 

“S-seto”, begann Yami zögerlich, konnte jedoch nicht weitersprechen, als dieser ihn zärtlich auf die Lippen küsste, so dass es ihm durch Mark und Bein ging. Doch der Kuss wurde immer intensiver und verlangender. Immer näher drängten sich die beiden aneinander und es schien, als wolle Kaiba seinen Cousin verschlingen. Langsam stolperten sie Richtung Bett, bis Yami auf die Matratze fiel und unter dem viel größeren Körper seines Geliebten begraben wurde. Dieser zog ihm das schwarze T-Shirt hoch, ließ von seinem Mund ab, was Yami nutzte, um nach Luft zu schnappen und wandte sich nun dem Bauch zu, auf den er kleine Küsse setzte.
 

“H-hey, das kitzelt”, protestierte Yami lachend. Da wo Kaiba ihn küsste, kitzelte es aber nicht nur, sondern ihm wurde auch noch ganz anders zumute, so als würde die Horde Schmetterlinge, die sich schon lange bei ihm eingenistet hatte, nun anfangen wie wild zu toben. Ohne dass er es bemerkt hatte, war er sein T-Shirt plötzlich ganz los und Kaiba schien es darauf anzulegen, jede freie Stelle zu küssen. Das fühlte sich so wunderbar an, dass Yami gar nichts mehr dachte, sondern nur noch genoss und anfing, leise zu keuchen. Wieder küsste Kaiba ihn leidenschaftlich auf die Lippen und brachte ihn außer Atem. Als er plötzlich eine Hand in seiner Hose fühlte, erstarrte jedoch alles in ihm.
 

“N-nein! Lass das! Lass mich los!”, wurde er plötzlich panisch. Er wollte nicht, dass Kaiba ihn da anfasste. Außerdem bemerkte er erst jetzt, wie dieser auf ihm lag. Er war praktisch gefangen unter dem viel größeren Körper und konnte nicht weg. Panisch schlug er um sich und versuchte, Kaiba von sich runter zu bekommen. Dieser realisierte erst gar nicht, was eigentlich los war und küsste Yami wieder. Erst, als dieser anfing zu schreien und zu toben, sprang er erschrocken auf. Was hatte er jetzt angerichtet? Wie eine kalte Dusche kam es Kaiba in den Sinn, was er gerade im Begriff gewesen war zu tun.

Nun hockte Yami da wie ein Häufchen Elend auf dem Bett und hatte die Arme um die Beine geschlungen. Zitternd starrte er vor sich hin.
 

“T-tut mir leid”, stammelte Kaiba. “Ehrlich, ich wollte dir nicht wehtun. Das ist doch genau das, was ich vermeiden wollte. I-ich hab gar nicht bemerkt, dass es dir gar nicht gefällt. Bitte, Yami, glaub mir, ich… Es tut mir so leid. Bitte, hab jetzt keine Angst vor mir”, flehte er. Er liebte Yami wirklich über alles und wollte um keinen Preis, dass es diesem schlecht ging. Da würde er sich lieber ewiges Zölibat auferlegen, als Yami leiden zu sehen.
 

“S-schon gut, ich weiß ja, dass du mir nicht wehtun wolltest”, sprach Yami mit zitternder Stimme. “Es ist nur so, dass mich das alles plötzlich an damals erinnert hat. Es tut mir auch leid, ich weiß doch, dass du mich liebst und mir nichts antun wolltest. Ich bin so blöd, dass ich auch vor dir Angst habe.”
 

“Nein, das bist du nicht, Yami. Ganz und gar nicht. Es ist ganz normal, dass du Angst hast, nachdem, was dir passiert ist. Mach dir deswegen bitte keine Vorwürfe.”
 

“Hm, das hat mir der Psychologe auch gesagt, ich meine, dass ich Schwierigkeiten mit normalen Beziehungen haben würde und dass das eben ganz normal wäre in diesem Fall. Aber es dann selbst zu erleben, ist wieder ganz anders als die Theorie.” Yami seufzte. “Seto, kannst du mir bitte einen Gefallen tun?”
 

“Was immer du willst, Schatz”, erklärte dieser, woraufhin Yami lächelte.
 

“Daran könnte ich mich gewöhnen.”
 

“Dass ich dir Gefallen tue?”
 

“Nein, dass du mich so lieb ansprichst. So hat mich noch nie jemand genannt.”
 

“Ach so. Also von mir aus, kann ich dich jetzt immer so nennen. Oder noch ganz anders”, lächelte Kaiba etwas anzüglich. “Aber, was wolltest du denn nun?”
 

“Kannst du mir bitte einen Kakao bringen? Bitte mit viel Zucker und Sahne? Das beruhigt die Nerven, weißt du”, blickte Yami mit großen Augen bittend auf, was Kaiba ganz entzückt zurückgucken ließ, da sein Geliebter manchmal so niedlich sein konnte.
 

“Klar, das mach ich gerne”, verkündete er und verließ das Zimmer.
 

Nac einer Weile kam er wieder zurück und hatte er aber nicht nur Kakao, sondern auch Schokoladen- und Vanillemuffins mitgebracht.
 

“Wo hast du denn die her?”, wunderte sich Yami, der genau wusste, dass keine im Haus gewesen waren. Immerhin war er als Naschkatze in dieser Hinsicht immer auf dem aktuellsten Stand.
 

“Ich bin schnell mal beim Bäcker gewesen”, erklärte Kaiba lächelnd und guckte seiner Naschkatze beim Mampfen zu. Plötzlich ertönte ein “Miau” und noch eine ganz andere Katze gab sich ein Stelldichein, indem sie aufs Bett sprang und sich frech auf einen Muffin stürzte.
 

“Na nu, Kitty? Wo kommst du denn her?”, wunderte sich Yami, der wusste, dass Mokuba das Kätzchen tagsüber immer in seinem Zimmer einsperrte, damit sein großer Bruder es nicht entdecken konnte.
 

“Was ist denn das für ein Katzenvieh? Wo kommt das her?”, wunderte sich Kaiba. “Hast du das Biest etwa eingeschleppt?”
 

“Hey, sag mal, hast du was gegen Katzen? Und nein, sie ist nicht von mir. Sie gehört Mokuba.”
 

“Na, der kann was erleben. Ich hab ihm schon tausendmal gesagt, dass er keine Tiere anschleppen soll.”
 

“Och, jetzt sei doch nicht so, Seto. Sie ist doch süß.”
 

“Nein, sie ist eine laufende Bazillenschleuder und obendrein zerkratzt sie die Möbel und die Tapeten.”
 

“Ach, bisher war sie doch ganz brav. Und überhaupt, Kitty verteilt ja nicht mehr Bazillen als ich. Oder ekelst du dich vor mir auch?”
 

“Das ist doch was ganz anderes”, widersprach Kaiba.
 

“Nein, ist es nicht”, erklärte Yami beleidigt und stand auf. “Ich glaub, ich geh mal in den Garten, frische Luft schnappen. Komm Kitty! Kriegst auch noch einen Muffin.”
 

“Hey, Moment mal! Du willst mir jetzt doch nicht etwa sagen, dass du diese Katze mir vorziehst?”
 

“Jetzt werd aber mal nicht lächerlich, Seto”, erwiderte Yami noch im rausgehen.
 

“Das ist nicht lächerlich”, protestierte Kaiba und lief Yami hinterher. Dieser hatte Kitty auf den Arm genommen und lief nach draußen. Dort ließ er sich auf der Hollywoodschaukel nieder und war froh, dass es inzwischen Frühling und nicht mehr so kalt war. Außerdem schmuste er mit Kitty, was Kaiba, als er das sah, resigniert seufzen ließ.
 

“Ich hätte niemals gedacht, dass ich mal mit ‘ner Katze konkurrieren würde”, bemerkte er und ließ sich neben Yami nieder, so dass sie nun zusammen schaukelten.
 

“Dabei hast du das doch gar nicht nötig”, lächelte Yami. “Nun aber mal im Ernst, Seto. Du kannst doch nicht etwas gegen dieses kleine, niedliche, verschmuste Kätzchen haben. Guck sie dir doch nur mal richtig an!”, versuchte er Kaiba die Katze auf den Arm zu geben.
 

“Ja, ja, schon gut”, hielt der die Hände abwehrend in die Höhe. “Von mir aus, behalte sie, solange sie bei dir und Mokuba im Zimmer bleibt. Aber verschon mich mit der Flohschleuder”, weigerte er sich, Kitty auf den Arm zu nehmen. “Übrigens, ein sehr einfallsreicher Name für eine Katze, den sich Mokuba da ausgedacht hat, der aber nicht um seine Strafe herumkommen wird, dass kannst du ihm gleich sagen, wenn du ihn siehst.”
 

“Ja, ja, schon gut”, erwiderte Yami genervt von Kaibas Katzenphobie. “Du, Seto?”, begann er ungefähr eine Minute später.
 

“Ja?”
 

“Darf ich auf deinem Schoß sitzen?”, bat er und setzte einen Kätzchenblick auf, der Kitty Konkurrenz machen konnte.
 

“Oh, da geht aber jemand ran”, meinte Seto grinsend und zog Yami auf sich.
 

“Jetzt hab ich doch gewonnen!”, triumphierte dieser.
 

“Was, meine Liebe? Aber die hattest du doch schon vorher”, wunderte sich Kaiba.
 

“Nein, ich meine, jetzt hast du Kitty doch auf dem Arm.”

Schatten der Vergangenheit

Anm. von Saedy:

Da morgen Feiertag ist, lade ich das Kapitel heute schon mal hoch. Nicht, dass ihr euch zu sehr langweilt^^.
 

Am nächsten Wochenende spazierten Yami und Kaiba gemeinsam durch die Stadt, genossen die Sonne und aßen Eis. Außerdem bestand Kaiba darauf, Yami neu einzukleiden, da er bisher nur ein paar Sachen aus einem Katalog für ihn bestellt hatte, die ihm zwar alle passten, jedoch stellte er sich noch ein paar andere Outfits vor, in denen sein Cousin gut aussehen würde…
 

“Seto, das ist mir aber eine Nummer zu klein”, stellte Yami denn auch bei einer Anprobe mit einem Blick auf das Größenschild fest und musterte die Sachen kritisch, die Kaiba ihm zur Umkleidekabine des großen Kaufhauses gebracht hatte. “Außerdem ist das überhaupt nicht mein Stil. Wie seh ich denn damit bitteschön aus?”
 

“Wunderschön und sexy”, erwiderte Kaiba grinsend. “Und dass es eine Nummer kleiner ist, ist natürlich Absicht. Deine Sachen sind immer viel zu weit.”
 

“Nein, meine Sachen sind ganz normal, du willst nämlich nur, dass ich wie eine Wurstpelle rumlaufe.”
 

“Na gut, dann probier die Sachen eben nicht an, dabei hab ich es nur gut gemeint”, wandte sich Kaiba beleidigt ab. “Am besten, wir gehen jetzt wieder nach Hause.”
 

“Nein, warte doch! So war das doch nicht gemeint”, entschuldigte sich Yami, der nicht bemerkte, dass das nur eine Masche von Kaiba war, um ihn doch noch zu überreden. “Okay, ich probier die Sachen mal an, ja?” Sofort hatte sich sein Freund wieder umgedreht und war Feuer und Flamme.
 

“Dauert das noch lange da drin?”, rief er in die Kabine.
 

“Jetzt sei doch nicht so ungeduldig! Ich bin ja gerade mal eine Minute hier drin!” Aber schließlich kam Yami doch noch raus. Und Kaiba, der ja geahnt hatte, dass ihm dieses Outfit gut stehen würde, konnte seinen Blick gar nicht mehr abwenden. Dabei war es gar nichts so ausgefallenes, was Yami da trug. Es handelte sich nur um ein schlichtes, schwarzes Shirt ohne Ärmel und eine schwarze Lederhose mit einem Nietengürtel. Allerdings saß es, im Gegensatz zu Yamis sonstigem Schlabberlook, hauteng an.
 

“Ich sagte ja, es ist zu eng”, erklärte dieser auch gleich und zupfte an seinem Hinterteil, wo ihn die Hose kniff. “Na, aber dir scheint es ja zu gefallen”, erkannte Yami, genervt durch Kaibas gierige Blicke.
 

“Ja, das tut es. Und das behältst du jetzt an! Nein, keine Widerrede! Und weißt du was? Diese schwarzen Armbänder hier, passen auch gut dazu.”
 

“Werde ich denn gar nicht mehr gefragt?”, seufzte Yami. Kaiba sparte sich eine Antwort und zog ihn an der Hand hinter sich her zur Kasse.
 

Als sie wieder aus dem Geschäft raus waren, schlang Kaiba seinen Arm um Yamis Hüfte und so liefen die beiden gemeinsam durch die Stadt.
 

“Wenn ich gewusst hätte, dass du durch einen bloßen Kleiderwechsel so anschmiegsam wirst, hätte ich das schon eher gemacht”, bemerkte Yami spöttisch.
 

“Sag ich doch!”, erklärte Kaiba, der mittlerweile aber nicht mehr so sicher war, ob er sich freuen oder ärgern sollte, da nicht nur er, sondern auch noch die halbe Stadt Yami nun anstarrte. Diesem schien das aber gar nicht aufzufallen.
 

Plötzlich klingelte Kaibas Handy. Er ging ran und als er wieder auflegte, meinte er mit entschuldigender Miene:
 

“Tut mir leid, aber ich habe noch etwas Dringendes in der Firma zu erledigen. Es dauert auch nicht lange, aber ich muss da sofort hin. Willst du mitkommen und warten, oder lieber hier bleiben?”
 

“Ich komme mit”, entschied Yami enttäuscht. Das war wohl das Leben eines Firmenchefs, der hatte immer und überall zur Verfügung zu stehen und konnte sich nicht etwa ein bequemes Leben machen, wie manche vielleicht meinten. Dafür verdiente er allerdings auch sehr viel mehr als so manch anderer. Yami ahnte schon jetzt, dass dieses “nicht lange” sich wahrscheinlich ganz schnell als mindestens eine Stunde oder noch länger herausstellen würde, trotzdem hatte er keine Lust, alleine in der Stadt herumzulaufen und wartete lieber auf seinen Freund.
 

Bei der Kaiba-Corporation angekommen, verabschiedete sich Seto schnell mit den Worten, dass es wirklich nicht lange dauern werde. Yami versuchte, nicht mehr groß enttäuscht zu sein, was gar nicht so schwer fiel, wenn man einen seiner Lieblingsautomaten in der Nähe hatte. In der Empfangshalle befand sich nämlich solch einer. Dort holte sich Yami einen Berg Süßigkeiten, der die Empfangsdame staunen ließ, weil sie sich nicht vorstellen konnte, dass dieser junge, dünne Mann das alles alleine essen könnte, und zwei Dosen Cola. Das nahm er sich mit zur braunen Besuchercouch, neben der eine hübsche Palme in einem riesigen Topf stand und machte es sich bequem.
 

Zu schade, dass er vorhin nicht daran gedacht hatte, sich ein Buch zu kaufen. Stattdessen ging er seiner Lieblingsbeschäftigung nach und mampfte die Süßigkeiten, was die Empfangsdame noch mehr staunen ließ, hatte sie doch bis jetzt vermutet, dass er noch Freunde hatte, die von irgendwoher auftauchen und mit ihm essen würden, oder dass er den Berg irgendwo bunkerte. Doch weit gefehlt: Es verschwand ein Riegel nach dem anderen in dem scheinbar kleinen Mund. Dazu noch die süße Cola.
 

Yami fühlte sich nach dieser “Zwischenmahlzeit” richtig wohl und da es offenbar wirklich länger dauerte, bis Kaiba zurückkam, beschloss er, mal ein wenig draußen in der Sonne spazieren zu gehen. In der Nähe der Kaiba-Corporation gab es ein Stück Altstadt von Domino. Dort wollte er hin und sich ein bisschen umsehen, da er so alte Gässchen mit ihren heimeligen Häuschen ganz gerne mochte.
 

So schlenderte er ein wenig in den Straßen nahe der Kaiba-Corporation herum und genoss die Sonne. Mit seinen Gedanken hing er bei seiner Beziehung zu Seto und wie sich das Ganze wohl entwickeln würde. Eigentlich war er ganz glücklich, so wie es momentan war. Trotzdem hatte er Angst vor der Zukunft. Was wäre zum Beispiel, wenn er niemals dazu in der Lage wäre, Sex zu haben? Er konnte es sich jedenfalls nicht vorstellen, weil er panische Angst davor hatte. Würde Seto ihn dann fallen lassen? Auch, wenn er ihm das nicht wirklich zutraute, irgendwann verlor auch mal der geduldigste Freund die Nerven. Irgendwann wollte Kaiba schließlich auch mal Sex haben und konnte nicht sein Leben lang abstinent bleiben, nur weil Yami es wollte. Was machte er sich also eigentlich noch vor?
 

Bis eben noch so glücklich, seufzte Yami nun traurig auf. Er musste sich halt irgendwie überwinden, es mit Seto zu tun, auch wenn ihn allein die Vorstellung zittern und kalt werden ließ, obwohl es warm genug war. Eigentlich wollte er ja auch nicht sein ganzes Leben lang enthaltsam sein, er liebte Seto doch, aber momentan war ihm das lieber, als diese Panik durchstehen zu müssen. Und an allem war nur sein verdammter Vater schuld! Eigentlich mochte Yami nicht mal an ihn denken, weil damit auch die ganze übrige Erinnerung zurückkam. Wie es sich angefühlt hatte… Yami schüttelte es vor Ekel und nackter Angst.

Na super! Jetzt hatte er es doch tatsächlich geschafft, von Stufe super glücklich zum zitternden Wrack in nur wenigen Minuten zu kommen und das nur, weil er zu viel nachdachte.
 

Traurig lehnte sich Yami an die Wand einer Gasse und starrte vor sich hin. Hoffentlich kam Kaiba bald wieder von seiner wichtigen Angelegenheit zurück. Vielleicht sollte er doch wieder zurückgehen und in der Empfangshalle auf ihn warten? Also stieß er sich von der Wand ab und ging durch die Gasse wieder zurück.
 

Plötzlich schlang sich ein Arm um seine Taille und zog ihn zurück. Yami wollte vor Schreck schreien, doch schon legte sich ebenfalls eine Hand auf seinen Mund. Er zappelte, konnte sich vor Überraschung gar nicht richtig wehren, doch der Fremde hielt ihn einfach fest. Panik stieg in ihm hoch und Yami versuchte nun, sich mit aller Gewalt loszureißen, doch es stellte sich heraus, dass der Kerl hinter ihm offenbar viel stärker war, welcher ihn nun noch näher an sich presste.
 

“Na, na, jetzt bleib mal ganz ruhig Bürschchen!” Yami gefror das Blut in den Adern, als er die Stimme als die seines Vaters erkannte. “Ich hab dir doch gesagt, dass du mir nicht noch einmal davonkommst!”, verkündete dieser, was dazu führte, dass Yami wie gelähmt vor Angst war. “Endlich erwische ich dich mal ohne diesen hochnäsigen Typen, mit dem du dich offenbar eingelassen hast. Dabei weißt du doch, dass du nur mir gehörst! Wenn ich dich noch einmal mit ihm zusammen sehe, bring ich ihn um, hast du das verstanden! Ob du das verstanden hast, will ich wissen?”, brüllte Takeshi Mûto und stieß seinen Sohn hart gegen die Mauer, wo er ihn festnagelte und wütend in die Augen starrte.
 

“J-ja”, stammelte Yami. Er wollte nicht, dass sein Vater Seto etwas antat, außerdem hatte er furchtbare Angst vor dessen Schlägen.
 

“Gut und jetzt sei brav und komm wieder mit nach Hause!”, packte Takeshi ihn am Kragen und zog ihn hinter sich her bis zur Hauptstraße. Dort erblickte Yami sein Auto, wo sein Vater ihn nun hindirigierte. In diesem Moment wusste er, wenn er erstmal in diesem Auto saß, war er in der Falle. Dann konnte ihn so leicht niemand mehr retten. Wer wusste schon, wie lange ihn sein Vater dann gefangen halten und mit ihm machen würde, was er wollte. Das konnte eine Ewigkeit dauern. Und ob die Behörden oder Nachbarn etwas davon mitkriegen würden, war fraglich. Es blieb ihm nur eine Möglichkeit:

Er musste schreien und hoffen, dass ihn jemand hörte und half. Doch das war gar nicht so einfach, seine Stimme war wie gelähmt, wieder einmal. Mit aller Anstrengung, zu der er fähig war, machte er sich noch einmal klar, was auf dem Spiel stand und plötzlich konnte er aus Leibeskräften um Hilfe schreien. Doch das Auto war schon zu nahe. Und sein Vater schlug ihm nun eine Faust in den Magen, woraufhin seine Schreie verstummten und er sich schmerzerfüllt zusammenkrümmte.
 

“Willst du wohl still sein, du ungezogenes Miststück!”, rief Takeshi aufgebracht. “Los, rein da!”, brüllte er und deutete auf den Wagen. Yami zögerte. Er wollte nur noch weg, doch er war einfach zu schwach, wieder einmal. Und womöglich machte sein Vater seine Drohung noch wahr und tat Seto etwas an. Takeshi hatte inzwischen die Autotür aufgerissen und fackelte nicht lange, indem er Yami einfach hinein stieß. Er knallte die Hintertür wieder zu und schloss sie ab. Anschließend öffnete er die Fahrertür. Er saß schon drin und streckte die Hand aus, um die Tür zu schließen, als er plötzlich am Kragen gepackt und mit einer scheinbar unmenschlichen Kraft auf die Straße zurückgezogen wurde, wo er einen ordentlichen Faustschlag einstecken musste, ehe er überhaupt richtig sehen konnte, wer sein Gegner war. Noch ein Schlag und ein Tritt folgten und schon lag er halb am Boden.
 

Yami blickte erstaunt und erleichtert nach draußen. Seto war gerade rechtzeitig gekommen und wie es aussah, wurde er mit seinem Vater fertig. Nun versuchte sein Freund, die Tür zu öffnen, doch diese war ja leider verschlossen. Yami, in Panik, fackelte nicht lange und quetschte sich zwischen den Vordersitzen durch, so dass er vorne raus konnte, wobei er leider noch an seinem Vater vorbei musste, der sich inzwischen wieder etwas gefasst hatte und sich nun an seinen Beinen festklammerte.
 

“Nein, so kommst du mir nicht davon! Ich werde dir zeigen, was es bedeutet, ungehorsam zu sein!” Purer Wahnsinn funkelte in diesen Augen. Kaiba verpasste ihm noch einen Tritt, bis der Mann Yami endlich losließ.
 

“Ich werde dafür sorgen, dass du für den Rest deines mickrigen Lebens büßen wirst, was du Yami angetan hast!”, funkelte Kaiba Takeshi wütend an. Yami stand nun neben ihm und starrte die Szene entsetzt an. Kaiba trat noch einmal vor und setzte seinem Vater ordentlich zu. Es sah fast so aus, als wolle er ihn umbringen. Doch als Takeshi endgültig am Boden lag und halb bewusstlos war, riss er sich mit aller Gewalt zusammen und wandte sich zornbebend und schweratmend ab. Er wollte schließlich auch nicht zum Mörder werden, nicht wegen so einem dreckigen Schwein.
 

“Komm, Yami!”, nahm Kaiba seinen Freund nun bei der Schulter und führte das zitternde Bündel weg vom Ort des Geschehens. “Wie geht es dir?”, erkundigte er sich besorgt, als sie ein paar Schritte weitergegangen waren. Yami machte seinen Mund auf und wollte etwas sagen, aber er fand einfach keine Worte. Es war, als wäre sein Hirn wie leergeblasen. Dabei rasten tausend Empfindungen durch seinen Kopf, die alle rauswollten, aber nicht konnten.
 

“I- I-ich…”, stammelte er. Als er merkte, dass er nicht sprechen konnte, warf er sich Kaiba in die Arme und klammerte sich verzweifelt an ihn. Tränen strömten über sein Gesicht.
 

“Scht, schon gut. Es ist ja vorbei”, versuchte dieser ihn zu trösten und streichelte ihm über den Rücken. “Und es wird auch nie wieder vorkommen, dass dieses Schwein dich anrührt, das verspreche ich dir.” Yami nickte in Kaibas Pullover hinein. Doch was alles noch schlimmer für ihn machte, war, dass dieser Mann, der ihn vergewaltigt hatte, nicht irgendein Fremder oder entfernter Bekannter war, sondern sein eigener Vater, der ihn aufgezogen hatte. Er verstand das alles nicht. Er konnte nicht begreifen, dass einer der Menschen, denen er am meisten vertraut hatte, ihm das angetan hatte. Und sein Vater war doch früher noch nicht so schlimm gewesen, oder war er es doch und Yami nur zu naiv, um es zu bemerken? Wie hatte das alles so weit kommen können? War es vielleicht auch Yamis Schuld, weil er seiner Mutter so ähnelte?

Yami versteifte sich bei diesen Gedanken in Kaibas Umarmung. Der bemerkte das und fragte:
 

“Kann ich irgendetwas für dich tun, das dir helfen würde?”
 

“D-danke. Du hast schon so viel für mich getan”, brachte Yami mit zitternder Stimme hervor.
 

“Himmel, du bist ganz blass!”, rief Kaiba erschrocken aus und nahm Yamis Gesicht zwischen seine Hände. “Und kalt bist du auch. Komm, bevor du mir hier noch umkippst…” Mit diesen Worten beugte sich Kaiba herunter, fasste Yami, welcher einen erschrockenen Laut von sich gab, hinter den Kniekehlen und hob ihn mit einem Ruck auf seine Arme. “Ich bring dich nach Hause”, erklärte sein Cousin mit einem Lächeln und trug ihn bis zu seinem Auto. Yami bekam gar nicht so richtig mit, was geschah, ihm war einfach nur noch kalt, so verdammt kalt, als würde er gleich erfrieren. Kaiba bemerkte sein Zittern und holte eine Thermodecke aus dem Verbandskasten seines Autos, nachdem er Yami auf den Rücksitz gelegt hatte.
 

“Hier, wickel dich darin ein”, empfahl er. “Ich bring dich schnell nach Hause und dann gibt’s erst mal eine heiße Schokolode und alles, was du sonst noch willst. Denk dir schon mal was aus, denn ich bin nicht immer so spendabel”, erklärte Kaiba, der es selbst mit der Angst zu tun bekam, da Yami so aussah, als würde er gleich das Bewusstsein verlieren. “Und mach mir keinen Blödsinn und sag was, bevor du mir noch in Ohnmacht fällst.” Mit diesen Worten setzte er sich hinters Steuer und fuhr so schnell wie möglich zurück nach Hause.
 

Auch auf dem Weg vom Auto zum Wohnzimmer wurde Yami getragen. Dort legte ihn Kaiba erstmal auf einer Couch ab, während er die andere auszog und zu einem Bett umfunktionierte. Anschließend holte er noch jede Menge Decken und Kissen herbei, womit er Yami einwickelte, nachdem er ihn zu dieser Couch dirigiert hatte. Nun verließ er das Wohnzimmer, um die versprochene heiße Schokolade zu holen, nicht ohne auf dieser eine Extraportion Sahne zu drapieren.
 

Yami wollte erst gar nichts trinken. “Danke, aber ich kann nicht”, erklärte er, doch so einfach ließ sich Kaiba nicht davon abhalten, seinem Freund zu helfen. Er wusste, dass Yami jetzt Zucker brauchte, damit er wieder zu Kräften kam und sich etwas beruhigte.
 

“Bitte, auch wenn du glaubst, nichts runter zu kriegen, versuch wenigstens einen Schluck”, flehte er förmlich, denn Yami sah immer noch so aus, als würde er gleich umkippen. Dieser gab schließlich nach, trank einen Schluck und merkte, dass es gar nicht so schwierig war, wie er gedacht hatte. Im Gegenteil, jetzt, wo er erstmal auf den Geschmack gekommen war, trank er noch weiter und Kaiba atmete erleichtert auf. Kurz nachdem er die Tasse leergetrunken hatte, meinte er jedoch, sich die Hand vor den Mund haltend:
 

“Das war vielleicht doch keine so gute Idee” und düste ab in Richtung Bad, wobei er sich an die vielen Schokoriegel erinnerte, die er vorhin verschlungen hatte. Diese wollten nun ungedingt wieder hinaus, und zwar nicht auf dem üblichen Wege.
 

“Geht’s?”, erkundigte sich Kaiba, der ihm gefolgt war und abgewartet hatte, bis Yami sich ausgekotzt hatte.
 

“Jetzt, wo alles wieder draußen ist, besser”, erklärte dieser und wusch sich das Gesicht. Anschließend bemerkte er mit einem Blick auf seine Klamotten: “Ich zieh mich lieber um” und ging zu seinem Zimmer. Als Yami nach einer halben Stunde immer noch nicht wieder aufgetaucht war, lief Kaiba besorgt nach oben. Dort fand er seinen Freund in einem großen, dunkelblauen Pullover und einer bequemen Hose eingemummelt im Bett liegen, ihm den Rücken zugekehrt.
 

“Tut mir leid, dass ich heute nicht mehr Zeit mit dir verbringen kann, aber ich bin so müde”, erklärte Yami, der aus seinem leichten Schlummer wieder aufgewacht war, als er Kaiba hatte kommen hören.
 

“Ich verstehe”, erwiderte sein Cousin. “Falls du irgendetwas brauchst, sag mir Bescheid, okay?”, bat er.
 

“Hm”, murmelte Yami, der nur noch schlafen wollte.

Zweifel

Anm. von Saedy:

Vielen Dank für eure netten Kommentare. Freut mich, dass euch die FF bisher gefällt. Ich wünsch euch viel Spaß mit dem neuen Kapitel.
 

“Morgen, Seto”, grüßte Mokuba seinen großen Bruder und schlurfte verschlafen zum Frühstückstisch, wo er sich erstmal niederließ und es so schien, als wolle er noch ein Nickerchen machen.
 

“Na, Kleiner, schon so früh wach?”, wunderte sich Kaiba.
 

“Hm, ich konnte nicht mehr schlafen”, erklärte dieser und rieb sich die Augen.
 

“Na, dafür siehst du aber noch ganz schön müde aus.”
 

“Trotzdem konnte ich nicht mehr einschlafen”, meinte Mokuba. Er konnte ja schlecht erklären, dass Kitty diesen Sonntag bei ihm übernachtet hatte. Sonst war sie nämlich meistens bei Yami, aber dieser hatte die Katze gestern aus unerfindlichen Gründen rausgeworfen und dafür hatte die Kleine nun Mokuba wach gehalten. Der wusste nämlich noch nicht, dass sein großer Bruder längst über die Katze Bescheid wusste. Seto hatte nämlich in dem ganzen Stress der letzten Woche noch gar keine Zeit gefunden, ihm eine Standpauke zu halten. Überdies hatte er die Existenz des Tieres längst wieder verdrängt - es hielt sich sowieso meist bei Yami oder Mokuba auf und kam ihm deswegen selten unter die Nase.
 

Die beiden machten sich Frühstück, während jeder seinen Gedanken nachhing. Mokuba machte sich Sorgen wegen Kitty, da ihm klar war, dass er deren Existenz nicht ewig geheim halten konnte und Seto dachte daran, dass Yami jetzt schon seit gestern Nachmittag im Bett lag und sich noch nicht hatte blicken lassen. So lange konnte doch kein normaler Mensch schlafen. Was trieb der Junge da oben? Andererseits wollte er auch nicht einfach in sein Zimmer reinplatzen und ihn womöglich wecken. Aber was war, wenn er so neben sich stand, dass er sich etwas antat? Immerhin hatte er durch das Erlebnis gestern mehr als nur einen Schock erlitten. Eine alte Wunde war wieder aufgerissen worden, die gerade erst zu heilen begonnen hatte.
 

Kaiba konnte sich nur schwer vorstellen, wie es war, wenn der eigene Vater einen so missbrauchte. Er selbst hatte zwar mit Gozaburo fertig werden müssen, doch dieser war auch nur sein Adoptivvater gewesen, dem er sowieso nie getraut hatte und außerdem hatte er trotz seiner übertriebenen Strenge und Gefühlskälte nie so etwas getan, wie es Yamis Vater mit diesem angestellt hatte. Es musste doch noch tausendmal schlimmer sein, wenn jemand, dem man vertraute, einem so etwas antat, besonders, wenn es der eigene Vater war.
 

Jetzt fiel Kaiba auch noch etwas anderes ein, und zwar musste er Mokuba irgendwie beibringen, dass er und Yami zusammen waren. Auch das noch! Dabei war er gar nicht gut darin, solche Dinge zu erklären. Trotzdem musste er es tun, bevor der Kleine sie ahnungslos überraschte, was dann wirklich schlimm wäre. Doch beschloss er, die Sache erstmal hinauszuschieben, da Mokuba im Moment nicht gerade aussah, als könne er sich auf irgendetwas konzentrieren und außerdem musste er sich noch überlegen, wie er ihm das Ganze am besten beibrachte.
 

Als sie mit dem Frühstück fertig waren, beschloss Kaiba, dass es ihm nun reichte und ging hoch zu Yamis Zimmer, um zu sehen, ob sein Freund überhaupt noch mal aus seinem Loch herauskriechen würde. Er klopfte an die Tür, erhielt aber keine Antwort, weshalb er dann ungebeten eintrat. Drinnen fand er Yami, der auf einem Sessel hockte, die Beine an den Körper gezogen hatte und wie ein Embryo und trübe vor sich hinstarrte.
 

“Hey, Yami!”, rief Kaiba besorgt. Unendlich langsam, fast wie in Zeitlupe, hob dieser den Kopf und blickte auf. “Hey, was ist mit dir?”, trat Kaiba besorgt näher. “Geht’s dir nicht gut?”
 

“Ach, ich… Ich weiß nicht.” Irgendwie war Yami heute wohl nicht so mitteilsam.
 

“Hey, denkst du immer noch an gestern?”, kniete sich Kaiba vor den Sessel und blickte Yami in die Augen. “Du musst versuchen, das zu vergessen und nach vorn blicken. Es wird nie wieder vorkommen, dass er dir wehtut, das verspreche ich dir.”
 

“Danke, Seto. Du bist so gut zu mir, das habe ich gar nicht verdient.”
 

“Doch, das hast du, einfach, weil du so ein wunderbarer Mensch bist und ich dich liebe”, erklärte Kaiba aufrichtig.
 

“Du kannst ja richtig romantisch sein”, lächelte Yami ein wenig.
 

“Hast du das etwa bezweifelt?”, tat Kaiba beleidigt.
 

“Ich doch nicht. Aber mal im Ernst: Was ist, wenn ich beschließe, niemals in meinem Leben Sex haben zu wollen, würdest du mich dann verlassen?” Kaiba guckte Yami perplex an. Mit so einer Frage hatte er nun wirklich nicht gerechnet.
 

“Ach, Yami, wie sehr hat er dir nur wehgetan, dass du jetzt ernsthaft darüber nachdenkst, niemals Sex zu haben? Glaub das nicht! Irgendwann wirst du es schaffen, deine Ängste zu überwinden und das als eine schöne Sache zu empfinden. Das braucht natürlich Zeit, aber…”
 

“Nein”, Yami schüttelte entschieden den Kopf. “Ich will davon nichts mehr wissen und ich werde meine Meinung auch nicht mehr ändern. Deshalb solltest du dich lieber gleich von mir trennen, bevor es für uns beide noch schwieriger wird.”
 

“Unsinn!”, fuhr Kaiba seinen Cousin an. “So denkst du vielleicht jetzt, aber was ist in ein paar Monaten oder Jahren? Glaubst du ernsthaft, dass du niemals wieder in deinem Leben Sex haben willst?”
 

Yami lachte auf, doch es war kein Lachen aus Freude, sondern vor Verzweiflung. “Was ist schon so toll an Sex? Auch, wenn ich irgendwann keine Angst mehr davor habe, ich verstehe nicht, warum man das überhaupt braucht, außer, um Kinder zu bekommen.”
 

“Du hast, bevor dein Vater dich angefasst hat, noch keine Erfahrungen gemacht, oder?”, stellte Kaiba fest.
 

“Was macht das schon für einen Unterschied?”
 

“Einen riesigen, mein Lieber!”, rief sein Cousin aus. “Dann wüsstest du nämlich, was an Sex so toll ist. Und übrigens, ich werde mich niemals von dir trennen, da musst du schon was viel Schlimmeres machen, als mich zur Enthaltsamkeit zu zwingen”, lächelte er.
 

“Wirklich?”, fragte Yami zaghaft zurück.
 

“Ganz wirklich”, stupste Kaiba spaßhaft mit seiner gegen Yamis Nase. Beide kuschelten sich noch etwas aneinander, bevor sie nach unten in die Küche gingen, damit auch Yami sein Frühstück bekam.
 

Dort stolperte Kaiba über Kitty und wäre beinahe hingefallen. Damit rückte die Katze auch wieder in seine Erinnerung zurück.
 

“MOKUBA!”, rief er erzürnt.
 

“Ja, großer Bruder?”, kam der Kleine vorsichtig angedackelt. Als er sein Kätzchen verängstigt in einer Ecke sitzen sah, wusste er, was die Stunde geschlagen hatte.
 

“Kannst du mir das bitte erklären?”, schrie Kaiba und tat so, als wüsste er nicht schon durch Yami Bescheid. Aber sein kleiner Bruder sollte ihm schon selbst erklären, was er sich dabei gedacht hatte. Wahrscheinlich gar nichts, aber das war jetzt egal.
 

“I-ich hab sie während der Klassenfahrt gefunden. Sie saß da so einsam und hungrig auf der Straße u- und ich konnte doch nicht zulassen, dass ihr was passiert. Außerdem wollte ich schon immer eine Katze und sie tut doch niemandem was. Bitte, Seto, schmeiß sie nicht raus!”, flehte Mokuba, der schon fast Tränen in den Augen hatte. Verdutzt blickte sein großer Bruder ihn an. Er hätte ja damit rechnen müssen, dass der Kleine ihm wieder so kam. Da konnte er einfach so schlecht nein sagen. Vor allem, da er selbst kein wirkliches Argument hatte, das gegen eine Katze sprach. Für alles, was er sagen würde, hätte Mokuba doch die passende Antwort parat, immerhin hatte er das bei unzähligen Versuchen zuvor, Seto zu einem Haustier zu überreden, bereits bewiesen. Dass er Tiere in seinem Haus einfach nicht ausstehen konnte, konnte er ja schlecht sagen.
 

“Ach, komm schon, Seto. Kitty ist doch wirklich ganz niedlich. Was hast du denn nur gegen sie?” fing nun auch Yami damit an. Er ging zu der verängstigten Katze und holte sie aus der Ecke, um sie auf den Arm zu nehmen. “Bitte, du würdest auch mir einen großen Gefallen tun, wenn wir sie hier behalten könnten”, flehte er mit großen Augen. Kaiba schluckte und blickte von einem zum anderen. Das war ja nicht mehr zum Aushalten! Wo man hinguckte, nur diese großen, flehenden Hundeaugen!
 

“Meinetwegen”, grummelte er deshalb schließlich. Aber bevor noch Jubel ausbrechen konnte, schoss er hinterher: “Aber du wirst dich alleine um sie kümmern, Mokuba und wehe ich sehe das Biest irgendwelche Möbel oder Tapeten zerkratzen! Und bevor ich’ s vergesse: Du hast einen Monat Hausarrest!”
 

“Was? Einen ganzen Monat?”, war Mokuba entsetzt. “Aber, Seto! Das kannst du doch nicht machen!”
 

“Was denn? Dann hast du genug Zeit, dich um das Katzenviech zu kümmern. Oder willst du es doch lieber ins Tierheim geben?”
 

“Nein”, erwiderte Mokuba kleinlaut. Yami gab ihm seine Katze zurück und so schlurfte er traurig von Dannen.
 

“War das nicht ein bisschen zu streng?”, erkundigte sich Yami.
 

“Er kann froh sein, dass er das Tier behalten darf”, wandte ihm Kaiba immer noch den Rücken zu und hatte die Arme vor der Brust verschränkt.
 

“Sag mal, warum hasst du Katzen eigentlich so?”, kam Yami nun von hinten auf ihn zu und schlang die Arme um seine Taille, woraufhin Kaiba sich entspannte und es ihm fürchterlich im Bauch zu kribbeln begann.
 

“Ach, was. Ich hasse Katzen doch gar nicht. Ich kann nur nichts mit ihnen anfangen. Das sind doch unnütze Tiere.”
 

“Finde ich nicht. Mich hat Kitty jedenfalls schon oft getröstet. Nur gestern Nacht hat sie mich genervt”, lachte Yami. “Wollte einfach nicht stillhalten.”
 

“Na gut”, wandte sich Kaiba in der Umarmung um und legte Yami die Hände auf die Schultern. “Wenn sie dich getröstet hat, dann ist sie wirklich zu was gut.” Damit beugte er sich zu Yami herab und küsste ihn sanft auf den Mund. Der schloss genießerisch die Augen. Doch als Kaiba leidenschaftlicher und fordernder wurde, musste Yami plötzlich wieder daran denken, was war, wenn sein Freund mehr von ihm wollte und er es ihm nicht geben konnte, weshalb er plötzlich steif wurde. Kaiba hatte zwar versichert, dass er ihn nicht so einfach im Stich lassen würde, doch in der Praxis traute er dieser Aussage noch nicht so ganz.
 

“Was ist los?”, löste sich Kaiba nun von ihm, da er bemerkt hatte, dass sein Cousin nicht mehr bei der Sache war.
 

“N-nichts”, wollte Yami weg, doch sein Freund hielt ihn am Arm fest.
 

“Das glaub ich dir nicht. Also, was hast du?”
 

“Ich sagte, es ist nichts!”, funkelte Yami ihn auf einmal wütend an und versuchte, sich loszureißen. Er wollte jetzt nicht darüber reden. Kaiba würde ihm doch nur wieder dasselbe erzählen wie vorhin und er würde es wieder nicht glauben. Erst, wenn er erlebte, dass sein Cousin sich wirklich ihm zuliebe zurückhalten konnte, würde er dem trauen. Er wusste, dass er in diesem Moment unfair zu ihm war, aber er konnte einfach nicht anders und brauchte jetzt seine Ruhe. Warum verstand Kaiba das nicht und ließ ihn endlich los?
 

“Nein, so kommst du mir nicht davon!”, erklärte Kaiba und hielt ihn eisern fest. “Ich will nicht, dass du dich jetzt wieder verkriechst und in trübe Gedanken verfällst. Ich verstehe es, wenn du immer noch Angst hast, aber bitte renn nicht weg und tu so, als wäre nichts. Denn wenn du das machst, dann habe ich das Gefühl, dass du mich aus deinem Leben ausschließen willst”, Kaibas Stimme war mit den letzten Worten leiser geworden. Liebevoll schaute er Yami in die Augen. Dieser schluckte und fühlte sich plötzlich schuldig, weil er nicht in der Lage war, sich zu öffnen.
 

“Hey, du weinst ja”, stellte Kaiba entsetzt fest. War er etwa zu grob gewesen? Vorsichtig strich er Yami über die Wange und die Tränen zur Seite. Dieser schloss die Augen und genoss das Gefühl der streichelnden Hand. “Entschuldige, dass ich dich angeschrieen habe. Ich wollte dich doch nicht zum Weinen bringen.”
 

“Nein”, schüttelte Yami den Kopf. “Mir tut es leid, dass ich wegen so was gleich anfange zu heulen. Ich meine, du hast es doch nur gut gemeint. Aber ich, ich brauche jetzt einfach meine Ruhe, verstehst du? Das heißt nicht, dass ich dich aus meinem Leben ausschließen will. Ich kann nur einfach nicht mehr… Ich bin so müde.”
 

“Aber du hast doch den ganzen Samstagnachmittag und die Nacht geschlafen, oder nicht? Wieso bist du immer noch so müde?”
 

“Ich bin nicht sicher. Dieser Psychologe, zu dem ich jede Woche gehe, meinte, dass es bei Depressionen vorkommen kann, dass man entweder total schlecht schlafen kann oder die ganze Zeit müde ist. Bei mir ist wohl letzteres der Fall. Aber ich denke, ich brauche einfach Zeit, um wieder zu mir zu kommen.”
 

“Ich verstehe, dann lasse ich dich in Ruhe. Aber, Yami. Wenn du mich brauchst, dann bin ich jederzeit für dich da, okay?”
 

“Ja”, nickte Yami dankbar und ging nach draußen in den Garten. Im Grünen fühlte er sich gleich viel freier und entspannter, außerdem war die frische Frühlingsluft herrlich. Dort ließ er sich auf seinem Lieblingsplätzchen, der Hollywoodschaukel, nieder und döste ein wenig.
 

Anm. Nr. 2 von Saedy:

An dieser Stelle möchte ich mal auf die Gemeinschafts-Fanfiction hinweisen, die HerzAs und ich zusammen geschrieben haben. Sie ist ebenfalls zu Yu-Gi-Oh! und trägt den Titel: Contagious

Bisher ist der Prolog online und wir würden uns freuen, wenn ihr mal reinschaut, vielleicht gefällt sie euch ja.

Sie ist unter unserem gemeinsamen Account Saedys_HerzAs hochgeladen. Und hier ist der Link dazu:
 

http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/204191/

Abschiebung?

Die folgenden Wochen wurden besonders schwierig für Yami, da er sich darauf vorbereiten musste, die Aussage gegen seinen Vater vor Gericht zu machen. Obwohl er es inzwischen geschafft hatte, nicht nur vor Seto, sondern auch gegenüber dem Psychologen, bei dem er in Behandlung war, über das Erlebte zu reden, war eine Aussage vor Gericht allerdings etwas ganz anderes.
 

Yami begann schon Wochen vor dem festgelegten Gerichtstermin unglaublich nervös zu werden. Tausendmal ging er die vorbereitete Aussage durch, um sie im entscheidenden Moment nur nicht zu vergessen. Nicht, dass er jemals vergessen könnte, was ihm angetan wurde, jedoch brauchte er feste Worte, an die er sich halten konnte, weil er fürchtete, dass sein Gehirn sonst wieder wie leergeblasen wäre und ihm nichts mehr einfiele.
 

Kaiba versuchte ihn in dieser Zeit so gut wie möglich zu unterstützen. Auch Mokuba, der inzwischen erfahren hatte, was Yamis Vater ihm angetan hatte, versuchte ihn aufzumuntern. Ebenso wie Joey, der förmlich ausgerastet war, als er erfahren hatte, was Yamis Vater getan hatte und nur mit Müh und Not davon abzuhalten gewesen war, hinzugehen und diesen zu verprügeln.

Doch was Yami nervte, war, dass Joey sich seitdem wie sein Beschützer aufführte. Es kam ihm fast vor, als wäre sein bester Freund zu einer Glucke mutiert. Dabei wollte er doch selbst stark sein und nicht immer von anderen beschützt werden. Allerdings sah es momentan so aus, als wäre sein Ziel noch weit entfernt, da er mit seinen Ängsten und Depressionen immer noch nicht zurecht kam und noch nicht in der Lage war, sich ein eigenes Leben aufzubauen. Hoffentlich würde sich das bessern, wenn sein Vater erstmal verurteilt war und im Gefängnis saß. Kaiba hatte ihm auch schon angeboten, dass er wieder in seiner Firma arbeiten könne, wenn es ihm wieder besser ginge.
 

Am Tag vor dem Gerichtstermin ging es Yami natürlich am schlimmsten. Als er zum Frühstück in die Küche kam, musste er aber doch lachen, weil Kaiba gerade auf der Bank saß und versuchte, in Ruhe Zeitung zu lesen, was ihm aber nicht so recht gelingen wollte, da Kitty, die freche Katze, es sich unbedingt auf seinem Schoß bequem machen wollte. Kaiba gefiel das aber gar nicht und so verscheuchte er Kitty immer wieder, die das aber nur kurz beeindruckte. Dieser Schoß war eben viel wärmer als alle anderen Ecken des Hauses und nur da wollte sie hin.
 

“Lass sie doch einfach sitzen, dann stört sie dich am wenigsten”, lachte Yami.
 

“Ach, Morgen, mein Lieber. Du bist ja früh wach heute”, stellte Kaiba mit etwas missgelaunter Miene angesichts der Katzen-Nervensäge fest.
 

“Ja, ich konnte nicht mehr schlafen, weil ich die ganze Zeit an Morgen denken muss.”
 

“Vielleicht möchtest du ja ein Beruhigungsmittel?”, erkundigte sich sein Freund fürsorglich.
 

“Nein, lieber nicht. Vielleicht heute Abend, damit ich durchschlafen kann, aber nicht am Morgen.”
 

“Gut, dann komm mal her”, forderte Kaiba ihn mit einem Lächeln auf. Neugierig, was sein Freund denn wollte, kam er der Aufforderung nach. Ehe er sich’ s versah, wurde er geschnappt, näher gezogen und geküsst. “Ich musste dich doch erstmal richtig begrüßen”, erklärte Kaiba dazu.
 

“Hm, das kannst du ruhig öfter machen”, lächelte Yami, legte die Hände um den Hals seines Cousins und zog sich auf dessen Schoß, womit er Kitty vertrieb, die sich ernsthaft darüber beschwerte, dass sie ihren Lieblingsplatz für die Konkurrenz räumen musste.
 

“Das ist auch eine gute Methode, das Katzenviech loszuwerden”, stellte Kaiba mit einem leichten Grinsen fest. “Aber sag mal, womit hab ich das verdient?”
 

“Na ja, Küssen ist eben das beste Beruhigungsmittel.”
 

“Was, bin ich denn so einschläfernd?”, empörte sich Kaiba.
 

“Ganz und gar nicht”, mit diesen Worten versanken die beiden in einem langen Kuss.
 

Am nächsten Morgen wartete Kaiba ungeduldig im Gerichtsgebäude darauf, dass Yami endlich seine Aussage hinter sich brachte. Zum Glück war es möglich, dass er dabei nicht auf seinen Vater treffen musste. Aber Yami sollte auch von niemandem gestört werden, weshalb Kaiba nun draußen vor der Tür wartete. Die Minuten schienen sich endlos hinzuziehen. Wo blieb sein Geliebter denn nun? Warum dauerte das so lange? Hatte er etwa Probleme, seine Geschichte zu erzählen, oder wollten die Anwälte und Richter so viel von ihm wissen?
 

Als Yami endlich zur Tür rauskam, war Kaiba unendlich erleichtert. Jedoch machte ihn dessen trauriger Blick stutzig.
 

“Hey, was ist los, mein Süßer?”
 

“Nichts, ich hab es geschafft!”, rief Yami plötzlich und strahlte übers ganze Gesicht.
 

“Hey, du wolltest mich mit deinem traurigen Gesicht reinlegen!”, stellte Kaiba mit gespielter Empörung fest.
 

“Tja, wenn du dich auch so leicht reinlegen lässt… Übrigens, wie hast du mich gerade genannt?”, grinste Yami.
 

“Süßer, das kann ich auch gern wiederholen”, sprach’ s und strich Yami über die Wange.
 

“Danke”, sagte Yami nun ernst geworden. “Du hast mir nicht nur ein neues zu Hause gegeben, sondern auch dafür gesorgt, dass ich mich nicht mehr vor meinem Vater fürchten muss. Und außerdem, und das ist das wichtigste, hast du mir deine Liebe geschenkt. Das alles kann ich dir nie wieder zurückgeben.”
 

“Yami…”, ergriffen über diese Worte, zog Kaiba seinen Cousin in die Arme und hielt ihn fest. Das war wohl einer der glücklichsten Augenblicke in seinem Leben - neben dem, als Yami ihm gesagt hatte, dass er ihn liebte. “Du hast ja keine Ahnung. Du gibst mir jeden Tag so viel zurück, dass ich tausend Mal entschädigt werde”, versicherte er.
 

“Gehen wir nach Hause?”, sagte Yami und es war irgendwie mehr als eine einfache Frage, sondern mehr das Gefühl, jetzt erst wirklich Kaibas zu Hause auch sein zu Hause nennen zu können. Denn nun stand endgültig fest, dass er bei ihm bleiben durfte, denn er musste auch nicht bei seiner Stiefmutter wohnen, während sein Vater im Knast einsitzen durfte.
 

Zu Hause angekommen, zog Kaiba Yami, kaum, dass sie zur Tür herein waren, in einen leidenschaftlichen Kuss, bei dem sein Freund am Ende kaum noch Luft bekam.
 

“Hm, Seto”, murmelte Yami zwischendurch, als sein Geliebter ihn langsam aber sicher Richtung Wohnzimmer und auf die Couch zu dirigierte. Er hatte keine Chance sich zu lösen, was er momentan aber auch gar nicht wollte und landete so schließlich unter Kaiba, der nicht daran dachte, ihm auch nur ein Stückchen Freiraum zu lassen. In Yami kribbelte alles und um seinen Kopf drehte sich die Welt. Er fühlte, wie sein Cousin ihm das Hemd hochschob und mit der Hand darunter fuhr, ihm über die Haut streichelte und seufzte tief. Überrascht quiekte er auf, als Kaiba ihn plötzlich in die linke Brustwarze kniff.
 

“Seto, was soll das?”, protestierte er empört. Der grinste jedoch nur und Yami ahnte Böses, während sein Freund sich hinunterbeugte und seinen Bauch küsste. “Oh, man!”, stöhnte Yami. Diese neuen Gefühle, die plötzlich auf ihn einströmten, waren so überwältigend, dass es ihm Angst machte. Aber gleichzeitig gefiel es ihm so gut, dass er sich nicht entscheiden konnte, ob er Seto wegschieben oder weitermachen lassen sollte. Deshalb hielt er einfach still und harrte der Dinge, die da kommen sollten. Wieder berührte Seto seine Brustwarzen, doch diesmal tat er es sanfter.
 

“Seto, das fühlt sich so komisch an”, brachte Yami mit beschleunigtem Atem hervor.
 

“Das soll es auch”, grinste Kaiba und kam wieder hoch. Erneut küssten sie sich tief, als plötzlich ein Schrei ertönte und die beiden zusammenzuckten.
 

“Mokuba!”, rief Seto überrascht, als er nur noch einen schwarzen Haarschopf verschwinden sah. “Mist, ich habe ja vollkommen vergessen, ihm das mit uns zu sagen. Ich fürchte, er weiß nicht mal, dass ich auf Männer stehe. Und jetzt das! Entschuldige mich bitte”, mit diesen Worten richtete Kaiba sein Hemd und hastete Mokuba hinterher.
 

Yami seufzte enttäuscht. Dabei war es gerade so schön gewesen. Aber andererseits, wer wusste, was Seto noch mit ihm angestellt hätte, wenn Mokuba nicht gestört hätte. Er war sich gar nicht so sicher, ob er das hätte herausfinden wollen. Er fühlte sich nämlich wirklich noch nicht bereit, bis zum letzten zu gehen. Einige Momente genoss er noch das schöne, zurückbleibende Gefühl, bis er sich aufrichtete und ins Stocken geriet, als er bemerkte, dass er ein Problem hatte. Erschrocken blickte er sich um. Was sollte er denn jetzt machen? Hoffend, dass Seto und Mokuba noch einige Zeit miteinander beschäftigt wären, schlich er sich ins Bad.
 

Als Kaiba wieder zurück ins Wohnzimmer kam, kam ihm auch direkt ein zerstrubbelt aussehender Yami entgegen.
 

“Wie siehst du denn aus?”, lächelte er und strich seinem Freund durch die Haare.
 

“Oh, äh. Ich hab versucht sie zu bürsten, aber irgendwie wollen sie heute nicht so wie ich.”
 

“Es wundert mich, dass sie überhaupt jemals wollen wie du”, bemerkte Kaiba über die komische Haarpracht seines Cousins. Plötzlich wurde er jedoch wieder ernst und zog Yami in seine Arme. Dieser war ganz überrascht, einerseits, weil die Umarmung so plötzlich kam und andererseits, weil er das wohl immer noch nicht gewohnt war. Er war zwar jetzt schon ein paar Wochen mit Kaiba zusammen, doch der arbeitete sehr viel, so dass sie nicht so viel Zeit füreinander hatten und außerdem waren beide eher zurückhaltend, wenn es darum ging, einfach Gefühle zu zeigen. Situationen wie heute waren die Ausnahme. Oder, erkannte Yami mit Schrecken, hatte Kaiba sich etwa nur ihm zuliebe zurückgehalten? Er verdrängte den Gedanken und fragte stattdessen:
 

“Und, wie hat Mokuba es denn nun aufgefasst?”, blickte er in der Umarmung hoch.
 

“Ach, er war ziemlich überrascht und verwirrt. Eigentlich verständlich, wenn man seinen großen Bruder so inflagranti erwischt und noch dazu mit seinem Cousin, wenn man das nicht erwartet hat. Aber ich glaube, er wird es verkraften. Doch jetzt muss er erstmal darüber nachdenken, hat er gesagt.”
 

“Hm”, kuschelte sich Yami an ihn. “Du bist so schön warm.”
 

“Gut”, grinste Kaiba. “Dann können wir ja da weiter machen, wo wir eben aufgehört haben.”
 

“Nein!”, stieß Yami ihn mit hochrotem Gesicht von sich. “Fang mir bloß nicht wieder mit diesem Sexkram an!”
 

“Sexkram?”, wiederholte Kaiba überrascht. “Ich dachte, es hätte dir gefallen?”
 

“D-das hat es ja auch. Aber ich, ich bin einfach noch nicht bereit für mehr, verstehst du? Und was ist, wenn du irgendwann an einen Punkt kommst, an dem du nicht mehr aufhören kannst?”
 

“Yami, es tut mir leid”, Kaiba nahm sich eine seiner Hände und liebkoste sie. “Ich war zu stürmisch, obwohl ich doch weiß, was du durchgemacht hast. Dabei habe ich mir geschworen, dir nicht wehzutun.”
 

“Nein, du musst dich nicht entschuldigen. Wie gesagt, es hat mir ja auch gefallen. Doch gleichzeitig war da immer noch diese Angst. Aber das ist nicht deine Schuld. Ich…irgendetwas in mir ist einfach zu dumm um zu begreifen, dass du mir nicht wehtun würdest.”
 

“Ich glaube, ich verstehe. Du musst unbewusst immer noch an die Sache mit deinem Vater denken, nicht wahr?” Yami nickte. “Gut, ich verspreche dir, ich werde niemals weitergehen, als du mir erlaubst. Aber du musst es mir dann auch sagen, wenn es dir zuviel wird, okay?”
 

“Ja, Seto. Danke, dass du so geduldig und verständnisvoll bist.”
 

“Das ist doch selbstverständlich. Aber küssen darf ich dich doch noch, oder?”, damit beugte sich Kaiba zu ihm hinab.
 

“Natürlich”, flüsterte Yami zurück, als sich ihre Lippen trafen.
 

Ein paar Tage später war es dann auch soweit, dass Yami Kaibas Angebot annahm und die Arbeit in dessen Firma fortsetzte. Diesmal sollte es sich aber nicht nur um einen einfachen Job drehen, sondern Yami würde eine richtige Ausbildung machen. Das machte ihm sogar richtig Spaß - endlich konnte er etwas Sinnvolles tun und musste nicht die ganze Zeit zu Hause rumhocken und sich langweilen. Anfangs war es zwar toll gewesen, so viel Freizeit und Luxus genießen zu können, doch mit der Zeit wurde es ziemlich sinnlos und frustrierend, wenn man so praktisch nichts in seinem Leben zustande brachte. Deshalb war Yami auch ziemlich stolz, dass er so gut mit seiner neuen Arbeit zurechtkam.
 

Eines Nachmittags verdonnerte ihn sein lieber Cousin allerdings zu einigen extra Stunden Arbeit, so dass er nicht wie gewohnt um 17:00 Uhr Schluss hatte, sondern erst um 20:00 Uhr. Yami ärgerte sich tierisch darüber, da es überhaupt keinen Grund für Überstunden gab. Was dachte sich Seto bloß dabei? Wollte er ihn einfach abschieben? Und das, obwohl es ein Freitag war und Kaiba ihn doch angeblich liebte! Der Gute hatte noch betont, dass ihre Beziehung nicht ihr Arbeitsverhältnis stören sollte, bevor er gegangen war. Gut, das sah Yami auch ein, aber was er nicht verstand war, wieso er noch so lange arbeiten sollte, wo es eh nichts mehr zu tun gab, das er mit seinem bisherigen Kenntnisstand hätte erledigen können. Und das musste Seto doch auch wissen!

Jetzt langweilte er sich hier, kümmerte sich um liegen gebliebenen Papierkram, der ebenso gut noch viel länger hätte herumliegen können, ohne dass sich jemand dafür interessiert hätte und kämpfte gegen seine Müdigkeit an. Nur sein Ärger über Kaibas Abschiebemethode hielt ihn wohl noch wach.
 

Plötzlich kam Yami eine Idee. Er stand auf, ließ seine Arbeit liegen und ging nach draußen, um sich etwas zu Essen im nächsten Fastfood Restaurant zu besorgen. Anschließend lief er zurück in die Firma und stieg in den Fahrstuhl. An seinem Ziel angekommen, ging er den Flur entlang. Wie er es erwartet hatte, war da ein noch offenes Büro. Vorsichtig lugte er hinein.
 

“Hallo!”, lächelte er den Mann, der dort saß, an.
 

“Oh!”, fuhr dieser überrascht von seiner Arbeit auf, in die er offensichtlich so vertieft gewesen war. “Was, um diese Zeit ist an einem Freitag Abend ist noch jemand außer mir hier?”, wunderte er sich.
 

“Ja, ich bin ein neuer Auszubildender. Mein Name ist Yami Mûto. Kaiba nimmt einen ganz schön hart ran, was?” Natürlich wusste hier keiner der Angestellten - außer Roland selbstverständlich - dass er Setos Cousin und noch dazu dessen Liebhaber war.
 

“Ach ja, kann schon sein. Keine Ahnung, ich bekomm ihn ehrlich gesagt selten zu Gesicht und mache nur meine Arbeit hier. Und meine Arbeitszeiten lege ich selbst so spät an, da kann ich mich nicht beschweren.”
 

“Auch wieder wahr. Aber eigentlich bin ich hier her gekommen, weil mir zu Ohren gekommen ist, dass Ihnen vor einiger Zeit schon mal das Essen gestohlen wurde.”
 

“Oh, diese Geschichte kursiert immer noch, nach der ganzen Zeit? Die Leut hier haben wohl nichts Besseres zum Tratschen, was?”, lachte der Mann. “Und deshalb bist du hergekommen?”, wunderte er sich.
 

“Ja, ich muss mich nämlich entschuldigen, weil ich derjenige war, der Ihnen Ihr Essen geklaut hat. Er hat wirklich vorzüglich geschmeckt”, schwärmte Yami noch im Nachhinein. “Deswegen habe ich Ihnen eine kleine Entschädigung mitgebracht”, erklärte er und hielt die Tüte hoch, in der sich das mitgebrachte Essen befand.
 

Der Angestellte staunte nicht schlecht. Es vergingen sicher etliche Sekunden, bis er die Nachricht verdaut hatte. Yami hoffte bloß, dass der ihm jetzt nicht allzu sauer würde. Doch plötzlich brach der Mann in lauthalses Lachen aus und konnte sich gar nicht mehr einkriegen.
 

“Na, dann komm mal her mit den leckeren Sachen!”, meinte er schließlich. “Und übrigens, Entschuldigung angenommen.” Er schüttelte den Kopf. “So süß wie du, hat sich ehrlich gesagt noch niemand bei mir entschuldigt.” Yami wurde rot. Jetzt nannte ihn nicht nur Kaiba süß, sondern auch dieser unbekannte Kollege, verflixt noch mal! Dabei war er doch gar nicht süß! Apropos unbekannt:
 

“Wie heißen Sie eigentlich, wenn ich fragen darf?”, erkundigte er sich und stellte die Tüte auf dem Tisch ab.
 

“David Arnold”, antwortete er und fügte noch erklärend hinzu: “Ich bin zur Hälfte Amerikaner. Deshalb der exotische Name. Ach, was mich jetzt doch noch interessieren würde: Wieso hast du damals eigentlich mein Essen gestohlen?” Und damit begann Yami von seinem Schicksal als Obdachloser zu erzählen und wie er zu dem Job in der Kaiba-Corporation gekommen war. Nur das Thema um seinen Vater und ähnlich brisante Dinge ließ er natürlich lieber aus.
 

Yami verbrachte noch die restliche Arbeitszeit mit David, mit dem er sich bestens verstand, weshalb sie auch schnell per du waren. Bald war es auch schon 20:00 und Yami machte sich auf den Heimweg. Wenn Seto am Montag seine Arbeit würde kontrollieren wollen, würde er ihn verfluchen. Wieder zornig darüber werdend, dass sein Cousin ihn einfach abgeschoben und noch dazu Arbeit aufgebrummt hatte, stapfte Yami aus dem Firmengebäude heraus. Na, dem würde er noch was erzählen, und wenn der ihn dafür feuern sollte!
 

Ui, jetzt kann sich Kaiba aber warm anziehen. Rette sich wer kann XD!

Nun, die FF geht langsam aber sicher dem Ende zu. Um genau zu sein, werde ich nur noch 2 Wochenenden hochladen, dann ist Schluss.

Aber wer will, kann ja mal bei Contagious vorbeischauen - der Gemeinschafts-FF von HerzAs und mir.

Flucht

Hallo liebe Leser,
 

falls sich jemand fragt, warum es so lange gedauert hat, bis das nächste Kapitel kommt, dem kann ich sagen, dass ich echt gezweifelt habe, ob ich überhaupt noch bei dieser FF hochladen soll, da sie ja jetzt gegen Ende hin so schlecht angekommen ist. Und ich will nicht eine schlechte FF weiter hochladen...
 


 

Wutentbrannt stapfte Yami auf Kaibas Haus zu, zückte seinen Schlüssel und stürmte durch die Tür und weiter den Flur entlang. Er steckte den Kopf ins Wohnzimmer und stellte fest, dass dort niemand war. Plötzlich klingelte das Handy, welches Kaiba ihm vor kurzem geschenkt hatte. Eben dieser rief ihn auch gerade an.
 

“Ja?”, nahm er, sich geduldig zurückhaltend, ab, da er erstmal wissen wollte, wo sein heißgeliebter Cousin steckte.
 

“Hallo, Yami, mein Liebster.” In seinem Gesicht zuckte es auf diese Worte hin. Jetzt fing der Kerl schon an, sich einzuschleimen. Aber ihn würde er nicht damit weich kriegen! “Ich nehme mal an, du bist schon auf dem Weg nach Hause?”
 

“Falsch gedacht, ich bin schon da!”, rief Yami aufgebracht, was Kaiba aber nicht zu bemerken schien, denn er meinte: “Oh, super! Wenn das so ist, dann komm mal bitte hoch in den 3. Stock. Ich muss dir da was zeigen.” Mit diesen Worten legte er auf und Yami schaute verwundert auf das Telefon. Was sollte denn das jetzt, bitteschön? Trotzdem folgte er der Bitte und ging hinauf. Oben angekommen, lief er einem freudig strahlenden Kaiba entgegen, der ihn in die Arme schloss und liebevoll küsste. Gegen diese Art der Beeinflussung war selbst Yami machtlos und ein Rotschimmer legte sich auf seine Wangen. Hastig schüttelte er den Kopf. Er dürfte nicht vergessen, dass er immer noch sauer war!

Kaiba bemerkte von dem Kopfschütteln aber nichts, denn er hatte sich bereits herumgedreht und bedeutete Yami, ihm zu folgen.
 

“Ich habe eine Überraschung für dich”, erklärte er dazu. Nun führte er ihn zu einem Zimmer, das dieser noch nie von innen gesehen hatte, da es immer fest verschlossen gewesen war. Kaiba ging hin und riss die Tür auf.
 

“Da, schau es dir an!”, bat er und Yami folgte der Aufforderung. Er staunte nicht schlecht, als er das offenbar größte Zimmer dieses Hauses erblickte, welches sogar noch komfortabler eingerichtet war, als das restliche Gebäude. Zunächst hielt es Yami nur für ein riesiges Schlafzimmer, dann jedoch entdeckte er, dass es hier auch ein zusätzliches Bad gab und ein kleines Zimmer, welches eingerichtet war wie eine Miniküche.
 

“Wow, dieses Bett ist ja so riesig, da würde glatt eine ganze Fußballmannschaft reinpassen”, staunte Yami nicht schlecht mit einem Blick auf das mit einer samtenen, roten Tagesdecke überzogene Bett. “Das ist wirklich ein tolles Zimmer, fast schon eine eigene kleine Wohnung.”
 

“Also gefällt es dir?”, stellte Kaiba zufrieden fest.
 

“Ja.” Plötzlich entsann sich Yami wieder, dass er ja eigentlich sauer war und räusperte sich. Bevor er jedoch dazu kam, etwas zu sagen, erklärte Kaiba:
 

“Das ist gut. Weißt du, dieses Zimmer ist jetzt seit fast drei Jahren verschlossen gewesen. Seit dem Tag als mein Adoptivvater Gozaburo starb. Das hier war sein privates Reich, wo niemand reindurfte. Ich wollte nicht an ihn denken, denn ich hasste ihn. Deshalb habe ich dieses Zimmer nie betreten und es einfach vom Rest des Hauses sozusagen ausgeklammert. Doch jetzt, wo du in mein Leben getreten bist, habe ich mich wieder daran erinnert. Ich dachte, es wäre perfekt für uns beide. Deshalb habe ich es heute völlig neu einrichten lassen, so dass nichts mehr an Gozaburo erinnert. Das war auch der Grund, weshalb ich dir heute Überstunden aufgebrummt habe - die Renovierung war nämlich noch nicht ganz abgeschlossen. Ich hoffe, du bist mir deswegen nicht allzu böse”, lächelte Kaiba. Yami starrte zurück - diese Überraschung war wirklich gelungen. Mit dieser Erklärung war natürlich auch sein Zorn verflogen.
 

“Schon gut, ich verzeihe dir noch mal”, erklärte er gönnerhaft und trat näher an Kaiba heran, der die Aufforderung verstand und ihn zu einem Kuss heranzog. Als sie sich wieder voneinander lösten, meinte Yami:
 

“Danke, das ist… Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.” Kaiba legte ihm einen Zeigefinger auf den Mund und unterbrach ihn:
 

“Dann sag einfach nichts. Dein glückliches Gesicht ist mir Dank genug - und die Tatsache, dass wir jetzt hier zusammen schlafen werden. Ich meine, wir sind nun schon seit Wochen zusammen und haben noch nicht einmal miteinander geschlafen, das war ja eine sträfliche Unterlassung”, witzelte er.
 

“Oh, ja”, erwiderte Yami matt, dem plötzlich nicht mehr ganz so wohl war. Wollte Seto also jetzt doch mit ihm schlafen! Von wegen, er würde sich so lange zurückhalten, bis Yami bereit dafür war! Und er fühlte sich ganz und gar noch nicht bereit dafür. Zum Küssen und Kuscheln schon, das hatten sie ja auch bisher bereits getan, aber zu mehr war er wirklich noch nicht in der Lage.
 

“Ja, ich freu mich schon wahnsinnig, wenn wir heute Abend zum ersten Mal, uns gemeinsam in den Armen liegend, zusammen einschlafen”, streichelte Seto über Yamis Wange und bemerkte dessen Zaudern gar nicht, so sehr war er ins Schwärmen verfallen.
 

“Ja, klar, toll”, brachte Yami lediglich hervor. “W-wollen wir dann noch etwas essen?”, erkundigte er sich, obwohl er nach dem Essen aus dem Fastfood-Restaurant gar keinen Hunger mehr verspürte. Aber irgendwie musste er Seto erstmal aus diesem Zimmer rauskriegen, bevor der noch auf den Gedanken kam, gleich mit ihm ins Bett zu springen.
 

“Ja, natürlich. Wie gedankenlos von mir, das zu vergessen. Du musst ja ganz ausgehungert sein.” Yami starrte Seto fast schockiert an. Der musste ja wirklich auf Wolke 7 schweben, so geziert, wie er sich ausdrückte. Wahrscheinlich war er schon ganz verrückt danach, es gleich mit ihm zu treiben. Was sollte er denn jetzt machen?
 

“Gut, ich geh ich dann noch schnell umziehen”, erklärte er deshalb und hastete in Richtung seines Zimmers davon, das ja ebenfalls im 3. Stock lag. Kaiba blickte ihm etwas irritiert hinterher wegen dessen Eile, sagte aber nichts.
 

In seinem Zimmer angekommen, schritt Yami von einem Ende zum anderen, immer hin und her und dachte verzweifelt nach. Er brauchte Zeit! Er wollte nicht gleich da zusammen mit Kaiba im Bett landen. Na gut, er könnte das Ganze noch hinauszögern, in dem er seinen Cousin nach dem Essen noch dazu überredete, irgendetwas mit ihm zu unternehmen - und das, obwohl er todmüde war. Aber dann? Irgendwann müssten sie doch ins Bett gehen.
 

So kam Yami zu der einzigen Lösung, die er kannte: Er packte schnell seine sieben Sachen und flüchtete. Auf den Gedanken, die Angelegenheit mit Kaiba auszudiskutieren, kam er nicht. Immerhin hatte dieser bereits versprochen, dass er ihn nicht anrühren wollte, solange Yami das nicht zuließ. Und jetzt wollte er doch mit ihm schlafen! Yami war mehr als zornig - er war enttäuscht und traurig und verzweifelt. Dabei liebte er Seto doch. Hatte er sich so in ihm getäuscht?
 

Yami hatte seine Sachen in einen grauen Rucksack gepackt, stand nun vor der Zimmertür und hielt nur mühsam seine Tränen zurück. Er machte sich über die Treppe auf den Weg nach unten, damit Kaiba ihn am Fahrstuhl, den er sonst immer benutzte, nicht zufällig erwischen konnte.
 

Er schaffte es tatsächlich, dass Kaiba-Anwesen zu verlassen, ohne dabei ertappt zu werden. Als er endlich aus der “Gefahrenzone” heraus war, atmete er erleichtert aus. Doch wo sollte er jetzt hingehen? Nach kurzem Überlegen beschloss er, sich zum Hafen zu begeben. Ihm gefiel das Meer sehr und die Umgebung dort war auch schön.
 

Dort angekommen, ließ er sich am Wasserrand nieder und bemerkte bei einem Blick nach oben, dass auch die Sterne in dieser Nacht wunderschön funkelten. Er seufzte auf - eigentlich hätte er jetzt doch gerne Seto hier - wenn der nur nicht darauf bestand, mit ihm zu schlafen. Vielleicht sollte er sich doch dazu überwinden? Vielleicht musste er es einfach tun, um ein halbwegs normales Leben führen zu können. Seto musste ja nicht merken, dass es ihm nicht gefiel. Das war wohl der einzige Weg, wie er bei ihm bleiben konnte. Doch diese eine Nacht wollte er noch in “Freiheit” genießen.
 

Seto Kaiba machte sich indessen riesige Sorgen, als er nach einiger Zeit bemerkte, dass Yami offenbar abgehauen war, wie er an dessen verschwundenen Sachen bemerkte. Was hatte er nur falsch gemacht, dass dieser so fluchtartig das Haus verlassen hatte? Yami war doch glücklich bei ihm gewesen und hatte auch immer wieder versichert, dass er ihn liebte und bei ihm sein wollte. Also, warum? Kaiba dachte mal scharf nach - hatte Yami irgendwie anders oder unglücklich gewirkt? Nein, eigentlich nicht. Vielleicht etwas irritiert. Hatte er irgendetwas gesagt, was Yami vertrieben haben könnte? Er ging noch mal genau ihr letztes Gespräch durch, bis er auf den wahrscheinlichen Grund kam, sich selbst vor den Kopf schlug und einen Esel nannte.
 

Doch bevor er sich weiter über sich selbst ärgerte, musste er erstmal Yami finden, bevor er ihn nie wieder sah, oder diesem mitten in der Nacht, ganz alleine da draußen, noch etwas zustieß. Wer wusste denn schon, was für Kerle noch über seinen armen, kleinen, zierlichen Yami herfallen würden, wenn er nicht auf ihn aufpasste!*
 

Aber Kaiba stürmte nicht einfach los, sondern überlegte erstmal genau, wo Yami wahrscheinlich hingegangen sein könnte. Erst dann machte er sich auf den Weg.
 

Yami lungerte indessen weiter am Hafen herum und guckte sich die Schiffe an, von denen man im Licht der wenigen Laternen leider nicht viel erkennen konnte. Anschließend setzte er sich auf einen Stein, blickte wieder in den Sternenhimmel und traf schweren Herzens eine Entscheidung.

Nach einer Weile hörte er plötzlich eine Stimme hinter sich, die seinen Namen rief. Seto hatte ihn also entdeckt.
 

“Hey, Yami, was machst du denn für Sachen?”, seufzte dieser, als er hinter ihn trat. “Wieso bist du abgehauen?”, fragte er, obwohl er es sich mittlerweile denken konnte. Aber vielleicht irrte er sich ja doch und Yami war wegen etwas anderem weggelaufen.
 

“Es…ist nichts besonderes”, begann Yami zu erklären, ohne sich zu seinem Cousin umzudrehen. “Ich hatte nur plötzlich das Gefühl wie in einem Käfig eingeschlossen zu sein. Ich musste einfach raus. Tut mir leid, ich bin undankbar, wo du doch so eine tolle Überraschung für mich vorbereitet hast. Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist.”
 

“Ach so, deswegen bist du abgehauen?”, wunderte sich Kaiba, der fest damit gerechnet hatte, dass Yami wegen seiner Aussage, er wolle mit ihm schlafen, weggelaufen war. Da hatte er sich nämlich ziemlich missverständlich ausgedrückt, denn eigentlich wollte er mit Yami wirklich nur schlafen, im wahrsten Sinne des Wortes und nicht das, was man sonst noch so darunter verstand. Jetzt war er jedenfalls irritiert. “Du sollst dich bei mir nicht wie ein Gefangener fühlen - du kannst immer gehen und kommen wie du willst. Es wäre nur lieb, wenn du mir immer Bescheid sagen würdest, damit ich mir nicht wieder so riesige Sorgen um dich machen muss.”
 

“Ja, Seto. Du hast Recht. Es tut mir leid”, mit diesen Worten stand Yami lächelnd auf und ließ sich von seinem Freund umarmen. Gemeinsam betrachteten die beiden noch kurz den Sternenhimmel und gingen dann nach Hause. Nach dem Abendessen war Yami gespannt wie ein Flitzebogen. Und nachdem er noch schnell geduscht hatte, erst recht, doch das ließ er sich nicht anmerken, denn gleich war es soweit, dass Kaiba mit ihm würde schlafen wollen. Ob er das durchstand? Aber ich liebe ihn doch! Warum also kann ich nicht einfach mit ihm schlafen?, schalt er sich selbst. Andere missbrauchte Leute sind doch auch nicht für den Rest ihres Lebens enthaltsam. Ich muss es jetzt tun, sonst verlässt er mich doch noch!, befahl er sich selbst und riss sich zusammen.
 

*Jetzt übertreib mal nicht, Kaiba!*g*

Gemeinsame Nacht?

*vorsichtig umguck* So, ich trau mich jetzt mal, das letzte Kapitel hochzuladen. Es ist nicht so toll geworden, weil ich solche Szenen einfach nicht schreiben kann. Ich hoffe, es gefällt euch trotzdem ein bisschen. Weil das Kapitel so kurz ist, kommt der Epilog gleich danach. Und ich danke euch für eure lieben Kommentare^^.
 

Als es dann soweit war, dass die beiden gemeinsam in ihr riesiges Bett stiegen, wunderte Kaiba sich, dass Yami sich nur mit einer Unterhose bekleidet neben ihn legte. Dabei hatte er gedacht, sein Freund wäre noch nicht soweit, sich ihm weiter zu öffnen. Oder wusste er etwa nicht, was für eine Wirkung er damit auf ihn erzielte? Kaiba kam jedenfalls ins Schwitzen, als er sich neben ihn legte. Zum Glück war das Bett so groß, dass man einen guten Abstand halten konnte. Doch eigentlich hatte er sich das nicht so vorgestellt. Er hatte doch in Yamis Armen einschlafen wollen, aber das ging beim besten Willen nicht, wenn der fast nackt war. Wahrscheinlich ginge das noch nicht mal, wenn er vollständig bekleidet wäre, überlegte Seto weiter. Was für eine dumme Idee das von ihm gewesen war!

Überrascht zuckte er zusammen, als sich Yami an ihn schmiegte und flüsterte:
 

“Warum bist du denn so weit weg, Seto? Ich dachte, du hättest dieses Bett extra für uns herrichten lassen, damit wir zusammen schlafen können”, kuschelte er sich an ihn. Kaiba erstarrte und schluckte. Was zum Henker stellte Yami nur mit ihm an? Wollte er, dass er ganz und gar die Beherrschung verlor, oder dachte er sich gar nichts dabei?
 

“Seto, was ist denn?”, fragte Yami nun seinerseits irritiert. Er hatte geglaubt, sein Cousin wolle mit ihm schlafen und nun war dieser so steif wie ein Brett und völlig abweisend. Aber eigentlich konnte er doch froh darüber sein. Nur fragte er sich jetzt andererseits, ob Seto ihn nicht mehr liebte.
 

“Ach, Yami”, seufzte dieser nun und wandte ihm sein Gesicht zu. “Was machst du nur mit mir?” Mit diesen Worten beugte er sich zu ihm und küsste ihn. Währenddessen strich er über die glatte, warme Haut, die ihn schier wahnsinnig machte. Wie konnte ein Mensch nur so wunderschön sein? Im hellen Vollmondlicht, welches durch das Fenster schien, konnte er ihn sogar ganz gut sehen, als er sich wieder von ihm löste und bewunderte ihn, weshalb Yami rot anlief vor Scham.
 

“Du bist wunderschön”, erklärte Seto schließlich.
 

“D-d-das… Findest du?”, stotterte Yami verlegen.
 

“Ja. Aber weißt du… Vielleicht ist das doch keine so gute Idee, dass du hier fast nackt neben mir liegst. Ich weiß nämlich nicht, wie lange ich mich da noch beherrschen kann. Also, falls du nicht willst, dass ich gleich über dich herfalle, dann solltest du besser was anziehen.”
 

“A-ber… Ich verstehe nicht. Das wolltest du doch sowieso, oder?”, meinte Yami verwirrt.
 

“Wie meinst du das?”
 

“Na ja, du hast doch gesagt, du wolltest mit mir schlafen. Deshalb war ich auch erst so aufgebracht, dass ich eine Auszeit und frische Luft brauchte. Aber dann habe ich mich entschieden, es jetzt doch zu tun.”
 

“Oh, Yami. Da hast du mich wohl doch falsch verstanden”, seufzte Kaiba. “Mit schlafen meinte ich wirklich nur schlafen und nicht das, was du gedacht hast. Ich muss zugeben, ich habe mich auch ziemlich missverständlich ausgedrückt. Aber ich dachte, es wäre klar, dass ich nichts tue, was du nicht willst.”
 

“Ach so”, machte Yami, noch verlegener werdend. Da war er ja ganz schön ins Fettnäpfchen getreten und jetzt schämte er sich fast zu Tode.
 

“Aber”, grinste Kaiba frech, “da du dich ja jetzt doch entschieden hast, es mit mir zu tun, können wir gerne damit anfangen.”
 

“Nein!”, rief Yami erschrocken, der nun doch nicht mehr wollte, nachdem Kaiba das Missverständnis aufgeklärt hatte. Doch sein Freund hörte nicht und stürzte sich auf ihn. Yami fing an zu schreien. Das konnte Seto doch nicht machen, der sollte gefälligst seine Pfoten von ihm lassen!
 

“Hör endlich auf, mich zu kitzeln!”, schrie Yami empört, musste aber doch lachen.
 

“Gut, ich höre auf”, erklärte Kaiba, wurde plötzlich ganz leise und zog Yami in einen sanften Kuss. Dieser war von den vielen Berührungen, auch wenn es nur kitzeln gewesen war, ganz kirre und dachte auf einmal gar nichts mehr, spürte noch Setos Lippen und seine Zunge sowie die streichelnde Hand auf seinem Bauch und in seinen Haaren. Das nutzte sein Geliebter schamlos aus und streifte ihm die Hose ab, was Yami dann doch bemerkte, aber geschehen ließ.
 

“Hey, Moment mal!”, rief er jedoch empört, nachdem Kaiba sich wieder von ihm gelöst hatte. “Du bist noch vollständig angezogen, während ich hier nackt rumliege”, stellte er fest.
 

“Gut, dann zieh mich aus”, empfahl Kaiba und lehnte sich ein wenig zurück.
 

“Na gut”, funkelte Yami ihn an, da jetzt sein “Kampfgeist” geweckt worden war. Er begann Setos blauen Schlafanzug aufzuknöpfen und fühlte sich fast so an, als würde er ein Geschenk auspacken, auch wenn seine Hände dabei zitterten. Immerhin hatte er keine Ahnung, wie sein Freund so ohne Kleidung eigentlich aussah und war schon neugierig. Als er fertig war, ließ sich Kaiba auf die Matratze sinken und schaute erwartungsvoll zu Yami auf. Der starrte ihn nun seinerseits erstmal an. Sein Freund schien sich ja gar nicht zu schämen. Bestimmt hatte er so was schon öfter gemacht. Bei dem Gedanken daran wurde Yami ganz schlecht vor Eifersucht, auch wenn Kaiba jetzt bei ihm war. Doch er verdrängte die Gedanken und ließ sich von ihm herunter ziehen, so dass er auf dessen Körper zu liegen kam und die beiden versanken erneut in einem leidenschaftlichen Kuss.
 

Yami stöhnte auf, als sein Freund sich bewegte und gegen seine Körpermitte rieb. Nun löste Seto den Kuss und liebkoste ihn weiter an seinem Ohr und dem Nacken. Entgegen dem, was man bei der abstehenden Frisur erwarten konnte, waren Yamis Haare ganz weich und er liebte es, hindurch zu streicheln.
 

“Uh”, machte Yami, als eine Hand sich auf seinen Po legte. Er begann zu zittern, aber nicht vor Angst, sondern weil dies alles so neu und aufregend für ihn war. Es fühlte sich doch erstaunlich gut an und besser, als er erwartet hatte, wie Seto ihn berührte und über den ganzen Körper streichelte und küsste. Er dachte gar nicht mehr daran, was sein Vater ihm angetan hatte und es war auch kein Vergleich zu dem, was Seto mit ihm tat.
 

Kaiba grinste erwartungsvoll, als er bemerkte wie sein Freund die Augen zusammenkniff und sich an ihn drängte. Offenbar hatte der mal seine sorgenvollen Gedanken abgeschaltet und genoss es einfach. Deshalb riskierte er es nun auch, Yami an seiner empfindlichsten Stelle zu berühren. Der zuckte kurz zusammen und riss die Augen auf, um sie dann mit einem Stöhnen wieder zu schließen, was Seto zum Anlass nahm, weiter zu machen. Yami klammerte sich an ihn und übte fast schmerzhaften Druck auf seine Schulter aus, während sich alles in ihm anspannte.
 

“Oh, Seto, das…”, stöhnte er.
 

“Ja, Schatz, was willst du sagen?” Statt einer Antwort, drückte sich Yami nur näher und rieb sich an ihm. Plötzlich zuckte er zusammen und presste sein Gesicht in Setos Halsbeuge, während er laut stöhnte. “Uh, was haben wir denn da?”, lächelte Kaiba, der seine beschmierte Hand hochhielt. Doch Yami sah das gar nicht, da er immer noch die Augen geschlossen und das Gesicht in seiner Halsbeuge verborgen hatte. Nachdem er wieder einigermaßen zu sich kam, richtete er sich mit hochrotem Kopf auf und meinte ernüchtert:
 

“Das war es schon?”, woraufhin Kaiba in lautes Lachen ausbrach.
 

“Was ist denn? Was ist jetzt so komisch?”, empörte sich Yami.
 

“Nun, es ist einfach… Du hattest so große Angst davor und dann kannst du nicht genug bekommen. Aber wir können ja auch noch weitermachen”, meinte Kaiba und Yami vermeinte ein Funkeln in den blauen Augen ausmachen zu können.
 

“Ja, doch ich will nicht, dass du… ich meine, dass du … meinen Hintern als Übungsfeld benutzt”, brachte Yami schließlich umständlich hervor und wurde, wenn es überhaupt möglich war, noch röter. Kaiba lachte auf diese Erklärung schon wieder los. Jedoch blieb ihm das Lachen im Hals stecken, als sich Yami nach unten beugte und seinen Mund benutzte, um ihn zu befriedigen.
 

“Oh… oh, man, Yami!”, stöhnte Seto und vergrub seine Hände in dessen Haarpracht. Wie schaffte es der Kleine bloß, so gut zu sein, wo er doch keinerlei Erfahrungen hatte? Schließlich wand sich Seto unter seinem Cousin und bäumte sich auf. Yami kam wieder hoch und lächelte.
 

“Du siehst wunderschön aus, wenn du dich so gehen lässt”, verkündete er und setzte sich auf seinen Cousin. Nun war es an Seto rot zu werden. So was hatte ihm noch nie jemand gesagt.
 

“Und du… Man sollte nicht meinen, dass du eben noch Angst davor hattest.”
 

“Ja, aber ich vertraue dir. Und irgendwann werde ich vielleicht auch bereit für mehr sein.”
 

“Nur vielleicht?”, stichelte Seto. “Na, komm her!”, meinte er schließlich und zog Yami noch einmal zu einem Kuss hinunter. Anschließend kuschelten sie sich aneinander und Yami flüsterte:
 

“Du, Seto. Ich bin total müde. Aber es war wunderschön.” Kurz darauf war er auch schon eingeschlafen.

Des weiteren...

Am nächsten Morgen war Seto auffallend happy und pfiff sogar fröhlich vor sich hin, was, wie Mokuba hätte schwören können, dieser noch nie zuvor im Leben getan hatte. Als dann Yami in der Küche auftauchte, während er sich verschlafen den Sand aus den Augen rieb, von Seto in die Arme genommen und geküsst wurde, war es selbst für den Kleinen klar, was hier offensichtlich lief. Er hatte ja jetzt ein paar Tage Zeit gehabt, sich an den Gedanken zu gewöhnen, trotzdem war ihm diese Beziehung immer noch suspekt. Doch da er seinen großen Bruder so fröhlich sah wie noch nie, beschloss er, nichts dagegen zu sagen. Und eigentlich hatte er ja auch Yami ins Herz geschlossen und wusste, dass sein Cousin seinem Bruder niemals absichtlich wehtun würde.
 

“Seto”, blinkte Yami seinen Freund an.
 

“Hm?”
 

“Ich liebe dich.”
 

“Ich dich auch”, erwiderte dieser und küsste Yami erneut.
 

“Jetzt reicht’ s aber mal!”, fuhr Mokuba auf. “Diese ganze Turtelei ist ja nicht mehr auszuhalten!”, mit diesen Worten knallte er seine Cornflakes-Schüssel auf den Tisch und verließ das Zimmer. Seto schüttelte verständnislos den Kopf.
 

“Na, willst du ihm nicht hinterher?”
 

“Der beruhigt sich schon wieder”, versicherte Seto und wollte sich lieber Yami widmen.
 

“Nein, warte mal!”, duckte der sich unter ihm weg. “Ich mein das ernst.”
 

“Hmpf. Na schön”, gab Seto, auf so unfaire Weise erpresst, nach und ging raus um die Sache mit seinem kleinen Bruder zu klären.

Wie sich herausstellte, hatte Mokuba gar nichts gegen die Beziehung der beiden einzuwenden, jedoch war es ihm furchtbar peinlich, die zwei so zusammen zu sehen. Weshalb Yami und Seto den Entschluss fassten, möglichst nicht vor seinen Augen “herumzumachen”.
 

In den folgenden drei Jahren vollendete Yami seine Ausbildung in der Kaiba-Corporation sehr erfolgreich und es wurde offiziell bekannt gegeben, dass er Seto Kaibas Cousin war. Ebenso wie die Öffentlichkeit erfahren hatte, dass sie zusammen waren, was aber eher ungewollt geschehen war, nachdem sie ein Reporter ein paar Monate, seitdem sie zusammen gewesen waren, zufällig auf der Straße entdeckt hatte. Andererseits konnten sie sich auch nicht darüber beschweren, da sie in der Öffentlichkeit Händchen gehalten und sich geküsst hatten.

Kaiba hatte in der Folge so einige Probleme mit seinen Geschäften, da viele Japaner in dieser Hinsicht doch noch sehr konservativ waren. Trotzdem schaffte er es mit der ihm eigenen Genialität und seinem Enthusiasmus über die Runden zu kommen und schließlich gelang es ihm sogar, wieder so gute Geschäfte zu machen wie vor bekannt werden der Tatsache, dass er homosexuell veranlagt war.
 

Yami war mit der Zeit auch immer besser über den Missbrauch durch seinen Vater hinweggekommen, auch wenn er in trüben Stunden immer noch davon verfolgt wurde. Im Großen und Ganzen war er aber glücklich, vor allem da er Seto mit jedem Tag mehr liebte und dieser ihn. Auch mit Mokuba verstand er sich weiterhin gut und Joey war nach wie vor sein bester Freund.
 

Eines Abends saßen Yami und Seto wieder einmal gemütlich zusammen gekuschelt auf der weichen Couch im Wohnzimmer.
 

Yami seufzte tief und starrte nachdenklich ins Leere.
 

“Was ist los mit dir? Du wirkst so trübselig heute”, stellte Kaiba fest.
 

“Ach, nein. Ich denke nur daran, wie wir uns damals kennen gelernt haben. Die Zeit ist so schnell vergangen. Kaum zu glauben, dass das jetzt drei Jahre her ist.”
 

“Ja, stimmt. Die Zeit ist wirklich wie im Fluge vergangen.”
 

“Hm. Und außerdem habe ich mich gefragt, ob wir wohl immer zusammenbleiben und glücklich sein werden.”
 

“Zweifelst du etwa daran?”, wunderte sich Kaiba nun und runzelte die Stirn. “Denkst du, ich könnte jemals aufhören, dich zu lieben?”
 

“Nein”, schüttelte Yami den Kopf. “Versteh mich bitte nicht falsch, ich zweifle nicht an dir. Vielmehr ist es einfach so… Weißt du, mein ganzes Leben kommt mir inzwischen viel zu schön vor, um wahr zu sein. Ich frage mich halt, ob es überhaupt möglich ist, dass es für immer so bleibt und dann bekomme ich Angst vor dem Zeitpunkt, wenn ich wieder ganz alleine bin.”
 

“Das wird niemals geschehen”, versprach Kaiba und küsste Yami liebevoll auf die Stirn. “Ich kann dir zwar nicht versprechen, dass unser Glück ewig währt - schließlich ist niemand unsterblich”, lächelte er und zwinkerte spaßeshalber, “aber solange ich lebe, werde ich immer bei dir sein. Du musst keine Angst haben, ich könnte dich irgendwann einmal verlassen. Dafür liebe ich dich viel zu sehr. Und ich dachte auch, das wüsstest du, nach drei Jahren”, klang er etwas beleidigt.
 

“Ja, tut mir leid. Es ist einfach nur…ich denke wohl zuviel nach und kann nicht glauben, dass es immer so schön bleiben kann wie jetzt.”
 

“Dann warte es doch einfach mal ab”, schlug Kaiba vor.



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Von:  jyorie
2013-04-07T20:34:25+00:00 07.04.2013 22:34
Hey ^_^

Das ist schön, das die beiden es gepackt haben und glücklich sich. Eine schöne ff. Hat mir gut gefallen :)

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2013-04-07T20:34:06+00:00 07.04.2013 22:34
Hey ^_^

Hm ... Es hat mich überrascht, das yami seto ausgezogen hat, ich hätte gedacht, das seto aktiv bleibt, ihn
verwöhnt und er ihn daran hundert nachzudenken ... Weil wenn yami etwas tut, fällt es ihm leichter abzu-
brechen ... Na er hat es ja nicht getan :) hast du süß geschrieben.

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2013-04-07T20:33:58+00:00 07.04.2013 22:33
Hey ^_^

das ist wirklich schlimm mit den Ängsten die Yami hat, aber er macht sich einfach zu viele gedanken. Wie
schön, das Seto ihn noch gefunden hat, aber der Entschluss das Yami etwas über sich ergehen lassen würde,
auch wenn es ihm nicht gefällt, behagt mir nicht. ... ich hoffe die beiden kommen rechtzeitig darauf.

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2013-04-07T20:33:26+00:00 07.04.2013 22:33
Hey ^_^

das war irgendwie süß, wie sich Yami bei dem Angestellten entschuldigt, dem er sein Essen Stibitzt hat :D
Auch schön das er wieder arbeiten kann und nicht so viel grübeln muss. Nur Moki tut mir leid, das er es so
erfahren hat.

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2013-04-07T07:26:34+00:00 07.04.2013 09:26
Hey ^_^

Wie gemein ... Einen ganzen Monat Hausarrest nur für die Katze. ...

Hm .., ich kann yami verstehen und auch seto ... Hoffentlich bekommt yami das in den griff :)

CuCu Jyorie
Von:  jyorie
2013-04-07T07:26:24+00:00 07.04.2013 09:26
Hey ^_^

oh man, ich dachte wirklich, wo Yamis Vater aufgetaucht ist, das er ihn jetzt entführt und in den letzten vier Kapiteln mus Seto versuchen ihn zu retten … aber zum Glück war Seto rechtzeitig da, Yami ist ja auch ohne das ihn sein Vater richtig in die Finger bekommen hat noch ziemlich aufgelöst gewesen.

CuCu Jyorie
Von:  jyorie
2013-04-07T07:26:07+00:00 07.04.2013 09:26
Hey ^_^

das war süß, jetzt wissen es beide, nur schade das Yami so etwas erlebt hat und sich nicht richtig auf Seto einlassen kann. … Nur das mit der Katze, hoffentlich bekommt Mokuba nicht so sehr viel Ärger.

CuCu Jyorie
Von:  jyorie
2013-04-07T07:25:58+00:00 07.04.2013 09:25
Hey ^_^

oh nein wie süß, jetzt hat es beide erwischt, und der Arme Joey ist mitten drin und soll es jetzt Kaiba sagen woran Yami zuvor gescheitert ist. Das wird bestimmt lustig, ich muss ja nur daran denken, wie Joey neulich zu besuch war und die beiden zum ersten Mal aufeinander getroffen sind.

CuCu Jyorie
Von:  jyorie
2013-04-07T07:25:51+00:00 07.04.2013 09:25

Hey ^_^

oh weh, was für eine dumme Idee den armen Yami so anzulügen, aber wieso kann Seto den nicht in seinem Verhalten lesen, was Yami möchte. … andererseits ist es ja auch schön zu lesen, wenn beide wollen, nicht können usw. … eben dieses seufzt-wenn-sie-wüssten-Feeling ^^ ich bin gespannt wer den ersten Schritt tut :D

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2013-04-07T07:25:42+00:00 07.04.2013 09:25
Hey ^_^

wow ein Kaiba der sich so lange entschuldigt und hinter Yami herläuft, bis er klein bei gibt … da wird Joey auf dem Richtigen Dampfer sein, das Seto wohl ziemlich viel an dem Kleineren liegt. :D

CuCu Jyorie


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