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Lost Boys resurrected

Every me and every you
von

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I'm in a crowd and I'm still alone

I’m in a crowd and I’m still alone

Kapitel 2 continued
 

Er trat wütend mit dem Fuß gegen den Schrank in seinem Wohn- und Schlafzimmer. Die Stimme seiner Mutter am anderen Ende der Telefonleitung brachte ihn zum Rasen.

„Toll unterstützt ihr mich!“ brüllte er ins Telefon. „Habt ihr dieses Loch in dem ich wohnen muss schon mal gesehen?! Wisst ihr eigentlich, dass ich jetzt noch nicht weiß, wovon ich mir was zu Essen kaufen soll?! Merkt ihr es nicht?“

Seine Mutter schoss sogleich zurück. Der Tonfall war erschreckend ähnlich dem ihres Sohnes.

„Sei doch froh, dass du überhaupt etwas bekommst! Nach all den Scherereien die wir mit dir hatten, die letzten Jahre. Da schickt man dich auf diese … diese Schule und wo endet es? Eine Anzeige und kein Abschluss. Wir haben dir gesagt, dass wir alles bezahlen, wenn du dein Abitur hast, aber du hast kein Abitur, du hast nichts! Trotzdem bekommst du Geld. Was ist los? Warum suchst du dir nicht wenigstens einen Job!?“

Er krallte die Hände so fest um den Hörer, dass es wehtat.

„Du hast keine Ahnung, was ich durchmachen musste. Du hast ja keine Ahnung und jetzt lässt du mich eiskalt versauern, nur weil ich deinen Ansprüchen nicht genüge.“

„Komm mir nicht wieder so! Du hättest dein Abitur mit links machen können. Du hast es dir selbst versaut!“

Er schloss die Augen fest, so fest, dass er kleine Sterne tanzen sah. Sie hatte Recht, ja irgendwie hatte sie Recht, aber es war alles so schrecklich aus dem Ruder gelaufen.

„Mama, bitte, ich brauche Geld“, er versuchte seine Stimme von der unbändigen Wut zu befreien.

„Gut“, sagte sie nach einer kurzen Pause. „Gut, du bekommst mehr Geld. Aber dann will ich, dass du diesen Kerl nie wieder besuchst, Sonny.“

Sonny biss die Zähne aufeinander um ihr nicht ins Ohr schreien zu müssen, dass er doch auf ihr Geld schiss, wenn sie solche verdammten Bedingungen stelle. Doch er konnte nicht auf das Geld verzichten.

„Abgemacht“, log er und richtete den Blick zur Decke, von der langsam der Putz bröckelte. „Abgemacht, ich werde Ronald nicht mehr im Knast besuchen.“
 

Sonny stieß die Tür der Bar gekonnt lässig auf und zog dabei die Blicke aller Typen auf sich. Gut so. Da war sicher einer dabei, der ihm etwas zu Trinken spendierte, wenn er sich schon selbst nichts leisten konnte. Es roch nach Alkohol, nach Rauch und Schweiß. Sonny blieb in der Nähe der Tür stehen und sah sich um. Ein Kerl an der Bar grinste ihm dreckig zu. Sonny zog eine Augenbraue hoch und lächelte trocken. Nein, der fiel schon mal durch das Raster. Viel zu ungepflegt. Sonny fuhr noch immer auf Anzüge ab, aber heute Abend schien hier kein einziger Kerl im Anzug zu sein. Er sah nur Jeans, Poloshirts, einfache T-Shirts, Pullis und Tank Tops aber nicht einmal ein ordentlich gebügeltes Hemd. Sonny seufzte und verzog unbefriedigt das Gesicht.

„Hey Süßer …“, Die Stimme war so plötzlich so dicht an Sonnys Ohr, dass er fast einen halben Meter in die Luft sprang. Der Typ bekam einen tödlichen Blick ab. „Du bist heiß. Wie wär’s mit uns beiden?“

„In deinen Träumen“, zischte Sonny und wandte sich ab, um sich einen Platz zu suchen.

Du bist heiß!

So ein Lügner.

Verbittert setzte er sich an einen Tisch und ließ seinen Blick über die Kerle gleiten. Er war nicht heiß. Er hatte nicht einmal ordentliche Klamotten. Er musste rumlaufen, wie ein gewöhnlicher dummer Junge: in T-Shirts und Jeans. Wie er es hasste. Was war aus seinen Stil geworden, den Überbleibseln aus der Schulzeit? Alles verschlissen und kaputt. Sonny fluchte leise, während er sich fragte, wann das ein Ende haben würde. Angewidert blickte er an sich hinunter. Eine schwarze Jeans – Sonderangebot aus dem Kaufhaus – ein einfaches schwarzes T-Shirt – diese Dinger kosteten ohnehin nicht viel – und eine einfache graue Kapuzenjacke – das letzte Geschenk seiner Mutter an ihren gescheiterten Sohn. Kein Armani mehr, kein Lacoste. Wäre doch alles wie früher. Wäre doch alles so, wie damals, als er mit Blecket im Bett war, als alle es ahnten, aber niemand es genau wusste. Er seufzte und nahm aus dem Augenwinkel wahr, wie sich jemand ihm gegenüber setzte. Sonny ließ seinen Blick gelangweilt schweifen und bekam riesengroße Augen, als er seinen Gegenüber erkannte.

„Der gescheiterte Sonny ‚King’ Iero“, sagte Tovey mit einem betrunkenen Grinsen und prostete Sonny mit einem Glas zu.

„Scheiße“, murmelte Sonny und stützte sich mit den Ellenbogen auf den Tisch. „Bist du zugedröhnt.“

„Besser als vorbestraft“, konterte Tovey und nahm einen kräftigen Schluck von was auch immer. Sonny betrachtete ihn kopfschüttelnd und grinste matt. Dieser kleine Idiot hatte noch immer nichts dazugelernt. Wahrscheinlich lebte er mit Brian unter einem Dach und wunderte sich, warum es ihm schlecht ging.

„Trauerst du immer noch diesem Vollidioten Brian hinterher?“

Tovey schüttelte sein Glas sanft und betrachtete leicht fasziniert die klare Flüssigkeit darin. Also Wasser war das sicher nicht!

„Ich trauere Brian hinterher, ich trauere Alex hinterher und dem heißen blonden Zivi aus dem Krankenhaus.“

„Du bist so erbärmlich“, sagte Sonny, wirkte aber sichtlich amüsiert. „Was war das Problem mit dem Zivi, hast du ihn mit Brian betrogen?“

„Hete“, unterbrach Tovey knapp und nahm wieder einen Schluck aus seinem Glas. „Wenn er es nicht gewesen wäre, hätte er Brian gefickt.“

Sonny strich über sein raues Kinn und hatte dabei sehr eindeutig etwas von Ronald Blecket. In Toveys Stirn grub sich eine tiefe Falte.

„Vögelst du immer noch Rentner?“

„Nein“, sagte Sonny langsam. „Ich vögele niemanden, solange Ronald im Knast ist. Ich warte auf ihn.“

Tovey begann haltlos zu kichern.

„Das – muss Liebe sein“, brachte er hervor und grinste Sonny unverschämt an. „Und ich dachte ich hätte endlich eine Chance auf einen Fick mit einem alten Freund.“

„Mit dir würde ich nicht mal ins Bett gehen, wenn du der letzte Mann auf der Erde wärst“, gab Sonny zurück und lehnte sich lässig nach hinten.

„Oh, das bezweifle ich.“

Tovey griff in seine Hosentasche und holte etwas Giftgrünes heraus. Sonny legte die Stirn in Falten. Irgendwo hatte er das Ding schon einmal gesehen, aber ihm wollte nicht einfallen wo. Tovey begann mit dem Ding zu spielen, ließ seine Finger über das Plastikgehäuse streichen, während Sonny immer noch versuchte, seinen Erinnerungen auf die Sprünge zu helfen. Plötzlich ertönte ein Klicken, eine Klinge sprang aus dem Gehäuse. Sonny zuckte zusammen. Heute Abend würde er noch einen Herzinfarkt erleiden, wenn das so weiterging. Tovey seufzte und legte das Klappmesser zwischen sich und Sonny auf den Tisch.

„Er ist auf und davon. Zurück nach Moskau, diese Mistkröte. Dieser kleine Stricher.“

Sonny lächelte, fast ein wenig mitleidig und betrachtete das Messer gespannt.

„Bring dich doch um. Dann kann dir kein Stricher der Welt mehr was.“

„Tss“, machte Tovey und blickte hoch in die Augen seines ehemaligen Freundes. Sonny musste zugeben, dass dieser wütende Blick einen gewissen Zauber besaß. Er hatte Tovey nie so genau betrachtet, wie er es jetzt tat. Tovey hatte dunkelbraune Augen und schwarz gefärbte Haare. Er trug einen grauen Pulli, darunter wohl ein schwarzes Shirt und eine schwarze Hose. Soweit Sonny es erkennen konnte zierte seine schmale Hüfte ein weißer Gürtel. Sehr schön. Zusammen sahen die beiden aus als würden sie sich kennen. Wie peinlich.

„Ach, sag bloß du hast es schon versucht?“ Der Gedankenaustausch zwischen ihnen schien wieder zu funktionieren. Tovey zog die Augenbrauen hoch, als wolle er sagen:

Ja, das habe ich und es war so dramatisch und traurig, dass man eigentlich nicht darüber reden sollte. Ich mach es natürlich trotzdem, wenn du willst.

Sonny lachte. Das würde ein unterhaltsamer Abend werden.

„Wann lässt man ihn wieder auf die Menschheit los?“ fragte Tovey mit einem leichten Nicken in Richtung der Tür. Sonny folgte dem Nicken erst, bevor er bemerkte, dass Tovey Ronald Blecket meinte.

„In einem Monat, zehn Tagen und 5 Stunden, von jetzt an“, sagte Sonny und starrte immer noch die Tür dabei an. Tovey lachte wieder.

„Das meinte ich erst!“

„Ich auch“, sagte Sonny und grinste schief. Er konnte es kaum erwarten endlich wieder in Ronalds Armen zu liegen. Die Besuche im Knast waren nichts als trauernde schmachtete Blicke für einen ziemlich verwahrlosten Mann, der dringend neue Anzüge brauchte.

„Wenn ich hier wieder raus bin“, sagte Ronald jedes Mal und beugte sich so weit zu Sonny vor, wie er es sich erlauben konnte, ohne dass ihn jemand für schwul hielt. „Werden wir uns mit meinem wohlverdienten Geld ein schönes Leben machen. Nur wir beide.“

Sonny seufzte und fuhr sich unvermittelt durch die Haare. Diese Geste hatte er eindeutig nicht von seinem Geliebten. Der Knast war für Ronald eine harte Nummer. Man wusste zwar, dass er wegen Vergewaltigung saß, aber niemand wusste, dass er Jungen vergewaltigt hatte. Und wenn es jemand herausbekam, dann hätten sie ihm sicher das Leben dort zur Hölle gemacht. Nicht, dass es nicht schon schlimm genug war. Ronald musste Sonny als seinen Sohn verkaufen um nicht zusammengeschlagen zu werden. Leider, musste Sonny zugeben, nahm ihm jeder ab, dass sie Vater und Sohn seinen. Dabei fand Sonny selbst, dass Blecket noch sehr jung und sexy war.

„Du bist krank“, bemerkte Tovey und leerte sein Glas mit einem weiteren Schluck.

„Du etwa nicht?“ konterte Sonny mit einem spöttischen Blick.

„Nicht halb so krank wie du.“

„Da würde ich nicht mal meine dreckige Unterwäsche drauf verwetten.“

Sie sahen sich in die Augen, doch keiner der beiden hielt den Blick lang genug. Schließlich starrten sie gemeinschaftlich auf die Tischplatte, bis Sonny etwas abwesend fragte:

„Wie geht es Aron?“

Tovey schnaubte und ließ seinen Zeigefinger über den Rand seines leeren Glases kreisen.

„Mir egal.“

Sonny zeigte ein hinterhältiges Lächeln.

„Er ist also immer noch mit Brian zusammen?“

Tovey nickte pikiert und stützte jetzt den Kopf auf seine Hand.

„Immer noch. Das scheint nie zu Ende zu gehen. Ich warte förmlich darauf, doch es klappt einfach nicht. Da kann kommen, was da will. Es ist zum Kotzen.“

„Und, was hast du jetzt vor?“ fragte Sonny und ließ seinen Blick durch die Bar streifen, ob wohl jetzt etwas Brauchbares dabei war. Lieder kam er zu dem Schluss, dass nicht einmal ein einziger annährend tauglicher Kerl hier umherwandelte und wandte sich wieder seinem ehemaligen Kumpel zu, der nun verbissen in sein leeres Glas starrte.

„Ich gehe nach Moskau“, murmelte Tovey, ohne aufzublicken.

Sonny lachte leise, ob dieser wahnsinnigen Idee.

„Mach Moskau? Wo der Wodka in Strömen fließt? In die Hochburg der Homophobie? Ich habe selten etwas Dämlicheres gehört!“

Tovey funkelte ihn an, stand wortlos auf und ging. Wie kam er dazu ausgerechnet Sonny von seinen strahlenden Plänen der Reunion mit Alexej zu erzählen. Niemand verstand ihn. Nicht einmal sein einziger Freund Brian. Wieso also sollte Sonny ihn unterstützen? Die Tür der Bar fiel hinter Tovey ins Schloss. Jetzt musste er nur noch einen Weg finden seinen Eltern das Geld für seinen kleinen Ausflug nach Russland aus dem Kreuz zu leiern. Keine so leichte Aufgabe, aber vielleicht würde Cindy, seine Zwillingsschwester ihn unterstützen. Sie war die Einzige die ihn immer verstand, aber das mochte daran liegen, dass sie beide gleich verrückt waren. Die Gene eben …



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  -Sherlock-
2010-04-17T11:48:19+00:00 17.04.2010 13:48
auch wen er krank ist!Tovey is iwie immer noch mein Lieblongs chara da gibts so parallelen zwischen ihm un d mir..nee scherz.
Mal wieder tolles kapi und man sieht deutlich wie tief Sonny jetzt gesunken ist.
Du bist genial*fähnchen schwänk*


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